„Sogar meine Mama findet Dich toll“ – Der Kampf eines Singles an mehreren Fronten

– Es ist symbolisch für unser Ringen gegen die Unterdrückung!
– Symbolisch für sein Ringen gegen die Realität.

Zwei Revoluzzer der „Volksfront von Judäa“ in „Das Leben des Brian“. Sie könnten auch von der „Bertelsmann-Stiftung“ reden…

Die wirren Gedanken, die diesen Artikel formen, schwirren mir schon länger im Kopf herum, weil ich es nämlich so langsam satt habe. Der berühmte „Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“, war eine Studie der von der Muffe gepufften Bertelsmann-Stiftung über eine angeblich „zukunftsfähige“ Rente. Die „geniale“ Idee dieser Menschen, die sonst offenbar keine Probleme haben, ist die, dass die Höhe der Rente von der Kinderzahl abhängt. Wer drei und mehr Kinder hat, kriegt die reguläre Rente, darunter gibt’s Abschläge. Wer keine Kinder hat, soll bitte schön leise verhungern.

Der widerliche Gedankengang hinter diesen offenkundig kleingeistigen Plänen ist der, dass es nur eine Sorte von „Kinderlosen“ gibt: Asoziale Volksschädlinge, die sich gegen Kinder entscheiden, weil sie zu faul oder zu geizig oder beides sind, um Kinder groß zu ziehen. Das brachte meine Hutschnur zum Reißen und gab den Inititalfunken, um diesen Artikel endlich zu schreiben.

Im Gegensatz zur schwarz-weißen „böse Kinderlose“-und-„gute Kinderreiche“-Welt der Bertelsmann-Stiftung gibt es nämlich einen bunten Strauß an Variationen auf beiden Seiten. Es gibt sicherlich gute Gründe, bewusst eine Familie mit Kindern zu gründen. Darum geht es in diesem Artikel nicht, deswegen lassen wir die außen vor. Es gibt sicher auch gute Gründe, sich als Paar bewusst dagegen zu entscheiden, Kinder zu bekommen in der heutigen Gesellschaft. Auch darum geht es in diesem Artikel nicht, die lassen wir deshalb auch außen vor. Es gibt Paare, die gern Kinder bekommen würden, doch es funktioniert nicht. Es gibt Paare, die gern Kinder adoptieren würden, doch sie dürfen aus verschiedensten Gründen nicht. Um alle diese Varianten geht es auch nicht, also lassen wir sie auch außen vor. Für sich genommen würde jeder dieser Komplexe einen eigenen Artikel oder gar eine Artikelreihe ergeben. Doch das will ich – im Gegensatz zu gewissen Stiftungen – denen überlassen, die da mehr Ahnung haben.

Mir geht es um eine ganz bestimmte Gruppe der „Kinderlosen“: der ungewollte Single.

Ich habe schon unglaublichen Schwachsinn von Politikern und irgendwelchen Lobbyisten gehört. Dass ich ein Luxusleben führe und mich nicht zu beklagen habe. Dass ich (höchstpersönlich) die Rentenversicherung kaputtmache. Dass ich mir meinen Ruhestand auf Kosten von anderen vergolden lasse (ja klar, und meine Lieblingsbeschäftigung ist auch, am Freitag den Oberstufenschülern am Gymnasium aufzulauern und sie zu beschimpfen: „Haha, Du Schwachmat wirst irgendwann mal meine Rente zahlen müssen, obwohl ich keine Kinder habe!“). Und jetzt die Bertelsmann-Stiftung, die unverhohlen diskriminierend daherkommt.

Und jedes Mal, wenn ich sowas höre, ärgere ich mich. Denn ich bin nicht freiwillig in der Situation, es hat sich so ergeben. Jedes Mal möchte ich dem Dummschwätzer, der solche Parolen von sich gibt, ins Gesicht brüllen:

– Komm, leck Dich doch selbst am A****…

Monty Python: „Die Ritter der Kokosnuss“

Die sich vermutlich sehr toll vorkommenden Befürworter einer solche „Gebärprämie“ sind dem Wahnwitz verfallen, dass jeder, der ernsthaft einen Partner haben möchte, auch einen kriegt. Das gleicht dem Wahnwitz, dass jeder, der Arbeit will, auch welche bekommt. In beiden Fällen wird völlig ausgeblendet, dass es auch äußere Umstände gibt, die das ganze beeinflussen. Dass es nun mal Menschen gibt, die nicht zueinander passen. Und dass die Partnersuche aus verschiedenen Gründen immer schwieriger wird.

In meinem speziellen Fall, das muss ich leider so einsehen, spielt das Alter eine große Rolle. Ich bin Anfang 40 und gehöre einer kleinen Gruppe unserer Bevölkerung an: die „echten Singles über 40“, das heißt, ich war noch nie verheiratet und habe auch keine Kinder. Ich hatte ein paar Beziehungen, aber die sind bisher immer in die Brüche gegangen. Um die folgenden Punkte darzulegen, werde ich das ganze jetzt komplett aus meiner Warte schreiben, das heißt, da ich heterosexuell bin, werde ich nur noch von Frauen statt neutral von „PartnerInnen“ schreiben.

Was hat es nun mit dieser „echten-Single“-Sache auf sich? Natürlich kann einen eine Trennung von einem Partner, mit dem man nicht verheiratet war, auch auf eine besondere Weise prägen, aber eine Scheidung ist nochmal ein ganz anderes Kaliber. Nicht nur, dass man sich von dem Mensch trennt, mit dem man eigentlich Rest seines Lebens verbringen wollte, es kommt auch noch zu juristischen Auseinandersetzungen. Möglicherweise müssen gemeinsam angeschaffte Sachen irgendwie getrennt werden, Anwälte wollen bezahlt sein und so weiter. Geschiedene sind deswegen gern etwas vorsichtiger, sich nochmal festzulegen auf einen Partner. Und mehrfache Hochzeiten und Scheidungen erlebt man in der Regel auch nur bei den Menschen, die sich das überhaupt leisten können.

Das heißt, schon von den nüchternen Zahlen her betrachtet ist die Menge an Menschen, die nicht aufgrund von Scheidungserfahrungen irgendwelche Vorbehalte gegen eine neue Beziehung haben, geringer als vor zehn oder zwanzig Jahren. Die Zahl verringert sich sogar noch weiter, denn in dem Alter, in dem ich bin, gibt es noch dazu etliche Frauen, die zwar nie verheiratet waren, sich aber sagen: „Jetzt habe ich X Beziehungen gehabt, es funktioniert einfach nicht, ich lasse es bleiben.“

Also, was tun? Um die Anzahl zu erhöhen, aus dem eng gesteckten Altersrahmen ausbrechen? Nein, keine so tolle Idee. Das hat zwar schon immer gegolten, aber in der modernen Zeit gilt es mehr den je: Wenn der Altersunterschied zu groß ist, verursacht das Probleme. Schon neun oder zehn Jahre können eine komplett andere Generation sein. Man ist völlig anders aufgewachsen und oft fällt es gerade dem jüngeren Partner schwer, für den älteren Verständnis aufzubringen. Da spielt nämlich noch etwas mit: der ältere Partner (vor allem wenn der Altersunterschied recht groß ist) bringt mehr Lebenserfahrung mit, was der jüngere oft nicht nachvollziehen kann. Die Entscheidungen des älteren sind oft geprägt von vielfältig gemachten Erfahrungen, während der jüngere „einfach mal ausprobieren“ möchte. Nun ist „einfach mal ausprobieren“ per se nichts schlechtes, aber auch hier schlägt die fortgeschrittene Erfahrung zu: Manche Sachen möchte man nicht „einfach mal ausprobieren“, vielleicht weil man sich erinnert, was für ein Kampf das Ausprobieren das letzte Mal war und man froh ist, dass es vorbei ist. Jüngere Partner neigen dazu, so genannte „Herausforderungen“ übertrieben positiv zu sehen und dass sie was bringen können, selbst wenn es schiefgeht. Der erfahrene Partner sieht, dass das einzig Positive der Umstand ist, dass er jetzt weiß, dass er sowas nie wieder machen möchte. Er hat seine Erfahrung schon.

Doch gemach – wie kann man überhaupt Frauen kennenlernen? So genannte „Flirtexperten“ raten einem dazu, immer und überall Ausschau zu halten und Frauen anzusprechen, selbst im Supermarkt oder bei einer sonstigen zufälligen Begegnung. Tolle Idee. Viele Menschen stehen beim Einkaufen unter einem gewissen Stress, die finden es bestimmt toll, von irgendeinem Typem angequatscht zu werden, wenn sie gerade darauf konzentriert sind, ihren Einkaufswagen mit Dingen anzufüllen, die auf ihrer Einkaufsliste stehen und am Schluss nichts vergessen ist.

Also Internet? Die Mitgliedschaft in Singleportalen, die angeblich gut sind, ist teuer. Richtig, richtig teuer. Und was kriegt man für sein Geld? Keine Ahnung. Zwar gibt es immer wieder Berichte von unabhängigen Testern, aber ganz ehrlich: In meinem ganzen Bekanntenkreis gibt es nicht eine einzige Person (egal welchen Geschlechts), die ihren Partner über eine kostenpflichtige Singlebörse kennengelernt hat.

Aber Rettung naht, es gibt ja auch noch die (nahezu) kostenlosen Singlebörsen. Und was bringen die? Na ja, zum Beispiel sowas:

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Und das ist die erste Nachricht überhaupt, die ich von „Samanta“ bekommen habe. Also, aus meinem Profil und einer kurzen Nachricht von mir weiß „Samanta“ schon, dass sie ihren Traummann in mir gefunden hat und sogar ihre Mama findet mich toll? Was ich da ausgeschwärzt habe, ist übrigens die Webseite eines kostenpflichtigen Singleportals. Und das ist die Masche, auf die man hier häufig trifft, der Versuch, die Singles zu einem Zahlportal zu ziehen. Tatsächlich war das Profil von „Samanta“ schon gelöscht, als ich die Nachricht überhaupt erstmal gelesen habe (ich sitze nicht pausenlos vor dem Computer, weil ich denke, dass ja Nachts um 4:12 Uhr die Nachricht von meiner Traumfrau kommen könnte). Und ich frage mich: Gibt es tatsächlich Männer, die auf einen so plumpen Trick reinfallen?

Nun mag der eine oder die andere sagen, hey, mit solchen Leuten muss man da rechnen, aber man darf nicht aufgeben! Okay, versuch ich es nochmal: Hallo, Andrea!

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Na, aber das tu ich doch gern, wenn man schon so freundlich angeschrieben wird. Ich schreibe ihr also noch eine Nachricht mit ein paar Dingen über mich und frage sie etwas zu den Hobbies in ihrem Profil. Ihre Antwort:

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Der geneigte Leser möge nun bei folgendem Ratespiel mitmachen: Was ist es wohl, das ich da zwischen den Smileys quasi zensiert habe?

  1. Ein Kompliment über meine sexuelle Leistungsfähigkeit.
  2. Ihre Mama findet mich toll.
  3. Ort und Zeit, wann und wo wir uns treffen sollen.
  4. Die URL eines kostenpflichtigen Singleportals und ihren angeblichen Benutzernamen dort

Wenn der geneigte Leser 1, 2 oder 3 als Antwort favorisiert, hat er wohl immer noch nicht verstanden, worum es in diesem Artikel geht. 4 ist natürlich richtig. Ich habe keine genaue Statistik geführt, aber ich schätze, dass 98 % aller Antworten, die ich bekommen habe, so oder so ähnlich aussehen.

Bei einem anderen Singleportal, wo nur die erste Nachricht kostenlos verschickt werden konnte (und schon die Antwortmöglichkeit musste mit Geld freigeschaltet werden), bekam ich immer wieder Nachrichten von Frauen, bei denen ich feststellte, dass unterschiedliche Frauen total identische Nachrichten schrieben, sogar mit den gleichen Rechtschreibfehlern. Da draußen betreibt also jemand einen gewissen Aufwand, um Singles das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Das alles frustriert. Auf „herkömmlichen“ Weg funktioniert es nicht, im Internet funktioniert es nicht, und alles das kommt mir in den Sinn, wann immer ein Politiker seine Visage in eine Kamera hält und über die Singles als ganzes herzieht oder so grandiose Vorschläge macht wie die Bertelsmann-Stiftung. Es herrscht der Irrglaube, dass man einfach mehr Druck machen muss auf die Singles. Für manche sind wir aber auch einfach der Buhmann und dienen dazu, dass Familienmenschen sich überlegen fühlen können. Dass „die Singles“ keine heterogene Gruppe sind – geschenkt. Darüber denkt man nicht von 12 Uhr bis zum Mittagsläuten. Komischerweise verteufeln etliche Politiker das Internet, weil man seine Meinung da äußern kann, indem man sich hinter einem Pseudonym versteckt. Dabei verstecken sich doch gerade Politiker gern hinter solchen „Studien“, he, da ist ein Missstand, seht her, ich trete dafür ein, dass man diesen Missstand beseitigt. Ja, das tu ich wohl! Ich bin der Robin Hood der Familienpolitik und verteidige die Familien gegen den Single-Sheriff von Nottingham. Der war mir schon immer suspekt.

Kalt ist’s im Skriptorium, der Daumen schmerzt mich. Ich gehe und hinterlasse dieses Schreiben, ich weiß nicht, für wen, ich weiß auch nicht mehr, worüber.

Umberto Eco: „Der Name der Rose“

Und was soll jetzt dieser Artikel? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Wie ich oben schrieb, geisterte die Idee schon lang in meinem Kopf herum, weil ich bei vielen Gelegenheiten diese Einseitigkeiten gesehen habe, jedes Mal, wenn „die Familie an sich“ über den grünen Klee gelobt wird, jedes Mal wenn Politiker oder so genannte „Politikwissenschaftler“ über Singles herziehen und so gar nicht verstehen wollen, wie komplex das Thema ist. Aber auf der anderen Seite: So ist es doch immer. Ich trage also wieder mal nichts Neues zum Thema bei. Aber wenigstens sind die Gedanken jetzt draußen. Vielleicht kann ich irgendwann nochmal auf das Thema zurückkommen, weil mir die Dinge etwas klarer geworden sind. Vielleicht auch nicht, vielleicht muss das Thema so chaotisch präsentiert werden, eben weil es so chaotisch ist, weil es eben nicht die eine Antwort gibt.

Da fällt mir etwas ein, dass mir im Zusammenhang mit dem Thema „unfreiwilliger Single“ passiert ist. Es handelt sich um eine Erfahrung, die mich etwas ratlos zurückließ, die aber auch in diesen chaotischen Komplex von Dingen gehört. Vor einigen Jahren war ich auf der Geburtstagsfeier eines Freundes. Dieser Freund nutzte die Feier, um seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen (auf eine nachgerade unverschämt romantische und phantasievolle Weise mit einem im Überraschungs-Ei versteckten Ring; manche Männer legen die Latte für alle anderen verdammt hoch). Ich – zu dem Zeitpunkt mal wieder Single – saß mit ein paar Damen am Tisch, die hin und weg waren von dem Antrag. Eine der Damen meinte, mich aufmuntern zu müssen und meinte: „Komm, wir backen Dir symbolisch eine Frau, dann findest Du auch eine! Welche ‚Zutaten‘ soll denn Deine Partnerin haben? Wie soll sie sein, was für Eigenschaften soll sie haben?“ Ich grübelte kurz und meinte dann: „Na ja, ich mag es, wenn die Frau komplett ist – also mit Hirn!“ Weit aufgerissene Augen starren mich entsetzt an, und dann sagt sie (eine Frau!) zu mir: „Also, damit schränkst Du Deine Auswahlmöglichkeiten aber ganz schön ein…“

Äh… wie bitte?

Ja, der Lanz, der kann’s… nicht!

Muss ich diesen Artikel schreiben? Eigentlich nicht. Eigentlich hat Stefan Niggemeier unter dem mit einer schönen Anspielung versehenen Titel „So mögen sie Gulaschsuppe essen: Eine Kritik der Kritik an der Lanz-Petition“ schon so viel gesagt. Fast alles, was ich zu dem Thema auch sagen möchte. Und eigentlich könnte ich hier auf Stefans Artikel verweisen und nach einem Absatz meinen Beitrag beenden, in die Welt hinausgehen, einen Baum pflanzen… oder sonst irgendwas tun, anstatt mich mit Markus Lanz zu befassen. Aber nein, das geht nicht.

Warum nicht? Das beschreibt „So mögen sie Gulaschsuppe essen“ sehr schön: Man wird offenbar weder wahr- noch ernstgenommen in der verrückten Welt des unglaublichen Qualitätsjournalismus, wenn man einfach nur sagt: „Dieser Meinung bin ich auch!“ Stefan zeigt in seinem Artikel sehr schön auf, wie etliche Vertreter der „klassischen Presse“ die Meinungsäußerung vieler Menschen diskreditieren, einfach weil sie aus nicht mehr als „Dieser Meinung bin ich auch!“ besteht. Für diejenigen, die es vielleicht noch nicht mitbekommen haben sollten: Markus Lanz hat in einer seiner Sendungen eine Gesprächssimulation zwischen ihm, dem „Stern“-Redakteur Hans-Ullrich Jörges und der Abgeordneten der „LINKEN“, Sahra Wagenknecht. „Gesprächssimulation“ deswegen, weil ein „Gespräch“ im klassischen Sinne ja daraus besteht, dass Person A eine Frage stellt und Person B diese Frage beantwortet (grob gesagt, jedenfalls). Wer sich aber Stefan Niggemeiers Niederschrift vom Lanz-Görges-Wagenknecht-Gespräch durchliest oder aber die entsprechenden Clips auf YouTube anschaut, der stellt fest, dass Lanz seine Gesprächspartnerin ständig unterbrach und komplizierte politische Sachverhalte auf so dummdreiste Fragen wie „Europa – ja oder nein?“ oder „Euro – rein oder raus?“ reduzierte.

Dem Gespräch folgte eine Welle der Empörung, denn offenbar ist das, was man da gesehen hat, nicht das, was sich viele Menschen unter einer politischen Diskussion vorstellen. Es ging soweit, dass eine Petition gestartet wurde, dass man Lanz die Sendung entziehen sollte. Die Unterzeichner dieser Petition sehen es nicht ein, warum Lanz‘ Gehalt von ihrem GEZ-Beitrag finanziert werden sollte, wenn dieser so schlechte Arbeit abliefert. Mit anderen Worten: Sie machten das, was jeder Arbeitgeber auch macht, wenn er in seinem Betrieb jemanden hat, der seinen Job nicht ordentlich erledigt.

In seinem neuen Artikel „So mögen sie Gulaschsuppe essen“ dokumentiert Stefan Niggemeier nun die Reaktion der „klassischen Medien“ auf diese Petition, und da sind wir wieder am Anfang meines Beitrags: Es wird nicht darauf eingegangen, ob diese vielen Menschen (zum Zeitpunkt, da ich dies hier schreibe, sind es knapp 220.000 Unterzeichner) möglicherweise einen Grund haben, die Petition zu unterzeichnen. Es wird nur darauf eingegangen, wie „einfach“ es doch sei, „anonym“ und „mit einem Klick“ seine persönliche Hysterie auszuleben. Mit anderen Worten: Weil also nicht jeder dieser 220.000 Menschen einen persönlichen Brief oder einen Artikel wie diesen hier schreibt, kann man die nicht ernst nehmen. Es fällt in den verschiedenen Publikationen immer wieder die Bezeichnung „Mob“, „Schwarm“ oder „Rudel“.

Geht’s noch?

Ich habe die Petition nicht unterzeichnet, aber da gebe ich ganz frei zu, dass das aus reiner Hoffnungslosigkeit geschah, die sich ja nun leider in Form von ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler bestätigt hat. Ich glaubte von Anfang an nicht, dass diese Petition irgendwas bringen wird. Himmler tut – erwartungsgemäß – so, als sei die Sendung, die der konkrete Anlass für die Petition gewesen ist, ein „einmaliger Ausrutscher“ von Lanz. Nein, ist sie nicht. Das geht schon länger so. Und weil bisher niemand was getan hat, bin ich davon ausgegangen, dass auch jetzt niemand was tut. Und wie man sieht, behielt ich Recht.

Dass jetzt viele Medien die Petition verteufeln, hat mich jetzt dazu bewogen, doch noch ein paar Zeilen zu schreiben. Denn ich möchte diesen Medien zurufen: VERDAMMT, ANALYSIERT DIE SITUATION, anstatt Euren billigen Ressentiments zu frönen! Nicht jeder hat die Nerven, die Zeit und die Möglichkeit, einen Artikel wie diesen hier zu schreiben, vor allem, da all das, was ich hier geschrieben habe, sich ja auch nur mit dem Worten „Stefan Niggemeier hat Recht!“ zusammenfassen ließe. Im Grunde genommen ist es nichts anderes als das, was die Unterzeichner der Petition auch gemacht haben. Mit diesem Artikel bringe ich nichts Neues mehr in die Diskussion. Alle Argumente wurden bereits dargelegt. Der Videobeweis auf YouTube existiert. Ich kann nichts anderes mehr schreiben als das, was schon vielfach geschrieben wurde. Ist meine Meinung jetzt aber mehr Wert, weil ich bin zum Anfang dieses Satzes hier bereits 687 Wörter verwendet habe, um sie auszudrücken, anstatt eine Petition mit einem Klick zu unterzeichnen?

Und eines ist mir besonders sauer aufgestoßen: Die ständige Unterscheidung nach „Zuschauer“ und „Internet“. Die „Zuschauer“ würden Lanz lieben, das „Internet“ aber nicht. So ein Quatsch! Jeder „Internetler“ ist auch „Zuschauer“, auch wenn das umgekehrt nicht immer der Fall sein mag.

Und jetzt sitze ich hier und frage mich, wie man das ganze auf den Punkt bringen kann. Es geht nicht. Wir haben es hier mit einem astreinen Scheingefecht zu tun. Die Aufmerksamkeit wird auf das „böse Internet“ gelenkt und keiner fragt sich, ob es vielleicht doch etwas an Lanz zu kritisieren gibt. Im Gegenteil, der Tenor ist ja, dass Lanz selbstverständlich einen guten Job macht und halt einmal einen schlechten Tag gehabt hat.

Äh… ne, finde ich jetzt nicht so. Deswegen habe ich als Überschrift für diesen Artikel auch den – leicht abgewandelten – Peter-Alexander-Klassiker gewählt:

„Ja, der Lanz der kann’s… nicht!“

Putin Airlines – Safety Video [Video… was sonst?]

Dass Homosexuelle in Russland bei Putin nicht sonderlich beliebt sind, dürfte inzwischen jeder mitbekommen haben. Der Videokanal „The Gay Woman Channel“ hat das in einem Video verarbeitet: dem Sicherheitsvideo der Fluggesellschaft „Putin Air“…

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Direkter Link zum Video: http://youtu.be/YoC-LWdbggU

ZDF neo: „Auf der Flucht – Das Experiment“ – „Grenz“erfahrungen im wahrsten Sinn des Wortes

ZDF neo hat den Start eines Vierteilers bekannt gegeben, der den Titel „Auf der Flucht – Das Experiment“ trägt. Hinter dem Titel, der an eine aus den 1960er Jahren stammende Fernsehserie erinnert, verbirgt sich eine Art Dokutainment-Show, in der sechs Deutsche nachfühlen sollen, wie sich ein Flüchtling fühlt, der versucht, aus Afrika heraus nach Deutschland kommt.

Nochmal zum Mitschreiben: Anstatt, dass man reale Flüchtlinge interviewt und von ihren Erfahrungen berichten lässt, werden Menschen, die sich noch nie mit dem Gedanken tragen mussten, ihr Land fluchtartig zu verlassen, in eine Spielsituation versetzt, in der sie genau das „nachfühlen“ sollen. Und die Zuschauer mit ihnen. Im Gegensatz zu den Flüchtlingen aus Afrika haben die Kandidaten dieser Sendung natürlich die Möglichkeit, jederzeit zu rufen: „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ Ach ne, das war was anderes. Aber das Prinzip ist das gleiche, die Kandidaten können jederzeit aufhören, wenn es ihnen zu hart wird.

Warum man das Prinzip dieser Sendung durchaus kritisch sehen kann, auch ohne eine Folge davon gesehen zu haben, hat das Blog „Afrika Wissen Schaft“ hier zusammengetragen: „‚Sieh’s mal neo’kolonial

Die erste Sendung der Reihe soll heute Abend um 22.15 Uhr auf ZDF neo laufen.

Trayvon Martin, George Zimmerman und ein (nicht nur amerikanisches) Phänomen [auch Video]

Die letzten Tage gab es eine hitzige Debatte um einen Prozess in Florida. Auf die Fakten reduziert könnte man sagen, ein Amerikaner namens George Zimmerman hat einen Amerikaner namens Trayvon Martin erschossen. Zimmerman stand vor Gericht und wurde freigesprochen. Der Grund liegt an einem recht wirren Gesetz in Florida: Zimmerman war offenbar der Überzeugung, dass Martin etwas illegales getan hat. Nachdem er die Polizei informierte, hat er Martin weiter verfolgt, es kam zu einem Handgemenge, in dessen Folge Zimmerman seine Waffe zog, die er bei sich hatte, weil er ehrenamtliches Mitglied der Nachbarschaftswache ist, und Martin erschoss. Während es in vielen Staaten (auch Bundesstaaten der USA) in den Gesetzen heißt, dass zivile Personen sich Verbrechern fernhalten sollen, nachdem die Staatsgewalt informiert wurde, gibt es in Florida ein Recht, dass sich „stand your ground“ nennt. Es gibt den Bürgern das Recht, selbst aktiv zu werden. Im Rahmen dieses Gesetzes wurde Zimmerman freigesprochen, obwohl der Polizeibeamte am Notruf ihm abgeraten hat, Martin weiter zu verfolgen.

Was dem ganzen eine besondere Note (oder ein „G’schmäckle“, wie man in Süddeutschland sagt) gibt, ist der Umstand, dass Trayvon Martin Afro-Amerikaner war und George Zimmerman weiß. Der Verdacht liegt nahe, dass Zimmerman Martin hauptsächlich wegen seiner Hautfarbe verdächtig fand. Eine rassistische Motivation seiner Tat konnte ihm allerdings nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, daher auch aus diesem Grund keine Verurteilung erfolgen.

Seither sind in den USA mehrere Dinge passiert. Da gibt es die eine Seite, die leugnet, dass es sowas wie massiven Rassismus in den USA überhaupt noch gibt. Doch, den gibt es noch, und zwar nicht nur in den eigenen vier Wänden oder am Stammtisch. Auch auf Twitter entlud sich der Spott des vermeintlich „post-rassistischen Amerikas“: „Trayvon Martin war ein blöder N***** und hat sich verhalten wie ein blöder N*****“, stellt R. T. fest und fordert: „Hört auf, Euch so zu verhalten und seht, was rauskommt.“ Ein anderer schreibt ausgerechnet mit dem Hashtag „#GodForgiveMe“ („Gott vergib mir“): „Niemand interessiert Trayvon Martin, er war nur ein weiterer wertloser N*****.“

Diejenigen, die ihren Rassismus so offen tragen, das ist die zweite Seite. Wer sich davon überzeugen will, dass das alles real ist, kann das im Tumblr-Blog „Public Shaming“ tun, dort wurden etliche solcher Zitate in dem Artikel „‚Post-Racial‘ America finds George Zimmerman not guilty of murdering black 17 year old unarmed Trayvon Martin„. Aber Vorsicht: Im Gegensatz zu dem was ich hier getan habe, sind dort die Kraftausdrücke nicht „entschärft“.

Es gibt noch eine dritte Seite, und mit der komme ich zum eigentlichen Punkt dieses Artikels: Sympathiekundgebungen. Nun ist es sicherlich richtig und wichtig, Solidarität zu zeigen, wenn man meint, dass irgendwo irgendwas schiefläuft. Allerdings haben etliche der Sympathisanten, die weiße Hautfarbe haben, ihre Solidarität durch ein T-Shirt bekundet, das die Aufschrift „I AM TRAYVON MARTIN“ („Ich bin Trayvon Martin“) trägt. Das mag in ehrenwerter Absicht geschehen sein, aber eine junge Dame hat auf YouTube ein Video gepostet, in dem sie ein paar kluge Gedanken ausführt, warum sie eben nicht Trayvon Martin ist:

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Direkter Link zum Video: http://youtu.be/TBRwiuJ8K7w

Diese sehr realistische und kluge Sicht auf die Dinge ist die vierte Seite. Und meiner Meinung nach bisher die beste Argumentation, die ich in diesem Fall gehört habe.

Restore the Fourth and fight NSA surveillance! – Protest gegen die Überwachung durch die NSA [Video]

„Wir kämpfen für unser Recht zu leben, zu existieren und sollten wir den Tag gewinnen, dann wird der 4. Juli nicht länger mehr ein amerikanischer Feiertag sein, sondern man wird sich an ihn erinnern als den Tag, als die Welt mit einer Stimme erklärte: ‚Wir werden nicht leise in der Nacht untergehen! Wir werden nicht ohne Kampf verschwinden! Wir werden weiterleben, wir werden überleben!‘ Heute feiern wir unseren Unabhängigkeitstag!“
– Präsident Thomas Whitmore in dem Film „Independence Day“

Seltsam, wie sich die Dinge manchmal entwickeln. Denn heute ist wieder der 4. Juli, wieder Unabhängigkeitstag, und auch heute gibt es viele Menschen, die mit einer Stimme sprechen. Und diese Stimme spricht sich gegen die Überwachung durch die NSA aus. Hier das Video dazu:

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Direkter Link zum Video: http://youtu.be/mZdVAasebxM

Und sollte dieses Blog noch nicht unter besonderer Beobachtung gestanden haben, dann wird es das jetzt vermutlich sein.

 

„Nein, Mister Bond, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!“
– Goldfinger

MEIER: Der beste Brickfilm aller Zeiten! Von Ufos, Aliens und der BILD-Zeitung [Video]

Die meisten, die diese Zeilen lesen, haben vermutlich zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens mal mit Lego gespielt – oder tun das noch immer. Im Internet hat sich mittlerweile eine eigene Kultur entwickelt: Trickfilme mit Legosteinen und -figuren, so genannte „Brickfilme“. Aus diesem Genre kommt nun zu uns: „MEIER – Der beste Brickfilm aller Zeiten“ Behauptet zumindest der Macher:

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Direkter Link zum Video: http://youtu.be/ciim23B4JSk

Woher aus Asien kommst Du? [Video]

Vorurteile gibt es überall. Nachdem ich dieses Video gesehen habe, muss ich sagen, dass sich der Satz voll bestätigt, allerdings habe ich auch was gelernt: Ein in Amerika geborener Mensch mit europäischer Abstammung ist kein „native American“ (das sind die Indianer), sondern ein „regular American“. Und gelacht habe ich auch:

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Direkter Link zum Video: http://youtu.be/DWynJkN5HbQ

Interessant auch ein paar Kommentare unter dem Video. Jemand ist tatsächlich der Meinung, dass man das Thema „Vorurteil“ nur auf diese Weise aufarbeiten würde, weil man sich über seine Herkunft schämen würde. Ansonsten würde man das ganze nämlich mit Humor nehmen. Ähm, das hier IST Humor, nur halt auf eine andere Weise. Auf der anderen Seite, was weiß ich schon von Humor? Bin ja schließlich Deutscher.