Höflichkeit gegenüber dem Künstler

Manche Menschen wissen, dass ich ein regelmässiger Besucher des EUROPA-PARKs bin. So wie auch gestern wieder, als der Park von 9.00 bis 24.00 Uhr geöffnet hatte. Es war ein toller, wenngleich auch ermüdender Tag (und das Chaos am Parkplatz bei der Ausfahrt wollen wir hier mal außer Acht lassen). Allerdings ist mir etwas anderes aufgefallen.

In der Spanischen Arena des Parks findet dieses Jahr eine Gladiatoren-Show statt: „Spartakus – Eine Heldenstory“. Ich habe dabei Menschen gesehen, die im gestreckten Gallop ihres Pferdes sich aus dem Sattel schwangen, mit den Füßen kurz den Boden berührten und sich über den Rücken des Pferdes hinweg auf die andere Seite stießen. Andere droschen mit Metallwaffen aufeinander ein, wurden in den Sand der Arena geworfen oder gegen Wände geschleudert. Eine Darstellerin hat sich den Unterarm blutig geschrammt. Und der Darsteller des Hauptbösewichts „Crassus“ wurde am Ende der Aufführung hinter einem Streitwagen her durch den Sand gezerrt.

Eine ehrliche Frage an jene, die diese Zeilen lesen: Wer hätte eine oder gar mehrere dieser Sachen auch vollbringen können?

Nun, der Schreiber dieser Zeilen hätte jedenfalls nichts davon tun können (gut, sagen wir, ich hätte es versuchen können, allerdings nicht, ohne mich schwer zu verletzen). Deswegen sollte man diesen Menschen, die das tun, auch eine gewisse Anerkennung zollen. Sicher, sie kriegen Geld dafür, dass sie das machen, aber wie sagt man so schön? „Der Lohn des Künstlers ist der Applaus.“ Bei diesen Shows ist es üblich, dass die Darsteller am Ende vorgestellt werden. Nicht alle einzeln, aber sagen wir mal, die wichtigsten. Jedenfalls ist das der rechte Zeitpunkt, um nochmal seiner Begeisterung über die Show Ausdruck zu verleihen.

Als ich gestern in der Show saß und die Vorstellung vorbei war, setzte jedoch das ein, was ich schon häufiger erlebt habe: Kaum hatte der Sprecher den Satz „Sie sahen eine Show…“ angefangen, als einige Menschen wie von der Tarantel gestochen von ihren Sitzen aufsprangen und versuchten, in Richtung Ausgang zu strömen. Sie wollten, wie sich herausstellte, weiter zum nächsten „Event“, dem großen Feuerwerk. Die Ordner der Arena versuchten, die Leute zurück zu halten und versicherten, das Feuerwerk werde nicht anfangen, bevor die Show beendet sei und die Leute Zeit gehabt hätten, sich zu versammeln (das war dann auch so, ich selbst bin nach der Vorstellung aller Darsteller gemütlich zur Aktionsfläche gelaufen, dann ging es noch so 5 bis 10 Minuten, bevor das Feuerwerk anfing). Viele Leute, die schon aufgestanden waren, hielt das allerdings nicht zurück.

Man sieht das Phänomen in vielen Vorstellungen der unterschiedlichen Shows des Parks, kaum gibt es ein Anzeichen dafür, dass die Show vorbei sein könnte, schon springen die Leute auf und rennen raus. Nun könnte man sagen, allein die Höflichkeit gegenüber dem Künstler gebietet es, seine Leistung mit Applaus zu honorieren. Aber man bekommt ja auch etwas gutes zu sehen. Ich persönlich habe eigentlich alle Shows schon gesehen, aber ich bin jedes Mal wieder neu begeistert davon, was ich zu sehen bekomme. Ich lache auch jedes Mal, wenn ich Husch-Ma-Husch (schreibt man diesen Namen so?) auf der Bühne erlebe, wenn dieser ohne Worte, aber mit einer Menge Gesten und Geräusche seine Nummer macht. Und nicht nur er, alle diese Leute machen das mindestens drei Mal pro Tag. Ist es da so schwierig, ihnen fünf Minuten der eigenen Zeit zu schenken und sie wissen zu lassen, dass sie gute Arbeit machen?

Wir können uns nun wieder auf den so genannten „Zeitgeist“ herausreden: Die Zeit ist hektisch geworden. Man hat Eintritt für den Europa-Park gezahlt und will dafür möglichst viel „mitnehmen“. Schlimm genug, dass es Attraktionen gibt, an denen man warten muss. Verschwendete Zeit. Die muss man halt wieder reinholen. Also, Vorstellung fertig – ssst! Weiter zur nächsten Attraktion. Richtig? Falsch – denn in diesem Fall ist die Hektik zum grössten Teil, wenn nicht sogar ganz selbst gemacht. Und diese Menschen, die ihre Fähigkeiten demonstrieren, um uns etwas Kurzweil zu verschaffen, können da wahrlich nichts dafür. Sie haben es verdient, dass man sie mit Applaus beschenkt. Wie ich schon sagt, sicher erhalten sie dafür ihr Gehalt, aber der Applaus macht das etwas persönlicher. Das ist sowas wie „Trinkgeld für die Seele“. Denn wenn Sie den Eintritt in den Park bezahlen, wissen Sie nicht, welcher Künstler davon wieviel kriegt. Das ist sehr abstrakt. Applaus (und natürlich Jubeln und Trampeln), das ist persönlich.

Es spiegelt ein wenig den Umgang wieder, der an vielen Orten herrscht, dass gern gesagt wird: „Ich brauche mich nicht zu bedanken, der Kerl wird dafür bezahlt, dass er das macht.“ Richtig, aber wenn man weiß, dass die eigene Arbeit von jemand anderem geschätzt wird, bereitet sie einem noch mehr Freude. Es ist ein Teil der unheilvollen Entwicklung, die gerade einsetzt und die lautet: „Ist doch egal, was Du machst, Du kriegst ja Geld dafür.“ Nein, ist es nicht. Wahrscheinlich wird es einige Zeit brauchen, bis man den Irrtum in dieser Entwicklung einsieht und das große Heulen und Zähneklappern einsetzt. Dann soll ja keiner sagen, ich hätte niemanden gewarnt!

Also, lieber Zuschauer, gönne dem Künstler seinen Applaus. Es braucht gar nicht viel, nur etwas Zeit und zwei Hände, die rhythmisch aufeinander treffen. Das sollte der Spaß doch wert sein, oder?

Fantasy Shirts im Elbenwald

Das ist es – so sieht es aus!


Das ist die Titelseite von „Quaythar – Eine Heldenreise“. Heute ging das freigegebene Referenzexemplar zurück an das Verlagshaus. Es ist also nicht mehr lang, bis es im Handel zu haben ist. Wenn es soweit ist, gibt es mehr in diesem Blog – und natürlich hier.

21. Juni: Sommersonnenwende – Der Ausblick auf die Ernte

Der 21. Juni ist der Tag der Sommersonnenwende, der in Europa einen besonderen Feiertag darstellte. Der längste Tag, Mittsommer, Midsommar oder Litha, der die Wende in Richtung Herbst darstellt, war der Punkt, an dem die Leute innehielten, ein Zeitpunkt zwischen Saat und Ernte.

Heutzutage sind wir individuell nicht mehr so abhängig von Saat und Ernte, da es Menschen gibt, die sich darauf spezialisiert haben und der Durchschnittsbürger sein Essen aus dem Supermarkt bezieht. Für manche Menschen ist es trotzdem ein Tag des Innehaltens und des Ausblicks, nicht im wirklichen, aber mehr im übertragenen Sinne. Man kann zurückblicken auf das, was man geleistet hat und sich überlegen, wie wohl die „Ernte“ aussehen mag.

Genauso ist es bei uns im Projekt auch: Die Saat ist gesät, das neue Buch ist auf dem Weg. Der Umschlag ist wunderschön gestaltet worden und auch der Buchblock kann sich sehen lassen. Der Inhalt natürlich auch :-). Das Buch hat eine ISBN zugeteilt bekommen, unter der man es in Zukunft beim Buchhändler bestellen kann. Jetzt wurde es dem Verlag zur Bearbeitung eingereicht. Die erste Arbeit ist getan, jetzt bleibt wirklich nur noch das Warten auf die „Ernte“. Das ist zunächst mal, dass die Referenzexemplare kommen, also sozusagen, dass man sieht, wie die Pflanzen Blüten bekommen. Sehen die Referenzexemplare aus wie sie sollen, geht die Genehmigung zurück an den Verlag. Dann warten wir auf die Früchte, also wie das Buch ankommt und es sich verkauft. Aber das ist im Moment noch Zukunft.

Heute ist der Tag zum Innehalten, zum Überblicken. Das ist die Gegenwart. Warten auf die Ernte nach der Arbeit der Saat.

Unseren Lesern auch eine erfolgreiche Ernte!

Rückblick: Das Leben, das Universum und der ganze Rest

„Außerdem bin ich tausendmal intelligenter als Du!“
„Ach ja?“
„Ja – sag eine Zahl zwischen eins und zehn.“
„Sieben.“
„Falsch – siehst Du?“
(Marvin der Androide diskutiert mit einer Matratze in Douglas Adams‘ „Das Leben, das Universum und der ganze Rest“)

Unlängst hatte ich Gelegenheit, meine Gedanken frei zu machen und etwas über die im Titel dieses Eintrags genannten Themen nachzudenken. Wie das? Nun, ich hatte eine Woche Urlaub. Eigentlich hatte ich konkrete Pläne für diese Woche, ich wollte meine französische Brieffreundin in Orléans besuchen. Leider wurde nichts daraus. Wie ich inzwischen erfahren habe, liegt in ihrem Leben, vor allem beruflich, einiges im Argen. Man ist geneigt, hinzuzufügen: So wie überall. Da sie nicht weiß, ob sie nächstes Jahr noch eine Arbeitsstelle hat, kann sie es sich im Moment nicht erlauben, Urlaub zu nehmen. Traurig, denn es erinnert mich ein wenig an Erpressung: arbeite fleißig, nimm ja keinen Urlaub und vielleicht hast Du nächstes Jahr Deine Arbeit noch. Die Betonung liegt auf „vielleicht“, denn garantieren kann das niemand. Respektive, es will auch niemand garantieren. So hält man sich das arbeitende Volk gefügig.

Nun muss ich meinen Urlaub sehr weit im Voraus planen und einreichen, deswegen war es nicht mehr möglich, irgendwas umzustellen. Aber es bot sich mir eine Alternative. Schon lange wollte ich mir die Gemeinschaft auf Schloss Glarisegg bei Steckborn in der Schweiz (am Schweizer Ufer des Untersees, einem Teil des Bodensees) ansehen. Nun, „ansehen“ ist nicht ganz das richtige Wort, denn „angesehen“ habe ich sie mir schon, ich war schon mehrmals dort, tageweise. Nein, ich wollte etwas mehr mitbekommen von der besonderen Atmosphäre dort und als so genannter „Gasthelfer“ mitarbeiten. Glücklicherweise war es möglich, mich kurzfristig dort anzumelden, später stellte ich fest, dass das mithin daran lag, dass außer mir in der Woche, die ich mir „ausgesucht“ hatte, niemand sonst als Gasthelfer da war. „Gasthelfer“ bedeutet, einen verminderten Beitrag für Übernachtung und Verpflegung zu zahlen und dafür bei den Arbeiten, die so täglich anfallen, mitzuhelfen. Das gibt einem die Gelegenheit, die Leute, die auf dem Schloss leben, etwas genauer kennenzulernen.

Aber ich gebe offen zu, dass ich auch Bedenken hatte. Die Bedenken resultierten bei mir aus einem Gefühl heraus, für diese Gemeinschaft nichts „Nützliches“ tun zu können. Dummerweise hatte ich nämlich gleich zwei „Erfolgsgeschichten“ miterleben dürfen, die mich zweifeln ließen. Die eine war meine Freundin, die bereits letztes Jahr als Gasthelfer dort war und durch ihr großes Talent im Bezug auf Gestaltung Eindruck machte, so dass sie schließlich das Programmheft für die Veranstaltungen auf Schloss Glarisegg gestalten durfte (neben einigen anderen Dingen). Sie hatte einen Freund ebenfalls als Gasthelfer nach Glarisegg gebracht, der sich auf Informatik verstand und einige computertechnische Dinge (unter anderem einen Podcast) organisiert hat. Nützliche Dinge eben.

So stand ich nun da und fragte mich: „Und was kannst Du für diese Gemeinschaft tun?“ Und leise hörte ich diese Stimme, die zischte: „Nichts. Gar nichts.“ Nun gut, eigentlich geht man als Gasthelfer dorthin, um bei täglichen Arbeiten wie in der Küche oder beim Abspülen zu helfen, nicht um Programmhefte oder Internetseiten zu gestalten. Trotzdem warf mich das in tiefe Zweifel und neben der einen Stimme, die ich eben schon erwähnte, hörte ich noch eine zweite, die Christian Tramitz gehörte und im vorwurfsvollen Ton ein Zitat aus „Der Schuh des Manitu“ wiedergab: „WAS kannst Du eigentlich?“

Ich kann Menschen retten und Romane schreiben.

Ersteres, so schätzte ich, wird man dort nicht so häufig brauchen, mal ganz davon abgesehen, dass sowieso Mediziner anwesend sind. Letzteres würde ich nicht richtig einbringen können. Selbst wenn der Fall einträte, dass man mich darum bitten würde, einen Roman oder dergleichen über Glarisegg zu schreiben, hätte ich damit große Schwierigkeiten. Ich kann keine Auftragsarbeiten schreiben. Das war schon in der Schule so, schreib einen Aufsatz zu dem und dem Thema… furchtbar (und dann auch noch für eine ganz bestimmte Zielgruppe, die nur aus einer Person bestand – dem Lehrer)! Deswegen hatte ich auch verschiedene Diskussionen mit meiner Freundin, die nicht verstand, welches Problem ich hatte. Kein Wunder, so richtig verstand ich es ja selbst nicht. Vielleicht habe ich die Befürchtung, die Latte könnte für mich von vornherein hoch gelegt werden und ich sah keine Möglichkeit, etwas „gleichwertiges“ leisten zu können. In einem Gespräch sagte ich ihr, dass sie Spuren hinterlassen hat, dass man sich an sie erinnert. Ich hingegen hatte die Befürchtung, die Herr Tobias Knopp aus Wilhelm Buschs „Knopp-Trilogie“ hat: „Auch von mir wird man es lesen: / Knopp war da – und ist gewesen.“ In einem Anfall des mir eigenen Zynismus meinte ich, dass man sich wohl kaum an mich erinnern wird, weil man sagt: „He, der hat so toll Geschirr abgespült, wann kommt der mal wieder?“

Ich hatte nur etwas vergessen, vermutlich, weil es zwar ein guter Gedanke ist, aber im wirklichen Leben viel zu selten praktiziert wird. Es war eine Weisheit, die da lautet, was auch immer Du tust, egal wie gering Dir Deine Arbeit erscheint, mache sie mit voller Konzentration. Sei im Augenblick anwesend. Wenn Du das tust, werden auch andere auf Dich aufmerksam.

Was soll ich sagen? Es ist nicht ganz so gewesen, wie ich es in meinem Zynismus ausgedrückt habe, aber es war der Einstieg. Ich wurde hauptsächlich zu Spüldiensten eingeteilt und nach einiger Zeit lief das ganz gut. Ich arbeitete konzentriert, weil ich das von mir selbst so erwartete. So kam ich mit verschiedenen Leuten ins Gespräch, über die verschiedensten Dinge. Und ich musste nichts „großartiges“ vor mir hertragen, um Spuren zu hinterlassen. Das geschah, weil ich ich bin. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, das man mir dieses Gefühl vermittelt hat.

Vielleicht ist es so: In dem Lied „Impossible Dream“ aus „The Man from La Mancha“ heisst es, man solle nie aufhören, den „unmöglichen Traum“ zu träumen, man soll immer versuchen, den unerreichbaren Stern zu erreichen. Wie kann ich versuchen, den unerreichbaren Stern zu erreichen? Nun kann ich auf der Erde stehen, Nachts zum Himmel blicken, den Stern betrachten und sagen, da möchte ich hin. Heutzutage scheint aber jeder zu fordern, man solle immer so nah an dem unerreichbaren Stern sein, dass man mit der Hand seine Hitze schon spüren kann. Der Stern ist unerreichbar, also werde ich ihn auch nicht erreichen, aber ich muss näher an dem Stern dran sein als jeder andere. Ein verrücktes Wettrennen: einer steht auf der Erde, also stellt sich der andere auf einen Stuhl. Der nächste auf einen Tisch, dann klettert einer auf einen Baum… und so weiter. Was man dabei nicht bedenkt: Wenn ich in einen Baum klettere, um den unerreichbaren Stern näher zu sein, tue ich das allein. Denn in der Krone eines großen Baumes ist nur Platz für mich allein, für niemand sonst. Diese Suche scheint in einen Wettbewerb ausgeartet zu sein. Auf mich speziell bezogen muss ich sagen, dass mich das Leben wahrscheinlich darauf konditioniert hat. Oder ich habe mich vom Leben dazu konditionieren lassen. Dieses „besser sein als andere“, selbst in Punkten, wo es eigentlich unmöglich ist, zu bestimmen, wer denn nun besser ist. Ist denn der wirklich besser, der dem Stern am nächsten ist? Oder ist der besser, dessen Stern am hellsten strahlt oder am größten ist?

Es tut gut, Begegnungen gehabt zu haben, die nicht nach Äußerlichkeiten fragten oder danach, wie nah ich mit meiner Hand an meinen unerreichbaren Stern bin. Die Frage hieß: „Wer bist DU?“ und nicht „Wo stehst Du?“ Oder „Was machte Dich zu dem, was Du bist?“ und nicht „Warum bist Du nicht so wie die anderen?“

Tatsächlich wurde ich gefragt, ob ich wiederkommen werde, nicht nur für Tagesbesuche, sondern mal wieder für länger. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Denn neben den Arbeiten, den Leuten und den guten Gesprächen ist es auch ein sehr inspirativer Ort. Ein Ort für viele Gedanken. Und wonach kann es einem Autor mehr verlangen?


„Die Zeit, sie eilt im Sauseschritt / Wir steh’n nicht still, wir eilen mit!“
(Wilhelm Busch: Die Knopp-Trilogie)

Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen…

Bei Blogs gibt es mehrere Sorten Leser, jene, die ein Blog regelmäßig lesen, jene die es genauer lesen, jene, die das nicht tun…
Wer dieses Blog regelmäßig sehr aufmerksam gelesen hat, dem werden ein paar Änderungen aufgefallen sein. An der linken Seite sind ein paar Links weggefallen. Das hat mit der Weiterentwicklung des Phantastischen Projekts zu tun. Die Seiten (SPACE COMMAND, SPACE CRUISE, UMN) auf die hier verlinkt wurde, werden langsam eingestellt, denn das Projekt ist in Wandlung begriffen. Alles wird überarbeitet und dann völlig neu wieder zu entstehen. Allerdings nicht mit diesen Namen. Wir raten nur: Geduld – und man lasse sich überraschen. Bis dahin existieren die Seiten weiter, die Informationen sind also noch abrufbar. Aber es wird schon an der nächsten Stufe gearbeitet.

„Es gibt viel zu verlier’n, du kannst nur gewinnen
Genug ist zu wenig, oder es wird so wie es war
Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders
Der erste Stein bricht aus der Mauer, der Durchbruch ist nah…“
(Herbert Grönemeyer: Bleibt alles anders)

Erfahrung der ersten Lesung

Am Samstag, den 20. Mai durfte ich eine neue Erfahrung machen: Die Erfahrung der ersten Lesung. Tatsächlich habe ich vorher noch nie eine Lesung gehalten. Es war etwas improvisiert und vermutlich kürzer, als es eventuell üblich ist, aber für das erste Mal nicht schlecht. Das Echo war recht positiv – trotz der fortgeschrittenen Stunde, zu der die Lesung stattfand (und der Tatsache, dass alle von einem Tag im Europa-Park recht müde gemacht worden waren). Einige der kritischen Anmerkungen werden ihren Niederschlag in weiteren Werken finden. Andere nicht – Vorrecht des Autors. 🙂

Nun geht es in großen Schritten auf den Ausgabetermin zu…

Es wir ernster…

Am heutigen Tag haben wir die Rückmeldung über die Auftragskontrolle erhalten, dass nun auch das zweite Paket an Werbematerialien fertig gestellt wurde. Es handelt sich dabei um Werbepostkarten mit einem Motiv zu „Quaythar„. Wenn die Lieferung so schnell abgewickelt wird wie bei den Lesezeichen, können wir damit rechnen, die Postkarten noch vor dem Wochenende zu erhalten – die Karten werden dann ab dem Wochenende mit der Lesung verteilt. Es geht mit großen Schritten weiter…

Es wird Ernst…

Die Abschlussphase des neuen Buchprojekts ist einen Schritt weiter: Heute haben wir die Bestätigung bekommen, dass die ersten Werbemittel für „Quaythar“ einem Paketdienst zum Versand übergeben worden sind. Bei diesen Werbemitteln handelt es sich um Lesezeichen, passend zum Buch. Voraussichtlich am nächsten Wochenende werden die ersten Lesezeichen im Rahmen einer Lesung ausgegeben. Es ist nicht mehr lang…

Inspiration ist Interaktiv – oder: So regt man die Phantasie an

„Wohl dem Mann, der (…) nicht im Kreis der Spötter sitzt.“ (Die Bibel: Psalm 1, Vers 1)

Am 13. August 1979 kam es zu einer Begegnung, die starken Einfluss auf das haben sollte, was ich später tat, denn an diesem Tag erschien Yps Nr. 201 auf dem Zeitschriftenmarkt (zumindest in dem Teil Deutschlands, in dem ich wohnte; aus Gründen, die ich bis heute nicht verstehe, erschien das Heft beispielsweise in Bayern jeweils sechs bis neun Wochen später).

Höre ich ein Aufstöhnen?

Mit Yps ist das so eine Sache wie mit vielen Dingen in Deutschland: es spaltet. Da gibt es Leute wie mich, denen es immer gefallen hat – und es gibt jene, die gar nichts davon hielten und das Heft mit Kraftausdrücken belegen. Dazwischen gibt es… nichts. Merkwürdig.

Mit der Nummer 201 war ich also in den „Bann des Ypsilon“ geraten (hey, das klingt nach einem guten Romantitel… Thorsten Reimnitz: „Im Bann des Ypsilon“… muss ich mir merken). Ja, ich gebe zu, es hatte mich sofort gefangen. Woran das lag, kann ich nicht genau festlegen, vermute aber, dass es – wie immer – die Mischung machte. Yps war ein Comic, Yps war informativ, Yps war kreativ und es hatte stets eine Beilage, die die Phantasie beflügeln konnte. Vorausgesetzt natürlich, dass man sich darauf einließ. Dabei war etwas gefordert, dass schon damals nicht mehr allzu selbstverständlich war: Geduld. Viele der Beilagen von Yps, die so genannten „Gimmicks„, erforderten es, dass man sie zuerst zusammenbaute. Dabei musste man nicht selten langsam und Schritt für Schritt vorgehen. Und ich vermute, dass hier viele der „So ein Sch***, kein Gimmick hat je funktioniert“-Frusterlebnisse ihren Ursprung haben. Bei mir war das anders, gut, nicht immer, aber in den meisten Fällen.

Doch nicht nur die Gimmicks beflügelten meine Phantasie, auch das, was das Heft hergab. Neben den Comics (wie beispielsweise „Yinni und Yan„) waren das Berichte und Sammelwerke über viel Wissenswertes. So erschien beispielsweise anlässlich der Olympischen Spiele 1980 (Sommer in Moskau, Winter in Lake Placid) eine lange Sammelreihe, in der jede einzelne Sportart bis ins Detail erklärt wurde (Regeln, Platz, Ausstattung, einfach alles).

Einen Einfluss von den Comics hat sich bei mir bis heute bewahrt: die erklärenden Fussnoten. Ich musste sie zwar wiederentdecken (wie ich hier dargelegt habe), aber kennengelernt habe ich sie in Yps. Man griff dort gerne darauf zurück, wenn in einem Comic ein Wort vorkam, das die jugendlichen Leser vielleicht nicht unbedingt kannten. Auf diese Weise wurde es erklärt, ohne den Fortgang der Geschichte zu stören. Auch die Möglichkeit, die laufende Geschichte zu kommentieren, wurde hier genutzt. Man kann also sagen, meine Phantasie wurde durch das Gesamtkonzept des Heftes gefordert und hat mich auf meinem Weg zum Schrifsteller positiv beeinflusst.

Aber was hat es dann mit dem Bibelzitat am Anfang dieses Eintrags auf sich? Nun, Kinder können grausam sein. Wie ich schon erwähnte, gab es zwei Fraktionen: die Yps-Befürworter und die Yps-Ablehner. Wobei sich bei den Yps-Ablehnern nicht nur jene fanden, die die Gimmicks nicht zum Funktionieren brachten, sondern hier waren auch jene, die das mutmaßliche Bildungspotential von Yps ablehnten. Sich Wissen erarbeiten – das war ja wie Schule. Igitt. Merkwürdig, aber unter den Menschen weit verbreitet, eine Neid- oder Angstreaktion darauf, dass ein anderer in irgendetwas besser sein könnte als man selbst. Also, was tut man? Sich selbst anstrengen, um Schritt zu halten? Nö – lieber den anderen als „Streber“ beschimpfen; sich selbst erheben, indem man andere erniedrigt. Lernen und Wissen galten schon damals als „uncool“ (es gab nur noch nicht das Wort dafür), also war Yps auch „uncool“. Und dass man sich zwangsläufig geduldig mit dem Gimmick auseinandersetzen musste, war irgendwie merkwürdig. Und alles dies ließen die Yps-Ablehner die Yps-Befürworter sehr deutlich spüren.

Dennoch habe ich mich nicht abbringen lassen. Wahrscheinlich war es eine Lektion, die ich zu lernen hatte, mich nicht zu sehr von außen beeinflussen zu lassen. Nicht etwas tun oder bleiben lassen, nur weil „alle anderen“ es so sagen. Mein Freundeskreis hat sich in dieser Zeit etwas gewandelt. Auch das war eine Lektion fürs Leben: Echte Freunde nehmen Dich so, wie Du bist. Ob Du nun Yps liest oder nicht. Ja, wohl dem Mann, der nicht im Kreis der Spötter sitzt.

Yps wurde vom ursprünglichen Verlag (Gruner + Jahr) im Zuge einer Angebotsbereinigung an Egmont Ehapa verkauft und im Jahr 2000 (just als es sein 25jähriges Jubiläum feierte) eingestellt, doch seit Herbst 2005 sind drei Testausgaben erschienen. Wenn deren Verkauf erfolgreich genug ist, will Egmont Ehapa die Reihe wieder aufleben lassen. Im Interesse zukünftiger Lesergenerationen, die sich sicherlich so wie ich dafür begeistern können, hoffe ich, dass das passiert. Ansonsten gibt es für Nostalgiker immer noch die Angebote bei eBay. 🙂

eBay Partnerprogramm

Warum ich anfing, selber Geschichten zu schreiben – oder: SO gefällt mir das gar nicht!

Eine von den Fragen, die man einem Autor – so auch mir – immer wieder stellt, ist, was mich generell darauf gebracht hat, Geschichten zu schreiben. Die mich das fragen können sich nicht vorstellen, warum man Geschichten schreibt, vermutlich genau so wie ich mir nicht vorstellen kann, ohne das Geschichten Schreiben und Erzählen zu leben. In meinem Fall waren es ein paar besondere Erlebnisse, die ich heute – und in weiteren Einträgen – mal etwas beleuchten möchte.

Wie die Überschrift schon ankündigt, war eine Motivation unter anderem die, dass mir andere Geschichten, respektive deren Verlauf nicht gefallen haben. Und daran hat Walt Disney einen nicht unerheblichen Anteil. Nun gut, nicht unbedingt er selbst, aber das, was aus seinen Schöpfungen gemacht wurde. Disneys Figuren (Mickey Mouse, Donald Duck usw.) waren in den Filmen am Anfang ziemliche Stereotypen. Als man sie nach dem 2. Weltkrieg nach Europa exportierte in Form von Comics – die aus der Feder solcher begabter Menschen wie Carl Barks stammten -, hatte sich das schon etwas gewandelt. Aber der europäische Markt war gierig auf noch mehr Geschichten, also fing man an, vornehmlich in Italien neue Comics zu zeichnen. Die Handlungen der Geschichten basierte man auf Carl Barks Schöpfungen (der unter anderem Verantwortlich für die Panzerknacker – original „Beagle Boys“ – zeichnet). Doch irgendwie europäisierte man die Geschichten auch, und damit begann das, was mir nicht mehr gefiel. Es ging so weit, dass ich einigen Figuren einen echten Hass entgegen brachte, weil sie arrogant, überheblich und selbstverliebt waren und andere unter ihnen zu leiden hatten. Offenbar waren die europäischen Schöpfer dieser Geschichten, die vornehmlich durch die „Lustigen Taschenbücher“ verbreitet wurden, der Meinung, Kinder würden so was lustig finden. Nun, zumindest was mich betrifft, ist dieser Eindruck falsch. Und das möchte ich genauer beleuchten anhand der Figuren.

Donald Duck
„Ach, armer Donald… ich kannte ihn gut, Horatio, ein Bursche von unendlichem Humor!“

In den Filmen aus der Disney-Werkstatt zeichnet sich Donald vor allem sein stets überschäumendes Temperament aus, durch das er in alle möglichen und unmöglichen Situationen gerät, sozusagen selbstverschuldet. Doch die Rolle, die ihm im europäischen Disneyversum zugedacht wurde, machte ihn zu meinem persönlichen Liebling: der dauernde Pechvogel. Donald war stets verschuldet, was seinen Onkel Dagobert dazu veranlasste, ihn mit haarsträubenden Aufgaben zu betrauen. Es wurde ein paar Mal der – meiner Meinung nach schwache – Versuch gemacht, auch diese Situation Donalds als „selbstverschuldet“ hinzustellen, indem man ihm unterstellte, dass er sich keine Arbeit suchte, weil er stinkend faul sei. Nur: Das widersprach einigen Geschichten, in denen Donald äußerst erfolgreich zu Geld gekommen war, nur um dieses pünktlich zum Beginn der nächsten Geschichten wieder verloren zu haben – falls er es nicht sogar noch am Ende der gleichen Geschichte wieder verlor. Hin und wieder war Dagobert dafür verantwortlich, dass er das verdiente Geld wieder verlor, indem er es mit Hinweis auf Donalds Schulden einfach einzog. Das wiederum kostete Dagobert bei mir so viel Sympathiepunkte, dass er inzwischen im Minus ist.
Ein großes Problem war die Entwicklung, die nicht stattfinden durfte. Donald musste natürlich am Anfang der nächsten Geschichte wieder bettelarm sein, damit der Zeichner, der diese verfasste, von der üblichen „Basis“ aus weitermachen konnte. Die Tatsache, dass Donald damit im „Schuldenpfuhl“ gefangen war, ließ mich starkes Mitgefühl mit ihm empfinden. Wie Herbert Grönemeyer schon sang: „Stillstand ist der Tod!“

Dagobert Duck
„Sieh an, sieh an – wer hätte gedacht, dass der alte Mann noch so viel Geld in sich hat?“

Dagobert Duck hätte auch von Karl Marx erfunden werden können, denn er ist der großkapitalistische Ausbeuter par excélence. Wie schon erwähnt, der alte Mann hat bei mir so viel Sympathiepunkte verloren, dass er sich bei mir schon gewaltig einschmeicheln müsste, damit ich ihn nur „neutral“ betrachtete. Ursprünglich hatte er einen Auftritt in einem Disney-Film, in dem er tatsächlich eine Entwicklung durchmacht, die allerdings die Geschichte vorgibt: die Disney-Variante von Charles Dickens „Christmas Carol“. In diesem Film hieß er noch Ebeneezer Scrooge McDuck, später nur noch Scrooge McDuck, oder eingedeutscht eben Dagobert. Neben seiner offensichtlichen Herzlosigkeit ist sein unglaublicher Geiz und seine Liebe zum Geld seine hervorstechendste Eigenschaft – jedenfalls hat er sich mir immer so dargestellt.
Außerdem hat der Mann offensichtlich ein großes psychisches Problem, oder wie ist das mit dem Geldspeicher zu verstehen? Gut, von daher beruhigt es mich, dass es Onkel Dagobert in Wirklichkeit nicht geben kann, denn wenn man vom Vermögen des „reichsten Mannes der Welt“ spricht, wird mit „Fantastilliarden“ jongliert, einer Zahl, die es nicht gibt; manchmal aber auch mit Trillionen. Eine Trillion ist eine 1 mit 18 (!!!) Nullen. Zum Vergleich: Staatshaushalte rechnen (zumindest in US-Dollar) heutzutage allerhöchstens mit Milliarden, und eine Trillion entspricht 1 Million Milliarden. Würde sich so viel Kapital auf eine Person oder auch nur einen Konzern vereinen, würde das den finanziellen Kollaps des Landes verursachen, in dem die Person wohnt bzw. der Konzern seinen Sitz hat. Mehr noch: Das Bruttosozialprodukt der ganzen Welt (also der Wert aller auf der Welt hergestellter Waren) betrug im Jahr 2004 ungefähr 55,5 Billionen US-Dollar. Onkel Dagoberts Vermögen entspricht also dem Vielfachen dessen, was auf der Welt überhaupt an Wert produziert wird. Genau genommen würde es also nicht nur den finanziellen Kollaps des jeweiligen Landes, sondern der weltweiten Wirtschaft bedeuten. Wenn sich also demnächst mal wieder jemand über die Inflationsrate aufregt, immer dran denken: Onkel Dagobert ist schuld!
Dagoberts psychisches Dilemma muss also sehr tief sitzen, denn er hat so viel Geld, dass es auf der ganzen Welt nicht genug Waren gibt, damit er es komplett ausgeben kann. Sprich: Selbst wenn der alte Geizhals den ganzen Planeten aufkaufen würde, hätte er noch immer Geld übrig. Trotzdem ist er aber von der Paranoia befallen, kein Geld mehr haben zu können.
Als eine bezeichnende Geschichte, die mein Bild von „Onkel Dagobert“ prägte, war eine Episode, in der Donald einen Flugzeugträger als Tourist besucht, aber wegen seines Matrosenanzugs für einen Marinesoldaten gehalten wird, so dass er an Bord zurückgehalten wird und mit auf Fahrt gehen muss. Auf dieser Fahrt passieren ihm verschiedene Dinge, er arbeitet sich von der Küchenhilfe hoch und rettet schließlich einem hohen Tier das Leben. Just als er dafür mit einem Orden ausgezeichnet werden soll, landet ein Hubschrauber auf dem Deck des Flugzeugträgers: Onkel Dagobert, der die Situation mit den Worten aufklärt, dass Donald kein Angehöriger der Marine sei und deswegen auch keinen Orden bekommen könne. Das hohe Tier, dem er das Leben gerettet hat, händigt Donald daraufhin den Gehaltsscheck für die auf dem Schiff geleistete Dienstzeit aus – den Onkel Dagobert prompt einkassiert. Begründung: die Suchaktion mit dem Hubschrauber sei sehr teuer gewesen und Donald solle gefälligst dafür zahlen. Dagobert macht dabei einen Gesichtsausdruck, in dem seine ganze Arroganz zum Ausdruck kommt. Es waren solche Gelegenheiten, die meinen Gerechtigkeitssinn anrührten und in mir den Wunsch weckten, andere Geschichten zu lesen. Was Onkel Dagobert da tat, war gemein, nicht lustig.

Daisy Duck
„Schwäche, Dein Name sei Weib!“

Daisy tauchte in den animierten Cartoons „irgendwie“ als Donalds Verlobte auf, doch die Rendezvous der beiden wurden gerne von Donalds Neffen gestört. In den Comics wurde aus ihr eine unentschlossene, oberflächliche Zicke. Tut mir leid, falls das hart klingt, aber schauen wir der Realität ins Gesicht: In den Comics wurde eine Art „Wettstreit“ zwischen Donald Duck und einem Vetter mit Namen Gustav Gans etabliert. Die beiden stritten sich um die Gunst von Daisy, die sich nicht enscheiden konnte – respektive, sie hat sich mal so und mal so entschieden, je nachdem welcher der beiden Bewerber ihr das größere Geschenk machte. Das war die Oberflächlichkeit, die mich an ihr aufregte. Ihre so genannte „Herzensentscheidung“ war sehr materiell geprägt und hing von Dingen wie Ringen oder einem exotischen Urlaubsziel ab. Eine Beziehung war für sie nie etwas, mit dem man sich im Leben beschäftigte, sondern nur ein Prestigeobjekt, mit dem man vor den Freundinnen angeben konnte. Sprich, sie suchte nach einer „guten Partie“, nicht nach dem guten Herz, sondern nach dem guten Geldbeutel. Des öfteren hatte deswegen Gustav Gans gegenüber Donald die Nase vorn (siehe „Gustav Gans“), der mir auch unsympathisch war, was sie nicht gerade sympathisch in meinen Augen machte. Und ihre Oberflächlichkeit tat ihr übriges dazu. Eine Entwicklung in dem Sinne, dass sie sich entschied und einem der beiden das „Ja-Wort“ gab und dem anderen eine Abfuhr erteilte, durfte nicht stattfinden. Wie so häufig im Disneyversum.

Gustav Gans
„Der Teufel sch**sst immer auf den grössten Haufen!“

Gustav Gans bezeichnet sich selbst als „Schoßkind des Glücks“ – und so wurde er auch angelegt. Wollte er in Urlaub fahren, musste er nur an einem entsprechenden Preisausschreiben teilnehmen – schon hatte er einen Urlaub gewonnen. Er fand ständig voll gefüllte Brieftaschen oder andere wertvolle Sachen, deren Rückgabe beim Eigentümer ihm einen reichen Finderlohn einbrachte. Er gewann und gewann… und um ein Zitat aus STAR WARS zu bringen: „Seine Fähigkeiten haben ihn… nun ja… arrogant werden lassen.“ Mit Vorliebe zog Gustav Donald auf, der als Pechvogel Gustavs genaues Gegenteil war und besonders gern nutzte er sein Glück, um auf Daisy Duck Eindruck zu machen.
Sein Glück, na gut, soll er es genießen, aber Gustav erhob sich selbst, indem er andere erniedrigte. Auch das fand ich nicht lustig.

Tick, Trick und Track
„O tapfere neue Welt, die solche Menschen trägt!“

In den animierten Filmen waren die drei Neffen von Donald eine Rasselbande, die allerlei Unsinn anstellte. Unter Carl Barks Einfluss wurden aus ihnen Pfadfinder des „Fähnlein Fieselschweif“, die ein schlaues Buch hatten, das ihnen jede Frage beantwortete. Auf diese Weise wurden sie eigentlich zu den vernünftigsten Figuren der ganzen Reihe, denn sie bremsten Donald, wenn er mal wieder wütend wurde und halfen ihm, und sie waren schlauer als der Rest der ganzen Bande. Eine persönliche Genugtuung war für mich beispielsweise eine Geschichte, in der Onkel Dagobert eine Schatztruhe von einem versunkenen Schiff mit Hilfe eines starken Magneten heben wollte. Seine Idee war, dass die Metallbeschläge der Kiste von dem Magneten angezogen werden würden. Seine Neffen warnten ihn, er hörte nicht und es kam wie’s kommen musste: kaum war die Kiste aus dem Wasser und hing an dem Magneten, da brach das Holz auseinander, das durch die lange Liegezeit im Wasser morsch geworden war und an der Luft das Gewicht der Münzen nicht mehr tragen konnte. Die Münzen selbst fielen zurück ins Wasser, denn sie waren aus reinem Gold – und Gold ist nicht magnetisch, deswegen hielt sie der Magnet nicht fest. Dagobert bekam einen Dämpfer, weil er nicht auf seine Großneffen gehört hatte – das gefiel mir.

Frustriert von diesen ganzen Gestalten des Disneyversum fing ich schließlich an, eigene Geschichten zu entwerfen, die etwas anders aussahen. Aber irgendwie entzogen sich die Figuren meinen Versuchen, ihnen Tiefe und Entwicklung zu geben. Sie konnten auf eine unheimliche Weise nicht weiter entwickelt werden, was man ja auch an der Tatsache sieht, dass Tick, Trick und Track seit Jahrzehnten Kinder sind, ohne älter zu werden. Es geht sogar weiter: Im allerersten der „Lustigen Taschenbücher“ gab es eine Geschichte, in der Dagobert Donald und seine Neffen auf eine Zeitreise in die Zukunft, ins Jahr 2001 schickt. Dagobert möchte wissen, was aus Donald geworden ist, nachdem er sein Vermögen geerbt hat. In der Geschichte ist Donald im Jahr 2001 genauso geizig wie Dagobert, jener ist tot, und Tick, Trick und Track sind Erwachsene. Damit wurde für den größten Anachronismus im Disneyversum gesorgt, denn wir schreiben derzeit das Jahr 2006 und mir wäre nicht bekannt, dass Onkel Dagobert gestorben ist oder dass Tick, Trick und Track erwachsen wären. Das ist umso erstaunlicher, da Dagobert mehrfach betont, bei dem großen Goldrausch am Klondike (1896 – 1898) den Grundstock für sein Vermögen gelegt zu haben, sprich: er war zu diesem Zeitpunkt bereits ein junger Mann. Sein Geburtsjahr ist laut seiner Biographie 1867, was uns darauf bringt, dass Onkel Dagobert zurzeit 139 Jahre alt sein dürfte. Das Geburtsdatum der Duck-Trillinge wird hingegen mit 1940 angegeben, so dass diese in diesem Jahr ihren 66. Geburtstag feiern dürfen.
Andere Quellen wiederum behaupten standhaft, Onkel Dagobert sei kurz nach seinem 100. Geburtstag gestorben. Das passt nicht mit der Tatsache zusammen, dass das erste „Lustige Taschenbuch“ 1967 erschienen ist (an Dagoberts mutmaßlichen 100. Geburtstag) – oder es wirft zumindest die Frage auf, WANN die Duck-Geschichten eigentlich spielen.

Das Disneyversum des Stillstandes und der Anachronismen konnte ich nicht beeinflussen, also ließ ich es irgendwann bleiben, mir da Gedanken über neue Geschichten zu machen. Ich wollte etwas anderes tun und zog mich aus dieser „Dimension“ zurück. Ich habe lange Zeit keine „Lustigen Taschenbücher“ mehr gelesen und tue dies auch weiterhin nicht. Ich wollte Geschichten, in denen den Figuren erlaubt ist, sich zu entwickeln, selbst den Wandel vom vermeintlich „bösen“ zum „guten“ hin zu durchlaufen.

Denn das ist es doch, was den Menschen ausmacht, nicht wahr? Die Entwicklung. Niemand kann sich ihr entziehen. Niemand kann behaupten, der gleiche zu sein wie vor ein paar Jahren. Und wer es dennoch tut, belügt sich entweder selbst – oder er hat sich wirklich nicht entwickelt, was zu bedauern wäre (und sehr unwahrscheinlich).

Dies war also ein Teil der Motivation, selbst Geschichten zu schreiben. Aber es geht noch weiter… diese Geschichte ist noch nicht beendet.


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