AMARANON

LARP!

LARP?

Ist es nicht interessant? Um eine Leserschaft zu teilen, braucht man nur einen kleinen, harmlosen Begriff in die Menge zu werfen und schon – zack! Da ist es passiert. Da gibt es die, die sagen: „Hey, ein Artikel über LARP!“ und die, die sagen: „LARP? Was ist denn das?“ (vielleicht auch kürzer: „LARP? Hä?“). Deswegen zur kleinen Einführung: LARP ist die Abkürzung für das englische Live Action Role Playing Game, auf gut Deutsch „Live-Rollenspiel“. Na schön, so gut Deutsch ist die Übersetzung nicht. Aber sie trifft den Kern der Sache. Ein Rollenspiel ist, wie der Name schon sagt, ein Spiel, bei dem die Spieler in eine „Rolle“ schlüpfen, also, sie stellen jemand anderen dar. Rollenspiele werden auch zu therapeutischen Zwecken gebraucht, aber wir wollen uns heute der Freizeitbeschäftigung widmen.

Die ersten Rollenspiele waren Spiele, die man an einem Tisch sitzend spielte. Jeder Spieler hat ein Datenblatt der Figur vor sich, die er im Spiel verkörpert. Auf dem Blatt sind verschiedene Werte festgehalten, also wie klug, stark oder geschickt die Figur ist. Geleitet wird das Spiel von einem Spielleiter, der eine Handlung vorgibt, auf die die Spieler reagieren müssen. Es handelt sich sozusagen um einen interaktiven Roman. Diese Art der Spiele bekamen dann, als es nötig wurde, Unterscheidungen zu machen, die Namen „Tabletop Role Playing Game“ (also „Tisch-Rollenspiele“, weil man sie an einem Tisch spielt) oder auch „Pen and Paper“ (also „Stift und Papier“). Die Aktionen der Spieler werden über einen Würfel ermittelt, wenn also ein Spieler – was im Bereich der Fantasy häufiger vorkommen kann – mit dem Schwert gegen einen Bösewicht kämpfen muss, entscheidet der Würfel, ob der jeweilige Schwertstreich trifft oder nicht. Die ersten Spiele, die man in diesem Bereich kaufen konnte, trugen den Titel „Dungeons & Dragons“, in Deutschland waren es „Midgard“ und „Das Schwarze Auge“.

Doch manchen Spielern war das nicht genug. Sicher, über die Fantasie ließen sich die tollsten Abenteuer erleben, aber manche wollten es eben direkter… lebendig… live! Die früheste Form von Live-Rollenspielen sind jene Gruppen, die man heute „Reenactment“ nennt, sprich: „wieder aufgeführt“. Das sind Gruppen, die sich eine ganz bestimmte Epoche der Menschheitsgeschichte herausnehmen und diese nachbilden und nachspielen. In Deutschland gibt es beispielsweise einige Gruppen, die das Leben der Römer bis ins Detail nachstellen. In Amerika werden gerne historische Schlachten, meistens aus dem Bürgerkrieg, nachgestellt.

Schließlich aber entwickelte sich eine Gattung, die die Fantasy-Welten lebendig werden ließ. Dazu mussten natürlich ganz neue Regeln geschaffen werden, genauso wie ganz neue Arten von Waffen hermussten. Denn anders als die Fantasy-Helden waren die Spieler nicht ganz so geübt im Umgang mit dem Schwert, außerdem durften echte Treffer keine echten Wunden erzeugen. Die gepolsterten LARP-Waffen entstanden, die inzwischen auch wirklich was hermachen.

LARP stellt die Spielleiter vor eine ganz neue Herausforderung: Während sie am Tisch eigentlich alles zur Verfügung hatten, was die Fantasie hergab, musste man „live“ auch immer bedenken, was sich umsetzen ließ. Am Tisch war es kein Problem, eine Szene zu beschreiben, in der zwei Armeen von je zehntausend Kämpfern aufeinander trafen, doch im wahren Leben? Auch ganz andere Probleme mussten bewältigt werden: Wie stellt man einen flammenkugelschleudernden Magier dar? Wenn Orks grundsätzlich halbnackt sind, wie stellt man die im Winter dar, ohne sich Erfrierungen zu holen? Und auch einfache praktische Sachen müssen bedacht werden: Wo soll die Veranstaltung stattfinden? Wie bringt man die Spieler unter? Und wie werden sie verpflegt?

Doch alles entwickelte sich, bis heute, da verschiedene Gruppen verschiedene Szenarien betreuen. Es gibt Läden – natürlich auch im Internet -, die sich mit LARP-Zubehör befassen. Und die Verfilmung von „Der Herr der Ringe“ hat sicherlich zu einer weiteren LARP-Begeisterung beigetragen (es sollte nur niemand auf die Idee kommen, zu einem LARP zu gehen und dort einen Hobbit namens Frodo spielen zu wollen). Was fehlt also noch in der „LARP-Szene“?

Eine Zeitschrift!

Und die gibt es jetzt. Sie trägt den Titel AMARANON, die erste Ausgabe wird derzeit ausgeliefert, man kann sie allerdings auch im Internet bestellen. Sie wendet sich eigentlich an jeden, der entweder schon Live-Rollenspieler ist, es werden will oder sich schon „Veteran“ nennen darf. So wird in Ausgabe 1 eine Einführung gegeben mit dem Text „LARP – Das ulitmative Hobby“ und dem „LARP ABC“, in dem dem Nichteingeweihten die gängisten Begriff und Abkürzungen wie „NSC“, „SC“ oder „Con“ nahebringt. Das große Thema dieser Nummer sind die Elfen, die sowohl von ihrer mythologischen Herkunft als auch in ihrer spielerischen Ausgestaltung beschrieben werden. Man wird eingeführt in das „Bogenschießen im Live-Rollenspiel“, bekommt ein Branchen-Verzeichnis, Berichte über verschiedene „Cons“, dazwischen auch Geschichten, Comics, ein Fotoroman, ein Interview mit Christoph Hardebusch (Autor von „Die Trolle“), Buchvorstellungen (dem Thema dieser Ausgabe angepasst natürlich hauptsächlich über Elfen/Elben-Bücher), sowie einem kleinen Test „Welcher LARP-Typ bist Du?“. Und der Ausblick verrät uns, dass in Ausgabe 2 die Orks den Schwerpunkt bilden.

Die Mischung ist sehr ansprechend und die Zeitschrift ist sehr gut gemacht. Wie sich auf der offiziellen Seite erfahren lässt, gab es leider ein paar Anlaufschwierigkeiten, aber wir hoffen, dass sich dafür nun, da die erste Ausgabe endlich erschienen ist, der Erfolg einstellt und sie die entsprechende Resonanz findet in der „Rollenspiel-Szene“. Der Vollständigkeit halber sollte noch erwähnt werden, dass sich die Zeitschrift nur an Fantasy-Live-Rollenspieler wendet, da diese Richtung offenbar die Masse der „LARPer“ ausmacht.

Wir empfehlen die Lektüre von AMARANON jedem, der sich über Live-Rollenspiele informieren will, sei es der „Profi“, der neue Ideen erhalten will, oder der Anfänger, der sich in dieser Welt erst einmal zurechtfinden will. Und hier gibt es mehr Informationen, sowie die Möglichkeit, die Zeitschrift zu abonnieren:

www.amaranon.com

PROJEKT X

Einer der Zwecke eines Blogs wie dieses hier, in dem Sie gerade lesen, ist ja auch, Neuigkeiten und Fortschritte zu berichten. In meinem Fall stellt sich allerdings die Frage, wie ich darüber schreiben kann, ohne allzu viel zu früh herauszulassen? Natürlich hat das einerseits mit der Spannung zu tun, die man erhalten will, aber auch mit schlechten Erfahrungen, was das Resultat sein kann, wenn man zu früh gewisse Dinge bekannt gibt.

Also muss ein Pseudonym her, unter dem man die verschiedenen Aktivitäten präsentieren kann. Was bietet sich an? „Projekt X“! Das klingt mysteriös, beinahe verschwörerisch. Bleibt nur ein Problem: Was gerade angefangen wurde, sind mehrere kleine Projekte, da reicht das eine „X“ nicht. Also vielleicht noch mehr Buchstaben? „Projekt A“, „Projekt B“… hm… nein, klingt alles nicht so spannend wie das „X“. Und nach „X“ gibt es nur noch „Y“ und „Z“. Es sind aber zurzeit 4 Projekte, die zu unterschiedlichen Zeiten fertig sein werden. Also vielleicht Zahlen? „Projekt 1“, „Projekt 2″… nein, das klingt irgendwie nach Buchhaltung. Es ist nicht spannend genug.

Bleibt also „Projekt X“. Die Lösung: An das „X“ wird eine Zahl angehängt! „Projekt X-1“, das klingt immer noch geheimnisvoll genug. Und deswegen hier ein paar kleine Andeutungen, der Spannung wegen:

Projekt X-1: Dieses Projekt wird seit Juni verfolgt, da es aber die höchste Prioriät hat, hat es die Nummer „1“ bekommen. Es wird (hoffentlich) als erstes fertig sein.

Projekt X-2: Dieses Projekt hat seinen eigentlichen Anfang im Jahr 2002, die aktuelle Phase wurde im September eingeleitet und ist derzeit am Laufen.

Projekt X-3: Dieses Projekt wurde im Januar angefangen und ist in der Entstehungsphase.

Projekt X-4: Das neueste Projekt, im Moment gerade mal etwas mehr als eine Idee. Aber eine Idee, die wachsen könnte.

So, damit sind die Nummern verteilt. Wenn also in Zukunft von einem bestimmten Projekt die Rede ist, kommt man hoffentlich nicht durcheinander. Und wenn der Moment gekommen ist, wird alles offen gelegt und der korrekte Name bekannt gegeben. Und wer es will, kann im Nachhinein die Entwicklung des Projekts nachvollziehen, auch wegen eventueller gemachter Hinweise.

Und natürlich klingt es so schön… PROJEKT X…

Man speakt Deutsh – Dem Deutscher Language (Encore une fois!)

oder: Brich Dir was und iss ein Kitkat…

Und noch einmal… Heute möchte ich den Irrtum beleuchten, die Deutschen würden in der großen Masse hervorragend Englisch sprechen. Das tun sie nämlich nicht. Gewiss, es gibt jene, die sehr gut Englisch sprechen, aber die breite Masse… Herausgefunden habe ich das über verschiedene Untersuchungen im Bezug auf die Werbung. In diesen Untersuchungen ging es darum, ob der Konsument die Werbung, genauer gesagt, die Werbesprüche denn auch verstanden hat. Ich habe recherchiert – und tatsächlich gibt es im Internet einige Seiten, die auf falsch verstandene – da englische – Werbesprüche eingehen. Wenn der Tankstellenspruch „We’re Drivers Too“ als „Wir sind zwei Fahrer“ (erinnert ein wenig an „Ich bin zwei Öltanks“) verstanden wird, kann das nicht im Sinne des Erfinders sein. Jedenfalls habe ich ein paar Sprüche zusammengetragen und wie sie falsch verstanden wurden – und was sie wirklich bedeuten. Viel Vergnügen!

DOUGLAS – COME IN AND FIND OUT
Falsch: „Komm rein und finde wieder raus.“
Korrekt: „Komm rein und finde es heraus.“ (was auch immer ich bei Douglas herausfinden könnte – vielleicht ist die Parfümerie ein Treff für Privatdetektive?)

AMAZON – AND YOU’RE DONE
Falsch: „Amazon – Und Du bist erledigt“
Korrekt: „Amazon – Und fertig!“

HAVE A BREAK – HAVE A KITKAT
Falsch: „Brich Dir was und iss ein Kitkat“
Korrekt: „Mach eine Pause und iss ein Kitkat“

LOEWE – STIMULATE YOUR SENSES
Falsch: „Schärfe Deine Sensen“ (ist natürlich trotzdem ein guter Tipp an jeden Landwirt, der sein Heu noch auf die althergebrachte Weise schneidet, denn mit scharfen Sensen geht das einfacher).
Richtig: „Stimuliere Deine Sinne“

AUDI TT – DRIVEN BY INSTINCT
Falsch: „Fahren mit Insekten“ (außer im Sommer – aber da gilt das nicht nur für den Audi TT, sondern für jedes andere Auto auch)
Korrekt: „Angetrieben durch den Instinkt“

KODAK – SHARE MOMENTS, SHARE LIFE
Falsch: „Schade um den Moment, schade ums Leben“
Korrekt: „Teile Momente, teile das Leben (mit anderen)“ (ja, die Übersetzung holpert, aber so ist das im Englischen, manchmal funktioniert es nicht wörtlich, der Spruch will ausdrücken, man soll seine persönlichen Momente und sein Leben mit anderen teilen – und zwar am Besten mit Bildern auf Kodak-Papier.)

SAT 1 – POWERED BY EMOTION
Falsch: „Kraft durch Freude“ (hatten wir das nicht schon mal? Mal im Ernst: tatsächlich gab es Leute, die diesen Werbespruch so verstanden hatten. So leicht kann es passieren, dass es hinterher dann heißt : „Du hast SAT 1 angeschaut? Ihr wart doch damals alle mit dabei!“)
Richtig: „Angetrieben durch Gefühle“

MITSUBISHI – DRIVE ALIVE
Okay, bei diesem Werbespruch machte nicht so sehr die Übersetzung an für sich Probleme, sondern mehr, in der korrekten Übersetzung „Fahre Lebendig“ einen Sinn zu erkennen. Denn ein Toter wird sich vermutlich nicht hinters Steuer eines Mitsubishi – oder eines anderen Autos – setzen.

Inzwischen haben einige der Firmen eingesehen, dass es vielleicht besser ist, doch wieder auf die deutsche Sprache umzusteigen. So heißt der derzeitige Spruch von SAT 1 „SAT 1 zeigt’s allen“. Selbst McDonald’s passt seine internationale Kampagne „I’m loving it!“ regional an, was in Deutschland zu dem Werbespruch „Ich liebe es!“ geführt hat. Merkwürdigerweise aber nur in Deutschland. In Österreich beispielsweise wird McDonald’s mit „I’m loving it!“ beworben. Das mag mit daran liegen, dass natürlich zwei verschiedene Agenturen an den Kampagnen arbeiten (wer österreichisches Fernsehen sehen kann, der hat bestimmt auch schon mal festgestellt, dass dort sogar Werbespots, die in Deutschland auf Deutsch produziert wurden, für den österreichischen Markt neu synchronisiert werden). Warum aber der Spruch für Österreich nicht übersetzt wurde, wird mir auch nicht ganz klar. Sprechen die Österreicher besser Englisch als die Deutschen – oder hat denen einfach nur der Spruch „Ich liebe es!“ nicht gefallen? Natürlich ist die Übersetzung ein wenig holprig und zu wortgetreu, würde der Satz irgendwo in einem Text stehen, würde man ihn vermutlich mit „Das liebe ich!“ übertragen, aber sie trifft den Kern der zu machenden Aussage: Fastfood für alle!

…’tschuldigung… Schnellessen für alle! 😉

Der Downloadshop von Duden

Danke an die Käufer

Heute gegen 12.30 Uhr MEWZ gingen die Auktionen bei eBay, mit denen ich den Wandel und Abschied eingeleitet habe, zu Ende. Was soll ich sagen? Es war ein voller Erfolg, von 30 angebotenen Artikeln wurden 29 verkauft. Sogar jene, von denen ich nicht dachte, dass sie so gut verkauft werden würden. Danke an alle Käufer und viel Spaß mit den Sachen. Ich werde sie sofort nach Zahlungseingang losschicken.

Hitflip mit FSK18: Grusel, aber keine Pornos

Internet-Tauschplattform ab sofort offen für Spiele und DVDs für Erwachsene / von 85% der User gewünscht

Was die Hitflip-Community schon lange auf dem Wunschzettel hatte, ist jetzt möglich: Ab sofort bereichert die Online-Tauschbörse www.hitflip.de ein streng geprüfter FSK18-Bereich. Pure Action und gruseliger Horror auf DVD und bei Computerspielen erweitern die Tauschpalette von Hitflip um eine Kategorie, die sich laut Umfrage 85% der Mitglieder wünschen.
Mit der Neuerung können nun auch beliebte Filme wie Final Destination und Spiele wie Quake oder Half Life in der Internet-Tauschbörse für Medienprodukte getauscht werden. Erste Appetithappen sind bereits eingestellt. Die Volljährigkeit müssen die Tauschpartner durch PostIdent (Identifikationsverfahren der Deutschen Post AG mit Ausweiskontrolle) verlässlich nachweisen. Pornografische Angebote hingegen werden weiterhin nicht berücksichtigt.
„Wir haben lange gezögert, den großen Wunsch unserer Hitflip-Community nach FSK18-Angeboten endlich zu erfüllen. Mit der Freigabe von Action und Grusel haben wir jetzt den Kompromiss gefunden, der den erwachsenen Usern zusätzliche Wünsche erfüllt und gleichzeitig die Zusammensetzung der Mitglieder beibehält. Auf Grund der starken Nachfrage im Vorfeld erwarten wir schon in den nächsten Wochen, dass mehrere Tausend DVDs und Games mit Altersbeschränkung eingestellt werden“, sagt Gerald Schönbucher, Mit-Geschäftsführer von Hitflip.

Über Hitflip

Hitflip (http://www.hitflip.de) ist eine legale P2P-Plattform zum Tausch von Medienprodukten. Hitflip bringt Angebot und Nachfrage nach DVDs, Hörbüchern, Games, Musik-CDs und Büchern zusammen und lädt so die heimische Sammlung an Medienprodukten mit neuem Wert auf. Je erhaltenem Produkt fallen in der Regel 99 Eurocent Gebühr an; Abonnements und versteckte Kosten gibt es nicht. Die Nutzer von Hitflip sind über die Hitflip-Garantie vor Betrugsfällen und beschädigten Medien geschützt.
Zurzeit bieten Hitflip-Mitglieder ständig weit mehr als 40.000 unterschiedliche DVDs, über 3.500 unterschiedliche Hörbücher/Hörspiele, über 11.000 unterschiedliche Spiele, über 10.000 unterschiedliche Bücher sowie über 30.000 Musik-CDs zum Tausch an, Tendenz stark steigend. Gegründet wurde Hitflip im Frühjahr 2005 von drei Doktoranden der WHU in Vallendar.

Spiele tauschen! - 1 Spiel geschenkt bei Anmeldung

Dem Deutscher Language – Krieg der Sprachen

Stellen wir uns mal eine Situation vor: Ein Deutscher kommt irgendwo in Deutschland mit einem Schweden ins Gespräch. Der Schwede spricht Deutsch. Beide unterhalten sich eine Zeit lang und es ist nichts außergewöhnliches an dem Gespräch. Doch dann beginnt der Schwede plötzlich, von seinem neuen „Fick-Telefon“ zu reden. Der Deutsche hakt verdutzt nach: Was für ein Telefon? „Fick-Telefon“, das müsse man in Deutschland doch auch kennen, er habe solche Telefone schon in Deutschland gesehen und das Wort „Fick“ gebe es hier ja schließlich auch. Der Deutsche überlegt, ob es wohl Telefone gibt, die nur 0190- beziehungsweise 0900-Nummern wählen können, als der Schwede ein „Fick-Telefon“ aus der Tasche zieht.

Es ist ein ganz gewöhnliches „Handy“.

Des Rätsels Lösung: „Fick“ im Schwedischen bedeutet „Tasche“, ein „Fick-Telefon“ ist also nichts weiter als ein „Taschen-Telefon“ (in einigen Regionen Schwedens werden Mobiltelefone umgangssprachlich so genannt). Dass das Wort „Fick“ im Deutschen eine völlig andere Bedeutung hat, ist dem Schweden dummerweise entgangen.

Eine ähnliche Situation ergibt sich, wenn ein Deutscher einem Engländer von seinem „Handy“ erzählt. Der Engländer kennt zwar den Begriff „handy“ (das bedeutet „handlich, praktisch, nützlich“), aber das entsprechende Telefon nennt er entweder „cell phone“ oder „mobile phone“. Und schon sind wir wieder in der Materie, denn wie ich inzwischen bei ein paar Recherchen feststellen musste, herrscht derzeit ein „Krieg der Sprachen“.

Auf der einen Seite sind da Leute wie Bastian Sick und der Verein Deutsche Sprache. Die machen sich Stark dafür, dass man sich müht, korrekt und „unverwässert“ Deutsch zu sprechen. Auf der anderen Seite sind da Leute wie Claudius Seidl, die Bastian Sick jegliche Kompetenz absprechen und den Verein Deutsche Sprache als „Ewiggestrige“ abkanzeln. Ich hatte keine Ahnung, aber der Krieg der Sprachen hat bereits begonnen.

Meine persönliche Meinung zu dem Thema habe ich ja bereits kundgetan. Ich persönlich finde, man wird langsam etwas bequem, gerade wenn es um Übersetzungen von Kinofilmen oder Fernsehserien geht. Und man muss nicht ständig englische Begriffe verwenden, wenn es auch entsprechende deutsche gibt. Die Nackenhaare stellen sich bei mir auf, wenn ein Ministerpräsident Günther Oettinger darüber schwadroniert, dass Deutsch nur noch „Freizeitsprache“ sein wird. Ausgerechnet Oettinger, der dem Bundesland vorsteht, in dem man alles kann – nur nicht Hochdeutsch! Sprache hat für mich etwas mit Kultur und Identität zu tun, die kann man nicht einfach so abklassifizieren.

Deswegen bekämpfe ich aber nicht jene bis aufs Blut, die sich dem „Denglisch“ hingeben. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, nachzufragen, wenn jemand ein Wort verwendet, das mir im jeweiligen Zusammenhang nichts sagt. Das hilft manchmal sehr; vielen Menschen scheint das aber peinlich zu sein. Gibt man damit etwa zu, ungebildet zu sein? Außerdem versuche ich, selbst das Deutsch zu sprechen, von dem ich hier die ganze Zeit schreibe. Ich betone „versuche“, denn es erfordert einen sehr hohen Grad an Aufmerksamkeit. Schließlich ist die Nachahmung eines der Talente, das den Menschen in der Entwicklung so weit gebracht hat, da kann es schon mal passieren, dass man einen Anglizismus aufschnappt und weiter verwendet.

Nun ist aber offenbar ein Grabenkrieg ausgebrochen. In der FAZ wirft Claudius Seidl Bastian Sick vor, arrogant und „von oben herab“ die „dummen Deutschen“, die ihre Sprache nicht richtig beherrschen, belehren zu wollen. Den Verein Deutsche Sprache beschimpft er als „Reinheitsfanatiker“. Na, wenn DAS nicht arrogant und von oben herab ist.

Andere führen Länder wie die BeNeLux-Staaten oder Skandinavien als Beispiel an, dort würden beispielsweise die Menschen „Zweisprachig“ leben, man würde nämlich Filme in englischer Sprache nicht synchronisieren, sondern nur mit Untertitel versehen. Das Argument geht allerdings völlig an der Sache vorbei, das macht man in diesen Ländern nicht, um die Kenntnis der Bevölkerung in englischer Sprache zu verbessern, sondern einfach nur, weil es sich finanziell nicht lohnt, einen Film beispielweise ins Holländische oder Finnische zu synchronisieren (im Gegensatz dazu ist Deutsch allein in Europa Muttersprache von ungefähr 100 Millionen Menschen).

Stellt sich die Frage: Was tun eigentlich die Englisch sprechenden Völker? Die sind bei der Sache doch fein raus, oder? Offenbar nicht. Im Zusammenhang mit meiner neuen Romanreihe habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie die internationale Gemeinschaft, um die es hier geht, sich untereinander verständigt. Ich kam dann auf die Idee, sie Esperanto sprechen zu lassen, damit keiner aufgrund seiner Muttersprache einen Vor- oder Nachteil haben würde. In dem Zusammenhang begann ich dann, über Esperanto nachzuforschen, auch über eventuelle Kritikpunkte. Ein Hauptkritikpunkt, so fand ich heraus, war das Argument, es lohne sich nicht, Esperanto zu lernen, da es kaum Leute gäbe, die diese Sprache sprechen (gleichzeitig wurde interessanterweise zugegeben, dass es viel einfacher wäre, Esperanto zu lernen, als eine andere Fremdsprache). Und auf einigen sehr verbittert klingenden Seiten fand ich die Kritik, Esperanto würde das Aussterben von „kleinen“ natürlichen Sprachen fördern.

Das war der Punkt, an dem ich nicht mehr mitkam. Auf der einen Seite heißt es, es würde sich ja sowieso nicht lohnen, Esperanto zu lernen, weil es ja kaum jemand spricht – auf der anderen Seite heißt es, Esperanto verdrängt kleine Sprachen? Und sinnigerweise fand ich diesen Vorwurf nur auf englischen Webseiten.

Und damit sind wir wieder am Anfang: Englisch sprechende Menschen werfen Esperanto vor, kleine Sprachen zu verdrängen, während ihre eigene Muttersprache auf dem Globus schon so verbreitet ist, dass es sogar Politiker gibt, die ihre Sprache in Zukunft nur noch als „Privat- und Freizeitsprache“ sehen, während im Berufsleben nur noch Englisch gesprochen wird?

Bin ich der einzige, dem das in irgendeiner Weise merkwürdig vorkommt?

Was sollen wir daraus lernen? Nun, in einer Fernsehsendung war eine amerikanische Schauspielerin zu Gast (leider weiß ich weder, welche Schauspielerin das war, noch welche Sendung). Gefragt nach dem Unterschied zwischen Amerika und Europa meinte sie, Amerika gleiche einem Eintopf, man könne zwar die verschiedenen Zutaten noch irgendwie erkennen, aber es sei doch alles zusammengekocht zu einer einheitlichen Masse, während Europa mehr einer Schüssel gemischten Salates gleiche. Es ist zwar alles in der gleichen Schüssel, aber dennoch blieben die einzelnen Zutaten erhalten.

Das ist eine interessante Sichtweise und die bislang beste, die ich gehört habe. Ich muss dabei immer an eine Kollegin aus der Firma denken, in der ich vor langer Zeit mal gearbeitet habe. Die Kollegin arbeitete in der so genannten „Auslandsabteilung“. Sie beherrschte mehrere Fremdsprachen, und das so gut, dass sie einfach hin- und her“schalten“ konnte. Sie führte ein Telefonat in Niederländisch, legte auf, das Telefon klingelte – Klick! Das nächste Telefonat wurde in Spanisch geführt. Das hat auch einen kaufmännischen Nutzen, denn fühlt man sich als Kunde bei einer Firma nicht gleich viel besser, wenn man in der eigenen Sprache angesprochen wird und weiß, jetzt kann ich eigentlich nichts missverstehen?

Es geht also im großen Zusammenhang nicht so sehr nur um die deutsche Sprache – es geht um Sprachen im Allgemeinen. Sie sind Bestandteil der Kultur eines jeden Landes und man sollte sie respektieren. Englisch ist quasi nur „aus reinem Zufall“ zur „Weltsprache“ geworden und wenn es der internationalen Verständigung dient, ist das gut. Aber deswegen sollte man andere Sprachen nicht als „Privat- und Freizeitsprachen“ abqualifizieren. Jede dieser Sprachen hat ihre Berechtigung. Englisch sollte es nur „dazu“ geben – nicht „stattdessen“! (Ausgenommen natürlich in jenen Ländern, deren Muttersprache Englisch ist.)

Leider denken Menschen manchmal in Schubladen. Wer die deutsche Sprache vor Sätzen wie „da mussten wir die headlines zu sublines ummorphen“ bewahren will, ist ganz schnell mal ein „Reinheitsfanatiker“. Andere werden vielleicht als „Anglizismenfetischisten“ bezeichnet. Die Wahrheit, die ja bekanntlich ein dreischneidiges Schwert ist, liegt – wie immer – irgendwo dazwischen.

Genießen wir doch unsere schöne Sprache, die Sprache der Dichter und Denker.

Der Downloadshop von Duden

Dem Deutscher Language – Unterlassene Übersetzungen

Willkommen zum zweiten Teil des kleinen Gedankenspiels über Anglizismen in der deutschen Sprache. Heute möchte ich mich speziell den englischen Phrasen widmen, die einfach nur deswegen in unsere Umgangssprach eingegangen sind, weil man eine Übersetzung – warum auch immer – unterlassen hat. Dabei geht es mir hauptsächlich um Filme und Fernsehserien und ich möchte mit einem Blick auf unsere französischen Nachbarn beginnen, die ja, wie bereits festgestellt, eine Regelung gegen zu viele Anglizismen haben. Deswegen wollen wir auch mit einer Serie beginnen, die in Frankreich einen völlig anderen Titel hat als bei uns.

CSI – Den Tätern auf der Spur
Im Titel der Serie erfährt der geneigte Zuschauer die Bedeutung der Abkürzung „CSI“: Crime Scene Investigation. Ich habe im letzten Eintrag schon darauf hingewiesen, dass die Franzosen diese Serie „Les Éxperts“ nennen. Wie wäre es mit dem deutschen Titel „Die Ermittler“? Oder „Die Tatortermittler“? Oder wörtlich übersetzt „Tatortermittlung“? Wahrscheinlich geht noch mehr… man muss nur nachdenken. Aber so hätte man auch die Ableger entsprechend nennen können: „Tatotermittlung Miami“ und „Tatortermittlung New York“. Übrigens wird auch in der Serie mit Anglizismen nur so um sich geworfen, wo sie nicht nötig sind. So war in „CSI: New York“ in einer Episode vom „Secret Service“ die Rede – hätte es so viel Mühe gemacht, „Geheimdienst“ zu sagen? Es geht mir aber um etwas völlig anderes, weswegen ich die Reihe der Serien mit diesem Titel eröffne: Man kann diesen Titel nicht wörtlich übersetzen, deswegen ist Kreativität gefragt bei dessen Umsetzung. Allerdings ist die Tendenz inzwischen eher so, dass man Titel erst gar nicht übersetzt, wie wir sehen werden.

SIX FEET UNDER – GESTORBEN WIRD IMMER
„Zwei Meter tief“, „Unter der Erde“ – wo ist das Problem? Der deutsche Untertitel wäre allein auch schon ein würdiger Titel für diese leicht morbide Serie.

WITHOUT A TRACE – SPURLOS VERSCHWUNDEN
Vollkommen überflüssig. Auch hier könnte der Untertitel allein als Serientitel herhalten, er übersetzt zwar nur sinngemäß, aber richtig. Was ist daran so schwierig? Tut die deutsche Übersetzung weh?

THE CLOSER
Benannt nach der Hauptfigur, einer Frau, die ihre Kriminalfälle immer „abschließt“ (to close = abschließen). Als ich den Titel zum ersten mal hörte, fragte ich mich allerdings wirklich, was er bedeuten soll, da „the closer“ auch mit „je näher“ übersetzt werden kann (zum Beispiel in „the closer you get to this“ = „je näher du da rankommst“). Eine wörtliche Übersetzung geht nicht, „Die Abschließerin“ klingt zu gestelzt. Mal ganz davon abgesehen, dass „The Closer“ geschlechtsneutral ist und man im Deutschen in die Bredouille geraten könnte, falls die Hauptdarstellerin aus der Serie aussteigt und durch einen Mann ersetzt wird.

EMERGENCY ROOM – DIE NOTAUFNAHME
Das ist eine Lachnummer – die Serie heißt im Original nämlich einfach „E.R.“. Also wird der englische Titel eingedeutscht, indem man die Abkürzung einfach ausschreibt – und die wörtliche deutsche Übersetzung noch hintendran hängt. „Die Notaufnahme“ – fertig.

SPACECENTER BABYLON 5
Noch eine Lachnummer… vielleicht sogar die größte. Die Serie heißt im Original einfach „BABYLON 5“ – ein Titel, der sogar international tauglich ist, weil er überall eigentlich gleich ist. Nur in Deutschland war man der Meinung, den dummen Zuschauern erklären zu müssen, was Babylon 5 eigentlich sein soll. Und man tat es, indem man dem Titel einen englischen Begriff vornanstellte, der auch noch falsch verwendet wurde: ein „Space Center“ ist mitnichten eine Raumstation, sondern ein Raumfahrtzentrum auf einem Planeten, wie beispielsweise das bekannte „Kennedy Space Center“.

BATTLESTAR GALACTICA
Hallo??!? Diese Serie hatte schon mal einen deutschen Titel – was ist an „Kampfstern Galactica“ auszusetzen?

LAW & ORDER
„Gesetz und Ordnung“, oder deutsch angepasst „Recht und Ordnung“. Nächster Fall, bitte!

FARSCAPE: THE PEACEKEEPER WARS
„Die Kriege der Friedenshüter“ – die deutsche Übersetzung bringt das Paradoxon erst so richtig zum Ausdruck.

CRIMINAL INTENT
Bedeutet wörtlich „Kriminelle Absicht“. Die Serie ist – was im Deutschen gar nicht so herauskommt – ein Ableger von „Law & Order“ und heißt im Original enstprechend: „Law & Order: Criminal Intent“. „Criminal Intent“ könnte im Juristendeutsch auch „strafbarer Vorsatz“ heißen. Also… „Recht und Ordnung: Strafbarer Vorsatz“. Und wieder ist Kreativität gefragt.

CRIMINAL MINDS
Das könnte man mit „Verbrechergedanken“ oder „Verbrechergehirne“ übersetzen, wobei letzteres nicht ganz korrekt ist, da das Gehirn ja die anatomische Struktur ist, „mind“ aber das umschreibt, was sich darin abspielt – und „Gedanken“ ist zu rational, weil „mind“ auch die emotionale Ebene meint.

COLD CASE – KEIN OPFER IST JE VERGESSEN
Sooooo… noch eine Ebene schwieriger: „Cold case“ heißt wörtlich „kalter Fall“ und umschreibt einen Kriminalfall, der ungelöst zu den Akten gelegt wird, um Jahre später nochmal aufgerollt zu werden. Das betrifft allerdings nur Mordfälle, da Mord nicht verjährt. Alle anderen Fälle werden nach Ablauf der Verjährung endgültig abgelegt, ob gelöst oder ungelöst. Hier ist der deutsche Untertitel wichtig zu erklären, um was es ungefähr geht. Irgendwelche Vorschläge?

CROSSING JORDAN – PATHOLOGIN MIT PROFIL
Das ist die härteste Nuss von allen, der Titel „Crossing Jordan“ enthält nämlich ein makaberes Wortspiel. Die Hauptfigur der Serie heißt „Jordan“ mit Vornamen, „crossing Jordan“ kann man in dem Fall übersetzen mit „Jordan über den Weg laufen“. Aber es ist genauso eine Redewendung, die auf Deutsch bedeutet „über den Jordan gehen“ (falls jemand diese Redewendung nicht kennt, es bedeutet so viel wie „sterben“, nur anders ausgedrückt). Das heißt, der Titel ist nicht übersetzbar, so dass das Wortspiel erhalten bleibt. Irgendwelche Meldungen aus dem Publikum?

Ich habe die letzten Serien absichtlich mit hier rein genommen, damit niemand sagen kann, ich würde es mir zu einfach machen und nur Titel nehmen, wo die deutsche Übersetzung auf der Hand liegt. Ich behaupte auch nicht, dass es einfach ist, aber ich habe den Eindruck, manchmal macht man es sich zu einfach. Englisch klingt toll und es sprechen ja heutzutage so viele Leute Englisch, da kann man so einen Titel einfach mal unübersetzt lassen. Ja, es sprechen mehr Leute Englisch als früher – aber wie gut? Eine Untersuchung hat nämlich ergeben, dass nicht wenige Menschen denken, der Begriff „fast food“ würde so viel bedeuten wie „Fast-Essen“, also „Beinahe-Essen“, weil es eben kein richtiges Essen ist, sondern nur „beinahe“. Die Frage ist also, versteht das Publikum unter einem englischen Begriff immer das, was es darunter verstehen soll? Oder funktioniert das vielfach nur über die Erklärung in der Werbung: „Die Serie heißt XYZ – darin geht es um Verbrecherjagd!“?

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote, die ich mal im Fernsehen aufgeschnappt habe, und die hierzu gut passt. Es war die Geschichte von einem Bayern, er kam aus München, glaube ich, der mit einem Freund zusammen die USA bereiste. Jener Bayer war der Meinung, das englische Wort „afraid“ würde, da es, wenn man es bayerisch las, vom Klang her sehr an das deutsche „erfreut“ erinnert, auch wirklich „erfreut“ bedeuten. So begrüßte er Freunde, die er in den USA gemacht hatte mit den Worten „I’m afraid to see you.“ Er dachte, er würde sagen: „Ich bin erfreut, Dich zu sehen.“ Er sagte aber: „Ich habe Angst, Dich zu sehen.“

Der Downloadshop von Duden

Ich liebe meine deutsche Sprache – oder: “Dem Deutscher Language”

„Englisch wird die Arbeitssprache. Deutsch bleibt die Sprache der Familie und der Freizeit, die Sprache, in der man Privates liest.“
(Günther Oettinger, derzeitiger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg)

„Ich glaube, es war gut, dass ich bei dem Gespräch mit Herrn Oettinger nicht dabei war, sonst hätte es garantiert in Baden-Württemberg eine neue Ohrfeigen-Affäre gegeben.“
(Dieter Hallervorden, deutscher Kabarettist, als Reaktion auf obige Äußerung)

Ich weiß nicht, wie es den meisten Deutschen geht, wenn sie an ihre Muttersprache denken, oder ob sie überhaupt darüber nachdenken. Ich aber hatte ein Erlebnis, das mich zum Nachdenken brachte, nachdem mir zuvor schon Kleinigkeiten aufgefallen waren. Genervt hatte es mich beispielsweise, wenn ein Mensch einen eigentlich in Deutsch verfassten Satz mit einer Armada von englischen Ausdrücken verunstaltete: „Da hab ich dann das file gedownloadet und gleich auf der harddisc gesaved…“ Doch dann gab mir etwas zu denken.

Das, was mir zu denken gab, begann mit einem kleinen Wort. Einem sehr kleinen Wort. Genau genommen ist es das kleinstmögliche Wort in der deutschen Sprache, denn es besteht nur aus zwei Buchstaben. Das Wort hieß „in“. An diesem Wort bin ich vor einiger Zeit hängen geblieben. Und das war dann der Anfang. Wie aber kann man an so einem kleinen Wort hängen bleiben? Den genauen Zusammenhang weiß ich nicht mehr, ich weiß nur noch, es war Anfang des Jahres 2003 und in irgendeinem Fernsehbericht fiel der folgenschwere Satz darüber, was in diesem Jahr alles sein würde. Das wurde so formuliert:

„Und noch viel mehr werden wir in 2003 sehen!“

Ich stutzte. „IN 2003“? Mein Sprachverstand blieb an dieser Redewendung hängen. Im Englischen hatte ich es schon oft gehört, „in 2003“ bedeutete dort so viel wie „im Jahr 2003“ oder auch „im Verlauf des Jahres 2003“. Aber im Deutschen? Hat der Sprecher da einen Fehler begangen – oder war mir diese Redewendung nicht geläufig, weil ich sie eben noch nie gehört hatte? Hier muss man hinzu fügen, dass ich Anfang 2003 32 Jahre alt war, die Wahrscheinlichkeit, in 32 Jahren eine solche Redewendung noch nie gehört zu haben, war sehr unwahrscheinlich. Dieses kleine Wort „in“ setzte sich in meinen Gedanken fest.

Nun haben wir 2006, und die Redewendung „in 2003“ ist mir häufiger wiederbegegnet, auch in aktualisierten Abwandlungen wie „in 2004“, „in 2005“ oder ganz neu „in 2006“, vor allem, wenn von der Fußballweltmeisterschaft die Rede ist. Und tatsächlich hat sich für mich bestätigt, was ich „in 2003“ schon geahnt habe: die Redewendung ist falsch. In seinem Buch „Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod“ schreibt Bastian Sick unter anderem über diesen Anglizismus, der es auf irgendeinem Weg geschafft hat, in die deutsche Umgangssprache einzusickern.
Aber warum? Viele Befürworter von Anglizismen behaupten, diese seien einfacher, eindeutiger und kürzer. Gut, „in 2006“ ist kürzer als „im Jahr 2006“, aber ich könnte auch einfach nur „2006“ sagen.
Dann begegnete mir noch etwas, als ich an einem meiner Science-Fiction-Romane schrieb. In einer Szene kam eine Raumfähre vor, die ich weltmännisch neu-deutsch als „Shuttle“ bezeichnete und sowas schrieb wie „Als das Shuttle auf dem Boden aufsetzte…“. Das Rechtschreibprogramm jedoch kreidete mir hier einen Fehler an. Als ich diesen kontrollierte, ließ mich das Info-Fenster wissen, dass es nicht „das Shuttle“ hieße, sondern „der Shuttle“. Im Gedanken ließ ich alle Tondokumente, die ich im Kopf hatte, Revue passieren. Nein, dass passte irgendwie nicht. Picard verlangte bei Star Trek stets „Machen Sie ein Shuttle klar.“ und nicht „Machen Sie einen Shuttle klar.“ Aber ich war verunsichert, so dass ich mein(en) Shuttle kurzerhand in „die Raumfähre“ umbenannte.
Auf diese Weise aufmerksam gemacht fielen mir immer mehr Anglizismen auf, von denen nicht in aller Aufrichtigkeit gesagt werden kann, dass sie auf korrekte Weise in der deutschen Sprache verwendet werden. Und ausgerechnet die von mir so verehrte Science Fiction hat einen großen Teil dazu beigetragen. Aber da geht es ja schon los. Wie genau will man „Science Fiction“ übersetzen? Korrekt wäre „Wissenschaftsdichtung“, aber das klingt sehr trocken. In den frühen Tagen sagte man „Phantastische Literatur“ dazu, aber dieser Begriff lässt sich sehr schlecht gegenüber der so genannten „Fantasy“ abgrenzen, was man heutzutage aber offensichtlich muss.
Die Science Fiction hat so ein wenig die Vorgabe gemacht, dass alles, was nach Zukunft, nach Modernem klingt, Englisch zu sein hat. Dem hat sich die Werbesprache angepasst, aber mal ganz ehrlich, wer versteht, was damit gemeint ist? Ganz interessant in dieser Betrachtung ist beispielsweise der Begriff „Zerealien„. Dieser tauchte zuerst in einer Werbung für einen Schokoriegel auf und war der Versuch, das englische Wort „cereals“ ins Deutsche zu übersetzen. Der Begriff leitet sich von der römischen Göttin „Ceres“ ab, die unter anderem für den Ackerbau zuständig war. Entsprechend sind „Zerealien“ Feldfrüchte, in der Werbung Bestandteile des Frühstücks, Cornflakes – pardon: Maisflocken – und dergleichen. Offensichtlich hat man es im Deutschen aber bisher nicht ganz so für nötig gehalten, für diese Gruppe Lebensmittel eine eigene Bezeichnung zu finden. Aber wenigstens wurde eine deutsche Variante des Begriffs verwendet.

Alle reden BSE!
Mit anderen Dingen tat man das nicht, und so trieb eine Mischsprache, genannt „Denglisch“, die seltsamsten Blüten. Man nimmt an keinem „Treffen“ mehr teil, sondern an einem „Meeting“; auf dem Flughafen sucht man nach dem „Gate“ und nicht nach dem „Flugsteig“; in Internet-Foren werden keine „Umfragen“, sondern „Polls“ veranstaltet; Mitarbeiter werden auf ein Treffen nicht mehr „vorbereitet“, sondern „gebrieft“.
Nehmen wir das Wort „checken“, das sich schon so eingebürgert hat, dass man es sogar in Deutsch konjugieren darf (ich checke, du checkst, er/sie/es checkt…). Seine urspüngliche Bedeutung, sowohl im Englischen als auch zunächst im Deutschen war „überprüfen, kontrollieren“. Im Deutschen wird es heute auch in einem anderen Zusammenhang gebraucht, und die Frage „Hast Du es endlich gecheckt?“ bedeutet nicht unbedingt, dass sich der Frager erkundigt, ob man ein bestimmtes Gerät überprüft hat.
Makaber wird es beispielsweise mit dem Begriff „body bag“, der im Deutschen ein Mode-Accessoir umschreibt, eine Tasche, die man sich so über die Schulter hängt, dass man sie eng am Körper trägt. War jemand schon mal in Amerika in einem Laden und hat nach einer „body bag“ gefragt? Der Ladeninhaber würde einen zum nächsten Bestattungsunternehmer schicken: „body bag“ bedeutet nämlich „Leichensack“.

Ein „Handy“ kennt man außerhalb Deutschlands nicht. Im Internet wird „downgeloadet“. Und wenn man genau nachdenkt, so kommt man auf noch viele unzählige Beispiele von Wörtern, die aus dem Englischen kommen und „irgendwie“ in unsere Sprache integriert wurden. Zumindest glaubt man das und gaukelt sich selbst damit vor, man wäre weltoffen, nur weil man jedem Trend hinterher hechelt. Das damit aber die Sprache nicht offener, sondern im Gegenteil immer verwaschener und unklarer wird, erkennt man kaum. Englisch sei die Weltsprache, heißt es, also kann man auch ruhig ein paar hundert Begriffe übernehmen, das hilft der Verständigung! Ach wirklich? Was hilft es der Verständigung, wenn wir im Deutschen einen englischen Begriff anders verstehen, als jemand, der Englisch spricht? Beispiel: siehe oben, „body bag“. Oder glaubt zum Beispiel jemand, dass ein Engländer in Deutschland versteht, was damit gemeint ist, wenn auf einem Laden das Schild „Back-Shop“ steht? Der Engländer muss denken, es handele sich um einen „Rücken-Laden“, vielleicht auch einen „Zurück-Laden“. Was bitte soll der denn verkaufen? Oder kann man da gekaufte Ware „zurück“ bringen, die einem nicht zusagt? Dass es sich in Wirklichkeit um eine Bäckerei handelt, erfährt unser englischer Freund erst auf den zweiten Blick.

Frankreich fing an, sich gegen die Schwemme der Anglizismen zu wehren, indem sie eine Reihe von Bestimmungen erließen, dass beispielsweise die Titel von Kino- und Fernsehfilmen oder -serien ins Französische übersetzt werden müssen. So trägt beispielsweise die Serie „CSI“(und deren Ableger) in Frankreich den Titel „Les Éxperts“, zu Deutsch: „Die Experten“, oder ganz in Deutsch: „Die Fachleute“. Ob „Star Wars“ in Frankreich wohl auch seinen angestamten Titel „La Guerre des Étoiles“ behalten durfte? Aber da kommen wir schon zum Nächsten: In mehreren Episoden der Sternensaga ist im Deutschen von dem galaktischen Territorium die Rede, in dem unter anderem der Planet Tattuine liegt: das „Outer Rim“. Das bedeutet im Deutschen schlicht „Randzone“. Oder der notorische Bösewicht namens „Count Dooku“, dessen eingedeutschter Titel, nämlich „Graf Dooku“ für manche Zuschauer einfacher verständlich gewesen wäre.

Machen wir mal ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn es eine ähnliche Bestimmung wie in Frankreich auch in Deutschland gäbe? Huch! Das klingt nach Deutschtümelei. Das ist vielleicht der Grund, warum Frankreich es geschafft hat, nicht jeden sprachlichen Müll zu übernehmen, das in Deutschland aber sehr schwierig ist: Man könnte mit so einer Forderung eventuell an den rechten Rand gerückt werden. Die Deutschen schämen sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr nur, dass sie Deutsche sind, sie schämen sich auch der deutschen Sprache.
Mir egal, versuchen wir es trotzdem. Hmmm… komisch, manche Dinge würde man auf einmal verstehen. Und manche Dinge würden schonungslos ihre Gewöhnlichkeit offenlegen.

Voltaire meinte zu dem Thema:

„Verwendet nie ein neues Wort, sofern es nicht
drei Eigenschaften besitzt: Es muß notwendig,
es muß verständlich und es muß wohlklingend sein.“

Ach, noch etwas: Die Merkwürdigkeiten im Umgang mit der deutschen Sprache haben inzwischen ausgereicht, dass von „Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod“ bereits mehrere Fortsetzungen erschienen sind, Teil 2 und Teil 3.

Der Downloadshop von Duden

Lade dieses Lied nicht runter! Das Neueste von “Weird Al” Yankovic und ein paar Gedanken über das Urheberrecht

Wie bekannt „Weird Al“ Yankovic in Deutschland oder in Europa ist, kann ich nicht sagen. Alles, was ich weiß, ist, dass seine Lieder bei uns eigentlich nicht im Radio gespielt werden, was sehr schade ist. Dafür durfte das deutsche Publikum ihn im Kino bestaunen, und zwar in „Die nackte Kanone“, „Die nackte Kanone 33 1/3“ und „Agent 00“. Während er in den ersten beiden Filmen einen Kurzauftritt hat, hat er für den Film „Agent 00“ das Titellied „Spy Hard“, das im Stil des James-Bond-Titelliedes „Thunderball“ aufgemacht ist, geschrieben und gesungen.

Und da sind wir auch schon bei den Dingen, die „Weird Al“ so komponiert: Es sind Parodien, meistens auf ein direktes Vorbild bezogen. Michael Jacksons „Bad“ wird zu „Fat“, „Beat it“ zu „Eat it!“, Madonnas „Like a Virgin“ zu „Like a Surgeon“… und so weiter. Aber er komponiert auch selbst, zumeist auch parodistische Lieder (wie zum Beispiel „You don’t love me anymore“, in welchem er feststellt, dass seine Partnerin ihn wohl nicht mehr liebt, denn sie hat seinen Kaffee vergiftet, seine Bremsen am Auto manipuliert, sein Gesicht auf den heißen Grillrost gedrückt, ihn in den Aufzugschacht geschubst… etc.). Ich selbst bin durch einen Zufall auf „Weird Al“ aufmerksam geworden und seither ein Fan von ihm, wenngleich es schwierig war, in Deutschland – vor allem in Nicht-Großstädten – seine CDs zu kriegen.

Von seiner neuesten CD habe ich nun zufällig ein Lied entdeckt, das wunderbar in die auch in Deutschland geführte Debatte um Urheberrechte und Lieddownloads hineinpasst. Es heißt (passenderweise) „Don’t download this Song“, einen Link zum Video gibt es ganz unten. Das Lied kann man auf Yankovics „myspace“-Seite sogar herunterladen. Und das kostenlos. Kein Witz. Und es ist es wirklich wert, denn es ist herrlich ironisch, wie man es von ihm kennt, etwa als er begründet, warum Künstler wie er unbedingt das Geld aus dem Verkauf der Lieder brauchen: „And diamond-studded swimming pools, these things don’t grow on trees…“
Doch bei aller Liebe für die Ironie – in letzter Zeit habe auch ich mir viele Gedanken über das Urheberrecht und die Debatte gemacht, die so geführt wird. Vor allem, seit in einigen Ländern die so genannten „Piraten-Parteien“ aufgekommen sind, die ganz offensichtlich die Abschaffung des Urheberrechts verlangen.

Als Autor bin auch ich ein Nutznießer des Urheberrechts. Das Urheberrecht schützt mein geistiges Werk. Und der Schutz ist so groß, dass ich nicht einmal – selbst wenn ich es wollte – mein Urheberrecht verkaufen könnte. Ich kann es lediglich lizensieren. Mehr nicht. Und jeder, der mein Urheberrecht verletzt, macht sich strafbar. Was aber wollen die Menschen, die dessen Abschaffung verlangen? Und auf was für ein „Recht“ berufen sie sich?

Ehrlich gesagt habe ich das nicht ganz kapiert. Vielleicht ist es eine Sache, die sich bei uns im Zuge der „Geiz-ist-geil“-Mentalität eingebürgert hat. Oder um es mit den Worten von Musikproduzent Thomas Stein zu sagen: „Die Leute zahlen 2 Euro und mehr für einen Klingelton, weigern sich aber, für ein Lied 99 Cent zu zahlen.“

Ich sehe im Internet auch vermehrt immer wieder Hinweise darauf, dass „Raubkopierer“ kriminalisiert werden. Dann wird das Strafgesetzbuch zitiert und zum Beispiel der trotzige Spruch gebracht: „Wenigstens bin ich kein Kinderf***“, weil auf Kinder-Pornographie die gleiche Strafe steht wie auf Raubkopien verteilen. Was dabei aber gerne übersehen wird, ist der kleine Zusatz „bis zu“. Es heißt nämlich nicht, dass ein Raubkopierer, der erwischt wird, automatisch fünf Jahre ins Gefängnis kommt, sondern fünf Jahre sind die Höchststrafe, die ein Gericht verhängen darf. Außerdem wird hierbei außer Acht gelassen, dass das Verteilen von pädophilen Pornos im Zweifelsfall nur einen Teil einer Gesamtstraftat darstellt. Genauso wie bei einem anderen Beispiel.

In der Signatur in einem Internetforum habe ich gesehen, dass jemand den Vergleich zieht, auf Raubkopien stehe fünf Jahre Strafe, und auf „Herbeiführen einer nuklearen Explosion“ ebenso. Der Schreiber will damit implizieren, dass jemand, der etwas vergleichsweise Schlimmeres gemacht hat genauso bestraft wird wie der „harmlose“ Raubkopierer. So denken Juristen aber nicht. Deswegen will ich mal ein Beispiel aufmachen. Der Terrorist A ist sauer auf das Land B. Um es dem Land mal so richtig heimzuzahlen, will er in der Großstadt C, in der 100.000 Menschen leben, eine Atombombe detonieren lassen. Tatsächlich gelingt ihm das, die Großstadt C und ihre Umgebung wird in Schutt und Asche gelegt, sämtliche 100.000 Einwohner sterben, und an den Folgen des nuklearen Fallouts sterben weitere 50.000 Menschen aus der Umgebung und noch einmal 30.000 Menschen leiden an Folgeerkrankungen. Außerdem ist das Gebiet von C auf Generationen hinaus radioaktiv verseucht. Aber Terrorist A ist sehr unvorsichtig vorgegangen und wird erwischt. Nun die Frage: Glaubt allen Ernstes jemand, die größte Sorge von Terrorist A könnte es sein, dass man ihn wegen „Herbeiführen einer nuklearen Explosion“ anklagt? Nein, denn Terrorist A würde wegen folgender Punkte zur Rechenschaft gezogen werden:

  1. Unerlaubter Besitz von spaltbarem Material
  2. Unerlaubter Besitz von Sprengstoff
  3. Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion
  4. Herbeiführen einer nuklearen Explosion
  5. Mord in 100.000 Fällen
  6. Vorsätzliche schwere Körperverletzung mit Todesfolge in 50.000 Fällen
  7. Vorsätzliche schwere Körperverletzung in 30.000 Fällen
  8. Vorsätzliche Sachbeschädigung für die Zerstörung der Stadt C
  9. Vorsätzliche Sachbeschädigung für weitere Schäden
  10. Wahrscheinlich gäbe es noch etliche andere Punkte, die mir aber jetzt gerade nicht einfallen.

(Zu Punkt 2 und 3: Um eine nukleare Explosion herbei zu führen, müssen zwei so genannte „unterkritische Massen“ zu einer „kritische Masse“ an spaltbaren Material zusammengeführt werden, dies geschieht in der Regel, in dem die zwei Massen getrennt bleiben und durch eine herkömmliche Sprengstoffexplosion zusammengebracht werden.)

Der Vergleich mit dem Strafmaß für „Raubkopierer“ trifft also nur bedingt zu. Denn Jurist zerteilen eine Straftat in ihre Bestandteile. Natürlich wird den Terrorist A aus obigem Beispiel nicht einfach nur eine Strafe von 5 Jahren erwarten wegen „Herbeiführung einer nuklearen Explosion“. Er wird eine wesentlich höhere Gesamtstrafe zu erwarten haben. Analog könnte man das Beispiel eines „Raubkopierers“ aufbauen, der die CDs, auf die er Lieder unrechtmäßig kopiert, im Laden gestohlen hat. Dieser wird natürlich nicht nur wegen des Urheberrechts, sondern auch wegen des Ladendiebstahls verurteilt.

Ähnlich ist es bei der Kinderpornographie. Der erwähnte Tatbestand bezieht sich lediglich auf das „Verbreiten“, aber wenn man dem Täter nachweisen kann, dass er direkt beim Filmen dabei war, wird dies natürlich auch geahndet.

Was mir auch nicht ganz einleuchtet, ist das Argument, den meisten Verdienst würden nicht die Künstler, sondern beispielsweise die Musikindustrie machen. Das mag schon sein, aber wenn jemand ein Lied von einer Tauschbörse kostenlos herunterlädt, dann kriegt der Künstler ja auch nichts. Oder will mir jemand erzählen, dass Leute, die bei Tauschbörsen herunterladen, dem entsprechenden Künstler einen kleinen Obulus überweisen? Und eine völlige Aufgabe des Urheberrechts würde genau das verschärfen: der Künstler kriegt nichts, denn ohne Urheberrecht hat er ja keinen Anspruch darauf. Sicherlich mag es einen gewissen „Anpassungsbedarf“ an die neue Situation geben. Die Lage, aus der heraus sich die Vormachtstellung der Konzerne der Musikindustrie entwickelt hat, hat sich gewandelt, denn früher waren sie es, die als einzige den Künstlern die Möglichkeiten zur Verfügung stellen konnten, ein breites Publikum zu erreichen. Durch neue Technologie, die es praktisch jedem ermöglicht, CDs oder DVDs zu brennen und durch das Internet als Verbreitungsmöglichkeit hat sich das geändert. Auch die Möglichkeit, Tonstudios zu nutzen. Nichtsdestotrotz hat ein Künstler immer noch Ausgaben, um sein geistiges Produkt der Öffentlichkeit darbieten zu können. Und die Bereitschaft, für geistige Produkte zu zahlen, scheint im Allgemeinen abgenommen zu haben.

Aber nicht minder radikal ist die Seite der Industrie. Wo „Piraten-Parteien“ die Abschaffung fordern, fordern sie totale Verschärfung der Gesetze. Ihre Idee ist es, dass niemand mehr irgendwas kopieren darf. Auch keine private Kopie eines Originals, das man besitzt, was ja im Moment noch legal ist. Sie wünschen sich vielleicht, dass alles so bleibt wie früher. Wie „früher“? Wann denn „früher“? „Früher“, als man sich Lieder vom Radio auf Cassette überspielte? Oder auch mal eine Schallplatte? Als es noch keinen Kopierschutz gab, auch nicht auf Kauf-Videocassetten? Der Markt hat sich gewandelt und einfach an einem gewissen „Status Quo“ festzuhalten, wird nichts bringen. Es wird nur den Volkszorn auf sich ziehen. Genauso muss sich die Industrie wandeln und neue Ideen hervorbringen. Was zum Beispiel ist so unglaublich toll daran, wenn einzelne Lieder eines Künstlers zum Herunterladen 0,99 Euro kosten, ein ganzes Album mit 10 Liedern aber 9,90 Euro?

Ausgerechnet jemand, der schon viel Schelte für sein Vermarktungsverhalten gekriegt hat, scheint aber nun zumindest ein wenig die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: George Lucas. In einem Interview gab er kürzlich bekannt, dass er nicht vorhabe, noch sehr viele Kinofilme zu produzieren, da sich der Filmmarkt wandeln und man sich auf neue Formate einstellen müssen wird.
Es ist eine paradoxe Situation, denn wie immer gibt es auf beiden Seiten Menschen, die Recht haben und solche, die eine Situation nur ausnutzen wollen. Jene, denen die die Kriminalisierung von Kopien zu weit geht, unter denen es aber auch jene gibt, die einfach nur alles kostenlos haben wollen – und auf der anderen Seite jene, die die Rechte der Künstler schützen wollen, unter denen es aber auch jene gibt, die nur ihre Pfründe und den damit verbundenen übermäßigen Profit schützen wollen.

Allerdings bin ich persönlich der Ansicht, dass radikale Ideen dem ganzen nicht zuträglich sind. Das Urheberrecht tut gute Dienste und es einfach abzuschaffen würde einen „kulturellen Dschungel“ schaffen, in dem gnadenlos das Recht des Stärkeren gilt – und damit wäre den Künstlern auch nicht geholfen.

„Weird Al“ Yankovic geht schon mal einen neuen Weg, indem man sich einige seiner Lieder auf seiner Seite anhören und sogar legal und kostenlos herunterladen kann. Und dieser Link führt zum Video:
Don’t Download This Song

Add to My Profile | More Videos

Gehen lassen

Nun ist der Übergang geschafft. Nicht nur vom Datum her, sondern auch von den Seiten her. Der letzte Beitrag für das alte Weblog wurde geschrieben. Und von jetzt an geht es hier weiter. Noch etwas, das gehen darf.

Wie aber kann man Dinge gehen lassen? Nun, ich selbst mache von drei Organisationen Gebrauch – vier, wenn man die Müllabfuhr mitzählt; manche Dinge haben nun mal nur noch einen Weg anzutreten…

Nr. 1: Sammlungen
Gerade in den letzten Wochen habe ich einiges an die Altkleider-Sammlung gegeben. Es war notwendig, denn ich musste feststellen, dass es einige Kleider gab, die mir schlicht und ergreifend nicht mehr passten, weil sie schon geraume Zeit in meinem Schrank lagen. Nun, auf diese Weise hoffe ich, dass es jemanden gibt, der Verwendung dafür hat. Die Straßensammlung, die das Rote Kreuz zufällig in dieser Zeit machte, kam mir da sehr gelegen.

Nr. 2: eBay
Dazu muss ich jetzt nicht wirklich was sagen, oder? Das Nr.1-Auktionshaus dürfte bekannt genug sein. Vielleicht sollte ich nochmal die Ansichten von Hans-Peter Zimmermann wiederholen (siehe vorigen Beitrag), der in Geld eine Form der Energie sieht. Bei eBay kann man Dinge, die nur herumstehen, Platz wegnehmen und Staub fangen, in Energie transformieren. Und diese Energie kann man für Neues verwenden.


Nr. 3: Hitflip
Das habe ich auch im vorigen Beitrag angesprochen. Prompt habe ich eine Frage gekriegt, was das denn sei. Hitflip ist – im Moment jedenfalls – noch nicht so bekannt, obwohl gerade auch das Fernsehen in letzter Zeit über die Tauschplattform berichtet hat. Deswegen hier ein paar Informationen darüber, wie Hitflip funktioniert.
„Hitflip“ ist eine Tauschbörse für DVDs, CDs, Bücher und Computerspiele. Allerdings nicht wie diese Downloadplattformen, bei denen man ständig mit einem Bein im Gefängnis steht. Nein, es ist legal, denn es geht um Originale. Wenn man – so wie ich – zum Beispiel DVDs hat, die man sich mal gekauft hat, aber nun feststellt, dass man sie sich doch nicht mehr anschaut, so kann man diese bei Hitflip einstellen. Das funktioniert über den EAN-Code (bei Büchern entsprechend die ISBN), den man eingibt. Hitflip kann anhand des Codes identifizieren, um welches Produkt es sich handelt. Jedes Produkt hat einen gewissen „Wert“, der in so genannten „Flips“ ausgedrückt wird. So haben DVDs beispielsweise einen Wert zwischen 2 und 4 Flips, ganze Staffeln von Serien auf DVD beispielsweise 7 Flips. Wenn ich nun ein Produkt einstelle, das ein anderer haben möchte, bekomme ich eine Mitteilung, wem ich das Produkt zu schicken habe, kann mir sogar einen Adressaufkleber ausdrucken lassen und nach meinem Versand werden meinem Konto die enstprechenden Flips gutgeschrieben.

Diese Flips kann ich dann natürlich dazu verwenden, andere Produkte anzufordern. Wie schnell ich diese Produkte bekomme, hängt davon ab, wieviel andere Mitglieder von Hitflip das gleiche haben wollen und wie oft es zum Tauschen angeboten wird. Wenn also heute eine DVD neu auf den Markt kommt, dann wird sie morgen nicht gleich bei Hitflip angeboten werden. Als jemand, der ein Produkt bekommt, muss ich eine Gebühr von 0,99 Euro an Hitflip zahlen. So finanziert sich das ganze. Gleichzeitig werden von meinem Flip-Konto die entsprechende Anzahl Flips abgebucht.

Natürlich, sollte ich feststellen, dass das Produkt, das ich erhalten habe, nicht meinen Vorstellungen entspricht (zum Beispiel ein Film auf DVD, dessen Handlung doch schlechter war als gedacht), kann dieses sofort wieder bei Hitflip einstellen und weitertauschen. Wenn es jemand anderes haben will, bekomme ich meine Flips wieder gutgeschrieben und kann das nächste Produkt tauschen.

Wenn ich gar nichts zu tauschen habe, kann ich auch Flips kaufen, die Preise sind gestaffelt, sprich: Je mehr Flips auf einmal ich kaufe, desto billiger wird 1 Flip. Weiter gibt es keinerlei Kosten, kein Abo, keine Verpflichtung, keine Anmeldegebühr, nichts. Man kann sich also anmelden und sich das ganze mal anschauen, ohne Verpflichtung.

Die Flips bieten eine gewisse Sicherheit, denn damit ist eindeutig festgelegt, was ein Produkt „kostet“. Wenn ich also eine bestimmte DVD haben will, kann ich sichergehen, dass sie nur die angegebene Anzahl Flips kostet, unabhängig davon, von wem ich sie erhalte. Sollte ich der Meinung sein, dass ein „Flip-Preis“ für ein Produkt zu hoch oder zu niedrig angesetzt ist, so kann ich mit den Leuten von Hitflip Kontakt aufnehmen und sie darauf hinweisen.

Hitflip - 1 DVD gratis

Dies sind meine drei Möglichkeiten, Dinge gehen zu lassen. Und gerade jetzt habe ich wieder die Feststellung gemacht, dass es mir leichter fällt und sich besser anfühlt, als ich gedacht habe. Vermutlich braucht es aber die Erfahrung, etwas zu haben, von dem man mal dachte, man brauche es unbedingt, nur um dann festzustellen, dass dem nicht so ist, um in Zukunft einen besseren Blick für Notwendiges zu haben. Von einigen Sachen, die ich hinter mir gelassen habe, dachte ich früher, dass ich das niemals könnte. Ich könnte nicht ohne sie auskommen. Aber es geht doch. Denn es bleibt immer etwas anderes erhalten.