Jolanda Spiess-Hegglin – Der Kampf gegen die Macht des Boulevards

Jolanda Spiess-Hegglin ist eine ehemalige Schweizer Politikerin, die durch ihre Auseinandersetzungen mit der Boulevardpresse bekannt wurde. Hier ist ein kurzer Abriss über ihre Geschichte und aktuelle Entwicklungen:

Hintergrund und Verleumdung durch die Boulevardpresse:
Jolanda Spiess-Hegglin war eine aufstrebende Politikerin in der Schweiz. Ihre Karriere nahm eine dramatische Wendung, als sie nach einer Feier am 20. Dezember 2014 unter Verdacht geriet, Opfer eines Sexualdelikts geworden zu sein. Die Boulevardpresse, insbesondere die Zeitung „Blick“, nutzte diesen Vorfall für eine reißerische Berichterstattung, die Spekulationen, Falschaussagen und Verleumdungen enthielt. Diese Kampagne zerstörte ihren Ruf und führte zu ihrem Rückzug aus der Politik1 2.

Juristische Schritte und Erfolge:
Spiess-Hegglin hat sich juristisch gegen die Verleumdungen gewehrt. Ein bedeutender Erfolg war ein Urteil des Kantonsgerichts Zug, das die Boulevardzeitung „Blick“ dazu verpflichtete, die durch die Artikel erzielten Gewinne an Spiess-Hegglin abzutreten. Dieses Urteil hat eine hohe Signalwirkung, da es zeigt, dass Persönlichkeitsrechtsverletzungen und Verleumdungen nicht ohne Konsequenzen bleiben3 4.

Aktuelle Projekte und Bühnenshow:
Jolanda Spiess-Hegglin hat beschlossen, nach der juristischen Auseinandersetzung weiterzumachen und die Machenschaften des Boulevard in die Öffentlichkeit zu tragen. Dazu hat sie ihre Geschichte in dem Buch „Meistgeklickt“ verarbeitet (erschienen im Limmat-Verlag) und geht außerdem mit einer Bühnenshow auf Tournee, die sie zusammen mit dem Journalisten Hansi Voigt gestaltet. Um diese Show und ihr Buch zu bewerben, hat sie nun auch einen eigenen YouTube-Kanal eingerichtet.

Die nachwirkende, infame Macht des Boulevard:
Der Kanal hat noch nicht sehr viele Abonnenten, obwohl er eigentlich mehr verdient hat. Wenn man den Namen des Kanals („Jolanda Spiess“) bei YouTube in der Suche eingibt, erhält man zuerst unzählige andere Videos, teilweise von den betroffenen Unternehmen oder Einzelpersonen, auch Politikern, die die Boulevard-Lügen über Frau Spiess-Hegglin weitertragen und behaupten, sie würde die Unwahrheit sagen. Der Kanal von Frau Spiess-Hegglin verdient aber wesentlich mehr Aufmerksamkeit! Deswegen wäre es doch gut, wenn möglichst viele Leute den Kanal abonnieren und so zeigen, dass es mit dem Boulevard so nicht weitergehen kann. Seit Jahren und Jahrzehnten werden Menschen verleumdet und – wie auch im Fall von Jolanda Spiess-Hegglin – Karrieren vernichtet. Der Kampf gegen den Boulevard ist kein Sprint, er ist ein Marathon. Den Berg hoch. Während man einen Fels vor sich herschiebt. An dem Kette hängt, an deren Ende wütende Boulevard-Journalisten und Redakteure mit vereinten Kräften ziehen, um zu verhindern, dass der Stein den Berg hochkommt, während die reichen Besitzer der Medienhäuser weiter Geld in die Menge werfen, um noch mehr Unterstützung beim „An-der-Kette-ziehen“ zu kriegen.

Conclusio:
Also, wer Jolanda Spiess-Hegglin in ihrem Kampf gegen den Boulevard unterstützen will, kann das auf verschiedene Arten tun. Zum Beispiel ihr Buch kaufen, ihre Show besuchen (im Moment leider nur in der Schweiz möglich) oder den YouTube-Kanal abonnieren, um wenigstens ein Zeichen zu setzen. Und hier ist er:

YouTube Kanal „Jolanda Spiess“.


Fussnoten:

  1. STERN.de. Jolanda Spiess-Hegglin: Wie sie es mit der Boulevardpresse aufnimmt | STERN.de. https://www.stern.de/gesellschaft/jolanda-spiess-hegglin–wie-sie-es-mit-der–boulevardpresse-aufnimmt-35211812.html. ↩︎
  2. SRF. Buch «Meistgeklickt» – Rufmord per Klick: Jolanda Spiess-Hegglins Kampf um Gerechtigkeit – Kultur – SRF. https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/buch-meistgeklickt-rufmord-per-klick-jolanda-spiess-hegglins-kampf-um-gerechtigkeit. ↩︎
  3. Übermedien. Fall „Spiess-Hegglin“: „Blick“ droht Rekordzahlung | Übermedien. https://uebermedien.de/99564/wenn-die-verletzung-von-persoenlichkeitsrechten-kein-gutes-geschaeft-mehr-ist/. ↩︎
  4. ZEIT ONLINE. Jolanda Spiess-Hegglin: 584.138 Franken wegen vier Artikeln | ZEIT ONLINE. https://www.zeit.de/kultur/2025-01/jolanda-spiess-hegglin-blick-ringier-gewinnherausgabe-schweiz-gerichtsprozess. ↩︎

Der Spion, den sie streamten | James Bond – woher, wohin?

Gerade wurde das Franchise und die Marke „James Bond“ von den bisherigen Rechteinhabern Michael G. Wilson und Barbara Broccoli an AMAZON verkauft. Die Gelegenheit nutzen wir, um an die Anfänge zurückzugehen und uns die Geschichte des berühmtesten Agenten der Welt nochmal anzusehen.

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Die Geschichte vom bösen Friederich

Der Friederich, der Friederich,
Das war ein arger Wüterich!
Er fing die Fliegen in dem Haus
Und riss ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl' und Vögel tot
Die Katzen litten große Not.
Und höre nur, wie bös er war:
Er peitschte seine Gretchen gar!
Am Brunnen stand ein großer Hund,
Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch' herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr,
Und trat und schlug ihn immer mehr.
Da biss der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich.
Jedoch nach Hause lief der Hund
Und trug die Peitsche in dem Mund.
Ins Bett muss Friedrich nun hinein,
Litt viele Schmerz an seinem Bein;
Und der Herr Doktor sitzt dabei
Und gibt ihm bitt're Arzenei.
Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß;
Aß auch die gute Leberwurst
Und trank den Wein für seinen Durst.
Die Peitsche hat er mitgebracht
Und nimmt sie sorglich sehr in acht.
    von Dr. Heinrich Hoffmann (1809 – 1894), aus seinem Buch „Der Struwwelpeter“

    Geld. Macht. Meinung: Du kannst Geld in die Hand nehmen und machen, dass Leute eine Meinung haben.

    Du kannst Geld in die Hand nehmen und machen, dass Leute eine Meinung haben.

    Rezo in dem Video „Katja hilft digital bei ihren Kurven nach. Bei Werbung für Shapewear… | Rezo reagiert“

    Es ist zwar sehr merkwürdig, wo man in diesen Tagen alles auf Kommentare trifft, die die Bundestagswahl betreffen, aber hier sind wir: Rezo reagiert auf ein Video von Sashka, in dem es eigentlich darum geht, wie Influencer tricksen, wenn es von Shapewear geht (sie bearbeiten die Aufnahmen digital nach, so dass der Eindruck entsteht, die Shapewear würde eine noch schlankere Taille machen, als sie es eigentlich tut). Doch wegen dieses Tricksens kommt Rezo darauf zu sprechen, dass eine bekannte deutsche Hass- und Hetzplattform (Wikipedia-Autoren, 2023) über einen so genannten „Plagiatsjäger“ versucht hat, Robert Habeck in dessen Abschlussarbeit einen Plagiatsskandal anzuhängen. Der Versuch ging deswegen schief, weil jemand Habeck gewarnt hatte und dieser aktiv werden konnte, bevor er den falschen Fakten nur noch hinterherrennen konnte. Aber – zu dem Schluss kommt Rezo – der reiche Mensch, der diese Plattform finanziert, kann einfach Geld in die Hand nehmen und eine öffentliche Meinung erzeugen.

    Foto von matt silver auf Unsplash

    Tatsächlich waren die Vorwürfe, die der „Plagiatsjäger“ gegen Habeck erhob, lächerlich. Es handelte sich dabei hauptsächlich um Schreib- oder Tippfehler, mal war eine Klammer falsch gesetzt oder mal ging ein Zitat nicht von Seite 2 bis 5, sondern bis 6. Angesichts des Umstands, dass diese Arbeit vor 25 Jahren geschrieben wurde, muss man mit solchen kleinen Fehlern rechnen, denn niemand ist perfekt. Ein Plagiat hätte aber bedeutet, dass Robert Habeck wesentliche Teile seiner Arbeit irgendwo abgeschrieben und als sein Werk ausgegeben hätte. Die Betonung liegt hierbei auf „wesentlich“, denn selbst wenn jemand mal ein Zitat bringt und keine Quelle dazu schreibt, ist das erstmal kein Plagiat, sondern ein Zitatfehler. Der Sinn einer solchen Arbeit ist, selber mit Quellen und Untersuchungen zu arbeiten. Deswegen darf man sich natürlich auf die Werke von anderen berufen, man muss es aber kenntlich machen. Wenn jemand allerdings große Teile eines fremden Werks abschreibt und so tut, als würden all diese klugen Gedanken von ihm selber stammen – das ist ein Plagiat. Das hat zum Beispiel Karl-Theodor zu Guttenberg gemacht (Wikipedia-Autoren, 2005b). Interessanterweise kamen die so genannten „Plagiatsvorwürfe“ ausgerechnet aus der Ecke, die damals noch zu Guttenberg in Schutz genommen hat, und das, obwohl dieser „mehrere Passagen in seiner Dissertation nahezu wörtlich, ohne Kennzeichnung als Zitate und ohne Angabe von Quellen, aus anderen Publikationen übernommen“ hatte (Wikipedia-Autoren, 2005).

    Doch zurück zu Rezo. Der Webvideoproduzent (Wikipedia-Autoren, 2018) hatte eigentlich gesagt, er werde dieses Mal kein Video zur „Zerstörung der CDU“ (ebd.) produzieren. Das hat dafür Lilischote übernommen (siehe unten). Aber er selbst ließ es sich nicht nehmen, doch immer wieder kleine Spitzen bezüglich des Wahlkampfs mit einzubauen. Damit landete er bei einem Video über Shapewear bei den Möglichkeiten, die reiche Leute haben, in den Wahlkampf einzugreifen. Leider sind die Möglichkeiten dieser reichen Leute mittlerweile vielfältig (Wikipedia-Autoren, 2003, 2006). Gleichzeitig klappt die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Wie ich selbst (2025, gestern) in einem aufbereiteten Artikel festgestellt habe, geht das auch nicht erst seit gestern so, sondern schon seit Jahren und Jahrzehnten. Meiner Meinung nach bildet das eine Gefahr für die Gesellschaft. Deswegen an dieser Stelle die Videos von Lilischote, begleitet von Simplicissimus und Staiy. Keine Pointe. Kein Schlusswort. Es nervt eigentlich nur noch, wie Leute dazu verleitet werden, gegen ihre eigenen Interessen zu wählen. Unsere Gesellschaft braucht keine Reichen, die zu viel Macht auf sich konzentrieren.

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    Quellen:

    Wikipedia-Autoren. (2023, 26. Juli). NiUS. https://de.wikipedia.org/wiki/Nius

    Wikipedia-Autoren. (2005, 23. Mai). Karl-Theodor zu Guttenberg. https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Theodor_zu_Guttenberg

    Wikipedia-Autoren. (2005b, Mai 23). Plagiatsaffäre Guttenberg. https://de.wikipedia.org/wiki/Plagiatsaff%C3%A4re_Guttenberg

    Wikipedia-Autoren. (2018, 8. April). Rezo. https://de.wikipedia.org/wiki/Rezo

    Wikipedia-Autoren. (2003, 13. August). The Washington Post. https://de.wikipedia.org/wiki/The_Washington_Post

    Wikipedia-Autoren. (2006, 21. Dezember). ServusTV. https://de.wikipedia.org/wiki/ServusTV

    Reimnitz, T. (2025, 18. Februar). Ist das die perfekte Welle oder ein Wiedergänger? – Themen, die nicht totgehen und wiederkommen mit der unangenehmen Regelmäßigkeit einer ungeliebten Jahreszeit – Das Phantastische Projekt – PHAN.PRO. https://phan.pro/2025/02/ist-das-die-perfekte-welle-oder-ein-wiedergaenger-themen-die-nicht-totgehen-und-wiederkommen-mit-der-unangenehmen-regelmaessigkeit-einer-ungeliebten-jahreszeit/

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    Medienkompetenz oder kompetente Medien? Gedanken vor einer Wahl

    Öffentlich-Rechtliche Formate im Niedergang? Ein Blick auf eine besorgniserregende Entwicklung

    Kurz vor der Bundestagswahl 2025 noch ein Podcast mit einem Thema, das sich seit über zehn Jahren vor allem durch die öffentlich-rechtlichen Medien zieht: Formate, die informieren sollen, aber in ihrer Machart dafür ungeeignet sind. Wir blicken zurück auf einen alten Artikel und stellen dabei fest, dass die Themen sich nicht geändert haben und die Medien eher noch schlechter geworden sind als damals. Diese Episode ist eine Rückschau, ein Ausblick, ein Rant – alles zusammen, überall und auf einmal.

    Quellen und sonstige Links:
    Erster Artikel: SWR3 Flopthema – Mein Topthema
    Zweiter Artikel: Der Dudelfunk – eine unendliche Geschichte
    Artikel: Elektromagnetische Felder lösen keine „Elektrosensibilität“ aus
    Zeit Online: Top-Ökonom verteidigt 1000-Euro-Prämie
    Handelsblatt: Der Neid auf die 1000-Euro-Prämie ist nicht verständlich
    Netzwerk Fluchtforschung: Fluchtforschung gegen Mythen 9
    Buch: Günter Wallraff – Der Aufmacher – lokalen Buchhandel unterstützen und dort bestellen: Genialokal (Sponsored Link)

    Benachrichtigungen über das Neueste vom Phantastischen Projekt gibt es hier:
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    Ist das die perfekte Welle oder ein Wiedergänger? – Themen, die nicht totgehen und wiederkommen mit der unangenehmen Regelmäßigkeit einer ungeliebten Jahreszeit

    Die Bundestagswahl steht vor der Tür und ich habe da „ein verdammt mieses Gefühl“. Das Gefühl dreht sich darum, dass wir uns im Kreis drehen, auf der Stelle treten, nicht vorwärts kommen, obwohl wir das eigentlich müssten. Leider haben da die Medien, insbesondere der bisher von mir immer sehr stark in Schutz genommene öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) eine sehr unrühmliche Rolle gespielt. Eigentlich wollte ich mich des Themas nicht annehmen, aber angesichts des Unsinns, der da verbreitet wird, sehe ich, dass ich wohl keine andere Wahl habe. Außerdem wollte ich diese Seite wiederbeleben anlässlich des diesjährigen Jubiläums des Projekts, warum dann nicht mit gesellschaftlich relevanten Themen?

    Mein Frust über die Situation hat sich über die letzten Tage und Wochen angestaut. Mir wurden die Unzulänglichkeiten der Medien immer wieder vor Augen geführt und ich fühlte mich an einen Artikel erinnert, den ich vor einiger Zeit geschrieben hatte, genau zu diesem Thema: die Unzulänglichkeiten der Medien. Als mein Frust stieg, weil wir uns wegen bestimmter Ereignisse der letzten Zeit in einer Abwärtsspiral zu befinden scheinen, fasste ich den Entschluss, das ganze nochmal für den Podcast aufzuarbeiten. Dazu zog ich meinen alten Artikel heran – und ich war entsetzt: Das Original wurde publiziert am 4. März 2013 – und jetzt, fast zwölf Jahre später diskutieren wir immer noch über die gleichen Dinge und die Diffamierungen sind sogar die gleichen. Um einen Einstieg zu bieten, möchte ich den Artikel zusammen mit ein paar Reaktionen hier veröffentlichen. Dazu überarbeite ich ihn ein bisschen, im großen und ganzen bleibt er aber in der Originalfassung. Änderungen habe ich transparent gemacht. In den nächsten Tagen gibt es dann die Fortsetzung dazu.

    Foto von benjamin lehman auf Unsplash

    SWR3 Flopthema – Mein Topthema

    ursprünglich veröffentlich am 4. März 2013

    Es passiert so viel in der Welt – wie will man da noch auf dem Laufenden bleiben? Die verschiedenen Fernseh- und Radiosender bieten dazu die unterschiedlichsten Formate an, Nachrichten und Sondersendungen. Eins dieser Formate ist das „SWR3 Topthema“. Vom Radiosender SWR3 wird es beworben als „der tägliche Info-Schwerpunkt in der SWR3-Nachmittagsshow“. Ein aktuelles Thema wird ausgesucht, zu dem ein Reporter gegen 17.40 Uhr ausführlicher berichtet, als das innerhalb der stündlichen Nachrichten möglich ist. Eine gute Möglichkeit, sich einen tieferen Einblick in ein tagesaktuelles Geschehen zu verschaffen – wenn denn die Qualität stimmt. Und das tut sie schon lang nicht mehr: „SWR3 Flopthema“ – ein persönliches Topthema von Thorsten Reimnitz.

    Der Südwestrundfunk, kurz SWR, ist 1998 aus den Sendern „Südwestfunk“ und „Süddeutscher Rundfunk“ entstanden, weil man einen Sonderfall beenden wollte: Baden-Württemberg war bis dahin das einzige Bundesland, in dessen Grenzen es zwei öffentlich-rechtliche Landesanstalten gab. Er unterhält drei Fernseh- und acht Hörfunkprogramme. Eins dieser Hörfunkprogramme ist SWR3, ein Sender, der aktuelle und 80er-Jahre-Hits spielt. Neben der Musik gibt es verschiedene Informationsformate, zum Beispiel das wochentägliche „SWR3 Topthema“. Das Format fand ich ansprechend, in einem etwa vier Minuten langen Beitrag wird auf den Hintergrund eines aktuellen Themas eingegangen. Auch praktisch: Der Sender bietet das Format als Podcast an, für den Fall, dass man zur Sendezeit um 17.40 Uhr gerade nicht vor dem Radio sitzt.

    Doch vor einiger Zeit beschlich mich ein unangenehmes Gefühl, weil mir beim „Topthema“ immer mehr Merkwürdigkeiten auffielen. Am Anfang war es ein einzelner Satz. In einem Beitrag über Politikverdrossenheit in Deutschland kam er völlig unvermittelt, als der berichtende Journalist über das Programm der so genannten „Alternativparteien“ berichtete. Der Satz, respektive, der Satzteil lautete (aus dem Gedächtnis):

    „…die Piraten, die einer Sozialromantik nachhängen, die schon Griechenland ins Unglück gestürzt hat…“

    So schnell wie er kam, war er auch schon vorbei und ließ mich ratlos zurück. Wovon zum Teufel sprach der Mann da? Und was sollte das?
    Zunächst einmal ist das Wort „Sozialromantik“ ein negativ konnotierter Kampfbegriff, den (meistens Politiker) immer dann verwenden, wenn sie die Sozialsysteme in Deutschland diffamieren wollen: Sie sind zu teuer, und außerdem laden sie zum Schmarotzertum ein. Wer beispielsweise den berechtigten Einwand bringt, dass man die Gelder, die man nun der privaten Versicherungsindustrie in den Hals stopft, auch dazu verwenden könnte, etwa die gesetzliche Rente zu stärken, wird als „Sozialromantiker“ verunglimpft. Die Rente, so heißt es dann gebetsmühlenartig, müsse durch Privatvorsorge unterstützt werden.
    Und was hat das mit der Piratenpartei und mit Griechenland zu tun? Ich weiß, dass die Piraten einige sehr weitgehende Forderungen haben, zum Beispiel das „bedingungslose Grundeinkommen“, also dass jeder Bürger Deutschlands vom Staat monatlich einen bestimmten Betrag bekommen soll, egal ob er arbeitet oder nicht. Nur: In Griechenland gab es dieses Grundeinkommen nie. Überhaupt, die Krise in Griechenland hat so vielschichtige Ursachen, dass es geradezu fahrlässig ist, sie auf eine wie auch immer geartete „Sozialromantik“ zu reduzieren.

    Und da kam es mir: Reine Stimmungsmache. Der Satz soll beim Hörer hängenbleiben als „die Piratenpartei darf man nicht wählen, sonst geht’s bei uns bergab, so wie in Griechenland“. Ähnliches machten Journalisten auch mit den Grünen in ihrer Gründungszeit und danach. Nun bieten die Piraten sicherlich viele Gründe, sich kritisch mit ihnen auseinanderzusetzen, aber dann soll man das bitte Konkret machen – welche Forderung genau meint der Journalist und warum ist sie seiner Meinung nach schlecht für Deutschland? Was der Journalist hier gemacht hat, ist die Schlussfolgerung vorweg zu nehmen ohne Argumente zu liefern: die Piraten sind schlecht für Deutschland. Punkt. Eigene Schlüsse kann der Hörer nicht ziehen, denn er bekommt ja keine Fakten. Und „en passant“, wie es im Schach heißt, wird auch noch auf Griechenland eingedroschen, die „Sozialromantik“ ist schuld an dessen Situation.

    Okay, aber ein blindes Korn unter vielen guten verdirbt ja nicht unbedingt ein gutes Format, oder? Richtig. Nur: es ging weiter. Und zwar gleich so drastisch, dass es mich aufhorchen ließ. Am 18. September 2012 strahlte SWR3 das Topthema „Armes Deutschland – reiches Deutschland*“ aus, in dem die Ergebnisse des so genannten „Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung“ vorweg genommen wurden. Nennen wir den Journalist, der die Reportage gemacht hat, der Einfachheit halber „W.“

    Schon die Anmoderation ließ mich stutzen: „Wir Deutschen werden immer reicher. Das ist schön“, liest der Moderator vor und in seiner Stimme ist deutlich zu merken, dass er nicht weiß, ob er diese Worte mit Ernst in der Stimme oder voller Ironie vortragen soll. Doch dann kommt ein Journalist aus Berlin zu Wort, der klipp und klar sagt, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden weil „den reichsten zehn Prozent der Deutschen […] mehr als die Hälfte des kompletten Privatvermögens [gehören]“.
    Aber gleich darauf haut mir der Journalist W. meine Hoffnung auf eine ausgewogene Berichterstattung um die Ohren: „Bevor die nächste Neiddebatte losbricht“, meint er und lässt damit gleich den nächsten Kampfbegriff raus, müsse man bedenken, dass die reichsten zehn Prozent auch 55 Prozent der Lohn- und Einkommenssteuern zahlen. Auch der Umstand, dass die Einkommenssteigerung bei den Reichen viel höher war und bei den unteren 40 Prozent der Einkommensskala diese Steigerungen sogar von der Inflation mehr als aufgefressen wurden, lässt den Reporter kalt:

    „Dieses typisch deutsche Ungerechtigkeitsempfinden ist schön und gut, aber die Lohnentwicklung sollte eigentlich ökonomisch begründet sein. Ansonsten gibt’s ganz schnell griechische Verhältnisse.“

    Ah ja, das hat jetzt natürlich wieder sein müssen: das „Schreckgespenst Griechenland“ wird an die Wand gemalt. Die Frage nach der Gerechtigkeit der Verteilung ist per se eine „Neiddebatte“ und es ist völlig okay, dass bei den unteren 40 Prozent der Einkommensspanne in den letzten Jahren wegen der Inflation keine Lohnsteigerung stattgefunden hat.

    Man denkt hier, zynischer geht’s nicht mehr, doch die Regierung selbst stellte sich als noch zynischer heraus: Als einige Wochen nach diesem unseligen „Topthema“ der „Armuts- und Reichtumsbericht“ wirklich herauskam, war er „modifiziert“ worden – man hatte Passagen, die auf ein Versagen der deutschen Sozialpolitik hinwiesen, einfach entfernt.

    Am 19. Oktober 2012 berichtet das SWR3 Topthema – ebenfalls von W. erarbeitet – unter der Überschrift „Das dicke Ende kommt noch*“ über die angekündigte Strompreiserhöhung, die angeblich allein wegen der so genannten „Energiewende“ kommt. Gegenargumente werden geradezu unverschämt abgekanzelt:

    „Natürlich gibt es jetzt Märchenonkel und Lügenbarone wie Jürgen von Trittin (sic!). Der behauptet allen Ernstes, dass der Verbraucher nur deshalb so viel bezahlen muss, weil ein Teil der Industrie von der Ökostromumlage befreit ist.“ 

    Nun finde ich die Bezeichnung „Märchenonkel“ und „Lügenbaron“ aus dem Mund eines investigativen Journalisten nicht unbedingt professionell, mal ganz davon abgesehen, dass gerade das Prädikat „Lügenbaron“ von nicht ganz so humorvollen Zeitgenossen durchaus als Beleidigung aufgefasst werden kann. Auch in der Argumentation ist der Journalist schwach und schiebt gleich hinterher:

    „Das ist natürlich – erstens – blühender Blödsinn…“

    Warum es „blühender Blödsinn“ sein soll, erklärt der Journalist nicht. Er behauptet es einfach. Die „Blätter für deutsche und internationale Politik“ stellen in dem Artikel „Das sabotierte Jahrhundertprojekt“ fest, die Verbraucher würden für großzügige Geschenke an die Industrie zahlen und weisen das auch nach. Des weiteren heißt es:

    „Dabei bedienen [die Regierungsparteien] sich einer perfiden Strategie: Sie bürden den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch großen Teilen des Mittelstandes, höhere Lasten auf als notwendig und entlasten im Gegenzug die großen Industrien. Dieser Tatsache wird in der seit Monaten heiß laufenden Debatte über steigende Strompreise viel zu wenig Beachtung geschenkt. Stattdessen liegt der Fokus auf einer wegen der Ökostromförderung angeblich „unkontrollierten Entwicklung“ der Stromkosten.“

    Das allein ficht W. nicht an – und wer „erstens“ sagt, der muss auch „zweitens“ sagen. Und so heißt es im SWR3 Topthema weiter:

    „…zweitens kann Jürgen von Trittin (sic!) gerne mal nach Griechenland fahren und sehen, wie gut es in einem Land ohne wettbewerbsfähige Industrie und Wirtschaft geht…“

    Das musste ja kommen! Ohne Griechenland kann man den Hörern ja gar nicht so richtig Angst machen vor der bösen Energiewende, die einer der apokalyptischen Reiter ist, bevor dann der Weltuntergang kommt. Wahrlich, ich sage Euch, der Weltuntergang ist grün! Wann er kommt? Keine Ahnung. Aber irgendwann wird die Welt schon untergehen, und dann ist die Energiewende mit Sicherheit einer der apokalyptischen Reiter.
    Auch bin ich mir gar nicht sicher, ob der Umstand, dass W. den Politiker Jürgen Trittin konsequent falsch „von Trittin“ nennt, wirklich ironisch gemeint, sondern nur dem Umstand geschuldet ist, dass der Journalist von seiner „Lügenbaron“-Analogie so selbstbeschwippst war, dass er Trittin mit dem Freiherrn von Münchhausen durcheinander geworfen hat. Ich weiß es nicht, und wie ich jetzt gelernt habe, recherchiert man in so einem Fall nicht, sondern geht einfach von einem Umstand aus, der einem genehm ist.
    Mal ganz davon abgesehen – was hat Griechenland hier verloren? Nichts! Es ist eine billige Pointe auf dem Niveau der BILD, mehr nicht. In diesem Topthema geht es doch angeblich um den deutschen Strommarkt.

    Doch gemach! Noch sind die Ausführungen des W. nicht beendet, er hat noch zwei Punkte abzuarbeiten. So sagt er:

    „…drittens hat er [Trittin] mit seiner ersten Energiewende die Ökostromumlage selbst eingeführt…“

    Ein absolutes Nullargument: die Umlage wird jedes Jahr neu berechnet und die jeweils aktuelle Bundesregierung hätte es in der Hand, einzugreifen. Genau genomment wurde das ja gemacht, nur halt im Sinne der Industrie, nicht im Sinne des Verbrauchers.

    Als letzter Punkt wird dann noch gesagt:

    „…und das viertens in einer Art und Weise, die einer unkontrollierbaren Luxussubvention von Solar und Wind gleichkommt, entgegen dem Rat aller Fachleute, die rechnen können.“

    Da wird es ganz besonders flach: „Fachleute, die rechnen können.“ Und alle Fachleute, die anderer Meinung sind, können einfach nicht rechnen, oder wie? Immerhin, im Rest des Berichts bekommt auch die Bundeskanzlerin ihr Fett ab, weil sie mal behauptet haben soll, die (zweite) Energiewende sei zum Nulltarif zu haben und zum Schluss hin bemüht sich der Journalist um einen Witz. Da der Offshore-Windpark in der Nordsee bislang noch nicht ans Stromnetz angeschlossen aber bald schon fertig gestellt sei, würde man sich überlegen, den dort produzierten Strom dazu zu verwenden, das Meer rund um Helgoland aufzuheizen. Das sei zwar eine kleine Ökosauerei, aber für die erste deutsche Tropeninsel werde es schon reichen. [Anmerkung aus dem Jahr 2025: Angesichts des an Fahrt gewinnenden Klimawandels sollte W. sein „Witz“ im Hals steckenbleiben. Es erinnert mich an folgende Konversation aus „Star Trek“:
    Checkov: I made a little joke, Mr. Spock.
    Spock: Extremely little, Ensign!
    ]

    Ja, ich weiß, das ist nicht lustig, nicht mal ansatzweise – ich sagte aber auch, W. „bemühe“ sich um einen Witz, nicht dass er wirklich einen mache. Dieser „Witz“ ist so peinlich, den würde nicht mal Mario Barth erzählen.

    Schlagen wir die Brücke in die Gegenwart, denn heute habe ich beschlossen, mein Podcast-Abonnement für das SWR3 Topthema zu beenden. Der Grund: das SWR3 Topthema vom Freitag, 1. März 2013, das ich heute gehört habe. Das Thema: das vom Bundestag verbrochene Leistungsschutzrecht (LSR). Journalist: W.

    Die Überschrift „Neues von den Schildbürgern in Berlin“ würde ich ja noch so mittragen, aber der Rest hat mich fassungslos den „Podcast-Abonnement beenden“-Knopf klicken lassen. Eigentlich fängt es vielversprechend an, W. spricht davon, dass diese vom Bundestag verabschiedete Fassung des Leistungsschutzrechts hauptsächlich eine Geld- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Anwälte ist und den Steuerzahler Geld kosten wird. Doch nicht etwa, weil ein solches Gesetz von vornherein Unsinn wäre, nein.

    W. behauptet, Google würde „aus Zeitungen (sic!) Überschriften und kurze Texte kopieren und sie ins Netz stellen, ohne dafür zu bezahlen…“ Das ist schon mal falsch, denn die Texte stellen die Zeitungen selber ins Netz. W. redet der Verlegerlobby das Wort, die Google als „digitale Wegelagerer“ bezeichnet. Dass man es auch anders sehen kann – geschenkt. Argumente? Fehlanzeige. [Anmerkung aus dem Jahr 2025: Interessant, wie sich die Situation hier gedreht hat. Damals nahm Google die Textschnippsel und leitete den interessierten Besucher auf die entsprechende Webseite weiter, was ja der Sinn einer Suchmaschine ist. Dieser Sinn sollte durch das LSR sabotiert werden und in dessen Zug die Struktur des Internets. Heute ist es tatsächlich so, dass Google die Inhalte von Webseiten aufbereitet und auf der eigenen Seite parat stellt.]

    Auf dünnes Eis begibt er sich, als er behauptet, die kurzen Textschnippsel oder „Snippets“ würden nun ausdrücklich von dem neuen Gesetz erlaubt: Der Medienjournalist Stefan Niggemeier hat bei den Verlagen nachgefragt und laut deren Meinung gingen die Suchergebnisse von Google über die vom Gesetz definierten „kleinsten Textteile“ hinaus (siehe hier), das LSR würde bei Google also greifen. Selbst W.s Kollegin Sarah Renner vom ARD-Hauptstadtstudio, die in dem Podcast von einer Pressekonferenz in Berlin berichtet, kann nur sagen, dass die Vertreter der Regierung auch auf Nachfragen keine genaue Antwort gegeben hätten.

    Warum das Leistungsschutzrecht nun so aussieht wie es aussieht, das weiß W. auch sehr genau: Viele Internetbenutzer hätten „wütend“ auf die erste Fassung des Gesetzes reagiert, „befeuert von einer monatelangen, extrem teuren Anzeigenkampagne von Google“. Dass diese ominösen Internetbenutzer sich vielleicht auch eigene Gedanken gemacht haben, kommt W. offenbar nicht in den Sinn. Den Leuten sei „eingeredet worden, die Regierung würde die Freiheit im Internet bedrohen“. Dann versteigt sich W. zu etwas, das ich schon mal gehört habe:

    „Das ist natürlich blühender Blödsinn…“

    Ach tatsächlich? Na ja, vielleicht hat ja auch der Lügenbaron Hieronymus von Google seine Finger im Spiel? Aber es ist interessant, wie völlig ohne jedes Argument hier einfach etwas behauptet wird. Es ist nicht einfach „nur“ blühender Blödsinn, es ist „natürlich“ blühender Blödsinn! Jedem muss das klar sein. Argument überflüssig. Und wenn das Leistungsschutzrecht nicht kommt, dann haben wir bald griechische Verhältnisse. Da soll Jürgen von Trittin ruhig mal nach Griechenland fahren und nachschauen, wie es in einem Land ohne Leistungsschutzrecht aussieht! Aber echt, he!

    Und Google ist böse, das merken wir gleich daran, dass die nicht einfach eine Anzeigenkampagne gefahren haben, o nein! Sie haben eine „extrem teure“ Anzeigenkampagne gefahren! Oh mein Gott, ich muss mir an den Kopf fassen! Schnell, rennt alle zu den Fenstern und gebt mir Bescheid: Ist das Abendland schon untergegangen?

    Kein Wort von der Kampagne der Presseverlage, die es mit der Wahrheit nicht so genau nahmen, um es mal freundlich zu formulieren. Stefan Niggemeier war nicht so freundlich, „Lügen für das Leistungsschutzrecht“ nannte er es. Interessanterweise kommt Niggemeier in dem Podcast selber zu Wort. Nach einer Einschätzung über Sinn und Unsinn des Leistungsschutzrechts wurde er offenbar nicht gefragt. Die Kampagne der Verlage kann man bei ihm hier nachlesen:

    W. verschweigt so viel: Dass es Verlage gibt, die das LSR kritisch sehen – geschenkt. Dass es Journalisten gibt, die das LSR kritisch sehen – geschenkt. Das existiert alles nicht in der Welt des SWR3 Topthemas. Die Initiative IGEL – geschenkt. Dass nicht jeder – vermutlich die wenigsten – Kritiker des LSR von Google gekauft wurden – geschenkt. Dass die Verlage das Gesetz der Regierung quasi diktiert haben – geschenkt. Der ganze Podcast ist eine einzige Kampagne, auf die Christoph Keese vermutlich stolz wäre.

    All das hat letztlich dazu geführt, dass ich den Podcast abbestellt habe. Ich will keine Phrasen („blühender Blödsinn“, „Neiddebatte“) oder gar Beleidigungen („Lügenbaron“) hören, ich will Argumente. Und eine Meinung will ich mir selber bilden, ansonsten kann ich auch eine Boulevardzeitung lesen. Ich will ausgewogene Berichterstattung und Information. Aber offenbar ist das ja zu viel verlangt. Oder ich bin hier einfach an der falschen Stelle. Na ja, jetzt nicht mehr.

    [Anmerkung aus dem Jahr 2025: Der Artikel erschien vor der Einführung des LSR. Was in Folge passiert ist, berichtet die Seite zum Leistungsschutzrecht auf der Wikipedia:

    Die mediale Berichterstattung zum Leistungsschutzrecht wurde vielfach kritisiert. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier veröffentlichte hierzu etwa mehrere Episoden mit dem Titel Lügen fürs Leistungsschutzrecht, in denen er scharfe Kritik an den Medien übte, vor allem in Bezug auf Zensur und Fehlinformation. So blieb etwa das kritische, von 18 Professoren unterzeichnete Gutachten zum Leistungsschutzrecht des Max-Planck-Instituts trotz mehrerer dpa-Meldungen weitgehend unbeachtet, während über andere unbedeutendere Befürworter berichtet wurde.

    Auch wurde oftmals behauptet, Google würde Inhalte der Verlage widerrechtlich übernehmen. Ein in der Main-Post und der Augsburger Allgemeinen erschienener Artikel behauptet etwa:

    „Der amerikanische Internetriese sammelt Texte ohne Rücksicht auf Urheber und Verlagsrechte in speziellen Nachrichtenportalen.“

    Jedoch können Verlage Google jederzeit mit Hilfe der robots.txt den Zugriff verweigern. Des Weiteren wird durch Snippets das Urheberrecht nicht verletzt. Zudem ist es möglich, die Snippets abzustellen, aber trotzdem in den Suchergebnissen angezeigt zu werden. Für Google News ist außerdem eine gesonderte Registrierung mittels eines Formulars bei Google nötig.

    Vom Handelsblatt wurde des Weiteren die Behauptung verbreitet, dass Google Suchergebnisse „über Stunden“ zu seinen Gunsten zensiert und Google-kritische Beiträge sowie Berichte über die Debatte zum Leistungsschutzrecht entfernt habe.

    Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger behauptete zudem, dass die Anzahl der Befürworter des Gesetzes die Zahl der Kritiker übersteige. Doch während außer den Verlegern keine weiteren Unterstützer des Gesetzes bekannt sind, wurde es von vielen Industrieverbänden und Organisationen abgelehnt.

    Bevor das Leistungsschutzrecht am 1. August 2013 in Kraft getreten ist, hatte sich Google Deutschland im Juni 2013 an die Presseverleger gewandt. Diese sollten Google mitteilen, ob sie auf die Ansprüche aus dem Gesetz bezüglich Google News verzichten und diesem eine kostenlose Lizenz gewähren. Andernfalls würden ihre Inhalte ab dem 1. August nicht mehr in Google News gelistet; in der normalen Suche blieben sie jedoch weiterhin. Zur Begründung führte Google an, dass von Google News weltweit jeden Monat sechs Milliarden Nutzer weiter auf die Seiten von Medien klicken und Google daher einen echten Mehrwert für die Verleger bedeute.

    Kurz vor Inkrafttreten des Leistungsschutzrechts wurde am 30. Juli 2013 bekannt, dass viele der stärksten Befürworter des Gesetzes, darunter die Verlage Axel Springer, Burda und FAZ, durch Annahme des von Google geforderten „Opt-in“ einer weiteren unentgeltlichen Listung in Google News zugestimmt haben.

    Nicht nur Google setzte Maßnahmen gegen das Leistungsschutzrecht um. Seit Anfang August 2014 zeigen die Webportale GMX, Web.de und T-Online keine Suchresultate mehr für Inhalte von Axel Springer und anderen Verlagshäusern an, die ihre Leistungsschutzrechte durch VG Media vertreten lassen. Auch weniger bekannte Suchmaschinen schränken ihre Dienste vorsorglich ein oder wurden inzwischen wegen des Leistungsschutzrechts gänzlich eingestellt. Indes besitzt Google als einzige Suchmaschine eine unentgeltliche Lizenz der VG Media. Dies wird regelmäßig als Wettbewerbsverzerrung und Stärkung der monopolähnlichen Situation des deutschen Suchmaschinenmarktes beurteilt.

    Quelle: Wikipedia-Artikel „Leistungsschutzrecht für Presseverleger“ – Der Text ist unter der Lizenz „Creative-Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ verfügbar; Informationen zu den Urhebern und zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können im Regelfall durch Anklicken dieser abgerufen werden.]

    Für diesen Artikel greift das LSR nicht, da diese Art der Bearbeitung in Deutschland (noch) durch das Zitatrecht geschützt (UrhG § 51 Zitate) ist. Mal sehen, wie lange noch.

    * Diese Reportagen sind online, soweit ich das gesehen habe, leider nicht mehr verfügbar. Die Podcasts lagen mir aber vor.


    Ergänzung vom 5. März 2013 zum Artikel von mir:

    Und noch eine interessante Tatsache: In dem letzten „Topthema“ kommt ja Stefan Niggemeier zu Wort (wenn auch nur kurz). Der hat aber gar nicht mit SWR3 gesprochen, sondern mit dem Deutschlandfunk, und über diese Art der Zweitverwertung ist er gar nicht begeistert:

    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/luegen-fuers-leistungsschutzrecht-5/#comment-734501

    Er nennt das „Topthema“ eine (Zitat) „missglückte Kritischer-Journalismus-Simulation“. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


    Weitere Ergänzung vom 6. März 2013 zum Artikel von mir:

    Noch eine Ergänzung zum LSR-Podcast und den zeitlichen Abläufen: W. dreht die zeitlichen Abläufe durch den Wolf, weil es ihm in seiner Argumentation in den Kram passt. Google hat seine Initiative „Verteidige Dein Netz“ erst im November 2012 – also relativ spät – gestartet. Die Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht IGEL beispielsweise startete schon Dezember 2010. Und auch andere Gegenstimmen waren schon lange vor der Google-Initiative zu hören. „Verteidige Dein Netz“ war nur die Reaktion von Google auf die verheerend falsche Berichterstattung der Pressemedien.


    Kommentar eines vorgeblichen Redakteurs, der nach eigener Auskunft selbst einmal am „Topthema“ gearbeitet haben will, geschrieben unter den Originalartikel am 7. März 2013:

    Als jemand, der selber mal vor 15 Jahren das Topthema bei SWR3 gemacht hat: bei aller Kritik an Themensetzung und -behandlung nicht vergessen, dass es nicht um einen Post mit unbegrenzt Platz geht, sondern um Radio. Das zielt erstens eher auf den Bauch als auf den Kopf – das muss eine Popwelle wie SWR3 tun, sonst wird sie nicht gehört.

    Zweitens: Selbst die fünf Minuten, die das Topthema so etwa bekommt, sind verdammt wenig Zeit – hättest Du, Thorsten, Deinen Blogpost ins Topthema gepackt, wäre in etwa nach dem Wort „Sozialromantik“ Schluss gewesen. Und was da alles hinten runter gefallen wäre…

    (Das als kleiner Blick auf die andere Seite – also bitte nicht zu laut wundern, dass SWR3 irgendwie nicht der Deutschlandfunk ist.)

    Meine Antwort darauf vom selben Tag:

    Also, Entschuldigung: DAS kann ich nicht gelten lassen, denn das zeigt, das an dem Format generell was faul ist. Wie soll man denn das Publikum anständig informieren, wenn von vornherein keine Zeit dafür da ist? Desinformation und Manipulation werden quasi billigend in Kauf genommen?

    Dann soll man es doch lieber gleich bleiben lassen. Das Problem ist doch, dass unzählige Hörer – sei es aus Bequemlichkeit oder simplem Zeitmangel – sich nicht aus mehreren Quellen informieren. Und die denken, sie werden vom „Topthema“ einigermaßen „neutral“ informiert. Auch weil SWR3 ein öffentlich-rechtlicher Sender ist und das bei vielen noch immer den Anschein einer gewissen Neutralität hat, zumindest aber den Anspruch einer besseren Qualität als beispielsweise RTL und Konsorten.

    Was den Spruch „das muss eine Popwelle wie SWR3 tun, sonst wird sie nicht gehört“ betrifft: Ich glaube, hier wird der Hörer unterschätzt, und das zeigt ein grundsätzliches Problem des „Radiomachens“, nämlich der Eindruck, dass man einem – wie auch immer gearteten – Durchschnittsmenschen zu viel Niveau nicht zumuten kann. Da bleibt man doch lieber „seicht“.


    Ich bekam auch ein paar eMails zu dem Artikel, die ich aber leider nicht mehr wörtlich habe. Ein Schreiber verteidigte das Vorgehen des SWR und die Kürze der Beiträge, darauf entgegnete ich ihm, dass man dem Hörer doch was zutrauen müsse und ihm gut ausgearbeitete und auch längere Reportagen zu hören geben. Seine Antwort darauf (an die erinnere ich mich noch sehr gut): „Wer sowas sagt, der fragt sich auch, warum auf RTL keine Opern laufen.“

    Außerdem hatte ich im Anschluss an den Artikel ein paar interessante Telefonate mit einer Person, die selbst über Vorkommnisse im Funkhaus recherchierte. Über die Person und den genauen Inhalt der Telefonate möchte ich nichts sagen, um mich nicht juristisch angreifbar zu machen. Eine eMail meinerseits an den Sender direkt mit den wesentlichsten Kritiken blieb unbeantwortet.

    Eine Fortsetzung der Geschichte gab es bereits hier im Blog im Jahr 2017: „Der Dudelfunk – eine unendliche Geschichte„.

    #Kurzgedanken: „Star Trek: Picard“ Staffel 3 – Na endlich!

    Nun sind also vier Folgen der Serie „Star Trek: Picard“ erschienen und ich habe mir wieder meine Gedanken gemacht. Und die Gedanken sind frei – spoilerfrei! Die Serie hat in den ersten vier Folgen einen schwachen Start hingelegt, aber im Verlauf der Serie wurde sie immer besser und erreichte in Folge 4 einen Höhepunkt in Bezug auf Handlung und Charaktere.

    In den ersten vier Folgen der Serie gab es einige Probleme, insbesondere was das Pacing betrifft. Die Handlung schien manchmal unbeholfen und unorganisiert und es gab Momente, in denen die Dialoge übermäßig lang und langweilig waren. Außerdem wurden einige Charaktere vorgestellt, die wenig Persönlichkeit hatten und eher flach wirkten.

    Trotz dieser anfänglichen Schwächen hat die Serie im Verlauf immer besser und interessanter werden. Die Handlung wurde besser strukturiert und die Charaktere wurden komplexer und interessanter. Besonders auffällig war dies in Folge 4, in der die Handlung endlich Fahrt aufnahm und die Charaktere tiefergehend dargestellt wurden.

    Die Handlung in Folge 4 war besonders gut gestaltet und auf den Punkt gebracht. Es gab einen klaren Fokus und eine klare Richtung, die Handlung war spannend und es gab viele unerwartete Wendungen. Darüber hinaus waren die Charaktere besser entwickelt und ihre Motivationen und Ziele wurden deutlicher. Insbesondere Jean-Luc Picard wurde in dieser Folge in seiner Rolle als Protagonist gestärkt, und die Handlung hatte Auswirkungen auf sein Charakterwachstum.

    tldr; Jetzt habe ich wirklich Lust auf mehr!

    #Kurzgedanken: Fantasy und Science Fiction – Alles Eskapismus oder was?

    In Zeiten von Corona, Krieg in der Ukraine und Klimakrise wird die Debatte über Eskapismus in Form von Fantasy und Science Fiction häufiger diskutiert. Einige Argumentieren, dass es in solch schwierigen Zeiten angemessen ist, sich mit anderen Realitäten zu beschäftigen, um Ablenkung zu finden und den Stress zu reduzieren. Andere glauben jedoch, dass eine solche Beschäftigung unangemessen ist und dass wir uns stattdessen auf die Probleme konzentrieren sollten, die direkt vor uns liegen.

    Es ist jedoch unbestreitbar, dass die Fantasy- und Science-Fiction-Genres eine starke Faszination auf viele Menschen ausüben. Sie bieten uns die Möglichkeit, in andere Welten einzutauchen und uns von den Herausforderungen unserer eigenen Realität zu lösen. Dies kann eine wertvolle Möglichkeit sein, Stress und Angst zu reduzieren und unsere Psyche zu stärken.

    Bild: Storyblocks

    Aber es ist nicht nur eine Frage der Ablenkung. Fantasy und Science Fiction können uns auch inspirieren und uns neue Perspektiven auf das wahre Leben eröffnen. Durch die Beschäftigung mit fiktionalen Welten und futuristischen Szenarien können wir uns mit Ideen und Konzepten auseinandersetzen, die sonst möglicherweise nicht in unseren Fokus geraten würden. Dies kann uns helfen, kreativer zu denken und neue Lösungen für die Probleme zu finden, die uns in unserem eigenen Leben begegnen.

    Zudem bieten Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten auch eine Möglichkeit, uns mit anderen zu verbinden und gemeinsam über die Probleme unserer Welt nachzudenken. Indem wir über fiktionale Welten diskutieren und uns über unsere eigenen Ängste und Wünsche austauschen, können wir unsere Beziehungen stärken und ein besseres Verständnis füreinander entwickeln.

    In der Tat ist es dringend notwendig, dass wir uns mit anderen Realitäten beschäftigen, nicht nur als Ablenkung, sondern auch als Inspiration für das wahre Leben. Durch die Beschäftigung mit Fantasy und Science Fiction können wir unsere Psyche stärken, neue Perspektiven gewinnen und uns mit anderen verbinden. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, dass wir uns mit den Herausforderungen auseinander setzen. Wenn fremde Welten dazu ein Vehikel sein können, würde ich sagen: Nur zu!

    HERR DER RINGE: Die Ringe der Macht – Über Kritik und hassgetriebene YouTuber, die so manche(n) Sau(ron) durchs Dorf treiben

    Es begann mit dem Schmieden der großen Kritiken. Die Kritiker hofften, eine Kultur des Austauschs, des Abgleichens von Ideen und des Anhörens von Standpunkten zu finden. Doch sie wurden alle betrogen. Denn es wurde noch eine Art der Kritik laut. So, wie Morgoth Missklänge in die Schöpfungsmusik der Valar brachte, brachten ihre Stimmen den Diskurs nicht voran. Es ging nur darum, möglichst laut und auf übertriebene Weise das Internet vollzurotzen. Und so wie Sauron nach seiner Niederlage in der Schlacht des letzten Bündnisses hatten auch diese Kritiken keine körperliche Substanz. Denn Kritik war auch gar nicht das Ziel. Das Ziel war Angriff. Bei manchen vielleicht auch Vernichtung. Eine unheilvolle Entwicklung, die ihren Anfang in den frühen Tagen des 21. Jahrhunderts fand und die seither immer schlimmer geworden ist. Denn was nicht hätte vergessen werden dürfen, geriet in Vergessenheit.

    Für diesen Artikel gibt es zwei Auslöser. Der eine ist blankes Entsetzung meinerseits darüber, wie die dunkle Seite von YouTube mittlerweile aussieht. Ich war ja einiges gewohnt, ich habe den Aufstieg der so genannten „angry critics“ miterlebt und festgestellt, dass es sich hierbei um eine sehr ungesunde Spielart handelt. Vielleicht war die Idee des „angry critics“ auch einmal, Kritikern, die über die Stränge schlagen, selbst den Spiegel vorzuhalten. Doch falls das der Plan war, ist davon nichts mehr übrig geblieben. Der Spiegel, der den Hass vorführen sollte, ist nicht mehr da. Vielleicht war er nie da. Nur der Hass ist noch vorhanden. Und der ist schlimmer als je zuvor.

    Als ich mich nach dem Finale der ersten Staffel von „Die Ringe der Macht“ hinsetzte, um mich über die Kritikerlandschaft zu informieren und vor allen Dingen ein paar Kanäle abzugleichen, die sehr viel besser als ich die direkten Anspielungen in den Episoden erkennen würden, da führt mich der unheilvolle Algorithmus von YouTube leider auf direktem Weg in die dunkle Seite. Beispielhaft kann man hier einen Kanal nehmen, der die Besessenheit, mit der die Negativität weitergegeben wird, sehr gut illustriert. Zum Vergleich: Von „Die Ringe der Macht“ kam pro Woche eine Episode heraus. Das sind also rechnerisch vier Episoden für einen Monat. In diesem Kanal kamen im gleichen Zeitraum vierundzwanzig (!!) Videos heraus, die sich an der Serie abarbeiteten, im Schnitt also sechs Videos pro einzelne Folge (Notabene: im Schnitt!). Die Thumbnails der Videos sprechen für sich, wir sehen einzelne Darsteller der Serie, wobei hier entweder Video-Standbilder genommen wurden, die unvorteilhaft aussehen oder es wurden Bilder verfremdet, dass sie einen besonders widerwärtigen Eindruck machen (in einem Bild wurde beispielsweise eine Hand ins Bild montiert, so dass es aussieht, als würde sich Galadriel mit wütendem Gesichtsausdruck in der Nase bohren). Die Titel der Videos sind ähnlich reißerisch, AMAZON sei „in Panik“, die Serie „ein epischer Reinfall“, „hässlich und dumm“, „Müll“, eine „Missgeburt“ – und so weiter. Und der Inhalt der Episoden ist genau das, was das Thumbnail verspricht. Wenn wir den menschlichen Verstand mit einer Amphore vergleichen, aus der man Kreativität abschöpfen kann, so haben die Macher hier nicht nur den Bodensatz der Kreativität erreicht, sie haben den Boden der Amphore durchschlagen und kratzen gerade den Dreck aus dem Erdreich, das noch dazu radioaktiv verstrahlt ist, um daraus Content für YouTube zu produzieren.

    Bild: YouTube

    Ja, ich weiß. Irgendjemand wird ums Eck kommen und sagen: „Ja, darf man denn diese Serie gar nicht mehr kritisieren?“ Doch, das darf man. Aber dieses substanzlose Gekreische ist keine Kritik. Ein Kind, das sich auf den Boden wirft, mit Händen und Füßen trommelt und schreit, weil das Spielzeug, mit dem es gerade spielen wollte, halt nun gerade vom Geschwisterkind in Beschlag genommen wird, verhält sich ähnlich. Doch bei dem Kind gehört das zum Prozess der geistigen Reife dazu. Bei dem Kind können wir die Hoffnung haben, dass es lernen wird, dass nicht alles nach seinem Willen geht und dass man andere respektieren muss. Bei den Produzenten solcher Videos ist Hopfen und Malz verloren. Viel schlimmer ist: Sie werden belohnt. Nicht nur von Menschen, die sie in ihrem destruktiven Verhalten bestärken, sondern auch vom YouTube Algorithmus.

    Der zweite Auslöser für diesen Artikel war wiederum ein Artikel, den ich durch Zufall über Facebook gefunden habe. Dieser gibt sehr gut meine Gefühle im Bezug auf die Serie wieder. In Details, was ich gut fand und was ich nicht so gut fand, stimme ich nicht immer mit dem Autor überein, aber das „große Ganze“ passt sehr gut. Deswegen, bevor Ihr diesen Artikel weiterlest, schaut Euch vielleicht erstmal das an:

    Deutsche Tolkiengesellschaft – Sebastian Richartz: „Ringe der Macht – Ein Kommentar“

    Mir geht es genauso wie Sebastian Richartz. Ist „Ringe der Macht“ die beste Serie oder die beste Tolkienadaption oder das beste Stück Filmgeschichte, die / das je produziert wurde? Nach dem momentanen Stand meiner Meinung nach eher nicht. Ist sie deswegen „ein epischer Reinfall“, „hässlich und dumm“ oder eine „Missgeburt“? Ebenfalls nein. Und damit kommen wir in eine Problemzone. Solche Kritiken werden nämlich immer weniger wahrgenommen. Die lauten, die kreischenden Kritiken sind jene, die so tun, als sei „Ringe der Macht“ direkt aus dem Schlund eines Balrog gekommen, die sind es, die man sieht. Sofort, wenn man auch nur eine Sache an der Serie gut findet, wird man von diesen so genannten „Kritikern“ an den Pranger gestellt, wobei sie sehr einfallsreich darstellen, dass man entweder dumm sei und daher sowieso alles gut findet, was einem von „der“ Filmindustrie vorgesetzt wird oder verblendet, ein „social justice warrior“ – auch „linksgrünversiffter Systemling“ oder früher „Gutmensch“ genannt -, der Freude an der „Wokeness“ hat, die den totaaaaal unpolitischen Inhalt, den das Werk ja schon immer hatte, verseucht. Entweder man ist mit den Kritikern oder gegen sie. Das „Dazwischen“, die Grautöne, das existiert für diese Art von Kritiker nicht.

    Damit werden allerdings zwei Probleme immer größer. Zum einen muss man sagen, dass Menschen, die diese extremen Ansichten vertreten, nicht in der Mehrheit sind – die Zuschauerzahlen sprechen da für sich, egal ob irgendein YouTuber behauptet, die Serie sei ein Flop und AMAZON in Panik -, sie benehmen sich aber so. Es ist fast schon ironisch, aber genauso wie es beim „Herrn der Ringe“ um Macht geht – schließlich ist der „Eine Ring“ ja das ultimative Instrument der Macht – geht es auch hier um Macht. Es geht darum, den Diskurs zu bestimmen. Und hier frage ich mich selbst: Hoffen solche YouTuber tatsächlich, sie würden es schaffen, ein Projekt wie „Die Ringe der Macht“ so nachhaltig zu sabotieren, dass es eingestellt wird? Und ist es nicht ein Widerspruch, dass es notwendig ist, lauthals und marktschreierisch zu betonen, wie schlecht doch die Serie sei? Denn wenn die Serie keinen Anklang findet, dann wird AMAZON auch keine weiteren Staffeln produzieren, ganz egal, was irgendein YouTuber sagt. Das Problem erledigt sich dann von selbst. Nein, man möchte auf Nummer Sicher gehen. Die Zuschauer sollen schon vor dem Beginn der eigentlichen Serie wissen, dass sie sie schlecht zu finden haben (ja, das Niedermachen von „Die Ringe der Macht“ fing schon mit den Trailern an).

    Wenn sich nun ein Studio von den lautstarken „angry critics“ beeinflussen lässt, dann kommt Chaos heraus. Zuletzt durften wir das als Liveperformance bei der Sequel-Trilogie von „Star Wars“ erleben. Die laut gekreischte Kritik, die rassistischen Anwürfe an Schauspielerinnen und Schauspieler führte zu dem Durcheinander, das nun als Episode 9 die Skywalker-Saga abschließt. Schleicht sich sowas ein, werden wir das leider noch häufiger erleben. Vielversprechende Anfänge werden abgewürgt und dann doch wieder das produziert, was man schon kennt. Nummer Sicher.

    Zum anderen führt diese Art der Kritik zur Zerstörung des Diskurses. Wenn die eine Seite laut wird, muss der Rest eigentlich genauso laut werden. Genauso kreischen. Genauso übertreiben. Solche Kritiker mag es geben, aber sie sind nicht so laut wie die anderen und ihre Zahl noch kleiner. Die breite Masse moderater Kritik bleibt eher leise und überlegend. Unaufgeregt, so wie der Beitrag von Sebastian Richartz. Damit behalten die Lauten die Diskurshoheit. Und würde man versuchen, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, würde der Diskurs ebenfalls zerstört, da nun nur noch Geschrei und Gekreische herrscht. Oder die Situation eskaliert noch weiter. Ich darf nur daran erinnern, dass Jake Lloyd, der Darsteller des jungen Anakin Skywalker in „Star Wars Episode 1“ so bedrängt wurde, dass er seine Schauspielkarriere beendete. Hayden Christensen, sein „Nachfolger“ in Episode 2 und 3 ging es ähnlich. Erst jetzt, Jahrzehnte später, da die Emotionen abgekühlt sind, wird erkannt, dass es auch Leute gab, die ihn in seiner Rolle gut fanden. Die ihm auf der offiziellen Star Wars Con applaudierten und begeistert jubelten, als er erzählte, dass er für die Serie „Obi-Wan Kenobi“ nochmal Darth Vader spielen wird.

    Wenn nur noch geschrien und gekrischen wird, geht erleben wir genau das, was „Die Ringe der Macht“ sehr gut in der Zerstörung der Südlande dargestellt hat: Ein Vulkan bricht aus, es regnet Asche und Feuer und das ganze Land wird in eine ewige Dunkelheit gehüllt. Ja, ich weiß, das Bild habe ich schon mal bemüht und ich habe vieles von diesem Artikel in dem Zusammenhang schon erwähnt. Ich hatte nur noch nicht das volle Ausmaß der Macht Saurons erkannt. Vielleicht wollte ich es auch nicht wahrhaben. Ich hatte gehofft, aber… worauf habe ich diese Hoffnung eigentlich gegründet? Ich weiß es nicht.

    Was mich vor allem überrascht, ist dieser blanke Hass auf sowas banales wie eine Serie. Und ja, es ist banal! Die Welt hat echte Probleme, nicht nur in fernen Landen, auch hier bei uns (oder in Amerika oder wo auch immer die Serie läuft). Aber stattdessen arbeitet man sich an fiktiven Figuren und den Leuten, die sie darstellen, ab. Vielleicht ist hier ein Teil der Erklärung zu sehen, fiktive Probleme, die noch dazu überzogen dargestellt werden, an den Pranger zu stellen, ist wohlfeil. Jeder dieser Kritiker kann sich selbst als der große Held sehen, der sich gegen „das System“ – was auch immer das sein mag, da kann man so viel projizieren – stellt. Ein echtes Risiko geht er damit keins ein. YouTube findet, dass diese Videos mit seinen AGBs übereinstimmen und auch den Monetarisierungsregeln entsprechen. Damit bringt dieser Inhalt den Kritikern vor allem auch eins: Geld. Und eine ähnlich laute Gegenreaktion haben sie eh nicht zu befürchten.

    Irgendwo sitzt Sauron und lacht sich ins Fäustchen. Daher darf ich Euch bitten, solche differenzierten Ansichten wie die von Sebastian Richartz weiterzuverbreiten. Und sei es nur, damit noch mehr Leute erfahren: Okay, die Welt ist noch nicht komplette durchgedreht. Ich glaube, das würde schon helfen.

    Klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen oder Was ist eigentlich los? Musk, Mastodon und Mordor

    Ja, ich weiß, ich habe das für den Videokanal angekündigt, aber irgendwie wollen die Worte für ein Videoskript nicht so richtig zusammenkommen, dass es sich lohnen würde, für ein einzelnes Thema ein Video zu produzieren. Deswegen wurde es nun also am Ende ein Beitrag fürs Blog. Ist auch mal wieder was schönes. Es ist halt einfach zu viel unterschiedliches. Und der Algorithmus sagt, so ein Mix wird nicht goutiert. Dann eben nicht. Dann eben so.

    Um gleich die Frage zu beantworten, die wahrscheinlich vielen Lesern gerade im Kopf herumschwirrt: Was ist das für ein Titel für den Beitrag? Was soll das sein mit „klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“. Die Geschichte ist lang, sie ist ein Ergebnis des Twitch-Formats Ferngesprächs mit dem Titel „Museen“. Tommy Krappweis musste hier erfahren, dass es in naturkundlichen Museen Schubladen gibt, in denen Vögel liegen, allerdings nicht lebendig und auch nicht so ausgestopft, dass man sie ausstellen könnte. Sondern nur der Bald, also sprich, die Haut und die Federn. So dass man erkennen kann, wie der Vogel grundsätzlich gebaut ist. Eben für naturkundliche Studien. Tommy meinte daraufhin irgendwas wie, das entspräche nicht dem Bild, das er so hätte, dem „klassischen Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“.

    Ein paar Tage zuvor nun hatte Tommy versucht, eine künstliche Intelligenz dazu zu bringen, ein Bild von Bernd dem Brot zu zeichnen (dessen Mit-Erfinder Tommy ist). Das Ergebnis war mehr in der Art „Angriff der außerirdischen Mutanten-Brote“ als alles andere. Aber in dem Moment, wo Tommy das bei dem Ferngespräch sagte, kam mir eine Idee und ich gab den Satz „klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“ in eine AI ein. Das Ergebnis war folgendes:

    Klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen.

    Faszinierend, nicht wahr? Ein kurzer Moment, ein Gag, eine heitere Lustbarkeit. Doch am selben Abend wurde die Meldung herumgeschickt, dass Elon Musk Twitter nun doch kaufen wollte. Verdammt, gerade wenn man denkt, es ist schon genug los auf dem Planeten, passiert sowas auch noch! Musk hat sich in den letzten Tagen ja alle Mühe gegeben zu beweisen, dass seine Ahnungslosigkeit keine Grenzen kennt. Musks Ahnungslosigkeit sprang durch die Gegend, um sich mit Musks Dunning-Kruger-Effekt zu paaren, und das Ergebnis dieser zweifelhaften Vereinigung soll nun also Twitter werden. Trump soll zurückkehren und das ganze in ein Höllenloch von Fakenews verwandelt werden (nicht dass wir damit nicht schon genug Probleme hätten, der Herr Milliardär hätt’s nur gern um das Hundertfache potenziert).

    Und von Jan Böhmermann kann man halten, was man will, aber er weiß einfach, wann ein guter Moment ist. Als die Nachricht kam (die Engländer sagen hier „the message broke“, also wörtlich „die Nachricht bricht“, was ich ein viel passenderes Bild zur Situation finde), veröffentlichte er einen Tweet, in dem er verkündete, sein öffentlich-rechtliches Magazin würde schon länger eine Instanz auf der Twitter-Alternative „Mastodon“ unterhalten, und zwar „det.social„. Das hatte ich mir schon überlegt, als Musk Twitter das erste Mal kaufen wollte. Nun sollte es also soweit sein. An diesem Abend richtete ich ein Konto auf Mastodon bzw. det.social ein und exakt um 22.58 Uhr am 4. Oktober 2022 wurde der erste Tröt abgesetzt:

    Tröt Nummer 1: Ich würde jetzt gerne was Kluges schreiben. Leider fällt mir nichts ein. Aber wird schon.

    PHAN.PRO Mastodon-Channel

    Und wer mir und dem Projekt dort folgen will, findet beides kombiniert gleich hier!

    Was hat das alles aber mit der ursprünglichen Idee zu tun, nämlich eine Betrachtung von „Herr der Ringe: Ringe der Macht“ im Videokanal herauszubringen. Sehr viel. Ich dachte nämlich darüber nach, was alles passiert war, auch in der Gesellschaft. Ich hatte natürlich schon andere Videos über „Ringe der Macht“ gesehen, dabei allerdings etwas festgestellt, das… hm.

    Und schon geht es los. Hat es sich in die Gesellschaft und die gesellschaftliche Kommunikation eingeschlichen? Oder brach es plötzlich heraus? Wo war es vorher, wo kam es her? Und genau da kommen wir in eine Problemspirale. Fangen wir also erstmal an: Wovon rede ich überhaupt? Von Kontroversen. Von denen haben wir ja in den letzten zweieinhalb Jahren genug gesehen. Corona schien ein Katalysator dafür gewesen zu sein, dass manche Teile der Bevölkerung sich endlich von „Joch“ des gesellschaftlichen Miteinander befreien und ihrer Egomanie freien Lauf lassen konnten. Die Teile scheinen den verständnisvollen, respektvollen Diskurs völlig zerstören zu wollen. Es geht nur noch um Kontroversen. Weil die so schön einfach sind. Es gibt nur zwei Möglichkeiten und fertig. Mit allem anderen scheinen einige Teile der Bevölkerung – nicht nur in Deutschland – überfordert zu sein.

    Da passen auch die Ferngespräche wieder rein, denn was Tommy hin und wieder mal bemerkt, sind die (Zitat) „verdammten Graustufen“. Die Experten, die dort auftreten, machen uns aufmerksam darauf, dass das Leben in vielen Fällen halt eben nicht „so oder so“ ist. Sondern dass es da – glücklicherweise – ganz viel gibt.

    Wenn wir gerade die Demonstrationen von rechtsgerichteten Kreisen von heute sehen, da ist dann das genaue Gegenteil zu sehen: Person X ist nicht einverstanden mit „der“ Politik – also müssen wir in einer Diktatur leben! Dass „nicht einverstanden sein mit der Regierungspolitik“ – sei die Kritik nun berechtigt oder auch nicht – elementarer Bestandteil einer Demokratie ist, wird ausgeblendet. Ich hab „die da oben“ nicht gewählt, und wenn jemand an der Macht ist, den ich nicht gewählt habe, dann ist das Diktatur!

    Das blendet mittlerweile in viele Bereiche des Lebens rein. Eben auch in Filmkritik. Ich versuche – jetzt, nach sechs Folgen – immer noch genau zu eruieren, was meine Gefühle für „Ringe der Macht“ sind. Ich weiß es nicht genau. Damit verstoße ich aber schon mal gegen die Regel Nummer 1 des Aufmerksamkeitszyklus. Denn um überhaupt wahrgenommen zu werden, hätte ich meine Meinung spätestens ein paar Minuten nach der Veröffentlichung der ersten Folge der Serie auf AMAZON Prime raushauen müssen. Und als zweites ist meine Meinung im Moment immer noch… jo. Genau, das trifft es vielleicht: Jo. Oder besser: JoTM. Was meine ich damit? Die Serie hat mich nicht umgehauen, als Gesamtpaket. Ich bin davon begeistert, wie sie aussieht und ausgestattet ist, die Handlung hat mich noch nicht völlig weggerissen. Ich finde sie nicht schlecht, versteht mich nicht falsch, aber ich finde sie – im Moment noch – eben noch nicht grandios. Wobei ich sagen muss, dass ich vom Hauptereignis der Folge 6 (und den Auswirkungen in Folge 7) überrascht wurde und ebenfalls begeistert war. Die Dinge können sich langsam entwickeln und davon macht die Serie reichlich Gebrauch.

    In Kontrast dazu sehe ich, dass die meisten schlechten Kritiken auf AMZON über die Serie nach einer oder zwei Folgen geschrieben wurde, und auch hier sehen wir Extreme: ein Flop, das schlechteste was es gibt, kann weg und so weiter. Machen die das mit Büchern auch? Lesen das erste Kapitel, und wenn ihnen das nicht gefällt, fliegt das Buch ins Eck? Dann brauchen diese Leute keines von meinen Büchern zu lesen, die ich gerade am Erarbeiten bin, denn Spoiler: Auch ich werde da nicht gleich im ersten Kapitel alles enthüllen, auch diese Geschichte wird Zeit brauchen, bis sie sich entwickelt.

    Ich persönlich bin wirklich gespannt auf das Finale der ersten Staffel. Wie ich heute gehört habe, haben die Dreharbeiten für die zweite Staffel gerade begonnen. Also scheint „Ringe der Macht“ zumindest kein totaler Flop zu sein, allen Unkenrufen zum Trotz. Vielleicht komme ich nochmal auf das Thema zurück, wenn die erste Staffel beendet ist.

    Und worum ging’s jetzt in den Artikel eigentlich? Folgt dem Phantastischen Projekt bei Mastodon! Und lasst Graustufen zu! Und vor allen Dingen: Macht Euch nicht lächerlich, so wie dieser eine Typ, dessen YouTube-Kanal ich hier nicht verlinke, der mit einer Atemschutzmaske vor der Kamera steht, mit elektronisch verstellter Stimme spricht und Video um Video darüber produziert, warum dies zu „woke“ ist, warum jenes ein Flop werden wird und vor allem ständig verkündet, dass Disney quasi jede Sekunde die Meldung bringen wird, dass sie Kathleen Kennedy, die Chefin von Lucasfilm, gefeuert haben. Erinnert ein bisschen an die Prospekte von den Teppichläden, die ich in den 1990er Jahren immer im Briefkasten gefunden habe, die ständig verkündeten, dass der Laden geschlossen wird und es deswegen „nur jetzt“ diese tollen Angebote gäbe. Ich glaube, es war sogar „RTL Samstag Nacht“, die darüber einen Gag machten, der mit der Zeile endet: „In Geschäftsauflösung seit 1990!“

    Ich sollte aufhören, an diesem Beitrag zu schreiben. Aber wie bringe ich ihn zu einem Ende? Vielleicht wäre der Gag von „RTL Samstag Nacht“ der richtige Zeitpunkt gewesen? Oder soll ich jetzt aufhören?

    Oder hätte ich aufhören sollen? Ich weiß es nicht. Es ist so viel los, meine Gedanken fahren Achterbahn und Ihr sollt gefälligst daran teilhaben. Vielen Dank, damit Schluss, ich räume jetzt die Wäsche aus der Waschmaschine!

    SPOILER!

    PS: Doch noch was. Der Finger schwebte schon über der Maustaste, um den Artikel endlich zu publizieren, da fiel mir etwas auf – was für eine Allegorie! Deswegen die Spoilerwarnung, denn nun muss ich doch das Ereignis benennen, das ich oben nur umschrieben habe: In Folge 6 wird der Vulkan aktiviert, den wir aus „Herr der Ringe“ als Schicksalsberg kennen. Der Vulkan stößt Aschewolken aus, damit werden die Südlande in ewige Dunkelheit gehüllt, was den Orks erlaubt, auch am Tag herumzulaufen (ansonsten verbrennen sie im Sonnenlicht). Und genau das Bild, wie Waldreg den Schlüssel einsetzt, was die Wasser des Flusses freisetzt, damit sie den Vulkan zum Ausbruch bringen, der Ausbruch des Vulkans selbst und die Aschewolken, ist das, was vor meinen Augen entsteht, wenn Twitter wirklich von Musk übernommen wird. Natürlich wurde die Szene nicht als Allegorie auf diese Übernahme geschrieben, aber dafür ist es eben Mythologie – wenn man das Gefühl im Bezug auf reale Ereignisse durch eine Geschichte beschrieben bekommt und erkennt, warum man eben dieses Gefühl hat.