“Der Polarexpress” von Robert Zemeckis – eine Filmbetrachtung, Teil 3

Im ersten Artikel über den Film „Der Polarexpress“ habe ich die Handlung ausführlich dargelegt, im zweiten Artikel habe ich die Figuren genau vorgestellt. In diesem Artikel geht es nun um den Hintergrund der Geschichte, die Stilmittel, die Technik und noch mehr.

Stilmittel

Die Darstellung im Film ist realistisch, das heißt, trotz aller rasanten Fahrten wurde auf allzu comichaftes verzichtet. Einzuordnen, in welcher Zeit der Film spielt, ist etwas schwer, aber anhand kleiner Details – etwa der Radkappe, die in Hero Boys Zimmer an der Heizung lehnt, oder die Autos, die man kurz auf der Straße sieht – kann man ungefähr die 1950er oder 60er Jahre als Zeitraum festmachen. Damit würde der „alte“ Hero Boy, der die Geschichte erzählt, diese in der Gegenwart (2004) erzählen, und sich an seine Kindheit erinnern.

Die Technik

„Der Polarexpress“ ist ein Computeranimationsfilm. Er zieht aus der Technik sehr viele stärken, aber leider auch ein paar Schwächen. Die Stärken sind natürlich die Bilder und teilweise sehr wilden Kamerafahrten, die real so nie machbar gewesen wären. Bei einigen Szenen fällt auf, dass der Film auf die 3D-Version für die IMAX-Kinos hin bearbeitet wurde, etwa wenn der Zug mit seinem Kuhfänger direkt vor der Kamera zu stehen kommen, oder die Fahrt in die Gletscherschlucht, die eigentlich eine Achterbahnfahrt ist. „Der Polarexpress“ setzte damit – vor dem Einsetzen der „3D-Welle“ in den Kinos – Maßstäbe.

Neu war ebenso, dass die Bewegungen der Figuren zuvor mit realen Schauspielern aufgenommen und in den Computer eingespeist wurden. Dieses „Motion Capturing“ genannte Verfahren erweckte auch Gollum für den „Herrn der Ringe“ zum Leben und wird bei den neuen „Tim und Struppi“-Film verwendet. Leider finden sich hier auch die Schwächen der Technik, wobei ich mir nicht ganz schlüssig bin, wo diese herkommen: die Figuren bewegen sich teilweise schon „irreal real“. Möglicherweise war die Technik zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit ausgereift, oder die Schauspieler haben sich bei ihrer Darstellung zum „overacting“ hinreißen lassen. Was ich mir aber auch vorstellen kann, ist ein „Gewöhungseffekt“ von bisherigen Animationen – wir sind es einfach nicht gewohnt, dass sich animierte Figuren (Computer oder Zeichentrick) realistisch bewegen. Wenn beispielsweise eine Zeichentrickfigur still steht, bewegt sie sich wirklich nicht. Ein echter Mensch kann das nicht, seine Muskeln bewegen sich immer ein bisschen. Bei den animierten Figuren im „Polarexpress“ kommt das dadurch zum Tragen, dass diese beim Stehen immer hin- und herzittern (besonders auffallend beim Schaffner und beim Weihnachtsmann). Oder wenn die Kinder schnelle Bewegungen machen oder besonders heftig mit dem Kopf nicken, sieht das zwar auf den ersten Blick realistisch aus, wirkt aber gleichzeitig irgendwie überzeichnet.

Was im Gegenzug sehr gelungen ist, ist das „Einfangen“ der Mimik. Man kann die Regungen im Gesicht sehr deutlich sehen.

Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.
Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.

Schauspieler

Da die Figuren zuvor von echten Schauspielern dargestellt wurden, bediente man sich hier ebenfalls eines Stilmittels der Heldenreise: Hauptdarsteller Tom Hanks spielte mehrere Rollen. Er ist Hero Boy, dessen Vater, der Schaffner, der Landstreicher und der Weihnachtsmann. Außerdem spricht er die Einführung und das Schlusswort des Films, wobei es sich um Hero Boy als alten Mann handelt. Damit soll ausgedrückt werden, dass es sich bei dem Abenteuer um eine „Reise ins Ich“ handelt, und die Figuren, die auftreten, Aspekte der Hauptfigur und seiner Umgebung sind. Hero Boy wurde jedoch von einem Kind nachsynchronisiert. In der deutschen Fassung ist Arne Elsholtz (Tom Hanks‘ „Stamm“-Synchronsprecher) allerdings nur als Schaffner und Landstreicher zu hören.

Traum oder Realität?

In einem Interview zieht Tom Hanks Parallelen zur Geschichte des „Zauberers von Oz“. Tatsächlich passt der Vergleich, Dorothys Reise in die Welt von Oz folgt ebenfalls dem Konzept der „Heldenreise“, ist eine Reise „ins Innere“ und es finden sich in Oz Menschen aus der realen Welt wieder (sie werden im Film von den gleichen Schauspielern gespielt). Beim Polarexpress drückt sich das vor allem durch die mehrfachen Rollen von Tom Hanks aus. Eine weitere Andeutung findet sich auch in der Szene, als der Polarexpress vor dem Haus von Hero Boy anhält: Hero Boy spürt ein Beben, dann zischt die Zentralheizung – und das Zischen der Zentralheizung verwandelt sich in die Pfeife des Zugs. Scheinbar ist hier ein reales Geräusch in die Traumwelt herübergekommen und im Traum als Geräusch des Polarexpress wahrgenommen worden.

Eine letzte Erklärung, ob es ein Traum oder Realität war, bleibt der Film allerdings schuldig. Viele Dinge können rational erklärt werden (das Zischen der Heizung, oder auch wie Hero Boy die Tasche seines Morgenmantels zerreißt), aber das geheimnisvolle Päckchen mit dem Schlittenglöckchen des Weihnachtsmannes, sowie die Notiz, die mit „W.“ unterschrieben ist, entzieht sich jeder Erklärung, genauso wie die Tatsache, dass nur die Kinder den Klang des Glöckchen hören können. Auch stellt sich die Frage: Waren die anderen Kinder im Zug (vor allem Hero Girl und Billy) real – oder existieren sie nur in der Einbildung von Hero Boy? Immerhin bekommt jedes der Kinder eine Fahrkarte mit einer individuellen Lektion. Die Edbroke Avenue, in der Billy wohnt, ist in der Stadt, in der Hero Boy wohnt. Wenn er die Straße aufsucht, würde er dann Billy finden? Fragen, über die man sehr gut nachdenken kann, denn der Film beendet die Handlung an der richtigen Stelle. Er gibt keine Antwort, sondern lässt dem Zuschauer Platz für seine eigenen Gedanken und Ideen.

Der Schaffner präsentiert das "Elixir" / (c) by Warner Bros.
Der Schaffner präsentiert das "Elixir" / (c) by Warner Bros.

Die Reise und das Elixir

In einer Kritik zum Film habe ich gelesen, dass der Film zwar ganz nett sei, aber etwas über die Stränge schlägt und die Aussage, dass Armut nur eine innere Einstellung sei, die man überwinden könne, indem man einfach an den Weihnachtsmann glaubt, sei nachgerade pietätlos. Diesem Kritiker muss ich sagen, dass er den Film letztlich nicht verstanden hat, denn genau darum – „einfach“ an den Weihnachtsmann glauben – geht es eben nicht. Noch dazu wirft der Kritiker hier den Konflikt von Hero Boy und von Billy durcheinander. Hero Boy findet sich in der Situation wieder, in der sich viele Kinder wiederfinden – wenn es den Weihnachtsmann nicht gibt, was ist Weihnachten dann noch wert? Der Weihnachtsmann selbst aber sagt zu Hero Boy, er wäre „ein Sinnbild für Weihnachten“, und über Hero Girl meint er, sie trage den „Geist der Weihnacht“ in sich. Es geht darum, Erwachsen zu werden, und sich trotzdem diesen Geist zu bewahren, um den es auch in Charles Dickens „A Christmas Carol“ (und genauso vortrefflich in der modernen Fassung „Scrooged – Die Geister, die ich rief“) geht – das menschliche Miteinander und dass einem das Schicksal anderer Menschen nicht egal. Man mag das im „Polarexpress“ auf die „typisch amerikanische“ kitschige Weise ausgearbeitet sehen, aber es berührt.

Billys Konflikt hingegen liegt woanders: Wir können es nur vermuten, aber sein Leben und seine Umwelt hat ihn wohl so geprägt, dass er anderen Menschen gegenüber grundsätzlich misstrauisch ist. Kinder können grausam sein, und vermutlich hat er öfters solche Sätze hören müssen wie: „Gib Dich doch nicht mit dem ab, der ist doch arm!“ Um solche Situationen zu vermeiden, gibt er sich schon gar nicht mehr mit anderen Kindern ab. Mutterseelenallein steigt er in den letzten Wagen des Zugs und rührt sich dort nicht. Die Tatsache, dass dieser Wagen keine direkte Verbindung zu dem Wagen mit den Kindern hat, ist beinahe schon symbolisch, er fährt zwar im Zug mit, ist aber ganz für sich. Durch die Abenteuer mit Hero Girl und Hero Boy lernt er, dass nicht alle Menschen gleich sind, und es auch Menschen gibt, denen er nicht egal ist und die ihn nicht wegen seiner Armut vorverurteilen. Seine Lektion lautet, das Zutrauen zu anderen wiederzufinden. Auch das mag man als „typisch amerikanisch“ aufbereitet ansehen, aber eben, es ist eine Geschichte, die sich hauptsächlich an Kinder wendet. Und die verstehen sicherlich, was gemeint ist. Und letztlich, auch eine Heldenreise muss nicht immer so tiefgehend strukturiert sein, wie es beispielsweise „Herr der Ringe“ ist. Die Hauptsache ist die Botschaft, und dass sie verstanden wird. Und das erfüllt der „Polarexpress“ voll und ganz.

Die Art und Weise, mit der das „Elixir“ überbracht wird, fügt sich von daher auch nahtlos in die Geschichte ein: die Fahrkarten. Früher war es in der Tat üblich, Fahrkarten zu entwerten, indem man ein Loch in sie knipste (respektive zwei, wenn es sich um Hin- und Rückfahrt handelte). Der Schaffner des Polarexpress schreibt aber ganze Buchstaben in die Karten, die am Anfang – bei der Hinfahrt – noch keinen Sinn ergeben. Erst bei der Rückfahrt werden die Wörter ergänzt und so nochmal deutlich gemacht, welche Lektion das jeweilige Kind durch die Reise gelernt hat.

Sehen heißt glauben

Der zentrale Satz des Films lautet „sehen heißt glauben“. Nun könnte man sagen, dass das doch ziemlich materialistisch ist – man glaubt nur das, was man sieht. So ist das aber nicht gemeint, und das wird in einigen Szenen auch sehr deutlich. Die Aussage ist anderherum zu verstehen – wenn ich an etwas glaube, bin ich auch fähig, es zu sehen. Hero Girl bespielsweise hat Zweifel an ihren Fähigkeiten, zu führen und die richtige Entscheidung zu treffen. Das äußert sich darin, dass sie in Szenen, in denen ihre Entscheidungskraft gefragt ist, plötzlich die Hände vors Gesicht schlägt – sie will nicht hinsehen, weil sie nicht glaubt, dass ihre Entscheidung die richtige ist.

Hero Boy kann den Weihnachtsmann nicht sehen, aber nicht, weil er irgendwie unsichtbar ist, solange der Junge nicht an ihn glaubt, sondern weil andere ihm die Sicht versperren, so wie ihm seine Zweifel die Sicht auf das Wesentliche versperren. Billy hingegen sieht nicht, dass man es gut mit ihm meint. Er erkennt zum Beispiel nicht, was Hero Boy riskiert, indem er die Notbremse zieht und es Billy so ermöglicht, überhaupt an der Reise teilzunehmen. Auch der Neunmalklug sieht etwas nicht, nämlich dass es auch noch andere Menschen gibt, auf die man Rücksicht nehmen sollte.

Glauben wir etwas nicht, so sind wir auch nicht in der Lage, dies zu sehen. Glauben wir beispielsweise nicht an das Gute in einem Menschen, so unterstellen wir anderen gern unlautere Motive, egal wie sie sich verhalten. Wir sehen das Gute nicht, weil wir nicht daran glauben. Und genau so ist der Satz „sehen heißt glauben“ zu verstehen. Der Schaffner bringt es auf eine andere Weise auf den Punkt: „Man sagt zwar, sehen heißt glauben, aber manchmal sind die wertvollsten Dinge diejenigen, die wir nicht sehen.“ Das bezieht sich zum einen darauf, wie es auch im „Kleinen Prinz“ von Saint-Exupéry heißt, dass die wesentlichen Dinge im Leben „für das Auge unsichtbar“ seien und man sie nur mit dem Herzen sehen kann. Und zum anderen eben auch darauf, dass wir manchmal die wertvollen Dinge (wie Freundschaft oder Güte) nicht sehen, weil wir daran nicht glauben (wollen).

Hero Boy schafft es dann ja tatsächlich auch, sich den Geist der Weihnacht bis ins Alter zu bewahren, denn wie er im Schlusswort sagt, klingt für ihn das Glöckchen immer noch, obwohl er alt geworden sei. Und das, so fügt er hinzu, gelte für alle, die wirklich daran glauben.

Die Musik

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Wesentlicher Bestandteil jeden Films ist die Musik, der es gelingen muss, eine gewisse Stimmung zu transportieren. Für den Soundtrack des „Polarexpress“ zeichnet Alan Silvestri verantwortlich, und er hat ein paar pfiffige Ideen gehabt, wie man den Bezug zu Weihnachten musikalisch herstellen kann. Natürlich hat er ein paar großartige Kompositionen entworfen, die den Pathos des Films unterstreichen, in manchen Situationen hat er jedoch auch klassische Weihnachtsstücke einfließen lassen. So sind immer wieder Versatzstücke aus „Jingle Bells“ zu hören, oder als die Weihnachtswichtel auf den großen Platz laufen, wird „Oh Tannenbaum“ als Marsch gespielt.

Über die Lieder, die Bestandteil des Films sind, kann man geteilter Meinung sein, ich finde, sie passen sehr gut. Zum einen sind es wiederum bekannte Weihnachtsmelodien (die vor allem in der Weihnachtsstadt zu hören sind, wo sie aus allen Lautsprechern tönen) wie etwa Frank Sinatras „Santa Claus is comin‘ to Town“, „It’s beginning to look a lot like Christmas“ von Perry Como oder „Silver Bell“ von Kate Smith. Zum anderen sind das die Musicalnummern des Films. „The Polar Express“ umschreibt die Reise im Zug und ist mit einem Rhythmus unterlegt, der das Stampfen einer Dampflok imitiert; „Hot Chocolate“ eine von Tom Hanks / Arne Elsholtz mit großer Spielfreude vorgetragene Nummer um den Genuss des Kakaos, die genauso rasant ist wie die Szene die sie untermalt.

In dem etwas traurigen Lied „When Christmas comes to Town“ beschreibt Billy sein Leben, während Hero Girl versucht, ihn aufzumuntern. Zentrales Lied ist aber die Ballade „Believe“, gesungen von Josh Groban, in der es wiederum um den Kern des Films geht – wann glauben wir an etwas.

Alan Silvetri hat sehr gute Arbeit geleistet, und die „Suite from ‚Polar Express'“ ist das Stück, das zu meiner persönlichen Weihnachtsmusikauswahl einfach dazu gehört.

Hero Boy ist auf den Polarexpress aufgesprungen / (c) by Warner Bros.
Hero Boy ist auf den Polarexpress aufgesprungen / (c) by Warner Bros.

Die deutsche Version

Im Original hat man auf so viele Dinge geachtet – wie wurden diese in die deutsche Fassung übertragen? Ich muss sagen, auch wenn Arne Elsholtz nicht alle Rollen spricht, in denen Tom Hanks im Original zu hören ist (Hero Boy als alter Mann, Hero Boys Vater und der  Weihnachtsmann werden von anderen Synchronsprechern dargestellt), ist die deutsche Fassung sehr gut. Man musste ein paar Klippen umschiffen, aber die Übertragung ins Deutsche ist mehr als gelungen. Zum Beispiel gab es ein Problem, als die Kinder im abgekoppelten Wagen durch die Weihnachtsstadt rasen und Hero Boy die Bremse zuerst nicht finden kann. Der Landstreicher erscheint und klopft auf das Rad, mit dem die Bremse zugedreht wird. Im Original sagt er dazu: „Take a break!“, was ein Wortspiel ist („Take a break!“ heißt ungefähr so viel wie „Mach mal Pause!“, das Wort „brake“, das genau gleich wie „break“ ausgesprochen wird, bedeutet „Bremse“). Das Wortspiel ist nicht übertragbar, deswegen ruft der Landstreicher im Deutschen: „Bist wohl nicht zu bremsen?“ Ansonsten wurden sehr schöne deutsche Übertragungen vorgenommen, etwa wenn der Schaffner meint, es wird „höchste Eisenbahn“. Und ich muss sagen, es ist verdammt lange her, dass ich Redewendungen wie „Pflanz Dich!“ (in den 197er/80er Jahren umgangssprachlich benutzt für „Setz Dich!“) oder „Quadratlatschen“ gehört habe.

Sehr viel Mühe hat man sich auch mit den Grafiken gemacht – anstatt diese zu untertiteln oder, wie es gerade in Fernsehserien gern gemacht wird, Deutsch vorlesen zu lassen, wurden sie komplett eingedeutscht. Auf der Warnlampe in der Weihnachtsstadt ist deutlich „UNARTIG“ zu lesen (statt „NAUGHTY“), die Schilder an der Gletscherschlucht warnen vor „99 % GEFÄLLE“ und sogar die Notiz, die in dem Päckchen mit dem Schlittenglöckchen liegt, ist Deutsch geschrieben, obwohl diese noch dazu von der Stimme des Weihnachtsmannes vorgelesen wird.

Besonders gelungen ist die deutsche Übertragung der in die Fahrkarten geknipsten Worte, was beim Neunmalklug sehr auffällt. Im Original bekommt er das Wort „LEARN“ („lernen“) geknipst, als der Schaffner ihm die Karte zurückgibt, hält Neunmalklug allerdings seinen Daumen über das „R“ und beschwert sich, was „LEAN“ („mager“) denn heißen soll. Der Schaffner nimmt darauf die Karte und meint, er habe nicht 4, sondern 5 Buchstaben geschrieben. Er hält dem Jungen dann die Karte so hin, dass „LEARN“ richtig zu lesen ist. In der deutschen Version knipst der Schaffner „LERNEN“, allerdings sind die Löcher vom mittleren „N“ nicht alle richtig durchgedrückt. Der Neunmalklug liest deswegen „LERMEN“ und beschwert sich, „lärmen“ würde man mit „Ä“ schreiben.  Der Schaffner nimmt die Karte und meint süffisant, „lärmen“ würde man nicht nur mit „Ä“, sondern auch mit einem „M“ schreiben und hält die Karte richtig hin. Dabei fallen die nicht richtig durchgedrückten Stücke aus ihren Löchern – „LERNEN“ ist nun deutlich zu sehen.

Es ist lange her, dass für die deutsche Version eines Kinofilms so ein Aufwand betrieben wurde, und dass dann tatsächlich auch die deutsche Fassung auf der DVD landete. Oft war es auch so, dass es zwar eine Fassung mit deutschen Schriftzügen im Bild gab (meistens bei Disney-Filmen), auf Video beziehungsweise DVD aber dann nur die Originalversion mit deutschen Untertiteln erhältlich war.

"Und? Kommst Du mit?" / (c) by Warner Bros.
"Und? Kommst Du mit?" / (c) by Warner Bros.

Fazit

„Der Polarexpress“ ist ein netter Film, passend zur Weihnachtszeit, der die entsprechende Botschaft zu transportieren versucht. Er ist natürlich kein philosophisches Meisterwerk, aber er geht doch tiefer, als manche glauben. Da sind wir wieder beim Thema, „sehen heißt glauben“. Wenn man sich ein wenig mit der Handlung beschäftigt, kann man sich schließlich doch über das eine oder andere Gedanken machen, das in dem Film angesprochen wird. Die Teile des Films, die reine Action sind (die Gletscherschlucht, der zugefrorene See), sind in 3D auf der großen Leinwand recht beeindruckend (zu sehen – wie bereits erwähnt – beispielsweise im 4D-Kino im Europa-Park). Es gibt auch eine 3D-Version auf Blueray, die ich allerdings nicht kenne, und zu deren Qualität ich daher nichts sagen kann. Die Sequenzen stechen leider ein bisschen aus der Handlung des Films heraus, da sie sehr deutlich auf den 3D-Effekt getrimmt sind und zwar im Sinne der „Heldenreise“, von der ich die ganze Zeit sprach, als die „Prüfungen“ durchgehen würden, aber eigentlich keinen wirklichen Sinn haben (außer in wenigen Momenten).

Ich finde den Film gelungen und seit ich ihn entdeckt habe – sinnigerweise erst im 4D-Kino des Europa-Park – gehört er für mich zu Weihnachten dazu. Man mag sagen, dass es ein wenig übertrieben ist mit dem Pathos (vor allem verstärkt durch die Musik), aber andererseits gehört das irgendwie dazu. Genauso wie das Happy End. Und wenn man in den Film nicht so tief reingehen möchte, wie ich das in dieser Betrachtung gemacht habe, kann man das auch tun. Der Film richtet sich in erster Linie an ältere Kinder und Jugendliche, vielleicht gerade auch in dem Alter, in dem man nicht mehr an sowas wie einen Weihnachtsmann glauben mag, er prügelt einem die Moral nicht mit dem Holzhammer ein. Die Idee mit den Fahrkarten überzeugt voll und ganz und ist nicht aufdringlich.

Nun, dies war mein Blick auf den Film „Der Polarexpress“. Ich hoffe, es war nicht zu viel und nicht zu verdreht in den Gedankengängen. Vielleicht konnte ich Sie überzeugen, sich den Film anzusehen, entweder „mal wieder“, oder vielleicht auch zum ersten Mal. Oder, um es mit den Worten des Schaffners zu sagen:

„Und? Kommst Du mit?“

Eine Antwort auf „“Der Polarexpress” von Robert Zemeckis – eine Filmbetrachtung, Teil 3“

  1. schöner Artikel, leider bezieht sich das nur auf die DVD. Die Blu Ray ist bezüglich der Schriften komplett in Englisch und das ist schon sehr schade – oder gibt es hier verschiedene Versionen – vielleicht könnten Sie das mal ergründen?

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