JURASSIC WORLD

(c) Universal Pictures
(c) Universal Pictures

Nun ist es also wieder so weit… die Dinos kommen. Am 11. Juni startete die Fortsetzung des Jurassic-Park-Franchise unter dem Titel „Jurassic World“. Was erwartet den Zuschauer?

Die Handlung

22 Jahre sind seit den Ereignissen im „Jurassic Park“ auf der Isla Nublar vergangen. Während John Hammond mittlerweile gestorben ist, lebt seine Idee weiter. Und wie: auf Nublar wurde der neue Freizeitpark „Jurassic World“ gebaut und eröffnet. Doch die Leiterin des Projekts, Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) sieht sich mit den gleichen Problemen konfrontiert wie jeder Themenpark: Die Zuschauer wollen neue Attraktionen. Mittlerweile wurden aber so ziemlich alle bekannten Saurierarten zu Land, zu Wasser und in der Luft in den Park aufgenommen. Was kann man also noch bieten? Nun ja, man könnte doch einfach einen neuen Dino erschaffen. Erfahrung hat man ja: Schon bei den ursprünglichen Exemplaren im „Jurassic Park“ wurde Teile der Gensequenz durch Gene anderer Tiere ersetzt. Wenn man hier statt irgendwelchen Tieren einfach andere Dinosaurier nimmt, hat man einen Hybriden und damit eine neue Art geschaffen. Und damit ist der Indominus Rex geboren. Als Claire dem Geldgeber und Initiator von „Jurassic World“, dem Multimillionär Simon Masrani (Irrfan Khan), die neue Attraktion zeigt, ist dieser überaus skeptisch. Indominus hat nicht nur die Sicherheitsanlagen seines Geheges schwer beschädigt, sondern auch noch seine eigene genetische Schwester gefressen. Masrani verlangt, dass der im Park angestellte Ex-Soldat und Tierbetreuer Owen Grady (Chris Pratt) das Gehege inspizieren soll, ob es wirklich sicher genug ist.

Das kommt für Claire ziemlich ungelegen. Nicht nur teilt sie mit Grady eine Art „Beinahe-Beziehung“, es kommen auch noch ihre beiden Neffen Gray (Ty Simpkins) und Zach Mitchell (Nick Robinson) zu Besuch. Sie sollen eine schöne Woche auf der Insel verbringen, während ihre Eltern heimlich den Hauptteil ihrer Scheidung über die Bühne bringen wollen.

Grady wird indessen von dem schmierigen InGen-Angestellten Vic Hoskins (Vincent D’Onofrino) in Beschlag genommen. Grady ist es gelungen, ein Rudel von Velociraptoren zu bändigen, dass sie auf seine Kommandos hören. Das passt zu einem Projekt, das Hoskins heimlich mit dem DNS-Techniker Henry Wu (BD Wong, einziger Charakter und Schauspieler, der aus dem Originalfilm stammt) betreibt.

Während Claires Neffen von einer überforderten Assistentin durch den Park geschleust werden, sieht sich Grady das Gehege vom Indominus an. Doch er scheint zu spät zu kommen: Die Infrarotabtaster können den Dinosaurier im ganzen Gehege nicht entdecken. Außerdem deuten Kratzspuren darauf hin, dass er die Mauer hochgeklettert ist und sein Gehege verlassen hat.

Auf der Insel halten sich über 20.000 Menschen auf. Claire muss den Notfallplan anlaufen lassen…

Kritik

Möglicherweise liest das jemand, der den Film noch nicht gesehen hat und dem ich auch nicht sämtliche Wendungen der Handlung verraten möchte. Ich halte daher diesen Teil der Kritik – wie man so schön sagt – „Spoilerfrei“. Damit jene, die es wissen wollen, meine Andeutungen aber verstehen, werde ich hier und da Sternchen („*“) anbringen, die zu Fußnoten mit weiteren Erläuterungen gehören. Und in diesen Erläuterungen werde ich genauer ins Detail gehen. Wer sich also die Spannung nicht verderben will, der liest nur den Artikel selbst, aber nicht seine Fußnoten.

Was mir nicht gefallen hat
Ich möchte zunächst mal das behandeln, was mir negativ an dem Film aufgefallen ist, damit es abgehandelt ist. Zum einen gibt es da einen Handlungsstrang, der nicht ganz beendet wird und – wenn die Verkaufszahlen es zulassen – für eine mögliche Fortsetzung zum Tragen kommen könnte.* Ja, so wie dieser Handlungsstrang behandelt wird, schreit es förmlich nach einer Fortsetzung. Dadurch wird das Gefüge des Films etwas unrund.
Zum zweiten wird in die Handlung schon wieder eine Spielberg-typische Familiengeschichte eingearbeitet. Nicht genug damit, dass man zwei Teenager in die Handlung reinschreiben musste, die mitten in das Getümmel gestürzt werden, was ja schon eine Kopie von Tim und Lex aus „Jurassic Park“ ist. Nein, auch ihre Hintergrundgeschichte ist faktisch gleich: Hammond sagt in „Jurassic Park“, dass seine Enkel (eben Tim und Lex) den Park aus der Perspektive des jungen Publikums testen sollen, aber er erzählt auch, dass ihre Eltern sich scheiden lassen. Für „Jurassic World“ wird die Geschichte nur noch etwas breiter ausgewalzt, außerdem dürfen wir die Eltern diesmal kennenlernen. In dem Film gibt es viele Anspielungen auf „Jurassic Park“, aber diese Sache ist einfach nur ein Abklatsch. Noch dazu läuft das ganze auf den „Spielberg-Schmalz“ heraus, die Familie muss zusammenhalten und so weiter. Eine andere Lösung gibt es offenbar nicht.
Zum dritten fehlt die Botschaft über die Natur. Zwar werden hier und da kritische Anmerkungen gemacht, aber eine gesamtkritische Betrachtung des „Mensch spielt Gott“, das in „Jurassic Park“ vor allem durch Ian Malcolm zum Ausdruck gebracht wurde, fehlt völlig. Dabei wäre gerade die Handlung des Films eine Steilvorlage dafür gewesen, immerhin werden hier nicht einfach „nur“ ausgestorbene Lebewesen wieder erschaffen, sondern auch Lebewesen neu kreiert, die es zuvor noch gar nicht gegeben hat.

Jenes, von dem ich nicht weiß, was ich davon halten soll
Ja, und dann gibt es noch diese Sache, die mich etwas ratlos zurückließ. Regisseur Colin Trevorrow erzählte in einem Interview, dass die Figuren am Anfang des Films absichtlich stereotyp daher kommen, um sich im Verlauf der Handlung zu entwickeln. Ich möchte noch hinzufügen: Jene Figuren, die sich nicht entwickeln, werden gefressen – mit je einer Ausnahme in die eine und in die andere Richtung.** Das Problem ist nur, dass einige der Figuren so stereotyp rüberkommen, dass man ihnen geradezu wünscht, von einem Dinosaurier gefressen zu werden. Zum Beispiel ist der ältere von Claires Neffen ein geradezu nervtötendes Exemplar von frühpubertierendem „Null-Bock-auf-gar-nichts“-Teenager, der mit allem flirtet, was auch nur ansatzweise zwei X-Chromosomen besitzt, während zu Hause seine Freundin auf seine Rückkehr wartet. Und als ihm sein kleiner Bruder unter Tränen erzählt, dass er die Briefe von den Anwälten gesehen hat und dass die Eltern sich heimlich scheiden lassen wollen, da benimmt sich der ältere wie der T-Rex im Porzellanladen, gerade so, als würde ihn das alles nicht berühren.
Bei Claire kommt es zu… na ja, einer Merkwürdigkeit: Als sie erklärt, dass sie Owen Grady auf der Suche nach ihren Neffen begleiten möchte, entgegnet er, dass sie in ihrem Businessdress und in „diesen Schuhen“ (sie trägt High Heels) nicht in den Urwald passt. Darauf zieht sie ihr Jacket aus und bindet das Shirt hoch, dass es nicht zu locker liegt – behält aber die Schuhe, also das, was sie am schnellen Rennen hindert, bis zum Schluss an. Kein Wunder, dass der Indominus ständig dicht an ihr dran ist.

Was mir gefallen hat
Eigentlich das meiste vom Film. Die Handlung nimmt sich Zeit, auf den Punkt hinzuarbeiten, den man bei dem Film erwartet: der Ausbruch des Indominus Rex. Die Katastrophe entwickelt sich dann Stück für Stück, es gibt Überraschungen und Wendungen, die sich aufbauen zu einem Finale, das man so nicht erwartet hätte. Die Auseinandersetzungen mit den Dinosauriern sind temporeich und wirken nicht ausgewalzt. Die vielen Anspielungen auf „Jurassic Park“ tun ihr übriges dazu. Manchmal kommen sie zwar rüber wie „Fanservice“, aber ich bin ein Fan, und das hat mir sehr gefallen. Bis auf die Sache mit den Teenagern wirken die Anspielungen auch nicht wie ein Abklatsch.
Auch die vielen neuen Ideen haben mir sehr gut gefallen, besonders der Gedanke, den „Jurassic Park“ tatsächlich laufen zu sehen, wenn auch unter anderem Namen. Es war eine gute Eingebung, dass man hier nicht einfach einen Reboot gemacht hat, wie das heutzutage ja gern mal mit einem Franchise getan wird.
Der Park ist dabei ein Themenpark, wie man ihn kennt, mit Sponsoren und allem, was dazu gehört. Und ein kleiner interessanter Fakt am Rande: In einem der Trailer sehen wir die Statue von John Hammond groß im Bild. Diese Statue sehen wir im Film zwar auch, aber eigentlich immer nur im Hintergrund.

Mit den Schauspielern hat man eine gute Crew zusammengestellt. Am bekanntesten in Deutschland dürften Chris Pratt („Guardians of the Galaxy“) und Vincent D’Onofrino („Men in Black“, „Criminal Intent“ und „Full Metal Jacket“ – hier als „Private Paula“) sein. In einer Nebenrolle ist Omar Sy zu sehen, der sich hierzulande durch seine Darstellung in „Ziemlich beste Freunde“ einen Namen gemacht hat.

In einer anderen Rezension habe ich eine Anmerkung gelesen, die darauf rausläuft, der Film tue so, als habe die Handlung von „Lost World“ und „Jurassic Park III“ nicht stattgefunden. Das kann man so absolut nicht behaupten. „Jurassic World“ bezieht sich zwar nur auf „Jurassic Park“, aber nur weil die Ereignisse in den anderen beiden Filmen, oder auch die Isla Sorna, wo sie stattfinden, nicht erwähnt werden, heißt das noch lange nicht, dass damit Teil 2 und 3 der Reihe ungeschehen gemacht werden. An manchen Stellen bleibt der Film etwas vage, so erklärt Masrani beispielsweise, er habe den Park aufgebaut, weil John Hammond ihm seinen „letzten Wunsch“ anvertraut hätte – und das hätte auch nach Teil 2 sein können. Überhaupt wäre es interessant, den genauen Wortlaut  dieses Wunsches zu erfahren, denn nach den Ereignissen auf der Isla Nublar (und später der Isla Sorna) war Hammond ja gar nicht mehr so begeistert von der Idee vom „Dino-Park“. Ein bisschen ist das so, wie wenn man darüber nachdenkt, ob Walt Disney wohl mit allem einverstanden wäre, was die Disney-Company heute so macht.

Eine Sache noch: Der Film hat eine FSK-Freigabe ab 12 Jahren, aber es geht ganz schön zur Sache. Zwar sieht man nicht immer alles, aber manches, was man sieht, ist grausam genug.

Fazit

Ein kurzweiliger Actionfilm mit einer Menge neuer Ideen, von denen manche noch etwas besser hätten ausgearbeitet werden können. Er reicht zwar nicht ganz an den ersten Film heran, ist aber ein würdiger Nachfolger.

Am Schluss noch ein kleines bisschen Bildung: „indominus“ bedeutet übersetzt so viel wie „unzähmbar“. Was Owen Grady in der einen Szene an dem Namen zum Lachen findet, bleibt wohl sein Geheimnis.

Und nun heißt es: Abwarten. Gerüchteweise soll „Jurassic World“ nur der erste Teil einer neuen Trilogie sein. Dazu müssen aber zuallererst die Zuschauerzahlen stimmen. Und ob die Autoren tatsächlich den Weg weitergehen, den sie hier schon vorgezeichnet haben, sehen wir dann.

 

 

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ACHTUNG! AB HIER SPOILER!

* = Hierbei geht es darum, dass Vic Hoskins trainierbare Dinosaurier als Waffen für die Armee entwickeln will. Hoskins stirbt zwar im Verlauf des Films, aber Henry Wu, der Genetiker, der das Labor und den Park aufgebaut hat, entkommt der Insel im Hubschrauber mit tiefgekühlten Dino-Embryonen. Was dann passiert, darüber lässt uns der Film im Unklaren. „Jurassic Army“ oder „Jurassic Military“ als Fortsetzung sind also möglich.

** = Bei diesen Figuren handelt es sich um Doktor Henry Wu und Claires Assistentin. Wie schon in der vorigen Fußnote erwähnt entkommt Wu der Katastrophe auf der Insel im Hubschrauber, bevor die Dinosaurier das DNS-Labor erreichen. Er macht keine Entwicklung durch, im Gegenteil, er ist berauscht von der Macht, neue Lebewesen zu erschaffen. Claires Assistentin ist am Anfang des Films ziemlich nervig, aber als die Katastrophe über das Besucherzentrum hereinbricht, will sie Claires Neffen einfach nur in Sicherheit bringen. Dabei wird sie von einem Flugsaurier geschnappt

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