1. August – Jahreskreis einer neuen Mythologie beginnt

Die Zeiten ändern sich – und wir ändern uns mit ihnen… Ganz früher beobachtete man den Jahreskreislauf genau und beging eine Reihe von Jahrestagen, die einen auf die kommende Zeit einstimmten. Eingepasst waren diese Tage in eine Mythologie von Göttern, die erklärte, warum die Sonne schwächer wird und zu sterben scheint, bevor sie ihre alte Stärke wieder erreicht.

Doch im Lauf der Jahre und Jahrhunderte und durch verschiedene Ereignisse wie etwa die Christianisierung Europas, wurde das alles verwischt. Es gibt noch Jahrestage, aber diese sind teilweise von ihrer ursprünglichen Bedeutung völlig abgehaben. Mal ganz davon abgesehen, dass solche Dinge wie „Ernte“ für die meisten Menschen nicht mehr so im Leben präsent sind, wie noch vor 100 Jahren.

Vor einiger Zeit hatte ich mal den Gedanken, wie wäre es denn, wenn man den Jahreszyklus einer neuen Mythologie verknüpft? Vielleicht meldet sich da bei mir der bei offenbar jedem Menschen vorhandene Sinn, eine gewisse Ordnung und Regelmäßigkeit in den Dingen des Lebens zu sehen (sehen zu wollen), aber der Gedanke erschien mir passend. Und ich dachte, dieses Jahr probiere ich es einfach mal aus. Mal sehen, was daraus entsteht. Und als Mythologie, die den Jahrszyklus begleiten soll, habe ich „Star Wars“ erwählt. Das hat mehrere Gründe, natürlich ist „Star Wars“ eine moderne Mythologie, es ist in mehreren großen Episoden erzählt und enthält die Punkte, die wir zum Jahreszyklus brauchen. Und beginnen wollen wir heute. Wer das Experiment des neuen Jahreskreises mit mir unternehmen möchte, der kann sich heute Abend die DVD der Episode 1 von „Star Wars“ in den DVD-Player tun und der Zeit gedenken, die gerade angefangen hat. Mal sehen, was daraus wird.

1. August – Die dunkle Bedrohung

Der erste August war früher der Tag, an der Beginn der Zeit der Ernte begangen wurde. Der längste Tag des Jahres (Midsommer) war schon vorbei und die Nächte wurden länger und die Tage kürzer. Die Dunkelheit nahm zu. Doch noch waren die Tage länger als die Nächte.

Das spiegelt sich auch in „Star Wars – Episode 1: Die dunkle Bedrohung“ wieder. Die Dunkelheit ist bereits da, aber noch nicht ganz sichtbar. Nur erste Handlanger wie Darth Maul oder die Handelsföderation treten hervor. Noch ist das Licht aber stark genug, repräsentiert durch die Jedi und die willensstarke Königin Amidala. Zweifel bleiben jedoch zum Schluss – wird die Dunkelheit in Form der Sith wieder an Macht gewinnen? Aber Hoffnung gibt es auch: Anakin Skywalker, der der Macht das Gleichgewicht wiedergeben soll. Eine zweifelhafte Hoffnung allerdings, da einige Jedi in ihm auch eine Gefahr sehen. Zudem ist deutlich zu sehen, dass die Republik, eigentlich ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit, in ernsthaften Schwierigkeiten steckt.

So gehen wir dem nächsten Jahrestag entgegen, während schleichend die Dunkelheit mächtiger wird…

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STAR COMMAND läuft ab sofort auf WordPress 3.0

Puh, und was war das für ein Kampf… am Anfang schien alles gut zu gehen, bis plötzlich dieser „error 500 internal server error“ auftauchte und gar nichts mehr ging. Eine kleine Suche war nötig, doch dann wurde des Rätsels Lösung gefunden, die zwar für WP 2.8 konzipiert wurde, hier aber auch funktioniert hat.

Falls also jemand da draußen auch Probleme hat mit einem „error 500“, nachdem er auf WP 3.0 aufgerüstet hat, das Aufspielen einer .htaccess mit dem Inhalt, der in diesem Forumsbeitrag hier erklärt wird, brachte Abhilfe. Warum auch immer. Aber egal, Hauptsache, es funktioniert.

Und noch ein kleiner Beitrag zum Eurovision Song Contest 2010

Die Macher vom Eurovision Song Contest 2010 in Oslo hatten sich eine ganze Menge einfallen lassen, mit einer ganzen Menge guter Ideen. Deswegen hier noch ein kleiner Nachtrag, das Video vom Flashmob. Hat mir auch gefallen.

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Ein kleiner Beitrag zum Eurovision Song Contest 2010

Aus gegebenem Anlass und damit hier mal wieder ein Artikel erscheint… ein kleines Video zum Eurovision Song Contest:

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„112 – Sie retten Dein Leben“ – und ich hatte doch Recht, ätsch!

Vor einiger Zeit habe ich mal eine Artikelreihe über die damals gestartete „Daily Soap“ mit dem Titel „112 – Sie retten Dein Leben“ geschrieben und mir dafür auch harsche Kritik eingefangen. Unter anderem weil ich die Serie unter realistischen Gesichtspunkten kritisiert habe und feststellte, dass „112“ nichts, aber auch gar nichts mit den täglichen Einsätzen im Rettungsdienst zu tun hat (Anmerkung: Ich bin Rettungsassistent und arbeite seit fast 20 Jahren im Rettungsdienst). Ich hatte dabei eingeschränkt, dass mir klar sei, dass die Serie das „wahre Leben“ nicht 1 : 1 abbilden konnte, immerhin sei es Fernsehen, aber dermaßen an den Haaren herbeigezogen und nur auf plumpe Action bedacht war einfach nur dämlich. Mal ganz davon abgesehen, dass ich fürchtete, dass eine solche Serie geeignet sei, das Bild vom Rettungsdienst in der Öffentlichkeit sehr zu verzerren, was sich für uns (die Mitarbeiter im Rettungsdienst) als kontraproduktiv herausstellen könnte.

Ein Beispiel: Seit der Einführung des Berufsbildes „Rettungsassistent“ wird darum gestritten, diese Ausbildung auf 3 Jahre (bislang 2 Jahre) zu verlängern und den Rettungsassistenten mehr Kompetenz im Einsatz zuzugestehen, zum Beispiel dass sie Venenzugänge legen und bestimmte Medikamente verabreichen dürfen. Wer aber „112“ anschaut, bekommt dort den Eindruck vermittelt, die Rettungsassistenten dürften das schon lang, denn die dort gezeigte „Paramedic“ (die ich aufgrund der Tatsache, dass sie munter Medikamente spritzt, auch schon fälscherlicherweise für eine Notärztin gehalten habe) macht es ja ständig. Was regen sich die „echten“ Rettungsassistenten also auf? Es gibt doch gar keinen Grund. Sowas kann die wichtige und wertvolle Diskussion beschädigen, wenn die Bevölkerung nicht weiß, worum es geht. Denn letztlich sind wir ja für die Bevölkerung da.

Im Gegenteil, führte ich an, genau dieser Konflikt wäre ja ideal, um ihn in einer Serie zu behandeln. Doch da verließen sich die „Macher“ lieber auf eine altbekannte Rezeptur: Krach, Bumm, Bäng, gemischt mit ein bisschen „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“. Das Konzept ging nicht auf, „112“ wurde wieder eingestellt (wer nachlesen möchte, meine Artikel finden sich hier: Artikel 1, Artikel 2, Artikel 3, Artikel 4).

Warum ich jetzt nochmal darauf zurückkomme? Wie ich schon erwähnte, war mein Argument unter anderen, dass eine solche Serie ein völlig falsches Bild vom Rettungsdienst, seiner Arbeit und den Notfällen vermittelt. Das könne man so nicht gelten lassen, wurde mir entgegen gehalten, das sei ja Fernsehen, und die Leute wissen das. Wissen sie das wirklich? Die „Zeit“-Autorin Magdalena Hamm hat einen Artikel zum Thema „Medizin im Fernsehen“ verfasst, der eine amerikanische Studie präsentiert, die zum gleichen Ergebnis kommt. Zwar geht es hierbei um Arztserien generell (wie „er – emergency room“, „Dr. House“ oder „Grey’s Anatomy“), das Credo ist aber das gleiche: So sehr man auch betont, der Zuschauer könne sehr wohl Fernsehen und Realität auseinander halten, ist es nicht so ganz richtig. Vielseher werden durch das im Fernsehen gesehene unterschwellig geprägt, es ihren Fernsehhelden unter Umständen nachzumachen. Man nennt das „Kultivierungshypothese“. Das erklärt auch, warum gewisse Berufe so romantisch verklärt sind, wie etwa der der Krankenschwester. Gerade in deutschen Serien wird hier gern das Bild vom „helfenden Engel“ bemüht, der ständig für seine Patienten da ist. Und die Patienten erwarten das im echten Leben auch. Allein das geht nicht, irgendwann muss man einfach mal Feierabend haben, sonst sitzt man binnen kürzester Zeit in der Psychiatrie.

Deswegen an dieser Stelle an die Kritiker meiner Kritik – und alle, die es generell interessiert – eine Leseempfehlung: Zeit Online, „Alle hören auf Dr. House – Was Wissenschaftler von Arztserien im TV halten„, erschienen am 30. März 2010.

Die April-Scherze des Tages

In dem Moment, da dieser Beitrag veröffentlicht wird, ist es nur noch eine Minute bis Mitternacht – und der 1. April geht nur noch eine Minute. Deswegen kann ich hier nun meine persönliche Hitliste der heutigen Aprilscherze veröffentlichen, die so durchs Internet geisterten, weil der „Scherztag“ selbst ja fast vorüber ist. Und es erstaunt mich, was für ein Aufwand teilweise betrieben wurde.

  • Der Verkauf von NICHTLUSTIG und RUTHE.DE

Das ist der erste Scherz, auf den ich aufmerksam wurde, weil NICHTLUSTIG gleich um Mitternacht auf Facebook eine Ankündigung publizierte: Cartoonist Joscha Sauer müsse die Webseite an seinen Kollegen Ralf Ruthe verkaufen, aus finanziellen Gründen. Rief man www.nichtlustig.de auf, zeigte die Seite das Design von www.ruthe.de. Doch rief man dann www.ruthe.de auf, zeigte sich diese Seite im Desgin von NICHTLUSTIG und Ralf Ruthe erklärte, er müsse aus finanziellen Gründen seine Webseite an Joscha Sauer verkaufen. Eine geniale Idee und sehr schön umgesetzt. Erfordert sogar ein bisschen nachdenken, um hinter den Scherz zu kommen.

  • Thomas Knüwer geht zur WAZ

Dieser Aprilscherz erschien in meinen RSS-Feeds: „Warum ich zur WAZ gehe„, schreibt Thomas Knüwer auf „Indiskretion Ehrensache“ und legt dar, dass Bodo Hombach persönlich ihn nach einem WAZ-kritischen Beitrag kontaktiert habe und er jetzt Chefredakteur der gedruckten WAZ werde. Sollte sich diese Nachricht am 2. April als Wahrheit herausstellen, wär das allerdings ein noch viel größerer Aprilscherz.

  • Die Abschaltung des Internets auf „tagesschau.de“

Niemand geringeres als DIE Tagesschau vermeldet, dass die letzte zur Verfügung stehende IP-Adresse vergeben wurde. Da ein Computer eine solche Adresse braucht, um im Internet unterwegs zu sein, müsse man die System umstellen und werde deswegen ab Karfreitag Morgen für 24 Stunden das Internet abschalten. Dieser Scherz hat sogar eine Art pädagogischen Hintergrund, weil nochmal erklärt wird, was eine IP-Adresse ist. Ach ja, in einem Interview kommt Computerexperte Jörg Schieb zu Wort, der ein „Versagen auf breiter Basis“ sieht. Klickt man den in dem Interview angegebenen Link zum Thema „Upgraden“ an, landet man auf einer Seite, in der man über den Aprilscherz aufgeklärt wird.

  • Die neuen „Google Wave Notifications“

Dieser Scherz kommt von Google selbst und wurde mit ziemlichen Aufwand erstellt: Im offiziellen „Google Wave Blog“ wird über eine neue Funktion von „Google Wave“ berichtet. Ein Mitarbeiter von Google (Doktor Wave), ein Typ im Laborkittel, kommt persönlich vorbei und winkt, um anzuzeigen, dass man eine neue Mitteilung über Google Wave erhalten hat (was ein Wortspiel ist: „wave“ heißt im Englischen nicht nur „Welle“, sondern auch „winken“). In einemVideo wird gezeigt, wie „Doktor Wave“ eingerichtet wird und wie er funktioniert. Den Beitrag – leider nur in Englisch – muss man unbedingt lesen / anschauen, der ist genial.

  • Lena Mayer-Landrut darf nicht zum „Eurovision Song Contest“ nach Oslo

t-online wartet mit der Meldung auf, dass sich herausgestellt habe, dass das Siegerlied aus „Unser Star für Oslo“ ursprünglich von Ralph Siegel (!!) geschrieben worden sei und dieser nun seine Urheberrechte geltend mache. Deswegen sei es fraglich, ob Lena Mayer-Landrut beim Song Contest überhaupt auftreten darf.

  • Google Japan berichtet über eine Tastatur, die wie ein Schlagzeug angeordnet ist

Wenn diese englische Übersetzung der Webseite von Google Japan stimmt, dann geht es darum, dass eine Standard-Tastatur nicht genügend Tasten hat, um die vielen japanischen Schriftzeichen abzubilden, und dass man mit der „Schlagzeug-Tastatur“ dem angeblich abhelfen will.

  • Google kauft Island

Das Blog „Anmut und Demut“ hat sich hier ebenfalls viel Mühe gegeben: Der Bloghintergrund wurde mit der isländischen Flagge gestaltet und die Meldung verbreitet, dass Google den bankrotten Staat Island kauft, wegen der geschickten Lage zwischen Amerika und Europa und weil man mit Erdwärme die vielen Server betreiben könne, die Google so braucht.

  • Und nochmal Google: MeatView und FatWords

Google muss heute für einiges herhalten, aber sie machen es ja selber auch. In dem Fall aber ist es das Blog internetkapitäne.de, das über zwei neue Entwicklungen aus den Google Labs berichtet MeatView (bei dem man sich das Fleisch in Form von Kühen ansehen kann, bevor es auf dem Teller landet – ich hatte Angesichts der Überschrift schon gedacht, hier werden Bilder von sich am Strand räkelnden Damen gezeigt) und FatWords (Werbeanzeigen auf Hamburgern).

Noch ein Hinweis: Dies ist meine ganz persönliche Auswahl. Sollte jemand noch etwas dazu beitragen wollen, schreibt es in die Kommentare.

naja es geht schon besa!! is nicht sou prickelnt!!!

Nennt mich alt, aber als ich kürzlich auf einer Seite eines Sozialnetzwerks eine Anwendung einrichten wollte, stieß ich auf folgende Zeilen:

naja es geht schon besa!! is nicht sou prickelnt!!! andere sind echt um einiges bessa!! nehmt euch b******!! da is was drin…

Hierbei handelte es sich um eine „Kritik“ zu der Anwendung. Natürlich wollte ich, bevor ich sie selbst einrichte, wissen, was andere Mitglieder dazu sagen. Und das war der Moment, wo ich ehrlich und echt zu zweifeln begann. Ich habe mir dann erlaubt, das Profil der Dame – denn es war eine weibliche Schreiberin – anzusehen. 14 Jahre ist sie alt. Ich sehe ja schon über die Tatsache hinweg, dass die Großschreibung von Substantiven offenbar für sie genauso ein Fremdwort ist wie das Wort „Substantiv“. Oder auch dass man Worte ihres letzten Buchstabens beraubt („is“). Äh ja, und die nicht vorhandene Verwendung des Kommas. Ich wäre sogar bereit gewesen, einen gewissen Tippfehlerbonus zu geben. Aber dafür stecken in diesen 5 Sätzen einfach zu viele Dinge, die die deutsche Sprache so nicht kennt. Von der Tatsache, dass sie ihre Version des Wortes „besser“ gleich auf zwei verschiedene Arten falsch schreibt, und das gerade mal zwei Sätze auseinander.

Irgendjemand hat mal behauptet, dass man im Internet häufig gezwungen ist, sich schriftlich auszudrücken, würde Schriftssprache und Ausdrucksweise verbessern. Kann mir mal einer sagen, wo? Die junge Dame ist 14, das heißt, sie marschiert bereits auf ihren Schulabschluss zu, je nachdem welche Schule sie besucht, früher oder später. Und wenn ich sowas lese, wundert mich eigentlich auch das schlechte Abschneiden beim Pisa-Test nicht. Sprache unterliegt Wandel, das ist richtig. Aber wir sollten uns doch noch auf einen gemeinsamen Nenner einigen. Denn sonst weiß irgendwann niemand mehr, was der andere mit seinen geschriebenen Worten ausdrücken will. Woran mag es liegen? Bequemlichkeit? Mangelhafter Deutschunterricht? Oder nichts von beidem? Oder beides zusammen?

Wahnsinn: Irre Killer-Schlagzeile bringt Massen von Lesern!

Okay, ich gebe es zu, ich habe mich in die Gefilde des Boulevardjournalismus begeben. Aber ich konnte fast nicht anders, nachdem ich während der letzten Tage gleich zwei Erlebnisse hatte, die mich mit dieser Art des Journalismus quasi zusammenstoßen ließen. Und das geschah wirklich ohne mein Zutun. Anfang möchte ich allerdings von der Reihenfolge her anders herum.

Das zweite Ereignis, das mich letztlich dazu geführt hat, diesen Artikel zu schreiben, war mein Nachhauseweg vom Einkaufen. Dabei kam ich an einer Bäckerei vorbei, die einen so genannten „Aufsteller“ vor der Tür stehen hatte. In dem Aufsteller ist das aktuelle Exemplar einer großen deutschen Tageszeitung präsentiert, die man auch in dieser Bäckerei kaufen kann. Nun ja, jemand hat mal gesagt, nicht nur der Magen, auch der Kopf braucht Ballaststoffe. Da die Hauptschlagzeile dieser Ausgabe mal wieder extrem groß geschrieben war, kam ich nicht umhin, sie zu lesen. Respektive, ich habe das erste Wort gelesen und hatte schon genug: „Killer-Orkan“, stand da. Offenbar war der vom Tief „Xynthia“ ausgelöste Orkan, der vor ein paar Tagen über die Republik fegte, Inhalt des entsprechenden Artikels. Die vollständige Schlagzeile lautete „Killer-Orkan tötet 60 Menschen„. Internet sei dank konnte ich meine Vermutung durch Recherche untermauern. Und was wurde da gleich noch in einem zweiten Artikel geschrieben, der „Killer-Orkan“, der „Todes-Orkan“. das „Killer-Tief“, „irrsinnige Geschwindigkeit“ (erinnert ein wenig an „Spaceballs“ und die „wahnsinnige Geschwindigkeit„), gewürzt mit ein paar Fakten über Sturmschäden und Todesopfer in Deutschland und Europa. Und ein weiterer Artikel wurde gleich nachgereicht mit der Frage „Was ist mit unserer Erde los?„. In dem Artikel geht es nochmal um den Orkan, der hier mit anderen Wetterphänomenen (unter anderem Hurrikans und „El Niño„) vermengt und mit den zwei schweren Erdbeben (sic!) auf Haiti und in Chile in einen Katastrophentopf geworfen und zu einem „Hat Mutter Erde uns gar nicht mehr lieb?“-Report verhackstückt wurde. Zwar wird hier wenigstens nochmal auf die Auswirkungen des Klimawandels hingewiesen, aber sonderlich lehrreich ist es nicht.

Nun bedeutet das Wort „Killer“ (aus dem Englischen „to kill“ = „töten, morden“) wörtlich übersetzt „Mörder“. Ein Mörder ist jemand, der mit Vorsatz und aus niedrigen Beweggründen (zum Beispiel Habgier) jemand anderen von den Lebenden zu den Toten befördert. Nun ist sicherlich tragisch, was im Zuge des durch „Xynthia“ verursachten Orkans passiert ist, aber eins können wir von vornherein ausschließen: dass es mit Vorsatz passiert ist. Wind hat keine eigene Meinung zu den Dingen im Allgemeinen und zum Leben, dem Universum und dem ganzen Rest im Besonderen. Aber „Killer-Orkan“ verkauft sich nun mal eben besser. Man versucht dann zwar aus Versehen, den Leser doch ein wenig zu bilden, indem man über den Klimawandel berichtet (der Tatsächlich auch als „Wandel“, und nicht als „Katastrophe“ bezeichnet wurde), verfällt dann aber der blödsinnigen Idee, die verschiedenen Klimaphänomene mit zwei Erdbeben zu vermischen. Dass Erdbeben andere Ursachen (unter anderem die Kontinentaldrift) haben, kann man wohl vernachlässigen, schließlich sind auch dort Menschen gestorben. Die Schnittmenge reicht. Und natürlich, welche Vokabel wurde verwendet, um den Artikel über das Erdbeben in Haiti zu überschreiben? „Killer-Beben„. Da sind wir wieder. Für das Erdbeben in Chile dachte man sich dann doch was Neues aus: „Monster-Beben„. Und warum der Artikel, in dem der THW-Chef fordern darf, dass man in Europa ein Unwetterwarnsystem einführen soll, nur 25 % aus neuen Bestandteilen, zu 75 % aber aus „Informationen“ besteht, die teilweise wortgleich in anderen Artikeln schon mal aufgeschrieben wurden, bleibt eines der Geheimnisse des Lebens, die nie aufgeklärt werden – und das mit Recht! Offenbar gibt es jemand, dem das Prädikat „Artikel – jetzt mit 25% neuem Inhalt!!“ ausreicht. Das hat ein bisschen was von einem Hit von „Modern Talking“, irgendwie ist es neu, aber irgendwie hat man es auch schon mal gehört. Aber auch „Xynthia“ bekommt, was sie verdient – die Höchststrafe, Post von Wagner, Franz Josef Wagner, Kolumnist bei der in diesem Artikel nicht näher namentlich erwähnten Zeitung. Da sich das Wort „Kolumne“ von dem lateinischen „columna“ ableitet, was wörtlich „Säule“ heißt, und Wagner sich darüber auslässt, dass man bei Stromausfall nicht mal den Notruf wählen kann, handelt es sich bei seinem Artikel dann um eine „Notruf-Säule“? Und wieso werden extreme Wettersituationen immer wieder mit Krieg verglichen? Warum das Wetter seiner Meinung nach in die „Irrenanstalt“ gehört (dieser Begriff wird schon seit Jahrzehnten nicht mehr verwendet, man nennt diese speziellen Einrichtungen „Zentren für Psychiatrie“), behält er glücklicherweise gleich ganz für sich, es hätte sich sonst möglicherweise ein Logikparadoxon bilden können, dass einen Riss in der Struktur von Raum und Zeit verursacht hätte. Was hätte Xynthia einen Psychiater erzählen sollen? Dass zuviel CO2 in der Atmosphäre sie immer ganz hibbelig macht? Dass sie zu viele Killerspiele gespielt hat? Und was soll sie gegen ihre aufgestauten Aggressionen machen? Urschrei-Therapie?

Gehen wir nunmehr einen Schritt zurück, denn das erste Ereignis, das in letzter Konsequenz zu diesem Artikel führte, war ein Telefonat mit meiner amerikanischen Brieffreundin. Es war ein nettes Gespräch, und irgendwann fragte sie mich, ob ich mitbekommen hätte, was denn bei „ihnen“ (sie redet von „us“ immer, wenn sie die Vereinigten Staaten meint) passiert sei, da in Orlando. Ja, das hatte ich mitbekommen, eine Tiertrainerin war bei einer Nummer mit einem Schwertwal – auch Orca genannt – ums Leben gekommen. Mir fiel auf, dass sie sofort von einem „killer whale“ sprach. Nun mag es sein, dass ich als Taucher etwas sensibilisiert bin, was solche Dinge betrifft, aber ich korrigierte sie – sowas wie „Killerwale“ gibt es nicht, „Orcas“ heißen sie richtig. Wollen wir doch mal sehen, wie die Fachpresse darüber berichtet… oh. „Killerwale„, wer hätte es gedacht? Aber Moment mal… war da nicht was? Ach ja, zu einer Zeit, als „Killerwal“ noch „Killer-Wal“ geschrieben wurde, war es eine Schlagzeile wert, dass ein Orca seine Trainerin gerettet hat.

Killer-Krokodilfisch lauert in seinem Versteck, um sofort und gnadenlos... abzuhauen, sobald man nur aus Versehen in seine Richtung hustet, der Dödel!
Killer-Krokodilfisch lauert in seinem Versteck, um sofort und gnadenlos... abzuhauen, sobald man nur aus Versehen in seine Richtung hustet, der Dödel!

Soll ich Ihnen was sagen? Ich bin auch schon mal gefährlichen Tieren begegnet. In freier Wildbahn. Ja! Ich habe ein paar Killer-Rotfeuerfische beobachtet. Und auch ein paar Killer-Steinfische. Von dem Killer-Krokodilfisch mal ganz abgesehen. Und ich lebe noch. Glück gehabt? Oder bin ich vielleicht doch ein Held? Nein, vermutlich nicht. Ich habe mich einfach an die Regeln gehalten. Rotfeuerfische und Steinfische sind extrem giftig, deswegen vermeidet man einfach den Kontakt mit ihnen. Wie ich beim Lesen einschlägiger Fachliteratur herausgefunden habe, passieren die meisten Unfälle mit Rotfeuerfischen im Aquaristikbereich. Logisch, irgendwie müssen die Tiere ja ins Becken kommen. Und da haben wir eine Gemeinsamkeit mit den Orcas: Unfälle mit diesen Meeressäugern passieren mit Tieren, die in Gefangenschaft leben. Niemand würde aber auf die Idee kommen, einen Rotfeuerfisch als „Killer“ zu bezeichnen, weil sein natürliches Verhalten passiv ist. Wenn er sich bedroht fühlt, fährt er seine Stacheln aus und wartet. Fasst man ihn an, sticht man sich und vergiftet sich über die Stacheln. Im Grunde genommen ist das Verhalten eines Orcas aber auch nur natürlich. Man muss bedenken, dass es sich hierbei um einen Riesen handelt im Vergleich zu einem Menschen. Der kann einem schon die Knochen brechen, auch wenn er einem nur einen freundlichen Klapps mit der Schwanzflosse mitgeben möchte. Es ist eben eine Naturgewalt, und der Mensch hat ihn aus seiner natürlich Umgebung entfernt. So wie die Regel bei den Rotfeuerfischen zur Unfallvermeidung lautet, dass man diese einfach nicht anfassen darf, könnte man sagen, die Regel bei Orcaslautet, dass man sie einfach nicht aus ihrer natürlichen Umgebung entfernen darf, um sie Dinge tun zu lassen, die nicht ihrem Naturell entsprechen. Dass Orcas als „Killer-Wale“ bezeichnet werden, nur weil sie unter anderem Robben jagen, ist völliger Blödsinn, denn Nahrungsbeschaffung auf diese Weise machen alle Lebewesen, die Fleisch fressen. Da können wir gleich mal loslegen, den „Brehms Tierleben“ umzuschreiben auf „Killer-Fuchs“, „Killer-Adler“, „Killer-Frettchen“… und so weiter.

Vermutlich verstehen wir diese Naturgewalten noch nicht genügend, oder es ist die Frustration des Menschen darüber, dass es Dinge gibt, die er nun mal nicht beherrschen kann, die etwas in ihm wach ruft, dass er Tieren, Wetterphänomenen und Erdbeben durch das Hinzufügen der kleinen Silbe „Killer“ einen Willen unterstellt. Vielleicht ist es auch beides. Und im Boulevardjournalismus weiß man um diesen Effekt, deswegen wird er so inflationär gebraucht. Und leider mit Erfolg, denn als ich mit meiner amerikanischen Brieffreundin sprach und energisch darauf hinwies, dass es keine „Killer-Wale“ gibt, meinte sie nur: „Wieso? Er hat doch die Trainerin getötet!“ Hat er das? War es nicht vielmehr ein Unfall mit Todesfolge? Ein Unfall bei dem Versuch, eine Naturgewalt zu beherrschen.

Mit eine Rolle mag die immer stärker werdende Tendenz spielen, dass Menschen einen Schuldigen suchen. Im Falle des Orcas ist das recht einfach, das Tier hat „etwas gemacht“, bei dem ein Mensch zu Schaden gekommen ist. Bei Naturphänomenen wird es da schon schwieriger, aber es gibt es trotzdem. Zwar ist niemand an „Xynthia“ und dem Orkan direkt „schuldig“, aber man kann ja mal feststellen, dass es in Deutschland (angeblich) kein Frühwarnsystem gibt. Skandal! Dabei hat es sehr wohl Warnungen gegeben. Also was? Und offenbar reicht die Forderung, ein solches Frühwarnsystem einzurichten, selbst nicht aus für einen ganzen Artikel, also kopiert man einfach Informationen aus einem alten nochmals hintendran.

Die ganze Hilflosigkeit des Menschen tritt aber bei Erdbeben zutage. Man kann hier wirklich niemanden verantwortlich machen, denn an Erdbebenfrühwarnsystemen wird schon seit langer Zeit gearbeitet, ohne dass diese zufriendenstellend arbeiten. Lediglich das Chaos, das nach einen verheerenden Erdbeben immer herrscht, kann man mit voyeuristischer Perfektion auseinander nehmen. Dabei wäre es vermutlich nicht mal anders, wenn ein ähnlich verheerender Erdstoß wie in Haiti oder Chile Deutschland treffen würde. Aber bestimmt fände sich eine Zeitung, die irgendwen dafür verantwortlich machen kann, dass man vorher nicht an nachher gedacht hat.

Wir müssen in unserem Denken ganz dringend etwas ändern, damit wir nicht mehr auf die „Killer-Artikel“ anspringen, wenn sie präsentiert werden. Das ist auch ein Teil der Medienkompetenz, die von einigen Menschen immer wieder beschworen wird, und die in Deutschland dringend mehr werden muss. Denn jetzt mal Hand aufs Herz, da Sie diesen Artikel schon bis zu dieser Zeile durchgelesen haben: Wie sind Sie hergekommen? Hat Sie die Überschrift angelockt? Wenn ja, warum? Weil sie einen kritischen Artikel über Medienberichterstattung erhofft haben, oder weil sie auf irgendwelche Sensationen aus waren, die in den letzten Tagen noch nicht breit gewalzt wurden?

Denken Sie mal darüber nach. Denn das nächste Killer-Erdbeben, der nächste Killer-Orkan oder der nächste Unfall mit einem Killer-Tier kommt bestimmt. Und ach ja: Orcas sind keine Killer. Es sind Lebewesen, die genau einfach nur das tun wollen: Leben.

Update: Arrrgh! Hab ich’s nicht gesagt? Nein, so hab ich es leider nicht gesagt, denn bei meiner Aufzählung, was für „Killer“ als nächstes kommen, habe ich die „Killer-Lebensmittel“ vergessen. Das ist natürlich doppelt idiotisch, denn es sind ja nicht die Lebensmittel, sondern die in ihnen enthaltenen Bakterien, die gefährlich sind. Dieser Artikel wurde um 12:08 Uhr veröffentlicht. Und schon um 14:13 Uhr, also ziemlich genau zwei Stunden später, traf meine Prophezeiung ein. Vielleicht sollte ich Lotto spielen.

„Axolotl Roadkill“, Helene Hegemann und ein paar persönliche Ansichten von einem, der einfach nur nachdenkt

Liebe Leserin, lieber Leser, die ersten zwei Absätze dieses Artikels, in dem ich mir Gedanken über Helene Hegemann und den „Hype“ um ihr Erstlingswerk „Axolotl Roadkill“ machen möchte, können Sie getrost überspringen, falls Sie genau wissen, was sich zugetragen hat. Für jene, die das eventuell nicht wissen sollten, möchte ich, dem Vorwort einer Episode aus einem „Flash Gordon“-Serial der 1930er Jahre gleich, kurz rekapitulieren, was sich bislang zugetragen hat: Am Anfang stand ein Buch, das eine zu dem Zeitpunkt 16jährige junge Dame mit dem Namen Helene Hegemann verfasst hatte. Mittlerweile ist sie unter abfeiern einer total hippen Party 18 geworden und hat das Buch beim Ullstein Verlag unterbringen können. Und die Kritiker waren ad hoc begeistert. Nein, das ist falsch. Sagen wir, die „Berufskritiker“ waren begeistert, hier sei beispielhaft auf die Kritik von Maxim Biller in der FAZ hingewiesen. Überschwänglich heißt es dort beispielsweise: „Sie zaubert Dialoge wie Mamet, schwärmt von einer Welt jenseits dieser Welt wie Kerouac, halluziniert so sadistisch wie de Sade – und ist am Ende dann doch Helene Hegemann, die ein Deutsch schreibt, das es noch nie gab…“ Ähnlich äußerten sich viele andere. Hegemann wurde als „das Talent“ der „10er-Jahre“ hochgejubelt, an dem sich andere Autoren werden messen lassen müssen. Nun, auch die Figuren in meinen Romanen leiden (das gehört bei einer guten Geschichte fast mit dazu), aber ich möchte mich ungern an einer Geschichte messen lassen, in der die Selbstzerstörung von Charakteren so ausführlich exerziert wird wie dort. Sei’s drum, die Kritiker hatten ihr Urteil gebildet. Ein Wunderkind! Na endlich. Wurde aber Zeit. Das Wasser stand uns ja schon bis zum Hals! Bis zu dem Moment hätte ein Film über das Leben von Hegemann vermutlich mit ungefähr folgender Vorschau beworben werden können: „In einer Welt, in der die deutsche Literatur brachliegt, braucht es eine Frau, um alle Konventionen zu brechen…“

Gelebtes Chaos! Doch dann, auf leisen Sohlen, brach das Chaos zusammen. Interessante Überlegung: Wenn das Chaos zusammenbricht, ensteht dann Ordnung? Jedenfalls gab es einen Blogger mit Namen Deef Pirmasens, dem bei aller Begeisterung für „Axolotl Roadkill“ gewisse Merkwürdigkeiten aufgefallen waren. So eine Art Déja-vu-Gefühl, das sich beim Lesen einstellte. Deef verglich Hegemanns Roman mit dem Roman „Strobo“ des Bloggers Airen, für den er einige Vorlesungen ausgerichtet hatte – und siehe da, er fand etliche Passagen, die entweder wortgleich oder zumindest von der Umschreibung her zu ähnlich waren, um Zufälle zu sein. Zumal in der Menge. Also veröffentlichte er auf seinem Blog „Gefühlskonserve“ einen Artikel, in dem er genau diese Zusammenhänge dokumentierte. Damit trat er eine Lawine los. Es stellte sich heraus, dass immer mehr Passagen in dem Buch nicht nur einfach von anderen „inspiriert“, sondern schlicht abgeschrieben und umgearbeitet waren, einschließlich des von der Kritik hochgelobten Briefs am Ende des Romans, den die Mutter der Protagonistin an selbige verfasst hatte; hierbei handelte es sich um den Text eines englischen Liedes, den Hegemann schlicht ins Deutsch übertragen und mit ein paar Schnörkel versehen hatte. Dann meldete sich das Magazin „Viceland„, bei dem Hegemann eine Kurzgeschichte mit dem Titel  „Die Spiegelung meines Gesichts in der Erschaffung der Welt“ veröffentlicht hatte. Selbige Geschichte war ebenfalls mehr als inspiriert von einem Film von Benjamin Teske, „Try a little Tenderness“. Es ließ sich sogar nachvollziehen, wo Hegemann diesen Film gesehen hatte. Diese wies mittlerweile den Verdacht von sich, den Roman „Strobo“ zu kennen, doch es gibt einen Beleg, dass ihr Vater Carl Hegemann genau diesen bestellt und an ihre Adresse hat liefern lassen. Dank der ab dann immer häufiger werdenden Berichterstattung wurden dann auch Artikel ans Tageslicht befördert, die belegten, dass es keineswegs nur positive Kritiken gab (das Blog von „Lovelybooks“ beispielsweise beschreibt „Axolotl Roadkill“ als „zäh, abgestanden, wirkt zu keinem Zeitpunkt wirklich authentisch und kennt kein Hinten und kein Vorne.“). Und zuletzt sah sich Thomas Knüwer von „Indiskretion Ehrensache“ genötigt, entgegen seinem ersten Vorsatz nun doch etwas zu dem Buch zu schreiben, nachdem sich wiederum ein anderer Journalist in der Pflicht sah, eine junge, aufstrebende Autorin vor dem bösen, bösen Internetdings in Schutz zu nehmen. Und dann war da noch der Auftritt von Hegemann bei Harald Schmidt, bei dem manche „Dirty Harry“ als gar nicht so „dirty“ sahen und sich uneins waren, ob er sie angesichts der Plagiatsvorwürfe hätte „härter rannehmen“ müssen, oder ob er sie nicht gerade durch seine Gesprächsführung entlarvt hatte, da der Eindruck entstand, sie würde ihr eigenes Werk nicht kennen.

So weit, so gut. Oder auch nicht.

Auch ich habe mir meine Gedanken gemacht, und als ich auf meiner Facebook-Profilseite den Link zur Kritik über die Harald-Schmidt-Show veröffentlichte, nahm die Idee Gestalt an, vielleich mal einen Blogbeitrag dazu zu verfassen. Es kam ja eine gewisse Zeit nichts von mir auf dieser Plattform. Vielleicht haben einige Leser die Artikel gelesen, die hier anlässlich meines Romans „Quysthali, Buch 1. Eine Heldenreise“ erschienen sind. In einem habe ich die Entwicklungsgeschichte aus einer ganz persönlichen Perspektive erzählt. Der geneigte Leser erfährt, dass ich diese Geschichte ebenfalls als Jugendlicher angefangen habe. Die erste Fassung, ein 500 Seiten starkes Manuskript, war damals sogar fertig, als ich selbst so ungefähr 17 oder 18 Jahre alt war. Allein, ich hatte ein Problem, das sich im Nachhinein – und vor allem im Hinblick auf Helene Hegemann – vielleicht sogar als Glücksfall entpuppen sollte: Ich hatte keine Eltern, die das Erstlingswerk ihres Nachwuchses als „Romandebüt eines Wunderkindes“ an die Öffentlichkeit bringen konnten. Meine Eltern waren in so genannten „bürgerlichen“ Berufen zu Hause. Ein Glücksfall war das aber deswegen, weil diese erste Version nichts weiter war als genau das – eine erste Version. Es gab Passagen, die sich an gängiger Fantasyliteratur orientierten (und in manchen Fällen mehr als orientierten) und man deutlich merkte, an welcher. Die Handlung selbst… wie kann man sie umschreiben? Vielleicht mit „zäh, abgestanden, wirkt zu keinem Zeitpunkt wirklich authentisch und kennt kein Hinten und kein Vorne.“ 🙂 Ich selbst war natürlich begeistert von meinem Werk. Ich hatte alles weggelassen, was mich an den Vorbildern gestört hatte und mir einen Sprachstil angewohnt, den ich in Christan Wallners „Schatten über Herrenstein“ angelesen hatte. Doch es gab ein weiteres Problem: Ich hatte nicht genügend eigene Erfahrungen, die ich einbringen konnte. Zwar war das Leben im Teenageralter – um es vorsichtig auszudrücken – alles andere als „sorgsam“ mit mir umgegangen und ich musste ein paar Erfahrungen machen, die ich lieber nicht gemacht hätte, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich die richtig unterbringen konnte. Das Resultat war eine typische Einteilung in „gut“ und „böse“, in Verbindung gebracht durch eine zusammengenagelte Handlung, die kaum Seele hatte. Und mit einem hatte ich den Vogel abgeschossen, ohne es selbst zu merken. Eine der Protagonistinnen hatte ich nach einem Mädchen gestaltet, in das ich mich damals verliebt hatte. Ich wollte für diese Figur einen besonders schönen Namen haben. Ein Name geisterte in meinem Kopf herum, aber ich hatte keine Ahnung, woher ich den hatte – also nannte ich sie… Arwen. Bevor die Frage kommt… ja, den „Herrn der Ringe“ hatte ich auch gelesen. Aber dass Arwen dort eine wichtige Rolle spielte, war mir in dem Moment nicht präsent. Mal ganz davon abgesehen, dass ich die Raffinesse von Tolkiens Konzept um den „Einen Ring“ nicht vollständig verstanden hatte.

Erst Jahre später wurde mir bewusst, woher ich mich da bedient hatte. Jahre, in denen die Geschichte liegenblieb. Ich hatte immer wieder mal neue Inspirationen, denn mittlerweile war ich älter, reifer und erfahrener. Ich fing an, Notizen zu machen und diese Inspirationen zu sammenln, um sie zu einem Werk zusammenzufassen. Aber es sollte 20 Jahre dauern, bevor ich von neuem anfing. In der Zwischenzeit hatte ich viel gelesen über Mythologie und mythologische Erzählstrukturen und auch den „Herrn der Ringe“ verstand ich besser als zu meiner Jugendzeit. Mit ganz neuen Ideen bin ich dann ans Werk gegangen. Von der Geschichte von damals ist nicht mehr sehr viel übrig, die Figuren als solche haben überlebt, alle bis auf „Arwen“ sogar mit dem damaligen Namen. Aber die Welt hat sich seit damals geändert, und wie man so schön sagt, „die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen“. Die Geschichte hat sich stark gewandelt, meinen neuen Erfahrungen angepasst. Aber es brauchte Zeit, damit ich diese machen konnte.

Wenn ich jetzt sehe, was mit „Axolotl Roadkill“ losgebrochen ist, denke ich manchmal, dass mir vermutlich ähnliches mit meinem Erstling widerfahren wäre. Deswegen war es gut, dass er damals nicht veröffentlicht wurde. Dass diese Geschichte erwachsen werden durfte. Dass es wirklich meine Geschichte werden durfte. Damals hätte ich das nicht so gesehen. Verdammt, es waren 500 Seiten Manuskript! Ich war von mir selbst begeistert. Und eben, es war ja nicht sooo schlecht. Aber es hat halt nicht gereicht. Der große Unterschied zwischen mir und Helene Hegemann wäre zudem gewesen, dass man meine Vorbilder gekannt hätte, da sie der so genannten „Populärliteratur“ entsprungen waren. Vermutlich wären die Kritiker allein schon deswegen nicht auf meiner Seite gewesen. Bei „Axolotl Roadkill“ war das Vorbild nicht so bekannt, deswegen fiel es erst spät auf. Es musste erst jemand kommen, der das Original gut kannte. Und der zugleich die Möglichkeit hatte, das zu publizieren. Deswegen muss ich Thomas Knüwer (s.o.) auch zustimmen, wenn er schreibt, das Feuilleton sollte Deef Pirmasens dankbar sein für seinen Bericht, anstatt zu wettern, das „böse Internet“ (wer auch immer das sein soll) wolle eine junge, hoffnungsvolle Autorin kaputtmachen.

Was ich damit sagen wollte: Ich kann es nur vermuten, aber ich schätze es ist so, dass der Werdegang jeden Autors der ist, dass er in jungen Jahren eine Geschichte nimmt, sie nacherzählt und etwas Eigenes einbaut oder Dinge weglässt, die ihm vielleicht nicht gefallen haben. So entsteht schließlich die Kreativität, etwas ganz eigenes zu erschaffen. Die Stufen dahin sind bei jedem unterschiedlich. Manche haben schon in jungen Jahren genug erlebt, um Romane glaubwürdig genug zu schreiben und glaubwürdige Geschichten zu entwickeln. Vielleicht war es bei Helene Hegemann ungeachtet ihrer vorherigen „Karriere“ einfach noch zu früh. Insofern finde ich es ein interessantes Gedankenspiel, wie „Axolotl Roadkill“ wohl ausgesehen hätte, wenn sie ihn 20 Jahre lang hätte bearbeiten und dann veröffentlichen können. Gut, müssen keine 20 Jahre sein, aber vielleicht noch ein paar mehr als es jetzt der Fall war.

Aber da kommen wir zu einem Problem, auf das sich das Feuilleton gestürzt hat wie die Geier auf den Kadaver – das Alter der Autorin. Airen, der Autor des Vorbilds „Strobo“, ist nun mal keine 17jährige „Newcomerin“. Sein Roman fand keinen großen Verlag und nach seiner Veröffentlichung im Kleinverlag keine große Beachtung bei den Kritikern. Aber kaum veröffentlicht besagte „Newcomerin“ das Gleiche, überschlägt sich die Kritik mit den Lobesworten über Talent und Authenzität. Nun, Talent mag Hegemann haben, das kann ich nicht beurteilen (ich gebe zu, ich habe das Buch nicht gelesen, weil es nicht das ist, was ich unbedingt lesen möchte – aber ich vermute mal, dass Helene Hegemann mein Buch auch nicht gelesen hat, also was soll’s?), aber im Bezug auf Athenzität hat sich das Feuilleton selbst vorgeführt. Denn Airen sagte es in einem Interview selbst: „Das habe ich erlebt, nicht Helene Hegemann.“

Und gerade als dieser Artikel in meinem Kopf Gestalt annimmt, kommt eine Geschichte des Wegs, die uns in dem Zusammenhang den Spruch „mit zweierlei Maß messen“ so ein bisschen vor Augen führt: Auch der (Drehbuch-)Autor Torsten Dewi sieht sich mit dem Vorwurf des Plagiats konfrontiert. Er und seine Co-Autorin sollen für den ZDF-Zweiteiler „Dr. Hope“ über die historische Figur Hope Adams-Lehmann bei dem Werk einer Historikerin abgeschrieben haben. Merkwürdig: Während das Feuilleton es bei Helene Hegemann im Nachhinein „ganz okay“ findet, dass sie sich bei Airen bedient hat, ohne die Quelle anzugeben, was ja schließlich der „Remix-Kultur des Internets“ entspräche, läuft der Beißreflex bei „Dr. Hope“ andersherum. Dewi raubt angeblich ungeniert das geistige Eigentum einer armen Wissenschaftlerin. Warum das Blödsinn ist, lese man bitte bei ihm selber nach (die Stellungnahme in seinem Blog „Wortvogel“ ist oben verlinkt).

Und ich wundere mich über mich selbst, denn obwohl ich bisher mit „Don Alphonso“ so gar nichts anfangen konnte, weil mir seine Kommentare und Attacken zum „Internetdings“ und Journalisten immer eine Spur zu heftig waren, muss ich an dieser Stelle doch auf seinen Kommentar „Das Versagen des heiligen Feuilletons deutscher Nation vor dem Westviertel“ verweisen, der das ganze Dilemma der „Hegemann-Story“ sehr schon und anschaulich darlegt.

Was bleibt zum Schluss? Ein armes Axolotl, dem der ganze Rummel zu viel wird und das laut fordert: „He, ich kann nix dafür! Das ist ein angeborener Schilddrüsendefekt, versteht Ihr? Lasst mich in Ruhe!“ Doch einen Vorteil hat das Axolotl, die vielen Schläge auf den Kopf, die es im Moment einstecken muss, machen ihm nicht so viel aus – Axolotl können Teile ihres Gehirn regenerieren. Aber vielleicht ist das eine Idee für einen neuen Charakter für die Muppet-Show – Axel Lotl, ein Schwanzlurch, der nie erwachsen wird, ständig Sketche für die Show bei anderen abschreibt, aber nach einem Schlag auf den Kopf alles wieder vergessen hat.

Teile des Gehirns regenerieren und Dinge vergessen… glückliches Axolotl.

LORD OF THE RINGS: Born of Hope – Fantasyfilm

Die ganze Zeit reden wir von den so genannten „etablierten Medien“ (Zeitungen und ihre Verlage), die gegen Blogger schießen, weil sie Angst um das Geschäftsmodell „Journalismus“ haben. Doch wenn das so weitergeht, werden die Filmstudios bald ein ähnliches Problem kriegen. Immer wieder gibt es Fans, die zu ihren Lieblingsfilmen unoffizielle Fortsetzungen oder Ergänzungen filmen. Oftmals sieht man den Filmen ihr minderes Budget und ihre Laienhaftigkeit an, doch nun ist ein Fantasyfilm im Internet publiziert worden, der sich wirklich sehen lassen kann. Der Titel: „Born of Hope“. Er behandelt die Geschichte von Aragorns Eltern, ist also quasi eines der „Vorworte“ zum „Herrn der Ringe“. Und das Schöne ist: der Film wurde komplett kostenlos im Internet veröffentlicht. Wenn man auf „Menü“ klickt, kann man sogar deutsche Untertitel einstellen. Er dauert insgesamt ca. 70 Minuten. Das ist der Film:

Lord of the Rings: Born of Hope
Lord of the Rings: Born of Hope

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