Ich entschuldige mich gleich zu Beginn dieses Beitrags bei unseren französischen Freunden. Das „Part deux“ im Titel sollte keine kritische Anmerkung über frankodeutsche Wörter sein, ich wollte einfach einen schönen Sprachmischmasch erzeugen. So, nachdem das geklärt ist, zurück zu den Anglizismen. Wer nicht versteht, worum es mir mit diesem Text geht, der sollte den Vortext „Dem Deutscher Language“ zuerst lesen und dann erst hierher zurückkommen.
Erledigt? Sie wissen jetzt, worum es geht? Schön, dann lassen Sie uns weitermachen.
Die Invasion der Anglizismen geht weiter. Anlass für mich, darüber noch weiter zu schwadronieren, war eine neue Kurzserie auf Pro 7 mit dem Titel… „EMPIRE“. Wohlgemerkt, in der Serie geht es um das römische Reich, nicht um das Britische. Bei letzterem hätte den Titel noch durchgehen lassen, immerhin hat sich im Deutschen das Wort „Empire“ auch schon eingebürgert, wenn wir von dem ehemaligen britischen Weltreich reden, quasi als Abkürzung für „British Empire“. Was aber zur Hölle hat die Übersetzer abgehalten, die Serie einfach „IMPERIUM“ zu nennen? Oder „IMPERIUM ROMANUM“, das hätte so einen schönen intellektuellen Anstrich gehabt. Nebenbei bemerkt, die Vorschau hat mich nicht überzeugt, scheint es sich dabei doch um einen weiteren Abklatsch von „Gladiator“ zu handeln.
Wo wir gerade von „Vorschau“ reden – auch hier hat sich ein Anglizismus eingeschlichen, der offenbar nicht ganz korrekt ist: Vorschau-Filme werden nämlich neudeutsch als „Trailer“ bezeichnet. Nun, offensichtlich scheint man nicht in der ganzen englischsprachigen Welt zu wissen, was Deutsche eventuell unter einem „Trailer“ verstehen. Das Wort bedeutet eigentlich „Wohnwagen“ und ich habe mich fürchterlich blamiert, als ich anlässlich der Vorankündigung von STAR WARS Episode 1 meiner amerikanischen Brieffreundin am Telefon erzählte, bei uns in Deutschland wäre schon der erste „STAR-WARS-Trailer“ zu sehen. Sie fragte mich dann, ob die Deutschen wirklich so begeistert von STAR WARS wären, dass sie ihre Wohnwägen schon danach gestalten… Wie konnte der Begriff „Trailer“ zu einer Umschreibung für „Vorschau-Film“ werden? Das frage ich mich seither – und ob das wieder so ’ne deutsche Kiste ist, die wir gemacht haben, weil wir international und cool sein wollen.
Zurück zu den Titeln, die nicht mehr übersetzt werden. Das hat sich seit einiger Zeit vor allem bei amerikanischen Serien eingebürgtert – und dort vor allem bei Titeln, die nicht so einfach zu übersetzen sind. Man hätte also etwas nachdenken müssen. Immerhin wurden einige Serien mit deutschen Untertiteln versehen, damit man wenigstens annähernd ahnt, worum es in der Serie geht. Schauen wir uns das doch mal an… und lästern wir ein wenig 🙂 .
SIX FEET UNDER – GESTORBEN WIRD IMMER
„Zwei Meter tief“, „Unter der Erde“ – wo ist das Problem? Der deutsche Untertitel wäre allein auch schon ein würdiger Titel für diese leicht morbide Serie.
WITHOUT A TRACE – SPURLOS VERSCHWUNDEN
Vollkommen überflüssig. Auch hier könnte der Untertitel allein als Serientitel herhalten, er übersetzt zwar nur sinngemäß, aber richtig. Oder man nimmt die korrekte Übersetzung „Ohne jede Spur“. Was ist daran so schwierig? Tut die deutsche Übersetzung weh?
CSI – DEN TÄTERN AUF DER SPUR
Im Titel der Serie erfährt der geneigte Zuschauer die Bedeutung der Abkürzung „CSI“: Crime Scene Investigation. Ich habe im letzten Eintrag schon darauf hingewiesen, dass die Franzosen diese Serie „Les Éxperts“ nennen. Wie wäre es mit dem deutschen Titel „Die Ermittler“? Oder „Die Tatortermittler“? Oder wörtlich übersetzt „Tatortermittlung“? Wahrscheinlich geht noch mehr… man muss nur nachdenken. Aber so hätte man auch die Ableger entsprechend nennen können: „Tatotermittlung Miami“ und „Tatortermittlung New York“. Übrigens wird auch in der Serie mit Anglizismen nur so um sich geworfen, wo sie nicht nötig sind. So war in „CSI: New York“ neulich vom „Secret Service“ die Rede – hätte es so viel Mühe gemacht, „Geheimdienst“ zu sagen?
EMERGENCY ROOM – DIE NOTAUFNAHME
Das ist eine Lachnummer – die Serie heißt im Original nämlich einfach „E.R.“. Also wird der englische Titel eingedeutscht, indem man die Abkürzung einfach ausschreibt – und die wörtliche deutsche Übersetzung noch hintendran hängt. „Die Notaufnahme“ – fertig.
SPACECENTER BABYLON 5
Noch eine Lachnummer… vielleicht sogar die größte. Die Serie heißt im Original einfach „BABYLON 5“ – ein Titel, der sogar international tauglich ist, weil er überall eigentlich gleich ist. Nur in Deutschland war man der Meinung, den dummen Zuschauern erklären zu müssen, was Babylon 5 eigentlich sein soll. Und man tat es, indem man dem Titel einen englischen Begriff vornanstellte, der auch noch falsch verwendet wurde: ein „Space Center“ ist mitnichten eine Raumstation, sondern ein Raumfahrtzentrum auf einem Planeten, wie beispielsweise das bekannte „Kennedy Space Center“.
BATTLESTAR GALACTICA
Hallo??!? Diese Serie hatte schon mal einen deutschen Titel – was ist an „Kampfstern Galactica“ auszusetzen?
LAW & ORDER
„Gesetz und Ordnung“, oder deutsch angepasst „Recht und Ordnung“. Nächster Fall, bitte!
FARSCAPE: THE PEACEKEEPER WARS
„Die Kriege der Friedenshüter“ – die deutsche Übersetzung bringt das Paradoxon erst so richtig zum Ausdruck.
STARGATE
Ich weiß noch, an was ich bei dem Titel zum ersten Mal hängenblieb: Es war die Szene in dem ursprünglichen Kinofilm, in der Jackson die falsche Übersetzung des ägyptischen Textes über das fremde Objekt anmahnt. Er steht vor einer Tafel mit Hieroglyphen, unter die jemand eine Übersetzung geschrieben hat. „Das heißt nicht Sarg!“, sagte er und streicht das Wort „coffin“ durch. „Und das heißt nicht Tür zum Himmel…“, hier streicht er die Übersetzung „door to heaven“ durch. Die Spannung auf dem Höhepunkt. „…sondern…“, setzt er den Satz fort und während er über das durchgestrichene „door to heaven“ das Wort „stargate“ schreibt, sagt er in der deutschen Version… „Stargate!“ Die Szene blieb mir deswegen hängen, weil hier die Diskrepanz so sichtbar wurde. Die ganze Zeit hantiert Jackson (bzw. seine deutsche Synchronsprecherstimme) mit deutschen Ausdrücken, aber wenn es um den wesentlichsten Begriff in dem Film geht, verfällt er ins Englische. Und so geht es weiter. „Was ist das?“, fragt Jackson, als ihm später das fremde Objekt präsentiert wird, „Das ist Ihr Stargate!“, kriegt er als Antwort.
Was das ist? Das ist ein STERNENTOR, verdammt!
COLD CASE – KEIN OPFER IST JE VERGESSEN
Sooooo… jetzt kommen wir in den schwierigeren Titeln. „Cold case“ heißt wörtlich „kalter Fall“ und umschreibt einen Kriminalfall, der ungelöst zu den Akten gelegt wird, um Jahre später nochmal aufgerollt zu werden. Das betrifft allerdings nur Mordfälle, da Mord nicht verjährt. Alle anderen Fälle werden nach Ablauf der Verjährung endgültig abgelegt, ob gelöst oder ungelöst. Hier ist der deutsche Untertitel wichtig zu erklären, um was es ungefähr geht. Irgendwelche Vorschläge?
CROSSING JORDAN – PATHOLOGIN MIT PROFIL
Das ist die härteste Nuss von allen, der Titel „Crossing Jordan“ enthält nämlich ein makaberes Wortspiel. Die Hauptfigur der Serie heißt „Jordan“ mit Vornamen, „crossing Jordan“ kann man in dem Fall übersetzen mit „Jordan über den Weg laufen“. Aber es ist genauso eine Redewendung, die auf Deutsch bedeutet „über den Jordan gehen“ (falls jemand diese Redewendung nicht kennt, es bedeutet so viel wie „sterben“, nur anders ausgedrückt). Das heißt, der Titel ist nicht übersetzbar, so dass das Wortspiel erhalten bleibt. Irgendwelche Meldungen aus dem Publikum?
Ich habe die letzten beiden Serien absichtlich mit hier rein genommen, damit niemand sagen kann, ich würde es mir zu einfach machen und nur Titel nehmen, wo die deutsche Übersetzung auf der Hand liegt. Ich behaupte auch nicht, dass es einfach ist, aber ich habe den Eindruck, manchmal macht man es sich zu einfach. Englisch klingt toll und es sprechen ja heutzutage so viele Leute Englisch, da kann man so einen Titel einfach mal unübersetzt lassen. Ja, es sprechen mehr Leute Englisch als früher – aber wie gut? Eine Untersuchung hat nämlich ergeben, dass nicht wenige Menschen denken, der Begriff „fast food“ würde so viel bedeuten wie „Fast-Essen“, also „Beinahe-Essen“, weil es eben kein richtiges Essen ist, sondern nur „beinahe“. Die Frage ist also, versteht das Publikum unter einem englischen Begriff immer das, was es darunter verstehen soll?
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote, die ich mal im Fernsehen aufgeschnappt habe, und die hierzu gut passt. Es war die Geschichte von einem Bayern, er kam aus München, glaube ich, der mit einem Freund zusammen die USA bereiste. Jener Bayer war der Meinung, das englische Wort „afraid“ würde, da es, wenn man es bayerisch las, vom Klang her sehr an das deutsche „erfreut“ erinnert, auch wirklich „erfreut“ bedeuten. So begrüßte er Freunde, die er in den USA gemacht hatte mit den Worten „I’m afraid to see you.“ Er dachte, er würde sagen: „Ich bin erfreut, Dich zu sehen.“ Er sagte aber: „Ich habe Angst, Dich zu sehen.“
Ja ja, Englisch…