Wie die “Bild”-Zeitung heute vermeldet, sind Arbeitslose häufiger krank als Arbeitnehmer (Online-Version des Artikels hier). Das wäre für sich noch nicht so erwähnenswert, vor allem in diesem Blog. Allerdings stellt der Autor des Artikels die Arbeitslosen durch die Einfügung von ein paar kleinen Worten in ein merkwürdiges Licht: “Seltsam, seltsam!” stellt er der Überschrift “Arbeitslose häufiger krank als Arbeitnehmer” voran. Im Text heißt es zur Begründung für die durchschnittlich 18,7 Krankheitstage im Jahr 2007 der Arbeitslosen: “Ein Grund laut Experten: die angeblich starke psychische Belastung wegen der Arbeitslosigkeit.” (Hervorhebung von mir) Gleich hintendran heißt es noch, dass Arbeitslose sowieso mehr Zeit hätten, überhaupt zum Arzt zu gehen.
Hier soll also zwischen den Zeilen suggeriert werden, dass Arbeitslose keinen Grund hätten, krank zu werden. Am Allerwenigsten noch wegen “angeblicher” psychischer Belastung. Derartiges kann eigentlich nur jemand schreiben, der entweder noch nie arbeitslos war oder in der Zeit der Arbeitslosigkeit finanziell anderweitig abgesichert war. Subtil eingesetzt auch der Zusatz, dass Arbeitslose sowieso mehr Zeit hätten, zum Arzt zu gehen. Sie haben ja sonst nichts zu tun.
Immerhin nicht dass erste Mal, dass man sich in dieser Zeitung auf Arbeitslose eingeschossen hat (Beispiel siehe hier). Nur diesmal ist es nicht ganz so plakativ. Mehr unterschwellig. Besser wird es deswegen nicht. Sollte jemand auch der Meinung sein, dass Arbeitslose zu viel Zeit hätten, um zum Arzt zu gehen und dass die psychische Belastung der Arbeitslosigkeit nur “angeblich” vorhanden sei, dann möge jener doch mal selbst ausprobieren, wie es ist, arbeitslos zu sein und keine Perspektive zu haben, anstatt solche Pauschal-Verurteilungen abzugeben. Und seien sich auch noch so subtil.