2. Chevalier/Segur: Die Zeit der Asche (La Saison des Cendres)
- Vorbemerkungen
1980 erschien zum ersten Mal das Magazin „Schwermetall – Phantastische Comics für Erwachsene“ in Deutschland. Einige namhafte Comicautoren aus Frankreich hatten dieses Label gegründet, darunter Moebius, der nicht nur wegen klassischen Comic-Abenteuern wie „John Difool“ ein Begriff sein sollte, sondern auch durch seine Mitarbeit an Filmen wie „2001 – Odyssee im Weltraum“ oder „Alien“. Dennoch zeichnete sich recht bald ab, was man unter Comics für Erwachsene zu verstehen hatte. Genau, Schweinkram. Frauen-mit-Rückenproblem-Comics wie Druuna zementierten bald den Ruf des Magazins, das des Öfteren mit Klagen der Bundesprüfstelle zu kämpfen hatte. Doch ohne dieses Magazin wäre folgende Perle vielleicht nie zu uns gekommen. 1987 erschien der erste Band, und dieses Comic brachte mich zum ersten Mal auf den Gedanken, dass Comics auch für Erwachsene eine spannende Lektüre sein könnten, dass sie nicht auf ein kindliches Publikum abzielen könnten, selbst ohne explizite Sexszenen. Die Zeit der Asche ist der erste Band von insgesamt dreien, die Nachfolgebände tragen die Titel “Das Land der Träume” und “Das Blut der Könige”.
- Inhalt
Drei Zwerge begeben sich unter der Führung von Noren auf die Suche nach ihrem zukünftigen König, der sich im Land Ewandor aufhalten soll. Bald gesellt sich zu ihnen der Gauner und Heiler Firfin, dessen Sinnen und Streben in erster Linie der Suche nach Kostbarkeiten gilt, und so hat er es auch auf den kostbaren Sand der Zwerge abgesehen. In der Stadt Gaedor kommt zum Schutz der kleinen Gruppe der Krieger Morkai hinzu, der, da nicht besonders helle, sie allerdings zeitweise in ziemliche Schwierigkeiten bringt. Und so kämpfen sie sich durch ein Land voller tödlicher Gefahren, stets auf der Hut vor dem grausamen Donnerritter…
- Kritik
Von besoffen-brummligen Zwergen und übermenschlich guten Elfen ist hier keine Spur. Die von Chevalier und Segur geschaffene Welt ist feindlich, tödlich und so ganz anders als der übliche Fantasy-Einheitsbrei. Mit ihrem einzigartigen Zeichenstil fangen sie geschickt diese Andersartigkeit, diese Alterität, ein und entführen uns in pastellfarbene Welten voller bizarrer organischer Formen. Immer wieder beweisen sie dabei einen Einfallsreichtum, den man manchen Fantasy-Buchautoren heute wünschen würde. Doch das heißt nicht, dass Die Zeit der Asche jedem gefällt. Es geht hier nicht gerade zimperlich zu, und entsprechend ist der Humor ruppig und teilweise brachial (aber nicht niveaulos). An diesem Kleinod kommt man als wahrer Comic-Liebhaber nur schwer vorbei.