Ohne Nachhaltigkeit ist heutzutage kein Fortschritt denkbar. Dies gilt auch für das Gesundheitswesen, das die Folgen des Klimawandels auffängt und zugleich selbst zur Klimabelastung beiträgt (z. B. durch medizinische Einwegprodukte). Umso wichtiger sind umweltsensible Maßnahmen, denn Klimaschutz hilft, die Erderwärmung zu bremsen, Erkrankungen zu verringern und die Gesundheitskosten zu senken. Zur Förderung dieser Ziele hat die Barmer zusammen mit Dr. Eckart von Hirschhausens Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis Gesundheit“ ins Leben gerufen. Er zeichnet Projekte aus, die die Weichen für eine gesunde Zukunft stellen und konkrete Verbesserungen im Alltag ermöglichen. Am 29. November wurden die Gewinner in drei Kategorien gekürt.
Gesundheit stärken: Krisenchat hilft jungen Menschen Durch die Corona-Pandemie und die globalen Krisen ist die mentale Belastung von Kindern und Jugendlichen stark gestiegen. Um sie gezielt zu unterstützen, wurde im Mai 2020 krisenchat.de gegründet. Über 350 psychologisch ausgebildete Krisenberaterinnen und -berater sowie 90 Angestellte begleiten junge Menschen unter 25 Jahren rund um die Uhr, anonym und kostenlos. Krisenchat hat bereits 130.000 Beratungen durchgeführt – mit dem Ziel, für eine gesunde Zukunft vorzusorgen.
Versorgung gestalten: Studie zur nachhaltigen Antibiotikaversorgung Bei der Antibiotikaproduktion gelangen oft aktive Substanzen in die Umwelt. Das fördert die Ausbreitung von resistenten Bakterien, die lebensgefährliche Infektionen auslösen können. Die AOK Baden-Württemberg hat daher gemeinsam mit dem IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung und unterstützt vom Umweltbundesamt eine Studie zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Antibiotikaversorgung durchgeführt. Ziel ist, Anreize für die umweltgerechte Produktion von Antibiotika zu schaffen und ihre Wirksamkeit für künftige Patienten zu sichern.
Umwelt schützen: klimafreundlich pflegen Durch die Alterung der Gesellschaft steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen an – bereits heute werden circa 0,8 Millionen stationär betreut. Das Projekt „Klimafreundlich pflegen“ der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat sich zum Ziel gesetzt, die Emissionen ihrer Pflegeeinrichtungen zu reduzieren und bis 2040 klimaneutral zu werden. Entstanden ist ein ganzheitliches Konzept, das alle Bereiche von Gebäudeenergie bis zur Verpflegung abdeckt. Die ersparten Kosten können in eine bessere Pflege investiert werden.
Der Alltag der Menschen weltweit ist von neuen Technologien, großen ökologischen Herausforderungen und neuen Beschäftigungsmöglichkeiten geprägt. Wie sehen die Menschen im Zusammenhang mit diesen Veränderungen die Rolle der Wissenschaft: Wird sie eher kritisch betrachtet oder als Hoffnungsträger? Eine in weltweit zehn Ländern durchgeführte aktuelle Studie unter dem Titel „3M State of Science Insights“ zeigt, dass die Wissenschaft überall als grundlegend bei der Lösung drängender Probleme wie dem Klimawandel angesehen wird.
Wissenschaft soll neue Wege gehen, um Auswirkungen des Klimawandels abzumildern
„Als Innovationsführer wissen wir, welch essenzielle Rolle Wissenschaft und Technologie für den Fortschritt unserer Gesellschaft spielen“, kommentiert Christin Schack, Vorsitzende der Geschäftsführung von 3M Deutschland, die Ergebnisse der Umfrage. Das Unternehmen hatte die Studie in Auftrag gegeben, durchgeführt wurde sie von Morning Consult. Speziell die Menschen in Deutschland erhoffen sich von der Wissenschaft, dass diese neue und innovative Wege für drängende Herausforderungen findet: 88 Prozent gaben in der Umfrage an, dass Innovationen den Planeten voranbringen sollten, vor allem in Bezug auf sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen, saubere Luft, Nachhaltigkeit und Naturschutzbemühungen sowie Lösungen für den Klimawandel.
Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland sieht Auswirkungen des Klimawandels auf persönliches Umfeld
Der Klimawandel macht den Menschen in Deutschland nach wie vor große Sorgen: 45 Prozent der Befragten gaben an, dass er bereits Auswirkungen auf ihr persönliches Umfeld hat. In den letzten Jahren hat Europa mehrere extreme Wetterereignisse erlebt, darunter steigende Temperaturen und unerwartete Stürme. Die zunehmende Häufigkeit solcher Ereignisse spiegelt sich in den Ängsten der Bevölkerung wider: Zu den größten Sorgen gehören extreme Wetterereignisse, der Mangel an sauberem Wasser und langfristige Temperaturveränderungen. Infolgedessen geben 78 Prozent der Menschen an, dass der Umgang mit dem Klimawandel für sie wichtig ist.
In Zeiten von Corona, Krieg in der Ukraine und Klimakrise wird die Debatte über Eskapismus in Form von Fantasy und Science Fiction häufiger diskutiert. Einige Argumentieren, dass es in solch schwierigen Zeiten angemessen ist, sich mit anderen Realitäten zu beschäftigen, um Ablenkung zu finden und den Stress zu reduzieren. Andere glauben jedoch, dass eine solche Beschäftigung unangemessen ist und dass wir uns stattdessen auf die Probleme konzentrieren sollten, die direkt vor uns liegen.
Es ist jedoch unbestreitbar, dass die Fantasy- und Science-Fiction-Genres eine starke Faszination auf viele Menschen ausüben. Sie bieten uns die Möglichkeit, in andere Welten einzutauchen und uns von den Herausforderungen unserer eigenen Realität zu lösen. Dies kann eine wertvolle Möglichkeit sein, Stress und Angst zu reduzieren und unsere Psyche zu stärken.
Aber es ist nicht nur eine Frage der Ablenkung. Fantasy und Science Fiction können uns auch inspirieren und uns neue Perspektiven auf das wahre Leben eröffnen. Durch die Beschäftigung mit fiktionalen Welten und futuristischen Szenarien können wir uns mit Ideen und Konzepten auseinandersetzen, die sonst möglicherweise nicht in unseren Fokus geraten würden. Dies kann uns helfen, kreativer zu denken und neue Lösungen für die Probleme zu finden, die uns in unserem eigenen Leben begegnen.
Zudem bieten Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten auch eine Möglichkeit, uns mit anderen zu verbinden und gemeinsam über die Probleme unserer Welt nachzudenken. Indem wir über fiktionale Welten diskutieren und uns über unsere eigenen Ängste und Wünsche austauschen, können wir unsere Beziehungen stärken und ein besseres Verständnis füreinander entwickeln.
In der Tat ist es dringend notwendig, dass wir uns mit anderen Realitäten beschäftigen, nicht nur als Ablenkung, sondern auch als Inspiration für das wahre Leben. Durch die Beschäftigung mit Fantasy und Science Fiction können wir unsere Psyche stärken, neue Perspektiven gewinnen und uns mit anderen verbinden. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, dass wir uns mit den Herausforderungen auseinander setzen. Wenn fremde Welten dazu ein Vehikel sein können, würde ich sagen: Nur zu!
Den Körper bis zur Selbstaufgabe trainieren, bewusst auf Essen verzichten oder Hormonpräparate konsumieren? Geht es um die seelische und körperliche Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, zeigen sich die sozialen Netzwerke als wahrer Dschungel. Neben offenkundigem Hass gegenüber Fremden, Frauen oder Homosexuellen gibt es auch Angriffe wegen des Aussehens. Das trifft vor allem junge Menschen.
Ein verzerrtes Körperbild führt zu Hass
Laut JIM-Studie 2021 nutzen mehr als zwei Drittel der 12- bis 19-Jährigen mindestens eines der gängigen sozialen Netzwerke, um sich inspirieren zu lassen und die aktuellen Trends zu verfolgen. Dabei begegnet ihnen häufig ein verzerrtes Körperbild: schlank und mit ebener, fehlerfreier Haut. Wer diesem Ideal nicht entspricht, gilt als unsportlich und ungesund – und läuft Gefahr, aufgrund seiner äußeren Merkmale beleidigt und abgewertet zu werden. Das sogenannte Body Shaming führt dazu, dass sich Kinder und Jugendliche nicht in ihrem Körper wohlfühlen, sich für zu dick halten und bereits in jungen Jahren versuchen, sich durch das Auslassen von Mahlzeiten oder regelmäßigem Erbrechen selbst zu optimieren. Besonders perfide ist es, wenn Body Shaming als gut gemeinte Botschaft verpackt wird. Das kann ein Kommentar unter dem Bild einer jungen Frau im Bikini sein, der ihr nahelegt, sich doch lieber nicht so freizügig zu zeigen – oder der darauf hinweist, dass sie selbst schuld sei am Body Shaming, wenn sie sich so zeige. Ein typisches Beispiel von Victim Blaming. Hier wird den Betroffenen selbst die Schuld zugewiesen, Täter und Opfer werden umgekehrt.
Auf dem Weg der Besserung
Um Kinder und Jugendliche vor den Folgen von Body Shaming und Victim Blaming zu schützen, ist zunächst wichtig, dass sie diese kennen. Initiativen wie Teachtoday von der Deutschen Telekom klären über die Gefahren im Netz auf und zeigen, wie man soziale Netzwerke sicher und kompetent nutzt. Hilfreiche Informationen und Tipps rund um Manipulation und Hass im Netz gibt es zum Beispiel unter www.teachtoday.de. Hinzu kommt: Immer mehr Menschen verurteilen das verzerrte Körperbild und dazugehörige Reaktionen zunehmend. So präsentieren sich in den sozialen Netzwerken dank der Body-Positivity-Bewegung zunehmend Personen, die nicht der angeblichen Norm entsprechen. Body Positivity steht dabei für Selbstliebe mit dem Ziel, zum eigenen Körper zu stehen und sich wohlzufühlen, so wie man ist. Ebenso hilfreich kann Body Neutrality sein. Ziel dieses Modell ist es, ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper zu bekommen. Letztendlich soll Selbstwert nicht über den Körper, sondern über den Charakter und Werte definiert werden.
Quelle: Helliwood media & education im Förderverein für Jugend- und Sozialarbeit e.V., Berlin
Ab sofort sind Bewerbungen um den Deutschen Kinder- und Jugendpreis des Deutschen Kinderhilfswerkes möglich. Mit der Auszeichnung werden Projekte gewürdigt, bei denen Kinder und Jugendliche beispielhaft an der Gestaltung ihrer Lebenswelt mitwirken. Der Deutsche Kinder- und Jugendpreis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert und damit der höchstdotierte bundesweite Preis für Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland. Langjähriger Partner ist der Europa-Park in Rust. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Januar 2023. Die Preisverleihung findet im Sommer im Europa-Park statt. Neben der Bekanntgabe der Gewinnerprojekte erwartet die Teilnehmenden dort ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Musik-Acts und Prominenten, die das Engagement der Kinder und Jugendlichen wertschätzen. Bei unseren Kollegen von der EXPEDITION R findet man Berichte über die Preisträger vergangener Jahre genau hier.
„Die Beteiligung von Kindern ist ein zentraler Wert einer demokratischen Gesellschaft. Mit dem Deutschen Kinder- und Jugendpreis zeichnen wir das Engagement von Kindern und Jugendlichen für ihre eigenen Rechte oder die Rechte anderer aus. Gleichzeitig weisen wir darauf hin, wie wichtig der Beitrag von Kindern und Jugendlichen für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft ist. Kinder und Jugendliche, die sich aktiv bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten einbringen, engagieren sich auch als Erwachsene eher an der Gestaltung des Gemeinwesens. Mit der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen wird somit ein wesentlicher Grundpfeiler unserer Demokratie gestärkt. Wir sind dieses Jahr wieder auf die Einsendung von einfallsreichen Angeboten, die mit viel Kreativität der Kinder und Jugendlichen umgesetzt werden, sehr gespannt“, sagt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, zum Start der Bewerbungsphase.
Mit dem Deutschen Kinder- und Jugendpreis wirbt das Deutsche Kinderhilfswerk im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention für eine stärkere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Fragen und Belangen. Um ihre aktive Teilnahme zu sichern, stellt das Deutsche Kinderhilfswerk Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses. Nur so fühlen sie sich wertgeschätzt und lernen Demokratie. Zudem werden die Projekte der Kinder und Jugendlichen im Rahmen der Preisverleihung in besonderer Weise öffentlich gewürdigt.
Vergeben wird der Preis in den Kategorien Solidarisches Miteinander, Politisches Engagement und Kinder- und Jugendkultur. Die Gewinner des 1. Platzes jeder Kategorie erhalten ein Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro. Außerdem wird es in jeder Kategorie eine lobende Erwähnung geben, die mit 3.000 Euro dotiert ist. Zusätzlich wird ein Projekt mit dem Europa-Park JUNIOR CLUB Award ausgezeichnet, der mit einem Preisgeld von 3.000 Euro gewürdigt wird.
Die Bewerbung erfolgt online unter www.dkhw.de/dkjp. Dort sind weitere Informationen sowie Hinweise zum Ausfüllen der Bewerbung aufgeführt. Die Vorhaben sollen bereits begonnen haben oder im letzten halben Jahr abgeschlossen worden sein. Für die Endauswahl werden je Kategorie sechs Projekte durch eine Fachjury nominiert. Danach wird der Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes als Kinderjury die Preisträgerinnen und Preisträger ermitteln. Kinder und Jugendliche der Gewinnerprojekte für den Deutschen Kinder- und Jugendpreis werden zur Preisverleihung in den Europa-Park in Rust eingeladen und erhalten während der Veranstaltung die Möglichkeit, ihr Projekt direkt auf der Bühne vorzustellen. Zusätzlich wird von jedem Gewinnerprojekt sowie von den lobenden Erwähnungen ein Kurzfilm gedreht, der zur Vorstellung des Engagements dient.
Es begann mit dem Schmieden der großen Kritiken. Die Kritiker hofften, eine Kultur des Austauschs, des Abgleichens von Ideen und des Anhörens von Standpunkten zu finden. Doch sie wurden alle betrogen. Denn es wurde noch eine Art der Kritik laut. So, wie Morgoth Missklänge in die Schöpfungsmusik der Valar brachte, brachten ihre Stimmen den Diskurs nicht voran. Es ging nur darum, möglichst laut und auf übertriebene Weise das Internet vollzurotzen. Und so wie Sauron nach seiner Niederlage in der Schlacht des letzten Bündnisses hatten auch diese Kritiken keine körperliche Substanz. Denn Kritik war auch gar nicht das Ziel. Das Ziel war Angriff. Bei manchen vielleicht auch Vernichtung. Eine unheilvolle Entwicklung, die ihren Anfang in den frühen Tagen des 21. Jahrhunderts fand und die seither immer schlimmer geworden ist. Denn was nicht hätte vergessen werden dürfen, geriet in Vergessenheit.
Für diesen Artikel gibt es zwei Auslöser. Der eine ist blankes Entsetzung meinerseits darüber, wie die dunkle Seite von YouTube mittlerweile aussieht. Ich war ja einiges gewohnt, ich habe den Aufstieg der so genannten „angry critics“ miterlebt und festgestellt, dass es sich hierbei um eine sehr ungesunde Spielart handelt. Vielleicht war die Idee des „angry critics“ auch einmal, Kritikern, die über die Stränge schlagen, selbst den Spiegel vorzuhalten. Doch falls das der Plan war, ist davon nichts mehr übrig geblieben. Der Spiegel, der den Hass vorführen sollte, ist nicht mehr da. Vielleicht war er nie da. Nur der Hass ist noch vorhanden. Und der ist schlimmer als je zuvor.
Als ich mich nach dem Finale der ersten Staffel von „Die Ringe der Macht“ hinsetzte, um mich über die Kritikerlandschaft zu informieren und vor allen Dingen ein paar Kanäle abzugleichen, die sehr viel besser als ich die direkten Anspielungen in den Episoden erkennen würden, da führt mich der unheilvolle Algorithmus von YouTube leider auf direktem Weg in die dunkle Seite. Beispielhaft kann man hier einen Kanal nehmen, der die Besessenheit, mit der die Negativität weitergegeben wird, sehr gut illustriert. Zum Vergleich: Von „Die Ringe der Macht“ kam pro Woche eine Episode heraus. Das sind also rechnerisch vier Episoden für einen Monat. In diesem Kanal kamen im gleichen Zeitraum vierundzwanzig (!!) Videos heraus, die sich an der Serie abarbeiteten, im Schnitt also sechs Videos pro einzelne Folge (Notabene: im Schnitt!). Die Thumbnails der Videos sprechen für sich, wir sehen einzelne Darsteller der Serie, wobei hier entweder Video-Standbilder genommen wurden, die unvorteilhaft aussehen oder es wurden Bilder verfremdet, dass sie einen besonders widerwärtigen Eindruck machen (in einem Bild wurde beispielsweise eine Hand ins Bild montiert, so dass es aussieht, als würde sich Galadriel mit wütendem Gesichtsausdruck in der Nase bohren). Die Titel der Videos sind ähnlich reißerisch, AMAZON sei „in Panik“, die Serie „ein epischer Reinfall“, „hässlich und dumm“, „Müll“, eine „Missgeburt“ – und so weiter. Und der Inhalt der Episoden ist genau das, was das Thumbnail verspricht. Wenn wir den menschlichen Verstand mit einer Amphore vergleichen, aus der man Kreativität abschöpfen kann, so haben die Macher hier nicht nur den Bodensatz der Kreativität erreicht, sie haben den Boden der Amphore durchschlagen und kratzen gerade den Dreck aus dem Erdreich, das noch dazu radioaktiv verstrahlt ist, um daraus Content für YouTube zu produzieren.
Ja, ich weiß. Irgendjemand wird ums Eck kommen und sagen: „Ja, darf man denn diese Serie gar nicht mehr kritisieren?“ Doch, das darf man. Aber dieses substanzlose Gekreische ist keine Kritik. Ein Kind, das sich auf den Boden wirft, mit Händen und Füßen trommelt und schreit, weil das Spielzeug, mit dem es gerade spielen wollte, halt nun gerade vom Geschwisterkind in Beschlag genommen wird, verhält sich ähnlich. Doch bei dem Kind gehört das zum Prozess der geistigen Reife dazu. Bei dem Kind können wir die Hoffnung haben, dass es lernen wird, dass nicht alles nach seinem Willen geht und dass man andere respektieren muss. Bei den Produzenten solcher Videos ist Hopfen und Malz verloren. Viel schlimmer ist: Sie werden belohnt. Nicht nur von Menschen, die sie in ihrem destruktiven Verhalten bestärken, sondern auch vom YouTube Algorithmus.
Der zweite Auslöser für diesen Artikel war wiederum ein Artikel, den ich durch Zufall über Facebook gefunden habe. Dieser gibt sehr gut meine Gefühle im Bezug auf die Serie wieder. In Details, was ich gut fand und was ich nicht so gut fand, stimme ich nicht immer mit dem Autor überein, aber das „große Ganze“ passt sehr gut. Deswegen, bevor Ihr diesen Artikel weiterlest, schaut Euch vielleicht erstmal das an:
Mir geht es genauso wie Sebastian Richartz. Ist „Ringe der Macht“ die beste Serie oder die beste Tolkienadaption oder das beste Stück Filmgeschichte, die / das je produziert wurde? Nach dem momentanen Stand meiner Meinung nach eher nicht. Ist sie deswegen „ein epischer Reinfall“, „hässlich und dumm“ oder eine „Missgeburt“? Ebenfalls nein. Und damit kommen wir in eine Problemzone. Solche Kritiken werden nämlich immer weniger wahrgenommen. Die lauten, die kreischenden Kritiken sind jene, die so tun, als sei „Ringe der Macht“ direkt aus dem Schlund eines Balrog gekommen, die sind es, die man sieht. Sofort, wenn man auch nur eine Sache an der Serie gut findet, wird man von diesen so genannten „Kritikern“ an den Pranger gestellt, wobei sie sehr einfallsreich darstellen, dass man entweder dumm sei und daher sowieso alles gut findet, was einem von „der“ Filmindustrie vorgesetzt wird oder verblendet, ein „social justice warrior“ – auch „linksgrünversiffter Systemling“ oder früher „Gutmensch“ genannt -, der Freude an der „Wokeness“ hat, die den totaaaaal unpolitischen Inhalt, den das Werk ja schon immer hatte, verseucht. Entweder man ist mit den Kritikern oder gegen sie. Das „Dazwischen“, die Grautöne, das existiert für diese Art von Kritiker nicht.
Damit werden allerdings zwei Probleme immer größer. Zum einen muss man sagen, dass Menschen, die diese extremen Ansichten vertreten, nicht in der Mehrheit sind – die Zuschauerzahlen sprechen da für sich, egal ob irgendein YouTuber behauptet, die Serie sei ein Flop und AMAZON in Panik -, sie benehmen sich aber so. Es ist fast schon ironisch, aber genauso wie es beim „Herrn der Ringe“ um Macht geht – schließlich ist der „Eine Ring“ ja das ultimative Instrument der Macht – geht es auch hier um Macht. Es geht darum, den Diskurs zu bestimmen. Und hier frage ich mich selbst: Hoffen solche YouTuber tatsächlich, sie würden es schaffen, ein Projekt wie „Die Ringe der Macht“ so nachhaltig zu sabotieren, dass es eingestellt wird? Und ist es nicht ein Widerspruch, dass es notwendig ist, lauthals und marktschreierisch zu betonen, wie schlecht doch die Serie sei? Denn wenn die Serie keinen Anklang findet, dann wird AMAZON auch keine weiteren Staffeln produzieren, ganz egal, was irgendein YouTuber sagt. Das Problem erledigt sich dann von selbst. Nein, man möchte auf Nummer Sicher gehen. Die Zuschauer sollen schon vor dem Beginn der eigentlichen Serie wissen, dass sie sie schlecht zu finden haben (ja, das Niedermachen von „Die Ringe der Macht“ fing schon mit den Trailern an).
Wenn sich nun ein Studio von den lautstarken „angry critics“ beeinflussen lässt, dann kommt Chaos heraus. Zuletzt durften wir das als Liveperformance bei der Sequel-Trilogie von „Star Wars“ erleben. Die laut gekreischte Kritik, die rassistischen Anwürfe an Schauspielerinnen und Schauspieler führte zu dem Durcheinander, das nun als Episode 9 die Skywalker-Saga abschließt. Schleicht sich sowas ein, werden wir das leider noch häufiger erleben. Vielversprechende Anfänge werden abgewürgt und dann doch wieder das produziert, was man schon kennt. Nummer Sicher.
Zum anderen führt diese Art der Kritik zur Zerstörung des Diskurses. Wenn die eine Seite laut wird, muss der Rest eigentlich genauso laut werden. Genauso kreischen. Genauso übertreiben. Solche Kritiker mag es geben, aber sie sind nicht so laut wie die anderen und ihre Zahl noch kleiner. Die breite Masse moderater Kritik bleibt eher leise und überlegend. Unaufgeregt, so wie der Beitrag von Sebastian Richartz. Damit behalten die Lauten die Diskurshoheit. Und würde man versuchen, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, würde der Diskurs ebenfalls zerstört, da nun nur noch Geschrei und Gekreische herrscht. Oder die Situation eskaliert noch weiter. Ich darf nur daran erinnern, dass Jake Lloyd, der Darsteller des jungen Anakin Skywalker in „Star Wars Episode 1“ so bedrängt wurde, dass er seine Schauspielkarriere beendete. Hayden Christensen, sein „Nachfolger“ in Episode 2 und 3 ging es ähnlich. Erst jetzt, Jahrzehnte später, da die Emotionen abgekühlt sind, wird erkannt, dass es auch Leute gab, die ihn in seiner Rolle gut fanden. Die ihm auf der offiziellen Star Wars Con applaudierten und begeistert jubelten, als er erzählte, dass er für die Serie „Obi-Wan Kenobi“ nochmal Darth Vader spielen wird.
Wenn nur noch geschrien und gekrischen wird, geht erleben wir genau das, was „Die Ringe der Macht“ sehr gut in der Zerstörung der Südlande dargestellt hat: Ein Vulkan bricht aus, es regnet Asche und Feuer und das ganze Land wird in eine ewige Dunkelheit gehüllt. Ja, ich weiß, das Bild habe ich schon mal bemüht und ich habe vieles von diesem Artikel in dem Zusammenhang schon erwähnt. Ich hatte nur noch nicht das volle Ausmaß der Macht Saurons erkannt. Vielleicht wollte ich es auch nicht wahrhaben. Ich hatte gehofft, aber… worauf habe ich diese Hoffnung eigentlich gegründet? Ich weiß es nicht.
Was mich vor allem überrascht, ist dieser blanke Hass auf sowas banales wie eine Serie. Und ja, es ist banal! Die Welt hat echte Probleme, nicht nur in fernen Landen, auch hier bei uns (oder in Amerika oder wo auch immer die Serie läuft). Aber stattdessen arbeitet man sich an fiktiven Figuren und den Leuten, die sie darstellen, ab. Vielleicht ist hier ein Teil der Erklärung zu sehen, fiktive Probleme, die noch dazu überzogen dargestellt werden, an den Pranger zu stellen, ist wohlfeil. Jeder dieser Kritiker kann sich selbst als der große Held sehen, der sich gegen „das System“ – was auch immer das sein mag, da kann man so viel projizieren – stellt. Ein echtes Risiko geht er damit keins ein. YouTube findet, dass diese Videos mit seinen AGBs übereinstimmen und auch den Monetarisierungsregeln entsprechen. Damit bringt dieser Inhalt den Kritikern vor allem auch eins: Geld. Und eine ähnlich laute Gegenreaktion haben sie eh nicht zu befürchten.
Irgendwo sitzt Sauron und lacht sich ins Fäustchen. Daher darf ich Euch bitten, solche differenzierten Ansichten wie die von Sebastian Richartz weiterzuverbreiten. Und sei es nur, damit noch mehr Leute erfahren: Okay, die Welt ist noch nicht komplette durchgedreht. Ich glaube, das würde schon helfen.
Ja, ich weiß, ich habe das für den Videokanal angekündigt, aber irgendwie wollen die Worte für ein Videoskript nicht so richtig zusammenkommen, dass es sich lohnen würde, für ein einzelnes Thema ein Video zu produzieren. Deswegen wurde es nun also am Ende ein Beitrag fürs Blog. Ist auch mal wieder was schönes. Es ist halt einfach zu viel unterschiedliches. Und der Algorithmus sagt, so ein Mix wird nicht goutiert. Dann eben nicht. Dann eben so.
Um gleich die Frage zu beantworten, die wahrscheinlich vielen Lesern gerade im Kopf herumschwirrt: Was ist das für ein Titel für den Beitrag? Was soll das sein mit „klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“. Die Geschichte ist lang, sie ist ein Ergebnis des Twitch-Formats Ferngesprächs mit dem Titel „Museen“. Tommy Krappweis musste hier erfahren, dass es in naturkundlichen Museen Schubladen gibt, in denen Vögel liegen, allerdings nicht lebendig und auch nicht so ausgestopft, dass man sie ausstellen könnte. Sondern nur der Bald, also sprich, die Haut und die Federn. So dass man erkennen kann, wie der Vogel grundsätzlich gebaut ist. Eben für naturkundliche Studien. Tommy meinte daraufhin irgendwas wie, das entspräche nicht dem Bild, das er so hätte, dem „klassischen Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“.
Ein paar Tage zuvor nun hatte Tommy versucht, eine künstliche Intelligenz dazu zu bringen, ein Bild von Bernd dem Brot zu zeichnen (dessen Mit-Erfinder Tommy ist). Das Ergebnis war mehr in der Art „Angriff der außerirdischen Mutanten-Brote“ als alles andere. Aber in dem Moment, wo Tommy das bei dem Ferngespräch sagte, kam mir eine Idee und ich gab den Satz „klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“ in eine AI ein. Das Ergebnis war folgendes:
Faszinierend, nicht wahr? Ein kurzer Moment, ein Gag, eine heitere Lustbarkeit. Doch am selben Abend wurde die Meldung herumgeschickt, dass Elon Musk Twitter nun doch kaufen wollte. Verdammt, gerade wenn man denkt, es ist schon genug los auf dem Planeten, passiert sowas auch noch! Musk hat sich in den letzten Tagen ja alle Mühe gegeben zu beweisen, dass seine Ahnungslosigkeit keine Grenzen kennt. Musks Ahnungslosigkeit sprang durch die Gegend, um sich mit Musks Dunning-Kruger-Effekt zu paaren, und das Ergebnis dieser zweifelhaften Vereinigung soll nun also Twitter werden. Trump soll zurückkehren und das ganze in ein Höllenloch von Fakenews verwandelt werden (nicht dass wir damit nicht schon genug Probleme hätten, der Herr Milliardär hätt’s nur gern um das Hundertfache potenziert).
Und von Jan Böhmermann kann man halten, was man will, aber er weiß einfach, wann ein guter Moment ist. Als die Nachricht kam (die Engländer sagen hier „the message broke“, also wörtlich „die Nachricht bricht“, was ich ein viel passenderes Bild zur Situation finde), veröffentlichte er einen Tweet, in dem er verkündete, sein öffentlich-rechtliches Magazin würde schon länger eine Instanz auf der Twitter-Alternative „Mastodon“ unterhalten, und zwar „det.social„. Das hatte ich mir schon überlegt, als Musk Twitter das erste Mal kaufen wollte. Nun sollte es also soweit sein. An diesem Abend richtete ich ein Konto auf Mastodon bzw. det.social ein und exakt um 22.58 Uhr am 4. Oktober 2022 wurde der erste Tröt abgesetzt:
Tröt Nummer 1: Ich würde jetzt gerne was Kluges schreiben. Leider fällt mir nichts ein. Aber wird schon.
Und wer mir und dem Projekt dort folgen will, findet beides kombiniert gleich hier!
Was hat das alles aber mit der ursprünglichen Idee zu tun, nämlich eine Betrachtung von „Herr der Ringe: Ringe der Macht“ im Videokanal herauszubringen. Sehr viel. Ich dachte nämlich darüber nach, was alles passiert war, auch in der Gesellschaft. Ich hatte natürlich schon andere Videos über „Ringe der Macht“ gesehen, dabei allerdings etwas festgestellt, das… hm.
Und schon geht es los. Hat es sich in die Gesellschaft und die gesellschaftliche Kommunikation eingeschlichen? Oder brach es plötzlich heraus? Wo war es vorher, wo kam es her? Und genau da kommen wir in eine Problemspirale. Fangen wir also erstmal an: Wovon rede ich überhaupt? Von Kontroversen. Von denen haben wir ja in den letzten zweieinhalb Jahren genug gesehen. Corona schien ein Katalysator dafür gewesen zu sein, dass manche Teile der Bevölkerung sich endlich von „Joch“ des gesellschaftlichen Miteinander befreien und ihrer Egomanie freien Lauf lassen konnten. Die Teile scheinen den verständnisvollen, respektvollen Diskurs völlig zerstören zu wollen. Es geht nur noch um Kontroversen. Weil die so schön einfach sind. Es gibt nur zwei Möglichkeiten und fertig. Mit allem anderen scheinen einige Teile der Bevölkerung – nicht nur in Deutschland – überfordert zu sein.
Da passen auch die Ferngespräche wieder rein, denn was Tommy hin und wieder mal bemerkt, sind die (Zitat) „verdammten Graustufen“. Die Experten, die dort auftreten, machen uns aufmerksam darauf, dass das Leben in vielen Fällen halt eben nicht „so oder so“ ist. Sondern dass es da – glücklicherweise – ganz viel gibt.
Wenn wir gerade die Demonstrationen von rechtsgerichteten Kreisen von heute sehen, da ist dann das genaue Gegenteil zu sehen: Person X ist nicht einverstanden mit „der“ Politik – also müssen wir in einer Diktatur leben! Dass „nicht einverstanden sein mit der Regierungspolitik“ – sei die Kritik nun berechtigt oder auch nicht – elementarer Bestandteil einer Demokratie ist, wird ausgeblendet. Ich hab „die da oben“ nicht gewählt, und wenn jemand an der Macht ist, den ich nicht gewählt habe, dann ist das Diktatur!
Das blendet mittlerweile in viele Bereiche des Lebens rein. Eben auch in Filmkritik. Ich versuche – jetzt, nach sechs Folgen – immer noch genau zu eruieren, was meine Gefühle für „Ringe der Macht“ sind. Ich weiß es nicht genau. Damit verstoße ich aber schon mal gegen die Regel Nummer 1 des Aufmerksamkeitszyklus. Denn um überhaupt wahrgenommen zu werden, hätte ich meine Meinung spätestens ein paar Minuten nach der Veröffentlichung der ersten Folge der Serie auf AMAZON Prime raushauen müssen. Und als zweites ist meine Meinung im Moment immer noch… jo. Genau, das trifft es vielleicht: Jo. Oder besser: JoTM. Was meine ich damit? Die Serie hat mich nicht umgehauen, als Gesamtpaket. Ich bin davon begeistert, wie sie aussieht und ausgestattet ist, die Handlung hat mich noch nicht völlig weggerissen. Ich finde sie nicht schlecht, versteht mich nicht falsch, aber ich finde sie – im Moment noch – eben noch nicht grandios. Wobei ich sagen muss, dass ich vom Hauptereignis der Folge 6 (und den Auswirkungen in Folge 7) überrascht wurde und ebenfalls begeistert war. Die Dinge können sich langsam entwickeln und davon macht die Serie reichlich Gebrauch.
In Kontrast dazu sehe ich, dass die meisten schlechten Kritiken auf AMZON über die Serie nach einer oder zwei Folgen geschrieben wurde, und auch hier sehen wir Extreme: ein Flop, das schlechteste was es gibt, kann weg und so weiter. Machen die das mit Büchern auch? Lesen das erste Kapitel, und wenn ihnen das nicht gefällt, fliegt das Buch ins Eck? Dann brauchen diese Leute keines von meinen Büchern zu lesen, die ich gerade am Erarbeiten bin, denn Spoiler: Auch ich werde da nicht gleich im ersten Kapitel alles enthüllen, auch diese Geschichte wird Zeit brauchen, bis sie sich entwickelt.
Ich persönlich bin wirklich gespannt auf das Finale der ersten Staffel. Wie ich heute gehört habe, haben die Dreharbeiten für die zweite Staffel gerade begonnen. Also scheint „Ringe der Macht“ zumindest kein totaler Flop zu sein, allen Unkenrufen zum Trotz. Vielleicht komme ich nochmal auf das Thema zurück, wenn die erste Staffel beendet ist.
Und worum ging’s jetzt in den Artikel eigentlich? Folgt dem Phantastischen Projekt bei Mastodon! Und lasst Graustufen zu! Und vor allen Dingen: Macht Euch nicht lächerlich, so wie dieser eine Typ, dessen YouTube-Kanal ich hier nicht verlinke, der mit einer Atemschutzmaske vor der Kamera steht, mit elektronisch verstellter Stimme spricht und Video um Video darüber produziert, warum dies zu „woke“ ist, warum jenes ein Flop werden wird und vor allem ständig verkündet, dass Disney quasi jede Sekunde die Meldung bringen wird, dass sie Kathleen Kennedy, die Chefin von Lucasfilm, gefeuert haben. Erinnert ein bisschen an die Prospekte von den Teppichläden, die ich in den 1990er Jahren immer im Briefkasten gefunden habe, die ständig verkündeten, dass der Laden geschlossen wird und es deswegen „nur jetzt“ diese tollen Angebote gäbe. Ich glaube, es war sogar „RTL Samstag Nacht“, die darüber einen Gag machten, der mit der Zeile endet: „In Geschäftsauflösung seit 1990!“
Ich sollte aufhören, an diesem Beitrag zu schreiben. Aber wie bringe ich ihn zu einem Ende? Vielleicht wäre der Gag von „RTL Samstag Nacht“ der richtige Zeitpunkt gewesen? Oder soll ich jetzt aufhören?
Oder hätte ich aufhören sollen? Ich weiß es nicht. Es ist so viel los, meine Gedanken fahren Achterbahn und Ihr sollt gefälligst daran teilhaben. Vielen Dank, damit Schluss, ich räume jetzt die Wäsche aus der Waschmaschine!
SPOILER!
PS: Doch noch was. Der Finger schwebte schon über der Maustaste, um den Artikel endlich zu publizieren, da fiel mir etwas auf – was für eine Allegorie! Deswegen die Spoilerwarnung, denn nun muss ich doch das Ereignis benennen, das ich oben nur umschrieben habe: In Folge 6 wird der Vulkan aktiviert, den wir aus „Herr der Ringe“ als Schicksalsberg kennen. Der Vulkan stößt Aschewolken aus, damit werden die Südlande in ewige Dunkelheit gehüllt, was den Orks erlaubt, auch am Tag herumzulaufen (ansonsten verbrennen sie im Sonnenlicht). Und genau das Bild, wie Waldreg den Schlüssel einsetzt, was die Wasser des Flusses freisetzt, damit sie den Vulkan zum Ausbruch bringen, der Ausbruch des Vulkans selbst und die Aschewolken, ist das, was vor meinen Augen entsteht, wenn Twitter wirklich von Musk übernommen wird. Natürlich wurde die Szene nicht als Allegorie auf diese Übernahme geschrieben, aber dafür ist es eben Mythologie – wenn man das Gefühl im Bezug auf reale Ereignisse durch eine Geschichte beschrieben bekommt und erkennt, warum man eben dieses Gefühl hat.
Hatte ich nicht gesagt, die Geschichte „Der Name der Rose“ ist vorbei, basta, aus, Amen und so weiter? Ja, richtig, das hatte ich. Seither ist ein bisschen Zeit vergangen und während ich Planungen für die Zukunft vom Phantastischen Projekt machte, kamen mir gleichzeitig noch ein paar Gedanken, die ich nachverfolgte und mir Notizen machte. Irgendwann nahmen die Notizen ein paar Seiten ein und da mir die Situation in den USA – um es mal vorsichtig auszudrücken – nicht geheuer ist, vor allem, da der religiöse Radikalismus auch schon zu uns rübergeschwappt ist, gerade rüberschwappt und auch weiterhin rüberschwappen wird – man danke nur daran, dass der Vorsitzende der CDU, Friedrich Merz, sich mit einem evangelikalen Radikalen treffen wollte oder dass Armin Laschet einen Berater hat, der durch extrem-religiöse Einstellungen aufgefallen ist -, wollte ich auch diese Gedanken noch niederschreiben. Und bevor der Kritikpunkt kommt: Ja, es ist mir klar, dass ich mit den Einlassungen hier keinen einzigen religiös-radikal veranlagten Menschen überzeugen werde. Ich möchte für diejenigen, die sich ehrlich informieren wollen, ein paar Denkansätze liefern, die vielleicht zu weiterem Nachdenken führen. Vor allem darüber, was gerade passiert im Hinblick auf Religion, beziehungsweise, was eigentlich schon immer passiert ist. Dazu schlagen wir jetzt die Brücke zurück zu Umberto Ecos „Der Name der Rose“.
Einer der Handlungsstränge von „Der Name der Rose“ ist die Debatte, die die päpstliche Delegation mit den Vertretern des Franziskaner-Ordens führen will über die Armut von Jesus Christus. Die Debatte wird dabei heruntergebrochen auf die Frage, ob die Kleider, die Jesus trug, sein Eigentum waren. Interessant ist dabei, dass Vertreter der Kirche eigentlich schon immer anfingen, solche Debatten zu führen, wie man die Bibel und das Wort von Jesus auszulegen habe, wenn sie opportun waren und ihnen in den Kram passte. Für den ganzen Rest hieß es nämlich, man habe die Bibel gefälligst wörtlich zu nehmen. Im Lauf der Jahrtausende sind dabei dann ein paar Interpretationen herausgekommen, die – wenn man es genau nimmt – das genaue Gegenteil von dem aussagen, was eigentlich in den Texten steht. Und mit diesen Interpretationen kämpfen wir heute.
Zweitens ist interessant, dass hier eine Debatte darüber geführt wird, ob Jesus eigene Kleider oder – Gott (haha) bewahre! – gar einen Geldbeutel besaß, während das Thema, um das es eigentlich geht, dadurch geschickt maskiert wird: Soll die Kirche arm sein? Ist diese Institution ein gutes, christliches Vorbild, wenn sie Ländereien und andere Reichtümer anhäuft, Kirchengebäude und Altäre mit Gold verziert und ihre hohen Vertreter in die besten Stoffe kleidet? Wenn man den historischen Kontext der Debatte verfolgt, die es im 14. Jahrhundert wirklich gegeben hat, stellt man fest, dass die „offizielle“ Kirche die Ideen von der Armut der Kirche, die etwa die Franziskaner verfolgten, als geradezu blasphemisch ansah. Was ist da schiefgegangen? Eigentlich muss man fatalerweise sagen, fügt sich diese Diskussion und Interpretation nahtlos ein in eine Reihe von – sagen wir mal – kreativen Interpretationen der Botschaft von Jesus. Die Debatte um die Armut Christi war nicht die erste und nicht die letzte, die geführt wurde. Wir im 21. Jahrhundert stehen nur am bedauerlichen und vorläufigen kumulativen Endpunkt dieser ganzen Debatten. Fast jedes Mal gilt dabei das, was William von Baskerville in Ecos Geschichte ausdrückt: Zwischen religiöser Ekstase und Wahn ist oft nur ein kleiner Schritt.
Beginnen wir mal mit der Entstehung der christlichen Kirche. Dazu muss ich ein Bild hervorholen, dass manchen vielleicht überraschen wird, nämlich die Sequenz aus dem Film „Das Leben des Brian“ der britischen Komikertruppe Monty Python, in der Brian sich auf der Flucht vor den Römern auf einem baufälligen Balkon versteckt. Der Balkon bricht herunter und Brian landet mitten in einer Versammlung von „Messiassen“, die alle ihre – mehr oder weniger – frohe Botschaft verkünden. Das Bild ist tatsächlich korrekt, zu der Zeit wurde die Region des heutigen Israel vom Römischen Imperium beherrscht und viele Menschen dort, die jüdischen Glaubens waren, hielten das für die Endzeit. Doch mit der Endzeit sollte auch der Messias erscheinen. Deswegen kam es zu einer wahren „Messias-Schwemme“ in der Region, viele versuchten sich als religiöse Führer, die das baldige Kommen des Königreichs Gottes verkündeten. In dieser Runde landet also der arme Brian, der Sohn einer einfachen Frau aus Jerusalem und eines Offiziers der römischen Garnison. Alle sehen ihn erwartungsvoll an. Als er zunächst schweigt, weil er nicht weiß, was er tun soll, werden die römischen Wachen misstrauisch. Brian muss also so tun, als sei er einer der Messiasse, der ebenfalls irgendeine Botschaft zu verkünden hat, um nicht aufzufallen.
Zu seinem Glück war er kurz zuvor bei der Bergpredigt von diesem gewissen Jesus anwesend und fängt an, einzelne Teile, die er dort aufgeschnappt hat, wiederzugeben. Doch statt ihm einfach zuzuhören, fangen die anwesenden Bürger an, mit ihm zu diskutieren: Wie war denn dies gemeint, wie war das gemeint? Behauptest Du etwa, die Vögel seien Bettler? Und so weiter. Als sich dann die römische Patrouille nähert, die gezielt auf der Suche nach Brian ist, fängt dieser an, ein Konglomerat an Zitaten, die er irgendwie aufgeschnappt hat, wiederzugeben.
…selig sind die… die ihres Nächsten Rind bekehren… denn sie werden schwerreich und sie sitzen… und sie allein werden dereinst… und nur sie… empfangen… dereinst… wird ihnen… gegeben werden.
Monty Python: „Das Leben Brians“ – Drehbuch – deutsche Übersetzung, erschienen 1992 im Haffmanns Verlag Zürich
Als er erkennt, dass die Römer ihn nicht bemerkt haben und weitermarschieren, beendet er seine Predigt erleichtert ohne zu erkennen, dass er ausgerechnet mit diesen Sätzen nun endlich die Aufmerksamkeit seines Publikums erregt hat. Als er von der Mauer, auf der er gestanden ist, heruntersteigt, wird er gefragt, was denn den Menschen gegeben werden wird, von denen er gerade gesprochen hat. Als Brian abwinkt, wird die Menge zudringlich und verlangt zu wissen, worum es geht. Ein Geheimnis? Etwa das Geheimnis des ewigen Lebens? Die Aufmerksamkeit, die er damit auf sich zieht, ist das Letzte, was er gerade braucht, also flüchtet er. Auf dem Weg aus der Stadt heraus stolpert er und verliert eine Sandale. Er hält sich allerdings nicht damit auf, diese aufzuheben, sondern rennt weiter.
Als seine Verfolger bei der Sandale ankommen, erleben wir, wie es ein Historiker formulierte, „die Geschichte aller Religionen in zwei Minuten“. Erstens kommt eine Figur dazu, die im Drehbuch „Dennis“ genannt wird. Dennis saß neben Brian auf der Mauer, als jener seine Predigt hielt. Brian hatte eine Kürbisflasche bei sich, deren Eigentümer er auf abenteuerliche und umständliche Weise geworden war, obwohl er sie eigentlich nicht wollte. Da Dennis die Kürbisflasche gefiel, schenkte Brian ihm diese. Dennis war misstrauisch – was stimmt nicht mit der Flasche, wenn sie einfach hergeschenkt wird? Eine Frau aus der Menge nimmt die Flasche nun in Empfang und verkündet verzückt, die Menschen werden von nun an die Flasche des Meisters tragen.
Zweitens stürzen sich die Menschen auf Brians Sandale und verkünden, dies sei ein Zeichen! Sofort bricht allerdings ein Streit aus, ob es sich dabei um einen Schuh oder eine Sandale handele und was dieses Zeichen bedeute, sollen alle die Schuhe ausziehen, oder sie sammeln… oder was? Es bilden sich drei Fraktionen heraus: die Gläubigen der Kürbisflasche, die Gläubigen des Schuhs und die Gläubigen der Sandale.
Damit ist das ganze aber noch nicht beendet. Brian flüchtet weiter und kommt auf einer Anhöhe an, wo ein Eremit in einem Loch sitzt. Der Eremit hat ein Schweigegelübde abgelegt, doch als Brian ihm aus Versehen auf den Fuß tritt, schreit er auf vor Schmerzen. Sein Schweigegelübde ist hinfällig und die Menge wird auf die beiden aufmerksam. Es passieren nun eine Reihe von Ereignissen, die Brians Verfolger als Wunder missinterpretieren und die ihre Verehrung für den angeblichen Messias nur steigert. Als dann der Eremit Brian wütend angreift – wegen des Schweigegelübdes und ein paar anderen Dingen -, wird er als Ketzer bezeichnet und von der aufgebrachten Menge davongetragen. Was mit ihm passiert, sehen wir nicht, aber da alle laut rufen, dass der Ketzer getötet werden muss, können wir uns das vorstellen.
Wir sehen in dieser Sequenz also ein paar Merkmale, die wir auch bei der christlichen Religion erkennen können, zusammengerafft auf ein paar Minuten:
Die simplen Botschaften am Anfang werden von der Menge auseinandergenommen und diskutiert.
Die eher vagen bis chaotischen Botschaften am Ende erhalten besondere Aufmerksamkeit, da hier jeder reinprojizieren kann, was er oder sie will.
Die kryptischen Botschaften führen zu einer Verklärung des Meisters.
Alltägliche Handlungen und Gegenstände (Flasche, Schuh) werden mit symbolischer Bedeutung aufgeladen.
Sektenbildung, da sich nicht alle Anhänger auf eine Interpretation einigen können.
Der Sektenbildung zum Trotz: Wer den – vermeintlich – wahren Messias nicht anerkennt, ist ein Ketzer und wird getötet.
Das entstehende Christentum hatte eigentlich von Anfang an den Bedarf, die Überlieferungen neu zu interpretieren. Im Kern handelt es sich dabei eigentlich um eine jüdische Endzeitsekte, die die Wiederkehr Jesu nach seiner Kreuzigung und damit das Kommen des Gottesreiches innerhalb der Lebenszeit der direkten Anhänger oder weniger Generationen danach erwartete. An dieser Stelle muss ich an eine alte Religionslehrerin von mir denken, die uns Kindern damals das Judentum erklären wollte, indem sie auf die Erweiterung des Liedes „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“ einging. In dem Lied geht es ja eigentlich darum, dass „erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier“ Lichter auf dem Adventskranz brennen, bevor „das Christkind vor der Tür“ steht. Ergänzt wurde das von Kindern gern um dem Nachsatz: „Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast Du Weihnachten verpennt.“ Meine damalige Religionslehrerin erzählte, genau das seien die Juden, die hätten „Weihnachten verpennt“ und die Ankunft des Messias nicht mitbekommen, deswegen würden sie immer noch auf ihn warten.
Die Aussage meiner damaligen Religionslehrerin sollte also die jüdischen Mitmenschen beschämen. Mit der Kenntnis, die ich heute habe, muss ich allerdings fragen: Ist es nicht genauso peinlich – oder noch peinlicher – dass die Endzeitsekte der Christen das Datum des Weltuntergangs immer weiter nach hinten verschieben musste und seit quasi 2.000 Jahren darauf wartet, dass es endlich passiert? Tatsächlich ist das der Grund, warum die „Offenbarung des Johannes“, die so genannte „Apokalypse“, die ja das Ende der Welt und das Kommen des Königreiches Gottes vorwegnimmt, so viele Anspielungen auf damalige historische Ereignisse und Persönlichkeiten enthält. Es gab einen Grund, warum man in der Bestie, deren Nummer 666 sei, die römischen Kaiser reflektiert sah, die die ersten Christen verfolgten oder warum Rom mit Babylon gleichgesetzt wurde. Das Werk entstand vermutlich irgendwann zwischen dem Jahr 60 und 70 nach der Zeitrechnung und gibt ein Bild vom Zustand der damaligen Welt und der ersten christlichen Gemeinden wieder. Über die Interpretation für die Moderne sagt beispielsweise Friedrich Engels, die Prophezeiungen der Offenbarung hätten
jetzt jegliche Bedeutung verloren, ausgenommen für einfältige Personen, die noch immer versuchen mögen, den Tag des letzten Gerichts auszurechnen. Jedoch als authentisches Bild eines beinah primitiven Christentums, von einem der ihren gezeichnet, ist das Buch mehr wert als alle übrigen Bücher des Neuen Testaments zusammengenommen.
Friedrich Engels: Das Buch der Offenbarung. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin: Karl Dietz Verlag, 51975; Bd. 21, S. 9–15.
Wenn wir uns erinnern, geht auch Umberto Eco auf dieses Problem in „Der Name der Rose“ ein. Nachdem also zu den Lebzeiten der ersten Christengenerationen kein „Weltengericht“ eintrat, kam auf einmal die Zahl „tausend“ auf, abgeleitet vom „tausendjährigen Reich Gottes“, das in der Apokalypse erwähnt wird. Nur wurden nun die tausend Jahre herumgeschoben auf eine Zeit vor dem Gericht. Wahlweise sollte die Endzeit also tausend Jahre nach der Geburt Jesu, tausend Jahre nach seiner Auferstehung (also ungefähr im Jahr 1033) oder – wie Jorge von Burgos meint – tausend Jahre nach dem ersten kirchlichen Konzil von Nicäa (abgehalten im Jahr 325, was die Ereignisse von „Der Name der Rose“ wirklich in die Nähe eines „apokalyptischen Datums“ rücken würde) stattfinden. Als das Jahr 2000 nach der Zeitrechnung sich näherte, kamen solche Gedanken nochmal besonders in fundamentalistischen Kirchen auf, aber wie wir festgestellt haben, wurde das Ende wieder einmal vertagt.
Handelte es sich bei der Apokalypse „nur“ um die Interpretation der Worte eines Propheten, so wurde es für die Kirche richtig schwierig, wenn es um die überlieferten Worte Jesu direkt ging. Während der ersten tausend Jahre verbreitete sich der christliche Glaube in Europa, stieß dort aber bisweilen auf ziemlich kriegerische Kulturen, die mit dem Gebot der Friedfertigkeit, dass man nicht töten solle und vor allem, wenn man auf die eine Wange geschlagen werde, auch noch die andere hinhalten sollte, so ihre Schwierigkeiten hatten. Jesus hatte in der Bergpredigt sehr eindeutig klar gemacht, dass das simple Gebot „Du sollst nicht töten“ nicht weit genug ging. Auch wenn man Zorn gegen jemand oder mordlüsterne Gedanken hegte, hatte man bereits gesündigt. Prekär wurde es, als Papst Urban II. im Jahr 1095 ein Hilfeersuchen des Kaisers von Konstantinopel, Alexios I. erhielt. Alexios wollte militärische Unterstützung gegen die Seldschuken haben, die in sein Gebiet eindrangen. Urban sah das als Chance, das im Jahr 637 von den Arabern eingenommene Jerusalem zurückzuerobern. Doch ein Kriegszug von Christen, wie sollte sich das mit der von Jesus propagierten Gewaltlosigkeit in Übereinstimmung bringen lassen?
Kirchliche Gelehrte hatten die Lösung: Jesus, so verkündeten sie, sei missverstanden worden. Jemanden zu töten sei eine Sünde, das ist richtig, aber nur, wenn ein Christ einen anderen Christen tötete. Da es sich beim Feind aber um „gottlose Heiden“ handelte, war das Töten nicht nur keine Sünde, sondern sogar Pflicht, mit der man sich den eigenen Fensterplatz im Himmel sicherte. Diese Auslegung, man sollte besser sagen, diese Verdrehung der Bergpredigt, schuf einen gefährlichen Präzedenzfall, dem mehrere so genannte „Kreuzzüge“ folgten. Und als beispielsweise 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, in dem ja katholische Christen gegen protestantische Christen kämpften, wurde in der Kirche nicht darüber philosophiert, ob Jesus das gutheißen würde. Es wurde gekämpft, es war einfach so und es blieb so. Bis heute, wo es ja sogar Ikonographien von Jesus gibt, der eine Maschinenpistole in der Hand hält.
Die Wurzeln des Dreißigjährigen Kriegs sind vielfältig, ein Faktor war aber eben die Konfrontation zwischen den Katholiken und den Anhängern der so genannten „reformierten Kirche“. Der Grund für die Reformation waren mal wieder eine eigenwillige Auslegungen der biblischen Schriften, teilweise über Jahrhunderte. Es steht geschrieben, so sagten die Gelehrten der katholischen Kirche, dass man sich kein Bild von Gott machen sollte. Aber dass man sich kein Bild von Heiligen, den Aposteln oder Jesus machen sollte, das stand da nicht; auch war die Verehrung von Überresten der Heiligen, also Reliquien, nicht verboten worden. Das hatte groteske Züge angenommen, große Geldbeträge, die man nach Ansicht der Reformatoren auch für die Armen hätte verwenden können, wurden dafür ausgegeben, um teure Gemälde und Statuen anfertigen zu lassen oder das Stück eines Knochens irgendeines Heiligen zu erwerben, vor dem dann die Armen in Demut knien und es anbeten durften im frommen Wunsch, Gott möge sie aus der Armut befreien. Martin Luthers Mitstreiter Andreas Bodenstein und die Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin lehnten die Bilderverehrung als Götzenkult ab und riefen teilweise dazu auf, die Kirchen zu stürmen und die Bilder zu zerstören.
Adson äußert sich in „Der Name der Rose“ recht begeistert über die Kunstwerke und die Reliquien, die das ungenannte Kloster im Norden Italiens dort sein Eigen nennt. William hingegen ist – wie immer – skeptisch und nimmt gerade auch den Reliquienkult auf den Arm: Wenn jeder Splitter vom Kreuz Jesu, der sich in Umlauf befindet, echt wäre, dann wäre Christus nicht auf zwei Holzbalken, sondern auf einem ganzen Wald gekreuzigt worden.
Martin Luther, der die Reformation letztlich auslöste, stand den Bildern und Statuen, die es bereits gab, nicht so ablehnend gegenüber und hielt auch nichts davon, sie zu zerstören. Worum es ihm eher ging, war die „Sündenfreiheit als Geschäft“. Der Auslöser für seinen Brandbrief mit den 95 Thesen, der ihn berühmt machte, war der Dominikanermönch und Ablassprediger Johann Tetzel, der Geld für die Kirche sammeln wollte, indem er Ablassbriefe verkaufte. Diese Ablassbriefe sollten den Menschen die Sünden vergeben, aber nicht nur den lebenden, sondern auch den bereits gestorbenen. Aus diesem Grund wurde erneut etwas interpretiert, das so nicht in der Bibel steht, sondern aus einer Vermischung heidnischer Religionen, Volksglauben und aus dem Zusammenhang gerissenen Bibelzitaten entstand.
Über den Tod der Sterblichen sagt die Bibel nämlich (grob zusammengefasst) folgendes: Wenn ein Mensch stirbt, geht er in einen langen Schlaf. Erst am Ende aller Zeiten, wenn das Weltengericht kommt, werden die Gestorbenen wieder auferstehen und gerichtet werden. Alle Unrechten werden dann zusammen mit dem Antichristen in einen Schwefelsee geworfen und vernichtet. Das wird als „zweiter Tod“ oder „endgültiger Tod“ bezeichnet. Jesus selbst spricht hier nur von einem „Ort der Verdammnis“ nach dem Gericht. Alle anderen Darstellungen sind Interpretationen oder – wie es jemand mal so richtig ausdrückte – „christliche Fanfiction“.
Die Darstellungen der Hölle mit den Feuern, in denen die Seelen der Sünder nach dem Tod gequält werden, sind allesamt Erfindungen von kirchlichen Predigern wie Tetzel, um den Menschen Angst einzujagen, sie gefügig zu machen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das ist ja der Grund, warum Jorge von Burgos in „Der Name der Rose“ so gegen ein Buch ist, welches das Lachen propagiert: Lachen tötet die Furcht, und wer keine Angst vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr. Überhaupt, der Teufel: Ja, es gibt in der Bibel verschiedene Gestalten, die teils üble Taten vollbringen, aber wenn man genau hinschaut, gibt es nicht „den“ Widersacher Gottes. Die Schlange im Paradies, der Satan, der Engel Lucifer und die Bestie mit der Nummer 666 sind ursprünglich vier verschiedene Figuren mit unterschiedlichen Aufgaben und Geschichten, die zu einem Widersacher – oder „Antichristen“ – verschmolzen wurden.
Die Schlange im Paradies, die Eva dazu verführte, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen (die übrigens kein Apfel war), war einfach eine Schlange. Das entsprach dem Glauben der Zeit, in der das Alte Testament entstand, dass man verschiedenen Tieren aufgrund ihres animalisch-instinktiven Verhaltens, ihres Aussehens oder ihres Lebensraums verschiedene menschliche Eigenschaften zuordnete. Die Schlange hatte keine Beine, sondern musste auf ihrem Bauch auf dem Boden kriechen, also stellten sich die Menschen vor, dass das eine Strafe von Gott sein musste.
„Satan“ ist eigentlich überhaupt keine Figur, sondern ein Titel, der verschiedenen Engeln gegeben wurde und soviel bedeutet wie „Ankläger“, zum Beispiel der Menschheit wegen dem vielen Übel in der Welt. Der „Ha-Satan“, wie der Titel richtig lautet, prüfte auch den Glauben der Menschen, ob diese nicht aus reinem „Geschäftssinn“ gläubig seien und sich von Gott abwandten, sobald es ihnen schlecht erging (deutlich zu sehen in der Geschichte von Hiob, der trotz aller Unglücke, die ihm widerfahren, an seinem Glauben festhält).
Lucifer ist eine Interpretation, die sich aus dem Alten Testament ableitet, vermischt mit einem römischen Mythos. Eigentlich handelt es sich um ein Spottlied über den König von Babylon, das zum Ausgangspunkt über die Geschichte eines Engels wurde, der wie Gott sein wollte und fiel. Interessant ist auch, dass der Name „Luzifer“, der heute mit dem absolut Bösen in Verbindung gebracht wird, eigentlich „Lichtbringer“ bedeutet, etwas absolut Positives.
Und zuletzt die Bestie mit der Nummer 666, die für die römischen Kaiser steht, die die Christen im ersten Jahrhundert verfolgten. Anhand von Zahlenumrechnungsspielen kann man darin auch konkret die Namen von einzelnen Imperatoren erkennen, wie etwa Nero. Interessant ist, dass die Zahl 666 in den Anfängen nicht einmal einheitlich war, manche Schriften sprechen von 616.
Zurück zu Tetzel und dem Höllenglauben des Mittelalters: Die Bilder, mit denen Tetzel und die Kirche den Menschen Angst machte, stammen zu einem großen Teil aus einem apokryphen Buch, das heißt, es wurde nicht einmal in den offiziellen Kanon der Bibel aufgenommen. Auch hier sieht man wieder: Wenn es opportun ist und dem eigenen Zweck dient, dann verwendet man es halt. Das Buch ist die so genannte „Offenbarung des Petrus“, eine Fälschung von der behauptet wurde, der Apostel Petrus habe sie verfasst. Tatsächlich entstand das Buch, das eher ein „Büchlein“ ist, wohl um das Jahr 100 nach der Zeitrechnung. Hier werden die Höllenqualen beschrieben, die der Herr des Todes, Azrael, den Sündern zukommen lässt. Das widerspricht allerdings völlig der Aussage in der Apokalypse, denn dort heißt es, dass auch der Tod und das Totenreich im Schwefelsee vernichtet werden. Deswegen sind die Menschen nach dem Endgericht unsterblich. Dantes „Göttliche Komödie“ soll von der „Offenbarung des Petrus“ inspiriert worden sein und von ihr stammt auch die Idee des „Purgatoriums“, der „Zwischenhölle“, dem „Fegefeuer“, eine Strafe, die Sünder, die nicht so sehr gesündigt haben wie die echten Sünder, für eine Zeitlang ertragen sollten, um dann doch in den Himmel zu kommen. Und genau hier setzte Tetzel an. Er malte den Leuten, denen er predigte, aus, wie sich ihre verstorbenen Verwandten im Fegefeuer quälen für die „kleinen Sünden“, die sie in ihrem Leben begangen haben. Doch was für ein Glück, Tetzel und die Kirche bieten hier Hilfe an, in Form eines Ablasses. Denn, so wird es formuliert:
Wenn die Münze im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!
Volkstümliche Überlieferung, in unterschiedlichen Varianten vorhanden
Das Zitat ist nicht ganz korrekt, mal ganz davon abgesehen, dass Tetzel noch eine altertümliche Form des Deutschen sprach. In der Form hat es sich am häufigsten überliefert, richtig ist aber vermutlich, dass der zweite Teil des Zitats „…die Seele in den Himmel springt!“ lautet. Egal wie, es ging darum, der Kirche neben den sowieso fälligen Abgaben zusätzlich noch Geld zu geben, um der eigenen Seele Willen und um der von verstorbenen Verwandten.
Kein Wunder, dass das Luther sauer aufstieß, vor allem wenn wir uns zurückerinnern an die Rolle des Ha-Satan in der Bibel. Da wurde ja eindeutig festgestellt, dass der Glaube an Gott eben kein Tauschgeschäft ist, nach dem Motto „Glaube gegen Schutz“. Tetzel und die Kirche hatten nun eins daraus gemacht. Aus diesem Widerspruch entstand die Reformation, doch wenn wir die Uhr nach heute drehen, sehen wir genau die Situation mit dem Tauschgeschäft wieder. Ich möchte nur an das Bild von Donald Trump erinnern, der einen Fototermin vor einer Kirche hatte und dazu die Bibel halten sollte. Er hielt sie dabei hoch in die Kamera, als hätte er sie selbst geschrieben. Es war deutlich zu merken, dass dieser Mann, den nicht wenige seiner Anhänger als „von Gott gesandt“ sehen, mit der Kirche und dem christlichen Glauben eigentlich nichts am Hut hatte. Für ihn ist alles ein Geschäft, dann eben auch der Glaube. Vor einer Kirche zu stehen und die Bibel in die Kamera zu halten bringt Wähler. So einfach ist das für manche Menschen.
Luther wollte die christliche Kirche reformieren, doch er wirkte bei der Spaltung in Protestanten und Katholiken mit. Luther sah eben die Sandale, der Papst den Schuh. Und es gab noch radikalere Reformatoren, die von Sandale und Schuh nichts wissen wollten, sondern der Kürbisflasche folgten. Wobei Luther selbst ein Radikaler war, zum Beispiel in seiner Verachtung anderer Religionen, wie der der Juden. Interessanterweise, während er in jüngeren Jahren die Apokalypse noch als ein problematisches Werk betrachtete, beschäftigte er sich in seinen letzten Lebensjahren immer mehr damit und glaubt schließlich sogar, dass das Endgericht nahe sei.
Martin Luther starb 1546 und das Endgericht kam nicht, aber ich bin mir sicher, es hätte jemanden gegeben, der anhand ein paar vager Daten aus der Bibel ausgerechnet hätte, warum es jetzt aber wirklich hätte kommen sollen!
Die Reformation führte wiederum zu ein paar Verschiebungen. Das Problem, das die Bibel hat, ist das Problem jeden großen Werkes, an dem verschiedene Autoren mitwirken, noch dazu über einen Zeitraum, der sich über Jahrhunderte hinstreckt: Sie ist nicht einheitlich. Es gibt unzählige Widersprüche und die jeweiligen Strömungen lösen sie auf ihre Weise. So sagt Jesus zum Beispiel, man solle sich keine Sorgen machen, die Vögel säen und ernten nicht, und der „himmlische Vater“ ernährt sie doch, die Protestanten aber beriefen sich auf den zweiten Thessalonikerbrief des Apostels Paulus, wo es heißt, wer keinen Willen zum Arbeiten habe, solle auch nicht essen. Das wurde verkürzt zu „wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ und wird heute noch als Argument gegen den so genannten „Wohlfahrtstaat“ und die Sozialhilfe verwendet. Die Strömungen, die lieber der Kürbisflasche folgten, wollten besonders rein sein und trugen diesen Geist dann in die so genannte „Neue Welt“, nach Amerika. In der Folge gingen die „protestantische Ethik“ und der Geist des Kapitalismus eine Verbindung ein, und damit sind wir wieder bei einem Kernelement von „Der Name der Rose“, gleichzeitig auch bei einem Widerspruch und einem Problem, das die Menschen bis heute belastet.
Das Thema in der Konferenz in „Der Name der Rose“ ist die Armut. Nun wurde ja schon der besondere Wert in der neuen Ethik darauf gelegt, dass wer nicht arbeite, auch nicht essen solle und keinen Anspruch darauf habe, dass andere ihm helfen. Es wurde allerdings noch ein Umkehrschluss getätigt, der im völligen Widerspruch zu den Lehren Jesu steht. Aber wie immer, sagten die Interpretierer, man habe Jesus da missverstanden mit den Sachen über den Reichtum. Jesus wollte nicht sagen, dass Reichtum anzuhäufen per se schlecht sei. Reichtum anzuhäufen sei nur dann schlecht, wenn man sich auf dem Reichtum ausruhe und nichts mehr mache. Bei manchen Millionären und Milliardären, bei denen man sich denkt: „Jetzt genieß doch Deinen Reichtum und hör auf, mit Deinen Abstrusen Ideen, die Du nur deswegen umsetzen kannst, weil Du stinkend reich bist, die Gesellschaft in Aufruhr zu versetzen oder sogar zu schädigen!“, ist diese Einstellung sicherlich der Grund, warum sie sich wieder und wieder gesellschaftlich nach vorne spielen. Manche sind aber einfach nur trunken von der Macht, die ihnen das Geld gibt. Wer ist wer? Wer kann das schon beurteilen?
Hält man nun den Menschen, die das Dogma des von Gott gesegneten Reichtums propagieren, das entsprechende Zitat von Jesus entgegen, das da lautet: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.“, so antworten mache von denen mit einer Fälschung, die auf eine Zeit zurückgeht, die schon vor dem Zeitpunkt liegt, an dem der Roman „Der Name der Rose“ spielt.
Die geneigte Leserin, der geneigte Leser hat es vielleicht schon erraten, das Argument lautet „Missverständnis“. Jesus sprach nämlich gar nicht von Kamelen und wirklichen Nadelöhren. Das „Nadelöhr“ sei der Spitzname für ein besonders kleines, enges Stadttor in der Stadtmauer von Jerusalem gewesen. Wenn hier Kamele voll beladen ankamen, passten sie nicht durch. Wer die Stadt also hier betreten wollte, musste die Last von seinem Kamel nehmen, noch dazu musste das Kamel beim Passieren des Tores in die Knie gehen. So hatte Jesus das gemeint, wird behauptet, nicht jeder Reichtum ist schlecht, sondern man soll die Last des Reichtums – zeitenweise – ablegen und in die Knie gehen – also ehrfürchtig sein -, dann komme man in den Himmel.
Ja, für christliche Reiche und Superreiche ist das sicherlich eine schöne Geschichte und beruhigend für das eigene Gewissen. Puh, da haben die Elon Musks und Bill Gates dieser Welt aber nochmal Glück gehabt. Also, alles in Ordnung, oder was?
Nein, nicht ganz. Ja, es wäre eine schöne Geschichte… wenn sie denn stimmen würde. Tatsächlich stammt die Behauptung, das „Nadelöhr“ sei ein historisches Stadttor in Jerusalem gewesen, aus dem 10. Jahrhundert. Davor gibt es keine einzige Quelle, die belegt, dass irgendjemand vor allem auch zu Lebzeiten Jesu an ein solches Tor hätte denken können, wenn das Wort „Nadelöhr“ gebraucht wurde. Und so, wie der Satz in der Bibel steht, hätte Jesus davon ausgehen müssen, dass jeder seiner Zuhörer die Anspielung versteht ohne weitere Erklärung. Ansonsten hätte er eher ein Gleichnis benutzt. Es geht also wortwörtlich darum, was da steht: Ein Kamel passt nicht durch ein Nadelöhr, genauso wenig wie ein Reicher in den Himmel kommt.
Alles sehr chaotisch und widersprüchlich. Aber das Leben ist chaotisch und widersprüchlich. Man muss auch bedenken, dass zu den Zeiten, da diese Werke formuliert wurden, das Leben sehr viel einfacher war. Das ist es nicht mehr. Um die Zeitenwende wusste niemand etwas davon, dass es über dem großen Meer noch einen Kontinent gab, wo ebenfalls Menschen wohnten. Heute gibt es auf diesem Kontinent ein Land, das direkt oder indirekt Einfluss auf die ganze Welt ausübt. So ändern sich die Zeiten und die einfachen Regeln, die damals möglich waren, müssen durch Regeln abgelöst werden, die der Komplexität des Lebens auf der Erde im 21. Jahrhundert gerecht werden. Und das nicht, indem man Autorität beansprucht, weil man sich auf ein altes Buch beruft. Sondern mit demokratischen Mitteln.
Religion möchte immer Sicherheit geben. Mach dies und Du kommst in den Himmel. Mach dies nicht, sonst kommst Du in die Hölle. Aber Leben in einer demokratischen Gesellschaft heißt, Unsicherheit auch mal aushalten zu können. Deutlich sieht man das an den Republikanern in den USA, die immer noch nicht akzeptieren, dass Trump die Wahl verloren hat. Schon jetzt arbeiten Sie an dem Mythos, dass die nächste Wahl – Gesetz den Fall, Trump nimmt Teil und verliert erneut – manipuliert sein wird. Wie im Mittelalter wird auf die Anwesenheit einer bösen Macht hingewiesen, die die „guten“ Republikaner bekämpfen will. Übrigens, eine ähnliche Argumentation benutzt auch der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill I., um den Angriffskrieg auf die Ukraine zu rechtfertigen, ein Angriffskrieg, der so gar nicht zur von Jesus gepredigten Friedfertigkeit passt. Wieder geht es gegen „die Mächte des Bösen“, was alles rechtfertigt. Doch wie sagt William von Baskerville so richtig?
Der einzige Beleg, der für die Anwesenheit des Teufels spricht, ist jedermanns dringender Wunsch, ihn am Werk zu sehen.
Andrew Birkin et al., nach Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Constantin Film 1986
Der französische Historiker Alexis de Tocqueville äußerte sich nach einer Reise in die USA begeistert davon, wie dort die Demokratie und die persönliche Freiheit, der Individualismus ermöglicht wird. Doch auch er grenzte den Individualismus vom Egoismus ab und letzteres ist es, das wir in den USA gerade vermehrt sehen. Das Argument, das alle anderen Argumente niedermacht, lautet mal wieder: Ich habe die richtige Religion, Du nicht. Insofern haben wir wirklich eine Situation wie in „Der Name der Rose“, die man geradezu sinnbildlich sehen kann: die Franziskaner und die Benediktiner stehen sich unversöhnlich gegenüber und diskutieren. Von dem Ausgang des Disputs hängt sehr viel ab, obwohl die meisten Menschen, die davon beeinträchtigt sein werden, weder daran beteiligt sind, noch eventuell überhaupt davon wissen. Und letzten Endes geht es nicht darum, eine wirkliche Diskussion zu führen, sondern um Dogmen zu verteidigen. Einen Inquisitor gibt es auch in Form des Supreme Courts, der ebenfalls einem Dogma folgt, das dem der einen Seite entspricht. Es gibt komplexe Probleme (in der Abtei die Mordserie), auf die einfache Lösungen gesucht und vermeintlich „gefunden“ werden.
Und wenn wir nicht aufpassen, dann wird dieser Dogmatismus wie in „Der Name der Rose“ dafür sorgen, dass am Ende die Welt in Flammen steht.
Interessant. So viele Gedanken. Und das alles wegen eines Buches, im wirklichen Sinne und im übertragenen.
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Im #Ferngespräch #82, der Gesprächsrunde um Tommy Krappweis auf Twitch, ging es um demokratische Herdenimmunität, um Zeitreisen und kleine Ereignisse, die große Dinge auslösen. Dazu ein paar Gedanken.
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