Der Dudelfunk – eine unendliche Geschichte

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Die Vorstellung von echten Hörern aus menschlichem Fleisch und Blut scheint längst überwunden. Es regiert die abstrakte Idee eines ausdefinierten, imaginären Durchschnittshörers mit Durchschnittsmusikgeschmack und Durchschnittsinteressen und Durchschnittsleben.
– Zebrabutter

Als ich vor längerer Zeit die verkürzende und falsch verzerrende Berichterstattung beim „SWR3 Topthema“ in meinem Privatblog kritisierte, meldete sich tatsächlich jemand vom „Dudelfunk“ in den Kommentaren zu Wort (Disclaimer: Zumindest behauptete diese Person, beim Rundfunk zu arbeiten, aber im Internet kann man ja alles behaupten. Die Argumentation gegen meinen Beitrag passte jedoch zum „Dudelfunk“). Da ich meinen Artikel selbst wie einen Beitrag zum „Topthema“ aufgemacht hatte, um deutlich zu machen, wie ich mir so eine Berichtserstattung vorstelle, wurde angemerkt, dass mein Beitrag von vornherein viel zu lang sei für diese Rubrik. Sie dürfe maximal drei Minuten lang sein. Als ich erwiderte, dass man den Hörer ruhig mehr „zumuten“ kann als drei Minuten lange Beiträge, meinte mein Gesprächspartner lakonisch, dass Leute wie ich, die sich über zu kurze Beiträge beschweren, sich auch darüber beschweren, dass bei RTL keine Opern laufen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich von RTL nun wahrlich keine Opernsendung erwarte, kam hier ein merkwürdiges Bild vom Hörer zutage, als sei dieser per se intelektualismusfeindlich eingestellt. Gipfel der Ironie: Ausgerechnet auf SWR3 gibt es eine Comedy-Rubrik mit den „Ballermann-Nachrichten„, in der echte aktuelle Nachrichten für die vermeintliche „Generation PISA“ aufbereitet werden in Form eines Liedes, wie man es wohl tatsächlich in den Sauf-und-Gröhl-Bezirken der ohnehin schon arg geschundenen Balneareninsel Mallorca zu hören bekommen könnte. Offenbar scheint das Bild, das man beim „Dudelfunk“ vom Hörer hat, dem Bild der „Generation PISA“ in diesem Comedy-Format angeglichen zu sein.

Nun stellt sich aber natürlich die Frage: Was tun? Zebrabutter widmet sich dieser Frage in einem neuen Beitrag und sagt „Dudelfunk nicht bekämpfen, sondern anpassen„. Der Artikel enthält sehr gute Vorschläge und mein Lieblingssatz ist natürlich folgender:

Hörer müssten auszuhalten lernen, dass ein Wortbeitrag auch drei Minuten überschreiten darf.

Genau, denn die meisten Themen sind einfach zu komplex, um sie in eine begrenzte Anzahl von Minuten zu quetschen. Da wird dann gekürzt und gekürzt – so lange, bis es falsch ist. Zebrabutter schreibt aber nicht nur darüber, s0ndern über die Problematik generell, den nichtssagenden Werbephrasen („Die besten Hits“) und den Versuchen, einen Durchschnittshörer zu analysieren, den es so einfach nicht gibt.

Ich wurde übrigens bis vor kurzem auch noch von der Marktforschung zum „Hörerlebnis“ auf einem bestimmten Radiosender befragt. Mittlerweile nicht mehr. Vielleicht bin ich zu alt für die Referenzgruppe. Der „Durchschnittshörer“ dieses Senders ist „bis 49 Jahre alt“, da passe ich eigentlich noch rein. Aber man weiß ja nicht…

Ich kann den Artikel bei Zebrabutter nur empfehlen. Und bis der Dudelfunk angepasst wurde, hören wir kurz mal zur „Welle Wahnsinn“ rein…