19. Januar 1829: Uraufführung von Goethes „Faust. Der Tragoedie erster Teil“

Faust. Eine Tragödie. (auch Faust. Der Tragoedie erster Teil oder kurz Faust I) von Johann Wolfgang von Goethe gilt als das bedeutendste und meistzitierte Werk der deutschen Literatur.

Die 1808 veröffentlichte Tragödie greift die Geschichte des historischen Doktor Faustus auf und wird in Faust II zu einer Menschheitsparabel ausgeweitet.

Die Legenden um Leben, Charakter und Schicksal von Johann Faust waren seit Erscheinen des Volksbuches 1587 ein bekannter und vielfach bearbeiteter literarischer Stoff. Neben dem Volksbuch hat vor allem auch Christopher Marlowes Drama Die tragische Historie vom Doktor Faustus (Originaltitel: The Tragical History of Doctor Faustus, Uraufführung: 1589) Goethes Werk beeinflusst.

Urfaust – Goethe begann die Arbeit an seinem Faust um 1770, angeregt von dem Prozess gegen die Kindesmörderin Susanna Margaretha Brandt (deren Hinrichtung Goethe wahrscheinlich miterlebt hat), weshalb in dieser ersten, Urfaust genannten Fassung die Liebestragödie um Gretchen im Vordergrund steht. Der Urfaust beginnt mit Fausts Monolog im Studierzimmer. Mephisto tritt auf, aber der eigentliche Teufelspakt fehlt. Nach der Szene in Auerbachs Keller nimmt die Gretchentragödie ihren Lauf; die Hexenküche und die Walpurgisnacht fehlen. Der Text wurde 1887 im Nachlass der Luise von Göchhausen gefunden und im gleichen Jahr von Erich Schmidt unter dem Titel „Goethes Faust in ursprünglicher Gestalt“ herausgegeben.

Faust. Ein Fragment – Aus dem Urfaust entwickelte Goethe die Fassung Faust, ein Fragment, die 1788 vollendet war und 1790 gedruckt wurde. Gegenüber dem Urfaust ist das Faustfragment um einen Dialog mit Mephisto erweitert, in dem der Teufelspakt jedoch noch unausgesprochen bleibt. Neu hinzugekommen ist die Szene Hexenküche, dafür fehlt Gretchens Ende im Kerker. Neben der Liebestragödie um Gretchen wird die Tragödie des zweifelnden und scheiternden Wissenschaftlers sichtbar.

Faust. Eine Tragödie – 1797 fügte Goethe dem Fragment die einleitenden Szenen Zueignung, Vorspiel auf dem Theater und Prolog im Himmel hinzu. Die endgültige Fassung der bereits im Urfaust und im Fragment enthaltenen Szenen sowie die Ausführung der Walpurgisnacht erfolgten bis 1806. Das Werk ging als Faust. Eine Tragödie. für die Ostermesse 1808 in Druck. Aus der Geschichte um ein unglücklich gemachtes Mädchen und einen verzweifelten Wissenschaftler war ein Menschheitsdrama zwischen Himmel und Hölle geworden.

Goethe hat von seinem 21. bis 57. Lebensjahr am ersten Teil des Faust gearbeitet. Die drei Fassungen dokumentieren neben der inhaltlichen Erweiterung auch eine bedeutende stilistische Entwicklung.

Schon während der Arbeit an Faust I hatte Goethe Entwürfe und Szenen zum zweiten Teil des Faust angelegt, obwohl er selbst nicht daran glaubte, dieses Projekt verwirklichen zu können.

Einige spätere Ausgaben sind mit den ab 1816 gezeichneten Umrissen von dem Künstler Moritz Retzsch herausgegeben worden.

Bedeutende Inszenierungen

  • 1819/1820 – In Berlin kam es zur Aufführung einzelner Szenen zur Musik von Fürst Anton Radziwiłł. Dieser hatte sich seit 1808 an Compositionen zu Göthe’s Faust versucht und im privaten Kreise darbieten lassen. Goethe zeigte sich von einem Gesangsvortrag Radziwiłłs in Weimar 1814 so begeistert, dass er zwei neue Librettoeinlagen beisteuerte. Ab 1816 arbeitete Radziwiłł an einer dramaturgischen Einbettung seiner Lieder bzw. an der Durchkomposition des gesamten Stoffes. Proben, einige davon vor der Hofgesellschaft des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., wurden nun von Lesungen nicht vertonter Passagen begleitet. Neben Laien nahmen geschulte Schauspieler teil. Gleichzeitig gab es erste öffentliche Konzerte mit Radziwiłłs Faust-Musik, an deren Ausarbeitung auch Komponisten wie Carl Friedrich Zelter, auf dessen Anregung Radziwiłł komponiert hatte, und Georg Abraham Schneider mitwirkten. Am 24. Mai 1819 kam es zu einer ersten dramatischen Aufführung der Studierzimmer-Szenen im Theatersaal von Schloss Monbijou in Berlin. Gesang und Sprechvortrag waren personell getrennt. Für die Erdgeist-Erscheinung benutzte Radziwiłł die Laterna magica-Projektion eines Goethekopfes, wodurch der Dichter sich sehr geehrt fühlte. Die Aufführung wurde gleichen Orts am 13. Juni 1819 wiederholt. Sechsstündige Aufführungen am 24. Mai 1820, zum 50. Geburtstag der Gattin Radziwiłłs, Luise, im Palais Radziwiłł (als Reichskanzlei später Amtssitz der deutschen Reichskanzler) und am 7. Juni 1820 im Schloss Monbijou waren dann die bis dahin vollständigsten Darbietungen eines über Jahre gewachsenen Bühnenprojekts, an dem die Berliner Geisteswelt trotz des Laiencharakters regen Anteil nahm. Der Schwerpunkt lag auf der Gelehrtentragödie bis zu Auerbachs Keller, ergänzt durch einzelne Gretchen-Szenen. Wegen des höfischen Rahmens stand Goethe dem Unternehmen insgesamt offenbar skeptisch gegenüber, ließ sich aber von Vertrauten regelmäßig darüber berichten.[9] Das Werk, erst drei Jahre vor Radziwiłłs Tod von ihm fertiggestellt, wurde noch bis um 1860 alljährlich von der Sing-Akademie zu Berlin, in der Radziwiłł selbst aktives Mitglied war und als Sänger wirkte, zu Gehör gebracht. Am 25. Oktober 2005 kam es zu einer Wiederaufführung durch die Sing-Akademie, nachdem das Stimmenmaterial mit dem Archiv des Chores, welches Jahrzehnte als verschollen galt, aus der Ukraine nach Berlin zurückgegeben worden war.[10]
  • 1829Hoftheater in Braunschweig am 19. Januar. Zur Uraufführung kam eine textlich, inhaltlich und vom Handlungsablauf gegenüber dem als unspielbar gehaltenen Originaltext Goethes radikal veränderte, für die Bühne redigirte Fassung in sechs Abteilungen. Gestrichen waren unter anderem die beiden Vorspiele sowie die Szenen „Abend“ und „Walpurgisnacht“. Die Inszenierung von Ernst August Friedrich Klingemann betonte vor allem die Gretchentragödie. Die Aufführung dauerte über dreieinhalb Stunden und war ein großer Erfolg.
  • 1829 – Hoftheater in Weimar am 29. August zu Goethes achtzigstem Geburtstag, zeitgleich zu Aufführungen in Leipzig, Dresden und Frankfurt am Main. Es handelte sich um eine an die Braunschweiger Inszenierung angelehnte Fassung, deren Text Johann Peter Eckermann, Friedrich Wilhelm Riemer und Regisseur Friedrich August Durand so überarbeitet hatten, dass acht statt sechs Szenen gespielt wurden. Die begleitende Musik stammte von Franz Carl Adelbert Eberwein. Zensurbedingte Streichungen betrafen vor allem als anzüglich empfundene und kirchenkritische Passagen; auch alle Verweise auf Gott mussten entfallen. – Goethe, der verärgert war, weil man den Beschluss zur Aufführung des „Faust“ getroffen hatte, ohne ihn zu konsultieren, hielt sich offiziell von den Vorbereitungsarbeiten fern. Trotzdem nahm er über Eckermann Einfluss auf Inszenierung und Textänderungen. Mit Carl von La Roche, dem Mephisto, probte er privat so intensiv, dass der Schauspieler später meinte, jede Gebärde, jeder Schritt, jede Grimasse, jedes Wort stamme von Goethe selbst. In einer insgesamt kritischen Stellungnahme zur Weimarer Inszenierung verglich Karl von Holtei La Roches jovialen Mephisto dann auch positiv mit der blassen Faust-Darstellung Durands. An der Uraufführung nahm Goethe ebenso wenig teil wie an einer zweiten Aufführung am 8. November 1829, der letzten in Weimar zu seinen Lebzeiten. Bis 1873 wurde die Inszenierung insgesamt neununddreißig Mal in der Stadt auf die Bühne gebracht.
  • 1875/76 – Uraufführung, inklusive des postum 1832 veröffentlichten zweiten Teils, im Hoftheater zu Weimar unter der Regie Otto Devrient mit der Musik von Eduard Lassen. Diese Inszenierung, die Devrient auch in Berlin, Köln und Düsseldorf zur Aufführung brachte, hatte noch einen starren dreigliedrigen Bühnenbau. Zusätzliche Aufbauten waren für schnelle Szenenwechsel erforderlich.
  • 1895 – Jocza Savits arbeitete bereits variabler mit offenen Verwandlungen.
  • 1909/11 – Max Reinhardt nutzte am Deutschen Theater in Berlin die neue Drehbühne für beide Teile des Faust.
  • 1932 – Aufführungsserie von Lothar Müthels Faust I mit Gustaf Gründgens als Mephisto am Preußischen Staatstheater in Berlin, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs andauerte. Hier begann der gefeierte Schauspieler und (ab 1935) Generalintendant Gründgens die klassische schwarz-weiße Maske zu entwickeln, die man heutzutage mit dem Mephisto identifiziert. Anlässlich des 100. Todestages des Autors erhielt Hermann Simon den Auftrag eine neue Schauspielmusik zu Faust. Eine Tragödie zu komponieren.
  • 1933 – Max Reinhardt inszenierte die erste Aufführung von Faust I bei den Salzburger Festspielen als Freiluftspiel in der Felsenreitschule. Clemens Holzmeister baute hierfür eine bis zu 20 Meter hohe, durch versteckte Gänge und Treppen verbundene Fauststadt mit Zitaten aus der Architektur Salzburgs. Auch die Galerien wurden ins Schauspiel einbezogen. Die Ausstattung war naturalistisch, da Reinhardt eine perfekte Illusion des ausgehenden Mittelalters erzeugen wollte. Den Schwerpunkt legte er auf die kleinstädtische Welt Gretchens. Weil alle Szenenorte von Faust I erstmals gleichzeitig zur Verfügung standen, konnte auf Umbaupausen verzichtet werden. Eine raffinierte Beleuchtungsdramaturgie betonte die Simultanität von Ereignissen und durch Farbgebung die Grundstimmung einer Szene. Bernhard Paumgartner komponierte eine auf akustischen Realismus ausgerichtete Begleitmusik sowie Lieder, die dem Lokalkolorit angepasst waren. Die Leitung der Bühnenmusik oblag dem jungen Herbert von Karajan. Premiere war am 17. August 1933. Ein Teil der Aufführung musste wegen Regens ins Festspielhaus verlegt werden. Erst am 25. August gelang eine komplette Vorführung in der Felsenreitschule. Die Kritiken waren gespalten: Lobten einige Rezensenten die Sinnenfreude der Inszenierung, bemängelten andere eine opernhafte Melodramatik und eine Vernachlässigung von Goethes Text gegenüber optischen Effekten. Kritik an Reinhardt und Mephisto-Darsteller Max Pallenberg hatte dabei auch antisemitische Untertöne. Einhellig gelobt wurde die ungewohnt unsentimentale Gretchen-Interpretation Paula Wesselys. Den Faust spielte Ewald Balser. Die Inszenierung wurde mit wechselnden Mephisto-Darstellern (Raoul Aslan, Franz Schafheitlin, Werner Krauß) bis 1937 gezeigt, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich aber abgesetzt.
  • 1933 – Auch im Theater in der Josefstadt inszenierte Reinhardt den Faust I in der Intendanzzeit seines Nachfolgers als Direktor Otto Preminger. Die Premiere war dort am 4. September 1933. Die Realisierung seines Projekts Faust II wurde durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verhindert.
  • 1938 – Marie Steiner inszenierte die erste ungekürzte Aufführung beider Teile als weltanschaulich-anthroposophisches Weihe- oder Festspiel.
  • 1939 – Das Burgtheater in Wien setzte Faust I mit Ewald Balser als Faust ins Repertoire. Diese gefeierte Serie dauerte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
  • 1948 – Im Ronacher in Wien spielte das Burgtheater-Ensemble (das Haus an der Wiener Ringstraße war zerstört) Faust I. Regie: Ewald Balser, Oskar Werner als Schüler.
  • 1949 – In Hannover machte Alfred Noller mit seinem „Aluminium-Faust“, in der Titelrolle Gerhard Just, den Neuanfang nach dem Krieg. Ostern war Faust I zu sehen und Faust II am 28. August. Noller brach mit den Prinzipien der Faust-Inszenierungen des 19. Jahrhunderts. Die Bühne von Rudolf Schulz bestand aus einem halb-kugelförmigen Gerüst aus Leichtmetall. Im Hintergrund spiegelte eine Aluminiumwand die Lichtreflexe (der Phantasie). Das Metallische symbolisiert das Kosmische. Die Räumlichkeiten vom Studierzimmer bis zum Kerker wurden nur angedeutet. Die fünfstündige Version von Faust I wies nur einen Strich auf: der Walpurgisnachtstraum entfiel. Auerbachs Keller war eine derbe Saufszene, die Walpurgisnacht mit Lichtreflexen auf der metallenen Wand eine Sinnesorgie. Faust war nicht mehr die wohlredende Prunkfigur des 19. Jahrhunderts, sondern der an seinem Wissen und Denken verzweifelnde Mensch, der abtrünnige Humanist.
  • 1949 – Am Broadway in New York inszenierte der Wiener Schauspieler und Regisseur Leon Askin den Faust I mit großem Erfolg.
  • 1952 – Das Berliner Ensemble unter der Regie von Egon Monk inszenierte den Urfaust als provokative Neudeutung vor dem Hintergrund spießiger Inszenierungen in der DDR. Parteischelte war die Folge. Bert Brecht formte Goethes Vorlage episch um: Im Prolog macht Mephisto den Zuschauer mit den wichtigsten Dramengestalten bekannt. Da der Urfaust ein Fragment ist, füllte Brecht diese Leerstellen mit Brückenversen, die dem Zuschauer aus einem voluminösen Buch vorgelesen werden. Wirkungsgeschichtlich begann mit dieser Urfaust-Inszenierung die Abkehr vom realistisch-naturalistischen Bühnenbau, die von Gustaf Gründgens und Claus Peymann fortgesetzt wurde.
  • 1954 – Im Deutschen Theater in Berlin spielten Kurt Oligmüller (Faust) und Ernst Busch (Mephisto) unter der Regie von Wolfgang Langhoff den Faust I. Der westliche Vorwärts-Verlag kritisierte am 7. Januar 1954: „Die Aufführung trug alle Merkmale der kommunistischen Schauspielkunst Ernst Buschs. Nicht die Worte Goethes in ihrer Bedeutung standen im Mittelpunkt der Interpretation, sondern die weltanschauliche Sinngebung des Handlungsganges, aus der ostzonalen ‚Hexenküche‘…“ So ideologisch vorbehaltvoll blieb die westliche Kritik bis in die 1960er Jahre, die östliche sogar bis in die 1980er Jahre.
  • 1955 – Staatsakt im Burgtheater am 14. Oktober zur Neueröffnung nach dem Wiederaufbau infolge der Zerstörungen des 2. Weltkriegs: Vorspiel auf dem Theater; Werner Krauß (Der Direktor), Raoul Aslan (Der Dichter), Hermann Thimig (Lustige Person).
  • 1956/1957 – Im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg erfolgte unter der Regie und Intendanz von Gustaf Gründgens die Neuinszenierung des Faust mit Will Quadflieg (Faust), Gründgens (Mephisto), Ella Büchi (Gretchen), Elisabeth Flickenschildt (Marthe), Max Eckard (Valentin), Eduard Marks (Wagner), Uwe Friedrichsen (Schüler). Gründgens erarbeitete mit seinem Bühnenbildner Teo Otto Schritt für Schritt eine entrümpelte Fassung. Beide bekannten sich zu ihrer „Einfallslosigkeit“ und zeigten die Bühne als nacktes Gerippe. Gründgens entwickelte seine Konzeption anhand des Vorspiels auf dem Theater. Entsprechend ist alles (Himmel, Hölle, große oder kleine Welt) die Welt des Theaters. Die Inszenierung gastierte auch in Moskau und wurde 1960 mit großem Erfolg verfilmt.
  • 1976 – Am Wiener Burgtheater, in der Intendanzzeit Gerhard Klingenbergs entstand ein weiterer Höhepunkt des avantgardistischen Regietheaters von Otomar KrejÄa: Faust I mit Rolf Boysen als Faust und Heinz Reincke als Mephistopheles. Dies war bis 2009 die letzte Burg-Inszenierung von Goethes Faust im Haus am Ring.
  • 1977 – In Stuttgart inszenierten Claus Peymann, Achim Freyer und Hermann Beil einen frivolen Spieltext. Faust I und II an zwei Tagen als zusammenhängendes Stück zur Geschichte des Heraustretens aus dem Mittelalter bis zur Entwicklung des Bürgertums. Das Bühnengerüst war zum Teil dreistufig. Ganz oben residierte der Herr mit seinen Engeln, Fausts Welt blieb zunächst dunkel. Die Beleuchtungstechnik erschloss beispielsweise die Gretchen-Szene. Alle Szenen wurden durch Striche gekürzt mit Ausnahme der Zueignung und des Prologs im Himmel. Die Vorstellungen waren zwei Jahre lang ausverkauft. Große Teile des jugendlichen Publikums umjubelten die Darsteller. Als Peymann Stuttgart 1979 aus politischen Gründen verlassen musste, lagen so viele schriftliche Bestellungen vor, dass der Faust fünf Jahre hätte gespielt werden können. Martin Lüttge (Faust), Therese Affolter (Gretchen).
  • 1979 – In Schwerin inszenierte Christoph Schroth Faust I und Faust II an einem Abend mit einer Reihe politischer Bezüge. So spielte alles hinter einem „Eisernen Vorhang“. Die Inszenierung wurde über 100 mal in ausverkauften Häusern gezeigt u. a. 1982 zur Tagung der Goethe-Gesellschaft in Weimar.
  • 1984 – Das Berliner Ensemble spielte unter Horst Sagert Faust-Szenen mit Hermann Beyer (Faust) und Corinna Harfouch (Gretchen). Sagert knüpfte an die fragmentarische Brecht/Monk-Inszenierung von 1952/53 an und verwendete für seine Inszenierung Texte aus dem Umkreis der Dichtung, die zu einer Abrechnung mit dem „Sturm und Drang“ wird. So grenzte er Fausts Titanismus und den Titan Prometheus gegeneinander ab.
  • 1986 – Dieter Dorns Inszenierung an den Münchner Kammerspielen. (siehe auch Verfilmungen)
  • 1990 – Faust I & II als drei Abende dauerndes Stück am Staatsschauspiel Dresden von Wolfgang Engel. u. a. mit Freunde der italienischen Oper
  • 1990 – Faust I im Schauspiel Frankfurt von Einar Schleef.
  • 2000 – von Peter Stein; Erste professionelle Gesamtaufführung beider Teile. – mit Bruno Ganz als „altem“ und Christian Nickel als „jungem“ Faust. Johann Adam Oest und Robert Hunger-Bühler teilten sich die Rolle des Mephisto. Dorothee Hartinger gab die Margarete. Insgesamt waren 80 Mitarbeiter, davon 33 Ensemble-Schauspieler beschäftigt. Dieses 15 Mio. Euro Großprojekt wurde durch das bis dato größte Kunstsponsoring Europas aus privater und öffentlicher Hand finanziert. Das Projektmarketing beinhaltete neben dem üblichen Programmbuch, einen preisgekrönten, hochprofessionellen Web-Auftritt und Online-Videos im ZDF. Die Sponsoren waren: EXPO 2000, Deutsche Bank, DaimlerChrysler, Mannesmann, Ruhrgas, die Deutsche Bundesregierung, der Berliner Senat, die Stadt Wien und 850 Privatsponsoren. Premiere am 22./23. Juli und Serie bis 24. September 2000 auf der EXPO 2000 in Hannover, Gastspiel in Berlin (21. Oktober 2000 bis 15. Juli 2001) und Wien (8. September bis 16. Dezember 2001). Die Aufführungsdauer incl. Pausen betrug 21 Stunden; reine Spielzeit 15 Stunden, aufgeteilt auf 3 Wochenend- bzw. 4 (oder 5?) Abendvorstellungen, in eigens für dieses Großprojekt adaptierten Hallen. In den beiden Spielhallen wurden 18 unterschiedliche Bühnenräume realisiert, zwischen denen das Publikum gehend wechselte. Der einheitliche Eintrittspreis betrug 233 €. Eine vierteilige DVD-Ausgabe erschien 2005 mit einer Laufzeit von 814 Minuten (DVD 9 mit 2 Layern).
  • 2009 – Unter der Intendanz und Regie von Matthias Hartmann, mit Tobias Moretti als Faust und Gert Voss als Mephisto, werden beide Teile auf die Bühne des Wiener Burgtheaters gebracht. Die Gesamtspieldauer beträgt 7 Stunden. Premiere war am 4. September. Dies ist die erste Neuinszenierung des Faust am Haus am Ring seit 1976, und die Erstaufführung des – allerdings stark gestrichenen – zweiten Teils an der Burg.
  • 2011 – Erstmals in der Geschichte der Salzburger Festspiele inszeniert Nicolas Stemann Faust I und II als Marathonvorstellung an einem Abend. Mit Pausen dauert die Vorstellung etwa 8 ½ Stunden. Im ersten Teil spielen die drei Schauspieler Sebastian Rudolph, Philipp Hochmair und Patrycia Ziółkowska alle Rollen, teilweise einander abwechselnd und überlappend. Premiere der Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg war am 28. Juli 2011.

Quelle: Wikipedia, Artikel „Faust. Eine Tragödie
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13. Januar 1782: Uraufführung von Schillers „Die Räuber“

Die Räuber ist der Titel des ersten veröffentlichten Dramas von Friedrich Schiller. Das Werk, das zunächst nicht als Bühnenstück, sondern als Lesedrama gedacht war, gliedert sich in fünf Akte und entstand in der Epoche der Aufklärung und ist der Strömung Sturm und Drang in der deutschen Literatur zuzurechnen. Es wurde 1781 zunächst anonym veröffentlicht, dann am 13. Januar 1782 in Mannheim uraufgeführt, wo es für nationales Aufsehen sorgte und Schiller schlagartig berühmt machte.

Das Drama schildert die Rivalität zweier gräflicher Brüder: auf der einen Seite der von seinem Vater geliebte, intelligente, freiheitsliebende spätere Räuber Karl Moor, auf der anderen Seite sein kalt berechnender, unter Liebesentzug leidender Bruder Franz, der auf Karl eifersüchtig ist und das Erbe seines Vaters an sich reißen will. Zentrales Motiv ist der Konflikt zwischen Verstand und Gefühl, zentrales Thema das Verhältnis von Gesetz und Freiheit.

Anregung fand Schiller in der Erzählung Zur Geschichte des menschlichen Herzens von Christian Friedrich Daniel Schubart. Als Vorlage diente Schiller unter anderem das Schicksal des bekannten Räuberhauptmanns Nikol List. Bis in das erste Viertel des 19. Jahrhunderts waren Räuberbanden in Deutschland nichts Ungewöhnliches.

Die gleichnamige Oper von Giuseppe Verdi (I masnadieri) beruht auf Schillers Drama.

Das dramatische Schauspiel „Die Räuber“ basiert auf Schubarts Erzählung „Zur Geschichte des menschlichen Herzens“ und gliedert sich in fünf Akte, die jeweils in zwei bis fünf Szenen unterteilt sind. Die emotionale Sprache ist das Mittel, mit dem Schiller die für die Epoche typische Aufbruchsstimmung des Sturm und Drang dramatisiert. Seine zwischen Pathos und Vulgarität schwankende Prosa mit ihren zahlreichen Stilfiguren (Emphase, Anakoluth, rhetorische Frage, Ironie, Metapher, Klimax, Parallelismus, Hendiadyoin u.a.) erzeugt die leidenschaftliche Intensität des Stückes.

Die Handlung: Maximilian, regierender Graf von Moor, hat zwei ungleiche Söhne: Karl und Franz. Franz, von Natur aus hässlich, wurde in seiner Kindheit vernachlässigt und hat als Zweitgeborener kein Anrecht auf das Erbe. Karl dagegen war immer des Vaters Lieblingssohn, führte dann aber als Student in Leipzig ein recht leichtsinniges und ungezügeltes Studentenleben und verstrickte sich in Schulden, bevor er Besserung gelobte und seinem Vater einen Brief schrieb, mit dem er seinen Wunsch um Vergebung zum Ausdruck brachte.

Hier nun setzt die Handlung der Tragödie ein. Der eifersüchtige Franz ersetzt den Brief des Bruders durch einen eigenen: Er liest seinem Vater einen angeblich von einem Korrespondenten aus Leipzig geschriebenen Text vor, der Karl als Frauenschänder, Mörder und Banditen hinstellt. Darüber ist der Vater so entsetzt, dass er sich von Franz überreden lässt, Karl zu verbannen und zu enterben.

Karl, der sich eine Versöhnung erhofft hatte, ist daraufhin so verzweifelt, dass er sich zum Anführer einer von seinen Freunden gegründeten Räuberbande wählen lässt, die er aus seiner idealistischen Sicht für ehrenvoll hält, da sie sich für die Schwächeren einsetzt. Innerhalb dieser Bande entstehen jedoch Spannungen, die vor allem von dem aus bloßem Vergnügen mordenden und schändenden Moritz Spiegelberg ausgehen. Karl gerät immer tiefer in einen Teufelskreis von Unrecht und Gewalt, der ihm den Weg zurück ins bürgerliche Leben versperrt, und schwört seinen Räubern schließlich ewige Treue. Als seinetwegen aber auch Unschuldige ums Leben kommen und als Karl durch einen Neuankömmling, Kosinsky, an seine geliebte Braut Amalia erinnert wird, beschließt er, unerkannt noch einmal in sein Vaterhaus zurückzukehren.

Inzwischen hat es Franz geschafft, seinem Vater mit Hilfe einer weiteren intriganten Lüge über den „verlorenen Sohn“ das Herz zu brechen und sich zum neuen Herrn über Schloss Moor zu machen. Machtbesessen und lüstern versucht er wiederholt, Amalia für sich zu gewinnen. Die jedoch widersteht seinen dreisten Avancen und hält weiter mutig zu ihrem Verlobten. Verkleidet betritt Karl das Schloss, durchschaut die Zusammenhänge seines Niedergangs und erfährt, dass ihn Amalia – die ihn nicht erkennt – immer noch liebt.

Als Franz errät, wer unter der Verkleidung steckt, flieht Karl aus dem Schloss und trifft zufällig auf den tot geglaubten Vater, der in einem Hungerturm dahinvegetiert und seinen Lieblingssohn nicht wiedererkennt. Empört schickt Karl seine Räuber los, um das Schloss zu stürmen und den verhassten Bruder Franz festzunehmen. Der allerdings entzieht sich im letzten Moment der gerechten Strafe durch Selbstmord. Die Räuber nehmen Amalia gefangen und bringen sie zu Karl, der sich jetzt, verzweifelt über den Lauf der Dinge, als Räuberhauptmann zu erkennen gibt. Das versetzt seinem Vater den Todesstoß. Auch Amalia ist entsetzt, hält aber trotz allem an ihrer Liebe zu Karl fest. Durch den unverbrüchlichen Eid, der ihn an seine Räuber bindet, ist es Karl jedoch nicht möglich, zu ihr zurückzukehren. Amalia will ohne ihn aber nicht mehr weiterleben und bittet ihn, sie zu töten. Schweren Herzens tut ihr Karl diesen letzten Gefallen und ersticht sie. Er sieht ein, „dass zwei Menschen wie ich den ganzen Bau der sittlichen Welt zugrunde richten würden“, und beschließt, sich der Justiz auszuliefern.

Am 13. Januar 1782 wurde das Stück am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Das öffentliche Interesse war groß, da bereits die ein Jahr zuvor erschienene Druckausgabe großes Aufsehen wegen ihrer offenen Kritik am Feudalsystem erregt hatte. Theaterdirektor und Regisseur Wolfgang Heribert von Dalberg wollte die Handlung dadurch entschärfen, dass er sie 300 Jahre in die Vergangenheit verlegte. August Wilhelm Iffland trat in der Rolle des Franz Moor jedoch mit zeitgenössischer Kleidung auf. Die Aufführung löste einen Skandal aus. Schiller, der mit seinem Freunde Andreas Streicher der Uraufführung selbst beiwohnte, obwohl es ihm verboten war, bedachte die Aufführung in einer anonymen Kritik, in der er dem Autor, also sich selbst, auch Schwächen vorwarf.


Quelle: Wikipedia, Artikel „Die Räuber
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9. Januar 1804: Heinrich von Kleists Erstlingswerk „Die Familie Schroffenstein“ wird in Graz uraufgeführt

Die Familie Schroffenstein ist Heinrich von Kleists Erstlingswerk. Die Tragödie ist 1803 anonym erschienen und wurde am 9. Januar 1804 im Nationaltheater in Graz uraufgeführt.

Kleist schrieb das Stück in Paris und auf der Scherzliginsel in der Aare in Thun in der Schweiz. Er reiste mit seiner Schwester über Dresden nach Paris, um sich dann für ein einfaches Leben als Bauer in Thun zu entscheiden; ein Projekt, das er kurz darauf wieder aufgab. In dieser Zeit arbeitete er sowohl an seinem Debüt Die Familie Schroffenstein als auch an Robert Guiskard, Herzog der Normänner und Der zerbrochene Krug. Das Stück sollte ursprünglich den Titel Die Familie Thierrez tragen und in Frankreich spielen, dann änderte Kleist den Schauplatz um in Spanien (unter dem Titel Die Familie Ghonorez). Der endgültige Ort der Handlung, das mittelalterliche Schwaben, wurde Kleist von Ludwig Wieland (1777–1819), dem Sohn Christoph Martin Wielands, angeraten.

Als ein literarisches Vorbild diente die Tragödie Romeo and Juliet (1597) von William Shakespeare. Kleist arbeitet mehrmals Stoffe berühmter Vorlagen um. Oder er misst sich erkennbar an großen Vorbildern, so in seinen Erzählungen etwa an Giovanni Boccaccio und Miguel de Cervantes. Das gilt auch für sein Drama Amphitryon. Ein Lustspiel nach Molière nennt die Grundlage schon im Titel, während Robert Guiskard sich sogar an die antike Tragödiendichtung (mit antikem Chor etwa) anlehnt. Kleist, der einem aristokratischen Milieu entstammt, will an diesen Vorbildern seine Tendenz zum Wettstreit beginnen.

Der Ort der Handlung ist das mittelalterliche Schwaben. Die Familie Schroffenstein ist eine zerrissene Familie, die seit langer Zeit verfeindet ist und aufgeteilt in zwei Häusern lebt, die nach ihren Stammsitzen in Rossitz und Warwand getrennt sind. Doch die beiden Zweige sind aneinander gekettet durch einen altüberlieferten Erbvertrag: Stirbt ein Zweig aus, so erbt der andere dessen Besitztümer. Daher herrscht tiefes Misstrauen und Abneigung zwischen den Häusern. Die Handlung setzt im ersten Akt damit ein, dass die Rossitzer um den Sarg des jüngsten Sohnes Peter stehen. Dieser wurde tot und verstümmelt gefunden (sein kleiner Finger an der linken Hand fehlt); neben ihm standen zwei Männer der Warwander mit blutigem Messer. Rupert lässt seine Frau und seinen Sohn Ottokar auf das Abendmahl schwören, am gesamten Mörderhaus Sylvesters Rache zu nehmen. Dieser Schwur bindet die Rossitzer, die Warwander Linie auszurotten, denn diese scheinen offenbar die Auftraggeber für den Mord gewesen zu sein. Doch Ottokar liebt Agnes, die Tochter Sylvesters. Sie versuchen, die Familien zu versöhnen, ähnlich wie Jeronimo, der Onkel Ottokars. Jeronimo leistet eine Detektivarbeit im Stück und versucht den Mord an Peter aufzudecken. Doch erst Ottokar entdeckt, dass Peter beim Spielen ertrunken ist und der Finger von Ursula abgetrennt wurde für einen Zaubertrank, den sie brauen will. Agnes und Ottokar, die sich in einer Höhle im Gebirge treffen, entschließen sich, die Kleider zu tauschen und so Agnes vor Rupert zu schützen, der herannaht um Rache zu üben. Doch die beiden laufen getrennt voneinander jeweils ihren eigenen Eltern in die Arme – Ottokar, als Agnes verkleidet, wird von seinem Vater Rupert erstochen, Agnes von ihrem Vater Sylvester, der glaubt, dass es sich bei der Person, die sich über den toten Körper seiner vermeintlichen Tochter beugt, um deren Mörder handelt. Über die Leichen ihrer Kinder versöhnen sich die Patriarchen wieder.


Quelle: Wikipedia, Artikel „Die Familie Schroffenstein
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