Der 9. November: Ein prägender Tag der deutschen Geschichte

Ein bisschen hat es schon mit Aberglauben zu tun, dieses Festhalten an bestimmten Daten. Wenn Paare zum Beispiel zu bestimmten Glückszahlen heiraten oder wenn sich Zahlen doppeln. Oder der Geburtstag von jemand wichtigen genommen wird. Allerdings gibt es ein Datum, das prägend ist für die deutsche Geschichte, da an diesem Tag im Verlauf der Jahre immer wieder wichtige Ereignisse stattfanden, die das Schicksal der Republik in die eine oder andere Richtung beeinflussten. Auf diese Weise macht uns dieser Tag klar, wie nah Dunkelheit und Licht bei einander liegen. Schauen wir es uns mal an.

9. November 1918: Ausrufung der Weimarer Republik

Der wenige Wochen zuvor berufene Reichskanzler Max von Baden verkündet angesichts der bevorstehenden Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg eigenmächtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und betraut Friedrich Ebert (SPD) mit den Amtsgeschäften. Eberts Genosse Philipp Scheidemann, der ihn im Februar 1919 als Regierungschef ablösen wird, ruft von einem Fenster des Reichstagsgebäudes die Deutsche Republik aus. Am selben Tag, jedoch einige Stunden später, verkündet Karl Liebknecht, einer der Anführer des linksrevolutionären Spartakusbundes, vom Berliner Stadtschloss aus eine als Räterepublik gedachte Freie Sozialistische Republik Deutschland.
In den nachfolgenden, regional teilweise bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den Verfechtern einer sozialistischen Räterepublik und denen einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie unterliegen die Anhänger des Rätemodells. Liebknecht selbst wird zwei Monate später zusammen mit Rosa Luxemburg am 15. Januar von reaktionären Freikorps ermordet. In der weiteren Folge wird im August 1919 das als Weimarer Republik bezeichnete erste demokratisch strukturierte Staatswesen in Deutschland konstituiert (benannt nach der in Weimar tagenden Nationalversammlung).

9. November 1923: Der von Adolf Hitler initiierte Putsch scheitert

Adolf Hitler, der bis dahin in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannte Parteichef der NSDAP, unternimmt einen Putschversuch gegen die demokratische Reichsregierung bewusst am 5. Jahrestag der Ausrufung der Republik. Das Unternehmen, das 16 Todesopfer fordert, scheitert bereits nach wenigen Stunden vor der Münchner Feldherrnhalle. Hitler nutzt den anschließenden Prozess, um sich als Führungsfigur der völkischen Bewegung zu inszenieren. Er wird zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aber bereits nach neun Monaten „wegen guter Führung“ vorzeitig entlassen. Als er zehn Jahre später an die Macht gelangt und eine totalitäre Diktatur in Deutschland errichtet, erklärt er den 9. November zu einem Gedenk- und Feiertag. An ihm finden während der NS-Diktatur alljährlich staatliche Trauerfeiern statt, bei denen der sogenannten „Blutzeugen der Bewegung“ gedacht wird.

9. November 1938: Reichspogromnacht

Nach einem Mordanschlag auf einen deutschen Diplomaten in Paris inszenieren die Nationalsozialisten die Novemberpogrome (bis in die Gegenwart ist die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 oft auch unter dem euphemistischen Begriff „Reichskristallnacht“ bekannt). In der NS-Propaganda werden die vor allem von SA- und SS-Mitgliedern in Zivilkleidung begangenen Ausschreitungen als Ausdruck des „Volkszorns“ gegen die Juden dargestellt. In ganz Deutschland und Österreich werden jüdische Geschäfte und Einrichtungen demoliert, Synagogen in Brand gesteckt. Hunderte von Juden werden innerhalb weniger Tage ermordet. Diese Ereignisse markieren den Übergang von der sozialen Ausgrenzung und Diskriminierung zur offenen Verfolgung der Juden in der Diktatur des Nationalsozialismus. Während des Zweiten Weltkriegs mündet der nationalsozialistische Antisemitismus in den heute als Holocaust bezeichneten industriell betriebenen Völkermord an etwa sechs Millionen europäischen Juden und weiteren ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen in den Vernichtungslagern des NS-Regimes.

9. November 1989: Der Mauerfall

Die Berliner Mauer wurde in der Nacht von Donnerstag, dem 9. November, auf Freitag, den 10. November 1989, nach über 28 Jahren ihrer Existenz geöffnet. Die Vorbereitung einer von Seiten der DDR-Regierung kontrollierten Öffnung begannen bereits im Oktober 1989: Walter Momper, damals Regierender Bürgermeister von West-Berlin, wusste nach eigenen Angaben seit dem 29. Oktober aus einem Gespräch mit Ost-Berlins SED-Chef Günter Schabowski und Ost-Berlins Oberbürgermeister Erhard Krack davon und traf seinerseits entsprechende Vorbereitungen für eine Öffnung der Mauer im Dezember 1989.
Die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze verdeutlicht und verstetigt den Erfolg der friedlichen Revolution in der DDR, dem am 3. Oktober 1990 mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland die deutsche Wiedervereinigung folgt (siehe auch Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990) und Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik).
Als Datum des Mauerfalls ist der 9. November zeitweilig als Nationalfeiertag des vereinigten Deutschland im Gespräch. Auch aus Rücksicht auf das Gedenken an den 9. November 1938 wird im Einigungsvertrag 1990 (Art. 2 Abs. 2 EV) jedoch der 3. Oktober zum Tag der Deutschen Einheit bestimmt.

9. November 2021: ?

Und was kommt danach? Nun liegt es an uns, welche zukünftigen Ereignisse am 9. November – oder an jedem anderen Tag – zu einem Tag der Erinnerung führen. Ich hoffe, dass es Erinnerungen sein werden, an die wir uns gerne erinnern. An diesem Tag müssen wir beides tun, die Mahnung der dunklen Seiten hören und die Hoffnung auf die hellen Seiten bewahren. Vielleicht wird diese Liste dann schon bald ergänzt werden um etwas, das den Gang der Republik auf positive Weise beeinflusst hat.

Es ist an uns.


Quelle: Wikipedia-Eintrag „9. November (Deutschland)„, Autoren siehe hier. Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar.

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