Kaum hat mich der glorreiche Initiator gefragt, ob ich nicht Lust hätte, auch einige Einträge in seinem wundervoll geistreichen Blog zu hinterlassen, schon leiste ich dieser Anfrage 5 Monate später Folge. Das ist Effizienz! In diesem Sinne: Hier bin ich!
Wie die Chefredaktion korrekt bemerkt hat, ist der Begriff Science Fiction dem Tod geweiht, eine bedrohte Spezies. Für die Buchläden scheint dieses Genre mittlerweile ein ungeliebter Freund zu sein: Man lädt ihn schon noch auf die Parties ein, aber eigentlich steht er nur hinten im Eck und deprimiert die anderen Bücher, weil keiner ihn lieb hat. Auch in meinem Hugendubel, ein Laden, der es sonst wie kein zweiter versteht, mich für Geld glücklich zu machen *hüstel*, wurde mittlerweile der Bereich Science Fiction „der besseren Übersicht wegen“ mit im Fantasy-Bereich eingeordnet. Dort lustwandeln einige Klassiker von Arthur C. Clarke und Dan Simmons im obersten Regal, was nur bedeuten kann, dass der durchschnittliche Science Fiction-Leser 1,90m aufwärts sein muss. Lediglich eine Sparte hält sich tapfer: Star Wars! Für mich persönlich ist Star Wars allerdings eher Fantasy. Ich bin nicht so verbohrt, dass in einer Sci Fi-Geschichte jedes Detail wissenschaftlich haltbar sein muss – wenn da steht, das Gerät teleportiert Menschen, dann teleportiert es eben Menschen – aber die mystischen Elemente ziehen Star Wars deutlich mehr in den fantastischen Bereich. Mehr noch in den fragwürdigen Prequels, aber über die muss man sowieso nicht groß reden, ich empfehle diesbezüglich einen kürzlich erschienenen Artikel auf Spiegel.de in der Rubrik „Eines Tages“.
Haarsträubender wird es bei Amazon. Rufe ich hier den Bereich „Bücher – Science Fiction, Fantasy und Horror – Science Fiction“ auf, bekomme ich eine Liste mit Empfehlungen. Es beginnt mit Douglas Adams. So weit, so gut. Star Wars, Perry Rhodan, Warhammer 40k, Artemus Fowl… Moment! Artemus?! Der kleine Möchtegern-Potter, der mit Trollen kämpft und lässig Schätze klaut, hat mit Science Fiction etwa so viel zu tun wie Lindsay Lohan mit Talent. Gleich darunter: Die Romanreihe um World of Warcraft. Stardust von Neil Gaiman (ein hervorragendes Buch, nebenbei, nur leider vom Schlüsselreiz-Wort „Star“ abgesehen so futuristisch wie das Dschungelbuch). Und Wicked – das Buch zum Musical. Zugegeben – in „The Wizard of Oz“ gibt es den Blechmann, den George Lucas neben der Roboterfrau aus Metropolis als Inspirationsquelle für C-3PO nennt, doch das macht Wicked noch nicht wirklich zu Sci Fi-Material.
Ich kenne es ja auch von meiner Larp-Gruppe (schamlos Werbung mach). Wenn ich sage, dass wir eine Sci Fi-Larpgruppe sind, wenn ich vielleicht sogar erwähne, dass unsere Wurzeln im Star Trek-Universum liegen, sehe ich von meinem Gegenüber nur noch eine sich allmählich verflüchtigende Staubwolke in der Luft schweben. Daher verwende ich eher Begriffe wie „Endzeit“ oder „futuristisches Szenario“. Natürlich: Fantasy ist der Platzhirsch im LARP-Bereich, die große Rampensau, an der keiner vorbei kommt. Aber da ist man auch unkritischer. Fantasy ist massentauglich. Sci Fi – das hat diese Aura von Wissenschaft, von Wissen, das man haben muss, von Unzugänglichkeit. Bei Fantasy-LARP kocht jeder sein eigenes Süppchen, der eine spielt den Froschkönig, der andere einen authentischen Minnesänger des 13. Jahrhunderts. Bei Sci Fi ist der häufigste Satz, den ich höre: „Oooh, da kenne ich mich ja gar nicht aus.“ Mann, gut, dass ich damals beim Abitur noch den Science Fiction-Basiskurs belegt habe, sonst wäre ich ja völlig aufgeschmissen…
Vielleicht ist das aber auch ein Phänomen der natürlichen Evolution. Das Starke überlebt, das Schwache muss sich anpassen, oder es hört auf, zu existieren. Vielleicht muss man jetzt umdenken. Eine kleines Gedankenexperiment: Was ist der erfolgreichste deutsche Science Fiction-Roman der letzten 3 Jahre? Die Antwort lautet „Der Schwarm“ von Frank Schätzing. Versuchen Sie doch mal, den unter Science Fiction zu finden! Thriller, Öko-Drama, Abenteuer-Roman, das sind die Genres. Vielleicht ist es Zeit, die alten Begriffe hinter sich zu lassen. Der Sci Fi Channel, somit ein Relikt, sollte sich vielleicht umbennen in den Fantastic Future-Channel, oder, falls das zu einschränkend ist, in den Alternate Reality Channel. Englisch, griffig, hip!
Und wer weiß? Vielleicht darf dann auch Arthur C. Clarke wieder in ein Regal auf Augenhöhe. Als Dark-Fantasy-Futuristic-Thriller.
Zunächst einmal: Glückwunsch zum ersten Eintrag! Und dann muss ich gleich noch Verantwortung übernehmen für einen Teil dieser berüchtigten fünf Monate, da ich ja Anfang Dezember darum gebeten hatte, bis Ende Dezember keine weiteren Einträge zu machen.
Und das mit dem „glorreichen Initiator“… das scheint mir jetzt nachzuhängen, was? 🙂
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Auch von mir ein „Hallo“, und wenn hier schon Verantwortung übernommen wird, dann übernehme ich auch Verantwortung: Der „glorreiche Initiator“ ist auf meinem Mist gewachsen. Paßt aber irgendwie, oder?
Wir bleiben dabei! Lern gefälligst, damit zu leben. 😉 Mein nächstes Ziel wird sein, alle unsere Freunde und Bekannten dazu zu bringen, dich nur noch mit deinen ehrwürdigen neuen Intitialen anzureden: G.I.
„Neues vom G.I.“, „Der G.I. greift durch“ – wenn das nicht Klang hat…
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