Tim und Struppi: Die schwarze Insel [Rezension]

1937 spitzt sich die Lage in Europa immer mehr zu. Es wird deutlich, dass Hitler die Ankündigung, das Deutsche Reich mit Gewalt zu expandieren und Rache für die Schmach des Versailler Vertrag zu nehmen, sehr ernst meint. Inspiriert durch einen Artikel über einen deutschen Naziverbündeten entwirft Hergé Tims neuestes Abenteuer: der Kampf gegen eine Geldfälscherbande.

Inhalt: Bei einem Spaziergang wird Tim Zeuge, wie ein kleines Flugzeug notlanden muss. Als er dessen Besatzung zu Hilfe kommen will, wird er ohne Vorwarnung niedergeschossen. Nachdem bekannt wird, dass das Flugzeug in England abgestürzt ist, reist Tim dorthin, um die merkwürdige Geschichte weiter zu verfolgen. Er gerät mit dem zwielichtigen Doktor Müller aneinander, der Helfer einer Geldfälscherbande, die ihr Hauptquartier auf der „schwarzen Insel“ hat, bewacht von einem Ungeheuer…

Kritik: Der Artikel, der Hergé zu dieser Geschichte inspirierte, wies noch eine weitere Komponente auf: Die echten Geldfälscher wollten – angestachelt durch die Nazis – durch Unmengen in Umlauf gebrachte gefälschte Rubel die russische Wirtschaft schädigen. Hergé bewies dadurch, dass er die Geschichte nach England verlagerte, sogar Weitsicht: In der Tat wurden in Nazi-Deutschland große Mengen gefälschte Pfundnoten hergestellt, die allerdings nie nach England gelangten.

Der entscheidende Unterschied ist, dass bei Tims Abenteuer der politische Hintergrund diesmal ausgelassen wurde. „Die schwarze Insel“ ist eine reine Kriminalgeschichte, bei der Tim einige Rätsel zu knacken hat. Der Höhepunkt ist zweifellos der Auftritt des Ungeheuers von der schwarzen Insel, das zwar von den Berichten um das Ungeheuer von Loch Ness inspiriert, aber von Hergé durchaus realistisch gestaltet wurde.

Die Geschichte wurde 1965 auf Betreiben des englischen Verlags nochmals komplett überarbeitet, da man nicht weniger als 131 Fehler bei der Darstellung Englands – respektive Schottlands – gefunden hatte. Wieder erlaubte sich Hergé nebenbei, die Welt von Tim geschlossener zu gestalten, indem er die Beschriftung eines Eisenbahnwaggons von „Johnny Walker Whisky“ in „Loch Lomond Whisky“ änderte und am Ende in der Reporterschar Hans-Wolf Schnuffel auftauchen lässt, der Journalist des „Paris-Flash“, der eigentlich seinen ersten Auftritt in „Die Juwelen der Sängerin“ haben sollte (nebenbei bemerkt: es war bereits das dritte Mal, dass Hergé das tat: In „Im Kongo“ fügte er Schulze und Schultze – noch anonym – im Hintergrund ins erste Bild ein, in „Die Zigarren des Pharao“ Alan Thompson als Kapitän eines Schmugglerschiffs).

Das Abenteuer zeigt, dass Hergés Geschichten einen politischen Hintergrund nicht immer brauchen, auch wenn er in Anbetracht der Entstehung von „Die schwarze Insel“ latent vorhanden war. Ein spannendes Abenteuer, das – was das Monster der schwarzen Insel betrifft – ein einfallsreiches Ende hat und in dem der Humor nicht zu kurz kommt – Schulze und Schultze sei Dank.

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