Richard Dawkins, Oolon Cluphid und der arme Babelfisch

Im Moment wird ja – mal wieder – über (im wahrsten Sinne des Wortes) Gott und die Welt gestritten, beziehungsweise, ob Ersterer existiert oder nicht. Aus der Diskussion hervorgetan hat sich Richard Dawkins mit seinem Buch “Der Gottes-Wahn”, der einen Ansatz besitzt, darzulegen, warum es sehr unwahrscheinlich sei, dass Gott existiere. Fragt man Dawkins, so beschreibt er, wie unwahrscheinlich es ist, dass sich das Leben auf dem Planeten Erde entwickelte und – trotz einiger globaler Katastrophen der Vergangenheit – nicht ausgelöscht wurde, wie unwahrscheinlich es ist, dass sich intelligentes Leben entwickelte und durchsetzte, wie unwahrscheinlich es ist, dass so ein komplexes System wie die Biosphäre unseres Planeten so gut funktioniert, und wie unwahrscheinlich es ist, dass wir Menschen dort ankamen, wo wir heute sind. Angesichts all’ dieser Unwahrscheinlichkeiten stellt man sich gerade die Frage, ob Dawkins nicht doch darauf hinaus will, dass es irgendwie eine übergeordnete Macht geben muss, die das Leben gegen alle Unwägbarkeiten verteidigt und das System so raffiniert ausgetüftelt hat, dass es funktioniert, da macht der Religionskritiker in seiner Argumentation eine 180-Grad-Wende: Wenn es so unwahrscheinlich ist, argumentiert er, dass das Leben und das System auf der Erde sich so komplex entwickelt hat und doch alles irgendwie einander passt, müsste ein göttliches Wesen, das über allem steht, ja noch komplexer sein. Und das wäre nicht nur unwahrscheinlich, sondern extrem unwahrscheinlich.

Hm.

Also, ich muss bei dieser Argumentation immer wieder an folgenden Abschnitt aus einem empfehlenswerten Buch denken:

“Der Babelfisch ist klein, gelb und blutegelartig und wahrscheinlich das Eigentümlichste, was es im ganzen Universum gibt. (…) Der praktische Nutzeffekt der Sache ist, dass man mit einem Babelfisch im Ohr augenblicklich alles versteht, was einem in irgendeiner Sprache gesagt wird. (…)
Nun ist es aber verdammt unwahrscheinlich, dass sich etwas so wahnsinnig Nützliches rein zufällig entwickelt haben sollte, und so sind ein paar Denker zu dem Schluss gelangt, der Babelfisch sei ein letzter und entscheidender Beweis dafür, dass Gott nicht existiert.
Die Argumentation verläuft ungefähr so: “Ich weigere mich zu beweisen, dass ich existiere”, sagt Gott, “denn ein Beweis ist gegen den Glauben, und ohne Glauben bin ich nichts.”
“Aber”, sagt der Mensch, “der Babelfisch ist doch eine unbewusste Offenbarung, nicht wahr? Er hätte sich nicht zufällig entwickeln können. Er beweist, dass Du existierst, und deswegen existierst Du nicht. Quod erat demonstrandum.”
“Ach du lieber Gott”, sagt Gott, “daran habe ich gar nicht gedacht”, und löst sich prompt in ein Logikwölkchen auf.
“Na, das war ja einfach”, sagt der Mensch und beweist, weil’s gerade so schön war, dass schwarz gleich weiß ist und wird wenig später auf einem Zebrastreifen überfahren.
Die meisten Theologen behaupteten, dieser ganze Streit sei absoluter Humbug, aber das hinderte Oolon Coluphid nicht, ein kleines Vermögen damit zu verdienen, dass er ihn zum zentralen Thema seines neusten Bestsellers Na, lieber Gott, das war’s dann wohl machte.”

(aus Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams)

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