Fluidtheorie durch Foton-Experiment in der Umlaufbahn bestätigt

Wenn es Forschern endlich gelingt, abstrakte Theorie auch mit praktischen Experimenten zu untermauern, ist dies Anlass zur Freude: so geschehen diese Woche, als ein Team aus italienischen und amerikanischen Wissenschaftlern mit Hilfe eines fluidwissenschaftlichen Weltraumexperiments an Bord der Fotonkapsel M3 eine vor zehn Jahren erstellte Theorie erstmals bestätigen konnte.

Obwohl sich die Kapsel erst seit einer Woche in der Umlaufbahn befindet, sorgen die Daten des Experiments GRADFLEX (GRAdient-Driven FLuctuation EXperiment) unter Wissenschaftlern bereits jetzt für Aufregung, denn die ersten Messungen stimmen mit den in den letzten zehn Jahren erarbeiteten detaillierten theoretischen Voraussagen qualitativ überein.

Flüssigkeiten unterliegen grundsätzlich winzigen Temperatur- oder Konzentrationsschwankungen, die auf die unterschiedliche Geschwindigkeit der einzelnen Moleküle zurückzuführen sind. Diese Schwankungen sind jedoch in der Regel so gering, dass man sie kaum beobachten kann.

In den 90er Jahren entdeckten Wissenschaftler, dass diese winzigen Schwankungen in Flüssigkeiten und Gasen steigen und sogar mit bloßem Auge wahrgenommen werden können, sobald ein starkes Temperaturgefälle hergestellt wird. Erreicht wird dies entweder, indem eine dünne Flüssigkeitsschicht von unten erwärmt wird, und zwar gerade so, dass keine Konvektion entsteht, oder durch Erwärmung der Flüssigkeit von oben, wobei Konvektion ebenfalls verhindert wird, so dass genauere Messergebnisse erzielt werden können.

Erste Forschungsergebnisse konnten zwar bereits bei Experimenten am Boden gewonnen werden, ein wesentlich deutlicheres Bild dieser Schwankungen wurde jedoch in schwereloser Umgebung erwartet. Mit der Foton-Mission bot sich nun die Gelegenheit, die Vorhersagen zu überprüfen, und die vorausgesagten wie die tatsächlichen Ergebnisse erwiesen sich als deckungsgleich.

„Die ersten Aufnahmen des Experiments wurden zum Nutzlastbetriebszentrum im schwedischen Kiruna gesendet und konnten bereits nach wenigen Erdumrundungen am Boden empfangen werden“, erläuterte Professor Marzio Giglio, der einem Team aus Wissenschaftlern des Physikalischen Instituts der Universität Mailand und des CNR-INFM (Istituto Nazionale per la Fisica della Materia) vorsteht.

Die Aufnahmen erbrachten nun zur Freude der Wissenschaftler die visuelle Bestätigung ihrer theoretischen Vorhersagen, denn sie zeigten einen deutlichen Anstieg der Schwankungen. Die Datenanalyse ergab ferner einen erheblichen Anstieg des Ausmaßes der Schwankungen in Bezug auf Temperatur und Konzentration.

„Es kommt nur selten vor, dass eine theoretische Vorhersage anhand einer Weltraummission in einer derartigen Rekordzeit bestätigt werden kann“, erklärte Olivier Minster, Leiter der ESA-Abteilung für physikalische Grundlagenforschung. „Diese Ergebnisse sind für uns deshalb so wichtig, da sie die von uns bereits vor zehn Jahren vorhergesagten Auswirkungen erstmals beweisen.“

„Die Aufnahmen aus der Foton-Kapsel ermöglichen eine Neuausrichtung unserer Forschungen, so dass wir die wissenschaftliche Ausbeute dieser Mission weiter optimieren können“, so Professor David Cannell von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara (UCSB). „Nach Bergung der Experimente werden wir in unseren Labors noch viele Tausend Aufnahmen zu analysieren haben, womit wir sicherlich noch eine Weile beschäftigt sein werden.“

„Unsere Ergebnisse könnten auch andere Bereiche der Schwerelosigkeitsforschung beeinflussen, wie etwa das Wachstum von Kristallen, und vielleicht sogar neue Technologien außerhalb der Raumfahrt ermöglichen“, vermutet Professor Giglio.

GRADFLEX ist eines von 43 wissenschaftlichen und technologischen ESA-Experimenten an Bord der zwölftägigen Foton-M3-Mission, die mit dem Wiedereintritt der Kapsel in die Erdatmosphäre und der anschließenden Landung in Kasachstan am 26. September zu Ende gehen wird. Die Bordexperimente werden daraufhin wieder den einzelnen Forschungsinstituten ausgehändigt, wo sie in den kommenden Monaten sorgfältig ausgewertet werden.

Links:

Foton-Mission zur Schwerelosigkeitsforschung hebt ab
http://www.esa.int/esaCP/SEMQDB13J6F_index_0.html

Europäische Experimente startbereit zur Mission Foton-M3
http://www.esa.int/esaCP/SEMN5ZMPQ5F_FeatureWeek_0.html

Pressemitteilung: (c) by ESA

Nachlese: Blicke auf die Demonstration „Freiheit statt Angst“ vom Samstag

Nachdem offenbar auch Nachrichtenagenturen auf falsche Teilnehmerzahlen hereingefallen sind und Magazine (gedruckt und im TV) die Demonstration „Freiheit statt Angst“ gegen den „Überwachungswahn“ für nicht so wichtig hielten, als dass man ihr angemessenen Raum geboten hätte, hier eine kleine Auslese von Berichten. Leider kam es – wie schon häufiger – am Rand der Demonstration zu Rangeleien. Auch darüber geben die Berichte ein Bild ab:

freiheitstattangst.de – Der ursprüngliche Aufruf zur Demonstration

heise online: „Tausende Bürger demonstrieren für ‚Freiheit statt Angst'“

netzpolitik.org: „Größte Demonstration für mehr Datenschutz seit 20 Jahren“ und „Meine Rede bei der ‚Freiheit statt Angst‘-Demonstration“

farliblog: „‚Freiheit statt Angst‘-Demo in Berlin“ [hier ist besonders die Diskussion zur Demo in den Kommentaren interessant]

silentblog: „Demo für mehr Datenschutz und Freiheit“ [nennt die Seiten, die mit unterschiedlichen Teilnehmerzahlen hantieren]

Blog Age: „Ganz offline: Demo gegen Datenspeicherung“ [verweist auf weitere Berichte und Seiten mit Bildern]

klitsch.net: „15000 waren heute auf der Straße“ [mit Bildern der schönsten Schäuble-Parodien, u. a. als „Big Brother“ aus „1984“]

Hanno’s Blog: „Der doofe Block“ [über die Provokateure der Rangeleien – auf Seiten der Demonstranten und der Staatsmacht]

„Santa Isabel“ – Hinweis auf eine Hotel-Rezension

Ein Hinweis selbstreferenzieller Art: Unser Blog-Autor und -Initiator hat auf dem EP-Blog, dem Blog zum Europa-Park, eine Rezension über das neue Hotel „Santa Isabel“ geschrieben. Da er am Anfang seines Beitrags so nett schreibt, dass es zu seiner derzeitigen persönlichen Situation passt, in einem Hotel, das im Stil eines portugiesischen Klosters gestaltet ist, zu übernachten, haben wir, seine wackeren Mitstreiter, beschlossen, für den Artikel hier etwas Werbung zu betreiben. Auch wenn der Zwei-Tages-Ausflug seinem Bekunden nach schon sehr hilfreich war, was sein Befinden betrifft, vielleicht muntert ihn das noch etwas mehr auf.

Den ganzen Artikel „Santa Isabel: Das portugiesische Kloster im Europa-Park“ gibt es hier zum Nachlesen.

Wie heißt das Gegenteil von „schmutzigen Bomben“?

Ein kurzer Artikel zu der von Innenminister Schäuble aufgeworfenen Diskussion um so genannte „schmutzige Bomben“. Diese Sache wird vom „Spiegelfechter“ schon sehr gut kommentiert (siehe hier), deswegen beschränken wir uns auf zwei Fragen zum Nachdenken:

1. Wenn es „schmutzige Bomben“ gibt, was sind dann „saubere Bomben“? Explodieren die, ohne Sachschaden, Verletzte oder Tote zu hinterlassen?
2. Wie man hört, soll Bundeskanzlerin Merkel den Innenminister und den Verteidigungsminister „intern“ zur Ordnung gerufen haben wegen ihrer merkwürdigen öffentlichen Äußerungen in letzter Zeit. Öffentlich jedoch stellt sie sich hinter ihre Minister, um Führungsstärke zu demonstrieren. Wäre es nicht eher ein Zeichen von Führungsstärke gewesen, die Zurechtweisung auch öffentlich machen, um allen klar zu zeigen, dass die zwei Minister zu weit gegangen sind und sie das Ruder in der Hand hat?

CSI: „Wachet auf“

Noch letzte Woche habe ich mir überlegt, in welchen Abständen ich über die neue CSI-Staffel schreiben sollte. Heute allerdings hat die Serie die Frage selbst beantwortet. „Wachet auf“ beschreitet einen neuen Weg in der Serie. Zu Beginn finden wir uns im Leichenschauhaus wieder. Zwei tote Frauen liegen nebeneinander auf ihren Bahren. Doch plötzlich erheben sie sich und fangen an, sich zu unterhalten, wer sie waren, als sie noch lebten und wie sie zu Tode kamen. Später kommen noch weitere Opfer dazu, und auch sie haben eine Geschichte. Eine weitere Neuerung ist, dass jeder Abschnitt seine eigene Überschrift erhält. In „American Beauty“ geht es um eine Personenschützerin, die man tot in einem Lift findet. Das Merkwürdige: Offenbar ist sie ertrunken. „Hirnlos“ handelt vom tödlichen Klippensturz einer Frau, die offenbar depressiv war und vor dem Ausflug auf die Klippe noch Medikamente in Kombination mit Alkohol zu sich genommen hat. In „Heute wird einbalsamiert“ wird ein Marine beim Tanken seines Autos niedergestochen. Der Täter rast kurz darauf in ein Polizeiauto und stirbt selbst. Unklar ist das Motiv und wie es zu dem Unfall kam. „Das Nevada-Kettensäge-Massaker“ erzählt von zwei Toten, die mit einer Kettensäge umgebracht wurden (wie der Titel es schon sagt). Eine Verdächtige findet sich in der Ehefrau des einen Mannes, die aber ein hieb- und stichfestes Alibi hat. Das Resümee der Folge zieht am Schluss Gil Grissom persönlich, der die Fälle ein paar Studenten vorstellt…

Ganz ehrlich: Ich bin begeistert. Diese Folge vereint mehrere gute Einfälle, allein die Idee, die Toten zu Wort kommen zu lassen, ist genial. Die Einteilung der Folge in Kapitel ist ungewohnt, weil im Gegensatz zu den üblichen Folgen ein Handlungsstrang allein verfolgt wird und sie sich nicht überschneiden, aber es arbeitet dieser Folge zu. Außerdem werden erstmals Fälle präsentiert, die eine relative geradlinige Lösung haben und ohne ständige Wendungen auskommen. Gute, solide Polizeiarbeit mit Bodenhaftung eben, auch wenn die Fälle (besonders der mit der Kettensäge) natürlich etwas außergewöhnlich sind. Diese Folge beweist, dass die Autoren noch immer gute Ideen haben und aus der Serie noch lange nicht die Luft raus ist.

Die Bahn… kommt? oder „Es fährt ein Zug nach nirgendwo…“

Groß im Gespräch ist derzeit die Privatisierung der deutschen Bahn, obwohl man ja bereits unter dem Namen „Bahn AG“ firmiert. Groß angepriesen als das Allheilmittel schlechthin für alle Probleme der Bahn werden nun immer mehr Stimmen laut, die dieses kritisieren. Und auch sonst ist das Geschäftsgebaren des Möchtegern-Global-Players [furchtbares Wort!] in die Schusslinie geraten. Die NachDenkSeiten haben schon vor einigen Tagen einen kritischen Kommentar zu einem Artikel der BILD-Zeitung abgegeben, in dem diese Privatisierung in den höchsten Tönen gelobt und Kritiker generell als „Ewiggestrige“ verunglimpft werden. Und FRONTAL 21, das Magazin im ZDF, hat diese Woche in einem Beitrag zusammengestellt, wie es jetzt schon aussieht in deutschen Bahnlanden und was uns noch alles drohen kann.

Und als Einwohner einer Stadt, die zwar einen Bahnhof, aber keine Schienen mehr hat, die dorthin führen, kann ich sagen: Ja, es ist so schlimm, wie es dargestellt wird!

Online-Auktion: Möchte jemand Belgien haben?

Ich versteigere ja auch dies und das bei eBay. Manchmal bin ich überrascht, wie viel manche Dinge für andere noch wert sind. Manchmal bin ich auch überrascht, wie wenig dafür andere Sachen einbringen. Aber ich habe noch nie versucht, ein ganzes Land zu versteigern. Das mag damit zusammenhängen, dass ich keines besitze [wenngleich jemand in meinem Bekanntenkreis sich mit seiner Familie den Scherz erlaubt hat, ich würde „von“ heißen, mein Adelstitel wäre mir aber peinlich, so bin ich doch nicht der Souverän eines Landes, nicht mal eines Landstrichs; und auf den zweiten Blick gesehen ist das vermutlich auch besser so!]. Nun wurde bei dem Internet-Auktionshaus aber Belgien zur Versteigerung angeboten.

Hinter dem Ganzen steckt eine Aktion des belgischen Reporters Gerrit Six. Der ist frustriert über die Zustände in seinem Land, denn 100 Tage nach der Wahl (!) ist man dort weiterhin unfähig, eine Regierung zu bilden. Nach 100 Tagen wird bei uns schon Bilanz gezogen… Auf diesen Missstand wollte Six aufmerksam machen und entsprechend zynisch bis scharf formuliert war sein Angebot: „Sie bieten auf ein Königreich in drei Teilen“, hieß es dort. „Mit einem einzigen Nachteil: 300 Mrd. Euro Staatsschulden.“ Doch das war nicht wirklich der einzige Nachteil, denn der Reporter schob nach: „Belgien besteht aus Flandern, Brüssel und Wallonien. Es kann als Ganzes gekauft werden, das ist aber nicht ratsam.“ Denn genau das ist der Hauptgrund, warum das Land auch nach 100 Tagen noch keine Regierung hat, nicht der Streit um unterschiedliche Parteiprogramme, sondern dass sich französische und flämische Politiker um die Verteilung von Geldern streiten.

Der Startpreis für Belgien war 1,00 Euro. Innerhalb von drei Tagen boten 26 Mitglieder auf das Land und trieben den Preis bis auf 10 Millionen Euro hoch, bevor eBay das Angebot stoppte, weil man dort nichts anbieten dürfe, das „virtuell“ sei oder einem nicht gehöre.

Eine interessante Aktion, wie ich finde, die ihre Aufmerksamkeit erregt hat. Vielleicht können wir aus Deutschland auch etwas anbieten?

„Sie bieten auf ein Grundgesetz, billig abzugeben, weil nicht mehr benötigt…“

Weitere Informationen: FTDstern, sueddeutsche.de

WARGAMES: Kriegsspiele

Erinnert sich noch jemand an diesen netten Film WARGAMES aus den 1980ern? Am Anfang dieses Films waren zwei Techniker in einem Raketensilo zu sehen, die unvermittelt den Befehl erhielten, ihre Atomraketen abzuschießen, da der Gegner einen atomaren Erstschlag durchgeführt habe. Alle Codes wurden kontrolliert, offenbar war der Befehl authentisch. Beide Techniker steckten ihre Schlüssel in die Abschussanlage, doch um die Raketen zu starten, mussten sie beide die Schlüssel gleichzeitig umdrehen. Da kamen einem der beiden Zweifel – war der Befehl wirklich echt? Sollte man sich nicht vielleicht nochmal rückversichern? Immerhin würde das Auslösen der Startautomatik tausende von Menschen in den Tod schicken… Die Zweifel dieses Mannes führten zur Handlung des Films: ein Computer ersetzte die Menschen, da einem Computer keine Skrupel kommen können und er einfach nur nach seiner Programmierung handelt.

Warum ich jetzt davon schreibe? Weil ausgerechnet der oberste Befehlshaber der deutschen Bundeswehr, Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) die Piloten seiner Armee in genau eine solche Situation bringen will. Er würde im Zweifelsfall den Abschuss einer von Terroristen gekaperten Verkehrsflugmaschine befehlen und sich unabhängig von gängiger Rechtssprechung auf den „übergesetzlichen Notstand“ berufen. Seine Piloten wären dann nicht nur in einer Zwickmühle, wie ich sie oben beschrieben habe, sondern in einer noch viel schlimmeren. Bei der obigen Situation gab es klare Anweisungen und eine Regierung kann sich auf das Recht, das eigene Land zu verteidigen berufen (auch wenn die Konsequenzen furchtbar wären). Bei der Situation, wie sie Jung beschreibt, gibt es aber kein Recht. Wie das Lawblog hier feststellt, kann es schon vom Begriff her kein „Recht“ des „übergesetzlichen Notstandes“ geben, da dieses Konstrukt ein Widerspruch in sich ist. Hingegen gibt es klare Bestimmungen, was Soldaten in so einem Fall zu tun haben: den Befehl verweigern, da sie ungesetzliche Befehle nicht ausführen dürfen. Aber so einfach wie das klingt, ist es nicht. Man stelle sich die Situation vor: Ein Pilot im Cockpit eines Kampfjets erhält den Befehl, eine Verkehrsflugmaschine abzuschießen, weil sie gekapert wurde. Was jetzt? In dieser Stress-Situation soll er entscheiden, was gesetzlich gerechtfertigt ist und was nicht? So ein Pilot ist schließlich kein Jurist.

Da man als Pilot einer Verkehrsflugmaschine sich damit bei jeder Überquerung des deutschen Luftraums in die Gefahr begibt, abgeschossen zu werden, plädiert man im Notizblog dafür, den Piloten eine neue Gefahrenzulage zu gönnen, den „Jung-Groschen“. Und bloggesang.de malt sich aus, wie die unbescholtenen Passagiere eines abgeschossenen Flugzeugs ein Staatsbegräbnis und einen Platz am Heldendenkmal der Opfer im Kampf gegen den Terror erhalten. Um es mit Schwarzenegger zu sagen: „Collateral Damage“ eben. Der „Minister-Alarmismus“, der derzeit sowohl von Jung als auch von Schäuble ausgeht, ist auch Thema in einem Artikel von „Spiegel Online„, wo das gefährliche Spiel für den Rechtsstaat herausgearbeitet wird. Beide, Jung und Schäuble, wollen endgültig den Eindruck, wir hätten derzeit sowas ähnliches wie Frieden, einstampfen. Wir haben Krieg. Woher gerade Schäuble diese Idee hat, legt „Indiskretion Ehrensache“ offen: es ist des Ministers bevorzugte Lektüre, ein Buch, das den globalen Bürgerkrieg, in dem wir uns angeblich längst befinden, an die Wand malt.

Es war Aristoteles, von dem das berühmte Zitat stammt:

„Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist mit Recht ein Sklave!“

Und auch wenn damit natürlich nicht die völlige Aufgabe von Sicherheit in dem Sinne gemeint ist, dass es niemanden mehr gibt, der die Einhaltung von Recht und Gesetz kontrolliert, so lässt es sich doch sehr gut auf die derzeitige Situation übertragen. Recht und Ordnung, schön und gut. Aber dieser Aktionismus führt zu nichts. Im Gegenteil, anstatt Terroristen aufzuhalten, könnte die Möglichkeit eines „Abschussbefehls“ diese vielleicht eher noch herausfordern. Immerhin sprechen wir hier von Menschen, die sowieso bereit sind, für ihre Ziele zu sterben. Würden sie es daher nicht als besonderen Triumph empfinden, wenn die „ungläubigen“ Passagiere einer Verkehrsflugmaschine von anderen „Ungläubigen“ getötet würden? Und sie selbst sterben nicht bei einem Selbstmordanschlag, sondern werden im Kampf vom „Feind“ umgebracht – das muss doch für diese Leute sowas wie ein prämortaler Ritterschlag sein. Ein Abschussbefehl ist völlig ungeeignet, Attentäter von ihren Taten abzuhalten, da sie ihr Ziel so oder so erreichen: zu sterben und dabei „Feinde“ mit in den Tod reißen.

Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Terror“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „der Schrecken“, das Verb dazu ist „terrere“ – „in Schrecken versetzen“. Das ist eines der Ziele, die die Terroristen verfolgen, Schrecken verbreiten. Jetzt kommt es nur darauf an, ob wir uns in Schrecken versetzen lassen und überreagieren, indem wir in kurzen Abständen eine paranoide Idee nach der anderen fabrizieren und dabei das Grundgesetz langsam aber sicher aufweichen, oder ob wir besonnen reagieren und nicht Ideen in die Welt hinausblasen, bevor sie zu Ende gedacht wurden.

„Die Welt ist eine Heilanstalt mit lauter schweren Fällen,
die alle glauben, frei zu sein in ihren Gummizellen.
(…)
Die Macher dieser Heilanstalt, sie pfuschen immer krasser.
(…)
Die Dummheit, die ist schuld daran, dagegen gibt’s kein Mittel,
Kein Konzept und kein Rezept, da hilft kein Ärztekittel.
Die letzte Chance, sie liegt bei uns, wir müssen uns beeilen,

Denn das, was uns zurzeit bedroht, kann man nur selber heilen!“
aus dem Lied „Spitalo Finalo“ der CD „Spitalo Fatalo“ der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV)
—————-
Now playing: Erste Allgemeine Verunsicherung – SpitaloFinalo
via FoxyTunes

Monty Arnold’s Flying Circus

Lange Zeit habe auch ich mich gefragt, wer das wohl ist, der da bei „Upps – Die Pannenshow“ bzw. „Die Superpannenshow“ die Kommentare zu den einzelnen Videos spricht. Denn manches mal, wenn ich ihn hörte, überkam mich ein Gefühl von Nostalgie. Ich wurde an „Männer ohne Nerven“ und „Väter der Klamotte“ erinnert, Sendungen, die das ZDF in den 1970er Jahren aus Slapstick-Stummfilmen von Chaplin, Keaton und Co. produziert hatte. Die Kommentare sprach damals der Kabarettist Hanns-Dieter Hüsch und die Videokommentare stehen dem in nichts nach.

Dann entdeckte ich durch Zufall im Abspann, wer hier verantwortlich zeichnet: Monty Arnold! Aber ich war nicht der einzige, der das entdeckte, denn schon im April schrieb Stefan Niggemeier eine Kolumne für die FASZ, die er nun auch in seinem Blog veröffentlicht. Und was soll ich sagen? Ich habe seinen Worten nichts mehr hinzuzufügen, außer der offiziellen Homepage von Monty Arnold und einer Hörpröbe von ihm, die längst vergangene Zeiten wieder aufleben lässt…

Schööön!

Reflektionen: Nachgedachtes…

Manchmal braucht es etwas Abstand zu den Dingen, um sie besser betrachten zu können. Ähnlich wie bei einem Kunstwerk. Es mag zwar technisch ganz interessant sein, bei der Mona Lisa von Leonardo da Vinci so nah dran zu sein, dass man jeden einzelnen Pinselstrich erkennen kann, aber nur wenn man in einem gewissen Abstand vor dem Bild steht, erkennt man seine Schönheit als Ganzes. Gut, bei manchen Dingen ist es nicht unbedingt die Schönheit, es ist mehr der größere Zusammenhang, den man besser erkennen kann. So ging es mir am letzten Wochenende.

Ich weiß nicht, wie viele Menschen mitbekommen haben, dass dieses Projekt dieses Jahr sein 20jähriges Bestehen feiert. Falls nicht, jetzt habe ich es nochmal erwähnt. Und gerade zu solchen Jubelfesten muss man sich manchmal klar werden, wie es weitergehen soll. Leider gibt es da auch manchmal unangenehme Entscheidungen zu treffen. Sagen wir, unangenehme Entscheidungen auf kurzfristige Sicht. Langfristig ist das sicherlich anders. Ich habe in den letzten Wochen viel mit verschiedenen Menschen gesprochen und diskutiert und Vorschläge verschiedenster Art auf mich einwirken lassen. Doch erst letztes Wochenende kamen plötzlich die Resultate. Warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt? Weil ich zum ersten Mal Abstand von allem. Ich war zu Besuch bei einer Freundin und wir haben uns ein Wochenende der Entspannung gegönnt. Ich habe zum ersten Mal seit langem endlich wieder richtig tief schlafen können. Und auf diese Weise erholt kamen einige Gedanken, die letztlich zu Entscheidungen führten. Einfach so. Und das, während ich in den letzten Wochen teilweise dasaß und mir das Hirn zermarterte, was nun besser sei und was nicht.

Nun zu den Entscheidungen selbst. Wer die „Geschichte“-Seite von STAR COMMAND durchgelesen hat, der hat erfahren, dass es eben in der Vergangenheit ein ziemliches auf und ab mit dem Projekt gab. Auf der anderen Seite war und ist der Name „Star Command“ (und die damit verbundene Domain) viel zu schön, um sie einfach so aufzugeben. Deswegen sind wir wieder hier angekommen und wollen bleiben. Blogs zu schreiben war auch sehr wichtig, angefangen hat es als „Blogspot“-Blog, dann wanderte es zu WordPress und schließlich zum „1&1-Blog“. Nun lese ich regelmäßig blogformoney.de, und dort wurde einmal darauf eingegangen, wie man Aufmerksamkeit auf das eigene Blog lenken kann. Dass man eine eigene Adresse haben sollte, wenn man größere Aufmerksamkeit möchte, was der Grund war, für das Projekt-Blog schließlich die „Blogspot“- und WordPress-Seite aufzugeben. Meine ursprüngliche Idee war, die Blogs nach Unterthemen aufzuteilen, so entstand das ASTROCOHORS-Blog. Was aber in letzter Zeit unterschwellig immer mehr passiert, war die Tatsache, dass sich die Frage stellte, welches Thema gehört in welches Blog und darf man da die Grenze so scharf ziehen? Ein technisches Problem stellte sich des weiteren, denn (sorry!) für den „fortgeschrittenen Blogger“ sind die „1&1-Blog“ leider etwas unflexibel, da ihre Designs starr vorgegeben sind. Es ist nicht möglich, das Blog dem Aussehen der eigenen Webseite anzupassen, nicht einmal die bei WordPress üblichen „Widgets“ funktionieren bei allen Designs. Eigentlich funktionieren sie nur bei zwei Designs, aber die sind so minimalistisch, dass man sie dem Leser kaum zumuten mag. Also habe ich mich weiter informiert und das Resultat ist das neue „Star Command Blog“. Es funktioniert direkt mit WordPress und einer SQL-Datenbank. Demnächst wird dieses allgemeine Blog auch das ASTROCHORS-Blog ablösen.

Leider bringt das eine Sache mit sich: dieses Jahr hat es eine große Aktion gegeben, eine Blogkette, bei der es darum ging, sich gegenseitig bei Technorati zu favorisieren (siehe diesen Beitrag hier). Sowohl das ASTROCOHORS Blog als auch das alte Projekt-Blog haben hier eine gute „Authority“ erreicht (81 und 67). Diese Authority sind wir leider gezwungen abzugeben und wieder bei „0“ anzufangen. Aber vielleicht gibt es ja ein paar von den Bloggern, die damals mitgemacht haben, die dies hier lesen und dieses Blog zu ihrem Favorit bei Technorati machen. Wir haben es mit diesem Beitrag dort angemeldet, die Adresse ist einfach www.star-command.de.

blogformoney.de gibt noch ein paar Tipps, was man tun sollte, um den Bekanntschaftsgrad zu erhöhen, zum Beispiel sich beim infopirat anmelden, was ich schon getan habe. Natürlich sind auch dort alle bisherigen Bookmarks damit hinfällig, aber ich hoffe, dass zukünftige Beiträge das korrigieren. Ein anderer Tipp betrifft rivva.de. Auf dieser Seite werden aktuelle Blog-Beiträge zu verschiedensten Themen veröffentlicht. Es stellt sich nur ein Problem: Wie kommt man da hin? Respektive, wie man da hinkommt, wird auf der Seite gesagt, aber wie schafft man die Bedingungen dafür? „Wie Google zählt auch Rivva einen Hyperlink als Empfehlung. Wird ein Artikel von verschiedenen Seiten verlinkt, greift Rivva diese Diskussion auf. Je heißer ein Thema diskutiert wird, desto stärker versucht Rivva noch weitere Quellen zu entdecken. Auf diesem Weg findet Rivva jeden Tag weitere Blogs“, so heißt es auf Rivva. Daher findet sich dort eine sehr bunte Mischung, das habe ich schon festgestellt, von den Verschwörungstheoretikern, die standfest behaupten, es sei unmöglich, dass die Türme des World Trade Center von selbst eingestürzt seien bis hin zu Blogs von Printmedien wie FOCUS oder der taz. Also auch eher etwas auf lange Sicht.

Der Anfang ist aber selbst erst einmal die notwendigen Entscheidungen zu treffen und die entsprechenden Änderungen vorzunehmen. Dabei hat mir der Abstand vom letzten Wochenende sehr geholfen. Es geht also nochmal los, bei „Null“. Und in regelmäßigen Abständen wollen wir mal schauen, wie es sich weiter entwickelt hat.

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