CSI: NY

„No one knows what it’s like to be the sad man… to be the bad man… behind blue eyes.“

(c) CBS
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Der Erfolg von „CSI: CRIME SCENE INVESTIGATION“ war ungebrochen und auch die zweite Serie „CSI: MIAMI“ lief mit Erfolg, als man beschloss, einen zweiten Ableger zu produzieren. Doch diesmal sollte die Serie in einer Stadt spielen, die im Gegensatz zu den relativ warmen Orten Las Vegas und Miami ganz andere Bedingungen bot: New York City. „CSI: NY“ war geboren. Als Titelmusik der neuen Reihe wurde wieder ein Stück von „The Who“ genommen: „Baba O’Riley“. Es war das erste Mal, dass die Titelmusik mehr als einen Satz enthält, was an der Struktur des Liedes liegt. Die Produzenten selbst wollten ursprünglich eigentlich auch „Behind Blue Eyes“ als Titelmusik, wurden aber von einem Studioboss überstimmt. Doch ab der Staffel 4 wurde das Titellied überarbeitet, so dass es mehr zu den anderen passte. Auch das Team von New York wurde erstmal in einer Einzelepisode der bestehenden Serien vorgestellt, diesmal bei „CSI: MIAMI“. In dieser Folge ist es Horatio Caine, der einem Verbrechen nach New York folgt. Die Premiere von „CSI: NY“ kam ein Jahr später. In Frankreich nennt man die Serie aus irgendwelchen Gründen „Les Experts: Manhattan“. Gut, dass der Haupttitel in „Les Experts“ geändert wurde, liegt daran, dass solche Serien-, Kinofilm- oder Buchtitel in Frankreich komplett in die Landessprache übersetzt werden müssen. Aber warum „Manhattan“ statt „New York“?

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Wie dem auch sei, die Produzenten wollten es diesmal wirklich ganz anders machen als zuvor: New York City liegt nördlich und ist damit keine Stadt, die das Jahr über hauptsächlich Sonne hat. Im Gegensatz zu Miami und Las Vegas gibt es hier einen richtigen Winter mit Schnee, was die Ermittler vor neue Herausforderungen stellt.  Und das CSI war nicht in einem modernen Gebäude untergebracht, sondern in einem älteren, mit dicken Mauern und Gewölbedecken. Da man aber fand, dass das doch zu dunkel wirkte, durfte das Labor in der zweiten Staffel umziehen. Die Stilmittel sind ebenfalls grundsätzlich die gleichen wie bei den beiden anderen Serien, doch auch bei „CSI: NY“ kam etwas neues dazu: die kleinen Rückblenden. Immer wenn eine Figur einen Bericht abliefert über eine Spur oder einen Gegenstand vom Tatort, wird eine – oft nur Sekunden kurze – Szene gezeigt, wie zuvor diese Spur oder der Gegenstand gefunden wurde.

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Übrigens gibt es im realen New York kein CSI, die Tatortermittler heißen dort „Crime Scene Unit“, abgekürzt „CSU“ [sprich: si ess ju, nicht tse ess uh, das ist die Partei]. Tatsächlich sieht man in einigen frühen Folgen der Serie auf manchen Unterlagen den Aufdruck „CSU“, das verschwand jedoch im Lauf der Zeit.

Das Team von „CSI: NY“ ist dasjenige unter den „CSI“-Serien, das am wenigsten Wechsel hatte, in der Laufzeit verließen nur zwei Hauptdarsteller die Reihe: Stella Bonasera, die nach New Orleans wechselte und Aiden Burn, die Beweise manipulieren wollte und entlassen wurde. Geleitet wurde das Team von Mac Taylor, dessen Frau im World Trade Center am 11. September 2001 starb, zum Team gehören Danny Messer, der Polizist Don Flack und Lindsay Monroe. Lindsay war der Ersatz für Aiden Burn. Ab der zweiten Staffel wechselte der Gerichtsmediziner Sheldon Hawkes zu den Ermittlern und der Laborant Adam Ross kam zur fünften Staffel mit ins Team. Nachdem Stella Bonasera gegangen war, wurde sie durch die ehemalige FBI-Agentin Josephine „Jo“ Danville ersetzt. Und nach Sheldons Wechsel wurde Doktor Sid Hammerback der neue Gerichtsmediziner, der auch eine Besonderheit hat: Eine Brille, die er am Bügel zwischen den Gläsern auseinander nehmen kann, dort befindet sich ein Magnetverschluss. Wer – so wie ich – eine Sehhilfe benötigt und Hammerbacks Brille kultig findet, möge Google oder eine andere Suchmaschine seiner Wahl bemühen: Man nennt sie CliC-Brillen.

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Die Drehbücher der Serie waren experimentierfreudiger als bei den anderen Reihen. Man dachte gern etwas größer und die Autoren liebten es, das Team Rätsel knacken zu lassen, wie etwa die Handlung um den Serientäter beim Fall „Zimmer 333“. Gern wurde auch mal ins Übernatürliche gewechselt und der „Hä?“-Effekt bis zum Äußersten ausgereizt. Folgenübergreifende Handlungsbögen gab es bei „CSI: NY“ ebenfalls von Anfang an, aber irgendwann fing es an, unübersichtlich zu werden, beziehungsweise, man bekam den Eindruck, dass Handlungsstränge einfach fallen gelassen wurden, während man andere irgendwie neu auflegte. So gibt es zum Beispiel in einer Folge einen Hinweis auf irische Terroristen, die wir nie wieder zu sehen bekommen. Mac Taylor beginnt eine Beziehung mit der Gerichtsmedizinerin Peyton Driscoll, die von einer Folge auf die andere (beziehungsweise zwischen zwei Staffeln) beendet wird. Und der T-Shirt-Mörder Shane Casey, der eigentlich im Gefängnis saß, kam plötzlich aus dem Nichts wieder zurück.

Noch mehr als bei den anderen Serien spielte die Politik stark in die Handlung rein, Vorgesetzte der New Yorker Polizei wurden fast ausnahmslos als machtbesessene Karrieristen dargestellt, die gern auch mal Verbrechen einem anderen Bezirk zuordneten, nur damit ihre Statistik schön aussieht. Richter stellten Durchsuchungsbeschlüsse auch mal nach eigenem Gutdünken aus, nur weil Mac Taylor ihnen in der Vergangenheit mal auf die Füße getreten war. Im ganzen wirkte das System sehr korrupt und verdorben und war keine sonderlich nette Darstellung der New Yorker Behörden.

Auch „CSI: NY“ ereilte das frühe Schicksal der Einstellung: Zwar war das mit Februar 2013 später als bei „CSI: Miami“, aber da die Serie auch später angefangen hatte, brachte sie es auf insgesamt nur 9 Staffeln. Die Zuschauerzahlen waren nie so hoch wie bei der Originalserie, sie pendelten am Anfang zwischen 12 und 14 Millionen im Durchschnitt einer Staffel herum. Die letzten drei Staffeln blieben bei rund 10 Millionen Zuschauern, was dem Studio offenbar nicht genug war.

Drüben im Blog „Erlebnis Nordamerika“ wird die Serie genauer behandelt, mit einer Episode pro Woche. Folgende Staffeln wurden dort bisher besprochen:

Mehr grundlegende Informationen über die Serie und das Team gibt es hier!

Immer die neueste Episodenrezension findet sich hier: http://bit.ly/CSIoNY

CSI: MIAMI

„We won’t get fooled again!“

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Nach dem großen Erfolg von „CSI: CRIME SCENE INVESTIGATION“ war sehr bald klar, dass das Studio versuchen würde, einen Ableger zu produzieren. Dieser Ableger sollte in einer anderen Stadt spielen und auch sonst noch ein paar Neuerungen haben. Als Ort der Handlung wurde Miami ausgewählt, weil es durch dessen spezielle Lage am Südzipfel von Florida in der Stadt viele kubanische Einwanderer gab und man so ganz andere Geschichten erzählen konnte, als etwa in Las Vegas. Noch dazu liegt Vegas in der Wüste, Miami aber am Meer. Und noch ein Stückchen Realität kam dazu: In Miami heißen die Tatortermittlungseinheiten nämlich tatsächlich „CSI“. Das neue Team wurde erstmals in einer Folge der regulären „CSI“-Serie vorgestellt, als Grissom eine Spur nach Miami verfolgt und mit den Ermittlern vor Ort zusammenarbeitet. Ein Jahr später war es dann soweit, die neue Serie startete unter dem Titel „CSI: MIAMI“, in Frankreich bekannt als „Les Experts: Miami“.

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Allerdings muss hier gleich noch gesagt werden, was für alle „CSI“-Serien gilt: der Großteil der Aufnahmen entsteht nicht vor Ort, sondern in Los Angeles. Innenaufnahmen entstehen meist im Studio, Außenaufnahmen an Orten, die sich optisch kaum von denen in der entsprechenden Stadt unterscheiden. Allerdings verbringen die Filmcrews tatsächlich auch einige Tage pro Staffel wirklich vor Ort und filmen einzelne Einstellung. Meistens ist dann zusammen mit den Ermittlern etwas im Bild, das der Zuschauer mit der Stadt verbindet (wie die Strandanlagen von Miami Beach, die Everglades oder die Wahrzeichen von New York). Alle anderen Aufnahmen, die man in den CSI-Serien sieht – vor allem die Helikopterflüge über die jeweilige Stadt – sind Archivaufnahmen. Wer aufmerksam zusieht, wird feststellen, dass sich manche Einstellungen auch mal genau wiederholen. So gibt es bei „CSI: Miami“ zum Beispiel eine Einstellung, die aus einem Hubschrauber gefilmt ist, der über die Everglades fliegt und dabei einen Alligator aufscheucht, der blitzschnell im Wasser verschwindet. Diese Szene wird in verschiedenen Folgen verwendet.

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Für die Titelmusik der Reihe wurde, wie auch beim Original, ein Ausschnitt aus einem Lied von „The Who“ verwendet: „Won’t get fooled again“. Auffällig ist hier der charakteristische Schrei, mit dem das Titellied eingeleitet wird.

Während man bei „CSI“ noch etwas zaghaft war mit den großen Handlungsbögen, schöpft „CSI: Miami“ von Anfang an aus den Vollen: der Leiter des Teams, Horatio Caine, hat vor einiger Zeit seinen Bruder verloren, der Undercover gearbeitet hat. Im Lauf der Serie stellt sich heraus, dass das nur ein Trick war, wodurch weitere Ereignisse in Gang gesetzt werden, die die Ermittler in einer besonderen Episode schließlich bis nach Rio de Janeiro in Brasilien bringen (die Folge wurde dort wirklich gedreht). Caine ist sowieso der herausstechendste Charakter dieser Serie und seine Eigenheiten mittlerweile Kult: Seine Angewohnheit, einen Satz zu unterbrechen, um sich die Sonnenbrille aufzusetzen, sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, seine Art, ständig ruhig zu agieren und nicht zuletzt die Anrede „Gentlemen…“, wenn er mit seinem Team spricht.

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Genauso eine Marke ist die Gerichtsmedizinerin Alexx Woods, die mit den Toten redet, wenn sie sie untersucht, ihr Mitgefühl ausdrückt oder sogar Fragen stellt. Zum Team gehören noch Calleigh Duquesne, die Waffenspezialistin, Eric „Delko“ Delektorsky, der Polizist Francis „Frank“ Tripp und am Anfang der Serie der mürrische Tim Speedle, genannt „Speed“. Dieser wurde allerdings zum Auftakt der dritten Staffel im Dienst erschossen. Für ihn rückte der junge Ryan Wolfe nach.

Die Stilmittel von „CSI: Miami“ waren grundsätzlich wie bei „CSI“, doch wurde noch etwas eigenes hinzugefügt: Caine verfügt über ein hervorragendes Auffassungsvermögen, und oft entdeckt die Kamera für den Zuschauer das, was Caine gerade sieht. Außerdem spielt die Serie – im Gegensatz zum Original – am Tag. Die Aufnahmen wurden zudem mit verschiedenen Filtern nachbearbeitet, so dass sich eine recht hohe Farbsättigung ergibt.

Wie schon erwähnt, gab es von Anfang an große Handlungsbögen, wobei sich „CSI: Miami“ eher auf die persönlichen Dramen konzentrierte: Caines Bruder, Ryan Wolfe, der spielsüchtig wird, Eric Delko, der angeschossen wird oder der gewalttätige Ex-Mann von Natalia Boa Vista, die seit der vierten Staffel zum Team gehört. Allerdings wurde in diesen Handlungsbögen sehr auf Dramatik gesetzt, was hin und wieder auch zu viel des Guten war oder auch mal durch einen Deus-ex-Machina aufgelöst wurde. Eric Delko findet beispielsweise im Verlauf der Serie heraus, dass er nicht in Miami geboren wurde, wie seine Mutter immer behauptet hat, sondern in Kuba. Damit wird er zum illegalen Einwanderer. Gelöst wird die Situation dadurch, dass das CSI-Team herausfindent, dass Erics leiblicher Vater selbst kein Kubaner ist, sondern in den USA geboren wurde. Er kam als Untergrundkämpfer im Auftrag der CIA nach Kuba und nahm dort eine falsche Identität an. Ohne diese Auflösung hätte Eric die Abschiebung nach Kuba gedroht. Sowohl die Abschiebung als auch ihre Verhinderung wirken dabei recht überdramatisch und aus der Luft gegriffen.

Von der Serie wurden insgesamt zehn Staffeln produziert, bevor CBS im Mai 2012 das Ende verkündete. Im Verlauf der höheren Staffeln ist zu sehen, dass die Autoren so ein bisschen dem Zwang verfallen waren, immer noch einen Grad an Dramatik auf die Geschichte draufzusetzen. Selbst die letzten Episoden einer Staffel kamen nicht mehr ohne obligatorischen Cliffhanger aus, und immer häufiger sahen diese Cliffhanger so aus, dass einer vom Team in Lebensgefahr schwebte. Alles das konnte die Quote aber nicht retten. Zwar hatte „CSI: MIAMI“ mit durchschnittlich rund 17 Millionen Zuschauern in der Staffel 1 einen guten Start und konnte sich bis auf 19 Millionen in Staffel 3 steigern, doch ab Staffel 5 war ein kontinuierlicher Rückgang bei den Zuschauern zu bemerken. Die letzten beiden Staffeln brachten es nur noch auf rund 11 Millionen.

Die einzelnen Folgen der Serie werden drüben bei „Erlebnis Nordamerika“ besprochen. Diese Staffeln sind dort bisher bearbeitet worden:

Noch mehr grundlegendes über die Serie gibt es hier!

Und immer die neuesten Episodenbesprechungen finden sich hier: http://bit.ly/CSI-Miami

CSI: CRIME SCENE INVESTIGATION

„Who are you?“

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Eigentlich hat die Serie in den USA ja einen sehr eindeutigen Titel, aber im Lauf der Zeit wurde daraus im deutschsprachigen Raum eine ziemliche Verwirrung: „CSI – Crime Scene Investigation“. Der Titel bedeutet übersetzt schlicht „Tatortermittler“, im Deutschen wollte man aber die coole englische Abkürzung stehen lassen. Also wurde die Serie für Deutschland mit einem Untertitel versehen: „Den Tätern auf der Spur“. Im Schweizer Fernsehen versah man den Titel mit einer Ortsangabe: „CSI – Las Vegas“. Und seit der 12. Staffel nennt man sie nun in Deutschland „CSI: Vegas“. In Frankreich, wo es ja eine Verpflichtung gibt, die Titel ausländischer Serien, Kinofilme und Bücher in die Landessprache zu übertragen, heißt die Serie übrigens „Les Experts“.

„CSI“ ist vom Grundprinzip her eine recht typische Krimiserie: Ein Verbrechen geschieht und die Zuschauer sehen den Ermittlern dabei zu, wie sie den Täter finden. In den meisten Folgen sieht man dabei den Täter beim Ausführen der Tat nicht, man sieht nicht einmal die Tat selbst. Es war eines der neuen Stilmittel von „CSI“, jede Folge mit etwas völlig unverfänglichem zu beginnen, ein Pärchen, das spazieren geht oder ein Paketbote, der Post ausliefert… oder… oder… oder…

…und dann Wumm! Trifft man auf das Opfer eines Verbrechens und die eigentliche Handlung nimmt ihren Lauf. „CSI“ kann man daher dem klassischen Genre des „Whodunnit?“, zu Deutsch „Wer war der Täter?“, zurechnen. Die zweite Neuerung, die die Serie einführte, war der Umstand, dass in jeder Episode mehrere Verbrechen parallel bearbeitet wurden. Das gab den Episoden eine besondere Dynamik und den Autoren die Gelegenheit, unterschiedliche Teammitglieder miteinander agieren zu lassen. In späteren Folgen änderte sich das schließlich und man konzentrierte sich auf einen Fall pro Episode.

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Und schließlich die dritte Neuerung, die quasi das Genre revolutionierte: Die Tatortermittlung wurde mit neuesten wissenschaftlichen Methoden durchgeführt. Das Hauptaugenmerk lag also nicht so sehr wie bei klassischen Krimis darauf, dass der Ermittler einen Täter durch ein Gespräch bei einer offensichtlichen Lüge überführte, sondern dass die Beweise das taten. Bei „CSI“ wurde dabei die Arbeit der Wissenschaftler ein großer Teil der Spielzeit gewidmet und mit besonderen Stilmitteln dargestellt. Details der Spurensicherung vor Ort wurden teilweise mit mikroskopischen Ansichten von gefundenen Spuren visualisiert. Das gleiche galt für die Arbeit im Labor, die nicht nur gezeigt, sondern auch durch die Bilder erklärt wurde. Dadurch erhielt der Zuschauer einen besonderen, wenn auch nicht immer ganz der Realität entsprechenden Einblick in die Arbeit moderner Tatortermittler. Zwar wurden die Vorgänge im Labor selbst sehr realistisch dargestellt, sie wurden aber auch zeitlich stark abgekürzt, so dass etwa ein Abgleich einer gefundenen DNS-Spur mit der DNS-Datenbank CODIS nicht ein paar Stunden geht, sondern nur ein paar Minuten. Das gleiche gilt für diverse Untersuchungen im Labor, die in der Realität Stunden bis Tage dauern können, in der Serie aber in Minuten erledigt werden.

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Nachdem die ersten Untersuchungen am Tatort abgeschlossen sind und eventuell auch schon die ersten Verdächtigen oder Zeugen befragt wurden, kommt in der Regel der Auftritt des Gerichtsmediziners. Und auch hier setzte „CSI“ seine neuen Stilmittel ein. Wenn der Gerichtsmediziner seinen Vortrag über gefundene Spuren und die Todesart hält, wird auch diese bis ins mikroskopische Detail dargestellt. So sieht man Gefäße, die durch eine Klinge aufgeschnitten werden oder Kugeln, die sich ihren Weg durch menschliches Gewebe bahnen und dort Schaden anrichten. Selbst die Wirkweise verschiedener Gifte wird auf diese Weise visualisiert.

Und wenn die Ermittler Spuren analysieren und sich zusammenreimen, wie ein Verbrechen begangen wurde, sehen wir eine Art Rückblick, in dem das Verbrechen auf genau diese Weise geschieht. Dabei kann es allerdings auch sein, dass der erste Schein trügt und sich am Ende etwas ganz anderes als Wahrheit herausstellt.

Die Atmosphäre im Team wird von den Autoren recht realistisch beschrieben, was wir sehen, wird mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor begleitet, allerdings auch mit leisen Tönen, wo das nötig ist. Angehörige von Berufen, die psychisch stark belasten – wie das eben der Fall ist, wenn man hauptsächlich mit Leichen zu tun hat -, kompensieren das Erlebte häufig mit Humor, der Unbeteiligten merkwürdig, ja, unangemessen erscheinen kann.

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Allerdings musste CSI natürlich auch den Pfad der Realität verlassen, um eine Geschichte erzählen zu können, die die Zuschauer fesselt. Beispielsweise ist es auch in den USA unüblich, dass die wissenschaftlichen Tatortermittler bei den Befragungen von Zeugen und Verdächtigen mit anwesend sind. Auch haben die Figuren bei CSI jeweils ein sehr breites Fachgebiet, es kann sein, dass ein- und derselbe Ermittler sowohl Fingerabdrücke als auch sichergestellte Computer bearbeitet. Im wahren Leben sind die Fachgebiete sehr eng gefasst, da jedes einzelne sehr umfangreich ist. Oder nehmen wir die Fingerabdruckdatenbank AFIS: Die gibt es wirklich, der Begriff steht für „Automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssytem“. Aber es ist nicht so, dass man einen Abdruck einscannt und einem der Computer die Person zeigt, zu der er gehört. So exakt arbeiten Computer noch nicht. AFIS vergleicht den Abdruck mit den gespeicherten und wirft dann alle Personen aus, deren Abdrücke ähnlich sind. Diese Abdrücke müssen dann von einem Fingerabdruckspezialisten in Augenschein genommen und mit der Vorlage verglichen werden. Erst dieser Spezialist entscheidet, ob es tatsächlich eine Übereinstimmung gibt und mit welcher Person.

Und ja, reden wir von den Figuren der Serie: Auch hier haben die Autoren ganze Arbeit geleistet und wirkliche Individuen geschaffen, angefangen beim Entymologen Gil Grissom, der das Team während der ersten neun Staffeln leitet, zu der ehemaligen Showtänzerin Catherine Willows, Sarah Sidle, Warrick Brown, Nick Stokes, Greg Sanderson, dem Polizist Jim Brass und nicht zuletzt der „Laborratte“ Hodges. Nicht zu vergessen die beiden Pathologen Doktor Robbins und David „Superdave“ Philips. In der Pilotfolge sah alles noch etwas anders aus, Brass war Leiter vom „CSI“ und Sarah Sidle noch nicht dabei. Doch schon in Folge 2 änderte sich das und es sollte nicht die letzte Änderung bleiben. In den bislang erschienenen vierzehn Staffeln gab es manche Neuerung. So nimmt sich Gil Grissom beispielsweise in Staffel 7 eine Auszeit und wurde während dieser durch Michael Keppler von der Tagschicht ersetzt. In Staffel 10 stieg Grissom, beziehungsweise sein Darsteller William Petersen, ganz aus der Serie aus. Sein Nachfolger wurde zuerst Doktor Raymond Langston, dargestellt von Laurence Fishburn, und dann Diebenkorn „D.B.“ Russel, dargestellt von Ted Danson. Zum Zeitpunkt dieses Beitrags ist die Erstausstrahlung der Staffel 14 in den USA gerade beendet.

Ein Markenzeichen, das alle „CSI“-Serien verbindet, ist die Titelmusik, die bei allen dreien von der Rockgruppe „The Who“ stammt. Beim Original-„CSI“ ist es ein Ausschnitt aus dem Stück „Who are you?“ Die Frage „Wer bist Du?“ und die Dynamik des Lieds passten nach Meinung der Produzenten sehr gut zu ihrem Serienkonzept.

Als Ort für ihre Serie haben sich die Macher Las Vegas ausgewählt, was hauptsächlich daran lag, dass der Erfinder Anthony Zuiker dort studiert hat. Man fand, die Spielermetropole in Nevada würde genug Stoff für spannende Episoden bieten, was sich letztlich ja auch bewahrheitete. Allerdings musste dafür die Realität noch um ein weiteres Stück weichen, denn in Las Vegas heißen die Tatortermittler nicht „CSI“, sondern „CST“ für „Crime Scene Technicians“. Gedreht wird die Serie allerdings zur Hauptsache in Los Angeles, das Team reist nur für ein paar ausgewählte Tage nach Vegas, um einige Szenen zu drehen, meistens solche, in denen ein Wahrzeichen vom so genannten „Strip“ zu sehen sein soll. Die meisten Außenaufnahmen von Las Vegas, die wir in der Serie sehen – wie zum Beispiel die berühmten Hotels am „Strip“ aus der Vogelperspektive -, sind Archivaufnahmen.

Am Anfang der Serie gab es eigentlich nur die aus vielen Serien bekannten „Einzelepisoden“, das heißt, jede Folge bot eine abgeschlossene Geschichte. Doch es gab auch schon Versuche mit Handlungsbögen, die sich über mehrere Folgen hinziehen, wenn auch nur zaghaft. In Staffel 1 kommt das Team beispielsweise dem Serienmörder Paul Millander auf die Spur, es braucht aber mehrere Folgen, bis er endlich geschnappt werden kann. Die Folgen waren dabei lose in die Serie eingestreut. Mit dem Fortschreiten der Serie wurde aber weiter experimentiert, es gab beispielsweise die Reihe mit dem „Modellmörder“, der von den Tatorten, an denen er Leute umbrachte, maßstabsgetreue Modelle herstellte. Ebenso traute man sich bei den Figuren immer mehr Handlungsbögen zu schreiben, die über mehrere Folgen gingen. Auch hier gab es in Staffel 1 einen leichten Ansatz mit der Spielsucht von Warrick Brown, der deswegen von einem Richter erpresst wurde. Waren aber auch diese Episoden eher lose in die Reihe eingestreut und endeten ziemlich bald, wurde mit Gil Grissoms zeitweisen Ersatz Michael Keppler dann ein kompletter abgeschlossener Handlungsbogen während einer Staffel in die Serie integriert. Weitere Handlungsbögen wurden durch äußere Umstände vorgegeben, etwas das Ausscheiden von Gil Grissom, da William Petersen sich wieder vermehrt dem Theater zuwenden wollte.

„CSI“ hatte seit seiner Ausstrahlung sowohl positive als auch negative Effekte. Die positiven waren, dass den Zusehern Wissenschaft, vor allem die Forensik, nahegebracht wurde. Doch das wiederum wirkte sich negativ aus, da manche Menschen nun glaubten, die Wissenschaft sei unfehlbar und ein gefundener Beweis könne nur auf eine Weise gedeutet werden. Das führte dazu, dass in Gerichtsverhandlungen Geschworene, die Fans von „CSI“ waren, den forensischen Beweisen mehr Gewicht gaben als beispielsweise Zeugenaussagen, obwohl auch forensische Beweise nicht immer eindeutig sind. Für das Ausland negativ wirkten sich Sachen aus, die in der Serie zu sehen und im Zuge einer Tatortermittlung in den USA vielleicht erlaubt sind, aber nicht unbedingt anderswo auf dem Globus. In Deutschland etwa machte ein Fall Aufsehen, als Kriminalbeamte beim Verhör eines Verdächtigen eine Masche durchzogen, die sie bei „CSI“ gesehen hatten: Der Verdächtige weigerte sich, freiwillig eine DNS-Probe abzugeben. Da er während des Verhörs etwas zu trinken bekommen hatte, fischten die Beamten seinen Becher aus dem Abfalleimer und bestimmten dort die DNS. In „CSI“ wurde das damit begründet, dass alles, was im Müll landet, kein Eigentum der entsprechenden Person mehr ist. Wer etwas in den Müll wirft, gibt das Eigentum an dieser Sache also auf, und jeder darf es nehmen. Zum Beispiel auch Ermittler in einem Kriminalfall. Das mag in den USA so vielleicht auch stimmen, der Anwalt des Verhörten plädierte in Deutschland aber darauf, dass jener deutlich die Abgabe einer DNS-Probe verweigert habe und man sich nicht einfach auf diesem Weg quasi „durch die kalte Küche“ holt, was man nicht freiwillig kriegt.

Das zeigt uns wieder einmal: Eine Fernsehserie kann noch so gut und realistisch sein, man darf trotzdem nicht einfach gedankenlos alles für bare Münze nehmen, was man dort sieht. Trotz alledem ist „CSI“ eine anspruchsvolle Krimiserie und ein Meilenstein in der Fernsehgeschichte und wir dürfen gespannt sein, ob und wie es für die Tatortermittler aus Las Vegas weitergeht. Die letzte Staffel haben in den USA im Schnitt rund zehn Millionen Menschen verfolgt (zumindest laut den Nielsen Ratings), das ist ein großer Rückgang gegenüber der sehr starken Staffel 3, die von rund 26 Millionen Zuschauern gesehen wurde. Die letzten Jahre zeigen eine Abnahme der Zuschauerzahlen generell, der erste größte Absturz war die Staffel 8, bei der die Zuschauermarke erstmals wieder unter 20 Millionen fiel. Staffel 10 kam dann auf weniger als 15 Millionen, und die letzte, die Staffel 14 unterbot 10 Millionen knapp. Am 13. März 2014 wurde trotzdem von Seiten des Senders bekannt gegeben, dass eine Staffel 15 produziert wird.

Eine umfassende Auflistung der Episoden von „CSI“ im Wochenrhythmus findet sich drüben im Blog „Erlebnis Nordamerika„. Bisher sind von der Serie folgende Staffeln bearbeitet:

Mehr grundlegende Informationen über die Serie und das CSI-Team gibt es hier!

Und immer die aktuelleren Artikel finden sich hier: http://bit.ly/C-S-I