55 Jahre später sind 14 Bücher um James Bond aus der Feder von Ian Fleming erschienen, und die Kinopremiere des 22. (offiziellen) Films steht bevor. Und deswegen wollen wir einen Blick auf die Film-Reihe werfe und uns mit verschiedenen Fragen beschäftigen. Bereits „Casino Royal“ war ein solcher Erfolg beschert, dass kurz darauf die Filmrechte an das amerikanische Fernsehen vergeben wurde, wo 1954 die erste verfilmte Version des Stoffes ausgestrahlt wurden. Als Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre sich die Produzenten Harry Salzman und Albert R. „Cubby“ Broccoli um die Filmrechte bemühten, bekamen sie diese für „Casino Royale“ nicht – aber für die anderen Romane. Die Rechte wurden von einer unabhängigen, extra zu diesem Zweck gegründeten Firma übernommen: DANJAQ, deren Name sich von den Vornamen der Ehefrauen von Salzman und Broccoli ableitete, Dana und Jacqueline.
Da „Casino Royale“ nicht gemacht werden konnte, musste ein anderer Roman den Auftakt bilden. Man nahm den Ende der 1950er Jahre erschienen „Dr. No“ – und die Reihe konnte ihren Anfang nehmen.
Fleming hatte ein gewisses Stammpersonal entwickelt, das für die Filme übernommen und ausgebaut wurde. Da ist Bonds Vorgesetzter, den man nur unter dem Buchstaben „M“ kennt, und der gern etwas mürrisch über Bonds Eskapaden ist. Seine Sekretärin Miss Moneypenny, die so gern einmal mit Bond ausgehen würde, aber es nie darf. Nicht zu vergessen Q, der Waffenmeister. Besonders seine Rolle wurde für die Filme stark erweitert, da die Romane zwar einen Hauch Exotik hatten, Bond aber nie die Gadgets wie in den Filmen bekommt.
Manche Dinge ließen sich nicht so ohne weiteres von den Romanen übernehmen. So wird die überwiegende Anzahl der Bösewichter in den ersten Romanen von den Russen oder Ex-Nazis gestellt. Immerhin herrschte der kalte Krieg. Für die Filme beschloss man, dass es besser sei, die Politik etwas in den Hintergrund zu stellen und erfand eine fiktive Verbrecherorganisation. Man wollte diplomatische Verwicklungen auf alle Fälle vermeiden.
Auch die Filme selbst haben ihre besonderen Markenzeichen erhalten. Neben dem von Monty Norman komponierten und von John Barry arrangierten James-Bond-Thema ist vor allem die von Maurice Binder entworfene „Gun Barrel Sequence“ hier am Bekanntesten. Alle Filme seit „Dr. No“ beginnen mit einer Sequenz, die durch einen Pistolenlauf gefilmt wurde, Bond kommt von rechts ins Bild, als er ungefähr auf der Mitte ist, dreht er sich zum Zuschauer und schießt. Diese Sequenz wurde oft und gern von anderen Filmen und Serien parodiert.
Eine der großen Fragen, die immer aufkamen, war, ob die Hauptfigur in all den Filmen ein und dieselbe Person ist. Das lag daran, dass im Laufe der Zeit die Schauspieler wechselten und nicht erklärt wurde, warum sich Bonds Aussehen änderte (und zumeist auch verjüngte). Allerdings wurden Hinweise gestreut, aus denen man herauslesen kann: Ja, es ist dieselbe Person.
Der erste Wechsel war von Sean Connery zu George Lazenby in „Im Geheimdienst ihrer Majestät“. In diesem Film betrachtet sich Bond, als er seinen Dienst quittieren will, Souvenirs aus vergangenen (Connery-)Abenteuern. Auf die Hochzeit, die im gleichen Film stattfindet, wird in „In tödlicher Mission“ Bezug genommen, als Bond – inzwischen von Roger Moore dargestellt – das Grab seiner Frau besucht. Ebenfalls erwähnt wird die Hochzeit in „Lizenz zum Töten“, Bond wird hier von Timothy Dalton verkörpert. Und auch als Pierce Brosnan die Rolle spielt, gibt es Anspielungen; der Titel des Films „Die Welt ist nicht genug“ ist der Wappenspruch der Familie Bond, was in „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ enthüllt wurde. Zudem sieht man einige Souvenirs vergangener Abenteuer in „Stirb an einem anderen Tag“, unter anderem aus „Octopussy“ (mit Roger Moore) und „Feuerball“ (mit Sean Connery).
Der große Bruch kam erst, als die Produzenten endlich die Rechte an „Casino Royale“ erhalten hatten und diesen Geschichte mit einem neuen Darsteller verfilmten. Anstatt einen Film zu produzieren, der vor „Dr. No“ spielt, ließ man die Geschichte um 007 in der Gegenwart beginnen. Bond muss sich seine Doppel-Null-Lizenz erst verdienen, die „Gun Barrel Sequence“ kommt erst zum Beginn des Titellieds und das Bond-Thema erst am Ende, wenn der Agent sich zum ersten Mal mit der Formel „Bond. James Bond.“ vorstellt. Außerdem ist es Bond – entgegen der bisherigen Filmreihe – auch völlig egal, ob sein Wodka Martini geschüttelt oder gerührt ist.
In den folgenden Tagen wollen wir anlässlich der demnächst stattfindenden Filmpremiere einen Rückblick auf die bisherigen Abenteuer machen einer Reihe von Filmen, die ihren Abschluss fand und nochmal von vorn gestartet wurde. Aber wie soll man diese Reihe sehen? Vielleicht kann man alles das vergleichen mit parallelen Universen, über die vor allem in Science-Fiction-Geschichten berichtet wird. Es gibt ein Universum, in dem Bonds erstes Abenteuer „Casino Royale“ im Jahr 1953 ist, das Fleming auf dem Papier erschaffen hat. In einem weiteren Universum ist „Dr. No“ Bonds 1962 erstes Abenteuer, und der Agent wird über 40 Dienstjahre arbeiten, in deren Verlauf er sich immer mal wieder auf wundersame Weise verjüngt. Und in einem weiteren Paralleluniversum ist James Bond ein Kind unserer Zeit, der 2006 in „Casino Royale“ seine Lizenz zum Töten erhält und gegen einen seltsamen, übermächtigen Gegner antreten muss.
Wenn wir einen Blick auf diese Paralleluniversen werfen, müssen wir uns jeweils einem besonderen Unterpunkt zuwenden: der deutschen Synchronisation, die manchmal ihre eigenen Wege gegangen ist. Die Artikel werden durch die Filmreihe gehen und nach dem jeweiligen Hauptdarsteller zusammengefasst. Das gibt einen, wie ich hoffe, interessanten und ein wenig neuen Einblick in das Leben des wohl berühmtesten Geheimagenten der Welt.
„Ich bewundere Ihren Mut, Miss…?“
„…Trench. Sylvia Trench. Ich bewundere Ihr Glück, Mister…?“
„…Bond. James Bond.“
(aus Dr. No)
Eine Antwort auf „„Bond. James Bond.““