Tim und Struppi: Schritte auf dem Mond [Rezension]

Über die Entstehung der Geschichte wurde schon alles bei „Reiseziel Mond“ gesagt. „Schritte auf dem Mond“ ist die direkte Fortsetzung.

Inhalt: Die Rakete mit Bienlein, Tim, Haddock, Struppi und Ingenieur Wolff ist auf den Weg zum Mond. Gleich nach dem Start die erste Überraschung: Schultze und Schulze, die „ein Uhr Nachts“ und „ein Uhr Mittags“ nicht auseinanderhalten können, sind mit an Bord. Die andere Überraschung offenbart sich nur langsam, während die Expedition bereits dabei ist, die Mondoberfläche zu erforschen: Ein Spion einer fremden Macht hat sich in der Rakete versteckt. Sein Ziel: die Mondrakete zu starten, die anderen auf dem Mond zurücklassen und ihre Forschungsergebnisse einer fremden Macht übergeben.

Kritik: Genauso glaubwürdig wie im ersten Band sind die Begebenheiten im zweiten Band beschrieben. Hergé verzichtete ganz auf Fantasterei, und so stoßen die Expeditionsteilnehmer nicht auf Mondbewohner oder ähnliches, sondern finden eine dunkle, lebensfeindliche Landschaft vor. Natürlich hat die Geschichte auch gewisse Fehler, aber die ergeben sich zwangsläufig, muss man doch bedenken, dass der erste Mondflug fast zwanzig Jahre später stattfand. Hergé musste sich auf wissenschaftliche Aussagen verlassen, und eine Theorie war, dass es Wasser auf dem Mond gäbe. Also lässt der Zeichner seine Helden eine Höhle entdecken, in der sie zuerst Stalagmiten und schließlich ein Eisfeld finden.

Andere Abweichungen von der Realität sind der Erzähldramatik geschuldet, wie etwa die komplett durchsichtigen Kuppelhelme. Sie waren nötig, damit man auch von hinten erkennen kann, wer gerade im Bild ist. Bei den echten Astronauten hat der Helm lediglich vorne ein Visier, und das ist goldverspiegelt, um gegen Strahlen zu schützen.

Die Geschichte von der Mondexpedition steuert in diesem Band auf einen dramatischen Höhepunkt zu, einer der dramatischsten der Serie überhaupt. Leider ist die Geschichte um die Reise zum Mond der letzte Doppelband der Reihe. Die Bildkomposition und die gut gestrickte Handlung zeigen leider nicht, unter welchen Umständen sie zustande kamen. Hergé war mehrmals am Ende seiner Kräfte, so dass er ein Zeichenstudio gründete, in dem er Mitarbeiter mit klar verteilten Aufgaben hatte. Auch sein Arbeitsrhythmus wurde geändert und die nächsten Geschichten umfassten wieder jeweils ein Album.

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Tim und Struppi: Reiseziel Mond [Rezension]

Der erste Mensch auf dem Mond – das war Neil Armstrong im Juli 1969? Falsch! Im März 1953 landete der Reporter Tim mit einer von seinem Freund Professor Balduin Bienlein geleiteten Expedition auf dem Erdtrabanten. Zumindest in einer Geschichte, die ein weiteres Meisterstück in Hergés Reihe darstellt.

Inhalt: Professor Bienlein schickt ein Telegramm und bestellt Tim und Haddock nach Syldavien, wo er sich derzeit aufhält. Die Überraschung ist groß: Syldavien hat ein Kernforschungszentrum, in dem der Wissenschaftler daran arbeitet, einen Atommotor zu erfinden. Der Motor soll eine Rakete antreiben, die Menschen auf den Mond bringen wird. Und Bienlein hat Tim und Haddock als seine Begleiter ausersehen. Doch schon in der Vorbereitungsphase wird klar: Eine fremde Macht hat großes Interesse an den Forschungsergebnissen von Bienleins Expedition. Schließlich jedoch findet er statt: der Start ins Ungewisse.

Kritik: Interessanterweise kamen auch die Autoren der 1961 gestarteten Heftroman-Reihe „Perry Rhodan“ auf die Idee, die Rakete des ersten Mondflugs – der bei ihnen 1971 stattfand – mit einem Atommotor auszustatten. Doch was den Realismus betrifft, so hatte Hergé die Nase vorn (und ich spreche hier nicht von den Außerirdischen, die Perry Rhodan auf dem Mond fand, und Tim eben nicht). Während Rhodans „Stardust“ permanent mit Atomkraft betrieben wird, benutzt Bienleins namenlose Mondrakete (lediglich das Testmodell trägt die Bezeichnung „X-FLR6“) für Start und Landung einen herkömmlichen Düsenmotor, um den jeweiligen Platz nicht radioaktiv zu verseuchen. Bei Rhodan wartete man nach der Landung noch darauf, dass die Radioaktivität außerhalb der Rakete nachlassen würde.

Überhaupt wurde unheimlich Arbeit in die Recherche zu dem Doppelalbum gesteckt. Hergé ließ sich ein Modell von der Innenaustattung der Mondrakete bauen, um sicherzustellen, dass diese auf allen Bildern authentisch wirkt. Seine Mitarbeiter und er konsultierten verschiedene Fachmagazine. Wie stellten sich Wissenschaftler die Mondoberfläche vor? Wie muss die Rakete konstruiert sein, wie die Raumanzüge? Welche Fortbewegungsmittel benutzt man auf dem Mond? So nimmt auch die Konstruktionszeichnung der Mondrakete eine volle Seite ein, bei der an alles gedacht ist.

Die Geschichte rund um den Mondflug ist wieder eine geheimnisvolle Kriminalgeschichte mit einer überraschenden Auflösung – aber die kommt erst in der Fortsetzung. Ganz in der Tradition des Cliffhangers endet dieser Band mit dem Start der Rakete – und niemand weiß, ob die Astronauten noch leben.

Mir als Science-Fiction-Fan gefällt gerade dieser Doppel-Band natürlich besonders. Ich bin begeistert von davon, wie akkurat hier vorgegangen wurde. Die Doppel-Bände sind generell meine Lieblingsbände, aber dieser ist denen mein persönliches Highlight.

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