Klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen oder Was ist eigentlich los? Musk, Mastodon und Mordor

Ja, ich weiß, ich habe das für den Videokanal angekündigt, aber irgendwie wollen die Worte für ein Videoskript nicht so richtig zusammenkommen, dass es sich lohnen würde, für ein einzelnes Thema ein Video zu produzieren. Deswegen wurde es nun also am Ende ein Beitrag fürs Blog. Ist auch mal wieder was schönes. Es ist halt einfach zu viel unterschiedliches. Und der Algorithmus sagt, so ein Mix wird nicht goutiert. Dann eben nicht. Dann eben so.

Um gleich die Frage zu beantworten, die wahrscheinlich vielen Lesern gerade im Kopf herumschwirrt: Was ist das für ein Titel für den Beitrag? Was soll das sein mit “klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen”. Die Geschichte ist lang, sie ist ein Ergebnis des Twitch-Formats Ferngesprächs mit dem Titel “Museen”. Tommy Krappweis musste hier erfahren, dass es in naturkundlichen Museen Schubladen gibt, in denen Vögel liegen, allerdings nicht lebendig und auch nicht so ausgestopft, dass man sie ausstellen könnte. Sondern nur der Bald, also sprich, die Haut und die Federn. So dass man erkennen kann, wie der Vogel grundsätzlich gebaut ist. Eben für naturkundliche Studien. Tommy meinte daraufhin irgendwas wie, das entspräche nicht dem Bild, das er so hätte, dem “klassischen Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen”.

Ein paar Tage zuvor nun hatte Tommy versucht, eine künstliche Intelligenz dazu zu bringen, ein Bild von Bernd dem Brot zu zeichnen (dessen Mit-Erfinder Tommy ist). Das Ergebnis war mehr in der Art “Angriff der außerirdischen Mutanten-Brote” als alles andere. Aber in dem Moment, wo Tommy das bei dem Ferngespräch sagte, kam mir eine Idee und ich gab den Satz “klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen” in eine AI ein. Das Ergebnis war folgendes:

Klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen.

Faszinierend, nicht wahr? Ein kurzer Moment, ein Gag, eine heitere Lustbarkeit. Doch am selben Abend wurde die Meldung herumgeschickt, dass Elon Musk Twitter nun doch kaufen wollte. Verdammt, gerade wenn man denkt, es ist schon genug los auf dem Planeten, passiert sowas auch noch! Musk hat sich in den letzten Tagen ja alle Mühe gegeben zu beweisen, dass seine Ahnungslosigkeit keine Grenzen kennt. Musks Ahnungslosigkeit sprang durch die Gegend, um sich mit Musks Dunning-Kruger-Effekt zu paaren, und das Ergebnis dieser zweifelhaften Vereinigung soll nun also Twitter werden. Trump soll zurückkehren und das ganze in ein Höllenloch von Fakenews verwandelt werden (nicht dass wir damit nicht schon genug Probleme hätten, der Herr Milliardär hätt’s nur gern um das Hundertfache potenziert).

Und von Jan Böhmermann kann man halten, was man will, aber er weiß einfach, wann ein guter Moment ist. Als die Nachricht kam (die Engländer sagen hier “the message broke”, also wörtlich “die Nachricht bricht”, was ich ein viel passenderes Bild zur Situation finde), veröffentlichte er einen Tweet, in dem er verkündete, sein öffentlich-rechtliches Magazin würde schon länger eine Instanz auf der Twitter-Alternative “Mastodon” unterhalten, und zwar “det.social“. Das hatte ich mir schon überlegt, als Musk Twitter das erste Mal kaufen wollte. Nun sollte es also soweit sein. An diesem Abend richtete ich ein Konto auf Mastodon bzw. det.social ein und exakt um 22.58 Uhr am 4. Oktober 2022 wurde der erste Tröt abgesetzt:

Tröt Nummer 1: Ich würde jetzt gerne was Kluges schreiben. Leider fällt mir nichts ein. Aber wird schon.

PHAN.PRO Mastodon-Channel

Und wer mir und dem Projekt dort folgen will, findet beides kombiniert gleich hier!

Was hat das alles aber mit der ursprünglichen Idee zu tun, nämlich eine Betrachtung von “Herr der Ringe: Ringe der Macht” im Videokanal herauszubringen. Sehr viel. Ich dachte nämlich darüber nach, was alles passiert war, auch in der Gesellschaft. Ich hatte natürlich schon andere Videos über “Ringe der Macht” gesehen, dabei allerdings etwas festgestellt, das… hm.

Und schon geht es los. Hat es sich in die Gesellschaft und die gesellschaftliche Kommunikation eingeschlichen? Oder brach es plötzlich heraus? Wo war es vorher, wo kam es her? Und genau da kommen wir in eine Problemspirale. Fangen wir also erstmal an: Wovon rede ich überhaupt? Von Kontroversen. Von denen haben wir ja in den letzten zweieinhalb Jahren genug gesehen. Corona schien ein Katalysator dafür gewesen zu sein, dass manche Teile der Bevölkerung sich endlich von “Joch” des gesellschaftlichen Miteinander befreien und ihrer Egomanie freien Lauf lassen konnten. Die Teile scheinen den verständnisvollen, respektvollen Diskurs völlig zerstören zu wollen. Es geht nur noch um Kontroversen. Weil die so schön einfach sind. Es gibt nur zwei Möglichkeiten und fertig. Mit allem anderen scheinen einige Teile der Bevölkerung – nicht nur in Deutschland – überfordert zu sein.

Da passen auch die Ferngespräche wieder rein, denn was Tommy hin und wieder mal bemerkt, sind die (Zitat) “verdammten Graustufen”. Die Experten, die dort auftreten, machen uns aufmerksam darauf, dass das Leben in vielen Fällen halt eben nicht “so oder so” ist. Sondern dass es da – glücklicherweise – ganz viel gibt.

Wenn wir gerade die Demonstrationen von rechtsgerichteten Kreisen von heute sehen, da ist dann das genaue Gegenteil zu sehen: Person X ist nicht einverstanden mit “der” Politik – also müssen wir in einer Diktatur leben! Dass “nicht einverstanden sein mit der Regierungspolitik” – sei die Kritik nun berechtigt oder auch nicht – elementarer Bestandteil einer Demokratie ist, wird ausgeblendet. Ich hab “die da oben” nicht gewählt, und wenn jemand an der Macht ist, den ich nicht gewählt habe, dann ist das Diktatur!

Das blendet mittlerweile in viele Bereiche des Lebens rein. Eben auch in Filmkritik. Ich versuche – jetzt, nach sechs Folgen – immer noch genau zu eruieren, was meine Gefühle für “Ringe der Macht” sind. Ich weiß es nicht genau. Damit verstoße ich aber schon mal gegen die Regel Nummer 1 des Aufmerksamkeitszyklus. Denn um überhaupt wahrgenommen zu werden, hätte ich meine Meinung spätestens ein paar Minuten nach der Veröffentlichung der ersten Folge der Serie auf AMAZON Prime raushauen müssen. Und als zweites ist meine Meinung im Moment immer noch… jo. Genau, das trifft es vielleicht: Jo. Oder besser: JoTM. Was meine ich damit? Die Serie hat mich nicht umgehauen, als Gesamtpaket. Ich bin davon begeistert, wie sie aussieht und ausgestattet ist, die Handlung hat mich noch nicht völlig weggerissen. Ich finde sie nicht schlecht, versteht mich nicht falsch, aber ich finde sie – im Moment noch – eben noch nicht grandios. Wobei ich sagen muss, dass ich vom Hauptereignis der Folge 6 (und den Auswirkungen in Folge 7) überrascht wurde und ebenfalls begeistert war. Die Dinge können sich langsam entwickeln und davon macht die Serie reichlich Gebrauch.

In Kontrast dazu sehe ich, dass die meisten schlechten Kritiken auf AMZON über die Serie nach einer oder zwei Folgen geschrieben wurde, und auch hier sehen wir Extreme: ein Flop, das schlechteste was es gibt, kann weg und so weiter. Machen die das mit Büchern auch? Lesen das erste Kapitel, und wenn ihnen das nicht gefällt, fliegt das Buch ins Eck? Dann brauchen diese Leute keines von meinen Büchern zu lesen, die ich gerade am Erarbeiten bin, denn Spoiler: Auch ich werde da nicht gleich im ersten Kapitel alles enthüllen, auch diese Geschichte wird Zeit brauchen, bis sie sich entwickelt.

Ich persönlich bin wirklich gespannt auf das Finale der ersten Staffel. Wie ich heute gehört habe, haben die Dreharbeiten für die zweite Staffel gerade begonnen. Also scheint “Ringe der Macht” zumindest kein totaler Flop zu sein, allen Unkenrufen zum Trotz. Vielleicht komme ich nochmal auf das Thema zurück, wenn die erste Staffel beendet ist.

Und worum ging’s jetzt in den Artikel eigentlich? Folgt dem Phantastischen Projekt bei Mastodon! Und lasst Graustufen zu! Und vor allen Dingen: Macht Euch nicht lächerlich, so wie dieser eine Typ, dessen YouTube-Kanal ich hier nicht verlinke, der mit einer Atemschutzmaske vor der Kamera steht, mit elektronisch verstellter Stimme spricht und Video um Video darüber produziert, warum dies zu “woke” ist, warum jenes ein Flop werden wird und vor allem ständig verkündet, dass Disney quasi jede Sekunde die Meldung bringen wird, dass sie Kathleen Kennedy, die Chefin von Lucasfilm, gefeuert haben. Erinnert ein bisschen an die Prospekte von den Teppichläden, die ich in den 1990er Jahren immer im Briefkasten gefunden habe, die ständig verkündeten, dass der Laden geschlossen wird und es deswegen “nur jetzt” diese tollen Angebote gäbe. Ich glaube, es war sogar “RTL Samstag Nacht”, die darüber einen Gag machten, der mit der Zeile endet: “In Geschäftsauflösung seit 1990!”

Ich sollte aufhören, an diesem Beitrag zu schreiben. Aber wie bringe ich ihn zu einem Ende? Vielleicht wäre der Gag von “RTL Samstag Nacht” der richtige Zeitpunkt gewesen? Oder soll ich jetzt aufhören?

Oder hätte ich aufhören sollen? Ich weiß es nicht. Es ist so viel los, meine Gedanken fahren Achterbahn und Ihr sollt gefälligst daran teilhaben. Vielen Dank, damit Schluss, ich räume jetzt die Wäsche aus der Waschmaschine!

SPOILER!

PS: Doch noch was. Der Finger schwebte schon über der Maustaste, um den Artikel endlich zu publizieren, da fiel mir etwas auf – was für eine Allegorie! Deswegen die Spoilerwarnung, denn nun muss ich doch das Ereignis benennen, das ich oben nur umschrieben habe: In Folge 6 wird der Vulkan aktiviert, den wir aus “Herr der Ringe” als Schicksalsberg kennen. Der Vulkan stößt Aschewolken aus, damit werden die Südlande in ewige Dunkelheit gehüllt, was den Orks erlaubt, auch am Tag herumzulaufen (ansonsten verbrennen sie im Sonnenlicht). Und genau das Bild, wie Waldreg den Schlüssel einsetzt, was die Wasser des Flusses freisetzt, damit sie den Vulkan zum Ausbruch bringen, der Ausbruch des Vulkans selbst und die Aschewolken, ist das, was vor meinen Augen entsteht, wenn Twitter wirklich von Musk übernommen wird. Natürlich wurde die Szene nicht als Allegorie auf diese Übernahme geschrieben, aber dafür ist es eben Mythologie – wenn man das Gefühl im Bezug auf reale Ereignisse durch eine Geschichte beschrieben bekommt und erkennt, warum man eben dieses Gefühl hat.

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