Aschermittwoch… traurige Tradition ist es, dass sich die verschiedenen politischen Parteien Deutschlands versammeln und auf den jeweiligen Gegner eindreschen. Traurig. Nur dieses Jahr war es ein wenig anders, vermutlich, weil die zwei “Großen” (CDU und SPD) auf Bundesebene doch irgendwie zusammenarbeiten müssen.
Mir fiel aber etwas anderes auf: der – noch – amtierende Ministerpäsident von Bayern und Vorsitzende der CSU, Edmond Stoiber, hat ein Zitat gebracht, das ich sehr merkwürdig finde. In seiner Drei-Stunden-Marathon-Rede meinte er, er sei froh gewesen, dass Bundeskanzlerin Merkel beim (Zitat) “amerikanischen Präsidenten Breschnew” die Problematik um Guantanamo Bay angesprochen habe.
Bitte – bei wem? Also, soweit ich informiert bin, heißt der derzeitige Präsident der USA Bush. Sollte Stoiber sich tatsächlich auf Leonid Iljitsch Breschnew beziehen, so sei ihm folgendes angesagt und kundgetan:
1. Breschnew war nie amerikanischer Präsident.
2. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nie mit Breschnew über Guantanamo Bay gesprochen, denn
3. Breschnew ist bereits tot (und Merkel war zu seiner Regierungszeit noch nicht Kanzlerin).
Leonid Iljitsch Breschnew war Generalsekretär der KPdSU, zwar ein Staatsoberhaupt, aber kein Präsident (und erst recht kein amerikanischer). Er übte dieses Amt zu einer Zeit aus, als man dies noch bis zum natürlichen Tod tat (1964 bis 1982). Zwei weitere Generalsekretäre mussten noch folgen (Juri Andropow und Konstatin Tschernenko), bevor überhaupt Michail Gorbatschow 1985 die weltweite Politikbühne betrat.
Was soll uns das sagen? Breschnew gibt es nicht mehr, die KPdSU gibt es nicht mehr, die Sowjetunion gibt es nicht mehr… und bald gibt es den politischen Edmond Stoiber nicht mehr. Von daher scheint ihm der Satz von seinem besonderen Gespür für Geschichte in den Mund gelegt worden zu sein.