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“Der Polarexpress” von Robert Zemeckis – eine Filmbetrachtung, Teil 3

Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.

Im ersten Artikel über den Film „Der Polarexpress“ habe ich die Handlung ausführlich dargelegt, im zweiten Artikel habe ich die Figuren genau vorgestellt. In diesem Artikel geht es nun um den Hintergrund der Geschichte, die Stilmittel, die Technik und noch mehr.

Stilmittel

Die Darstellung im Film ist realistisch, das heißt, trotz aller rasanten Fahrten wurde auf allzu comichaftes verzichtet. Einzuordnen, in welcher Zeit der Film spielt, ist etwas schwer, aber anhand kleiner Details – etwa der Radkappe, die in Hero Boys Zimmer an der Heizung lehnt, oder die Autos, die man kurz auf der Straße sieht – kann man ungefähr die 1950er oder 60er Jahre als Zeitraum festmachen. Damit würde der „alte“ Hero Boy, der die Geschichte erzählt, diese in der Gegenwart (2004) erzählen, und sich an seine Kindheit erinnern.

Die Technik

„Der Polarexpress“ ist ein Computeranimationsfilm. Er zieht aus der Technik sehr viele stärken, aber leider auch ein paar Schwächen. Die Stärken sind natürlich die Bilder und teilweise sehr wilden Kamerafahrten, die real so nie machbar gewesen wären. Bei einigen Szenen fällt auf, dass der Film auf die 3D-Version für die IMAX-Kinos hin bearbeitet wurde, etwa wenn der Zug mit seinem Kuhfänger direkt vor der Kamera zu stehen kommen, oder die Fahrt in die Gletscherschlucht, die eigentlich eine Achterbahnfahrt ist. „Der Polarexpress“ setzte damit – vor dem Einsetzen der „3D-Welle“ in den Kinos – Maßstäbe.

Neu war ebenso, dass die Bewegungen der Figuren zuvor mit realen Schauspielern aufgenommen und in den Computer eingespeist wurden. Dieses „Motion Capturing“ genannte Verfahren erweckte auch Gollum für den „Herrn der Ringe“ zum Leben und wird bei den neuen „Tim und Struppi“-Film verwendet. Leider finden sich hier auch die Schwächen der Technik, wobei ich mir nicht ganz schlüssig bin, wo diese herkommen: die Figuren bewegen sich teilweise schon „irreal real“. Möglicherweise war die Technik zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit ausgereift, oder die Schauspieler haben sich bei ihrer Darstellung zum „overacting“ hinreißen lassen. Was ich mir aber auch vorstellen kann, ist ein „Gewöhungseffekt“ von bisherigen Animationen – wir sind es einfach nicht gewohnt, dass sich animierte Figuren (Computer oder Zeichentrick) realistisch bewegen. Wenn beispielsweise eine Zeichentrickfigur still steht, bewegt sie sich wirklich nicht. Ein echter Mensch kann das nicht, seine Muskeln bewegen sich immer ein bisschen. Bei den animierten Figuren im „Polarexpress“ kommt das dadurch zum Tragen, dass diese beim Stehen immer hin- und herzittern (besonders auffallend beim Schaffner und beim Weihnachtsmann). Oder wenn die Kinder schnelle Bewegungen machen oder besonders heftig mit dem Kopf nicken, sieht das zwar auf den ersten Blick realistisch aus, wirkt aber gleichzeitig irgendwie überzeichnet.

Was im Gegenzug sehr gelungen ist, ist das „Einfangen“ der Mimik. Man kann die Regungen im Gesicht sehr deutlich sehen.

Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.
Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.

Schauspieler

Da die Figuren zuvor von echten Schauspielern dargestellt wurden, bediente man sich hier ebenfalls eines Stilmittels der Heldenreise: Hauptdarsteller Tom Hanks spielte mehrere Rollen. Er ist Hero Boy, dessen Vater, der Schaffner, der Landstreicher und der Weihnachtsmann. Außerdem spricht er die Einführung und das Schlusswort des Films, wobei es sich um Hero Boy als alten Mann handelt. Damit soll ausgedrückt werden, dass es sich bei dem Abenteuer um eine „Reise ins Ich“ handelt, und die Figuren, die auftreten, Aspekte der Hauptfigur und seiner Umgebung sind. Hero Boy wurde jedoch von einem Kind nachsynchronisiert. In der deutschen Fassung ist Arne Elsholtz (Tom Hanks‘ „Stamm“-Synchronsprecher) allerdings nur als Schaffner und Landstreicher zu hören.

Traum oder Realität?

In einem Interview zieht Tom Hanks Parallelen zur Geschichte des „Zauberers von Oz“. Tatsächlich passt der Vergleich, Dorothys Reise in die Welt von Oz folgt ebenfalls dem Konzept der „Heldenreise“, ist eine Reise „ins Innere“ und es finden sich in Oz Menschen aus der realen Welt wieder (sie werden im Film von den gleichen Schauspielern gespielt). Beim Polarexpress drückt sich das vor allem durch die mehrfachen Rollen von Tom Hanks aus. Eine weitere Andeutung findet sich auch in der Szene, als der Polarexpress vor dem Haus von Hero Boy anhält: Hero Boy spürt ein Beben, dann zischt die Zentralheizung – und das Zischen der Zentralheizung verwandelt sich in die Pfeife des Zugs. Scheinbar ist hier ein reales Geräusch in die Traumwelt herübergekommen und im Traum als Geräusch des Polarexpress wahrgenommen worden.

Eine letzte Erklärung, ob es ein Traum oder Realität war, bleibt der Film allerdings schuldig. Viele Dinge können rational erklärt werden (das Zischen der Heizung, oder auch wie Hero Boy die Tasche seines Morgenmantels zerreißt), aber das geheimnisvolle Päckchen mit dem Schlittenglöckchen des Weihnachtsmannes, sowie die Notiz, die mit „W.“ unterschrieben ist, entzieht sich jeder Erklärung, genauso wie die Tatsache, dass nur die Kinder den Klang des Glöckchen hören können. Auch stellt sich die Frage: Waren die anderen Kinder im Zug (vor allem Hero Girl und Billy) real – oder existieren sie nur in der Einbildung von Hero Boy? Immerhin bekommt jedes der Kinder eine Fahrkarte mit einer individuellen Lektion. Die Edbroke Avenue, in der Billy wohnt, ist in der Stadt, in der Hero Boy wohnt. Wenn er die Straße aufsucht, würde er dann Billy finden? Fragen, über die man sehr gut nachdenken kann, denn der Film beendet die Handlung an der richtigen Stelle. Er gibt keine Antwort, sondern lässt dem Zuschauer Platz für seine eigenen Gedanken und Ideen.

Der Schaffner präsentiert das "Elixir" / (c) by Warner Bros.

Die Reise und das Elixir

In einer Kritik zum Film habe ich gelesen, dass der Film zwar ganz nett sei, aber etwas über die Stränge schlägt und die Aussage, dass Armut nur eine innere Einstellung sei, die man überwinden könne, indem man einfach an den Weihnachtsmann glaubt, sei nachgerade pietätlos. Diesem Kritiker muss ich sagen, dass er den Film letztlich nicht verstanden hat, denn genau darum – „einfach“ an den Weihnachtsmann glauben – geht es eben nicht. Noch dazu wirft der Kritiker hier den Konflikt von Hero Boy und von Billy durcheinander. Hero Boy findet sich in der Situation wieder, in der sich viele Kinder wiederfinden – wenn es den Weihnachtsmann nicht gibt, was ist Weihnachten dann noch wert? Der Weihnachtsmann selbst aber sagt zu Hero Boy, er wäre „ein Sinnbild für Weihnachten“, und über Hero Girl meint er, sie trage den „Geist der Weihnacht“ in sich. Es geht darum, Erwachsen zu werden, und sich trotzdem diesen Geist zu bewahren, um den es auch in Charles Dickens „A Christmas Carol“ (und genauso vortrefflich in der modernen Fassung „Scrooged – Die Geister, die ich rief“) geht – das menschliche Miteinander und dass einem das Schicksal anderer Menschen nicht egal. Man mag das im „Polarexpress“ auf die „typisch amerikanische“ kitschige Weise ausgearbeitet sehen, aber es berührt.

Billys Konflikt hingegen liegt woanders: Wir können es nur vermuten, aber sein Leben und seine Umwelt hat ihn wohl so geprägt, dass er anderen Menschen gegenüber grundsätzlich misstrauisch ist. Kinder können grausam sein, und vermutlich hat er öfters solche Sätze hören müssen wie: „Gib Dich doch nicht mit dem ab, der ist doch arm!“ Um solche Situationen zu vermeiden, gibt er sich schon gar nicht mehr mit anderen Kindern ab. Mutterseelenallein steigt er in den letzten Wagen des Zugs und rührt sich dort nicht. Die Tatsache, dass dieser Wagen keine direkte Verbindung zu dem Wagen mit den Kindern hat, ist beinahe schon symbolisch, er fährt zwar im Zug mit, ist aber ganz für sich. Durch die Abenteuer mit Hero Girl und Hero Boy lernt er, dass nicht alle Menschen gleich sind, und es auch Menschen gibt, denen er nicht egal ist und die ihn nicht wegen seiner Armut vorverurteilen. Seine Lektion lautet, das Zutrauen zu anderen wiederzufinden. Auch das mag man als „typisch amerikanisch“ aufbereitet ansehen, aber eben, es ist eine Geschichte, die sich hauptsächlich an Kinder wendet. Und die verstehen sicherlich, was gemeint ist. Und letztlich, auch eine Heldenreise muss nicht immer so tiefgehend strukturiert sein, wie es beispielsweise „Herr der Ringe“ ist. Die Hauptsache ist die Botschaft, und dass sie verstanden wird. Und das erfüllt der „Polarexpress“ voll und ganz.

Die Art und Weise, mit der das „Elixir“ überbracht wird, fügt sich von daher auch nahtlos in die Geschichte ein: die Fahrkarten. Früher war es in der Tat üblich, Fahrkarten zu entwerten, indem man ein Loch in sie knipste (respektive zwei, wenn es sich um Hin- und Rückfahrt handelte). Der Schaffner des Polarexpress schreibt aber ganze Buchstaben in die Karten, die am Anfang – bei der Hinfahrt – noch keinen Sinn ergeben. Erst bei der Rückfahrt werden die Wörter ergänzt und so nochmal deutlich gemacht, welche Lektion das jeweilige Kind durch die Reise gelernt hat.

Sehen heißt glauben

Der zentrale Satz des Films lautet „sehen heißt glauben“. Nun könnte man sagen, dass das doch ziemlich materialistisch ist – man glaubt nur das, was man sieht. So ist das aber nicht gemeint, und das wird in einigen Szenen auch sehr deutlich. Die Aussage ist anderherum zu verstehen – wenn ich an etwas glaube, bin ich auch fähig, es zu sehen. Hero Girl bespielsweise hat Zweifel an ihren Fähigkeiten, zu führen und die richtige Entscheidung zu treffen. Das äußert sich darin, dass sie in Szenen, in denen ihre Entscheidungskraft gefragt ist, plötzlich die Hände vors Gesicht schlägt – sie will nicht hinsehen, weil sie nicht glaubt, dass ihre Entscheidung die richtige ist.

Hero Boy kann den Weihnachtsmann nicht sehen, aber nicht, weil er irgendwie unsichtbar ist, solange der Junge nicht an ihn glaubt, sondern weil andere ihm die Sicht versperren, so wie ihm seine Zweifel die Sicht auf das Wesentliche versperren. Billy hingegen sieht nicht, dass man es gut mit ihm meint. Er erkennt zum Beispiel nicht, was Hero Boy riskiert, indem er die Notbremse zieht und es Billy so ermöglicht, überhaupt an der Reise teilzunehmen. Auch der Neunmalklug sieht etwas nicht, nämlich dass es auch noch andere Menschen gibt, auf die man Rücksicht nehmen sollte.

Glauben wir etwas nicht, so sind wir auch nicht in der Lage, dies zu sehen. Glauben wir beispielsweise nicht an das Gute in einem Menschen, so unterstellen wir anderen gern unlautere Motive, egal wie sie sich verhalten. Wir sehen das Gute nicht, weil wir nicht daran glauben. Und genau so ist der Satz „sehen heißt glauben“ zu verstehen. Der Schaffner bringt es auf eine andere Weise auf den Punkt: „Man sagt zwar, sehen heißt glauben, aber manchmal sind die wertvollsten Dinge diejenigen, die wir nicht sehen.“ Das bezieht sich zum einen darauf, wie es auch im „Kleinen Prinz“ von Saint-Exupéry heißt, dass die wesentlichen Dinge im Leben „für das Auge unsichtbar“ seien und man sie nur mit dem Herzen sehen kann. Und zum anderen eben auch darauf, dass wir manchmal die wertvollen Dinge (wie Freundschaft oder Güte) nicht sehen, weil wir daran nicht glauben (wollen).

Hero Boy schafft es dann ja tatsächlich auch, sich den Geist der Weihnacht bis ins Alter zu bewahren, denn wie er im Schlusswort sagt, klingt für ihn das Glöckchen immer noch, obwohl er alt geworden sei. Und das, so fügt er hinzu, gelte für alle, die wirklich daran glauben.

Die Musik

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Wesentlicher Bestandteil jeden Films ist die Musik, der es gelingen muss, eine gewisse Stimmung zu transportieren. Für den Soundtrack des „Polarexpress“ zeichnet Alan Silvestri verantwortlich, und er hat ein paar pfiffige Ideen gehabt, wie man den Bezug zu Weihnachten musikalisch herstellen kann. Natürlich hat er ein paar großartige Kompositionen entworfen, die den Pathos des Films unterstreichen, in manchen Situationen hat er jedoch auch klassische Weihnachtsstücke einfließen lassen. So sind immer wieder Versatzstücke aus „Jingle Bells“ zu hören, oder als die Weihnachtswichtel auf den großen Platz laufen, wird „Oh Tannenbaum“ als Marsch gespielt.

Über die Lieder, die Bestandteil des Films sind, kann man geteilter Meinung sein, ich finde, sie passen sehr gut. Zum einen sind es wiederum bekannte Weihnachtsmelodien (die vor allem in der Weihnachtsstadt zu hören sind, wo sie aus allen Lautsprechern tönen) wie etwa Frank Sinatras „Santa Claus is comin‘ to Town“, „It’s beginning to look a lot like Christmas“ von Perry Como oder „Silver Bell“ von Kate Smith. Zum anderen sind das die Musicalnummern des Films. „The Polar Express“ umschreibt die Reise im Zug und ist mit einem Rhythmus unterlegt, der das Stampfen einer Dampflok imitiert; „Hot Chocolate“ eine von Tom Hanks / Arne Elsholtz mit großer Spielfreude vorgetragene Nummer um den Genuss des Kakaos, die genauso rasant ist wie die Szene die sie untermalt.

In dem etwas traurigen Lied „When Christmas comes to Town“ beschreibt Billy sein Leben, während Hero Girl versucht, ihn aufzumuntern. Zentrales Lied ist aber die Ballade „Believe“, gesungen von Josh Groban, in der es wiederum um den Kern des Films geht – wann glauben wir an etwas.

Alan Silvetri hat sehr gute Arbeit geleistet, und die „Suite from ‚Polar Express'“ ist das Stück, das zu meiner persönlichen Weihnachtsmusikauswahl einfach dazu gehört.

Hero Boy ist auf den Polarexpress aufgesprungen / (c) by Warner Bros.
Hero Boy ist auf den Polarexpress aufgesprungen / (c) by Warner Bros.

Die deutsche Version

Im Original hat man auf so viele Dinge geachtet – wie wurden diese in die deutsche Fassung übertragen? Ich muss sagen, auch wenn Arne Elsholtz nicht alle Rollen spricht, in denen Tom Hanks im Original zu hören ist (Hero Boy als alter Mann, Hero Boys Vater und der  Weihnachtsmann werden von anderen Synchronsprechern dargestellt), ist die deutsche Fassung sehr gut. Man musste ein paar Klippen umschiffen, aber die Übertragung ins Deutsche ist mehr als gelungen. Zum Beispiel gab es ein Problem, als die Kinder im abgekoppelten Wagen durch die Weihnachtsstadt rasen und Hero Boy die Bremse zuerst nicht finden kann. Der Landstreicher erscheint und klopft auf das Rad, mit dem die Bremse zugedreht wird. Im Original sagt er dazu: „Take a break!“, was ein Wortspiel ist („Take a break!“ heißt ungefähr so viel wie „Mach mal Pause!“, das Wort „brake“, das genau gleich wie „break“ ausgesprochen wird, bedeutet „Bremse“). Das Wortspiel ist nicht übertragbar, deswegen ruft der Landstreicher im Deutschen: „Bist wohl nicht zu bremsen?“ Ansonsten wurden sehr schöne deutsche Übertragungen vorgenommen, etwa wenn der Schaffner meint, es wird „höchste Eisenbahn“. Und ich muss sagen, es ist verdammt lange her, dass ich Redewendungen wie „Pflanz Dich!“ (in den 197er/80er Jahren umgangssprachlich benutzt für „Setz Dich!“) oder „Quadratlatschen“ gehört habe.

Sehr viel Mühe hat man sich auch mit den Grafiken gemacht – anstatt diese zu untertiteln oder, wie es gerade in Fernsehserien gern gemacht wird, Deutsch vorlesen zu lassen, wurden sie komplett eingedeutscht. Auf der Warnlampe in der Weihnachtsstadt ist deutlich „UNARTIG“ zu lesen (statt „NAUGHTY“), die Schilder an der Gletscherschlucht warnen vor „99 % GEFÄLLE“ und sogar die Notiz, die in dem Päckchen mit dem Schlittenglöckchen liegt, ist Deutsch geschrieben, obwohl diese noch dazu von der Stimme des Weihnachtsmannes vorgelesen wird.

Besonders gelungen ist die deutsche Übertragung der in die Fahrkarten geknipsten Worte, was beim Neunmalklug sehr auffällt. Im Original bekommt er das Wort „LEARN“ („lernen“) geknipst, als der Schaffner ihm die Karte zurückgibt, hält Neunmalklug allerdings seinen Daumen über das „R“ und beschwert sich, was „LEAN“ („mager“) denn heißen soll. Der Schaffner nimmt darauf die Karte und meint, er habe nicht 4, sondern 5 Buchstaben geschrieben. Er hält dem Jungen dann die Karte so hin, dass „LEARN“ richtig zu lesen ist. In der deutschen Version knipst der Schaffner „LERNEN“, allerdings sind die Löcher vom mittleren „N“ nicht alle richtig durchgedrückt. Der Neunmalklug liest deswegen „LERMEN“ und beschwert sich, „lärmen“ würde man mit „Ä“ schreiben.  Der Schaffner nimmt die Karte und meint süffisant, „lärmen“ würde man nicht nur mit „Ä“, sondern auch mit einem „M“ schreiben und hält die Karte richtig hin. Dabei fallen die nicht richtig durchgedrückten Stücke aus ihren Löchern – „LERNEN“ ist nun deutlich zu sehen.

Es ist lange her, dass für die deutsche Version eines Kinofilms so ein Aufwand betrieben wurde, und dass dann tatsächlich auch die deutsche Fassung auf der DVD landete. Oft war es auch so, dass es zwar eine Fassung mit deutschen Schriftzügen im Bild gab (meistens bei Disney-Filmen), auf Video beziehungsweise DVD aber dann nur die Originalversion mit deutschen Untertiteln erhältlich war.

"Und? Kommst Du mit?" / (c) by Warner Bros.

Fazit

„Der Polarexpress“ ist ein netter Film, passend zur Weihnachtszeit, der die entsprechende Botschaft zu transportieren versucht. Er ist natürlich kein philosophisches Meisterwerk, aber er geht doch tiefer, als manche glauben. Da sind wir wieder beim Thema, „sehen heißt glauben“. Wenn man sich ein wenig mit der Handlung beschäftigt, kann man sich schließlich doch über das eine oder andere Gedanken machen, das in dem Film angesprochen wird. Die Teile des Films, die reine Action sind (die Gletscherschlucht, der zugefrorene See), sind in 3D auf der großen Leinwand recht beeindruckend (zu sehen – wie bereits erwähnt – beispielsweise im 4D-Kino im Europa-Park). Es gibt auch eine 3D-Version auf Blueray, die ich allerdings nicht kenne, und zu deren Qualität ich daher nichts sagen kann. Die Sequenzen stechen leider ein bisschen aus der Handlung des Films heraus, da sie sehr deutlich auf den 3D-Effekt getrimmt sind und zwar im Sinne der „Heldenreise“, von der ich die ganze Zeit sprach, als die „Prüfungen“ durchgehen würden, aber eigentlich keinen wirklichen Sinn haben (außer in wenigen Momenten).

Ich finde den Film gelungen und seit ich ihn entdeckt habe – sinnigerweise erst im 4D-Kino des Europa-Park – gehört er für mich zu Weihnachten dazu. Man mag sagen, dass es ein wenig übertrieben ist mit dem Pathos (vor allem verstärkt durch die Musik), aber andererseits gehört das irgendwie dazu. Genauso wie das Happy End. Und wenn man in den Film nicht so tief reingehen möchte, wie ich das in dieser Betrachtung gemacht habe, kann man das auch tun. Der Film richtet sich in erster Linie an ältere Kinder und Jugendliche, vielleicht gerade auch in dem Alter, in dem man nicht mehr an sowas wie einen Weihnachtsmann glauben mag, er prügelt einem die Moral nicht mit dem Holzhammer ein. Die Idee mit den Fahrkarten überzeugt voll und ganz und ist nicht aufdringlich.

Nun, dies war mein Blick auf den Film „Der Polarexpress“. Ich hoffe, es war nicht zu viel und nicht zu verdreht in den Gedankengängen. Vielleicht konnte ich Sie überzeugen, sich den Film anzusehen, entweder „mal wieder“, oder vielleicht auch zum ersten Mal. Oder, um es mit den Worten des Schaffners zu sagen:

„Und? Kommst Du mit?“

“Der Polarexpress” von Robert Zemeckis – eine Filmbetrachtung, Teil 2

Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.

Im letzten Artikel habe ich ausführlich den Inhalt des Films „Der Polarexpress“ von Robert Zemeckis dargelegt. Nun möchte ich darauf eingehen, wovon der Film (und das Buch) genau handelt. Dazu betrachten wir uns jetzt einmal die Figuren genauer.

„Da steht…“ – „HA! Das ist nicht für mich bestimmt!“

Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.
Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.

In Teil 1 habe ich auch schon erklärt, dass es sich bei der Struktur der Geschichte des „Polarexpress“ um eine so genannte mythische „Heldenreise“ handelt. Die Struktur besteht grob gesagt aus mehreren Stationen, die der Held „abarbeiten“ muss: Wir lernen seine Welt kennen. Das Abenteuer ruft. Der Held weigert sich, dem Ruf Folge zu leisten, überlegt es sich dann aber doch anders. Der Held muss verschiedene Prüfungen bestehen und zum Höhepunkt der Geschichte seinem tiefsten Inneren entgegen treten. Hier wandelt sich der Held, erlangt ein „Elixir“ und kehrt verändert in seine Welt zurück, um ihr das Elixir zu bringen. Die Bezeichnung „Elixir“ leitet sich davon ab, dass es bei klassischen Fantasygeschichten meistens um ein magisches Elixir handelte, das der Held finden musste, um einen kranken König zu heilen oder den Fluch von jemandem zu nehmen. Im übertragenen Sinn bezieht sich das Elixir auf die Lektion, die die Hauptfigur (oder die Figuren) einer Heldenreise im Verlauf der Reise lernen, indem sie sich den verschiedenen Aufgaben, die auf sie zukommen, stellen. Das Elixir im „Polarexpress“ sind die Worte, die der Schaffner den Kindern in die Fahrkarten knipst und die für jeden eine Botschaft zu seiner persönlichen Entwicklung im Lauf des Abenteuers darstellt.

Merkmale einer „Heldenreise“ sind neben den klassischen Elementen die Archetypen als Figuren in der Geschichte sowie die Tatsache, dass man den Kern der Erzählung in einem Satz wiedergeben kann. Manchmal ist dieser Satz der Titel der Geschichte, beim „Polarexpress“ steht er als „Catch Phrase“ auf dem Kinoplakat: „Sehen heißt glauben“. Werfen wir aber nun einen genauen Blick auf die Figuren.

Der Junge – Hero Boy

Der Junge ("Hero Boy") / (c) by Warner Bros.
Der Junge ("Hero Boy") / (c) by Warner Bros.

Wie schon angemerkt sieht man bereits an der Tatsache, dass wir von den Hauptfiguren nicht einmal die Namen erfahren, dass wir uns in einer Heldenreise befinden: die Namen sind nicht wichtig – die Reise ist wichtig. Der Junge, der Hauptdarsteller des Films, wird im Drehbuch sogar „Hero Boy“ genannt, also wörtlich „Heldenjunge“. Auf seinen Konflikt legt der Film sein Augenmerk, er ist in einem Alter, in dem man sich zu alt fühlt, an sowas wie den Weihnachtsmann zu glauben. Hero Boy zieht dabei allerdings einen fatalen Schluss – der Weihnachtsmann ist Betrug, also ist auch Weihnachten ein Betrug. Zudem fällt auf, dass der Junge alles immer in Zweifel zieht. Der Satz, den man im Film am Häufigsten von ihm hört, lautet: „Bist Du sicher?“ Damit schafft er es sogar, seine Umwelt zu beeinflussen und genauso zögerlich zu werden, wie er selbst. Mehrmals wird ihm allerdings vor Augen geführt, welche Konsequenzen sein Zögern hat: Als er beispielsweise dem Mädchen ihre Fahrkarte bringen will, sieht er, dass die Wagen des Zugs nicht direkt miteinander verbunden sind. Er zögert beim Überqueren der Kupplung – und der Wind reißt ihm die Fahrkarte aus der Hand. Umgekehrt wird sein manchmal zutage tretendes impulsives Handeln belohnt, etwa als er ohne Zögern die Notbremse zieht, damit Billy an Bord kommen kann. Zum Höhepunkt des Films trägt er seinen schwersten Konflikt aus, er kann weder die Glöckchen vom Schlitten des Weihnachtsmannes hören, noch den Weihnachtsmann selbst sehen. Erst als er bereit ist zu glauben, kann er das Glöckchen hören und den Weihnachtsmann sehen, der schließlich sogar ihn auswählt, damit er sich das erste Geschenk von Weihnachten wünschen darf. Seine innere Wandlung wird dann noch dadurch ausgedrückt, dass er sich als Geschenk nicht irgendetwas wünscht, was Kinder in seinem Alter haben wollen – er möchte das Glöckchen vom Schlitten haben, damit er sich den Glauben bewahren kann.

Das Mädchen – Hero Girl

Das Mädchen ("Hero Girl") / (c) by Warner Bros.
Das Mädchen ("Hero Girl") / (c) by Warner Bros.

Von ihrem ersten Erscheinen in dem Film wird klar, dass das Mädchen eine besondere Gabe und ein Pflichtgefühl besitzt. Sie wird auf den Jungen aufmerksam, wie er unsicher durch die Reihen des Wagons tappt und sie sieht der Reise an den Nordpol freudig entgegen. Als Billy später zusteigt und allein im letzten Wagen sitzt, ist sie es, die ihm eine Tasse Kakao bringt. Auch wenn Hero Boy es hin und wieder mal schafft, sie mit der Frage „Bist Du sicher?“ von ihrer Selbstsicherheit abzubringen, ist doch klar: sie ist eine geborene Führernatur, jemand, der anderen den Weg weisen kann. Ihre Schwäche ist, dass sie sich verunsichern lässt, aber wenn sie die Führung übernimmt, kommt sie zum Ziel. Ihr Konflikt ist nicht so offen, wie bei Hero Boy, aber sie ist im eigentlichen Sinn nicht die Hauptfigur.

Der Neunmalklug

Der Neunmalklug / (c) by Warner Bros.
Der Neunmalklug / (c) by Warner Bros.

Der Neunmalklug ist besserwisserisch und vorlaut – und ziemlich egoistisch. Als der Polarexpress an einem Kaufhaus vorbeifährt, verkündet er, alle Geschenke, die man in den Schaufenstern sieht, will er für sich haben. Und als die Kinder vor dem Weihnachtsmann stehen, fordert er lautstark, für das erste Geschenk ausgewählt zu werden. Zurechtgewiesen wird er vom Weihnachtsmann selbst, der findet „Geduld und ein Quäntchen mehr Demut“ würden ihm ganz gut stehen. Offenbar ist er von seinem Wissen so sehr überzeugt, dass er meint, alles zu wissen und immer Recht zu haben. Und für Konsequenzen geradestehen will er schon gleich gar nicht. Zwar ist er es, der Hero Boy auf die Notbremse aufmerksam macht, als Billy dem Zug nachläuft, als aber der Schaffner laut polternd zur Tür hereinkommt, schwärzt Neunmalklug sofort Hero Boy an – schließlich hat der die Notbremse gezogen. Auch er macht am Ende eine Wandlung mit, als er zuerst dem Weihnachtsmann Recht gibt und vor dem Schaffner zugibt, einen Fehler gemacht zu haben. Wie bei Hero Girl ist der Konflikt nicht so stark ausgearbeitet, aber auch er ist keine Hauptfigur – in weiten Teilen des Films fehlt er vollständig.

Billy

Billy / (c) by Warner Bros.
Billy / (c) by Warner Bros.

Ausgerechnet der scheinbar Schwächste hat das stärkste Element in dieser Geschichte: Wir erfahren seinen Namen. Billy lebt in der Gegend, „wo die Armen wohnen“, wie Neunmalklug es ausdrückt. Sein Haus ist einfach und düster. Und wie Hero Boy zögert auch er, die Fahrt zum Nordpol mitzumachen. Als er dann doch an Bord kommt, wird deutlich, wie desillusioniert Billy bereits ist: anstatt zu den anderen Kindern zu gehen, steigt er allein in den letzten Wagen und bleibt dort auch. Freundlichkeiten und Freundschaft kennt er nicht, er hat „gelernt“, wo sein Platz im Leben ist – abseits von allen anderen, von Gesellschaft ausgeschlossen. Seine Wandlung im Film ist, dass er Zutrauen zu anderen Menschen und Zuversicht findet. Das vollzieht sich in mehreren Schritten: Billy redet die erste Hälfte des Films gar nicht, bevor Hero Boy und Hero Girl ihn belauschen, wie er traurig „When Christmas comes to Town“ singt. Weihnachten kennt er nicht, es „funktioniert“ für ihn einfach nicht. Und als er in der Fabrik des Weihnachtsmannes ein Geschenk findet, das an ihn adressiert ist, ändert sich schließlich alles. Zwar wirkt er immer noch unsicher, aber er vertraut seinen neuen Freunden.

Der Schaffner

Der Schaffner / (c) by Warner Bros.
Der Schaffner / (c) by Warner Bros.

Ich sprach zuvor von den „Archetypen“ in einer Heldenreise. Der Schaffner im „Polarexpress“ ist so ein Archetyp, sogar mehrere. Am Anfang ist er der Botschafter, der den Ruf des Abenteuers überbringt, dann wird er zum Mentor. Deutlich wird das durch die Fahrkarten, die er nicht einfach nur abknipst, sondern in die er ein Schlagwort schreibt, das den inneren Konflikt des jeweiligen Kindes beschreibt. Dabei beschränkt er sich am Anfang auf einzelne Buchstaben, die keinen Sinn zu ergeben scheinen. Erst am Ende der Reise löst er das Rätsel auf, indem er die Worte vervollständigt. Der Schaffner übergibt damit das „Elixir“, nach dem die Helden gesucht haben und das sie in ihre Welt mitnehmen. Die Rolle des Mentors wird bei ihm besonders deutlich, wenn es um Gründe für etwas geht. Zwar poltert er ständig wegen seinem Fahrplan, den er einzuhalten hat, wenn es aber einen Grund für eine Verzögerung gibt (wie etwa das Ziehen der Notbremse, damit Billy einsteigen kann), wird er gleich viel sanfter. Auch als Hero Girl eine Tasse Kakao auf die Seite schafft, geht er nicht gleich davon aus, dass sie das gemacht hat, um sich selbst eine Extraportion zu sichern. Er weiß, dass sie nur ihrem Verantwortungsbewusstsein gefolgt ist und ermutigt sie. Interessant ist auch die Tatsache, dass die ganze Zeit über fünf Minuten vor Mitternacht ist, und zwar von dem Moment an, da der Zug vor dem Haus von Hero Boy hält, bis zu dem Moment, da der Schlitten des Weihnachtsmanns fertig gepackt ist. So kann der Polarexpress pünktlich am Nordpol eintreffen und die Tatsache, dass „wir sogar noch fünf Minuten Zeit“ haben, lässt dem Schaffner Tränen der Rührung in die Augen steigen. Der Schaffner ist es am Ende auch, der Hero Boy den wesentlichen Satz über jede Heldenreise sagt: Wohin die Reise geht, ist nicht wichtig. Wichtig ist, sie überhaupt anzutreten. Also, sich der inneren Herausforderung zu stellen.

Der Landstreicher

Der Landstreicher / (c) by Warner Bros.
Der Landstreicher / (c) by Warner Bros.

Auf dem Dach des Polarexpress macht Hero Boy eine merkwürdige Bekanntschaft – ein Landstreicher, der dort sein Lager (einschließlich Lagerfeuer) aufgeschlagen hat und sich selbst als „König vom Polarexpress, ja, Herr über den gesamten Nordpol“ bezeichnet. Der Archetyp, den er verkörpert, nennt sich „Trickster“, man weiß nie so genau, mit wem man es zu tun hat. Im Fall des Landstreichers gilt das sogar doppelt, nicht nur, dass er eine undurchschaubare Persönlichkeit hat, manchmal hilft und Hero Boy auch manchmal ärgert – auch was er ist, kommt nie so wirklich raus. Es gibt einen Hinweis, als er Hero Boy fragt, ob er an Geister glaubt und jener verneint. Darauf meint der Landstreicher: „Interessant…“ Aus dem Film wurde eine Szene entfernt, in der die beiden Lokführer Smokie und Steamer vom „König“ hören und zitternd seine Geschichte erzählen: Er war ein Landstreicher, der auf das Dach des Zugs gesprungen war, um mitzufahren, doch beim „Flattoptunnel“ wurde er heruntergerissen und nie wieder gesehen (den „Flattoptunnel“ zeichnet aus, dass zwischen der Tunneldecke und der Bahn kaum Platz ist). In späteren Szenen erscheint der Landstreicher aus dem Nichts und verschwindet in einer Schneeverwehung. In den Szenen mit Hero Boy bringt er auf den Punkt, was die Zweifel in ihm auslöst: Hero Boy möchte an den Weihnachtsmann glauben, er möchte aber nicht hinters Licht geführt werden. Und er macht klar, was Hero Boy ist: ein Zweifler. Es ist auch die Stimme des Landstreichers, die der Junge zuerst hört, als er das Glöckchen vom Schlitten des Weihnachtsmann schüttelt und ihm keinen Ton entlocken kann.

Der Weihnachtsmann

Der Weihnachtsmann (links) mit Hero Boy und dem Schaffner. / (c) by Warner Bros.
Der Weihnachtsmann (links) mit Hero Boy und dem Schaffner. / (c) by Warner Bros.

Eigentlich ist es die zentrale Figur in der Geschichte, aber er kommt erst am Schluss vor und hat dort einen bemerkenswerten Satz: “Dieses Glöckchen ist ein wunderbares Sinnbild für Weihnachten. Ebenso wie ich.” Er macht damit deutlich, dass auch er selbst ein „Sinnbild“ sei, was den Konflikt von Hero Boy auflöst. Es geht nicht darum, ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt, oder nicht, denn, das fügt er selbst noch hinzu: „Der wahre Geist der Weihnacht wohnt in Deinem Herzen.“ Hero Boy hat seine Aufmerksamkeit ganz auf die Rationalität gerichtet – am Nordpol gibt es kein Leben, also auch keine Weihnachtsstadt. Würde der Weihnachtsmann alle Kinder der Welt beschenken wollen, müsste sein Schlitten riesig sein, um alle die Geschenke zu transportieren, außerdem müsste er schneller als das Licht sein, um rechtzeitig überall auf der Welt zu sein. Aber darum geht es nicht, es geht nicht darum, ob es „funktioniert“, es geht um den Geist dahinter. Entsprechend lautet die Botschaft des Films nicht, wir sollen alle (wieder) an den Weihnachtsmann glauben, sondern unter die Oberfläche zu blicken. Auf den „Geist“ der Weihnacht.

Weitere Figuren

Hero Boy, Billy und Hero Girl / (c) by Warner Bros.
Hero Boy, Billy und Hero Girl / (c) by Warner Bros.

In dem Film kommen zudem noch weitere Figuren vor, die Eltern von Hero Boy, seine Schwester Sarah, weitere Kinder, die im Polarexpress mitreisen und die Weihnachtswichtel, die bis zuletzt die Weihnachtsstadt am Laufen halten. Alle diese Figuren spielen jedoch noch eine Nebenrolle – mehr oder weniger. Aber dazu schreibe ich mehr im letzten Artikel zum Film.

Nun haben wir uns die Handlung des Films genau angesehen und die einzelnen Figuren. 1 Minute nach diesem Artikel wird ein weiterer veröffentlicht, der eine Zusammenfassung und den Blick auf den Kern der Geschichte enthält.

„Der Polarexpress“ von Robert Zemeckis – eine Filmbetrachtung, Teil 1

Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.

„Mit den Zügen verhält es sich so: Wohin man fährt, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, die Entscheidung zu treffen, einzusteigen!“

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„Der Polarexpress“ war ursprünglich ein grafisches Kinderbuch von Chris van Allsburg, der ebenfalls die Vorlage für den Film „Jumanji“ lieferte. In großen Bildern wurde die Geschichte eines Jungen erzählt, der in einem Zug mit einer alten Dampflok zum Nordpol reist, um dort den Weihnachtsmann zu treffen. Der Regisseur Robert Zemeckis setzte das Werk als Film um, der 2004 in die Kinos kam. Zusätzlich wurde noch eine 3D-Version für die IMAX-Kinos erstellt. Eine Kurzfassung dieser 3D-Version läuft beispielsweise im 4D-Kino im Europa-Park Rust.

Für den Film wurde die Geschichte aufgearbeitet und in die Form einer klassischen Erzählung gebracht. Dabei wurde der Geist von van Allsburg bewahrt, dessen Geschichten gerne eine (manchmal auch sehr düster vorgebrachte) Moral beinhalten. Passend zum heutigen Tag möchte ich einen ausführlichen Blick auf „Der Polarexpress“ und seine Hintergründe werfen. Dazu werde ich hier sehr ausführlich auf die Handlung eingehen und auch Dinge verraten. Sollten Sie sich die Überraschung nicht verderben lassen wollen, empfehle ich Ihnen, den Film erst einmal selbst zu sehen und dann hierher zurück zu kommen, um sich meine Gedanken dazu durchzulesen. Einen Einblick in den Film bietet die offizielle Vorschau:



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„Der Polarexpress“ – eine Heldenreise

Das Konzept des Films um den „Polarexpress“ folgt der Idee der so genannten mythologischen „Heldenreise“, bei der eine Roman(oder Film-)figur die Stationen einer Reise erlebt, an deren Ende sich diese Figur gewandelt hat. Die Reise muss dabei nicht im wörtlichen Sinn stattfinden, auch eine „geistige“ Reise ist damit gemeint. Die heutzutage bekannteste „Heldenreise“ dürfte „Der Herr der Ringe“ sein.

Beim „Polar-Express“ wird das Konzept so weit getrieben, dass wir von den wichtigsten Figuren nicht einmal die Namen erfahren. Selbst im Drehbuch gab es die nicht, der Junge, dessen Geschichte erzählt wird, hieß dort schlicht „Hero Boy“, das Mädchen, auf das er im Zug trifft, „Hero Girl“. Auf die Figuren möchte eingehen, wenn es mir um den Kern der Geschichte geht. Deswegen zunächst einmal die Handlung.

„Und? Kommst Du mit?“

Am Abend vor Weihnachten vor vielen Jahren lag ich still in meinem Bett. Ich raschelte nicht mit dem Laken und atmete langsam und leise. Denn ich lauschte auf ein Geräusch, das ich befürchtet hatte, niemals zu hören: das Schlittengeläut des Weihnachtsmannes.

Die Einführung von „Der Polarexpress“

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Es ist Weinachtsabend. Ein Junge liegt in seinem Bett und kann nicht so recht einschlafen. Er bekommt mit, wie seine Eltern seiner jüngeren Schwester Sarah vom Weihnachtsmann erzählen. Dabei kommt eins heraus: Der Junge hält sich selbst für zu alt, um noch an den Weihnachtsmann zu glauben. Er hat sogar in Lexikas nachgelesen, um sich zu vergewissern, dass es am Nordpol kein Leben gibt – und erst recht keine Stadt vom Weihnachtsmann. Mit diesen Gedanken im Kopf versucht der Junge einzuschlafen, was ihm nicht recht gelingt. Er lauscht dem Ticken des Weckers, das schlagartig verstummt. Es ist 5 vor 12. Auf einmal beginnt die Erde zu beben und etwas Lautes, Erleuchtetes fährt draußen an den Fenstern vorbei. Der Junge springt aus dem Bett, schnappt sich seinen Morgenmantel – wobei er mit einer Tasche am Bett hängenbleibt und diese aufreißt – und rennt nach draußen. Mitten auf der verschneiten Straße direkt vor seinem Haus steht ein Zug mit einer Dampflok.

Ein Schaffner ruft laut: „Alles einsteigen!“ und fragt ihn, ob er mitkommen will. Auf die Frage nach dem „Wohin“ antwortet der Schaffner: „Na, zum Nordpol natürlich! Das ist der Polarexpress!“ Der Junge jedoch zögert, obwohl ihm der Schaffner dringend rät, mitzukommen. Doch als sich der Zug in Bewegung setzt, überlegt es „Hero Boy“ sich nochmal und rennt los. Im letzten Moment gelingt es ihm, aufzuspringen. Im Wagon empfängt ihn der Schaffner – wortlos, so als ob er damit gerechnet hätte, dass das passiert. Tatsächlich handelt es sich hierbei um ein klassisches Motiv – der Held der Geschichte weigert sich, dem Ruf des Abenteuers Folge zu leisten. Er muss erst ein Opfer bringen – in diesem Fall sich selbst überwinden -, bevor es losgehen kann.

Hero Boy kommt in einen Wagon, in dem sich lauter Kinder befinden, die – wie er selbst – Schlafanzüge respektive Nachthemden tragen. Offenbar sind auch diese Kinder für die Reise aus dem Bett geholt worden. Unsicher tappt er durch die Reihen und setzt sich schließlich irgendwo hin. Ein Mädchen von der Sitzbank auf der anderen Seite des Durchgangs – Hero Girl – lächelt ihn freundlich an, als er plötzlich mit einer Frage attackiert wird: „Weißt Du, was das hier für ein Zug ist?“ Neunmalklug, ein Junge mit einem Schlafanzug, auf dem eine Rakete abgebildet ist, überfällt ihn mit technischen Details der Lok und der Wagons, während Hero Girl schlicht meint, es handele sich hierbei um einen „Zauberzug“. Hero Boy ist noch mehr verunsichert. „Fahren wir wirklich zum Nordpol?“, will er wissen, was Hero Girl begeistert bejaht.

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Bevor sie jedoch mehr sagen kann, fährt der Zug an einem großen Kaufhaus vorbei, was bei allen Kindern Begeisterung auslöst. Dabei kommt heraus, dass Neunmalklug nicht nur vorlaut, sondern auch ziemlich egoistisch ist, als er betont, dass er die Geschenke, die in den Schaufenstern zu sehen sind, alle für sich haben will. Hero Boy achtet aber mehr auf den Weihnachtsmann, der ebenfalls im Schaufenster steht. Wie zur Bestätigung seiner Zweifel kann man sehr deutlich sehen, dass „Santa“ nicht echt, sondern eine Animatronic-Figur ist.

Der Schaffner betritt erneut den Wagen – Fahrkartenkontrolle. Sehr zu seiner Verwunderung findet Hero Boy in der Tasche seines Morgenmantels eine goldene Fahrkarte, die der Schaffner auf ungewöhnliche Weise entwertet: anstatt – wie früher üblich – einfach ein Loch reinzuknipsen, knipst er gleich eine Reihe von Löchern, die die Buchstaben „G“ und „N“ formen. Der Neunmalklug beschwert sich über seine Fahrkarte, in die der Schaffner „LE“ geknippst hat.

Doch schon geht es weiter: der Zug hält in der „Edbroke Avenue“, die Gegend, in der laut dem Neunmalklug „die Armen wohnen“. Die Kinder beobachten, wie der Schaffner vor einem düsteren, einfachen Haus mit einem kleinen Jung spricht und ihm das gleiche sagt, wie „Hero Boy“ – alles einsteigen, es geht zum Nordpol, das ist der Polarexpress. Doch auch dieser Junge, dessen Name, wie wir später erfahren, „Billy“ lautet, möchte zuerst nicht einsteigen. Der Polarexpress fährt wieder an, doch auch Billy überlegt es sich nochmal anders – leider zu spät. Er rennt, was er kann, stolpert aber und fällt hin. Hero Boy zieht die Notbremse, nachdem Neunmalklug ihn darauf aufmerksam gemacht hat. Billy kann nun einsteigen, geht allerdings in den letzten Wagen, in dem er ganz allein ist. In dem Moment poltert der Schaffner zur Tür herein und verlangt zu wissen, wer die Notbremse gezogen hat. Die Strafpredigt für Hero Boy wird von Hero Girl unterbrochen, die erklärt, dass er die Notbremse nur gezogen habe, damit der andere Junge einsteigen kann. Danach wird der Tonfall des Schaffners etwas milder, obwohl er immer noch grummelt, dass ein Fahrplan einzuhalten sei und es noch nie Verspätungen bei „seinem“ Zug gegeben habe.

Doch sofort ändert sich die Stimmung, als der Schaffner über die Sprechanlage nachfragt, wer von den Reisenden Durst habe. Als alle Kinder sich melden, tritt eine Akrobaten-Küchencrew auf, die den Kindern zu den Klängen eines Liedes mit dem Titel „Hot Chocolate!“ Kakao serviert. Heimlich schafft Hero Girl eine volle Tasse Kakao auf die Seite. Nachdem die Küchencrew wieder abgezogen ist, will sie damit in den letzten Wagen, um sie Billy zu bringen. In dieser Szene wird der Kontrast zwischen Hero Boy und Hero Girl sehr deutlich: Sie ist eine „Macherin“, die an andere denkt – er zieht alles in Zweifel. Als Hero Girl meint, ihr werde schon nichts passieren, fragt Hero Boy: „Bist Du ganz sicher?“ Er schafft es fast, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, als der Schaffner erneut reinkommt. Doch er will keine Strafpredigt halten, weil Hero Girl heimlich eine Tasse Kakao auf die Seite geschafft hat. Er erkennt ihre Absicht und fragt: „Hat denn das Bübchen im letzten Wagen schon Kakao gehabt? Na, dann wird’s aber höchste Eisenbahn!“



Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.
Der Polarexpress / (c) by Warner Bros.




Nachdem der Schaffner mit Hero Girl den Wagen verlassen hat, sieht Hero Boy die Fahrkarte des Mädchens auf ihrem Sitz liegen. Er will sie ihr bringen, allerdings tut sich ein Hindernis auf: die Wagen des Zugs sind separat, man kann nicht so einfach von einem zum anderen gehen. Während er zögernd auf der Plattform des Wagens steht, reißt ihm der Fahrtwind die Karte von Hero Girl aus der Hand. Was aber niemand mitbekommt: über eine abenteuerliche Reise mit einem Adler kommt die Karte zurück zum Polarexpress und bleibt in einem der Lüftungsschlitze hängen.

Dummerweise will der Schaffner in diesem Moment die Fahrkarte sehen. Hero Boy bekennt sich zwar schuldig und will dem Mädchen seine geben, doch der Schaffner lehnt ab: die Karten sind nicht übertragbar. Er führt Hero Girl zurück in den letzten Wagen, was Neunmalklug zu der Spekulation veranlasst, er werde sie dort aus dem Zug werfen. Um zu verhindern, dass dem Mädchen etwas passiert, will Hero Boy nochmal die Notbremse ziehen – und entdeckt die Fahrkarte im Lüftungsschlitz. Er will sie ihr bringen, überwindet die Lücke zwischen den zwei Wagons mit einem beherzten Sprung, und findet niemanden außer Billy im letzten Wagen vor. Der blickt schüchtern nach oben – der Schaffner und das Mädchen befinden sich auf dem Dach des Zugs!

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Hero Boy klettert über eine Leiter ebenfalls auf das Dach, doch die beiden sind auf dem Weg zur Lok und zu weit weg, um sein Rufen zu hören. Der Junge läuft ihnen nach und trifft unerwarteterweise auf einen Landstreicher an einem Lagerfeuer. Er zeigt sich erstaunt über die Fahrkarte, erklärt aber, er brauche keine – er springe auf den Zug, wann immer ihm danach sei. Er sei praktisch der König vom Polarexpress – der Herr über den Nordpol. Hero Boy fragt, ob denn nicht der Weihnachtsmann der Herr über den Norpol sei, worauf der Landstreicher zurückfragt, wie er denn zum Weihnachtsmann stehe. Hero Boy gibt zu, dass er gern an den Weihnachtsmann glauben möchte, aber… Der Landstreicher beendet den Satz: „Du willst Dich nicht behummsen lassen. Du willst nicht, dass man Dir ’n X für’n U vormacht. Du willst Dich nicht verschaukeln lassen!“ Der Landstreicher nennt mindestens noch vier weitere Synonyme für „jemanden reinlegen“, bevor er den zentralen Satz des Films sagt: „Sehen heißt glauben!“ Hero Boy wird wieder unsicher: „Wir fahren doch alle zum Nordpol… oder ist das alles ein Traum, wie Sie sagen?“ Der Landstreicher widerspricht: „Das waren DEINE Worte, nich‘ meine!“ Dann will er dem Jungen helfen, Hero Girl wiederzufinden. Zuvor stellt er aber noch eine Frage: „Glaubst Du an Geister?“ Der Junge verneint, wozu der Landstreicher nur meint: „Interessant…“

Sehen heißt glauben!

Als der Landstreicher ein paar Schritte in die Nacht geht, glaubt Hero Boy, er sei in einem Traum und will aufwachen. Er kneift sich selbst und wirft sich selbst Schnee ins Gesicht, was aber nichts bringt. Plötzlich taucht der Landstreicher vor ihm auf – auf Skiern. Der Zug fährt nun eine steile Abfahrt herunter, das können die beiden ausnutzen, um abwärts zu fahren. Das müssen sie auch, denn direkt nach der Abfahrt kommt ein Tunnel – und zwischen dem Dach des Zugs und der Tunneldecke ist nur ein Zentimeter Platz. Tatsächlich erreichen die beiden noch kurz vor dem Tunnel den ersten Wagon. Der Landstreicher ruft Hero Boy zu, er solle springen – und verschwindet spurlos. Der Junge springt…

…und landet im Kohlentender der „Dicken Berta“, wie der Landstreicher die Lok genannt hat. Sehr zur Überraschung des Jungen findet sich Hero Girl am Steuer der Lok wieder. Die beiden Lokführer Smokie und Steamer sind am Vorderteil der Lok zugange, wo sie eine kaputte Lampe auswechseln. Als das Licht wieder leuchtet, erkennen die beiden ein Hindernis und rufen dem Mädchen zu, sie soll den Zug stoppen. Doch Hero Boy zweifelt schon wieder – er bezweifelt, dass sich Hero Girl an den richtigen Hebel zum Stoppen des Zugs erinnert, weil ein anderer „auch wie ’ne Bremse“ aussieht. Seine Zweifel stecken sie an, so dass sie wie gelähmt ist. Schließlich entscheidet sich der Junge dafür, doch den Hebel zu ziehen, den Hero Girl benannt hat – und der Zug hält an.

Natürlich ruft das den Schaffner auf den Plan, der sofort wieder von dem Fahrplan anfängt, den es einzuhalten gilt. Doch dann sieht er, was für den Stopp gesorgt hat: eine Karibuherde, die das Gleis blockiert. Durch einen Zufall findet der Schaffner dann aber heraus, wie man die Karibus dazu bringen kann, das Gleis freizumachen. Der Zug fährt wieder an, während sich der Schaffner, der Junge und das Mädchen noch am Kopf der Lokomotive befinden.

Als der Zug auf die Gletscherschlucht – einer Schlucht mit 99 % Gefälle – zufährt, geht der Hebel kaputt, der die Geschwindigkeit reguliert. Erst auf dem zugefrorenen Gletschersee bringen Smokie und Steamer den Zug wieder zum Stehen. Als das Mädchen bei der Schlitterparty über den See fast vom Zug fällt, wird sie vom Lokführer festgehalten, dieser vom Jungen – und dieser wiederum von dem Landstreicher, der aus dem Nichts auftaucht und wieder ins Nichts verschwindet. Doch als das Eis des Sees anfängt, aufzubrechen, müssen sich Smokie und Steamer beeilen, den Zug zurück an Land und aufs Gleis zu bringen.

Nun bekommt das Mädchen endlich seine Fahrkarte wieder und der Schaffner kann sie abknipsen – er knipst auch ihr die Buchstaben „LE“ in den Schein. Auf dem Rückweg in den Wagon erzählt der Schaffner, wie er auf seiner ersten Fahrt beinahe einmal vom Zug gefallen sei. Er habe sich nicht mehr festhalten können – und doch sei er nicht gestürzt, weil er gerettet worden sei. Von jemandem. Oder etwas. Auf die Frage von Hero Boy, ob der Schaffner seinen Retter gesehen habe, antwortet der: „Bedaure. Man sagt zwar ’sehen heißt glauben‘, aber manchmal sind die wertvollsten Dinge diejenigen, die wir nicht sehen.“

Der Weg zurück in den Zug führ die drei durch den Frachtwagen. Dort befinden sich alte Spielsachen, die am Nordpol wieder runderneuert werden sollen. Der Junge sieht sich eine Marionette genau an und merkt nicht, dass der Schaffner und das Mädchen bereits weitergegangen sind. Plötzlich legt ihm eine Marionette die Hand auf die Schulter – sie ist ein Abbild von Ebenezer Scrooge (aus Charles Dickens „Christmas Carol“) und fährt ihn an: „Du bist wie ich: ein Zweifler! … Du glaubst nicht!“ Doch es ist der Landstreicher, der durch eine Dachluke die Fäden der Marionette bedient. Erschreckt flüchtet der Junge.

Er findet Hero Girl im letzten Wagen wieder bei Billy, der ein sehnsüchtiges Lied über Weihnachten singt („When Christmas comes to Town“), da es für ihn bisher nicht wirklich Weihnachten gegeben hat. Dann endlich erreicht der Zug den Nordpol – und zwar um 5 Minuten vor Mitternacht. Dass man doch pünktlich ist, rührt den Schaffner so sehr, dass ihm die Tränen kommen.

Nun wird auch klar, was das besondere an der Reise ist: der Weihnachtsmann wird einem der Kinder das erste Weihnachtsgeschenk übergeben. Als sich die Kinder darauf vorbereiten, zum Hauptplatz der Weihnachtsstadt zu gehen, fällt Hero Girl auf, dass Billy immer noch im Zug sitzt. Sie will ihn überreden mitzukommen, da er glaubt, dass Weihnachten für ihn „nicht funktioniert“. Bevor ihr das gelingt, wird allerdings der Wagon abgekuppelt, in dem sich die drei befinden, und fährt rasant durch die Weihnachtsstadt. Mit Hilfe des plötzlich erscheinenden Landstreichers findet Hero Boy die Bremse und kann den Wagen auf einer Drehscheibe zum Stehen bringen.

In dem Moment hört Hero Girl ein Schlittenglöckchen – Hero Boy allerdings nicht. Das Mädchen führt die drei dem Klingeln nach durch die Fabrik des Weihnachtsmanns, bis sie bei einem Transportband ankommen, auf dem sich noch ein Päckchen befindet, das an Billy adressiert ist. Da Billy sich weigert, das Päckchen loszulassen, landen die drei im Sack des Weihnachtsmannes, wo sie von den Wichteln entdeckt werden. So kommen auch sie schließlich zum Hauptplatz der Weihnachtsstadt – und es ist immer noch 5 Minuten vor Mitternacht.

Die Kinder erleben, wie der Schlitten des Weihnachtsmannes gerichtet wird. Dazu bringen Wichtel das Geschirr mit den Glocken an, deren Klang Hero Girl zuvor schon gehört hat. Aber Hero Boy hört immer noch nichts. Dann öffnet sich die Tür des Hauptgebäudes, in der der Weihnachtsmann steht – Hero Boy kann ihn nicht sehen, weil immer irgendjemand im Weg steht. Da löst sich eines der Glöckchen vom Schlittengeschirr und fällt mit einem dumpfen Geräusch dem Jungen direkt vor die Füße. Als er es aufhebt und schüttelt, hört er nichts außer der Stimme des Landstreichers, die vorwurfsvoll „Zweifler!“ flüstert.

Nun versucht er, sich zu konzentrieren. Fast schon verzweifelt murmelt er vor sich hin: „Ich will glauben!“ Dann schüttelt er das Glöckchen nochmal – und hört sein Klingeln. Fasziniert betrachtet er das glänzende Metall der Glock, als er feststellt, dass der Weihnachtsmann neben ihm steht und fragt: „Was hast Du da eben gesagt?“ Der Junge stammelt: „Ich glaube… ich glaube… ich glaube, das gehört Ihnen.“ Damit gibt er das Schlittenglöckchen zurück. Der Weihnachtsmann bedankt sich und wählt ihn aus, das erste Geschenk zu bekommen. Als er fragt, was der Junge haben möchte, wählt er… das Glöckchen. Der Weihnachtsmann gewährt den Wunsch und meint: „Dieses Glöckchen ist ein wunderbares Sinnbild für Weihnachten. Ebenso wie ich.“

Dann schlägt die Uhr Mitternacht. Der Schlitten des Weihnachtsmannes erhebt sich in die Lüfte und fliegt davon. Die Kinder werden zurück in den Polarexpress gebracht. Nun klärt sich auf, was die Buchstaben bedeuten, die der Schaffner in die Karten geknipst hat: es sind Worte, die den Kindern den Weg weisen sollen. Aus dem „LE“ des Neunmalklugs macht der Schaffner „LERNEN“ (er soll Demut und Geduld lernen), aus dem „ZU“ auf Billys Karte wird zuerst „ZUNEIGUNG“, dann, als er die Karte nochmal dreht, „ZUTRAUEN“, schließlich „ZUVERSICHT“ (er soll sein Misstrauen und seine negative Einstellung überwinden). Das „LE“ auf der Karte von Hero Girl erweitert der Schaffner zu „LEITEN“ (sie soll ihrer Führungsrolle annehmen), die Buchstaben „G“ und „N“ bei Hero Boy bilden Anfang und Ende von „GLAUBEN“.

Im Zug schließlich wollen alle Kinder das Glöckchen sehen, das Hero Boy bekommen hat. Doch er hat es verloren – gedankenverloren hat er es in die kaputte Tasche seines Morgenmantels gesteckt. Zwar wollen ihm die anderen Kinder beim Suchen helfen, doch es ist zu spät. Der Polarexpress ist schon auf dem Rückweg.

Die Kinder werden in umgekehrter Reihenfolge zu Hause abgesetzt, also Billy zuerst. Bei ihm war der Weihnachtsmann schon – und auch das Haus, in dem er wohnt, ist jetzt festlich geschmückt. Als Hero Boy aussteigt, sagt der Schaffner zu ihm: „Mit den Zügen ist es so: Wo man hinfährt, ist egal. Wichtig ist die Entscheidung, einzusteigen.“ Und als er sich an der Tür seines Hauses nochmal umdreht, um den abfahrenden Zug zu betrachten, sieht er auf dem Dach den Landstreicher, der zum Abschied winkt, um sich dann in ein Schneetreiben aufzulösen. Im Haus ist noch alles unverändert – der Weihnachtsmann war noch nicht da gewesen. Billy geht die Treppe nach oben in sein Zimmer…

…und fast ohne Übergang wird er von seiner Schwester geweckt, die aufgeregt erzählt, dass der Weihnachtsmann gekommen sei. Hero Boy steht schlaftrunken auf und will seinen Morgenmantel vom Bettpfosten nehmen. Dabei bleibt dieser mit der Tasche hängen und sie reißt auf – genauso wie zuvor, als er aufstand, um zum Polarexpress zu laufen.

Schließlich sind alle Geschenke ausgepackt… wirklich alle Geschenke? Nein, die Schwester findet noch einen kleinen Karton, auf dem der Name von Hero Boy steht. Er öffnet ihn – und sehr zu seinem Erstaunen findet er darin das Glöckchen vom Schlitten des Weihnachtsmannes, zusammen mit einem Zettel, der von „W.“ unterschrieben ist und mitteilt, dass das Glöckchen im Schlitten gelegen habe und Hero Boy solle doch das Loch in seiner Tasche stopfen. Die Eltern kommen dazu und bewundern das Glöckchen, doch sie können seinen Klang nicht hören.

Es gab eine Zeit, da konnte fast jeder meiner Freunde das Glöckchen hören. Aber nach und nach verstummte es für alle. Und es kam ein Weihnachtstag, an dem selbst Sarah seinen süßen Klang nicht mehr hörte. Für mich jedoch klingt das Glöckchen nach wie vor, obwohl ich alt geworden bin. Und das gilt für alle, die wirklich daran glauben.
Das Schlusswort von „Der Polarexpress“

Soweit die Handlung von „Der Polarexpress“. Im zweiten Teil werfe ich einen genauen Blick auf den Hintergrund und das Innerste der Geschichte. Der zweite Teil wird genau 1 Minute nach diesem Artikel veröffentlicht, Sie finden ihn, indem Sie auf den nächsten Artikel in der Reihe klicken.

CSI: Den Tätern auf der Spur – Staffel 8


Eigentlich wollte ich diesen Bericht mit „CSI: Den Tätern auf der Spur – Staffel 8, soweit sie RTL den deutschen Zuschauern bereits gegönnt hat“ nennen, aber das wäre definitiv zu lang gewesen. Also lassen wir es dabei und stellen fest, dass noch ein paar Folgen der Staffel 8 fehlen, die bisher noch nicht ausgestrahlt wurden.

In dieser Staffel kehrte man nach dem Fall mit dem Miniaturenmörder, der die ganze Staffel 7 umfasste, wieder zu Altbewährtem zurück, den Einzelepisoden. Lediglich die „B-Storys“ liefen über mehrere Folgen, wie etwa Warricks Scheidung, seine anschließenden Probleme und seine Verwicklung in einen Mordfall (in der Doppelfolge „Ungeziefer“ / „Noch mehr Ungeziefer“), oder Sarahs Weggang (in „Zuviel Vergangenheit für die Zukunft“). In „Teufels Lieblinge“ haben wir zudem eine neue Mitarbeiterin kennengelernt, Ronnie Lake, die nach eigenen Auskünften auch Angebote hatte, zum CSI in New York oder Miami zu gehen.

Den gelungenen Auftakt bildete natürlich die Episode „Tote Puppen?“, die Fortsetzung des Cliffhangers aus Staffel 7, „Lebende Puppen“. Sarah Sidle wurde von der Miniaturenmörderin in der Wüste unter dem Wrack eines Autos eingeklemmt und kämpft um ihr Leben. Die Episode wurde in zwei Zeitebenen gezeigt, was ihr eine besondere Spannung verlieh: die Gegenwart, wie Gil Grissom und sein Team auf der Suche nach Sarah immer neue Hinweise finden, und die Vergangenheit, wie Sarah sich durch die Wüste kämpft. Als Neuerung fällt dem Fan natürlich auf, dass es Wallace Langham, der Darsteller des Labortechnikers David Hodges, nach sieben Jahren geschafft hat, im Haupttitel zu erscheinen, und nicht mehr nur als „Guest“ erwähnt zu werden.

Nach den Ereignissen aus „Lebende Puppen“ / „Tote Puppen?“ wechselt Sarah zunächst in die Zwischenschicht, doch die Arbeit ist für sie nicht mehr die selbe. Als sie in „Zuviel Vergangenheit für die Zukunft“ erneut mit Marlon West und seiner hochbegabten, aber arroganten Schwester zu tun hat, wird ihr alles zu viel und sie verlässt Las Vegas. Das ist zwar schade, aber dem Umstand geschuldet, dass die Darstellerin Jorja Fox die Serie verlassen hat.

Als Einzelepisode kann „Mordlust“ theoretisch glänzen. „Theoretisch“ leider nur deswegen, weil es sich um eine Doppelepisode eines Crossovers mit „Without A Trace – Spurlos verschwunden“ handelt. Da letztere Serie aber auf einem anderen Sender läuft, bleibt die Geschichte für die CSI-Zuschauer vorerst ohne Auflösung. Frank Malone kommt dem CSI-Team bei der Suche nach einem Serienmörder zu Hilfe, doch jener entkommt. Ob und wie Malone ihn stellt, erfährt man nur in „Without A Trace“.

Wie schon bei „CSI: NY“, so hat auch die Originalserie dieses Jahre eine eigene Halloween-Episode, nämlich „Ronnie Lake im Filmstudio des Todes“, die mit unzähligen Horrofilm-Klischees spielt. Ein weiterer Höhepunkt stellt „CSI: Die Spieler auf der Spur“ dar. In dieser Folge stellt Hodges ein Spiel vor, in dem einzelne Mitarbeiter des CSI-Labors ermordet werden und die Spieler die Fälle aufklären müssen. Eine solche Folge bezeichnet man in Fachkreisen als „Bottleshow“, weil für sie keine neuen Kulissen gebaut und keine Schauspieler außerhalb der regulären Besetzung engagiert werden müssen; eben ein „Schiff in der Flasche“. Bottleshows haben den Ruch, langweilig zu sein, da sie meist zu einem großen Teil aus Rückblenden bestehen (die Folge „Laborratten“ aus Staffel 7 ist dafür ein Beispiel, in der der Fall des Miniaturenmörders nochmal von vorne aufgerollt wurde). In dem aktuellen Fall wurden die Möglichkeiten, die das Labor bietet, aber sehr gut ausgenutzt, man erfährt etwas mehr über Hodges und wird gut unterhalten.

Leider gab es auch nicht so positive Punkte. Für mich zählt die Doppelfolge „Ungeziefer“ / „Noch mehr Ungeziefer“ dazu. Eigentlich der ganze Handlungsrahmen, den man für Warrick Brown in dieser Staffel geschrieben hat. Ich weiß, dass dieser auf einen Höhepunkt am Staffelende hinausläuft (das ja noch nicht gezeigt wurde), aber war es wirklich nötig, den Charakter Warrick Brown so zu demontieren? Er wird reizbar, unprofessionell, nimmt Aufputschmittel (um im Dienst wach zu sein) und Schlafmittel (um trotz Aufputschmittel schlafen zu können). Meinem Eindruck nach wurde hier zu viel getan. Ob das auch mit dem Autorenstreik, der ja wie „CSI: NY“ und „CSI: Miami“ auch diese Serie beeinflusst hat, zusammenhängt, kann man nur vermuten. Ich finde es unglücklich gelöst.

Wenn meine Informationen richtig sind, soll die Serie am 5. März 2009 in Deutschland fortgesetzt werden, nachdem sie etwas mehr als drei Monate pausiert hat. Es fehlen noch 6 Episoden bis zum Finale, hoffen wir, dass RTL gnädig ist und diese ohne weitere Pause zeigt.

CSI: NY – Ein Rückblick auf Staffel 4

Am Montag lief die letzte Folge der 4. Staffel von „CSI: NY“, die uns ein spannendes Finale einer meiner Meinung nach innovativen Staffel lieferte. Die Produzenten trauten sich – trotz des Autorenstreiks, der zu dieser Zeit stattfand -, gleich mehrere Dinge auszuprobieren. Dass es eine übergreifende Handlung gibt, hatten wir ja schon mit dem „Miniaturenmörder“ in „CSI: Den Tätern auf der Spur“ gesehen. Das Rätsel um die Zahl „333“, mit der Mac Taylor seit seiner Rückkehr aus New York traktiert wird, dauerte jedoch nur einen Teil der Staffel und wurde komplett aufgelöst, ohne den Cliffhanger in die nächste Staffel zu liefern, was eher schon ein Novum ist.

Folge 5, „Die Venusfalle“, lieferte zudem zwischendrin auch noch einen Fall, der nicht direkt aufgeklärt wurde. Die Mörderin, die man hier jagte, wurde erst in Folge 15, „Killerlady“, gestellt.

Schließlich ist da der Taximörder, der das Team die letzten Folgen der Staffel in Atem hielt und in dessen Machenschaften der Sohn von Macs toter Frau Claire hineingezogen wurde. Aber auch hier wurde der Fall vor dem Ende der Staffel, in der vorletzten Folge, aufgeklärt.

Ebenfalls über mehrere Folgen zogen sich die Konsequenzen aus dem Tod von Ruben Sandoval, dem Sohn von Danny Messers Nachbarin. In „Schlechter Scherz“ wird dieser bei einem Überfall von einem Querschläger getroffen und stirbt. Danny, der auf Ruben hätte aufpassen sollen, bekommt ein schlechtes Gewissen, was dazu führt, dass er sich mit der Nachbarin auf eine Affaire einlässt. Dadurch bekommt seine Beziehung zu Lindsay „Montana“ Monroe Risse, was zu einer vorübergehenden Trennung der beiden führt.

Auch Einzelfolgen stechen hervor: In „Tod im Anzug“ müssen die Ermittler ein Auto finden, das ausgestattet ist wie der Wagen von James Bond, in „Stirb an einem anderen Tag“ geht es um ein Mordopfer, das anscheinend aus der Zukunft kommt (was mit dem Satz „Ein Fall für Doctor Who!“ quittiert wird) und in „Die Nacht der lebenden Toten“ werden zu Halloween scheinbar übernatürliche Fälle präsentiert, die jedoch eine ganz wissenschaftliche Erklärung haben. In letzter Episode ist Robert Picardo (der Holodoc vom Raumschiff Voyager) Gast und spielt einen Polizisten. Erfreulicherweise wurde daran gedacht, in der deutschen Fassung seine bekannte Synchronstimme zu verwenden.

Zuletzt muss noch die Titelmusik erwähnt werden. Es handelt sich immer noch um „Baba O’Riley“ von „The Who“, allerdings wurde es geändert, vermutlich, um es den Titelmusiken der anderen CSI-Serien anzupassen. In denen wird eigentlich nur ein Satz gesungen, beim bisherigen Titel von „CSI: NY“ fast eine ganze Strophe. Die neue Version beschränkt sich auf einen Kernsatz und klingt sehr modern.

Leider hat man beschlossen, die Beziehung zwischen Mac Taylor und Peyton Driscoll sang- und klanglos zu beenden. Als Mac Taylor in der ersten Folge von seinem Urlaub in London zurückkehrt, ist sie einfach nicht mehr dabei. Erst in Folge 4, „Stirb an einem anderen Tag“, wird erwähnt, dass sie in London geblieben ist, weil sie dort Arbeit gefunden hat.

Alles in allem kann man aber sagen, dass diese Staffel, obwohl sie wegen des Autorenstreiks nur 21 Folgen lang ist, einiges zu bieten hat. Das Niveau, das man von „CSI“ gewohnt ist, wird gehalten bis zur letzten Episode, in der Mac Taylor während einer Geiselnahme einen Tatort untersuchen soll. Diese Folge nimmt einige überraschende Wendungen und endet schließlich in einem Cliffhanger. Wie die Situation für Mac Taylor endet, werden wir erst am Anfang von Staffel 5 erfahren.

Eines noch am Schluss: Wie kommt es, dass der kleine Sender VOX die Staffel von „CSI: NY“ bereits ganz ausgestrahlt hat, während der „große Bruder“ RTL sich irgendwie nicht dazu durchringen konnte, „CSI“ und „CSI: Miami“ fortzusetzen?

CSI: Miami Staffel 6 – Ein kleiner Blick

Vor vielen Jahren war ich mal auf einer STAR-TREK-Convention, wo ein Mitarbeiter von Paramount (Eric Stillwell) Formulare ausgab, mit denen man Drehbücher für STAR-TREK-Episoden einreichen konnte. Gleichzeitig gab er noch Tipps, welche Drehbücher auf gar keinen Fall genommen würden. Ein Beispiel waren solche, deren Spezialeffekte das Budget einer Fernsehserie sprengen. Ein anderes Beispiel war eine Episode, die irgendwelche Verwandten von Hauptpersonen in Spiel bringt, von denen man noch nie vorher gehört hat, der verschollene Bruder oder irgendwelche unehelichen Kinder. Tatsächlich, meinte Stillwell damals, sei es ein schlechtes Zeichen, wenn eine Fernsehserie auf sowas zurückgreife. Daran könnte man nämlich in den meisten Fällen sehen, dass den Autoren die Ideen ausgehen und die Serie am Ende sei.

Nun läuft seit dem Herbst die 6. Staffel von „CSI: Miami“, und was haben wir gesehen? Es wird ein uneheliches Kind von Horatio Caine ins Spiel gebracht, von dem wir (und Caine) noch nie zuvor gehört haben. In den 16 Folgen, die bisher im deutschen Fernsehen zu sehen waren (von insgesamt 21) widmet sich dann auch ein Großteil der Handlung diesem neuen Vater-Sohn-Verhältnis und bringt schließlich auch noch die Mutter mit ins Spiel.

Ich persönlich habe diese Entwicklung mit Bauchschmerzen gesehen. Ja, natürlich sollen die Geschichten um das CSI-Team auch eine persönliche Komponente beinhalten, aber dass man gleich auf solche Mittel zurückgreift? Vor allem, da die Handlung gerade mit dem Sorgerechtsstreit zwischen Caine und der Mutter seines Sohnes sehr arg an eine Seifenoper erinnert und eigentlich dem Niveau von CSI nicht angemessen ist. In einem Interview zur 5. Staffel haben die Produzenten gemeint, sie würden gern in „Trilogien“ arbeiten. Staffel 1 bis 3 der Serie behandelte die Geschichte um Horatios Bruder, Staffel 4 bis 6 Horatios Vergangenheit. Insofern bleibt zu hoffen, dass die Trilogie, die mit Staffel 7 eingeläutet wird, sich einem neuen, anderen Thema widmet.

Es kommt noch ein weiteres Problem dazu: Eine ähnliche Handlung wurde bereits in „CSI: NY“ etabliert. Dort erfährt Mac Taylor, dass seine tote Ehefrau Claire ein Kind hatte, das sie zur Adoption freigegeben hat. Dieses Kind, ein Sohn, steht schließlich vor Macs Tür und gerät am Ende der derzeit bei uns laufenden 4. Staffel in Schwierigkeiten, aus denen ihn Mac rausholen muss. Das klingt sehr vertraut, denn auch Caines Sohn gerät in Schwierigkeiten und wird sogar festgenommen.

Was mir persönlich wiederum recht gut gefallen hat, war der langsame Wiedereinstieg von Ryan Wolfe ins Team nach seiner Suspendierung und die verschiedenen Jobs, die er bis dahin machen musste (Schießstand, Personenschutz, Sachverständiger, Gerichtsmedizin). Hier wurde sich Zeit gelassen, die Sache zu entwickeln. Ein weiterer Höhepunkt war für mich die Rückkehr von Tim „Speed“ Speedle in „Im Schatten von Tim Speedle“ (Original: „Bang Bang – Your Debt“).

Fünf Folgen „CSI: Miami“ der 6. Staffel fehlen noch. In diesen fünf Folgen wird noch einiges passieren, allerdings müssten sie dazu erstmal ausgestrahlt werden. RTL hat die Ausstrahlung der (für Deutschland) aktuellen Staffel vor Weihnachten unterbrochen und zeigt seither Wiederholungen. Von den nächsten zwei Episoden sind zwar schon deutsche Titel bekannt, aber offenbar noch keine Termine. Warten wir ab, ob es das Staffelfinale schafft, die Geschichte um Caines Sohne wieder aufzuwiegen, so dass sich im Schnitt doch eine gute Staffel „CSI: Miami“ ergibt.

James Bond 007: Casino Royale

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Anfang des 21. Jahrhunderts: Die Welt ist unglaublich kompliziert geworden. Der Terrorismus scheint allgegenwärtig zu sein. Zu Zeiten des kalten Krieges gab es eine genau gezogene Linie, wer auf dieser Seite stand, war Freund, wer auf der anderen Seite stand, Feind. Doch so einfach ist es nicht mehr, das muss auch M, die neue Vorgesetzte der Auslandsabteilung des britischen Geheimdienstes MI6 einsehen. Besondere Sorge bereitet ihr ein 38jähriger Anwärter auf den Job eines Geheimagenten mit Lizenz zum Töten, ein Mann mit Namen Bond, James Bond. Um die Lizenz zu erhalten, muss er zwei Tötungen vorweisen. Doch sie glaubt, es sei noch zu früh.

Nichtsdestotrotz verdient er sich seine Lizenz, als er den Prager MI6-Sektionschef Dryden des Verrats überführt und ihn und seinen Leibwächter liquidiert. Sein neuer Auftrag führt ihn nach Madagaskar, wo er einen Bombenleger aufspüren soll, der allerdings unter spektakulären Umständen den Tod findet – so spektakulär, dass Bond sich am nächsten Tag in den Medien wiederfindet. M tadelt ihn für sein Verhalten und suspendiert ihn vorläufig, was Bond augenscheinlich für einen Urlaub in Nassau nutzt. Doch in Wirklichkeit arbeitet er auf eigene Faust an dem Fall weiter: der Bombenleger hat eine SMS aus Nassau erhalten, von dem zwielichtigen Alex Dimitrios. Über diesen kommt er einem weiteren Anschlagsplan auf die Spur: der neue Flieger von SKYFLEET, der der Öffentlichkeit zum ersten Mal vorgestellt werden soll. Bond kann das Attentat verhindern und bringt damit LeChiffre in die Bredouille, der das Geld verschiedener terroristischer Vereinigungen verwaltet – er hatte das Geld nämlich dazu verwendet, auf einen Börsencras der Firma SKYFLEET zu setzen, der gekommen wäre, hätte sein Anschlag funktioniert.

LeChiffre muss nun 150 Millionen Dollar beschaffen. Dazu veranstaltet er ein „Texas Hold’em“-Turnier im „Casino Royale“ in Montenegro. Bond wird in das Turnier eingeschleust. Unterstützung erhät er von einer Mitarbeiterin des britischen Schatzamtes, Vesper Lynd…

  • Alles oder nichts: Ein Blick auf „Casino Royale“

Das titelgebende Kasino steht im Roman in dem französischen Ort „Royale-les-Eaux“ und hat daher seinen Namen. Nach der französischen Grammatik würde man die Übersetzung für „königliches Kasino“ nämlich „casino royal“ schreiben. Dadurch, dass man für den Film dieses Kasino nach Montenegro verlegt hat, fällt dieser Hintergrund ganz weg. Natürlich ist das nicht die einzige Änderung an Flemings Roman. Aber der Reihe nach.

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Nachdem man endlich die Rechte an dem ersten James-Bond-Roman hatte, wollten sich die Produzenten auch daran machen, diesen zu verfilmen. Dabei stellte sich allerdings die Frage, wie das geschehen sollte, und man entschied sich zu einem mutigen Schritt: Man wollte die Geschichte des britischen Agenten 007 nochmal von vorne und zeitgemäßer erzählen. Während man durch verbindende Elemente in den 20 bisherigen (offiziellen) Filmen andeutete, dass es sich um die Geschichte ein- und desselben Mannes handelt, brach man mit dem 21. Bond die Reihe. In der Anfangssequenz von „Casino Royale“, die ganz in Schwarz-Weiß gehalten ist, hat Bond noch nicht einmal seine „Lizenz zum Töten“. Weiters fällt auf, dass die typische „gun barrel sequence“, also der Anfang, bei dem man Bond durch den Lauf einer Pistole sieht, weggelassen wurde. Er kommt erst beim Übergang von der Anfangssequenz zum Titellied. Das Titellied hat einen vom Film abweichenden Titel, Chris Cornell singt „You know my name“. Das von Monty Norman komponierte „James-Bond-Thema“ wird erst am Schluss des Films verwendet. Erst dann sagt Bond auch zum ersten Mal den Satz „Mein Name ist Bond, James Bond.“ Und als er sich einen Wodka Martini bestellt (den er in der bsiherigen Filmreihe stets „geschüttelt, nicht gerührt“ wollte) und gefragt wird, ob er ihn geschüttelt oder gerührt haben möchte, antwortet er mürrisch: „Sehe ich so aus, als ob mich das interessiert?“
Bond ist also noch nicht Bond. Anstatt aber einen Film zu produzieren, der vor „James Bond jagt Doktor No“ spielt, ist dieser ein Kind unserer Zeit. Trotz allem hat man sich aber auf Ian Flemings Beschreibungen besonnen und diese bei der Charakterisierung des Agenten berücksichtigt. Der Bond des Films deckt sich mit dem Bond der Romane, darüber waren sich auch die Kritiker einig. Bond ist hier wie dort kein Musterknabe, das kann er auch gar nicht sein, er hat die „Lizenz zum Töten“, seine Aufgabe ist es, Menschen zu liquidieren. Dass das auch für einen James Bond keine leichte Aufgabe ist und er einiges zu verarbeiten hat, zeigt der Film auch sehr gut, als 007 die Beziehung zu Vesper Lynd dazu benutzen will, aus dem Geheimdienst auszuscheiden. M hat durchaus Recht mit ihrer Einschätzung, dass es noch zu früh sei, Bond die Lizenz zu geben, da er sich im Verlauf des Films als aufbrausend und teilweise sehr emotional erweist – mehr, als es einem Geheimauftrag gut täte.

Die Handlung des Films ist gegenüber dem Buch stark erweitert worden. Der Roman konzentriert sich hauptsächlich auf das Duell zwischen LeChiffre und Bond im Kasino (die beiden spielen dort übrigens Baccara). Hintergrund ist hier – der Roman wurde in den 1950ern geschrieben – der kalte Krieg, und LeChiffre arbeitet für SMERSCH, dem Spionageabwehrdienst der Russen. Mit der Handlung um den internationalen Terrorismus wurde die Geschichte in unsere Gegenwart geholt, allerdings verzichtete man auf Geheimbasen in erloschenen Vulkankratern, in denen ein Glatzkopf im grauen Anzug seine weiße Katze streichelt. Trotz aller spektakulärer Effekte blieb alles „bodenständig“ und nachvollziehbar.

Damit wurde noch ein mutiger Schritt unternommen: Das Ende von „Casino Royale“ ist eigentlich offen. Zwar sind die Handlanger – unter ihnen LeChiffre – zur Strecke gebracht, das Ziel wurde aber dennoch nicht erreicht. Im Gegenteil, die letzte Szene, in der Bond Mister White stellt, endet einfach mit dem Abspann, bevor wir erfahren, welche Rolle dieser Mann in der ganzen Sache spielt. Die Fortsetzung, „Ein Quantum Trost“, soll, so heißt es, genau an dieser Stelle die Handlung wieder aufnehmen, was ein weiteres Unikum der Serie darstellt. Zwar dauerte es von „Doktor No“ bis „Man lebt nur zweimal“ fünf Filme, bevor man den Kopf der Verbrecherorganisation SPECTRE – Ernest Stavro Blofeld – zum ersten Mal zu sehen bekam, aber jeder Film hatte eine in sich geschlossene Handlung. Das funktionierte gut, so gut, dass auch das „Feuerball“-Remake „Sag niemals nie“ allein stehen kann.

Der Erfolg hat den Produzenten für ihre mutigen Entscheidungen Recht gegeben. Man hat Bond gewissermaßen nach alten Standards neu definiert und sich nicht von negativer Presse, die es bereits im Vorfeld gegeben hatte, beeinflussen lassen. In einigen Artikeln war angezweifelt worden, ob Daniel Craig, der neue Bond, überhaupt für die Rolle geeignet sei. Ausgerechnet er war es dann, der von den Kritikern hinterher das meiste Lob bekam. Die Handlung und Ausführung des Films selbst, so wurde bemängelt, sei etwas unsicher, was ein wenig nach „Angst vor der eigenen Courage“ aussah.

Einen – kurzen – Aufschrei gab es in Deutschland, als der erste synchronisierte Trailer in den Kinos lief. Bonds deutsche Simme wurde kritisiert, da Dietmar Wunder unter anderem auch Adam Sandler spricht, der eher komische Filme macht. Was jedoch übersehen wurde: Wunder synchronisiert zum Beispiel auch Carmine Giovinazzo, der den Danny Messer in „CSI: NY“ gibt (dort führt er auch die Synchronregie), er kann also durchaus auch ernste Rollen die richtige Stimme verleihen. Und das ist ihm bei Daniel Craig als James Bond gelungen.

„Casino Royale“ ist ein gelungener Auftakt einer neuen Art von James-Bond-Reihe. Blickt man auf die bisherige Serie zurück, so stellt man fest, dass Bond sich dort nicht entwickelte, sondern sprunghaft war. In einem Film wurde etwas ausprobiert, das man – wenn es bei den Zuschauern nicht ankam – im nächsten Film einfach ohne Erklärung wieder fallenließ (man bedenke nur den Unterschied im Charakter von James Bond bei Roger Moore gegenüber Timothy Dalton, und wiederum Dalton gegenüber Pierce Brosnan). In den Medien kursierte die Meldung, dass „Casino Royale“, „Ein Quantum Trost“ und ein dritter Film zusammen eine Trilogie mit durchlaufender Handlung bilden sollen. Da man im ersten Film Bond quasi bei „Null“ (ohne seine bereits bekannten Charaktaristika) anfangen ließ, bietet sich hier die Chance, ihn zu entwickeln und von Film zu Film zu steigern. Mal sehen, ob man den Mut für diesen Schritt auch noch besitzt. Der Anfang ist schon gemacht.

Ende? Nein, nicht ganz. James Bond wird zurückkehren in:

EIN QUANTUM TROST

Agent im Ruhestand: Sean Connery ist (schon wieder) James Bond

40 Jahre hat Bond seit dem Auftrag um „Doktor No“ im Geheimdienst seiner Majestät gearbeitet. Das kann natürlich nicht spurlos an ihm vorübergegangen sein. Bei den Trainings, für die er sich nun verstärkt zur Verfügung stellen muss, passieren ihm kleine Fehler, die dem neuen Chef des MI6 gar nicht gefallen. Letztlich trägt sich 007 sogar mit dem Gedanken, in den Ruhestand zu gehen.

SAG NIEMALS NIE

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Bei einer Übung begeht Bond einen Fehler, außerdem attestiert ihm sein neuer Chef, dass er gesundheitlich nicht besonders gut in Form ist. Das heißt: zurück nach Shrublands, sich erholen und mit Aufbautraining beginnen. Dabei stolpert Bond in eine Manipulation der Geheimorganisation SPECTRE, die zwei Cruise Missles mit Mehrfachsprengköpfen entführt hat und die Welt erpresst. Bond folgt der Spur von Maximilian Largo, der irgendwie in die Sache verwickelt ist und seine Zentrale auf einer großen Jacht, der „Flying Saucer“ hat.

  • Synchronisation

Die heute erhältlichen deutschen Versionen enthalten neue Szenen, die mit anderen Sprechern aufgenommen wurden, da Gerd Günter Hoffmann (Connerys Synchronstimme) nicht mehr lebte, als die Szenen eingefügt wurden. Dem Zeitgeist geschuldet ist eine Fehlübersetzung dessen, was Bond in Shrublands genau tun sollte. Als Moneypenny ihn danach fragt, antwortet er: „I have to eliminate all free radicals.“ „Freie Radikale„, die die Gesundheit schädigen, waren in den 1980er Jahren, in denen der Film ursprünglich entstand, in Deutschland noch nicht so geläufig, damit funktionierte das Wortspiel leider nicht. Auf Deutsch erklärt Bond, er müsse seinen „ausschweifenden Lebenswandel ausmerzen“.

  • Ein Blick auf die Story

„Sag niemals nie“ ist ein Remake des Films „Feuerball“, was mit den diffusen Urheberrechten, die an der Geschichte hängen, zu tun hat. Die Handlung wurde jedoch aktualisiert und von den Schauplätzen her etwas verlagert. Außerdem wird alles sehr augenzwinkernd erzählt, die Gadgets der Spezialwaffenabteilung funktionieren auch mal nicht richtig und eine Urinprobe von 007 wird zur tödlichen Waffe. Dadurch, dass dieser Film von der Konkurrenz stammt, ist er eigentlich nicht Teil der „offiziellen“ Bond-Reihe.

Meiner persönlichen Ansicht nach jedoch bildet er an diesem Punkt einen netten Abschluss, um die Sache rund zu machen, aber das ist natürlich alles höchst inoffiziell. Die Abschiedsvorstellung in dieser meiner persönlichen Reihe gibt der „Ur-Bond“ Sean Connery persönlich, um am Ende der Geschichte in Ruhestand zu gehen. Sogar das obligate „James Bond will return“ fehlt hier völlig. Denn die Geschichte des James Bond, der 1962 mit „Doktor No“ seinen ersten großen Auftrag erfüllte, war auch in der offiziellen Reihe mit „Stirb an einem anderen Tag“ beendet. Pierce Brosnan hatte seinen letzten Wodka Martini in der Rolle getrunken und die Rolle sollte neu besetzt werden. Zudem war es den Produzenten endlich gelungen, die Filmrechte an der Geschichte „Casino Royale“ zu bekommen. Diese doppelte Chance nutzten die Autoren für einen in mehrfacher Hinsicht mutigen Schritt: Sie brachen die Kontinuität der Reihe und erzählten die Geschichte des Geheimagenten 007 von Anfang an neu. Nur dass dieser Anfang nicht in die Vergangenheit zurückversetzt wurde, sondern in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts spielte.

Hier sind wir wieder bei den verschiedenen Universen. In einem Universum, das gänzlich auf dem Papier entstand, begann Bonds Karriere 1953 mit „Casino Royale“. Der Bond dieses Universums war im Zweiten Weltkrieg bei der Marine gewesen, einmal verheiratet, hat ein Kind mit Kissy Suzuki (aus „Man lebt nur zweimal“) und verlor einmal sein Gedächtnis.

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Im zweiten Universum, dem ersten Filmuniversum begann Bonds Karriere 1962 mit „Doktor No“ und endete irgendwann nach 2002, als sich der Agent in den Ruhestand verabschiedete. Auch der Bond dieses Universums war einmal verheiratet und kämpfte gegen die Geheimorganisation SPECTRE.

Nun ist es an der Zeit, in ein drittes Universum zu gehen. In diesem hat das Individuum James Bond den Kalten Krieg nicht im Dienste ihrer Majestät erlebt, denn dafür ist er zu jung. Er wurde erst 1968 geboren, und erst 2006 erhielt er die „Lizenz zum Töten“. Und sein erster großer Auftrag läuft unter dem Titel…

…CASINO ROYALE.

Ende. Und Anfang…