Monty Python’s Flying Circus

In den 1960er Jahren fand sich eine Truppe von Menschen zusammen, die das Programm der BBC um eine neue Variante von Comedy-Sendung erweitern wollte. Doch mal ganz ehrlich, was wäre passiert, wenn diese Leute, John Cleese, Eric Idle, Terry Jones, Terry Gilliam, Michael Palin und Graham Chapman sich für einen der anderen Namen entschieden hätten, die am Anfang diskutiert wurden? Wäre „A Horse, a Bucket and a Spoon“, „Sex and Violence“, „Owl-stretching Time“, „The Toad-elevating Moment“ oder gar „Gwen Dibley’s Flying Circus“ so einprägsam geworden wie das eigentliche Endresultat „Monty Python’s Flying Circus“? Nein, die Wahl war ausgezeichnet, obwohl damals – wie so oft – niemand ahnen konnte, was diese Idee nach sich ziehen würde.

Die Sendung brachte ein paar Neuerungen, zum einen trauten sie sich Dinge, die sich andere nicht trauten, schrammten mehr als einmal an der Grenze der Zensur und überschritten sie auch hier und da – tatsächlich gibt es einige Sketche, die der Schere zum Opfer fielen, in anderen wurden einzelne Worte nachträglich mit „harmloseren“ überspielt oder ganz ausgeblendet. Eine große Neuerung war, dass die einzelnen Sketche in den wenigsten Fällen eine Schlusspointe hatten, sondern nahtlos in den nächsten Sketch übergingen. Cleese meinte dazu, das sei in den 1960er Jahren in vielen Comedy-Programmen ein Problem gewesen: es wurde ein Sketch gespielt, der unglaublich komisch war, der aber dann völlig zerstört wurde durch eine schlechte Schlusspointe, die geschrieben worden war, um die Szene irgendwie zu einem Ende zu bringen. Das Dilemma hatte der „Flying Circus“ nicht.

Durch die provokante Art griffen die „Pythons“ genau das Fernsehen an, dem sie manchmal selbst zum Opfer fielen: Die doppelbödige Moral. Zum Beispiel gab es eine Episode, in der Graham Chapman als Teilnehmer des „Proust-Zusammenfass-Wettbewerb“ nach seinen Hobbies gefragt wurde und er antwortete, dies sei „Tiere erwürgen und masturbieren“ (original „strangle animals and masturbating“). Der BBC war das zu heikel, und so wurde das Wort „masturbating“ einfach ausgeblendet. John Cleese erklärte dazu in einer Jubiläumssendung Jahre später, er fand es interessant, dass es für die BBC offenbar in Ordnung ging, wenn ein Mensch „Tiere erwürgen“ als Hobby angibt, „masturbieren“ – was ja wesentlich harmloser war – offenbar aber nicht.

Obwohl die „Pythons“ ihren Humor für „nicht exportfähig“ hielten, wurden 1972 zwei deutsche Folgen produziert: „Monty Pythons Fliegender Zirkus“, die eine in Deutsch (ein Kleinod, die „Pythons“ sprechen tatsächlich selbst Deutsch, gaben aber hinterher zu, einfach nur „wie Papageien“ das wiederholt zu haben, was man ihnen vorgesprochen hatte), die andere in Englisch mit deutschen Untertiteln. Die komplette Serie wurde erst später ausgestrahlt, im Original mit Untertiteln, zunächst im österreichischen ORF, dann in den dritten Programmen und auch auf ARTE. In den 1990er Jahren traute man sich im Auftrag von SAT 1 an eine Synchronisation, die allerdings mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, da etliche Fans diese Variante ablehnten. Manche Gags erwiesen sich als schlicht unübersetzbar.

Lang erwartet wurde nun eine Box, in der sich die komplette Serie auf DVD befindet und bei der mindestens die Original-Tonspur dabei ist, wenn nicht sogar ausschließlich. Und endlich ist sie erschienen. Es handelt sich dabei um eine Sammlung mit 7 DVDs (Serie 1 bis 3 mit je 2 DVDs und Serie 4 auf 1 DVD), wobei man allerdings völlig auf die deutsche Tonspur verzichtet hat. Es ist die Serie im Original, die mit etlichen Untertiteln daher kommt – natürlich auch deutschen. Die Übersetzung ist ordentlich, auch wenn manchmal ein übler Hammer eingebaut wurde. Beispielsweise wird der Zwischentitel „Dim of the Yard“ mit „Dim aus dem Hof“ übersetzt, obwohl Dim als Inspektor von Scotland Yard, der Polizeibehörde, vorgestellt wird. Aber vermutlich wird das die Fans nicht groß stören, denen ist es wichtiger, das Original zu hören, etwa wenn der „tödliche Witz“ auf Deutsch erzählt wird: „Wenn ist das Nunstück git und Slotermeyer? Ja! Beierhund das Oder die Flipperwaldt gersput!“

Auf diese Weise bewahrt die Serie ihren Charme, wenn es auch manchmal etwas schwierig ist, den vielen sehr britischen Anspielungen zu folgen (beispielsweise wenn Lord Nelson beim tödlichen Sturz von einem Hochhaus brüllt „Kiss me, Hardy!“, was tatsächliche die letzten Worte des historischen Lord Nelson waren), in einigen Fällen ist es schlicht und ergreifend auch die Zeit, die ihren Tribut fordert, wenn Namen wie Raymond Baxter oder Robin Day fallen, die bei der BBC in den 1960er Jahren sehr bekannt waren, heute aber nicht mehr so geläufig sind. Wer hier mehr wissen will, dem ist mit den deutschen Übersetzungen der Drehbücher geholfen, „Monty Python’s Flying Circus – Sämtliche Worte Band 1“ und „Sämtliche Worte Band 2“, in denen all diese Anspielungen erklärt werden.

Die Serie ist sehenswert, der Preis ist angemessen – bei manchen Serien kostet eine Season doppelt so viel. Noch etwas? Nein, eigentlich nicht. Sie wollen noch mehr wissen? He – ich habe keine spanische Inquisition erwartet!

Haha! Niemand erwartet die spanische Inquisition!

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