Wir brauchen eine „Kultur des Versagens“ – dringend!

Vor einigen Jahren saß ich mit meiner damaligen Freundin in unserem damaligen Wohnzimmer. Sie saß vor dem Fernseher und sah die Castingshow „Popstars“ an. Ich saß am Esstisch und arbeitete am Computer. Castingshows gaben und geben mir nichts, aber andererseits wollte ich auch nicht irgendwo rumhocken und sie allein lassen. Auf diese Weise wurde ich unfreiwillig Zeuge einer besonders schlechten Darbietung eines Kandidaten, der nicht nur nicht singen, sondern nocht dazu nicht tanzen konnte. Ich konnte es nicht fassen, was ich da sah. Wie konnte so jemand auf die Idee kommen, sich bei einer Castingshow zu melden? „Sag mal“, meinte ich zu meiner Freundin, „haben solche Leute eigentlich keine Familie oder Freunde, die ihnen sagen: ‚He, Du kannst einfach nicht singen! Geh nicht zu der Show, Du blamierst Dich nur.'“ Im selben Moment fasst sich im Fernsehen Jurymitglied Detlef „D!“ Soost an den Kopf und sagt: „Haben solche Leute eigentlich keine Familie oder Freunde, die ihnen sagen, sie können nicht singen und sie sollen nicht zu einer Castingshow gehen?“

Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Meine Freundin von damals ist mittlerweile mein Ex-Freundin und Castingshows wurden zu einem Hort des Boshaften. In den Anfangszeiten zeigte man zwar auch (wie im Beispiel oben) Menschen, die in einer Castingshow eigentlich nichts verloren haben, aber mittlerweile ist es zu einem Sport avanciert, diese Menschen durch Off-Kommentare und entsprechende Einblendungen zu verspotten. Die Schulhofrüpel, die den jüngeren oder schwächeren Schülern im Gang auflauern, sie verprügeln und ihnen das Essensgeld klauen, sind in der deutschen Realität angekommen. Und tatsächlich ist das heute ein etabliertes Bild unserer Gesellschaft: Versager gehören verspottet. Mit Häme überschüttet. Selbst Schuld. Werft den Purchen zu Poden! Und wenn er am Boden ist, trampelt auf ihm rum.

Das sind die Auswüchse von etwas, das man gerne mal als „typisch deutsche“ Eigenschaft deklariert: der Perfektionismus. Ich merke es selber an mir, wenn ich mit mir selbst unzufrieden bin. Oder dass ich das Gefühl habe, dass etwas Neues, das ich ausprobiere, natürlich aus dem Stegreif zu funktionieren hat. Leider haben wir mittlerweile in unserer Gesellschaft ein Klima geschaffen, das genau das propagiert: Entweder Du kannst es und bist perfekt – oder lass es doch einfach gleich bleiben. Denn wenn Du versagst, bist Du vogelfrei. Dann kann jeder über Dich herziehen und Dich verspotten, wie er will.

Das gilt für banale Sachen genauso wie für Entscheidungen, die den ganzen Rest eines Lebens beeinflussen können. Nehmen wir nur mal die Schule. Wenn ein Schüler das Klassenziel nicht erreicht und „sitzenbleibt“, kommen mehrere Herausforderungen auf ihn zu: Zum einen muss er das, was er ein Jahr lang gemacht hat, nochmal machen, und da wird auch viel Langeweile dabei sein. Der Schüler wird aus seinem sozialen Umfeld gerissen und in ein neues geschleudert – und hier hat er den Makel des „Sitzenbleibers“ an sich haften. Es ist schon schwierig genug, wenn ein Schüler etwa durch einen Umzug in eine neue Klasse, ein neues Umfeld kommt. Aber dann auch noch unter diesen Vorzeichen? Kinder können grausam sein, was das betrifft – aber wo lernen sie das denn? Genau, von den Erwachsenen.

Am schlimmsten ist es bei einer der weitreichendsten Entscheidungen, die man im Schulleben treffen muss: Auf welche weiterführende Schule das Kind gehen soll. Nun, hier muss ich einen kurzen Ausflug machen und kurz betonen, dass ich sowieso der Meinung bin, dass die 4. Klasse viel zu früh ist, um so eine weitreichende Entscheidung korrekt treffen zu können. Ich bin des weiteren der Meinung, dass das derzeitige dreigliedrige Schulsystem nichts weiter ist als die Zementierung eines überkommenen Gesellschaftssystem aus drei Klassen, die nach Möglichkeit nichts miteinander zu tun haben wollen: Gymnasium = Akademiker, Realschule = Kaufleute und Angestellte, Hauptschule = Arbeiter. Ich selbst hatte in der 4. Klasse eine Empfehlung für das Gymnasium. Hätte man mich gefragt, was ich tun will, ich hätte es nicht sagen können. Was will ich auch sagen, mit gerade mal 9 Jahren, was weiß ich denn von irgendwelchen Berufschancen? Zu dem Zeitpunkt wollte ich Lokführer werden. Wirklich geredet hat man mit mir darüber nicht, aber dazu komme ich gleich noch. Man hat mich dann aufgrund der Empfehlung eines Lehrers auf die Realschule gesteckt, das sei besser so. Das Resultat war, dass ich in vielen Dingen schlicht unterfordert war und mich langweilte.

Wir kommen wir da zur „Nicht-Versagen-Kultur“? Ganz einfach: Es gibt keinen Wagemut, was diese Auswahl betrifft. Wenn jemand sein Kind auf das Gymnasium schickt, weil es die Anforderungen nun mal erfüllt, und dieses Kind kommt mit der Schule nicht klar, wird wieder herumgemäkelt. Das Kind wechselt dann auf die Realschule unter den gleichen Bedingungen wie ein „Sitzenbleiber“ und die Eltern dürfen sich kluge Sprüche anhören von Menschen, die natürlich schon immer wussten, dass der „kleine Versager“ nie hätte aufs Gymnasium gehen dürfen und nur der dumme, verbohrte Ehrgeiz der Eltern schuld sei. Das arme Kind!

Ach ja? Wer macht denn das „arme Kind“ zum „armen Kind“? Doch nicht die Tatsache, dass es an einer Aufgabe gescheitert ist. Sondern die Tatsache, dass Außenstehende – wir! – darin einen Makel sehen. Und ja, es gibt Eltern mit einem dummen, verbohrten Ehrgeiz, die ihr Kind auf eine Schule drücken, wo es eigentlich nicht hingehört. Doch was ist die Ursache dieses Ehrgeizes? Versagensangst! Die Angst der Eltern, als erzieherische Versager dazustehen, nur weil das Kind „zu dumm“ fürs Gymnasium scheint.

Genau all das verhindert einen ehrlichen Dialog. Eine Freundin erzählte mir beispielsweise, dass sie von ihrer Mutter erklärt bekam, welche Entscheidung zu treffen sei, was das für Konsequenzen hätte und sie wurde gefragt, auf welche weiterführende Schule sie denn gehen wollte. Sie entschied sich für das Gymnasium – die richtige Wahl, wie sich herausstellte. Wenn ich versuche, mich daran zu erinnern, wie es bei mir war, ist da nicht viel. Ich schrieb oben, dass ich zu dem Zeitpunkt, als die Entscheidung bei mir anstand, Lokführer werden wollte. Und dann wurde die Entscheidung für mich getroffen. Von den weiterführenden Schulen wusste ich nicht viel, das Gymnasium war das große, graue Gebäude, die Realschule das große Gebäude mit den grünen Fensterrahmen und die Hauptschule der Hinterbau der Grundschule, auf die ich ging. Man hat mir nicht erklärt, dass das Gymnasium nicht bedeutet, dass man „nur“ studieren gehen kann, sondern dass einem auch die Berufsausbildungen offenstanden. Man fragte einen Lehrer, der meinte, Realschule sei das beste für mich. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, teile ich seine Meinung nicht. Ob ich auf dem Gymnasium durchgekommen wäre, weiß ich nicht. Aber genau das ist der Punkt, um den es mir hier geht: Lieber ging man auf Nummer sicher, als dass ich eventuell scheitern könnte.

Dabei wird ganz deutlich, dass es nur am Umfeld liegt. Scheitert jemand, so ist es nicht nur in ihm begründet, wenn er daran beispielsweise innerlich zerbricht. Es liegt am Umfeld. Man fühlt sich sowieso als Versager – und was vermittelt einem das Umfeld? Genau das gleiche! Dabei wäre es die Aufgabe des Umfeldes – Familie, Freunde -, diesem Menschen zu helfen, den Blick auf das Wesentliche zu richten. Warum hat er versagt? War es eine grundlegende Sache oder doch eher etwas, das man vielleicht beseitigen kann? Wie soll es weitergehen? Welche Lehren kann der Mensch aus dem Scheitern ziehen? Doch wir sind auf andere Dinge getrimmt: Oh mein Gott, dieser Mensch hat versagt! Auch wenn wir ihn im Grunde nicht verspotten oder verspotten wollen, so wird doch etwas getan, was fast noch schlimmer ist: er wird bemitleidet! Mitleid mag aus einer positiven Motivation heraus entstehen, allein beim Empfänger verstärkt es aber das Gefühl noch, ein Versager zu sein. Ein Versager, der Mitleid verdient hat. Mitleid verzerrt die Perspektive sehr stark. Der Bemitleidete bekommt nochmal deutlich das Gefühl, von oben herab betrachtet zu werden. Oben sind die Menschen, die nicht versagt haben. Unten ist er.

Leider zieht das ganze eine andere Sache nach sich, die das völlige Gegenteil darstellt: die totale Übermotivation und das „Versagen-nicht-sehen-wollen“. Wie bei dem armen Castingshowkandidaten, den ich am Anfang dieses Artikels erwähnte. Natürlich kann es auch sein, dass es in seinem Bekanntenkreis ein paar Menschen gibt, die ihm mit Absicht nicht gesagt haben, dass er nicht singen kann, weil sie ihn öffentlich in der Show versagen sehen wollten (noch so ein Nebeneffekt der „Nicht-Versagen-Kultur“). Aber ich gehe mal davon aus, dass innerhalb der Familie sowas wohl nicht vorkommen wird. Ich nehme mal an, dass er zumindest von der Seite motiviert wurde nach dem Motto: „Wenn wir ihm die Wahrheit sagen, bricht er zusammen.“ Auch das ist eine Form der fehlenden „Kultur des Versagens“ – er DARF einfach nicht versagen, das hält er nicht aus. Aber warum sollte er es nicht aushalten? Doch nur, weil er sich damit zum Gespött macht – und schon sind wir wieder am Anfang. Das Problem in diesem Fall ist, dass Menschen sich in sowas reinsteigern, es aber gleichzeitig nur eine Frage der Zeit ist, bis der „große Knall“ kommt. Im Fall des Kandidaten kam er beim Casting von „Popstars“. Und was für ein Knall das sein muss – bisher wurde ihm immer versichert, er könne das, und nun wird ihm klipp und klar ins Gesicht, dass er nicht singen kann.

Hätten wir eine „Kultur des Versagens“, so könnten wir das Scheitern in eine nützliche Lektion umwandeln. Ich bin gescheitert, okay, das ist nicht schön. Aber jetzt überlege ich mir, was ich daraus mache. Und dann geht es weiter in irgendeine Richtung. Durch die Kultur, die wir jetzt haben, stürzen viele Menschen, die „versagen“, in ein Loch. Anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wie es weitergehen kann, kreisen die Gedanken nur noch um einen Punkt: „Ich habe versagt. Ich bin nichts wert.“ Und genau so werden solche Menschen behandelt.

Dabei ist nicht mal gesagt, dass das Scheitern in einer Sache bedeutet, man müsse sich komplett nach etwas anderem umschauen. Das Kind, das auf dem Gymnasium an einem oder zwei Fächern scheitert, braucht vielleicht einfach nur Nachhilfe in diesem Fächern. Wer weiß, vielleicht hätte der Kandidat einfach nur mal richtigen Unterricht gebraucht? Ganz ehrlich, ich bin auch begeistert von Musik und kann Harmonien erkennen, wenn ich sie höre, aber deswegen kann ich nicht von mir behaupten, ein Musiker zu sein. Beim Singen gibt es so viele Techniken, mit denen man sich auseinandersetzen muss, das kann nun mal nicht jeder intuitiv. Aber da sind wir wieder am Anfang – Anfängertum wird nicht geduldet, alles muss sofort „perfekt“ sein. Also überspringt man lieber diese Schritte. Genau genommen ist es ja das, was das Konzept einer Castingshow ausmacht. Im Gegensatz zu den Musikern, die sich ihre Karriere erarbeiten mussten, indem sie sich Schritt für Schritt verbesserten, am Anfang vielleicht vor 4 Leuten spielten, dann vor 40 und irgendwann vor 4.000, soll hier der Schritt von „Null auf Hundert“ gleich gemacht werden.  Allein der Anspruch einer anderen Castingshow, einen „Superstar“ hervorbringen zu wollen, spricht Bände. Ein „toller“ oder „guter“ oder „fantastischer“ Musiker reicht nicht, nein, es muss ein „Superstar“ sein.

Tatsächlich tritt aber auch hier gleich wieder diese „Nicht-Versagens-Kultur“ zutage. Versuchen wir, uns an die vergangenen Teilnehmer und Sieger von „Deutschland sucht den Superstar“ (oder „DSDS“) zu erinnern. Auch hier begann irgendwann die Häme einzusetzen. Sollten das nicht „Superstars“ sein? Und was hört man jetzt von ihnen? Gar nichts mehr. Ha ha! Ehm, Moment mal… Alexander Klaws ist Musicaldarsteller in Hamburg, Daniel Küblböck (hat zwar nicht gewonnen, war aber aus der 1. Staffel „DSDS“ auch einer der Bekannteren) leitet seine eigene Firma, Elli Erl hat ein eigenes, kleines Plattenlabel, Tobias Regner moderiert eine Radioshow in Hessen und Thomas Godoj und Daniel Schuhmacher gehen immer noch auf Tournee. Offenbar haben sie es also geschafft, etwas für sich zu erarbeiten, das sie gern machen wollen. Aber das scheint nicht spektakulär genug zu sein, und mit dem Anspruch der Sendung DSDS, einen „Superstar“ produzieren zu wollen, ist die Fallhöhe natürlich riesig. Aber sollten wir nicht, anstatt hämische Kommentar abzugeben, vielleicht mal kurz innehalten? All diese Menschen haben eine Erfahrung gemacht und sie haben sich einer Aufgabe gestellt. Allein sie haben – wohlgemerkt – unseren Ansprüchen eines „Superstars“ (was auch immer das sein soll) nicht genügt. Aber sie haben ihren Weg gefunden und sind dort offenbar erfolgreich. Soll das etwa nichts wert sein?

Mark Medlock fällt hier etwas aus der Reihe, da er immer noch eine gewisse Medienpräsenz hat und damit vermutlich dem Bild eines „Superstars“ unter all den Kandidaten am nächsten kommt. Ich kann mit ihm nichts anfangen, aber andere Menschen können das offenbar. Also was soll’s? Auch er hat seinen Weg gefunden.

Mehrzad Marashi wiederum ist ein gutes Beispiel der „Nicht-versagen-Kultur“: Seine Tournee musste nämlich abgesagt werden, weil sich zu wenig Karten verkauften. Hat er versagt? Das kann noch niemand sagen. Es kommt immer darauf an, was man aus einer Situation macht. Und das wissen wir bei Marashi nicht, er ist gerade in einer Phase der Neuorientierung, vor allem, nachdem er sich von Dieter Bohlen als Produzent getrennt hat. Aber nichtsdestotrotz gab es schon Stimmen, die davon sprachen, dass seine „Karriere beendet“ sei.

Das ist eine sehr eilige Aussage. Wann genau ist denn eine Karriere beendet? Und warum sind wir – gerade in den Medien – so fixiert darauf? Vor allen Dingen, so negativ fixiert darauf? Weil das „Ende“ von etwas, das man vielleicht lange Zeit gemacht hat, als „Versagen“ definiert wird. Ich beobachte, dass wenig Menschen offenbar bereit sind, anderen Menschen eine Art „Entwicklung“ zuzugestehen. Wir haben gefälligst zu irgendeinem Zeitpunkt irgendeine Entscheidung zu treffen, die den weiteren Verlauf unseres Lebens in Stein meißelt. Wer beispielsweise eine Ausbildung abbricht, weil ihm der Beruf nicht das gibt, was er davon erhofft hat, hat versagt. Gerade so, als gäbe es für einen Menschen nur den einen Weg im Leben. Und wenn man den nicht weiterverfolgt, ist man ein Versager.

Ich sage: NEIN! Es muss erlaubt sein, Irrtümer zu erkennen und zu korrigieren. Es muss erlaubt sein, neugierig zu sein auf andere Dinge und diese auszuprobieren. Würde ich meinen Lebensweg nach dem negativen Bild des „Versagens“ beschreiben, so müsste ich auch hier und da davon schreiben, dass meine „Karriere als XYZ“ beendet war. So ist das aber nicht. Meine Karriere endet in dem Moment, da ich die Augen das letzte Mal schließe, den letzten Atemzug nehme und mein Herz seinen letzten Schlag tut. Nicht vorher! Und selbst dann hoffe ich, dass ein bisschen was von dem, was ich in diesem Leben geleistet habe, weiterleben wird ohne mich.

Wir brauchen dringend eine Kultur des Versagens in unserer Gesellschaft, in der derjenige, der an einem Versuch scheitert, nicht mit Spott, Häme und dummen Sprüchen übersät wird, sondern wir Achtung davor zollen, dass er etwas versucht hat. Denn selbst aus dem Scheitern lässt sich etwas lernen. Leider wird uns auch das nur allzu häufig verwehrt. Scheitern wir an etwas, so kriegen wir nur allzu oft zu hören, dass das, was wir tun wollten, sowieso eine blöde Idee war, und dass wir das ganz schnell vergessen – verdrängen – sollten. Gerade Kindern nehmen wir so die Chance, etwas aus dem Scheitern mitzunehmen. Etwas Positives. Und schlimmer noch: Wir töten die Initiative, denn jemand, der einmal gescheitert ist und mit Spott „belohnt“ wurde, wird es sich beim nächsten Mal sehr überlegen, wenn er wieder was Neues beginnt.

Auf dem Weg, den wir jetzt eingeschlagen haben, berauben wir uns unserer Möglichkeiten. Das Potential vieler Menschen wird so nicht zur Entfaltung kommen, denn man könnte ja versagen. Es gibt immer noch Menschen, die sich diese Denkweise nicht angeeignet haben, und das ist gut so. Leider wird es immer schwieriger. Denn das, was täglich über uns hereinbricht, zeigt uns das andere Bild: Versagen ist schlecht. Versagen darf nicht sein. Versager sind Verlierer, die es Wert sind, verspottet zu werden. Mehr nicht. Es ist schwierig, aber davon dürfen wir uns nicht beeindrucken lassen. Denn wer weiß, wieviel unentdeckte Talente da draußen noch sind, die wir nie zu sehen bekommen werden. Und das ist schade.

Die Hochzeit des Jahrzehnts des Jahrhunderts des Jahrtausends: Clinton

Wer mich kennt, weiß, dass ich Monarchie gegenüber sehr skeptisch eingestellt bin. Ich sehe nun mal nicht ein, warum ein Mensch automatisch ein Staats- oder Landesoberhaupt (oder einer ähnlichen Position) sein soll, nur weil er zufällig in diese oder jene Familie reingeboren wurde. Die Tatsache, dass die mittlerweile verstorbene Königinmutter von England am gleichen Tag Geburtstag hatte wie ich, war eigentlich das einzige, das mich mit der Monarchie verband. Ansonsten sehe ich das Gewese, dass um die Nachfahren der einstmals mächtigen Aristokraten ausgerechnet in Demokratien gemacht wird, sehr sehr skeptisch.

Amerika hat’s da besser. Die haben sich rechtzeitig vom König von England losgesagt und hatten nie eine Monarchie. Oh, Moment. Das heißt aber nicht, dass sie deswegen nichts „Monarchieähnliches“ hätten. Die Hochzeit von Chelsea Clinton beweist das. Deren Hochzeit scheint in den USA deswegen etwas Wichtiges zu sein, weil die Hauptleistung von Chelsea Clinton darin zu bestehen scheint, Tochter ihres Vaters William „Bill“ Clinton zu sein – dem ehemaligen Präsidenten der USA. Die Nachrichtensendungen in den USA drehten deswegen durch, ähnlich wie bei uns in Europa, wenn mal wieder irgendein (Möchtegern-)Aristokrat mit dem mittlerweile fünften Partner den „Bund fürs Leben“ eingeht. John Steward von der „Daily Show“ gibt einen sehr guten Überblick:

The Daily Show With Jon StewartMon – Thurs 11p / 10c
Wedding of the Decade of the Century of the Millennium
www.thedailyshow.com

Hier klicken, um den Inhalt von media.mtvnservices.com anzuzeigen.

Daily Show Full EpisodesPolitical HumorTea Party

In dem Film „Die nackte Kanone“ sagt die Hauptfigur Frank Drebbin über den bevorstehenden Besuch der Königin von England: „Wie albern und verblödet uns der Gedanke, eine Königin zu haben, auch vorkommen mag, als Amerikaner müssen wir gute Gastgeber sein.“ Nein, eine Königin haben sie nicht. Aber sowas ähnliches. Sozusagen eine Surrogat-Monarchie.

ICH

„Ein Mensch schaut in der Zeit zurück. Und sieht: Sein Unglück war sein Glück.“
(Eugen Roth)

Genau zur selbigen Minute, da dieser Artikel im „Star Command Communiqué“ erscheint, geschah exakt 40 Jahre zuvor etwas, das mein Leben persönlich sehr stark beeinflusst hat. Am 4. August 1970, genau um 12.30 Uhr nämlich griff ein Arzt im städtischen Krankenhaus in Diez an der Lahn zur Schere und durchtrennte die Nabelschnur, die mich mit meiner Mutter verband. Dem Gesetz nach war ich damit als „geboren“ anzusehen. Und der geneigte Leser mag mir daher die kleine Eitelkeit nachsehen, wenn ich an diesem Tag ein paar Artikel schreibe, die sich nur um eines drehen: MICH. Falls Ihnen das nicht gefällt… tja, das ist wie mit dem Fernsehen. Keiner muss sich das hier antun.

Mit meiner Geburt zu dieser Stunde an diesem Tag war mein Sternzeichen ein Löwe der zweiten Dekade. Löwen sagt man nach, sie ordnen sich nicht gern unter, sind freiheitsliebend und eigenständig. Und Löwen der zweiten Dekade würden mit unangenehmen Situationen besser fertig. Einen Aszendenten gibt es auch noch, der ist Skorpion. Idealismus sagt man ihm nach, eisernen Willen und ein großes Verlangen, neue Aspekte des Daseins zu ergründen und zu neuen Grenzen vorzustoßen. Im chinesischen Horoskop, das ja keinen monatlichen, sondern einen jährlichen Wechsel der Sternzeichen kennt, bin ich unter dem Sternzeichen Hund geboren, was meine manchmal zutage tretende innere Zerrissenheit erklären würde, denn mit Hunden kann ich im echten Leben nicht viel anfangen. Das Sternzeichen Hund jedoch verbindet man mit allerlei positiven Eigenschaften, Treue, Gutherzigkeit, Streben nach Gerechtigkeit – und immer viele Vorhaben, die den Geist beschäftigen.

Aber wer bin ich wirklich? Viele Menschen in meinem Leben haben viel Zeit und Energie dafür aufgewendet, mir heftigst zu versichern, was ich alles nicht bin, beziehungsweise wo ich überall nicht hingehöre, dabei aber versäumten zu begründen, was ich denn dann bin und wo ich hingehöre. Nun, am heutigen Tag ist es mir ein kleines Vergnügen (um nicht zu sagen, ein „innerer Reichsparteitag“ oder ein „innerer Vorbeimarsch“), jenen Damen und Herren ins Gesicht zu sagen: Ihr habt Euch geirrt! Eure Versuche, mich in eine Schublade zu stecken, sind gescheitert. So einfach bin ich nämlich nicht. Ihr habt es Euch nur einfach gemacht. Ich werde mich mal auf meine eigenen Spuren begeben, aber leider, so fürchte ich, wird dieser Artikel genauso verworren werden, wie manchmal meine Gedankengänge, darum bitte ich um Nachsicht – es ist keine Chronologie, nur eine Reflektion.

„Fear that no one will be willing
To see me as I know I really am.
Once they are counted and compelled,
They can quickly be dispelled.
Like figments of my own imagination.“
(Jerry Juhl: „Fears of Zero“, written for „The Muppet Show“)

Auf meinem Lebensweg bekam ich einiges wichtiges Werkzeug mit, das mir oft geholfen hat. So wurde zum Beispiel mein Denken nicht eingeschränkt, weder im Wissen, noch in der Kreativität. Ich lernte, dass es erlaubt ist, Fragen zu stellen, wenn man etwas nicht weiß und dass es gut ist, eine weitreichende Allgemeinbildung zu haben. Und wenn man etwas nicht weiß, ist das nicht unbedingt eine Schande (außer manchmal vielleicht 🙂 ), aber dann sollte man wenigstens wissen, wo man nachschauen kann. Tatsächlich besitze ich noch heute eine große, mehrbändige Ausgabe des „Großen Brockhaus“, die neben vielen anderen Büchern eine Zierde meiner persönlichen Bibliothek ist. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich gern schnell mal aus der Wikipedia informiere.

Bevor ich jedoch auf die Bücher eingehe, muss ich über die Comics sprechen. Mit denen kam ich schon sehr früh in Kontakt. Noch bevor ich lesen konnte, waren die Bildergeschichten für mich teilweise sogar zu verstehen, erst recht, nachdem man sie mir einmal „vorgelesen“ hatte. So lernte ich meine ersten Kindheitshelden kennen:

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Der erste Held in der Reihe ist ASTERIX. Natürlich hatte ich anfangs kein Auge für die vielen Anspielungen oder die bekannten Personen, die alle als Comicfiguren in den Geschichten auftauchten, aber die Geschichte um die gallischen Kelten, die um das Jahr 50 vor Christus gegen die Römer aufbegehren, hatten es mir angetan. Und offenbar hatte man damals noch mehr Humor als heute, denn niemand verstieg sich zu der schlagzeilenträchtigen Aussage, Goscinny und Uderzo, die „Väter“ von Asterix, würden mit ihrem Comic Geschichtsverfälschung betreiben (zumindest hätte ich das nicht mitbekommen). Heute wäre das vermutlich eher möglich, wenn ein selbsternannter Experte den Wunsch hegte, seine Nase in eine Fernsehkamera zu halten oder in den Zeitungen groß rauszukommen. Andererseits war Asterix da auch das genaue Gegenteil, denn um alle Anspielungen zu verstehen, musste man die „echte“ Geschichte einigermaßen kennen, etwa wenn Gaius Julius Cäsar seinen Ziehsohn Brutus ermahnt, er solle nicht ständig mit dem Messer herumspielen oder er ihn mit den Worten „Et tu, quoque fili Brute.“ dazu auffordert, in den Applaus der Massen einzustimmen (beides Anspielungen auf die Verschwörung, Cäsar zu ermorden).

Lucky Luke - bei AMAZON.de
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Ein weiterer Held war und ist LUCKY LUKE, auch wenn ich sonst kein sonderlicher Western-Fan bin. Seit ich lesen kann, frage ich mich, wie wohl die Melodie von „I’m a poor lonesome Cowboy“, das Lied, das Luke immer am Ende jeder Geschichte singt, geht. Ich habe es bis heute nicht herausgefunden. Und ich war entsetzt, als ich herausfand, dass die Franzosen seinen Namen „Lüki Lück“ aussprechen. Das klingt irgendwie wie der kleine Bruder von Ingolf Lück. Nicht dass das was schlechtes wäre, aber der Name ist Englisch. Sollte man ihn dann nicht auch so aussprechen? Offenbar brechen sich aber nur die Deutschen lieber die Zunge ab, um Eigennamen in den Sprachregeln des jeweiligen Herkunftslandes auszusprechen, als den Namen falsch auszusprechen.

Tim und Struppi: Flug 714 nach Sydney - bei AMAZON.de
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Natürlich nicht zu vergessen: TIM UND STRUPPI, denen ich in diesem Blog schon eine ganze Artikelreihe gewidmet habe. Der furchtlose Reporter weckte in mir den Wunsch, auch etwas in der Art zu machen. Ein bisschen „reingeschnuppert“ habe ich dann in den Bereich „Journalismus“ – aber nur, indem ich an der Schülerzeitung mitgearbeitet habe. Die Frage nach meinem Lieblingsband von Tims Abenteuern ist nicht ganz einfach zu beantworten, eigentlich sind es mehrere. Müsste ich mich aber definitiv für eins entscheiden, so wäre das „Flug 714 nach Sydney“ (auch wenn ich sonst eher die doppelbändigen Abenteuer vorziehe). Der Grund ist sehr persönlich: das Album bekam ich, als ich krank war und im Bett lag. Gleichzeitig verlor ich noch dazu einen Milchzahn. Ich habe die Geschichte immer und immer wieder gelesen, dadurch ist sie mir besonders gegenwärtig geblieben.

Durch diese Comichelden habe ich einen Teil des Ansporns erfahren, eigene Geschichten zu entwickeln. Ich möchte ihn als den positiven Teil der Inspiration bezeichnen, denn es gab auch einen negativen Teil. Der positive Teil motivierte mich, mir zu sagen: „Solche Geschichten möchte ich auch schreiben.“ Der negative Teil brachte mich zu den Gedanken: „So gefällt mir das nicht – ich möchte andere Geschichten!“ Darüber habe ich schon mal vor vier Jahren einen kleinen Artikel geschrieben, es geht um das Disneyversum, dessen Eindrücke bei mir nicht immer positiv waren. Diese Eindrücke können Sie hier nachlesen.

YPS Nr. 201 / (c) by Gruner & Jahr
YPS Nr. 201 / (c) by Gruner & Jahr

Ich habe nachgerechnet und es war Sommer 1979, als ich in den Ferien Bekanntschaft mit einer Zeitschrift machen durfte, die mich danach einige Jahre begleitete: YPS. Es war die Ausgabe Nr. 201, ich hatte damit das Jubiläum um eine Woche verpasst, aber das machte nichts. Das Konzept dieser Zeitschrift traf genau meinen Nerv, neben Comics auch von meinen Kindheitshelden gab es das wöchentliche „Gimmick“, eine Beilage, mit der man sich in den meisten Fällen genau auseinandersetzen musste. Oft wurde dem Leser damit irgendetwas Nahe gebracht, das mit Naturwissenschaften zu tun hatte oder sein Augenmerk auf etwas gerichtet, zum Beispiel wenn ein Zaubertrick erklärt wurde. Ich – und Millionen andere – fand das sehr spannend. Irgendwann habe ich zwar aufgehört, die Zeitschrift zu lesen, würde es aber immer noch spannend finden. Leider scheint sich das Konzept mittlerweile überlebt zu haben, YPS wurde vor ein paar Jahren eingestellt. Ein Neustart unter der Regie von Ehapa (die eigentlich die Disney-Produkte und Asterix herausbringen) brachte auch nicht den gewünschten Erfolg. Auch über YPS und seinen Einfluss auf mich habe ich vor vier Jahren schon einmal einen Artikel geschrieben, der etwas ausführlicher ist als dieser Absatz. Sie finden ihn an dieser Stelle. Die Eindrücke von YPS wirken noch nach, in den Blogs des Projekts sind sie unter anderem an den Tagen zu merken, an denen bestimmte Artikel erscheinen – sie sind an den Wochentagen orientiert, an denen das neue Heft erschien (auch wenn diese hin und wieder mal wechselten).

Damit zurück zu meiner Bibliothek. Als ich klein war, konnte ich es kaum erwarten, endlich lesen und schreiben lernen zu können. Lesen wollte ich unbedingt selber können, um mich mit den vielen Büchern, die es so gab, beschäftigen zu können. Und schreiben, damit ich meiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Zwar zeichnete ich schon sehr viel vor der Schule (Bildergeschichten ohne Text), aber ich wollte mir Geschichten ausdenken und sie aufschreiben, damit andere sie lesen können. Das Zeichnen habe ich noch lange Zeit weiter verfolgt, aber so wirklich ein Talent von mir war es nicht. Aber Geschichten schreiben, das ging dann schon besser. Man sagt, wer schreibt, der muss auch viel lesen, und das beherzigte ich, ohne diesen Spruch zu kennen. Schon immer war es sehr durchmischt, was ich las, von Jugendbüchern (wie etwa „Die drei ???“) bis zu Wissensbüchern. Und natürlich dem ersten Jugendlexikon, das ich geschenkt bekam. Schließlich bekam ich sogar eine eigene Schreibmaschine, nachdem ich die meiner Großeltern ständig belagerte. Und so entstanden die ersten Geschichten – in leserlicher Form. Das kam mir noch zu gute, denn schließlich arbeitete ich an der Schülerzeitung meiner Schule mit.

Inspiration für eigene Geschichten fand ich in meiner unmittelbaren Umgebung. Geboren bin ich zwar in Diez, aber im Alter von zwei Jahren kam ich an den Bodensee, genauer gesagt, nach Überlingen. Und das hat sich bei mir festgesetzt, das ist meine Heimat. Eine Stadt, nicht zu groß, mit viel grün und dem Bodensee. An unzähligen Nachmittagen bei vielen Streifzügen in die Umgebung entstanden die Grundlagen und ersten Versionen von Geschichten, die sehr viel später in ganz anderer Form zu Papier gebracht werden sollten, sei es als Science Fiction oder als Science Fantasy.

Wenn ich doch nur gewusst hätte, was sich aus so manchen Dingen einmal entwickeln würde… In den Sommern beispielsweise war ich Dauergast im „Strandbad West“ oder „Westbad“ in Überlingen. Fasziniert vom Element Wasser brachte ich mir selbst mit Hilfe einer anderen Jugendzeitschrift das Schnorcheln bei und stellte mir vor, wie das wohl ist, mit „richtigem“ Gerät zu tauchen. Die Faszination verließ mich nie, aber wie ich sagte, ich konnte damals weder ahnen, dass ich irgendwann die Chance bekommen würde, das Gerätetauchen wirklich auszuprobieren, noch absehen, was sich daraus entwickeln würde.

„To dream the impossible Dream…
To reach the unreachable Star…
This my Quest!
I follow that Star!
No matter how hopeless.
No matter how far.“
(Joe Darion: „The Impossible Dream“ from the Musical „The Man of LaMancha“)

So sehr ich in meinem Leben etwas machen wollte, bei dem ich meine Kreativität ausspielen konnte, so wusste ich doch, dass ich (zumindest vorerst) auch etwas tun musste, von dem ich leben kann. Verschiedene Interessen entwickelte ich neben dem Schreiben. Da wir in meiner Kindheit nahe am Krankenhaus wohnten und immer mitbekamen, wenn dort der Rettungshubschrauber landete, flammte in mir für eine gewisse Zeit der Wunsch auf, zum Rettungsdienst zu gehen. Aber wie das so ist in der Kindheit, Berufswünsche kommen und gehen, und so geriet der bald in den Hintergrund. Aber Computer programmieren, das konnte ich richtig gut. Das war etwas, wo ich meine Kreativität ausspielen konnte. Und obwohl ich nie das besondere Genie in Mathematik war, stellte sich so langsam heraus, dass mir auch das Kaufmännische lag, so wie die Physik und Sprachen. Letzteres kam mir besonders zugute, als ich anfing, Freundschaften rund um den Globus zu schließen über eine Jugendorganisation aus Finnland. Ein paar der Freundschaften von damals bestehen heute immer noch, und diese Menschen sind quasi zusammen mit mir durch die verschiedensten Phasen des Lebens gegangen, und ich mit ihnen.

Das nächste war, wie schon gesagt, die Berufswahl. Ich versucht, im Computersektor Fuß zu fassen, was mir nicht ganz gelang. Computer, das bedeutete schon wieder Mathematik. Beim Programmieren hatte ich bis dahin meine latente Matheschwäche durch meine Kreativität ausgleichen können, doch im Berufsleben reichte das nicht mehr. Meine Kreativität verlangte ab und zu eine Pause zu machen. Das konnte ich im Büro nicht, genauso wenig wie ich auf Knopfdruck kreativ sein konnte. Datenverarbeitungskaufmann hatte ich werden wollen, den Ausbildungsplatz hatte ich erst auf den zweiten Anlauf bekommen. Dann musste ich erkennen, dass es ein Irrweg war, zumindest auf diese Weise. Aber was sollte ich stattdessen tun. Ich hatte eine Idee, die eine Art „kreative Pause“ im Berufsleben bedeuten würde: Ich musste den Zivildienst noch machen. Da ich über eine Freundin Kontakt zum Roten Kreuz bekommen hatte, wollte ich mir das mal ansehen. Naturwissenschaften, darunter auch die Medizin, hatte ich ja auch schon immer spannend gefunden, vielleicht würde ich hier fündig werden.

Allein mein damaliger Chef war nicht begeistert. Er hielt mir eine Standpauke, ich hätte eine „Identitätskrise“ und solle mir das nochmal überlegen. Mit seiner Rede hatte er das genau Gegenteil von dem erreicht, was er erreichen wollte. Wenn überhaupt, dann hätte ich jemanden gebraucht, der mich und meine Bedenken ernst nimmt. Mein Chef hingegen hatte mich wie einen dummen Schuljungen behandelt, der keine Ahnung hat. Und ich hasse es, wenn ich nicht ernst genommen werde. Ich war zwar erst 20, aber ich hatte mir sehr wohl sehr genaue Gedanken gemacht. Die Ignoranz, mit der dies weg gewischt wurde, machte mir meine Kündigung umso einfacher. Es war sowieso paradox, erst wollte man mich nicht einstellen – und dann wollte man mich nicht gehen lassen? Obwohl ich oben von „Irrweg“ sprach, so stellte sich im Nachhinein heraus, dass es kein Fehler gewesen war, diesen Weg einzuschlagen. Zwar mag dieser Beruf nichts für mich gewesen sein, aber dadurch lernte ich Programmieren und den Umgang mit Computern und ihrer Software. Heute kommt mir das zugute, gerade bei der Gestaltung der Webseiten von meinen Projekten.

„Maskenball! Kunterbunter Mummenschanz!
Maskenball! Niemand ist der, für den ihn alle halten!“
(Andrew Lloyd Webber: „Maskenball (Masquerade)“ aus dem Musical „Das Phantom der Oper“)

Ich ging also in den Zivildienst, den ich beim Rettungsdienst ableistete. Ein Beruf, der nicht einfach ist, vor allem nicht in diesen Zeiten, aber es war etwas, das mich schon immer fasziniert hat. Ein glückliches Geschick verhalf mir dann dazu, die Ausbildung in dem erst relativ kurz zuvor neu geschaffenen Berufsbild „Rettungsassistent“ machen zu können. Meine Karriere verlief recht wechselhaft, auch wenn ich auf diese Weise einige wertvolle Erfahrungen sammeln konnte, hätte manches nicht sein müssen. Manches Mal war es einfach nur ein Kampf.

Aber auf der anderen Seite habe ich durch diesem Beruf die Bekanntschaft von Menschen machen dürfen, die mir mittlerweile sehr teuer geworden sind.  Und auch einige von ihnen begleiten mich mittlerweile eine lange Zeit.

Meine andere Leidenschaft, das Schreiben, habe ich dabei immer weiter betrieben. Im August 1985 formulierte ich den ersten Satz von etwas, das mich seither nicht mehr so wirklich loslassen würde, auch wenn ich es mehrfach änderte und neu schrieb. Ich hatte dabei eine große Idee im Kopf, von der ich lange Zeit nicht wusste, wie ich sie umsetzen sollte. Doch meine Leidenschaft für „Star Trek“, die wieder entflammt war, nachdem ich ausgerechnet den so gescholtenen Film „Star Trek 5 – Am Rande des Universums“ gesehen hatte, sollte mir hier helfen. Natürlich kaufte ich mir den einen oder anderen Fanartikel. Dabei war ein Kochbuch, das mich neugierig gemacht hatte, „Rezepte durch Raum und Zeit“. Herausgegeben worden war das Buch von einem Fanclub, der einer internationalen Fan-Organisation angehörte. Diese Organisation hatte Niederlassungen in vielen Ländern über die ganze Erde verteilt. Das Konzept gefiel mir, denn die Clubs aus den verschiedenen Orten hatten sich sozialen Projekten verschrieben, kamen zu überregionalen Treffs und brachten teilweise auch Fan-Fiction heraus. In dem Kochbuch fand sich ein Formular, dass man sich bei der Organsation anmelden konnte. Ich tat das – und siehe da, der deutsche Club war bei mir in relativer Nähe, in Tübingen. Sie nannten – und nennen – sich USS EUROPE. Ich fand neue Freunde, sehr viel Kreativität – und lernte meine erste Freundin kennen.

Dann ging ich auf eine Star-Trek-Convention und kam dort in Kontakt mit einer Live-Rollenspiel-Gruppe aus München. Wieder etwas, das ich spannend fand, den Rollenspiele kannte ich schon vorher – allerdings in Bücherform, und dass man sie an einem Tisch spielte. Live-Rollenspiel bedeutete, sich eine Rolle wirklich zu eigen zu machen und die Figur, die man darstellte, entsprechend auszurüsten. Es war eine sehr spannende Zeit. Beim Rollenspiel, also wenn man spontan „jemand anders“ darstellen muss, erfährt man sehr viel über sich selbst. Und nach der Science Fiction war ich auch bei ein paar Fantasy-Spielen. Und nein, das sind keine Verrückten, nur sehr kreative Menschen, die ab und zu mal eine „Auszeit vom ‚Ich'“ nehmen, was sehr entspannend sein kann.

Die Impulse, die ich in der Zeit erfuhr, gaben meinen eigenen Ideen und dem eigenen Projekt, das ich weiter aufzubauen versuchte, neuen Auftrieb. Das Projekt hatte ich schon 1987 begonnen mit ein paar Freunden zusammen, wir wollten einen Film machen und fingen auch mit Dreharbeiten an – damals noch auf Super 8. Doch die Zeit war leider denkbar schlecht, denn Ende der 1980er Jahre war für uns die Zeit des Schulendes, Schulwechsels, des Beginns von Ausbildung und Studium. Mein damaliger Freundeskreis brach auseinander und der Film wurde nicht fertig gestellt. Das Filmen als Hobby blieb mir aber erhalten. Mit der EUROPE gab es schließlich einen neuen Film, bei der Rollenspielgruppe wirkte ich sogar in insgesamt sechs mit. Doch nach zehn Jahren trennten sich meine Wege von der Gruppe, was einen persönlichen Hintergrund hatte. Nichtsdestotrotz, es war eine tolle Zeit und ich habe auch hier wieder viele neue, interessante Menschen kennenlernen dürfen.

Durch meine Arbeit für die Gruppe konnte ich meinen Schreibstil weiter ausbauen. Carsten, der an diesem Blog ebenfalls mitschreibt, und den ich dort kennenlernen durfte, empfahl mir das eine oder ander Buch dazu, was mir sehr geholfen hat. Nachdem er ein eigenes Projekt auf die Beine gestellt hatte, wurde ich zeitenweise zum „Rust-Ausflugs-Beauftragten“ ernannt. Das hatte damit etwas zu tun, dass ich seit Anfang der 1990er Jahre ein regelmäßiger Besucher des Europa-Parks in Rust bin. Der Park fasziniert mich immer wieder und meine Begeisterung sorgte sogar dafür, dass 2005 der Grundstein für die „ErlebnisPostille“ gelegt wurde. Es ist einer der Orte, von dem ich mich immer wieder gern inspirieren lasse, und wenn Sie meine Geschichten aufmerksam lesen, werden Sie feststellen, dass ich dort die eine oder andere Anspielung versteckt habe. Oder zum Beispiel, dass in den Blogs vom „Phantastischen Projekt“ die „getimten“ Artikel immer um 9.00 Uhr früh erscheinen, hängt auch mit dem Europa-Park zusammen: um 9.00 Uhr öffnet er in der Hauptsaison seine Pforten. Ja, es ist schon besonderes Verhältnis zum Europa-Park.  Aber das ist eine andere Geschichte und soll an einem anderen Ort erzählt werden.

“Was für merkwürdige Dinge erlebt man doch auf Reisen, und wie viel gescheiter wäre es, man bliebe daheim!”
Voltaire

August 1979
August 1979

In der „ErlebnisPostille“ geht es aber nicht ausschließlich nur um den Europa-Park, sondern um das Erleben und Reisen an sich. Gereist bin ich auch schon immer gern, egal, ob es sich um Tagesausflüge oder einen Urlaub handelt. Ich fand es interessant, neue Orte und Kulturen kennenzulernen, auch wenn ich den „absoluten“ Lieblingsort (vom Europa-Park mal abgesehen) bisher noch nicht gefunden habe. Allein in der Bodensee-Region gibt es sehr viel zu sehen. Wegen meiner Begeisterung bekam ich zum 9. Geburtstag den ersten Fotoapparat, eine so genannte „Pocket Kamera“ geschenkt. Ein für heutige Verhältnisse einfaches Gerät, aber es genügte mir. Von da an war die Kamera mein ständiger Reisebegleiter, auch wenn sie irgendwann den Geist aufgab (was Kameras der einfachen Machart von Zeit zu Zeit zu tun pflegen, vor allem, wenn sie ständig in irgendwelchen Taschen mitgenommen wurden) und dann ein Nachfolger hermusste. Meine (jeweils aktuelle) Kamera begleitete mich quer durch die Republik, vom Bodensee bis an die Nordsee, nach Österreich, in die Schweiz, Frankreich… und so weiter. Reisen kann ebenfalls sehr inspirierend sein, auch der Vorgang des „Reisens an sich“, also des Fortbewegen von einem Ort zum andern. Ich bin eigentlich immer ganz gern mit dem Zug gefahren, aber heute komme ich kaum noch dazu. Wenn man mal davon absieht, dass ich zurzeit in einer Stadt wohne, die man mit Gewalt vom Eisenbahn-Netz abgetrennt hat und mit „Zugfahren“ hier nicht mehr sehr viel los ist.

Einen weiteren spannenden Ort durfte ich Mitte der 1990er Jahre entdecken, diesmal allerdings in den Niederlanden. Ich hatte von der Ferienparkkette „Center Parcs“ erfahren, deren Name daher kommt, dass es sich um Bungalowparks handelt, die rund um ein Zentrum angeordnet sind. In dem Zentrum hat jeder Park sein eigenes Schwimmbad, zu dem man während des gesamten Aufenthalts kostenlosen Zutritt hat. Für jemanden wie mich ideal – und für meine damalige Freundin ebenso, also statteten wir dem Park „Het Heijderbos“ nahe der Niederländisch-Deutschen Grenze einen Besuch ab. Auch das war ein Besuch, der einiges nach sich zog und schließlich zu einer weiteren Webseite des „Phantastischen Projekts“ führte. Aber auch das ist eine ganz andere Geschichte und soll an einem anderen Ort erzählt werden.

Dann hatte das neue Jahrtausend begonnen. Die Computer sind wider alle Panikmache nicht am 01.01.2000 abgestürzt, um die Welt in ein Chaos zu stürzen, nein, es ging munter weiter. 2000 wurde ich 30, und offenbar hatte das Schicksal / das Leben / wer auch immer beschlossen, mir das vor Augen zu führen. Als ich am morgen meines 30. Geburtstag aufwachte, war alles noch normal. Dann richtete ich mich auf – mein Rücken knackste. Au! Ich ließ die Beine aus dem Bett hängen – meine Hüfte knackste. Au! Dann stand ich auf – mein Knie knackste. Au! Drei „Knackser“, bis ich aufgestanden war, einer für jedes Jahrzehnt. Ich fing kurz nach der Jahrtausendwende mit dem Schreiben des ersten Blogs an (Sie lesen gerade darin) und brachte meine ersten beiden Bücher heraus, mit denen ich versuchte, das Konzept, das ich schon seit Jahren im Kopf entworfen hatte, teilweise zu verwirklichen. Sie waren nach den Filmen der Rollenspielgruppe geschrieben und ich versucht, eine übergreifende Rahmenhandlung einzubauen. Leider hatte sich das alles erledigt, als ich mich von der Gruppe trennte. Aber das eigene Konzept, das nahm schließlich Formen an, und so erschien der erste Science-Fantasy-Roman, der die Grundlagen für dieses neue Universum bilden sollte. In der zweiten Auflage schließlich hatte er die Form, die mir gefiel und in der er bleiben konnte. Diese Roman-Reihe sollte hin zu den Science-Fiction-Geschichten führen, die ich zuvor schon geschrieben hatte.

„Sapere aude!“ – Horaz

Last but not least wollte ich das alles irgendwie zusammenbringen, denn wie man sieht, hängt auch alles irgendwie zusammen. So eine Art „Dach“ über das ganze, damit sich die Leser einen Überblick verschaffen können. Doch zwischen 2006 und 2008 verlief mein Leben ein wenig turbulent, ganz besonders 2007. Dafür begannen 2008 einige Entwicklungen, die sich später positiv Auswirken sollten. Ich fand endlich das „Dach“, nach dem ich gesucht hatte, die Webseite vom „Phantastischen Projekt„. Angefangen hatte es mit einer einfachen Seite bei AOL (der „Basis Atlantis“), dann enstanden nacheinander „Star Command“ und „Astrocohors„, dann die ganzen anderen Seiten. Und 2008 die Übersicht.

Außerdem führte eine Reise Ende des Jahres nach Ägypten, El Gouna, um genau zu sein. Auf eine ziemlich spontane Idee meiner Reisebegleiterin hin machten wir einen „kleinen Tauchschein“ an der Tauchbasis unseres Hotels. Und auch das zog ganz schön was nach sich, das wir damals noch gar nicht so überblicken konnten. Mit dem Tauchschein hatte ich mir einen Wunsch erfüllt, den ich im Grunde schon lange hatte. Aber auch das ist eine andere Geschichte, und soll an einem anderen Ort erzählt werden.

Facebook
Facebook

Das neue Hobby brachte ganz neue Freundschaften mit sich, die ich heute auch nicht mehr missen möchte. Es brachte unheimlich Bewegung in mein Leben. Wiederum neue Inspiration.

Und heute werde ich 40.

Jetzt, da ich zurückblicke, kann ich tatsächlich sagen, dass ich alles das gebrauchen kann, was ich mal gelernt habe, das Programmieren, das Fotografieren, das Filmen, Schreiben, Kreativ sein, die Notfallmedizin… Neue Herausforderungen warten auf mich, und ich bin schon ganz gespannt. Zurückblickend würde ich sagen, dass es nicht immer einfach war, aber irgendwie möchte ich es auch nicht anders haben. Ich weiß nicht, ob eine persönliche „alternative Zeitlinie“ so viel besser wäre als das, was ich jetzt habe.

Außerdem sagt Facebook, dass ich mindestens 4 Menschen gefalle. Das ist doch auch schon mal was. 🙂

1. August – Jahreskreis einer neuen Mythologie beginnt

Die Zeiten ändern sich – und wir ändern uns mit ihnen… Ganz früher beobachtete man den Jahreskreislauf genau und beging eine Reihe von Jahrestagen, die einen auf die kommende Zeit einstimmten. Eingepasst waren diese Tage in eine Mythologie von Göttern, die erklärte, warum die Sonne schwächer wird und zu sterben scheint, bevor sie ihre alte Stärke wieder erreicht.

Doch im Lauf der Jahre und Jahrhunderte und durch verschiedene Ereignisse wie etwa die Christianisierung Europas, wurde das alles verwischt. Es gibt noch Jahrestage, aber diese sind teilweise von ihrer ursprünglichen Bedeutung völlig abgehaben. Mal ganz davon abgesehen, dass solche Dinge wie „Ernte“ für die meisten Menschen nicht mehr so im Leben präsent sind, wie noch vor 100 Jahren.

Vor einiger Zeit hatte ich mal den Gedanken, wie wäre es denn, wenn man den Jahreszyklus einer neuen Mythologie verknüpft? Vielleicht meldet sich da bei mir der bei offenbar jedem Menschen vorhandene Sinn, eine gewisse Ordnung und Regelmäßigkeit in den Dingen des Lebens zu sehen (sehen zu wollen), aber der Gedanke erschien mir passend. Und ich dachte, dieses Jahr probiere ich es einfach mal aus. Mal sehen, was daraus entsteht. Und als Mythologie, die den Jahrszyklus begleiten soll, habe ich „Star Wars“ erwählt. Das hat mehrere Gründe, natürlich ist „Star Wars“ eine moderne Mythologie, es ist in mehreren großen Episoden erzählt und enthält die Punkte, die wir zum Jahreszyklus brauchen. Und beginnen wollen wir heute. Wer das Experiment des neuen Jahreskreises mit mir unternehmen möchte, der kann sich heute Abend die DVD der Episode 1 von „Star Wars“ in den DVD-Player tun und der Zeit gedenken, die gerade angefangen hat. Mal sehen, was daraus wird.

1. August – Die dunkle Bedrohung

Der erste August war früher der Tag, an der Beginn der Zeit der Ernte begangen wurde. Der längste Tag des Jahres (Midsommer) war schon vorbei und die Nächte wurden länger und die Tage kürzer. Die Dunkelheit nahm zu. Doch noch waren die Tage länger als die Nächte.

Das spiegelt sich auch in „Star Wars – Episode 1: Die dunkle Bedrohung“ wieder. Die Dunkelheit ist bereits da, aber noch nicht ganz sichtbar. Nur erste Handlanger wie Darth Maul oder die Handelsföderation treten hervor. Noch ist das Licht aber stark genug, repräsentiert durch die Jedi und die willensstarke Königin Amidala. Zweifel bleiben jedoch zum Schluss – wird die Dunkelheit in Form der Sith wieder an Macht gewinnen? Aber Hoffnung gibt es auch: Anakin Skywalker, der der Macht das Gleichgewicht wiedergeben soll. Eine zweifelhafte Hoffnung allerdings, da einige Jedi in ihm auch eine Gefahr sehen. Zudem ist deutlich zu sehen, dass die Republik, eigentlich ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit, in ernsthaften Schwierigkeiten steckt.

So gehen wir dem nächsten Jahrestag entgegen, während schleichend die Dunkelheit mächtiger wird…

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STAR COMMAND läuft ab sofort auf WordPress 3.0

Puh, und was war das für ein Kampf… am Anfang schien alles gut zu gehen, bis plötzlich dieser „error 500 internal server error“ auftauchte und gar nichts mehr ging. Eine kleine Suche war nötig, doch dann wurde des Rätsels Lösung gefunden, die zwar für WP 2.8 konzipiert wurde, hier aber auch funktioniert hat.

Falls also jemand da draußen auch Probleme hat mit einem „error 500“, nachdem er auf WP 3.0 aufgerüstet hat, das Aufspielen einer .htaccess mit dem Inhalt, der in diesem Forumsbeitrag hier erklärt wird, brachte Abhilfe. Warum auch immer. Aber egal, Hauptsache, es funktioniert.

Und noch ein kleiner Beitrag zum Eurovision Song Contest 2010

Die Macher vom Eurovision Song Contest 2010 in Oslo hatten sich eine ganze Menge einfallen lassen, mit einer ganzen Menge guter Ideen. Deswegen hier noch ein kleiner Nachtrag, das Video vom Flashmob. Hat mir auch gefallen.

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Ein kleiner Beitrag zum Eurovision Song Contest 2010

Aus gegebenem Anlass und damit hier mal wieder ein Artikel erscheint… ein kleines Video zum Eurovision Song Contest:

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„112 – Sie retten Dein Leben“ – und ich hatte doch Recht, ätsch!

Vor einiger Zeit habe ich mal eine Artikelreihe über die damals gestartete „Daily Soap“ mit dem Titel „112 – Sie retten Dein Leben“ geschrieben und mir dafür auch harsche Kritik eingefangen. Unter anderem weil ich die Serie unter realistischen Gesichtspunkten kritisiert habe und feststellte, dass „112“ nichts, aber auch gar nichts mit den täglichen Einsätzen im Rettungsdienst zu tun hat (Anmerkung: Ich bin Rettungsassistent und arbeite seit fast 20 Jahren im Rettungsdienst). Ich hatte dabei eingeschränkt, dass mir klar sei, dass die Serie das „wahre Leben“ nicht 1 : 1 abbilden konnte, immerhin sei es Fernsehen, aber dermaßen an den Haaren herbeigezogen und nur auf plumpe Action bedacht war einfach nur dämlich. Mal ganz davon abgesehen, dass ich fürchtete, dass eine solche Serie geeignet sei, das Bild vom Rettungsdienst in der Öffentlichkeit sehr zu verzerren, was sich für uns (die Mitarbeiter im Rettungsdienst) als kontraproduktiv herausstellen könnte.

Ein Beispiel: Seit der Einführung des Berufsbildes „Rettungsassistent“ wird darum gestritten, diese Ausbildung auf 3 Jahre (bislang 2 Jahre) zu verlängern und den Rettungsassistenten mehr Kompetenz im Einsatz zuzugestehen, zum Beispiel dass sie Venenzugänge legen und bestimmte Medikamente verabreichen dürfen. Wer aber „112“ anschaut, bekommt dort den Eindruck vermittelt, die Rettungsassistenten dürften das schon lang, denn die dort gezeigte „Paramedic“ (die ich aufgrund der Tatsache, dass sie munter Medikamente spritzt, auch schon fälscherlicherweise für eine Notärztin gehalten habe) macht es ja ständig. Was regen sich die „echten“ Rettungsassistenten also auf? Es gibt doch gar keinen Grund. Sowas kann die wichtige und wertvolle Diskussion beschädigen, wenn die Bevölkerung nicht weiß, worum es geht. Denn letztlich sind wir ja für die Bevölkerung da.

Im Gegenteil, führte ich an, genau dieser Konflikt wäre ja ideal, um ihn in einer Serie zu behandeln. Doch da verließen sich die „Macher“ lieber auf eine altbekannte Rezeptur: Krach, Bumm, Bäng, gemischt mit ein bisschen „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“. Das Konzept ging nicht auf, „112“ wurde wieder eingestellt (wer nachlesen möchte, meine Artikel finden sich hier: Artikel 1, Artikel 2, Artikel 3, Artikel 4).

Warum ich jetzt nochmal darauf zurückkomme? Wie ich schon erwähnte, war mein Argument unter anderen, dass eine solche Serie ein völlig falsches Bild vom Rettungsdienst, seiner Arbeit und den Notfällen vermittelt. Das könne man so nicht gelten lassen, wurde mir entgegen gehalten, das sei ja Fernsehen, und die Leute wissen das. Wissen sie das wirklich? Die „Zeit“-Autorin Magdalena Hamm hat einen Artikel zum Thema „Medizin im Fernsehen“ verfasst, der eine amerikanische Studie präsentiert, die zum gleichen Ergebnis kommt. Zwar geht es hierbei um Arztserien generell (wie „er – emergency room“, „Dr. House“ oder „Grey’s Anatomy“), das Credo ist aber das gleiche: So sehr man auch betont, der Zuschauer könne sehr wohl Fernsehen und Realität auseinander halten, ist es nicht so ganz richtig. Vielseher werden durch das im Fernsehen gesehene unterschwellig geprägt, es ihren Fernsehhelden unter Umständen nachzumachen. Man nennt das „Kultivierungshypothese“. Das erklärt auch, warum gewisse Berufe so romantisch verklärt sind, wie etwa der der Krankenschwester. Gerade in deutschen Serien wird hier gern das Bild vom „helfenden Engel“ bemüht, der ständig für seine Patienten da ist. Und die Patienten erwarten das im echten Leben auch. Allein das geht nicht, irgendwann muss man einfach mal Feierabend haben, sonst sitzt man binnen kürzester Zeit in der Psychiatrie.

Deswegen an dieser Stelle an die Kritiker meiner Kritik – und alle, die es generell interessiert – eine Leseempfehlung: Zeit Online, „Alle hören auf Dr. House – Was Wissenschaftler von Arztserien im TV halten„, erschienen am 30. März 2010.

Die April-Scherze des Tages

In dem Moment, da dieser Beitrag veröffentlicht wird, ist es nur noch eine Minute bis Mitternacht – und der 1. April geht nur noch eine Minute. Deswegen kann ich hier nun meine persönliche Hitliste der heutigen Aprilscherze veröffentlichen, die so durchs Internet geisterten, weil der „Scherztag“ selbst ja fast vorüber ist. Und es erstaunt mich, was für ein Aufwand teilweise betrieben wurde.

  • Der Verkauf von NICHTLUSTIG und RUTHE.DE

Das ist der erste Scherz, auf den ich aufmerksam wurde, weil NICHTLUSTIG gleich um Mitternacht auf Facebook eine Ankündigung publizierte: Cartoonist Joscha Sauer müsse die Webseite an seinen Kollegen Ralf Ruthe verkaufen, aus finanziellen Gründen. Rief man www.nichtlustig.de auf, zeigte die Seite das Design von www.ruthe.de. Doch rief man dann www.ruthe.de auf, zeigte sich diese Seite im Desgin von NICHTLUSTIG und Ralf Ruthe erklärte, er müsse aus finanziellen Gründen seine Webseite an Joscha Sauer verkaufen. Eine geniale Idee und sehr schön umgesetzt. Erfordert sogar ein bisschen nachdenken, um hinter den Scherz zu kommen.

  • Thomas Knüwer geht zur WAZ

Dieser Aprilscherz erschien in meinen RSS-Feeds: „Warum ich zur WAZ gehe„, schreibt Thomas Knüwer auf „Indiskretion Ehrensache“ und legt dar, dass Bodo Hombach persönlich ihn nach einem WAZ-kritischen Beitrag kontaktiert habe und er jetzt Chefredakteur der gedruckten WAZ werde. Sollte sich diese Nachricht am 2. April als Wahrheit herausstellen, wär das allerdings ein noch viel größerer Aprilscherz.

  • Die Abschaltung des Internets auf „tagesschau.de“

Niemand geringeres als DIE Tagesschau vermeldet, dass die letzte zur Verfügung stehende IP-Adresse vergeben wurde. Da ein Computer eine solche Adresse braucht, um im Internet unterwegs zu sein, müsse man die System umstellen und werde deswegen ab Karfreitag Morgen für 24 Stunden das Internet abschalten. Dieser Scherz hat sogar eine Art pädagogischen Hintergrund, weil nochmal erklärt wird, was eine IP-Adresse ist. Ach ja, in einem Interview kommt Computerexperte Jörg Schieb zu Wort, der ein „Versagen auf breiter Basis“ sieht. Klickt man den in dem Interview angegebenen Link zum Thema „Upgraden“ an, landet man auf einer Seite, in der man über den Aprilscherz aufgeklärt wird.

  • Die neuen „Google Wave Notifications“

Dieser Scherz kommt von Google selbst und wurde mit ziemlichen Aufwand erstellt: Im offiziellen „Google Wave Blog“ wird über eine neue Funktion von „Google Wave“ berichtet. Ein Mitarbeiter von Google (Doktor Wave), ein Typ im Laborkittel, kommt persönlich vorbei und winkt, um anzuzeigen, dass man eine neue Mitteilung über Google Wave erhalten hat (was ein Wortspiel ist: „wave“ heißt im Englischen nicht nur „Welle“, sondern auch „winken“). In einemVideo wird gezeigt, wie „Doktor Wave“ eingerichtet wird und wie er funktioniert. Den Beitrag – leider nur in Englisch – muss man unbedingt lesen / anschauen, der ist genial.

  • Lena Mayer-Landrut darf nicht zum „Eurovision Song Contest“ nach Oslo

t-online wartet mit der Meldung auf, dass sich herausgestellt habe, dass das Siegerlied aus „Unser Star für Oslo“ ursprünglich von Ralph Siegel (!!) geschrieben worden sei und dieser nun seine Urheberrechte geltend mache. Deswegen sei es fraglich, ob Lena Mayer-Landrut beim Song Contest überhaupt auftreten darf.

  • Google Japan berichtet über eine Tastatur, die wie ein Schlagzeug angeordnet ist

Wenn diese englische Übersetzung der Webseite von Google Japan stimmt, dann geht es darum, dass eine Standard-Tastatur nicht genügend Tasten hat, um die vielen japanischen Schriftzeichen abzubilden, und dass man mit der „Schlagzeug-Tastatur“ dem angeblich abhelfen will.

  • Google kauft Island

Das Blog „Anmut und Demut“ hat sich hier ebenfalls viel Mühe gegeben: Der Bloghintergrund wurde mit der isländischen Flagge gestaltet und die Meldung verbreitet, dass Google den bankrotten Staat Island kauft, wegen der geschickten Lage zwischen Amerika und Europa und weil man mit Erdwärme die vielen Server betreiben könne, die Google so braucht.

  • Und nochmal Google: MeatView und FatWords

Google muss heute für einiges herhalten, aber sie machen es ja selber auch. In dem Fall aber ist es das Blog internetkapitäne.de, das über zwei neue Entwicklungen aus den Google Labs berichtet MeatView (bei dem man sich das Fleisch in Form von Kühen ansehen kann, bevor es auf dem Teller landet – ich hatte Angesichts der Überschrift schon gedacht, hier werden Bilder von sich am Strand räkelnden Damen gezeigt) und FatWords (Werbeanzeigen auf Hamburgern).

Noch ein Hinweis: Dies ist meine ganz persönliche Auswahl. Sollte jemand noch etwas dazu beitragen wollen, schreibt es in die Kommentare.

naja es geht schon besa!! is nicht sou prickelnt!!!

Nennt mich alt, aber als ich kürzlich auf einer Seite eines Sozialnetzwerks eine Anwendung einrichten wollte, stieß ich auf folgende Zeilen:

naja es geht schon besa!! is nicht sou prickelnt!!! andere sind echt um einiges bessa!! nehmt euch b******!! da is was drin…

Hierbei handelte es sich um eine „Kritik“ zu der Anwendung. Natürlich wollte ich, bevor ich sie selbst einrichte, wissen, was andere Mitglieder dazu sagen. Und das war der Moment, wo ich ehrlich und echt zu zweifeln begann. Ich habe mir dann erlaubt, das Profil der Dame – denn es war eine weibliche Schreiberin – anzusehen. 14 Jahre ist sie alt. Ich sehe ja schon über die Tatsache hinweg, dass die Großschreibung von Substantiven offenbar für sie genauso ein Fremdwort ist wie das Wort „Substantiv“. Oder auch dass man Worte ihres letzten Buchstabens beraubt („is“). Äh ja, und die nicht vorhandene Verwendung des Kommas. Ich wäre sogar bereit gewesen, einen gewissen Tippfehlerbonus zu geben. Aber dafür stecken in diesen 5 Sätzen einfach zu viele Dinge, die die deutsche Sprache so nicht kennt. Von der Tatsache, dass sie ihre Version des Wortes „besser“ gleich auf zwei verschiedene Arten falsch schreibt, und das gerade mal zwei Sätze auseinander.

Irgendjemand hat mal behauptet, dass man im Internet häufig gezwungen ist, sich schriftlich auszudrücken, würde Schriftssprache und Ausdrucksweise verbessern. Kann mir mal einer sagen, wo? Die junge Dame ist 14, das heißt, sie marschiert bereits auf ihren Schulabschluss zu, je nachdem welche Schule sie besucht, früher oder später. Und wenn ich sowas lese, wundert mich eigentlich auch das schlechte Abschneiden beim Pisa-Test nicht. Sprache unterliegt Wandel, das ist richtig. Aber wir sollten uns doch noch auf einen gemeinsamen Nenner einigen. Denn sonst weiß irgendwann niemand mehr, was der andere mit seinen geschriebenen Worten ausdrücken will. Woran mag es liegen? Bequemlichkeit? Mangelhafter Deutschunterricht? Oder nichts von beidem? Oder beides zusammen?