In einer fernen Zukunft: Ein Raumschiff der Sternenflotte trifft auf eine Anomalie im Weltraum, wird beschossen und schwer beschädigt. Der Kommandant des feindlichen Schiffes, ein Romulaner, will mit dem Captain des Sternflottenschiffes verhandeln, wozu er selbigen zu sich an Bord kommen lässt. Doch der Captain wird getötet und der Feind eröffnet erneut das Feuer. Der momentane kommandierende Offizier, ein gewisser Kirk, lässt das Schiff evakuieren und schützt die davonfliegenden Notshuttles dadurch, dass er den Feind mit dem eigenen Schiff rammt. Kirk kommt dabei ums Leben, doch seine Frau entkommt, die während der Flucht einen Sohn auf die Welt bringt: James Tiberius.
Selbiger James Tiberius Kirk wächst zu einem rebellischen jungen Mann heran, der nicht so recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Dann jedoch begegnet er nach einer für ihn nicht unbedingt positiv verlaufenden Schlägerei dem Sternflottenkapitän Christopher Pike, der ihn auffordert, der Sternenflotte beizutreten. Kirk nimmt die Herausforderung an und durchläuft die Akademie in drei statt vier Jahren. Gerade zu diesem Zeitpunkt taucht das Schiff wieder auf, das 25 Jahre zuvor das Raumschiff von Kirks Vater zerstört hat. Es greift einen verbündeten Planeten an. Die Sternenflotte schickt mehrere Raumschiffe zur Unterstützung, unter anderem die nagelneue USS ENTERPRISE. Mit an Bord: James T. Kirk…
Natürlich passiert noch sehr viel mehr in dem Film, aber wenn man die Beschreibung zu ausführlich macht, läuft man Gefahr, zu viel zu verraten. Deswegen habe ich diese Rezension in zwei Bereiche aufgeteilt. Ich werde in dem ersten Abschnitt hier nicht zu sehr auf Einzelheiten eingehen, um denjenigen, die den Film noch nicht gesehen haben, keine Überraschungen zu verraten. Ich werde rechtzeitig davor warnen, wenn der zweite Abschnitt beginnt, in dem ich dann ins Detail gehe.
Der neue Film aus der “Star Trek”-Reihe trägt den überraschenden Titel “Star Trek”, und er soll im wahrsten Sinne des Wortes das Franchise neu beleben. “Star Trek” dümpelte seit einiger Zeit so vor sich hin, der letzte Kinofilm (“Star Trek – Nemesis”) war nicht zu berauschend vom Ergebnis her und die letzte Fernsehserie (“Enterprise”) wurde nach vier Staffeln eingestellt. Nun wollte man zu den Wurzeln der ursprünglichen Fernsehserie (hierzulande auch als “Raumschiff Enterprise” bekannt) zurückkehren und zeigen, wie sich die Legenden Kirk, Spock, McCoy und all die anderen kennengelernt haben und zu den Helden, wurden die man kennt. Deswegen erhielt der Film im Vorfeld gerade von Fans einige Schelte. Natürlich würde das Design des Films modern sein, wie würde man das mit dem Canon der Serie in Einklang bringen? Überhaupt der Canon, würde sich die Handlung nicht in zu viele Widersprüche zur bekannten Serie verwickeln?
Die Antwort lautet: Nein. “Star Trek” ist ein Film, der Spaß macht, weil man alle diese Probleme auf eine “Trek-Weise” gelöst hat (mehr dazu im zweiten Abschnitt). Die Handlung geht sehr auf die Charaktere (allen voran Kirk und Spock) ein und man erfährt sehr viel über denen Motivation. Ehrlich gesagt, in diesem Film habe ich zum ersten Mal Spocks innere Zerrissenheit nachvollziehen können, ein Kind zu sein, das halber Mensch und halber Vulkanier ist. Fans werden die bekannten Figuren und ihre Marotten wiedererkennen, was auch den hervorragenden Schauspielern geschuldet ist. Und wer mit “Star Trek” nicht so vertraut ist, braucht keine Angst zu haben, sich hier nicht zurecht zu finden. Die Handlung enthält viel Humor und eine ordentliche Portion Action. Die Spezialeffekte – von denen es nicht wenige gibt – stammen aus der Effektschmiede von George Lucas, ILM.
Natürlich ist auch das Design dem Zeitgeist angepasst. Man sieht und hört zwar den Geist des Originals, aber alles ist sehr modern, vom Design der Hülle der ENTERPRISE über die Ausstattung der Brücke bis zu den Uniformen. Der Film ist für Fans und Nicht-Fans gleichermaßen geeignet, natürlich vorausgesetzt man mag Science Fiction. In der Tat glaube ich, dass er geeignet ist, neue Fans für das Franchise zu finden. Ich bin begeistert und kann es nur empfehlen, sich “Star Trek” anzusehen.
Soweit der allgemeine Teil. Nun kommt eine Werbeunterbrechung, danach geht es mit dem zweiten Abschnitt weiter. ACHTUNG! Im zweiten Abschnitt wird auf die Handlung eingegangen, wenn Sie sich also die Überraschung nicht verderben wollen, dann lesen Sie nicht weiter!
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Die “Trek-Weise”, die ich oben beschrieb, ist so einfach wie überzeugend: Die ganze Geschichte ist eine Zeitreise mit einer alternativen Zeitlinie. Zeitreisen gab es in “Star Trek” immer schon (“Star Trek IV”, TNG: “Yesterday’s Enterprise”, DS9: “Trials and Tribble-ations” und viele mehr) und meistens war die Handlung eine Verletzung der Zeitlinie, die “repariert” werden musste. Aus der “Classic” Serie sticht hier “City on the Edge of Forever” hervor, als McCoy versehentlich durch ein Zeitportal geht und einen schweren Eingriff in die Geschichte vornimmt, so dass die Föderation nie gegründet wird. Kirk und Spock folgen ihm, um das zu korrigieren.
In dem neuen Film erleben wir das ganze nun aus der Sichtweise der geänderten Zeitlinie selbst – und nichts wird repariert. Als erste Details der Handlung bekannt wurden, gab es einen Aufschrei unter manchen Fans. Kirk hat seinen Vater nie kennengelernt, weil er gestorben ist? Hat Kirk nicht mehrfach seinen Vater erwähnt bei “Classic”? Und einiges mehr. Doch durch die geänderte Zeitlinie wird das alles erklärt.
“Star Trek” hatte bei der Themenwahl in den letzten Jahren eher nicht so das glückliche Händchen. Das Problem war, dass man Konzepte übernahm, die schon andere gemacht hatten. Das ist durchaus legitim, denn auch “Star Trek” kann das Rad nicht neu erfinden. Allerdings hatte man bei vergangenen Konzepten vergessen, ein “Trek-Element” mit reinzubringen. Bei “Voyager” traute man sich an das Konzept einer Science-Fiction-Serie mit einem über mehrere Episoden reichenden Handlungsbogen heran – aber das hatte “Babylon 5” zuvor schon mit Erfolg getan. Dann wollte man mit “Enterprise” ein Prequel produzieren – nachdem die Prequel-Episoden von “Star Wars” erfolgreich waren. Doch es fehlte etwas, das “Star Trek” ausmacht. Bei “Star Wars” beispielsweise warteten die Fans schon seit Jahren auf die Vorgeschichte, wie Anakin Skywalker zu Darth Vader wurde. “Enterprise” hingegen war einfach “noch ‘ne Serie”.
Die Idee, ein Franchise “neu zu starten”, hatten schon die Macher von “James Bond” und “Battlestar Galactica”. Und sie hatten es mit Erfolg durchgezogen. Nun tut es also auch “Star Trek” – und die Idee mit dem Romulaner, der aus der Zukunft kommt und die Zeitlinie verändert, bringt genau das für die Reihe typische Element mit hinein. Denn dadurch wird ein direkter Bezug zu den bisherigen Serien hergestellt. Bei Bond und Galactica wurde einfach nochmal von vorne angefangen. In welcher Relation die neuen Geschichten zu den alten stehen (ob es also zwei parallele Universen gibt, bei dem in einem James Bond wie Roger Moore aussieht und im anderen wie Daniel Craig), wird nicht erwähnt. Gut, bei Bond würde es nicht ganz passen, bei Galactica möglicherweise, aber auf jeden Fall passt es zu “Star Trek”. Der Bezug zur Originalreihe wird auch durch das Auftauchen von Leonard Nimoy als “alter Spock” deutlich hergestellt. Genauso deutlich wird durch ihn auch auf die Geschichte hingewiesen, die nun anders verläuft, mit allen Widersprüchen, die entstanden sind. Da waren die Autoren sogar recht mutig, gerade mit den Ereignissen um Vulkan und Spocks Eltern, die einen starken Eingriff in das Universum von “Star Trek” bedeuten. Dabei hilft die alternative Zeitlinie – von hier an ist alles erlaubt und möglich. Allerdings, und das ist auch gut so, haben es die Autoren nicht übertrieben und die bekannten Charaktere gut gezeichnet. Und die Schauspieler setzen das wunderbar um.
Stellt sich die Frage: Wird die Zeitlinie wieder repariert? Meiner Meinung nach muss sie das nicht. Und eigentlich kann sie das auch nicht. Das Problem ist: Der Auslöser für die Racheaktion der Romulaner ist ein Ereignis in einer Zukunft, die nun nicht mehr in dieser Weise existiert. Und ich habe von einer Theorie gelesen, dass man eine Zeitlinie sowieso nicht direkt manipulieren kann. Doctor Who, die Hauptfigur aus der gleichnamigen SF-Serie, würde nun sagen, das liegt daran, dass Zeit nicht linear ist, sondern mehr so “wibbly-wobbly timey-wimey”. Die Theorie, die ich meine, besagt, dass eine Manipulation an der Zeitlinie dazu führt, dass ein Paralleluniversum entsteht, während die ursprünglich Zeitlinie in einem anderen Universum erhalten bleibt. Das heißt, auch die “Star Trek”-Fans können beruhigt sein: In einem Paralleluniversum existiert die Zeitlinie, wie wir sie aus “Classic” kennen, weiter. Wir sehen hier eben nun eine andere Variante. Und die kann man sowieso nicht ändern.
Außerdem: Was würden Sie sagen, wenn man Ihnen sagen würde, dass das Leben, wie Sie es kennen, leider nur aufgrund einer Zeitlinienmanipulation zustande gekommen ist? Würden Sie es riskieren, diese Manipulation rückgängig zu machen, ohne zu wissen, ob die Alternative wirklich besser ist?
Angeblich soll ein weiterer Film bereits beschlossene Sache sein. Ich persönlich freue mich darauf, noch mehr Abenteuer aus dieser Zeitlinie zu sehen. Und ich kann es nur nochmal wiederholen: Der Film ist empfehlenswert.
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Als ich den Film gesehen habe, wusste ich nichts über die Handlung. Deshalb hat mich einiges gestört, aber das hat sich im Laufe des Films geändert.
2011 soll der nächste Film kommen (soweit ich weiß) und ich bin schon sehr gespannt.
Wird die alte Zeitlinie wieder hergestellt? Wenn ja, darf man zweifeln, ob es ein interessanter Film werden wird (ich stelle mir das ziemlich langweilig vor, da das meist schon da gewesen ist und meist in einer Handlung geschah, die auch die Zeitveränderung beinhaltete. Letzteres ist ja schon passiert…
Wenn die jetzige Zeitlinie beibehalten wird könnte das tatsächlich dafür sorgen, dass Star Trek wiederbelebt wird und tatsächlich eine Next generation erlebt.
So sehe ich das zumindest.
STAR TREK ist auf jeden Fall sehenswert, für Fans und solche, die es werden wollen.