PANIK! – Gesundheit!… Vogelgrippe contra Gehirnpest

Um es gleich zu Beginn zu sagen: Überlingen ist das, was ich als meine Heimatstadt betrachten würde. Ich bin dort zwar nicht geboren, aber ich habe dort mehr als 30 Jahre meines Lebens verbracht. Auch wenn ich derzeit ungefähr 25 Kilometer weit weg vom Bodensee wohne, bin ich mit der Region doch verbunden. Und wenn ich mir die Berichte im Fernsehen ansehe, in denen vom H5N1-Fall einer Tafelente berichtet wird, sehe ich Leute, die ich zum Teil persönlich kenne. Ich sehe eine Uferpromenade, die ich schon hunderte Male entlang spaziert bin, und die nun abgesperrt wird. Der Ort ist für mich nicht „irgendein Ort irgendwo“, wenn in Zeitungsberichten davon gesprochen wird, dass es erlaubt sei, auf dem Überlinger Wochenmarkt Geflügel zu verkaufen, dann verbinde ich damit ein Bild in meinem Kopf. Nicht nur ein Bild, auch Geräusche und Gerüche… persönliche Erinnerungen.

Nachdem dies also geklärt ist, zum eigentlichen Thema, um das es mir geht: Vogelgrippe contra Gehirnpest. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass kein Grund zur Panik besteht. Die Medien berichten, aber die meisten versuchen, keine Panikstimmung aufkommen zu lassen. Das brauchen sie auch nicht, denn es gibt einige wenige, die das ganz allein schaffen. Dabei wurde ein Virus freigesetzt, dass mindestens genauso, wenn nicht noch gefährlicher ist als H5N1 (egal in welcher Variante): die Gehirnpest. Das Virus braucht nicht viel, um sich zu übertragen, deswegen kann es sich ganz schnell verbreiten. Im Internet kursieren schon die wüstesten Gerüchte darüber, es gäbe „geheime Vorräte“ an Tamiflu für bestimmte Leute, für „die da oben“, die sich in geschützte Zonen in Sicherheit bringen könnten und der kleine Mann darf sehen, wo er bleibt. Und das, obwohl die Wirkung von Tamiflu gegen die Vogelgrippe gar nicht bewiesen ist und Ärzte lieber empfehlen, man solle das Immunsystem im Allgemeinen stärken (siehe hier). Und eine Zeitung versucht mit einer raffinierten Fragestellung zu implizieren, es gäbe eine Art „Geheimwissen“, das die Politiker haben. Man müsse mehr wissen, warum sollten die Helfer denn sonst in diesen Anzügen herumlaufen, warum kommt die ABC-Schutztruppe der Bundeswehr wie nach einem Atomunfall? (Sekundärbericht über den Bericht gibt es hier)

Ich glaube, die Irritation bei mir ist auf die Frage „Warum?“ zusammenzufassen, wenngleich sich dahinter doch eine sehr komplexe Struktur verbirgt, denn jede mögliche Antwort wirft neue Fragen auf. Zumindest bei mir. Was die Zeitung, die ich oben nicht nannte, weil ich es nicht will (ich empfehle lieber diese Seite hier), tut, ist Panikmache. Und sie tut es, weil man damit offensichtlich mehr Zeitungen verkaufen kann. Schön, das ist ein Grund (keine Rechtfertigung!), aber was ist der Grund für den Grund? Warum wollen die Leute lesen, dass die Apokalypse unmittelbar bevorstehe und „wir“ – im Gegensatz zu „denen da oben“ – alle sterben werden? Ist das die alte Geschichte von der Rechtfertigung meiner eigenen Situation damit, dass es andere gibt, die verhindern, dass es mir besser geht? Eigentlich ist es nichts anderes und die Politiker von heute geben in dem Fall natürlich exzellente Sündenböcke ab. Ich zahle immer mehr Steuern, mein Gehalt bleibt aber gleich oder ich muss sogar auf einen Teil verzichten – und „die da oben“ sind Schuld! Ich kriege ein kleines Gehalt und „die da oben“ haben Bezüge, deren Höhe sie selbst bestimmen können, mal ganz davon abgesehen, was sie sonst noch so an Einnahmen haben. Soweit beinhalten die Vorwürfe tatsächlich auch noch einen wahren Kern. Aber wenn „die da oben“ das alles tun, dann kann man ihnen auch wirklich alles zutrauen! Vor allem, wenn man die vermeintlichen Beweise direkt vor der Nase hat – genau so wie die Zeitung, die ich nicht nannte, argumentiert: „Die da oben“ sagen, man brauche sich noch keine Sorgen machen – und doch hantieren die Leute, die mit der Vogelgrippe zu tun haben, in modernsten Schutzanzügen? Da stimmt doch was nicht, oder? Was verschweigen uns „die da oben“?

Auf einmal dreht sich alles um: es wird vor Panikmache gewarnt – und die Gerüchteküche brodelt zurück: was „die da oben“ betreiben, sei ja schon eine „Beschwichtigungsmache“. Das ist die Situation, in der sich die Zeitung, die ich nicht nannte, mal wieder zum Anwalt der kleinen Leute aufschwingt und theatralisch „die da oben“ bittet: „Sagt uns die Wahrheit!“ Damit wird natürlich wiederum der Eindruck erweckt, man sei angelogen worden – oder zumindest hätte man „uns“ einen Teil der Wahrheit vorenthalten. Das kann man schon zu den Verschwörungstheorien zählen, für die auch Politiker hin und wieder herhalten müssen. Eine tragische Komponente bekommt das ganze aber, wenn man versucht, die unsichere Stimmung zum Beispiel in Regionen, wo es keine so gute Information gibt, für gezielte Kampagnen zu verwenden. Dabei treibt es mit der Verschwörung sehr merkwürdige Blüten, wie man hier nachlesen kann.

Jetzt, da ich diesen Bericht schreibe, gehen Schätzungen davon aus, dass auf dem Planeten Erde gerade 6,499,911,341 Menschen leben (eine ungefähre Zahl), also knapp 6,5 Milliarden (die aktuelle Zahl kann hier nachgelesen werden). Seit dem Ausbruch der Vogelgrippe in der jetztigen Form Ende 2003 (also vor über 2 Jahren) sind weltweit ungefähr 90 Menschen an H5N1 gestorben. Das ist sehr viel weniger als 1 Promille. Die so genannte „Spanische Grippe“ hat in einem vergleichbaren Zeitraum (1918 – 1920) mindestens 20 Millionen Menschen das Leben gekostet. Noch haben wir keine Pandemie. Im Moment sieht es so aus, dass das Virus nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Vielleicht wird es das auch nie. Wenn doch, dann können wir den Zeitpunkt oder die Umstände nicht vorhersagen. Momentan sind Forscher damit beschäftigt, einen Impfstoff zu entwickeln. Aber das braucht Zeit. Bis dahin werden Sperrbezirke errichtet, Fahrzeuge desinfiziert und tote Vögel untersucht. Denn das ist das, was man jetzt tun kann. Dass das Personal dabei in Schutzanzügen herumläuft, hat einen einfachen Grund: man kann sich an einem solchen Tier mit H5N1 anstecken. Das wurde nie bestritten. Und die Anzüge sollen davor Schutz bieten. So einfach ist das.

Daher sind „wir“ gerade gefordert: Und zwar nicht, um „denen da oben“ Vorwürfe zu machen, sondern um selbst Verantwortung zu übernehmen. Die Ärzte haben uns empfohlen, was wir tun können, also sollten wir nicht lamentieren, sondern uns daran halten: Unser Immunsystem mit bewährten Mitteln (frische Luft, Bewegung, Obst, Gemüse, Wechselduschen, Sauna und so weiter) stärken, damit wir nicht krank werden. Häufiger mal Hände waschen. Wenn wir spazieren gehen, Vorsicht walten lassen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich meine Kinder sowieso nicht ein verendetes Tier, das irgendwo liegt, anfassen lassen würde, so ist jetzt eben etwas mehr Aufmerksamkeit gefordert. Und Vogelfedern, die ich als Kind am Bodensee übrigens auch gesammelt habe, müssen jetzt eben liegenbleiben.

Ganz wichtig ist auch, dass wir die Kräfte, die nun in Überlingen (oder auch auf Rügen oder Brandenburg oder sonstwo) an der Arbeit sind, ihre Arbeit machen lassen. Für den irrationalen Ärger von manchen Leuten über „die da oben“ sind sie garantiert die falsche Adresse. Sie wollen uns nicht schikanieren, sie wollen uns helfen.
Sie tun, was sie können – und das ist gut so.

… und keine Chance der Gehirnpest!

Brich Dir was und iss ein Kitkat – Dem Deutscher Language, Episoduo tres

Danke für die Bemerkungen zu den anderen zwei Posts zum Thema „Dem Deutscher Language“. Durch die Schlussbemerkung des zweiten Teils angespornt haben mich Leser darauf aufmerksam gemacht, dass es noch andere Bereiche der deutschen Sprache gibt, in denen Englisch seine Stolperfallen stellt: Werbesprüche. Ich habe recherchiert – und tatsächlich gibt es im Internet einige Seiten, die auf falsch verstandene – da englische – Werbesprüche eingehen. Wenn der Tankstellenspruch „We’re Drivers Too“ als „Wir sind zwei Fahrer“ (erinnert ein wenig an „Ich bin zwei Öltanks“) verstanden wird, kann das nicht im Sinne des Erfinders sein. Jedenfalls habe ich ein paar Sprüche zusammengetragen und wie sie falsch verstanden wurden – und was sie wirklich bedeuten. Viel Vergnügen!

DOUGLAS – COME IN AND FIND OUT
Falsch: „Komm rein und finde wieder raus.“
Korrekt: „Komm rein und finde es heraus.“ (was auch immer ich bei Douglas herausfinden könnte – vielleicht ist die Parfümerie ein Treff für Privatdetektive?)

AMAZON – AND YOU’RE DONE
Falsch: „Amazon – Und Du bist erledigt“
Korrekt: „Amazon – Und fertig!“

HAVE A BREAK – HAVE A KITKAT
Falsch: „Brich Dir was und iss ein Kitkat“
Korrekt: „Mach eine Pause und iss ein Kitkat“

LOEWE – STIMULATE YOUR SENSES
Falsch: „Schärfe Deine Sensen“ (ist natürlich trotzdem ein guter Tipp an jeden Landwirt, der sein Heu noch auf die althergebrachte Weise schneidet, denn mit scharfen Sensen geht das einfacher).
Richtig: „Stimuliere Deine Sinne“

AUDI TT – DRIVEN BY INSTINCT
Falsch: „Fahren mit Insekten“ (außer im Sommer – aber da gilt das nicht nur für den Audi TT, sondern für jedes andere Auto auch)
Korrekt: „Angetrieben durch den Instinkt“

KODAK – SHARE MOMENTS, SHARE LIFE
Falsch: „Schade um den Moment, schade ums Leben“
Korrekt: „Teile Momente, teile das Leben (mit anderen)“ (ja, die Übersetzung holpert, aber so ist das im Englischen, manchmal funktioniert es nicht wörtlich, der Spruch will ausdrücken, man soll seine persönlichen Momente und sein Leben mit anderen teilen – und zwar am Besten mit Bildern auf Kodak-Papier.)

SAT 1 – POWERED BY EMOTION
Falsch: „Kraft durch Freude“ (hatten wir das nicht schon mal? Mal im Ernst: tatsächlich gab es Leute, die diesen Werbespruch so verstanden hatten. So leicht kann es passieren, dass es hinterher dann heißt :“Ihr wart doch damals alle mit dabei!“)
Richtig: „Angetrieben durch Gefühle“

MITSUBISHI – DRIVE ALIVE
Okay, bei diesem Werbespruch machte nicht so sehr die Übersetzung an für sich Probleme, sondern mehr, in der korrekten Übersetzung „Fahre Lebendig“ einen Sinn zu sehen. Denn ein Toter wird sich vermutlich nicht hinters Steuer eines Mitsubishi setzen.

Nun noch ein Schlusswort: eine Leserin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Begriff „body bag“ inzwischen nicht nur für die von mir in „Dem Deutscher Language, Teil 1“ beschriebenen Taschen verwendet wird, sondern dass es Hersteller von kleinen Rucksäcken gibt, die diese inzwischen auch als „body bag“ bezeichnen. Der Witz daran: Was heißt „Rucksack“ auf Englisch?

„Rucksack“

Armes Deutsch…

Dem Deutscher Language, Part deux

Ich entschuldige mich gleich zu Beginn dieses Beitrags bei unseren französischen Freunden. Das „Part deux“ im Titel sollte keine kritische Anmerkung über frankodeutsche Wörter sein, ich wollte einfach einen schönen Sprachmischmasch erzeugen. So, nachdem das geklärt ist, zurück zu den Anglizismen. Wer nicht versteht, worum es mir mit diesem Text geht, der sollte den Vortext „Dem Deutscher Language“ zuerst lesen und dann erst hierher zurückkommen.

Erledigt? Sie wissen jetzt, worum es geht? Schön, dann lassen Sie uns weitermachen.

Die Invasion der Anglizismen geht weiter. Anlass für mich, darüber noch weiter zu schwadronieren, war eine neue Kurzserie auf Pro 7 mit dem Titel… „EMPIRE“. Wohlgemerkt, in der Serie geht es um das römische Reich, nicht um das Britische. Bei letzterem hätte den Titel noch durchgehen lassen, immerhin hat sich im Deutschen das Wort „Empire“ auch schon eingebürgert, wenn wir von dem ehemaligen britischen Weltreich reden, quasi als Abkürzung für „British Empire“. Was aber zur Hölle hat die Übersetzer abgehalten, die Serie einfach „IMPERIUM“ zu nennen? Oder „IMPERIUM ROMANUM“, das hätte so einen schönen intellektuellen Anstrich gehabt. Nebenbei bemerkt, die Vorschau hat mich nicht überzeugt, scheint es sich dabei doch um einen weiteren Abklatsch von „Gladiator“ zu handeln.

Wo wir gerade von „Vorschau“ reden – auch hier hat sich ein Anglizismus eingeschlichen, der offenbar nicht ganz korrekt ist: Vorschau-Filme werden nämlich neudeutsch als „Trailer“ bezeichnet. Nun, offensichtlich scheint man nicht in der ganzen englischsprachigen Welt zu wissen, was Deutsche eventuell unter einem „Trailer“ verstehen. Das Wort bedeutet eigentlich „Wohnwagen“ und ich habe mich fürchterlich blamiert, als ich anlässlich der Vorankündigung von STAR WARS Episode 1 meiner amerikanischen Brieffreundin am Telefon erzählte, bei uns in Deutschland wäre schon der erste „STAR-WARS-Trailer“ zu sehen. Sie fragte mich dann, ob die Deutschen wirklich so begeistert von STAR WARS wären, dass sie ihre Wohnwägen schon danach gestalten… Wie konnte der Begriff „Trailer“ zu einer Umschreibung für „Vorschau-Film“ werden? Das frage ich mich seither – und ob das wieder so ’ne deutsche Kiste ist, die wir gemacht haben, weil wir international und cool sein wollen.

Zurück zu den Titeln, die nicht mehr übersetzt werden. Das hat sich seit einiger Zeit vor allem bei amerikanischen Serien eingebürgtert – und dort vor allem bei Titeln, die nicht so einfach zu übersetzen sind. Man hätte also etwas nachdenken müssen. Immerhin wurden einige Serien mit deutschen Untertiteln versehen, damit man wenigstens annähernd ahnt, worum es in der Serie geht. Schauen wir uns das doch mal an… und lästern wir ein wenig 🙂 .

SIX FEET UNDER – GESTORBEN WIRD IMMER
„Zwei Meter tief“, „Unter der Erde“ – wo ist das Problem? Der deutsche Untertitel wäre allein auch schon ein würdiger Titel für diese leicht morbide Serie.

WITHOUT A TRACE – SPURLOS VERSCHWUNDEN
Vollkommen überflüssig. Auch hier könnte der Untertitel allein als Serientitel herhalten, er übersetzt zwar nur sinngemäß, aber richtig. Oder man nimmt die korrekte Übersetzung „Ohne jede Spur“. Was ist daran so schwierig? Tut die deutsche Übersetzung weh?

CSI – DEN TÄTERN AUF DER SPUR
Im Titel der Serie erfährt der geneigte Zuschauer die Bedeutung der Abkürzung „CSI“: Crime Scene Investigation. Ich habe im letzten Eintrag schon darauf hingewiesen, dass die Franzosen diese Serie „Les Éxperts“ nennen. Wie wäre es mit dem deutschen Titel „Die Ermittler“? Oder „Die Tatortermittler“? Oder wörtlich übersetzt „Tatortermittlung“? Wahrscheinlich geht noch mehr… man muss nur nachdenken. Aber so hätte man auch die Ableger entsprechend nennen können: „Tatotermittlung Miami“ und „Tatortermittlung New York“. Übrigens wird auch in der Serie mit Anglizismen nur so um sich geworfen, wo sie nicht nötig sind. So war in „CSI: New York“ neulich vom „Secret Service“ die Rede – hätte es so viel Mühe gemacht, „Geheimdienst“ zu sagen?

EMERGENCY ROOM – DIE NOTAUFNAHME
Das ist eine Lachnummer – die Serie heißt im Original nämlich einfach „E.R.“. Also wird der englische Titel eingedeutscht, indem man die Abkürzung einfach ausschreibt – und die wörtliche deutsche Übersetzung noch hintendran hängt. „Die Notaufnahme“ – fertig.

SPACECENTER BABYLON 5
Noch eine Lachnummer… vielleicht sogar die größte. Die Serie heißt im Original einfach „BABYLON 5“ – ein Titel, der sogar international tauglich ist, weil er überall eigentlich gleich ist. Nur in Deutschland war man der Meinung, den dummen Zuschauern erklären zu müssen, was Babylon 5 eigentlich sein soll. Und man tat es, indem man dem Titel einen englischen Begriff vornanstellte, der auch noch falsch verwendet wurde: ein „Space Center“ ist mitnichten eine Raumstation, sondern ein Raumfahrtzentrum auf einem Planeten, wie beispielsweise das bekannte „Kennedy Space Center“.

BATTLESTAR GALACTICA
Hallo??!? Diese Serie hatte schon mal einen deutschen Titel – was ist an „Kampfstern Galactica“ auszusetzen?

LAW & ORDER
„Gesetz und Ordnung“, oder deutsch angepasst „Recht und Ordnung“. Nächster Fall, bitte!

FARSCAPE: THE PEACEKEEPER WARS
„Die Kriege der Friedenshüter“ – die deutsche Übersetzung bringt das Paradoxon erst so richtig zum Ausdruck.

STARGATE
Ich weiß noch, an was ich bei dem Titel zum ersten Mal hängenblieb: Es war die Szene in dem ursprünglichen Kinofilm, in der Jackson die falsche Übersetzung des ägyptischen Textes über das fremde Objekt anmahnt. Er steht vor einer Tafel mit Hieroglyphen, unter die jemand eine Übersetzung geschrieben hat. „Das heißt nicht Sarg!“, sagte er und streicht das Wort „coffin“ durch. „Und das heißt nicht Tür zum Himmel…“, hier streicht er die Übersetzung „door to heaven“ durch. Die Spannung auf dem Höhepunkt. „…sondern…“, setzt er den Satz fort und während er über das durchgestrichene „door to heaven“ das Wort „stargate“ schreibt, sagt er in der deutschen Version… „Stargate!“ Die Szene blieb mir deswegen hängen, weil hier die Diskrepanz so sichtbar wurde. Die ganze Zeit hantiert Jackson (bzw. seine deutsche Synchronsprecherstimme) mit deutschen Ausdrücken, aber wenn es um den wesentlichsten Begriff in dem Film geht, verfällt er ins Englische. Und so geht es weiter. „Was ist das?“, fragt Jackson, als ihm später das fremde Objekt präsentiert wird, „Das ist Ihr Stargate!“, kriegt er als Antwort.
Was das ist? Das ist ein STERNENTOR, verdammt!

COLD CASE – KEIN OPFER IST JE VERGESSEN
Sooooo… jetzt kommen wir in den schwierigeren Titeln. „Cold case“ heißt wörtlich „kalter Fall“ und umschreibt einen Kriminalfall, der ungelöst zu den Akten gelegt wird, um Jahre später nochmal aufgerollt zu werden. Das betrifft allerdings nur Mordfälle, da Mord nicht verjährt. Alle anderen Fälle werden nach Ablauf der Verjährung endgültig abgelegt, ob gelöst oder ungelöst. Hier ist der deutsche Untertitel wichtig zu erklären, um was es ungefähr geht. Irgendwelche Vorschläge?

CROSSING JORDAN – PATHOLOGIN MIT PROFIL
Das ist die härteste Nuss von allen, der Titel „Crossing Jordan“ enthält nämlich ein makaberes Wortspiel. Die Hauptfigur der Serie heißt „Jordan“ mit Vornamen, „crossing Jordan“ kann man in dem Fall übersetzen mit „Jordan über den Weg laufen“. Aber es ist genauso eine Redewendung, die auf Deutsch bedeutet „über den Jordan gehen“ (falls jemand diese Redewendung nicht kennt, es bedeutet so viel wie „sterben“, nur anders ausgedrückt). Das heißt, der Titel ist nicht übersetzbar, so dass das Wortspiel erhalten bleibt. Irgendwelche Meldungen aus dem Publikum?

Ich habe die letzten beiden Serien absichtlich mit hier rein genommen, damit niemand sagen kann, ich würde es mir zu einfach machen und nur Titel nehmen, wo die deutsche Übersetzung auf der Hand liegt. Ich behaupte auch nicht, dass es einfach ist, aber ich habe den Eindruck, manchmal macht man es sich zu einfach. Englisch klingt toll und es sprechen ja heutzutage so viele Leute Englisch, da kann man so einen Titel einfach mal unübersetzt lassen. Ja, es sprechen mehr Leute Englisch als früher – aber wie gut? Eine Untersuchung hat nämlich ergeben, dass nicht wenige Menschen denken, der Begriff „fast food“ würde so viel bedeuten wie „Fast-Essen“, also „Beinahe-Essen“, weil es eben kein richtiges Essen ist, sondern nur „beinahe“. Die Frage ist also, versteht das Publikum unter einem englischen Begriff immer das, was es darunter verstehen soll?

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote, die ich mal im Fernsehen aufgeschnappt habe, und die hierzu gut passt. Es war die Geschichte von einem Bayern, er kam aus München, glaube ich, der mit einem Freund zusammen die USA bereiste. Jener Bayer war der Meinung, das englische Wort „afraid“ würde, da es, wenn man es bayerisch las, vom Klang her sehr an das deutsche „erfreut“ erinnert, auch wirklich „erfreut“ bedeuten. So begrüßte er Freunde, die er in den USA gemacht hatte mit den Worten „I’m afraid to see you.“ Er dachte, er würde sagen: „Ich bin erfreut, Dich zu sehen.“ Er sagte aber: „Ich habe Angst, Dich zu sehen.“

Ja ja, Englisch…

Dem Deutscher Language

Auf dieser Seite wird es ab sofort in unregelmäßigen Abständen Statusberichte geben über die Arbeit an, von und um ASTROCOHORS. Heute über etwas, das mir die Tage zu denken gab:

Das, was mir die Tage zu denken gab, begann mit einem kleinen Wort. Einem sehr kleinen Wort. Genau genommen ist es das kleinstmögliche Wort in der deutschen Sprache, denn es besteht nur aus zwei Buchstaben. Das Wort hieß „in“. An diesem Wort bin ich vor einiger Zeit hängen geblieben. Und das war dann der Anfang. Wie aber kann man an so einem kleinen Wort hängen bleiben? Den genauen Zusammenhang weiß ich nicht mehr, ich weiß nur noch, es war Anfang des Jahres 2003 und in irgendeinem Fernsehbericht fiel der folgenschwere Satz darüber, was in diesem Jahr alles sein würde. Das wurde so formuliert:

„Und noch viel mehr werden wir in 2003 sehen!“

Ich stutzte. „IN 2003“? Mein Sprachverstand blieb an dieser Redewendung hängen. Im Englischen hatte ich es schon oft gehört, „in 2003“ bedeutete dort so viel wie „im Jahr 2003“ oder auch „im Verlauf des Jahres 2003“. Aber im Deutschen? Hat der Sprecher da einen Fehler begangen – oder war mir diese Redewendung nicht geläufig, weil ich sie eben noch nie gehört hatte? Hier muss man hinzu fügen, dass ich Anfang 2003 32 Jahre alt war, die Wahrscheinlichkeit, in 32 Jahren eine solche Redewendung noch nie gehört zu haben, war sehr unwahrscheinlich. Dieses kleine Wort „in“ setzte sich in meinen Gedanken fest.

Nun haben wir 2006, und die Redewendung „in 2003“ ist mir häufiger wiederbegegnet, auch in aktualisierten Abwandlungen wie „in 2004“, „in 2005“ oder ganz neu „in 2006“, vor allem, wenn von der Fußballweltmeisterschaft die Rede ist. Und tatsächlich hat sich für mich bestätigt, was ich „in 2003“ schon geahnt habe: die Redewendung ist falsch. In seinem Buch „Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod“ schreibt Bastian Sick unter anderem über diesen Anglizismus, der es auf irgendeinem Weg geschafft hat, in die deutsche Umgangssprache einzusickern.

Aber warum? Viele Befürworter von Anglizismen behaupten, diese seien einfacher, eindeutiger und kürzer. Gut, „in 2006“ ist kürzer als „im Jahr 2006“, aber ich könnte auch einfach nur „2006“ sagen.
Dann begegnete mir noch etwas, als ich an den Raumschiff-HIGHLANDER-Romanen schrieb. In einer Szene kam eine Raumfähre vor, die ich weltmännisch neu-deutsch als „Shuttle“ bezeichnete und sowas schrieb wie „Als das Shuttle auf dem Boden aufsetzte…“. Das Rechtschreibprogramm jedoch kreidete mir hier einen Fehler an. Als ich diesen kontrollierte, ließ mich das Info-Fenster wissen, dass es nicht „das Shuttle“ hieße, sondern „der Shuttle“. Im Gedanken ließ ich alle Tondokumente, die ich im Kopf hatte, Revue passieren. Nein, dass passte irgendwie nicht. Picard verlangte bei Star Trek stets „Machen Sie ein Shuttle klar.“ und nicht „Machen Sie einen Shuttle klar.“ Aber ich war verunsichert, so dass ich mein(en) Shuttle kurzerhand in „die Raumfähre“ umbenannte.
Auf diese Weise aufmerksam gemacht fielen mir immer mehr Anglizismen auf, von denen nicht in aller Aufrichtigkeit gesagt werden kann, dass sie auf korrekte Weise in der deutschen Sprache verwendet werden. Und ausgerechnet die von mir so verehrte Science Fiction hat einen großen Teil dazu beigetragen. Aber da geht es ja schon los. Wie genau will man „Science Fiction“ übersetzen? Korrekt wäre „Wissenschaftsdichtung“, aber das klingt sehr trocken. In den frühen Tagen sagte man „Phantastische Literatur“ dazu, aber dieser Begriff lässt sich sehr schlecht gegenüber der so genannten „Fantasy“ abgrenzen, was man heutzutage aber offensichtlich muss.
Die Science Fiction hat so ein wenig die Vorgabe gemacht, dass alles, was nach Zukunft, nach Modernem klingt, Englisch zu sein hat. Dem hat sich die Werbesprache angepasst, aber mal ganz ehrlich, wer versteht, was damit gemeint ist? Ganz interessant in dieser Betrachtung ist beispielsweise der Begriff „Cerealien“. Dieser tauchte zuerst in einer Werbung für einen Schokoriegel auf und war der holprige Versuch, das englische Wort „cereals“ ins Deutsche zu übersetzen. Als „cereals“ werden – grob gesagt – Bestandteile des Frühstücks umschrieben, Cornflakes – pardon: Maisflocken – und dergleichen. Offensichtlich hat man es im Deutschen aber bisher nicht für nötig gehalten, für diese Gruppe Lebensmittel eine eigene Bezeichnung zu finden, denn „cereals“ lässt sich nicht wörtlich übersetzen. Also, was tat man? Man deutschte den Begriff ein.
Mit anderen Dingen tat man das nicht, und so trieb eine Mischsprache, genannt „Denglisch“, die seltsamsten Blüten. Man nimmt an keinem „Treffen“ mehr teil, sondern an einem „Meeting“; auf dem Flughafen sucht man nach dem „Gate“ und nicht nach dem „Flugsteig“; in Internet-Foren werden keine „Umfragen“, sondern „Polls“ veranstaltet; Mitarbeiter werden auf ein Treffen nicht mehr „vorbereitet“, sondern „gebrieft“.
Nehmen wir das Wort „checken“, das sich schon so eingebürgert hat, dass man es sogar in Deutsch konjugieren darf (ich checke, du checkst, er/sie/es checkt…). Seine urspüngliche Bedeutung, sowohl im Englischen als auch zunächst im Deutschen war „überprüfen, kontrollieren“. Im Deutschen wird es heute auch in einem anderen Zusammenhang gebraucht, und die Frage „Hast Du es endlich gecheckt?“ bedeutet nicht unbedingt, dass sich der Frager erkundigt, ob man ein bestimmtes Gerät überprüft hat.
Makaber wird es beispielsweise mit dem Begriff „body bag“, der im Deutschen ein Mode-Accessoir umschreibt, eine Tasche, die man sich so über die Schulter hängt, dass man sie eng am Körper trägt. War jemand schon mal in Amerika in einem Laden und hat nach einer „body bag“ gefragt? Der Ladeninhaber würde einen zum nächsten Bestattungsunternehmer schicken: „body bag“ bedeutet nämlich „Leichensack“.
Ein „Handy“ kennt man außerhalb Deutschlands nicht. Im Internet wird „downgeloadet“. Und wenn man genau nachdenkt, so kommt man auf noch viele unzählige Beispiele von Wörtern, die aus dem Englischen kommen und „irgendwie“ in unsere Sprache integriert wurden. Zumindest glaubt man das und gaukelt sich selbst damit vor, man wäre weltoffen, nur weil man jedem Trend hinterher hechelt. Das damit aber die Sprache nicht offener, sondern im Gegenteil immer verwaschener und unklarer wird, erkennt man kaum. Englisch sei die Weltsprache, heißt es, also kann man auch ruhig ein paar hundert Begriffe übernehmen, das hilft der Verständigung! Ach wirklich? Was hilft es der Verständigung, wenn wir im Deutschen einen englischen Begriff anders verstehen, als jemand, der Englisch spricht? Beispiel: siehe oben, „body bag“. Oder glaubt zum Beispiel jemand, dass ein Engländer in Deutschland versteht, was damit gemeint ist, wenn auf einem Laden das Schild „Back-Shop“ steht? Der Engländer muss denken, es handele sich um einen „Rücken-Laden“, vielleicht auch einen „Zurück-Laden“. Was bitte soll der denn verkaufen? Oder kann man da gekaufte Ware „zurück“ bringen, die einem nicht zusagt? Dass es sich in Wirklichkeit um eine Bäckerei handelt, erfährt unser englischer Freund erst auf den zweiten Blick.

Frankreich fing an, sich gegen die Schwemme der Anglizismen zu wehren, indem sie eine Reihe von Bestimmungen erließen, dass beispielsweise die Titel von Kino- und Fernsehfilmen oder -serien ins Französische übersetzt werden müssen. So trägt beispielsweise die Serie „CSI“(und deren Ableger) in Frankreich den Titel „Les Éxperts“, zu Deutsch: „Die Experten“, oder ganz in Deutsch: „Die Fachleute“.

Ob „Star Wars“ in Frankreich wohl auch seinen angestamten Titel „La Guerre des Étoiles“ behalten durfte? Aber da kommen wir schon zum Nächsten: In mehreren Episoden der Sternensaga ist im Deutschen von dem galaktischen Territorium die Rede, in dem unter anderem der Planet Tattuine liegt: das „Outer Rim“. Das bedeutet im Deutschen schlicht „Randzone“. Oder der notorische Bösewicht namens „Count Dooku“, dessen eingedeutschter Titel, nämlich „Graf Dooku“ für manche Zuschauer einfacher verständlich gewesen wäre.

Machen wir mal ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn es eine ähnliche Bestimmung wie in Frankreich auch in Deutschland gäbe? Huch! Das klingt nach Deutschtümelei. Das ist vielleicht der Grund, warum Frankreich es geschafft hat, nicht jeden sprachlichen Müll zu übernehmen, das in Deutschland aber sehr schwierig ist: Man könnte mit so einer Forderung eventuell an den rechten Rand gerückt werden. Die Deutschen schämen sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr nur, dass sie Deutsche sind, sie schämen sich auch der deutschen Sprache.
Mir egal, versuchen wir es trotzdem. Hmmm… komisch, manche Dinge würde man auf einmal verstehen. Und manche Dinge würden schonungslos ihre Gewöhnlichkeit offenlegen.

Voltaire meinte zu dem Thema:

„Verwendet nie ein neues Wort, sofern es nicht
drei Eigenschaften besitzt: Es muß notwendig,
es muß verständlich und es muß wohlklingend sein.“

PS: Die Merkwürdigkeiten im Umgang mit der deutschen Sprache haben inzwischen ausgereicht, dass von „Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod“ ein zweiter Teil erschienen ist:

2006 – Das neue Jahr

Anfang eines jeden neuen Jahres wird man gern und häufig das Gleiche gefragt: „Bist Du / Seid Ihr /Sind Sie gut rübergekommen?“ Leider ist diese Frage in unseren Tagen zu einer hohlen Phrase geworden. Die meisten, die diese Frage stellen, wollen als Antwort entweder gar nichts wissen und treiben nur Konversation oder sie beziehen die Frage auf die Silvesterfeier, bei der der Gefragte eventuell war. Trifft letzteres zu, so geht das Gespräch meistens weiter in Richtung: „Man, waren wir alle besoffen…“

Man kann – ich denke, man sollte sogar – die Frage aber auch anders auffassen, nämlich im Bezug darauf, wie man den Jahreswechsel für sich selbst erlebt hat. Hat man das vergangene Jahr nochmal Revue passieren lassen? Hat man sich angeschaut, was man letztes Jahr geleistet hat oder versäumt hat zu leisten? Und was von beiden überwiegt? Hat man vielleicht Vorsätze gefasst? – und ich meine damit jetzt nicht sowas wie „Ich esse nie wieder Süßigkeiten!“ – „Ich nehme 50 kg ab!“ oder „Ich werde nie wieder rauchen!“. Ich meine, hat man beim Reflektieren der Ereignisse des letzten Jahres etwas gefunden, das man anders oder besser hätte machen können?

So stelle ich es mir vor, wenn jemand sagt, „ich bin gut rübergekommen“, er meint, er hat sich das vergangene Jahr nochmal angeschaut und blickt nun in die Zukunft, wobei es wichtig ist, sich keine unerreichbaren Ziele zu stecken, sondern sich Etappe für Etappe vorwärts zu arbeiten. Ich persönlich hatte so einen Jahresübergang und ich kann es nur weiterempfehlen. Ich weiß, das ist schwierig, Silvesterparties pflegen laut und hektisch zu sein und Punkt 0.00 Uhr wird dann Schwarzpulver und Magnesium im Wert von mehreren hundert Euro in die Luft gejagt. Aber vielleicht schafft man es doch, sich diesen kleinen Moment zu nehmen und sozusagen „zwischen den Jahren“ innezuhalten. Denn wenn man weiß, wo man steht, ist es viel einfacher, vorwärts zu gehen.

Das Jahr 2006 wird ein paar Änderungen auch für das ASTROCOHORS-Projekt mit sich bringen. Die erste zeichnet sich bereits bei unserer Raumschiff-Highlander-Reihe ab.
Aber es wird sowieso noch bekannt gegeben werden.

In diesem Sinne,
auf ein erfolgreiches Jahr 2006

Thorsten Reimnitz

Der Herbst kommt…

Unser Kalender teilt uns mit, dass am 23. September der Herbst beginnt. Und es gab tatsächlich Jahre, da schien die Jahreszeit am 23. erschrocken auf den Kalender zu blicken und den Schalter umzulegen – bis zum 22. waren es noch sommerliche Temperaturen, ab dem 23. war es regnerisch und kalt. Dieses Jahr haben wir das, was man gemeinhin als „goldenen Herbst“ bezeichnet und was ich sehr viel angenehmer finde, als der plötzliche Sturz in eine andere Jahreszeit. Jetzt, da ich diese Zeilen verfasse, steht meine Balkontür auf und es ist angenehm warm.

Unsere Vorfahren brachten um diese Zeit nicht nur die Ernte ein, der Tag war ein besonderer Tag. „Ernte“, das sollte nicht nur dem Zweck dienen, Nahrungsmittel für den Winter einzulagern, sondern auch im übertragenen Sinn funktionieren: Innehalten, die vergangene Zeit betrachten und die Früchte der eigenen Arbeit einholen (und – sofern möglich – genießen). Und genau dieses ist etwas, das leider aus der Mode geraten ist. Ich persönlich bin mir zwar ziemlich sicher, dass es wieder in Mode kommen wird, denn bald wird man feststellen, wie wichtig dieses Innehalten ist, um auf die eigenen Leistungen zu blicken, wenngleich im Moment „Innehalten“ mit „Stillstand“ gleichgesetzt wird. Doch das ist es nicht, jedenfalls nicht in dem negativen Sinne, mit dem das Wort „Stillstand“ in der modernen Gesellschaft behaftet ist. „Stillstand“ kann auch etwas Positives haben und es ist etwas, das jeder Mensch braucht, um weitermachen zu können. Denn wenn man sich seiner Leistungen nicht bewusst wird, sondern ständig immer weiter und weiter macht, als wäre man auf der Flucht, stellt man sich irgendwann unweigerlich die Frage: „Wofür das alles? Warum mache ich das?“
Darum der Stillstand: Innehalten und sich bewusst werden, was man gemacht hat und wofür. Vielleicht stellt man dabei fest, dass nicht alles so gelaufen ist, wie man sich das vorgestellt hat oder dass man bei manchen Dingen blindlings in die falsche Richtung gelaufen ist. Und das festzustellen ist gut, denn wenn ich dies nicht erkenne, weil ich immer weiter renne, werde ich erst feststellen, dass ich in die falsche Richtung gerannt bin, wenn ich mich so sehr von mir selbst entfernt habe, dass nichts mehr irgendeinen Sinn ergibt. Dann kommt der Stillstand, der gefährlich ist, die Lähmung. Ich möchte mich bewegen, aber ich kann nicht.
Und das ist der große Unterschied zum Stillstand des Innehaltens: dieser Zustand ist freiwillig gewählt und kann jederzeit wieder beendet werden, indem man sagt, jetzt geht es weiter.
Ich selbst habe in den letzten Tagen die Zeit gehabt (und mir die Zeit genommen), um innezuhalten, und ich habe einige interessante Erfahrungen gemacht. Diese waren sehr privater Natur, deswegen möchte ich hier nicht ins Detail gehen. Aber sie haben mich inspiriert.

Beim ASTROCOHORS-Projekt gab es einige Änderungen und Entwicklungen dieses Jahr, die relativ überraschend waren und die man noch vor einem Jahr nicht unbedingt hätte voraussagen können. Mehr darüber wird es in Zukunft geben. Und ich wünsche den Lesern, dass sie sich auch einen solchen Moment des Innehaltens erlauben können (und manchmal erfordert können einfach nur wollen). Es ist sehr hilfreich und tut einfach nur gut.

Thorsten Reimnitz

Bericht und Diskussion auf sf-radio.de

Und hier noch ein Nachtrag: Auch die Seite sf-radio.de hat bereits am 11. Juli einen kurzen Bericht über die NetRomane vom Raumschiff Highlander gebracht (siehe hier), der zu einer lebhaften Diskussion geführt hat über ein altes Problem im Star-Trek-Fandom, nämlich Toleranz.

Ich als Autor möchte dazu noch folgendes anmerken:
Das ganze ist nicht nur ein Problem unter Star-Trek-Fans, es ist ein generelles Problem, aber in diesem Fall bekommt es eine spezielle Note.
Ich will ein Beispiel geben: Ich selbst bin auch Fan eines Freizeitparks (siehe hier) und entsprechend auf verschiedenen Fansiten und in Foren unterwegs, um mich zu informieren. Auch hier erlebe ich diesen „Kleinkrieg“, entweder geht es darum, dass Park A tausendmal besser ist als Park B (und alle, die anderer Meinung sind, haben keine Ahnung) oder dass Achterbahn X noch geiler ist als Achterbahn Y, worauf jemand anders meint, das sei Blödsinn, weil Achterbahn X ja Kinderkram ist. Was viele gerade im Bezug auf die Achterbahnen vergessen, ist, dass diese sehr stark vom subjektiven Empfinden abhängig sind. Es gibt Leute, denen wird schlecht, wenn sie auf einen Stuhl steigen, um eine Glühbirne auszuwechseln und für die ist Achterbahn X einfach ein Horrortrip, während die „Achterbahn-Profis“, die es gewohnt sind, sich mit dem zwanzigfachen der Erdbeschleunigung zu belasten (und in ihren Forums-Beiträgen mit Fachausdrücken wie „Airtime“ um sich schmeißen), Achterbahn X einfach nur langweilig finden. Trotzdem wird so getan, als sei die eigene Meinung das nonplusultra, dem jeder zu folgen habe.
In der Star-Trek-Fanszene sind diese Auswüchse auch zu beobachten. Ich sage nur: Was ist nun besser – „Classic“ oder „TNG“? Oder, wie Robert Amper es in einem Beitrag zu o. g. Bericht auf sf-radio.de formulierte, Club A hat andere Schuhe als Club B zur „offiziellen Uniform“ und wird deswegen beschimpft. Von Prinzip her also nichts anderes wie mit den Achterbahnen (oder anderer Dinge, deren Anzahl von Beispielen schon Legion ist). Die Sache ist nur die, dass sich die Star-Trek-Fans ein verdammt, verdammt hochgegriffenes Ziel auf ihre Fahnen geschrieben haben: T-O-L-E-R-A-N-Z!
Das Lexikon definiert „Toleranz“ als „Haltung, andere Anschauungen, Einstellungen, Sitten, Gewohnheiten u. Ä. zu akzeptieren“. Und es waren die Fans, die das Thema „Toleranz“ in Star Trek mit zu dem gemacht haben, was es wurde, indem sie die Idee der „unendlichen Manigfaltigkeit in unendlichen Kombinationen“ mit Begeisterung aufgriffen und zumindest Vordergründig behaupteten, sie würden diese Idee leben. Was hingegen wirklich abläuft, hat in manchen Fällen wenig damit zu tun (Schuhe…), und das ist schade. Vielleicht war es doch zu viel, ein so hohes Ziel sich in großen Buchstaben auf die Fahnen zu schreiben. „Beginne nicht mit einem großen Vorsatz, sondern mit einer kleinen Tat…“
Um den Bogen zu den NetRomanen damit wieder zu schlagen, Ihr, die Ihr die HIGHLANDER nicht leiden könnt, habt es einfach, noch einfacher als beim Fernsehen. Denn das Fernsehen kann Euch, wenn Ihr nicht aufpasst, einfach von selbst mit allem möglichen Zeug berieseln, nur weil Ihr vergesst, das Programm umzuschalten. Bei den NetRomanen müsst Ihr sogar aktiv werden, um sie überhaupt zu erhalten. Und damit nicht genug, Ihr müsst nochmal aktiv werden, um die Datei zu öffnen – und ihr müsst sie auch noch selbst LESEN! Das heißt, die Chance, den NetRomanen zu entkommen, ist einfacher, als diesem vollkommen schwachsinnigen durchgeknallten Frosch als Klingelton! (Ups, ich werde intolerant!)
Und zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung zu einem Nachsatz in dem letzten Kommentar: Auch ich kenne diesen Robert Amper, und ich bin froh, dass ich ihn zu meinen Freunden zählen darf. In diesem Sinne: Toleranz!

Thorsten Reimnitz

Corona Magazine Nr. 148

Nachdem in der vorigen Ausgabe vom Corona Magazine in einem Leserbrief kurz auf die NetRomane vom Raumschiff Highlander hingewiesen wurde, ist in der neuen Ausgabe, der Nr. 148, ein ganzer Bericht veröffentlicht. Wer es nachlesen will, der Bericht findet sich hier. Wer Lust auf die Corona bekommen hat, kann das Magazin auch auf deren Hauptseite abonnieren.

Corona-Newsletter Nr. 147

Das hätten wir auch nicht gedacht. Sicherlich, anhand der stetig steigenden Abonnentenzahlen sehen wir, dass sich unsere NetRoman-Reihe vom Raumschiff HIGHLANDER steigender Beliebtheit erfreut, aber dass man uns für gut genug hält, die Lücke, die die Einstellung der Fernsehserie STAR TREK – ENTERPRISE hinterlässt, zumindest zum Teil zu füllen, macht doch ein wenig stolz.

Worum geht es? Im Corona-Newsletter Nr. 147 (Homepage siehe hier) schreibt ein Leser bezugnehmend auf einen Bericht über das Ende von ENTERPRISE, es gäbe doch noch anderes, auf das man seine Aufmerksamkeit lenken könnte, zum Beispiel:

(im weiteren Sinne StarTrek)
Raumschiff Highlander
Wer sich nur ein Bisschen auskennt, wird natürlich gleich vermuten, dass hinter dieser kostenlosen Internet-Roman-Serie ein gewisser Robert Amper steckt.

Danke für die Blumen, aber der Vollständigkeit halber soll an dieser Stelle nochmals klargestellt werden, dass hinter dieser Serie nicht nur „ein gewisser Robert Amper“ steckt, sondern viel mehr Leute, die beständig an der Geschichte arbeiten. Nur deswegen konnte sie zu so einer Vielfalt heranwachsen. Und wir hoffen, dass sie noch weiter wachsen wird.

Neuer Tipp bei SPACE CRUISE: Entdeckungsreise Autobahn

Unter den Reisetipps von SPACE CRUISE ist ein neuer Tipp hinzu gekommen: Die Buchreihe „Entdeckungsreise Autobahn“. Jeder kennt sie, jeder sieht sie: die braun-weißen touristischen Hinweisschilder am Autobahnrand. Und (fast) jeder braust vorbei. Schade, denn hinter den Schildern verbergen sich wunderbare Ziele und spannende Geschichten. Von diesen erzählen die neuen Führer „Entdeckungsreise Autobahn“. Die Bücher sind nach Bundesländern sortiert, noch sind nicht alle Bundesländer erschienen, aber diese werden folgen.