Vom 19.-21. September 2007 findet in Magdeburg ein Kongress zum Thema „Zivilgesellschaftliches Engagement und Selbstorganisation als Zukunftsmodell“ statt. Durch den Empowerment-Kongress soll eine breite Diskussion auf wissenschaftlicher und professioneller Ebene entfacht werden, auf welche Art sich die Bürgergesellschaft durch Selbsthilfe und Selbstunternehmung im Sinne einer solidarischen Ökonomie („Think global, act local!“) nachhaltig und konvivial organisieren kann. Hier werden Ideen, Konzepte und Umsetzungsvorschläge für die Bereiche soziale Arbeit, Gesundheit, Psychotherapie und bürgerschaftliches Engagement, wie auch für die öffentliche und private Wirtschaft und Verwaltung konkretisiert und konzentriert. Infos unter:
http://www.kongress2007.de/
G8 in Heiligendamm: Jetzt is’ aber rum, oder?
„Und wenn ich ihre Fragen höre, hörst Du auch Fragen? Was sagen Dir ihre Stimmen? Vielleicht denkst Du einfach, sie singen Dir Lieder vor.“ Er dachte darüber nach und entdeckte den Fehler in der Überlegung.
„Vielleicht singen sie Dir Lieder vor“, sagte er, „und ich glaube, sie stellen mir Fragen.“
(Der Mann, der das Universum regiert, führt einen Monolog mit seiner Katze über Menschen, die kommen und Fragen stellen in Das Restaurant am Ende des Universums von Douglas Adams)
So, jetzt ist der G8-Gipfel vorbei. Und was hat man nicht alles vorher erwartet. Der Globalisierung ein menschliches Gesicht geben, das findet auch das ZDF-Magazin „Frontal 21“ ganz „Toll!“ Aber was vorn rein geht, muss auch hinten wieder raus. Was ist also hinten herausgekommen? Eine lächelnde Kanzlerin und elf Minuten Weltpolitik, sagt die ZDF-Nachrichtensendung „heute“. Dafür der ganze Aufwand, der Zaun, die Polizei und so? Muss das sein, das fragt auch der Kommentator von der „Tagesschau“. Und Herbert Grönemeyer sieht keinen Sinn darin, sich mit Politikern gemein zu machen. Diese Redewendung habe ich schon lange nicht mehr gehört. Aber irgendwo hat er Recht, wenn das Resultat nicht mehr ist als ein paar halbherzige Erklärungen. Aber war das nicht zu erwarten?
Aber jetzt, jetzt is‘ rum, endgültig. Endgültig? Nicht ganz, denn die Mitarbeiter von einem Blog sind noch vor Ort und versprechen hier, dass sie noch etwas nachreichen wollen. Erst dann is‘ rum.
Der Beherrscher des Universums döste in seinem Sessel vor sich hin. Nach einer Weile spielte er wieder mit dem Bleistift und dem Papier und war entzückt, als er endeckte, wie man mit dem einen auf dem anderen einen Strich macht. Draußen tönten irgendwelche Geräusche, aber er wusste nicht, ob sie wirklich waren oder nicht. Dann redete er eine Woche lang mit seinem Tisch, um mal zu sehen, wie der reagieren würde.
(Douglas Adams: Das Restaurant am Ende des Universums)
G8 in Heiligendamm: Die Wahl zur “Miss Verständnis”
Das Hauptproblem – eines der Hauptprobleme, denn es gibt mehrere – eines der vielen Hauptprobleme beim Regieren von Leuten ist, von wem man sich das gefallen lässt, oder vielmehr, wer es schafft, die Leute soweit zu kriegen, dass sie sich’s gefallen lassen. Zusammenfassend: Es ist eine allseits bekannte Tatsache dass die Leute, die sich am meisten wünschen, Leute zu regieren, gerade deshalb diejenigen sind, die am wenigsten dazu geeignet sind. Um die Zusammenfassung zusammenzufassen: Jeder, der imstande ist, sich zum Präsidenten wählen zu lassen, sollte um alles in der Welt daran gehindert werden, dass er seinen Job ausübt. Um die zusammengefasste Zusammenfassung zusammenzufassen: Leute sind ein Problem.
(Douglas Adams über Präsidenten und andere „regierige“ Personen in Das Restaurant am Ende des Universums)
Die „Bild“-Zeitung hat Angela Merkel heute zur Miss gekürt. In der Hauptschlagzeile wird verkündet, sie werde (von „Bild“) offiziell zur „Miss World“ ernannt. Begründung: sie hat so viel erreicht, Klimaschutz, Bush und Putin sind wieder lieb zu einander und Afrika wird geholfen. Ja, die Zeitung erlaubt sich sogar ein Wortspiel, indem sie in einer Überschrift feststellt, Angela Merkel sei „auf dem Gipfel der Macht“.
Hurra?
Also, ich weiß nicht. Wenn man auf dem Gipfel ist, gibt es nämlich nur noch eine Richtung: steil bergab…
„Ich denke, Fisch ist was Schönes, aber dann denke ich, dass Regen was Nasses ist, also wer bin ich schon, dass ich mir da ein Urteil erlauben kann?“
(Der Mann, der das Universum regiert in Das Restaurant am Ende des Universums von Douglas Adams)
G8 in Heiligendamm: Wo ist die Republik?
„Dass es noch Sklaverei gibt… die Anti-Sklaverei-Gesetze der Republik besagen…“
„Die Republik existiert hier draußen nicht!“
(Die Politikerin Padmé Amidala wird von Shmi Skywalker auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt in STAR WARS Episode I: Die dunkle Bedrohung)
Zunächst einmal danke für die freundlichen Kommentare auf den ersten Beitrag über den G8-Gipfel (Beitrag steht hier!). Dabei wurde ein wenig erstaunt festgestellt, wie gut doch die STAR-WARS-Zitate auf manche Situation passen. Ja, das tun sie, denn auch STAR WARS erzählt irgendwie vom Leben. Man darf nur nicht den Fehler machen, nach platten Gleichsetzungen zu suchen, also zum Beispiel „Imperator = Hitler und Imperium = 3. Reich“. Zwar mag vieles von historischen Begebenheiten inspiriert sein, aber letzten Endes ist es doch eine ganz andere Geschichte, in deren Verlauf sehr viele verschiedene Wahrheiten gesagt werden.
Wie zum Beispiel das Zitat oben. Wie ich darauf komme? Nun, Shmi Skywalker lebt auf Tattoine, einem Planeten des so genannten „Outer Rim“, oder Deutsch gesagt, in der „Randzone“. Heiligendamm liegt auch in einer „Randzone“, und als ich heute einen Bericht über die Gefangenensammelstelle Rostock las, kam mir das Zitat in den Sinn: „Die Republik existiert hier draußen nicht.“ Zwar geht es nicht um Sklaverei, sondern um die Behandlung von festgenommenen, trotzdem muss man sich fragen, ob das wirklich unsere Republik ist, wenn Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht werden, in dem 24 Stunden am Tag das Licht an ist (Klimaschutz??) und genauso lange Videoüberwachung herrscht; wenn es Anwälten unmöglich gemacht wird, mit ihren Mandanten zu sprechen und diese nicht einmal nach draußen telefonieren dürfen. Ein ausführlicher Bericht der „Tagesschau“ steht hier. Vielleicht mögen diese Menschen Straftaten begangen haben, aber deswegen haben sie trotzdem noch Rechte.
Und gern weise ich hier nochmal auf das Gipfelblog hin. Während ich über tausend Kilometer von Heiligendamm entfernt die Ereignisse nur aus zweiter Hand kommentieren kann, gibt es hier Infos, Ereignisse und Erlebnisse „frisch vom Tisch“.
Nachtrag: Inzwischen gibt es noch mehr Berichte über die so genannten „Gefangenensammelstellen“, auch mit Foto des „Käfigs“. Beiträge stehen im Gipfelblog, bei netzpolitik.org und indymedia. Wer noch weitere Berichte findet, kann diese per Kommentar an diesen Beitrag anfügen.
G8 in Heiligendamm: Sinn, Wahrheit, Realität und Standpunkte
„Warum hast Du mir das verschwiegen? Du hast mir erzählt, (Darth) Vader hätte meinen Vater verraten und ermordet!“
„Dein Vater wurde von der dunklen Seite der Macht verführt. Er war nun nicht mehr Anakin Skywalker, er wurde Darth Vader. Als das geschah, war der gute Mann, der Dein Vater einst war, vernichtet. Ich habe Dir also die Wahrheit gesagt… von einem gewissen Standpunkt aus.“
„Von einem gewissen Standpunkt aus?“
„Luke, auch Du wirst noch lernen, dass viele Wahrheiten, an die wir uns klammern, von unserem persönlichen Standpunkt abhängig sind.“
(Obi-Wan Kenobi und Luke Skywalker diskutieren über die Wahrheit der Aussage, dass Darth Vader Anakin Skywalker getötet habe, obwohl beide ein- und dieselbe Person sind in STAR WARS Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter.)
Zurzeit treffen sich die so genannten „G8-Staatschefs“ in Heiligendamm an der Ostsee. Das ist soweit jedem bekannt. Wem es nicht bekannt ist, der muss die letzten Tage und Wochen in einer zugenagelten Kiste mitten in der Wüste Gobi zugebracht haben. Der Berichterstattung darüber konnte man nicht entkommen, in keinem Medium. Berichtet wurde über die Sicherheitsmaßnahmen und darüber, wie Leute dagegen demonstrieren wollen. Das wirft die Frage auf: Worum geht es bei G8 eigentlich von der Sache her? Die Tatsache, dass diese Gipfeltreffen die so genannten „Globalisierungsgegner“ auf den Plan ruft, lässt vermuten, dass es damit etwas zu tun hat. Gleichzeitig wird aber immer wieder betont, die G8 wären keine „Weltregierung“.
Das wäre auch etwas zu viel verlangt. Zur G8 gehören die USA, Japan, Russland, Kanada, Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland. Insgesamt vereinen diese 8 Länder 63 % der weltweiten Wirtschaftskraft, obwohl in ihnen nur 13 % der weltweiten Bevölkerung lebt. Dass diese „Großen 8“ trotzdem Entscheidungen treffen, die Konsequenzen für den ganzen Planeten haben, ist einer der Hauptkritikpunkte der Gegner. Aber wird bei dem Gipfel überhaupt etwas entschieden? Nicht so richtig, denn in vielen Punkten – Umweltschutz, Hedgefonds und einige andere – sind die Differenzen so groß, dass man nicht allzu viel erwarten kann und es Leute gibt, die jetzt schon davon reden, das der Gipfel gescheitert sei.
Entsprechend gibt es politisch interessierte Leute, die sich gegen den G8-Gipfel zur Wehr setzen mit Hilfe ihres verbrieften Rechts auf freie Meinungsäußerung. Sie wollen ihren Standpunkt klarmachen. Leider sind da – wie zum Beispiel auch im Fußball – Menschen dabei, die diese Gelegenheit einfach nutzen wollen, ihren unterdrückten Aggressionen freien Lauf zu lassen. Und schon geraten wir in den Sog von Ereignissen, die erneut die Frage nach Wahrheit stellen. Denn in Rostock kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und der Polizei. Hinterher wurde groß über diese Auseinandersetzung in den Medien berichtet, obwohl einige Leute, die vor Ort waren, diese Demonstration ganz anders erlebt haben (wie zum Beispiel hier beschrieben). Und was die Zahl der Verletzten betrifft, so muss sogar von offizieller Seite zurückgerudert werden (wie der NDR hier berichtet).
Der merkwürdige Nachgeschmack der Sache ist jedoch eine Meldung, und die kam nicht von irgendwem, sondern von „der“ Presseagentur in Deutschland schlechthin, nämlich der „Deutschen Presseagentur“, kurz „dpa“. Ein Globalisierungsgegner mit Namen Walden Bello soll demnach gesagt haben: „Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen. Mit friedlichen Mitteln erreichen wir gar nichts.“ Das Zitat diente daraufhin verschiedenen anderen Medien (Bild, Spiegel Online, B.Z., weitere Berichte der dpa, Stuttgarter Nachrichten, diverse Schweizer Zeitungen, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Kölnische Rundschau sowie diverse Blogs) als Mittel, um zu widerlegen, den Demonstranten gegen den G8-Gipfel ginge es um friedliche Demonstrationen, sondern dass die Krawalle von den Rednern auch noch angestachelt worden seien.
Dass Walden Bello in Wirklichkeit etwas ganz anderes gesagt hat, nämlich: „Vor zwei Jahren hat es geheißen: Wir sollen den Krieg nicht in die Diskussion mit reinbringen. Wir sollen uns nur auf Armutsbekämpfung konzentrieren. Aber ich sage: Wir müssen den Krieg hier mit reinbringen. Denn ohne Frieden kann es auch keine Armutsbekämpfung geben.“, wird nur in einem kurzen Clip auf myvideo.de dargestellt. Es dauert drei Tage, bevor die dpa sich korrigiert (Stefan Niggemeier dokumentiert die Ereignisse hier sehr schön und deutlich). Eine ehemalige Mitarbeiterin der dpa, Christiane Link, veröffentlich daraufhin ihre Einschätzung und stellt dar, dass den Korrespondenten der dpa keine Alleinschuld trifft. Jeder Journalist hätte die Meldung überprüfen können, vor allem, da sie kurz nach den Ereignissen bereits im Internet in Blogs kursierte und hier auch darauf hingewiesen wurde, was Bello wirklich gesagt hatte (ihr Bericht steht hier). Sie findet nicht so sehr die – trotzdem problematische – Falschmeldung der Agentur bemerkenswert, sondern mehr, mit welcher blinden Gläubigkeit sie übernommen und von niemandem angezweifelt wurde, obwohl doch in Heiligendamm eine ganze Horde von Journalisten sitzt, die sich ihr eigenes Bild hätten machen oder im Zweifelsfall im Internet hätten nachschauen können.
Das ganze treibt noch seltsamere Blüten. Wie „Taxman Tom“ feststellt, geht es inzwischen so weit, dass sich Blogs mit dem „Schwarzen Block“ solidarisieren und ganz unverblümt die Ansicht verkünden, Gewalt gegen den Staat / die G8 / Sachen, die mir nicht gehören / Leute, die nicht ich sind sei nicht nur legitim, sondern notwendig (Taxman bezieht hier seine Position gegen die Gewaltsympathisanten).
Die ganze Sache ist nicht einfach, aber sie wird einfach gemacht, indem sie einfache Dinge reduziert wird. Man redet lieber in Schlagworten, sehr gerne von der „Gesellschaft“, die besser werden soll. In Science-Fiction-Geschichten, die in einer weit entfernten Zukunft spielen, gab es meistens ein traumatisches Ereignis, das die Menschheit schlagartig besser machte (Dritter Weltkrieg, Großdiktatur oder ähnliches). In der Realität ist es sehr viel schwieriger. Viele Standpunkte, viele Wahrheiten und vieles sehr unangenehm. Wie uns zum Beispiel das Gipfelblog an dieser Stelle darauf hinweist, dass wir uns gerne selbst als „Umwelt-Gutmenschen“ sehen, obwohl wir uns in vielen Dingen völlig anders verhalten und es nicht einmal merken. Mit seiner facettenreichen Berichterstattung ist das Gipfelblog daher auch sehr lesenswert. Denn es vermittelt nicht nur eine Sichtweise, sondern viele. Genau das ist das Schwierige, diese vielen Sichtweisen unter einen Hut zu bringen, die vielen verschiedenen Wahrheiten zu berücksichtigen, so dass sich ein großes Ganzes ergibt. Ob dem G8 das gelingt, muss sich zeigen. Nicht nur heute oder in einer Woche, sondern in den kommenden Jahren.
Sehr schön wäre es natürlich, wenn in ungefähr 50 Jahren in einem Geschichtsbuch stehen würde: „Beim G8-Gipfel 2007 im deutschen Heiligendamm wurde ein Durchbruch geschafft, der eine Entwicklung einleitete, die der Menschheit seither Frieden und steigenden Wohlstand bescherte.“ So wird es aber definitiv nicht sein. Denn das klingt sehr nach einer einfachen Lösung, wie man sie in einem Zukunftsroman verwenden könnte. Außerdem geben wir damit zu viel Verantwortung an einige wenige Leute ab. Das darf nicht sein, denn damit würden wir es uns viel zu bequem machen. Wir sind gefragt.
„Ich glaube nicht, dass das System funktioniert.“
„Wie würdest Du es Dir denn vorstellen?“
„Wir brauchen ein System, in dem die Politiker sich zusammensetzen und ein Problem besprechen, sich darauf einigen, was das beste für das gesamte Volk ist und es dann tun.“
„Das ist genau das, was wir machen. Das Problem ist nur, dass oft keine Einigkeit erzielt wird.“
„Nun, dann sollte man es eben erzwingen.“
„Wer denn? Wer sollte sie dazu zwingen?“
„Weiß ich nicht. Irgendjemand.“
„Du?“
„Ich meine nicht mich.“
„Aber irgendjemand.“
„Jemand, der weise ist.“
„Das hört sich sehr nach einer Diktatur für mich an.“
„Na ja. Wenn es funktioniert…“
(Anakin Skywalker und Padmé Amidala diskutieren über Demokratie und eine „alternative Regierungsform“ in STAR WARS Episode II: Der Angriff der Klon-Krieger)
Die flammende Spur
In der Serie „Monty Python’s Flying Circus“ gab es eine Folge mit Sketchen, in denen spezielle Nachrichten gezeigt wurden, Nachrichten für Papageien, Nachrichten für Koalas und so weiter. Die Nachrichten gingen alle ungefähr so:
„Kein Papagei wurde verletzt bei einem Eisenbahnunglück nördlich von London…“
Stefan Niggemeier untersucht in seinem Blog in dem Beitrag „Ein Anschlag auf Diekmanns Kindersitze?“ die merkwürdige Betonung in einigen Agenturmeldungen über den Brandanschlag auf das Auto des Bild-Chefs Kai Diekmann, dass in dem Auto Kindersitze und ein Kinderwagen verbrannt (oder beschädigt worden) seien und stellt die berechtigte Frage, welche Relevanz die Kindersitze in den Meldungen haben. Der Brandanschlag an sich ist schon verurteilenswert genug, wozu also diese besondere Note?
Bekommen wir analog zu den oben zitierten Sketchen von Monty Python vielleicht in Zukunft solche Meldungen zu hören: „Bei den Krawallen gingen fünf Autos in Flammen auf. Zum Glück befanden sich in keinem davon Kindersitze!“?
Das Satire-Magazin „Titanic“ hat übrigens eine ganz eigene Erklärung für den Brand gefunden…
Alles Idioten – nur ich nicht!
Leider gibt es Menschen, die immer dann, wenn ihnen in einer Diskussion die Argumente ausgehen, beleidigend werden. Da wird schnell mal jeder, der nicht ihrer Meinung ist, zum „Idioten“ oder gar „Vollidioten“. So geschehen…. bei 9LIVE. Im letzten Beitrag dieses Blogs ging es um die Berichte über die zweifalhaften Methoden hinsichtlich des so genannten „Hotbutton“ (oder „Hot Button“, weil „Heißer Knopf“ zu langweilig klingt). Ein Moderator des Senders sah sich daraufhin genötigt, eine „Gegenoffensive“ zu starten (und zum wiederholten Male steigen bei diesem Begriff im Hinterkopf die unsäglichen Worte auf: „Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen…“). Der Inhalt der Gegenoffensive, die Moderator Robin Bade startet? Alles Idioten! Wer glaubt, da gehe etwas nicht mit rechten Dingen zu – alles Idioten! Nein, Vollidioten. Und mit Vollidioten kann man nicht reden. Warum also mit ihnen reden, wenn man so schön über sie schimpfen kann?
Einen Großteil des Textes sowie einen Link auf ein Video hat Stefan Niggemeier hier veröffentlicht, call-in-tv.de hat Meldungen zur neuesten Entwicklung auf dem Call-In-TV-Markt hier und DWDL.de stellt hier den interessanten Vergleich zwischen Bades Worten und den säuselnden Versprechungen einer Sekte her.
“Ich werd’ bekloppt! Der Hotbutton kann jederzeit zuschlagen! Rufen Sie jetzt an!”
„Mein Gott, so viel Geld! Für nichts! Einfach fürs Anrufen! Jederzeit kann der Hotbutton zuschlagen! Rufen Sie an! Jetzt! Das kann doch nicht so schwer sein! Ergänzen Sie die fehlenden Buchstaben zu einem sinvollen Begriff!“ Und während der Moderator beinahe einen Herzinfarkt bekommt – zumindest macht es den Eindruck -, fällt der Blick des zufällig bei 9Live vorbeizappenden Zuschauers auf eine so genannte „Flipchart“, auf der Folgendes steht:
„FERNSE_SENDER“
Was ist nur aus tm3 geworden? Erinnert sich noch jemand an den Namen? „tm3“ war einmal ein Fernsehprojekt. Offenbar war es aber nicht lukrativ genug, so dass man sämtliche Programminhalte kippte und den Namen änderte. Ja, man veranstaltete sogar einen Wettbewerb. Die Zuschauer sollten sich einen neuen Namen ausdenken. Bedingung: In dem Namen soll die Ziffer „9“ vorkommen. Stefan Raab machte darauf in seiner Sendung „TV TOTAL“ einen Aufruf, möglichst viele Leute sollen doch den Vorschlag „SCH**SSE HOCH NEUN“ einsenden, denn die Ankündigung des neuen Senders war, dass der Vorschlag mit den meisten Stimmen genommen wird. Ob das allerdings so stimmte oder ob der Name „9Live“ bereits feststand und der Wettbewerb nur ein Marketing-Gag war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.
Doch eines lässt sich heute nachvollziehen, und das sind die Methoden des Senders. Manchem von uns ist es bestimmt auch schon mal merkwürdig vorgekommen, dass man beim Vorbeizappen auf dem Sender eine Situation sieht, wie sie ganz oben beschrieben ist – und wenn man eine Stunde später wieder vorbeizappt, stellt man fest, dass das geheimnisvolle Wort hinter „FERNSE_SENDER“ immer noch nicht gefunden wurde. In letzter Zeit mehren sich allerdings Hinweise darauf, dass das, was bisher nur vermutet wurde, doch zu stimmen scheint. Gerade der so genannte „Hotbutton“, bei dem die Moderatoren den Eindruck erwecken, hierbei handele es sich um einen mechanischen Zufallsgenerator der wirklich „jederzeit zuschlagen“ könne, entlarvt sich durch Aussagen von Mitarbeitern und nicht zuletzt eine Panne bei 9Live als Gerät, das von einem Redakteur aus Fleisch und Blut gesteuert wird und dass der „heiße Knopf“ immer dann „zuschlägt“, wenn gerade besonders viele Zuschauer anrufen.
Seit einiger Zeit beschäftigt sich auch der Medienjournalist Stefan Niggemeier mit 9LIVE. Sei es, dass er an das 2000-Tage-Jubiläum des Senders erinnert und kritische Fragen stellt (siehe hier) oder für einen Artikel der FASZ recherchiert und nochmal Fragen stellt (siehe hier) bezüglich der Transparenz der Gewinnspiele und ihrer Auflösung. Nun geht das Schauspiel – oder sollte man sagen, das Drama – um 9LIVE in eine neue Runde. Neben Niggemeier und einigen anderen Print-Journalisten ist unter anderem das Magazin „PlusMinus“ der ARD auf die Methoden des „Call-In-Senders“ aufmerksam geworden und berichtete kritisch darüber. Inzwischen gibt es sogar eine eigene Webseite, www.call-in-tv.de, die sich kritisch mit solchen Sendern auseinander setzt, und die auch schon einiges aufgedeckt hat.
Auf den neuesten Stand der Entwicklung bringt Stefan Niggemeier den Leser im aktuellsten Beitrag über 9LIVE, „Die Lügen und die Wahrheit„. Er nimmt einige Äußerungen von Geschäftsführern des Senders unter die Lupe und stellt sie in den Kontext seiner unzähligen Berichte in seinem Blog. Auch die Filmausschnitte, die call-in-tv.de archiviert hat und das abgekartete Spiel vor laufender Kamera zeigen, werden nicht ausgespart. Eine lesenswerte kleine Reise in den Abgrund, in dem mit den Hoffnungen von Zuschauern auf einen Gewinn gespielt wird und die Regeln dabei nach Gutdünken uminterpretiert werden.
Leider wirft einer der Kommentatoren des Berichts auf, was das Problem an solchen Artikeln ist: Jene, die sie lesen sollten, also die, die ständig bei den Gewinnspielen anrufen (im „PlusMinus“-Bericht taucht beispielsweise ein Rentner auf, der sich beschwert, 3.100 Euro Telefonkosten für 300 Anrufe zu haben), lesen keine Blogs, viele haben vermutlich nicht einmal einen Internetanschluss. Aber auch wenn Stefan Niggemeier und andere sowas wie Rufer in der Wüste sein mögen, das schmälert ihre Botschaft nicht im Geringsten.
In diesem Sinne: „Hart und entbehrungsreich ist das Leben in der Wüste; doch wahrlich, ich sage Euch: Geht in die Wüste und ernährt Euch vom Sand…“ (aus „Monty Python’s Das Leben des Brian“)
ICN Links: BILDblog
Heute wollen wir anfangen, uns mit den Links zu befassen, die es auf unseren Seiten so gibt. Den Anfang macht eine Seite, die unter „ICN Internetmedien“ aufgeführt ist: BILDblog.de.
Über die Zeitung, um die sich dieses Blog dreht, muss eigentlich kein Wort mehr verloren werden. Noch immer ist es Deutschlands größte Tageszeitung, die seit 1952 erscheint. Günter Wallraff war unter falscher Identität als Reporter tätig, um ihre Methoden zu entlarven und schrieb mehrere Bücher darüber. Heinrich Böll verarbeitete den Sensationsjournalismus, für den diese Zeitung steht, in seinem Werk „Die verlorene Ehre der Katharina Blum„.
Seit damals hat die Welt sich stark gewandelt. Als neues Medium kam im Juni 2004 ein Blog hinzu, dessen Beiträge versuchen, mit den Veröffentlichtungen in der Zeitung Schritt zu halten. Den Anfang bildete am 6. Juni 2004 ein sehr kurzer Beitrag unter der Überschrift „Frage zum Anfang“: „Muss/darf man eigentlich irgendwelche Angehörigen einfach am Grab fotografieren?“ Seit damals wird unter die Lupe genommen, was da gedruckt (oder online gestellt) mit GROSSEN BUCHSTABEN verkündet wird, sei es, dass man die Angehörigen des ehemaligen Ministers Jürgen W. Möllemann zum Jahrestod seines Todes an dessen Grab fotografierte (worauf die oben genannte Frage Bezug nahm) oder wenn redaktionelle Beiträge sehr deutlich mit Werbung verbunden wurden. Schon am 30. Juli 2004, also knapp zwei Monate später, war BILDblog.de so beliebt geworden, dass man die Kommentarfunktion abschalten musste, weil die Bearbeitung der Kommentare sonst überhand genommen hätte. Zum Jubiläum gestalteten die Fans der Seite Werbepostkarten, die sich satirisch-kritisch mit dem Boulevard-Blatt auseinander setzten.
Einer der bisherigen Höhepunkte war der 8. Februar 2006, als die Moderatorin Charlotte Roche in der Harald-Schmidt-Show auftrat und dabei ein T-Shirt mit der Internetadresse www.bildblog.de trug. Damals waren die „Macher“ vom BILDblog selbst völlig überrascht, denn diese Aktion machte Charlotte Roche aus eigenem Antrieb, vermutlich wegen des Ärgers, den sie mit der großen Zeitung nach dem Tod ihrer Brüder hatte. Aber a propros „Macher“, wer sind die Leute hinter dem Blog eigentlich. Laut Selbstauskunft sind sie „eine Handvoll Journalisten, unterstützt von den zahllosen Hinweisgebern und Hinweisgeberinnen aus der Leserschaft. Verantwortlich für BILDblog sind die Medienjournalisten Stefan Niggemeier und Christoph Schultheis, die dafür die B-Blog GbR gegründet haben. Hinter BILDblog stehen keine anderen Unternehmen, keine Verlage, Parteien oder Organisationen.“
Rund 40.000 Besucher täglich lesen dieses „Watchblog“, das schon zu einem Zeitpunkt entstand, als die Initiatoren noch nicht einmal wussten, was ein „Watchblog“ überhaupt ist. Mit dem Erfolg kamen auch Auszeichnungen, der „Best of the Blogs Award“ der „Deutschen Welle“, der „Grimme Online Award“, der „Leuchtturm-Preis“ des „Netzwerk Recherche“ und den dritten Preis des LeadAward.
Alles dies ist – wie es sich gehört – aber kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Und so geht es weiter, Tag für Tag, wann immer eine neue Ausgabe der Zeitung mit den vier Buchstaben erscheint.
Das BILDblog: www.bildblog.de
Die Abmahnwelle – Unterwegs in Sachen “Blogger”
An dieser Stelle sei auf einen Beitrag der „Tagesschau“ verwiesen, in dem ein Jurist Stellung nimmt zur derzeit grassierenden „Abmahnwelle“ im Internet. Der Beitrag findet sich hier!