Unwort des Jahres: “kreative Kündigungsgrund-Gestaltung”

Unabhängig von den Instanzen, die sich jedes Jahr damit beschäftigen, das “Unwort des Jahres” zu finden habe ich schon mein ganz persönliches gefunden. Es heißt “kreative Kündigungsgrund-Gestaltung”. Gefunden habe ich das Wort in einer Broschüre, in der Seminare für Arbeitgeber angeboten werden.

Die Titel dieser Seminare lesen sich allerdings wie das “1 x 1 des asozialen Arbeitgebers”. Die Seminare heißen zum Beispiel:

  • In Zukunft ohne Betriebsrat – Wege zur Vermeidung, Auflösung und Neuwahl des Betriebsrats
  • Die besten Kündigungsstrategien – Kündigen ohne Abfindung
  • Die Kündigung “störender” Arbeitnehmer – So gestalten Sie kreativ Kündigungsgründe
  • Die einseitige Änderung von Arbeitsbedingungen durch den Arbeitgeber – Lohnkürzungen, Arbeitszeitänderungen, Streichung freiwilliger Leistungen
  • Ausstieg aus dem Arbeitgeberverband – So schützen Sie Ihr Unternehmen rechtzeitig vor überhöhten Tarifabschlüssen
  • Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich – Alle rechtlichen Möglichkeiten für Arbeitgeber
  • Dienstleistungsfreiheit in der EU – 30 % weniger Lohnkosten durch Einsatz ausländischer Arbeitnehmer

Immer wieder mal meldeten sich in der Vergangenheit Politiker zu Wort, die eine Lockerung des Kündigungsschutzes in Deutschland forderten. Bisher bin ich dieser Forderung sehr skeptisch gegenüber gestanden. Seit ich diese Seminarbroschüre gelesen habe, bin ich ein strikter Gegner einer Kündigungsschutzlockerung geworden. Denn so lange Arbeitgeber darin geschult werden, wie sie “kreativ Kündigungsgründe gestalten”, brauchen die Arbeitnehmer jeden Schutz, den sie kriegen können.

Das Wort “kreativ” bedeutet “etwas neu schöpfen”, eigentlich eine sehr positive Sache. Da es jedoch im Zusammenhang mit der “Gestaltung von Kündigungsgründen” geradezu pervertiert wird, hat dieses Wort den Titel “Unwort des Jahres” verdient.

Deswegen ist es mein persönliches “Unwort des Jahres 2006”.

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