Digitales Quartett: #afterjauch – oder „Digitale Demenz – wtf?“ [Video]

Der Name Manfred Spitzer geistert derzeit durch die Medien, seien sie nun digital oder analog. Der Mann, der das Buch über „Digitale Demenz“ geschrieben hat, zieht derzeit durch die Talkshows der Nation und gleichzeitig zu Feld gegen „den Computer“ oder wahlweise „das Internet“. Sein Credo: Durch zu frühe und zu häufige Verwendung des Internets verblöden die Menschen. Kritiker werfen ihm vor, unsauber in seiner Argumentation zu sein und Gegenstandpunkte einfach nicht gelten zu lassen, egal wie gut argumentiert wird. Nun war der Mann zu Gast in der letzten Sendung von Günther Jauch in der ARD, die den Titel trug: „Achtung, Computer! Macht uns das Internet dumm?“ Ole Reißmann stellt bei Spiegel Online lapidar fest, dass man auf die gleiche, dumme Weise auch fragen könnte: „Achtung, Herd! Macht uns das Kochen dick?“

Daniel Fiene und Thomas Knüwer wollten indes die Sendung so nicht stehen lassen, also organisierten sie ihrerseits eine „Talkrunde“. Das ganze entstand sehr spontan und wurde mittels Google Hangout aufgezeichnet. Wenn auch noch ein paar technische Schwierigkeiten dabei waren, so ist die Sendung, die bei Twitter mit dem Hashtag „#afterjauch“ besprochen wurde, doch eine gute Aufbereitung und eine Erweiterung des Themas. Und mit Sicherheit näher an der Realität dran als der aufgeregte und missionarische Auftritt des Herrn Spitzer bei Jauch. Hier ist das Video zum Anschauen:

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Direkter Link zum Video: http://youtu.be/QS1WsF8c82g

Batman – The Dark Knight und andere: Parallele Dimensionen und ihre Manifestationen

Die Batman-Comic-Geschichte „Ende einer Legende“ (Original: „To Kill a Legend“) von Alan Brennert, Dick Giordano und Adrienne Roy aus dem Jahr 1981 beginnt verstörend für Bruce Wayne. Er hat einen Alptraum, in dem die Ereignisse um den Tod seiner Eltern wiederholt werden. Da er danach nicht mehr einschlafen kann, legt er das Batman-Kostüm an und begibt sich in die Nacht. Es dauert nicht lang, und er wird Zeuge eines Überfalls. Er kann die Täter überwältigen, doch einer von ihnen flieht. Er folgt ihm in eine Sackgasse, wo plötzlich Nebel aufkommt, in dem der Verbrecher verschwindet. Batman durchquert den Nebel ebenfalls – und findet sich plötzlich am anderen Ende von Gotham City wieder, genauer gesagt in der Gasse, in der seine Eltern ermordet wurden. Und gerade als ihm der Verbrecher zu entkommen droht, kommt Robin dazu und hält ihn auf. Batman ist überrascht – Robin sollte eigentlich auf dem Weg nach Europa sein.

Genau in dem Moment taucht ein Fremder auf, den Batman mit „Phantas“ (Original: „Phantom Stranger“) anredet. Er hat alles, was geschehen ist, arrangiert, um Batman eine einmalige Chance zu bieten. Es gibt, so erklärt er, viele parallele Universen, mit vielen Erden. Auf einer davon wurden 40 Jahre zuvor Bruce Waynes Eltern ermordet. Der junge Bruce schwor Rache und wurde zu Batman. 20 Jahre zuvor sah der Bruce Wayne dieser Welt, wie seine Eltern starben. Nun seien wiederum 20 Jahre vorbei, und der Zyklus wird sich auf einer dritten Erde wiederholen – Thomas und Martha Wayne werden sterben, es sei denn, Batman reist in diese parallele Welt, um es zu verhindern. Phantas hat auch eine einleuchtende Begründung: Trotz seiner ganzen Heldentaten fühlt sich Bruce immer noch mitschuldig am Tod seiner Eltern. Nun kommt er die Chance, es ungeschehen zu machen – zumindest in einer parallelen Welt.

Batman und Robin reisen in die Parallelwelt. Ihre erste Begegnung mit dem erst achtjährigen Bruce Wayne lässt Robin schmunzeln, macht ihn aber auch nachdenklich. Bruce ist ein verzogener Millionärs-Balg. Wie wird sich sein Charakter entwickeln, wenn er den Tod seiner Eltern nicht miterleben muss und nicht zum Verbrecherjäger wird? Während Batman nach Joe Chill – dem zukünftigen Mörder des Ehepaar Wayne – sucht, geht Robin in Zivil als Dick Grayson in die Bibliothek von Gotham City. Sehr zu seinem Entsetzen findet er heraus, dass es auf dieser Parallelwelt keinerlei Heldemmythologie gibt, keinen Herakles, keinen Robin Hood, nichts. Als er die Sternenkarten durchsieht, muss er feststellen, dass die rote Sonne, um die Krypton – der Heimatplanet von Superman – kreist, auch nicht existiert. Also wird es Superman auf dieser Welt nicht geben. Haben die beiden überhaupt das Recht, das Schicksal aufzuhalten und dieser Welt möglicherweise ihren einzigen Superhelden vorzuenthalten?

Als es schließlich jedoch zur Konfrontation kommt, lässt auch Robin alle Bedenken fallen. Sie greifen ein, Batman bringt den Mörder seiner Eltern zur Strecke, bevor er zuschlagen kann. Sofort taucht Phantas wieder auf und bringt sie zurück – ihre Aufgabe auf dieser Welt sei erledigt. Was aus dem jungen Bruce Wayne wird, erfahren sie nicht.

Aber der Leser erfährt es: Beeindruckt von dem Fremden im Fledermauskostüm, der ihn und seine Eltern gerettet hat, ändert sich der Charakter des Jungen. Er wird ruhiger, beschäftigt sich mit Büchern – und er trainiert, denn eines Tages wird er Batman sein, aber nicht aus Rache, sondern aus Respekt vor dem Leben.

Die Möglichkeit paralleler Dimensionen hat viele Menschen fasziniert, seit deren Existenz  – zumeist im Zusammenhang mit Science-Fiction-Geschichten – diskutiert wird. Manche gehen gar so weit, die Möglichkeit von Paralleluniversen herzunehmen, um zu beweisen, dass Gott nicht existiert. So weit möchte ich nicht gehen, mir geht es um etwas anderes, den parallelen Welten von Geschichten. Eine Geschichte kann tatsächlich in verschiedenen Parallelwelten existieren, und seit es die neuen Medien gibt, sogar noch mehr. Verschiedene Faktoren sind es, die zur Entstehung dieser Welten beitragen. Um das darzulegen, möchte ich in die Welt, oder besser gesagt, die Welten des „dunklen Ritters“ zurückkehren.

  • Batman

Batman wurde 1939 von Bob Kane und Bill Finger als Comic entwickelt. Es handelte sich um einen typischen Superhelden, der das Verbrechen bekämpft. Doch er sollte anders sein als beispielsweise Superman. Superman sah seine Berufung zum Superhelden in den besonderen Kräften, die er als Bewohner eines anderen Planeten auf der Erde hat, getreu dem Motto: „Der Gebrauch der Kräfte, die man hat, ist man denen schuldig, die sie nicht haben.“ Batman hingegen sollte ein „normaler“ Erdenbürger sein, also überlegte man sich eine Motivation für ihn. Diese wurde schließlich der Tod seiner Eltern, den er im Alter von 8 Jahren mit ansehen musste. An deren Grab schwört der junge Bruce Wayne, seine Heimatstadt Gotham City vom Verbrechen zu befreien. Er eignet sich diverse Kampftechniken und ein umfangreiches Wissen über Kriminologie an. Eine Fledermaus, die sich in sein Arbeitszimmer verirrt hat, inspiriert ihn dazu, sich die Geheimidentität „Batman“ zuzulegen und ein entsprechendes Kostüm zu tragen, das die Verbrecher in Angst und Schrecken versetzen soll. Die Motivation für seine Taten war Vergeltung für den Tod seiner Eltern. Dieses Ziel verfolgte er mitunter auch mit äußerster Gewalt.

In den 1960er Jahren änderte sich das Bild, als eine Fernsehserie und schließlich ein Kinofilm über den Mann im Fledermauskostüm entstand. Die Serie war allerdings zur Hauptsache von ihrer Selbstironie geprägt und nahm das Genre, dem sie angehörte, mehr als einmal auf den Arm. Batmans Ausrüstung wurde so unglaublich erweitert, dass sein Gürtel irgendeine Ausrüstung gegen fast alles hatte, vom „Bat-Anti-Hai-Spray“ bis zum „Bat-Taschentuch“. In der Serie ging es darum, wie Batman und sein Compagnon Robin mit der ständigen Bedrohung der Stadt durch irgendwelche Superschurken Herr werden. Haarsträubende Schlussfolgerungen führten ihn stets auf die richtige Spur, und am Schluss siegte das Gute. Batmans Motivation geriet in den Hintergrund, genauso wie die seiner Gegner, die eben einfach „Bösewichte“ waren. Man könnte sagen, in dieser parallelen Welt, die das Fernsehen erschaffen hatte, herrschte kein psychologischer Tiefgang. Vermutlich erzählt man sich hier die Legende von Robin Hood genau so, wie Mel Brooks sie in „Helden in Strumpfhosen“ dargestellt hat (und da befindet sich der hiesige Batman in guter Gesellschaft, der selbst welche trug) und möglicherweise befindet sich in der Nachbarstadt des Gotham dieser Erde das Polizeihauptquartier der „Police Squad“, in der Frank Drebbin sein Unwesen trieb.

Ende der 1980er Jahre tat sich ein weiteres Paralleluniversum auf, das wiederum ganz anders aussah, wenngleich auch wieder eine psychische Ebene ins Spiel kam. Tim Burton produzierte den ersten Film einer neuen Batman-Reihe, die es auf vier Teile bringen sollte. Die Bewohner dieser Parallelwelt hatten einen gewissen Sinn für den übermäßigen Kitsch, wenn man sich betrachtet, wie Gotham City aussieht. Aber die Motivation von Bruce Wayne, sich des Nächtens eine dunkle Rüstung anzuziehen und sich über die Dächer der Stadt zu hangeln auf der Suche nach Verbrechern, wurde wieder in den Fokus genommen. In dieser Realität waren allerdings ein paar Fakten verändert. So wurde beispielsweise der Kriminelle Jack „Joker“ Napier statt Joe Chill zum Mörder des Ehepaar Wayne.

Vor einigen Tagen kam nun der dritte Teil der so genannten „Dark Knight“-Trilogie um Batman in die Kinos. Hier wurde die Geschichte erneut von vorne erzählt, erneut mussten Thomas und Martha Wayne sterben, damit ihr Sohn zum Superhelden werden konnte. Im Gegensatz zu der humorigen Variante und der Popcorn-Kinoversion wurde alles etwas düsterer und auch realistischer dargestellt – soweit man hier von „realistisch“ sprechen kann.

  • Star Trek

Bei Star Trek hat man öfters mal mit Paralleluniversen gespielt und auch mit alternativen Zeitlinien. Meistens wurde durch irgendetwas die Zeitlinie verändert und es war die Aufgabe der Serienhelden, diese Änderung wieder in Ordnung zu bringen. Dann entschloss das Studio sich dazu, das Star-Trek-Franchise zu „rebooten“ und tat das wiederum mit einer alternativen Zeitlinie. Ich gebe zu, als „Star Trek“ in die Kinos kam, hatte ich bedenken, dass Kirk, Spock und die Besatzung der Enterprise ganz am Ende die ursprüngliche Zeitlinie wieder herstellen würden. Es war ein mutiger und richtiger Schritt, das nicht zu tun. Denn so war es nicht einfach irgendein „Reboot“, dieser Reboot passte genau in die Multiversen von Star Trek.

  • James Bond

Genau die letzte Bemerkung kann man leider auf James Bond nicht übertragen. Auch hier sah man die Notwendigkeit, einen Reboot zu machen, allerdings in einer verwirrenden Konstellation. Bond wird mit „Casino Royale“ als Agenten-Neuling in die Gegenwart geholt, die ganze Geschichte von „Doktor No“ bis „Stirb an einem anderen Tag“ hat in diesem Universum nie stattgefunden. Trotzdem ist „M“ in beiden Universen die gleiche Person.

Gut, bei James Bond hätte man noch dazu das Problem gehabt, dass eine Erklärung mit „Paralleluniversen“ überhaupt nicht reingepasst hätte. Bei aller Phantastik, die zu den Bond-Geschichten gehört, das wäre selbst für den scheinbar unsterblichen Superagenten eine Spur zu dick gewesen. Außerdem gab es ja schon zwei parallele Universen, das der Romane und das der ursprünglichen Filmreihe. In den Romanen hat Bond beispielsweise in „Man lebt nur zweimal“ ein Kind mit Kissy Suzuki, in den Filmen nicht.

Durch den Neustart ist Bond in der Gegenwart angekommen, ohne die „Altlasten“ tragen zu müssen. Man hat sich nämlich nicht getraut zu erklären, warum Bond alle paar Filme sein Aussehen ändert und dabei ständig jünger wird. Und ein Bond mit dem Aussehen von Daniel Craig, der aber seit den 1960er Jahren bereits beim MI6 arbeitet… das wäre auch schon wieder Science Fiction.

  • Kampfstern Galactica

Bei „Kampfstern Galactica“… tja. Ein weiterer Neustart und eine leichte Andeutung im Pilotfilm der neuen Serie, wo man sah, dass die Cylonen mal so aussahen, wie in der alten Serie, das war’s dann aber auch. Ansonsten schien es den Autoren eine Freude zu sein, die Elemente der klassischen Galactica völlig umzudrehen, zum Beispiel indem man aus ursprünglich männlichen Charakteren nun weibliche machte.

Mit der neuen Serie konnte ich nicht allzuviel anfangen, sie hatte einige gute Ideen, aber die Ideen, die ich nicht so gut fand, gingen mir umso mehr auf den Keks. Dieser ganze Paranoiaplot, dass Cylonen nun so aussehen können wie Menschen und man nicht weiß, ob jemand ein Cylone oder ein Mensch ist, das war mir zu viel. Überrascht war ich, als ich erfuhr, dass die Serie so endete, wie ich mir das Ende für die usrprüngliche Serie vorgestellt hatte. Nicht dass mich das versöhnt hätte.

  • Perry Rhodan

Ja, nicht einmal die größte Science-Fiction-Serie der Welt bleibt vom Reboot verschont. Mit „Perry Rhodan Neo“ wird die bekannte Handlung der ersten Bände in eine Welt verlagert, die unserer ähnlicher sieht als sie es in den Heftromanen tat. Immerhin griff damals Perry Rhodan bereits im Jahr 1971 in die Geschichte der Erde. Das muss man sich mal vorstellen, wäre es Realität, würde ich zur ersten Generation gehören, für die es fast von Geburt an normal gewesen wäre, zu wissen, dass es Außerirdische wirklich gibt.

  • Conclusio

Die Gedanken zu diesem Artikel trage ich schon lang mit mir herum. Sie sind unausgereift, da ich stark von anderen Dingen eingespannt war. Ich denke aber, dass so ein Wunsch nach einem „Reboot“ etwas zutiefst Menschliches ist. Wir wollen Dinge mal aus einer anderen Perspektive sehen oder dass etwas einen völlig anderen Weg nimmt. Oder man möchte es dem Zeitgeist anpassen. Damit neue Leser oder Zuseher die Möglichkeit haben, sich in dieser Welt zurecht zu finden.

 

Davon mal abgesehen – wünschen wir uns nicht manchmal, wir könnten von einem bestimmten Zeitpunkt unseres Lebens aus völlig neu starten?

„Axolotl Roadkill“, Helene Hegemann und ein paar persönliche Ansichten von einem, der einfach nur nachdenkt

Liebe Leserin, lieber Leser, die ersten zwei Absätze dieses Artikels, in dem ich mir Gedanken über Helene Hegemann und den „Hype“ um ihr Erstlingswerk „Axolotl Roadkill“ machen möchte, können Sie getrost überspringen, falls Sie genau wissen, was sich zugetragen hat. Für jene, die das eventuell nicht wissen sollten, möchte ich, dem Vorwort einer Episode aus einem „Flash Gordon“-Serial der 1930er Jahre gleich, kurz rekapitulieren, was sich bislang zugetragen hat: Am Anfang stand ein Buch, das eine zu dem Zeitpunkt 16jährige junge Dame mit dem Namen Helene Hegemann verfasst hatte. Mittlerweile ist sie unter abfeiern einer total hippen Party 18 geworden und hat das Buch beim Ullstein Verlag unterbringen können. Und die Kritiker waren ad hoc begeistert. Nein, das ist falsch. Sagen wir, die „Berufskritiker“ waren begeistert, hier sei beispielhaft auf die Kritik von Maxim Biller in der FAZ hingewiesen. Überschwänglich heißt es dort beispielsweise: „Sie zaubert Dialoge wie Mamet, schwärmt von einer Welt jenseits dieser Welt wie Kerouac, halluziniert so sadistisch wie de Sade – und ist am Ende dann doch Helene Hegemann, die ein Deutsch schreibt, das es noch nie gab…“ Ähnlich äußerten sich viele andere. Hegemann wurde als „das Talent“ der „10er-Jahre“ hochgejubelt, an dem sich andere Autoren werden messen lassen müssen. Nun, auch die Figuren in meinen Romanen leiden (das gehört bei einer guten Geschichte fast mit dazu), aber ich möchte mich ungern an einer Geschichte messen lassen, in der die Selbstzerstörung von Charakteren so ausführlich exerziert wird wie dort. Sei’s drum, die Kritiker hatten ihr Urteil gebildet. Ein Wunderkind! Na endlich. Wurde aber Zeit. Das Wasser stand uns ja schon bis zum Hals! Bis zu dem Moment hätte ein Film über das Leben von Hegemann vermutlich mit ungefähr folgender Vorschau beworben werden können: „In einer Welt, in der die deutsche Literatur brachliegt, braucht es eine Frau, um alle Konventionen zu brechen…“

Gelebtes Chaos! Doch dann, auf leisen Sohlen, brach das Chaos zusammen. Interessante Überlegung: Wenn das Chaos zusammenbricht, ensteht dann Ordnung? Jedenfalls gab es einen Blogger mit Namen Deef Pirmasens, dem bei aller Begeisterung für „Axolotl Roadkill“ gewisse Merkwürdigkeiten aufgefallen waren. So eine Art Déja-vu-Gefühl, das sich beim Lesen einstellte. Deef verglich Hegemanns Roman mit dem Roman „Strobo“ des Bloggers Airen, für den er einige Vorlesungen ausgerichtet hatte – und siehe da, er fand etliche Passagen, die entweder wortgleich oder zumindest von der Umschreibung her zu ähnlich waren, um Zufälle zu sein. Zumal in der Menge. Also veröffentlichte er auf seinem Blog „Gefühlskonserve“ einen Artikel, in dem er genau diese Zusammenhänge dokumentierte. Damit trat er eine Lawine los. Es stellte sich heraus, dass immer mehr Passagen in dem Buch nicht nur einfach von anderen „inspiriert“, sondern schlicht abgeschrieben und umgearbeitet waren, einschließlich des von der Kritik hochgelobten Briefs am Ende des Romans, den die Mutter der Protagonistin an selbige verfasst hatte; hierbei handelte es sich um den Text eines englischen Liedes, den Hegemann schlicht ins Deutsch übertragen und mit ein paar Schnörkel versehen hatte. Dann meldete sich das Magazin „Viceland„, bei dem Hegemann eine Kurzgeschichte mit dem Titel  „Die Spiegelung meines Gesichts in der Erschaffung der Welt“ veröffentlicht hatte. Selbige Geschichte war ebenfalls mehr als inspiriert von einem Film von Benjamin Teske, „Try a little Tenderness“. Es ließ sich sogar nachvollziehen, wo Hegemann diesen Film gesehen hatte. Diese wies mittlerweile den Verdacht von sich, den Roman „Strobo“ zu kennen, doch es gibt einen Beleg, dass ihr Vater Carl Hegemann genau diesen bestellt und an ihre Adresse hat liefern lassen. Dank der ab dann immer häufiger werdenden Berichterstattung wurden dann auch Artikel ans Tageslicht befördert, die belegten, dass es keineswegs nur positive Kritiken gab (das Blog von „Lovelybooks“ beispielsweise beschreibt „Axolotl Roadkill“ als „zäh, abgestanden, wirkt zu keinem Zeitpunkt wirklich authentisch und kennt kein Hinten und kein Vorne.“). Und zuletzt sah sich Thomas Knüwer von „Indiskretion Ehrensache“ genötigt, entgegen seinem ersten Vorsatz nun doch etwas zu dem Buch zu schreiben, nachdem sich wiederum ein anderer Journalist in der Pflicht sah, eine junge, aufstrebende Autorin vor dem bösen, bösen Internetdings in Schutz zu nehmen. Und dann war da noch der Auftritt von Hegemann bei Harald Schmidt, bei dem manche „Dirty Harry“ als gar nicht so „dirty“ sahen und sich uneins waren, ob er sie angesichts der Plagiatsvorwürfe hätte „härter rannehmen“ müssen, oder ob er sie nicht gerade durch seine Gesprächsführung entlarvt hatte, da der Eindruck entstand, sie würde ihr eigenes Werk nicht kennen.

So weit, so gut. Oder auch nicht.

Auch ich habe mir meine Gedanken gemacht, und als ich auf meiner Facebook-Profilseite den Link zur Kritik über die Harald-Schmidt-Show veröffentlichte, nahm die Idee Gestalt an, vielleich mal einen Blogbeitrag dazu zu verfassen. Es kam ja eine gewisse Zeit nichts von mir auf dieser Plattform. Vielleicht haben einige Leser die Artikel gelesen, die hier anlässlich meines Romans „Quysthali, Buch 1. Eine Heldenreise“ erschienen sind. In einem habe ich die Entwicklungsgeschichte aus einer ganz persönlichen Perspektive erzählt. Der geneigte Leser erfährt, dass ich diese Geschichte ebenfalls als Jugendlicher angefangen habe. Die erste Fassung, ein 500 Seiten starkes Manuskript, war damals sogar fertig, als ich selbst so ungefähr 17 oder 18 Jahre alt war. Allein, ich hatte ein Problem, das sich im Nachhinein – und vor allem im Hinblick auf Helene Hegemann – vielleicht sogar als Glücksfall entpuppen sollte: Ich hatte keine Eltern, die das Erstlingswerk ihres Nachwuchses als „Romandebüt eines Wunderkindes“ an die Öffentlichkeit bringen konnten. Meine Eltern waren in so genannten „bürgerlichen“ Berufen zu Hause. Ein Glücksfall war das aber deswegen, weil diese erste Version nichts weiter war als genau das – eine erste Version. Es gab Passagen, die sich an gängiger Fantasyliteratur orientierten (und in manchen Fällen mehr als orientierten) und man deutlich merkte, an welcher. Die Handlung selbst… wie kann man sie umschreiben? Vielleicht mit „zäh, abgestanden, wirkt zu keinem Zeitpunkt wirklich authentisch und kennt kein Hinten und kein Vorne.“ 🙂 Ich selbst war natürlich begeistert von meinem Werk. Ich hatte alles weggelassen, was mich an den Vorbildern gestört hatte und mir einen Sprachstil angewohnt, den ich in Christan Wallners „Schatten über Herrenstein“ angelesen hatte. Doch es gab ein weiteres Problem: Ich hatte nicht genügend eigene Erfahrungen, die ich einbringen konnte. Zwar war das Leben im Teenageralter – um es vorsichtig auszudrücken – alles andere als „sorgsam“ mit mir umgegangen und ich musste ein paar Erfahrungen machen, die ich lieber nicht gemacht hätte, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich die richtig unterbringen konnte. Das Resultat war eine typische Einteilung in „gut“ und „böse“, in Verbindung gebracht durch eine zusammengenagelte Handlung, die kaum Seele hatte. Und mit einem hatte ich den Vogel abgeschossen, ohne es selbst zu merken. Eine der Protagonistinnen hatte ich nach einem Mädchen gestaltet, in das ich mich damals verliebt hatte. Ich wollte für diese Figur einen besonders schönen Namen haben. Ein Name geisterte in meinem Kopf herum, aber ich hatte keine Ahnung, woher ich den hatte – also nannte ich sie… Arwen. Bevor die Frage kommt… ja, den „Herrn der Ringe“ hatte ich auch gelesen. Aber dass Arwen dort eine wichtige Rolle spielte, war mir in dem Moment nicht präsent. Mal ganz davon abgesehen, dass ich die Raffinesse von Tolkiens Konzept um den „Einen Ring“ nicht vollständig verstanden hatte.

Erst Jahre später wurde mir bewusst, woher ich mich da bedient hatte. Jahre, in denen die Geschichte liegenblieb. Ich hatte immer wieder mal neue Inspirationen, denn mittlerweile war ich älter, reifer und erfahrener. Ich fing an, Notizen zu machen und diese Inspirationen zu sammenln, um sie zu einem Werk zusammenzufassen. Aber es sollte 20 Jahre dauern, bevor ich von neuem anfing. In der Zwischenzeit hatte ich viel gelesen über Mythologie und mythologische Erzählstrukturen und auch den „Herrn der Ringe“ verstand ich besser als zu meiner Jugendzeit. Mit ganz neuen Ideen bin ich dann ans Werk gegangen. Von der Geschichte von damals ist nicht mehr sehr viel übrig, die Figuren als solche haben überlebt, alle bis auf „Arwen“ sogar mit dem damaligen Namen. Aber die Welt hat sich seit damals geändert, und wie man so schön sagt, „die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen“. Die Geschichte hat sich stark gewandelt, meinen neuen Erfahrungen angepasst. Aber es brauchte Zeit, damit ich diese machen konnte.

Wenn ich jetzt sehe, was mit „Axolotl Roadkill“ losgebrochen ist, denke ich manchmal, dass mir vermutlich ähnliches mit meinem Erstling widerfahren wäre. Deswegen war es gut, dass er damals nicht veröffentlicht wurde. Dass diese Geschichte erwachsen werden durfte. Dass es wirklich meine Geschichte werden durfte. Damals hätte ich das nicht so gesehen. Verdammt, es waren 500 Seiten Manuskript! Ich war von mir selbst begeistert. Und eben, es war ja nicht sooo schlecht. Aber es hat halt nicht gereicht. Der große Unterschied zwischen mir und Helene Hegemann wäre zudem gewesen, dass man meine Vorbilder gekannt hätte, da sie der so genannten „Populärliteratur“ entsprungen waren. Vermutlich wären die Kritiker allein schon deswegen nicht auf meiner Seite gewesen. Bei „Axolotl Roadkill“ war das Vorbild nicht so bekannt, deswegen fiel es erst spät auf. Es musste erst jemand kommen, der das Original gut kannte. Und der zugleich die Möglichkeit hatte, das zu publizieren. Deswegen muss ich Thomas Knüwer (s.o.) auch zustimmen, wenn er schreibt, das Feuilleton sollte Deef Pirmasens dankbar sein für seinen Bericht, anstatt zu wettern, das „böse Internet“ (wer auch immer das sein soll) wolle eine junge, hoffnungsvolle Autorin kaputtmachen.

Was ich damit sagen wollte: Ich kann es nur vermuten, aber ich schätze es ist so, dass der Werdegang jeden Autors der ist, dass er in jungen Jahren eine Geschichte nimmt, sie nacherzählt und etwas Eigenes einbaut oder Dinge weglässt, die ihm vielleicht nicht gefallen haben. So entsteht schließlich die Kreativität, etwas ganz eigenes zu erschaffen. Die Stufen dahin sind bei jedem unterschiedlich. Manche haben schon in jungen Jahren genug erlebt, um Romane glaubwürdig genug zu schreiben und glaubwürdige Geschichten zu entwickeln. Vielleicht war es bei Helene Hegemann ungeachtet ihrer vorherigen „Karriere“ einfach noch zu früh. Insofern finde ich es ein interessantes Gedankenspiel, wie „Axolotl Roadkill“ wohl ausgesehen hätte, wenn sie ihn 20 Jahre lang hätte bearbeiten und dann veröffentlichen können. Gut, müssen keine 20 Jahre sein, aber vielleicht noch ein paar mehr als es jetzt der Fall war.

Aber da kommen wir zu einem Problem, auf das sich das Feuilleton gestürzt hat wie die Geier auf den Kadaver – das Alter der Autorin. Airen, der Autor des Vorbilds „Strobo“, ist nun mal keine 17jährige „Newcomerin“. Sein Roman fand keinen großen Verlag und nach seiner Veröffentlichung im Kleinverlag keine große Beachtung bei den Kritikern. Aber kaum veröffentlicht besagte „Newcomerin“ das Gleiche, überschlägt sich die Kritik mit den Lobesworten über Talent und Authenzität. Nun, Talent mag Hegemann haben, das kann ich nicht beurteilen (ich gebe zu, ich habe das Buch nicht gelesen, weil es nicht das ist, was ich unbedingt lesen möchte – aber ich vermute mal, dass Helene Hegemann mein Buch auch nicht gelesen hat, also was soll’s?), aber im Bezug auf Athenzität hat sich das Feuilleton selbst vorgeführt. Denn Airen sagte es in einem Interview selbst: „Das habe ich erlebt, nicht Helene Hegemann.“

Und gerade als dieser Artikel in meinem Kopf Gestalt annimmt, kommt eine Geschichte des Wegs, die uns in dem Zusammenhang den Spruch „mit zweierlei Maß messen“ so ein bisschen vor Augen führt: Auch der (Drehbuch-)Autor Torsten Dewi sieht sich mit dem Vorwurf des Plagiats konfrontiert. Er und seine Co-Autorin sollen für den ZDF-Zweiteiler „Dr. Hope“ über die historische Figur Hope Adams-Lehmann bei dem Werk einer Historikerin abgeschrieben haben. Merkwürdig: Während das Feuilleton es bei Helene Hegemann im Nachhinein „ganz okay“ findet, dass sie sich bei Airen bedient hat, ohne die Quelle anzugeben, was ja schließlich der „Remix-Kultur des Internets“ entspräche, läuft der Beißreflex bei „Dr. Hope“ andersherum. Dewi raubt angeblich ungeniert das geistige Eigentum einer armen Wissenschaftlerin. Warum das Blödsinn ist, lese man bitte bei ihm selber nach (die Stellungnahme in seinem Blog „Wortvogel“ ist oben verlinkt).

Und ich wundere mich über mich selbst, denn obwohl ich bisher mit „Don Alphonso“ so gar nichts anfangen konnte, weil mir seine Kommentare und Attacken zum „Internetdings“ und Journalisten immer eine Spur zu heftig waren, muss ich an dieser Stelle doch auf seinen Kommentar „Das Versagen des heiligen Feuilletons deutscher Nation vor dem Westviertel“ verweisen, der das ganze Dilemma der „Hegemann-Story“ sehr schon und anschaulich darlegt.

Was bleibt zum Schluss? Ein armes Axolotl, dem der ganze Rummel zu viel wird und das laut fordert: „He, ich kann nix dafür! Das ist ein angeborener Schilddrüsendefekt, versteht Ihr? Lasst mich in Ruhe!“ Doch einen Vorteil hat das Axolotl, die vielen Schläge auf den Kopf, die es im Moment einstecken muss, machen ihm nicht so viel aus – Axolotl können Teile ihres Gehirn regenerieren. Aber vielleicht ist das eine Idee für einen neuen Charakter für die Muppet-Show – Axel Lotl, ein Schwanzlurch, der nie erwachsen wird, ständig Sketche für die Show bei anderen abschreibt, aber nach einem Schlag auf den Kopf alles wieder vergessen hat.

Teile des Gehirns regenerieren und Dinge vergessen… glückliches Axolotl.

„Quysthali“: Gegen die Unvernunft der Welt braucht es Helden

„Quysthali – Buch 1: Eine Heldenreise“ von Thorsten Reimnitz rechtzeitig vor Weihnachten im Buchhandel

Ein erfahrener Kaufmann Anfang des 21. Jahrhunderts weiß nicht recht, was er mit dem Vermögen anfangen soll, das er erwirtschaftet hat. Zudem plagt ihn sein Gewissen, denn ein Teil des Geldes kam auf nicht gerade redlichem Weg zu ihm. Also, wie kann er möglichst vielen Menschen helfen und wissen, dass die Hilfe auch ankommt? Seine Lösung: Er gründet eine Gemeinschaft von Menschen, die sich um die Probleme kümmern soll, an denen die Menschheit leidet. Und diese Gemeinschaft bekommt schon bald Arbeit.

Geschichten haben es Thorsten Reimnitz (39) schon immer angetan. Früh entstand der Wunsch, selber Bücher zu schreiben und anderen Menschen etwas erzählen. „Ich mag es, wenn es in Geschichten etwas zu entdecken gibt“, sagt er. Wenn Spuren ausgelegt werden, die man beim ersten Lesen einfach übersieht, die sich aber offenbaren, wenn man später den Zusammenhang erfasst. Und so hat er seine Romanreihe um die Gemeinschaft der „Quysthali“ auch aufgebaut. Das erste Buch, das aktuell erschienen ist, bildet den Auftakt einer vierbändigen Reihe, einer Tetralogie. Es trägt den Untertitel „Eine Heldenreise“, und darum geht es in der Handlung in mehrfacher Hinsicht. Einerseits müssen die Menschen, die sich zu der Gemeinschaft zusammenfinden, eine „geistige Reise“ unternehmen und „reif werden“ für eine große Verantwortung, andererseits warten einige Herausforderungen auf sie, die gemeistert werden müssen. So schlägt den Quysthali am Anfang Misstrauen, ja sogar Angst entgegen, bis es zu einem schlimmen Zwischenfall kommt.

Nachdem die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, kommen aber gleich zwei große Herausforderungen auf die Gemeinschaft zu: Ein Mitglied einer internationalen Terrororganisation möchte mit Hilfe der Quysthali aus seiner Gruppe aussteigen und als Gegenleistung Details über einen Anschlag verraten, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellen soll. Doch der Verräter wird erkannt und von den eigenen Leuten getötet, bevor er irgendetwas sagen kann. Jetzt läuft die Uhr, denn es gilt, die Attentatspläne aufzudecken und den Anschlag zu verhindern. Gleichzeitig verschwindet ein Europa-Abgeordneter spurlos, der sich bisher als starker Fürsprecher für die Sache der Quysthali in der internationalen Politik hervorgetan hat. Bleibt er verschwunden, werden es die Quysthali in Zukunft noch schwerer haben.

Daneben erleben wir, wie die Quysthali als Gemeinschaft zusammenwachsen und geistig reifer werden. „Es ging mir darum, das Motiv von der ‚Heldenreise‘ sowohl im wörtlichen, als auch im übertragenen Sinn darzustellen“, erklärt Reimnitz. Herausgekommen ist eine Mischung aus Kriminal- und Abenteuergeschichte mit psychologischen Elementen. Während zwei der Quysthali eine tatsächliche Reise unternehmen, weil der eine den Spuren der Attentäter folgt und der andere dem verschwundenen Politiker, unternimmt der dritte eine Reise nach innen, in seine Psyche. Was er dort erlebt, ist wie ein verstörender Traum. „Das sind die Dinge in uns, die wir selbst nie wahrhaben wollen“, meint der Autor. „Die meisten Menschen haben von sich selbst ein bestimmtes Bild, und es ist erschreckend zu erkennen, dass das nicht stimmt. Aber man kann auch daran arbeiten, sich ändern.“

In das Buch ist viel gesellschaftliche Kritik mit eingeflossen. Kein Wunder, haben sich die Quysthali doch die „Probleme der Menschheit“ als Aufgabe gestellt. Und Probleme gibt es mehr als genug. „Am Anfang machen die Qysthali eine Art ‚Bestandsaufnahme‘, um ungefähr zu erfassen, wie groß die Aufgabe ist, die sie sich gestellt haben“, so Reimnitz weiter. „Und stellen fest: Sie ist gewaltig.“ Und angesichts dieser gewaltigen Aufgabe, ist das nicht sehr utopisch – eine Gemeinschaft gegen alle Probleme? „Das finde ich nicht. Es sind eben Helden. Und gegen die Unvernunft der Welt braucht es Helden.“

Die Geschichte führt ihre Leser nicht nur zu verschiedenen Problemen, sondern auch an ganz verschiedene Orte der Erde. Und man merkt, dass Reimnitz weiß, wovon er schreibt. Denn an all diesen Orten, von Amsterdam über Venedig bis nach Ägypten, war er schon. Da ist ihm Authentizität wichtig. „Erst die Orte haben eigentlich für die wirkliche Inspiration gesorgt“, erzählt er. Auch wenn er in letzter Konsequenz ein paar Mal die Fantasie bemühen musste. „Es gibt kein Nilkreuzfahrtschiff, das ‚Pharao’s Dream‘ heißt, genauso wenig gibt es Schloss Rosenegg, wo die Quysthali ihre Zentrale haben, oder den Landkreis und Ort Braunfels.“ Hier ging es nicht darum, reale Dinge abzubilden. Gerade Braunfels steht symbolisch für viele Gemeinden, in denen der Einfluss Einzelner sehr weit reicht. Bis in Politik und Ordnungskräfte.

Fragt man Thorsten Reimnitz nach dem Genre, dem sein Roman angehört, so hat er zwei Antworten: „Phantastik – so grob jedenfalls. Wenn Sie es etwas genauer wollen: Philoso-Science-Fantasy.“ Denn wie die Reihe fortschreitet, wird die Handlung immer weiter in die Zukunft gehen. Bis zum großen Finale in Band 4. Und erst dann, so verspricht der Autor, werden wir alles erfassen, was in Band 1 schon angelegt wurde.

„Quysthali – Buch 1: Eine Heldenreise“ ist erschienen bei BoD und hat 412 Seiten. Und gerade kurz vor Weihnachten wäre es vielleicht auch eine Idee für den Gabentisch.

Autor: A. Ledel. Anzahl der Wörter im Text: 770. Abdruck / Weiterveröffentlichung frei, Beleg bzw. Benachrichtigung erbeten. Pressevertreter können unter diesem Link direkt beim Verlag Rezensionsexemplare anfordern (bei freien Journalisten Nachweis durch Presseausweis erforderlich).

Mehr Informationen über den Autor: www.thorstenreimnitz.name

Die Entstehungsgeschichte von „Quysthali“ – ein paar persönliche Gedanken

„Irgendwo im Weltraum, fern der Erde, lag ein Planet.“
(Erster Satz des ursprünglichen Konzepts)

Es mag etwas unglaublich erscheinen, aber die Geschichte des Projekts, die ich hier kurz wiedergeben möchte, fand ihren Anfang bereits 1985, genauer gesagt, am 7. August, ein paar Tage nach meinem Geburtstag. Leider kann ich nicht mehr so genau wiedergeben, was exakt damals meine Inspiration war, mich hinzusetzen und mit dem Satz, der diesem Artikel voran steht, die Niederschrift eines Romanprojekts zu beginnen, das mich die folgenden Jahre begleiten sollte. In den Jahren seither hat sich viel geändert, ich bin älter und (hoffentlich) reifer geworden und das Leben hat mir so manche Herausforderung gestellt. Genauso hat sich auch das Konzept geändert

Ursprünglich, der Satz lässt es vermuten, spielte der Anfang gar nicht auf der Erde. Es war ein fremder Planet, mit einer fremden Gesellschaft. Ich war gerade 15 geworden und in mir erwachte das Bewusstsein, dass da „mehr“ ist, dass das Leben beeinflusst. Das meine ich jetzt nicht esoterisch oder philosophisch, sondern wörtlich: In den Jahren zuvor hatte sich mein politisches Bewusstsein gebildet und auch mein Bewusstsein für größere Zusammenhänge. Es fügte sich eines zum anderen, und die Geschichte, die ich 1985 anfing aufzuschreiben, war mit dieser Bewusstseinsbildung entstanden und gewachsen.

Nun kam das natürlich nicht einfach so „über Nacht“. Schon immer hatte ich ein ganz bestimmtes Gefühl dafür, dass Geschichten, die ich las oder im Fernsehen oder Kino sah, auf eine gewisse Weise „falsch“ liefen. Ich hatte ein besonderes Herz für die Außenseiter und konnte es manchmal nicht ertragen, wie übel ihnen mitgespielt wurde. So entstand der Wunsch, selber Geschichten zu schreiben. Geschichten, die ich selbst lesen wollte und die mir selbst gefallen würden. Vermutlich die beste Motivation, Autor zu werden. Meine Familie unterstützte mich bei meinen Ambitionen, zu einem Geburtstag (ich kann nur vermuten, dass es der von 1985 war, denn es liegt nahe) bekam ich eine Schreibmaschine geschenkt. Eine mechanische, wohlgemerkt, wo man die Typen noch mit Muskelkraft auf ein Farbband schlagen musste, so dass die Buchstaben einen Abdruck auf dem Papier hinterließen. Und genau so entstand die allererste Version dessen, was heute „Quysthali“ heißt. In der Geschichte ging es um ein vierteiliges Artefakt, um das sich Menschen und höhere Wesen stritten, wobei die höheren Wesen die Menschen nach Belieben für ihre Zwecke einsetzten. Die Geschichte war mehr Fantasy als Science Fiction, obwohl sehr deutlich wurde, dass die „höheren Wesen“ keine Götter, sondern einfach weiter entwickelte menschliche Wesen waren. Zwischen den Konfliktparteien stand der Orden der „Kristallmagier“, der sich nach Kräften bemühte, die Sache zu einem guten Ende zu bringen. Als das erste Manuskript fertig war, hatte es 500 Seiten und ein Problem: es war nur ein Mittelteil.

Fragen Sie mich nicht, warum – ich habe nicht am Anfang angefangen. Ich hatte zwar eine grobe Vorstellung über die Vorgeschichte, die Geschichte des Ordens und so weiter, doch ich stieg in die Geschichte selbst mit dem Mittelteil ein. Und die Geschichte war noch nicht beendet. Eigentlich hatten am Ende des Mittelteils alle irgendwie verloren, zumindest im großen Zusammenhang. Von der Vorgeschichte und dem, was danach kommen sollte, fing ich an, ein Konzept zu schreiben. Dann bekam ich für meinen ersten Computer einen Drucker – einen Nadeldrucker. Damit war es mir möglich, im Computer Texte zu schreiben und auch auszudrucken. Also setzte ich mich hin und schrieb die 500 Seiten Manuskript ab, wobei die Geschichte ihre erste Wandlung erfuhr. Die erste Version war sehr geradlinig, alle Figuren wussten irgendwie, was zu tun ist und taten es auch. Beeinflusst durch persönliche Erfahrungen änderte sich das nun. In die homogene Gruppe zog Eigensinn und Eifersucht ein, was in letzter Konsequenz dazu führte, dass zwei Charaktere auf halbem Weg der Story starben und auch das Finale nicht alle überlebten. Außerdem kamen intrigante Ränkeschmiede ins Spiel (wie gesagt, mein politisches Bewusstsein erwachte), die meinen Helden zusetzten. Auch die ersten „reinen“ Science-Fiction-Elemente tauchten auf, Raumschiffe, Blaster und Teleporter, mit denen man auf andere Welten reisen konnte.

Das neue Manuskript hatte fast 600 Seiten und war immer noch nur ein Mittelteil. Mittlerweile neigte sich die Schulzeit bei mir dem Ende zu und es galt, Entscheidungen über die Zukunft zu treffen. Wo es hingehen sollte, schien mir damals einigermaßen klar, also arbeitete ich darauf hin, in Zukunft in der Computerbranche zu arbeiten. Ich machte einen höheren Abschluss und begann eine Ausbildung im kaufmännischen Sektor. Gleichzeitig fing ich das Filmen als Hobby an und hatte eine Idee – könnte man vielleicht einen Teil von dem Manuskript als „Laienfilm“ verfilmen? Eine ähnliche Idee hatten wir zuvor schon mal im Freundeskreis aufgebracht. So entstand der Anfang des Schlussteils der Geschichte, als Drehbuch eines „Amateur-Science-Fiction-Films“. Bevor Sie fragen, ja, es entstanden auch Filmaufnahmen, aber richtig beendet wurde das Projekt nicht. Dafür stand nun die „Richtung“ der Geschichte endgültig fest: Science Fiction.

Dazu passte es auch, dass ich in Kontakt mit einer Star-Trek-Gruppe kam. Dadurch blieb zwar der bisher erarbeitete Mittelteil liegen, aber der neue Teil wurde weiter ausgearbeitet für ein neues Filmprojekt. Gleichzeitig hatte sich meine berufliche Orientierung geändert – von der Computerbranche in den Rettungsdienst, was für mich eine große Herausforderung war, aber ich meisterte sie. In das geänderte Konzept flossen meine neuen Erfahrungen natürlich mit ein, tatsächlich wurde der Film diesmal so weit fertig gedreht, blieb jedoch irgendwo zwischen Dreh und Schnitt stecken und ist heute verschollen. Ob das schlecht ist, weiß ich nicht. 🙂

Außerdem wurde ich zu der Zeit Mitglied einer Science-Fiction-Gruppe, die sich durch ihre Filme schon einen gewissen Ruf unter den Fans erarbeitet hatte. Sie produzierten insgesamt fünf Filme; ich wollte mich daran setzen und diese Filme zu einem Romankonzept zu verarbeiten. Tatsächlich stellte ich zwei Bücher fertig, die dann auch veröffentlicht wurden, was ein großer Schritt für mich war. Außerdem bearbeitete ich eine Reihe von Internet-Romanen.

Parallel kam mir aber immer wieder das „alte“ Konzept in den Sinn. Ich wollte es von neuem anfangen und hatte eigentlich beschlossen, den fehlenden Auftakt einfach fallenzulassen. Sollte die Geschichte eben mittendrin beginnen, vielleicht mit einem netten Vorwort und ein paar begleitenden Erklärungen. Stattdessen beschäftigte ich mit eingehend mit Mythologie, mit Motiven und Helden und stieß auf das Konzept der so genannten „Heldenreise“, dem viele Geschichten folgten. Ich erstellte das Konzept und den Hintergrund neu und erfand die „Kristallmagier“ neu. Einen jahrhundertealten Orden in einer Gesellschaft der Zukunft. Und sie sollten in mein bereits erarbeitetes Science-Fiction-Konzept passen, so dass sich alles zusammenfügte. Doch eine Person, die mir damals sehr nahe stand, machte einen Einwand. Warum bereits Jahrhunderte alt? Wäre es nicht reizvoll, einmal den Anfang einer solchen Gemeinschaft zu erleben? Das ließ mich nicht mehr los. Aus persönlichen Erfahrungen schließlich begann ich, die Gründungsgeschichte dieser Gemeinschaft zu erarbeiten. 2006 war der erste Teil so weit fertig. Wie es weitergehen sollte, schwebte mir schon vor, auch die Tatsache, dass es so ungefähr sechs bis neun Romane dauern sollte, bis die Geschichte abgeschlossen war. Aber ich wollte die Romane kurz halten, damit die einzelnen Bücher nicht so viel kosten würden.

Positive wie negative Dinge führten dazu, dass ich mich noch einmal hinsetzte, um das ganze Konzept zu überarbeiten. Zu den negativen Dingen möchte ich nicht zu viel sagen, nur dass ich einige schwere Enttäuschungen hinter mich bringen musste, die ich zu den schwersten meines Lebens überhaupt zählen möchte. Positiv war, dass ich auch hier wieder Impulse für Änderungen bekam, die dem ganzen nur gut taten. Unter anderem inspiriert durch einen Traum, in dem Peter Ustinov als Hercule Poirot vorkam (das ist kein Witz!) wuchs die Seitenzahl des ersten Romans von 178 auf 412 an, die Gesamtzahl der Romane aber schrumpfte von sechs bis neun auf vier. Die Titelbilder der vier Romane wurden so gestaltet, dass sie zueinander und zum Thema der Reihe selbst passen.

Die Reihe heißt nun wie die Gemeinschaft selbst: „Quysthali“. Der erste Band der Tetralogie trägt den Untertitel „Eine Heldenreise“. Im Gegensatz zur vorigen Version wird nun ein wenig deutlicher, in welche Richtung die Reihe laufen wird, auch wenn es ab Band 2 wohl noch ein paar Überraschungen geben wird.

Ab heute gibt es das Buch im Handel. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, dies ist die offizielle Webseite: www.quysthali.de. Einige Auszüge aus dem Buch und auch ganz neue Geschichten können Sie in diesem Blog hier lesen: http://quysthali.blogspot.com/

Projekt X-1: „Quysthali – Buch 1: Eine Heldenreise“

Freitag, der 13. November 2009… Zeit, die Katze aus dem Sack zu lassen. Lange genug hat es gedauert, doch heute ist es so weit: Das, was hier bisher unter dem Begriff „Projekt X-1“ lief, wird hochoffiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich dabei um die komplette Überarbeitung und Neustrukturierung der Roman-Reihe, die die Grundlage für das „Universum“ des „phantastischen Projekts“ bilden:

Heute erscheint…

Quysthali – Buch 1: Eine Heldenreise
von Thorsten Reimnitz
ISBN 978-3-8334-5313-7, Paperback, 412 Seiten
Inhalt: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verwendet der geheimnisvolle Jin’Enom sein Vermögen, um die Gemeinschaft der „Quysthali“ zu gründen. Ihre Aufgabe: Die Menschheit voranbringen und ihre Probleme zu lösen. Keine einfache Aufgabe, noch dazu, da den Quysthali am Anfang Angst und Misstrauen entgegen gebracht wird.
Nach einigen Rückschlägen muss sich die Gemeinschaft dann einer großen Bewährungsprobe stellen: Ein Mitglied einer Terrororganisation will mit ihrer Hilfe aussteigen und Pläne über einen Anschlag verraten, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellen soll. Doch der Aussteiger wird von den eigenen Leuten getötet, bevor er mehr mitteilen kann – und die Zeit läuft. Die Attentatspläne müssen aufgedeckt und der Anschlag verhindert werden.
Gleichzeitig verschwindet der Europa-Abgeordnete Roland von Braunfels, einer der wenigen Fürsprecher für die Sache der Quysthali in der internationalen Politik, spurlos. Wenn er nicht wieder auftaucht, wird es die Gemeinschaft in Zukunft noch schwerer haben, Anerkennung zu finden.
Mit vereinten Kräften gehen die Quysthali diese Herausforderungen an, die der Beginn einer großen Heldenreise sind…

In diesem Blog erscheinen heute noch zwei Artikel, einer, in der der Autor die Geschichte des Romans (bzw. der Reihe, zu der dieser den Auftakt bildet) etwas beleuchtet, sowie ein Pressetext. Beide Texte können unter der Voraussetzung, man gibt die Quelle an, weiterverbreitet werden, in Blogs, Zeitungen oder wie auch immer. Der nächste Text erscheint fünf Minuten nach diesem, der dritte weitere fünf Minuten später!

10 Comics, die man gelesen haben sollte (Teil 9)

Wie ich zu Beginn meiner kleinen Reihe schon bemerkte, sind meine Eindrücke rein subjektiv. Am häufigsten musste ich mir den Vorwurf gefallen lassen, ich würde Neil Gaiman mit seiner „Sandman“-Reihe Unrecht tun, wenn ich sie nicht als Comics, die man gelesen haben sollte, anpreise. Ich kann das leider nicht tun. Gründe dafür habe ich bereits genannt. Jedoch gibt es ein anderes Comic, basierend auf einer Geschichte von Neil Gaiman, das ich von ganzem Herzen unterstützen kann.

9. Coraline

– Vorbemerkungen: Neil Gaiman ist bekannt für seine (im wahrsten Sinne des Wortes) fantastischen Romane für Erwachsene. Hier wendet er sich dem Kinder- bzw. Jugendbuch zu und schuf eine kontroverse Variation des Alice im Wunderland-Themas. Was ich mit kontrovers meine? Einfach mal ein wenig googeln, die Rezensionen bei Amazon.de lesen oder in einschlägigen Foren nachlesen, dann dürfte schnell klar werden, was ich meine. Man kann Gaiman jedoch nicht eine gewisse Faszination absprechen, die sich nicht so richtig greifen lässt. Auch die von P. Craig Russell illustrierte Comic-Version verliert nichts von diesem Zauber.

– Handlung: Coraline zieht um. In dem neuen Haus wohnen außer Coraline und ihren Eltern noch einige merkwürdige Gestalten: zwei schrullige alte Theaterschauspielerinnen und ein Mann, der ein Mäuseorchester aufbauen will. Doch diese Mitbewohner sind nichts gegen das, was sich hinter der geheimnisvollen verschlossenenTür in Coralines Wohnung verbirgt. Dort entdeckt Coraline eine andere Welt — die fast genauso aussieht wie ihre eigene. Zunächst gefällt es Coraline dort auch ganz gut. Ihre „andere Mutter“ kocht viel besser als ihr Vater und kümmert sich aufmerksam um sie. Doch Coraline merkt schnell, dass sich hinter ihrer Freundlichkeit etwas Grässliches verbirgt. Diese Frau ist eine Kinderfängerin, und sie hat es auf Coraline abgesehen!

– Kritik: Es geht doch! Gaimans intelligenter Erzählstil gepaart mit schnörkellosen leicht entsättigt wirkenden Bildern, die nicht den Leser erblinden lassen. Der sparsame Einsatz von Farbverläufen und der fast konservative Zeichenstil geben dem Comic etwas Nostalgisches. Die Geschichte fesselt einen und lockt immer tiefer in ihre lockenden Arme. Dabei verfällt man schnell Gaimans verrückten Ideen und dem etwas spröden Genremix und verzeiht dem Buch nur zu gerne einige Schwächen. Schwächen? Ja, gibt es. Das Buch bedient sich einer sehr einfachen Sprache und die Handlung ist schnell erzählt. Das deutet auf ein Buch für Kinder hin. Doch dafür ist die Geschichte wiederum zu gruselig, und das Buch liefert eher Fragen als Antworten. Wenn es also zu schwer für Kinder und zu leicht für Erwachsene ist, für wen ist dieses Buch dann geschrieben? Volljährige Menschen, die nie ganz erwachsen geworden sind? Kann sein. All diese Punkte können jedenfalls nichts an der Tatsache ändern, dass die Geschichte für mehrere Stunden zu fesseln weiß. Es ist nicht für jeden. Aber man sollte auf jeden Fall mal reinschnuppern. Und vielleicht bleiben. Nur noch eine Weile…

10 Comics, die man gelesen haben sollte (Teil 8)

Bisher gab es nur die graue Theorie in Sachen Comics. Natürlich, ich habe zahlreiche Kaufempfehlungen gegeben, und vielleicht hat sich der ein oder andere gedacht, „Mensch, vielleicht kaufe ich das mal bei Gelegenheit!“ Und die Gelegenheit zog vorüber, nickte kurz und ging dann ruhigen Schrittes zu den anderen verpassten Gelegenheiten, wo sie seitdem in der Kommune lebt. Doch nie wieder!!! In diesem achten Teil werde ich Comics präsentieren, und zwar passend zur Zahl genau acht Comics, die man nicht kaufen muss. Weil sie sofort online lesbar sind. Jawohl, Ladies und Gentlemen, die Rede ist von Online-Comics. Nicht wenige davon sind in undeutsch, das bitte ich zu bedenken. Aber gibt es eine schönere Art, seine angerosteten Kenntnisse mal wieder auf Vordermann zu bringen? Hier also acht ausgewählte Tipps:

1. Nodwick:

Darum geht es: Die Abenteuer des untersten Wichtels in der klassischen Abenteuergruppe, wie wir sie aus Rollenspielen und Fantasybüchern kennen: Der Henchman, wörtlich Gefolgsmann, schleppt geduldig der Gruppe alle Waffen, Schätze und Ausrüstung hinterher und erlebt dabei allerlei haarsträubende Abenteuer.

Das gibt es dazu zu sagen: Nodwick entstand ursprünglich als Comic-Beilage im hauseigenen Clubmagazin des Dungeon&Dragon-Herstellers TSR. Nodwick ist saukomisch, und im Gegensatz zum Magazin „Dragon“ gibt es ihn immer noch. ‚Nuff said!

Da findet man es: http://nodwick.humor.gamespy.com/gamespyarchive/index.php?date=2001-04-10

2. Order of the Stick

Darum geht es: Die Heldengruppe bestehend aus Elfenzauberin, Kender-Ranger, Zwergenkleriker, Krieger, Barde und Diebin strebt nach Ruhm, Gold und Anerkennung. Und dies in einer Welt, die streng nach Rollenspielregeln funktioniert. Was kann da noch schiefgehen?

Das gibt es dazu zu sagen: Ein weiteres, diesmal inoffizielles, Rollenspiel-Comic zum bekannten D&D-System. Nun, äh, einfacher können die Zeichnungen wohl kaum werden, und so hab ich mich lange darum gedrückt. Zu Unrecht – ich hab einen Schluckauf gekriegt vor Lachen!

Da findet man es: http://www.giantitp.com/comics/oots0001.html

3. Nicht lustig!

Darum geht es: Weniger ein Comic, mehr eine Sammlung von Bilderwitzen mit Yetis, Lemmingen, Dinosauriern, dem Tod und einem Mann, der in der Wand wohnt.

Das gibt es dazu zu sagen: Unser deutsches Online-Wunder: Joscha Sauer. Er veröffentlichte seine Bilder im Internet und fand bald so breiten Anklang, dass er heute davon leben kann. Wir freuen uns und erfreuen uns an seinem völlig schrägen Humor, der alles ist außer „nicht lustig!“

Da findet man es: http://www.nichtlustig.de/

4. Looking for Group

Worum geht es: Erneut die Abenteuer einer Gruppe  von Abenteurern (ein Muster zeichnet sich ab). Doch diesmal gehören sie eher der unfreundlichen Fraktion der Horde an. Nur ein Elfischer Paladin versucht, Gutes zu tun – und scheitert bitterlich.

Das gibt es dazu zu sagen: Ein – nein, DAS Comic im Windschatten des populären MMORPGs World of Warcraft. Wenn man sich ein wenig damit auskennt, wird man „Looking for Group“ lieben. Sehr sehenswert dazu ist auch das Musical „Looking for Group“ auf Youtube. „Arielle, die kleine Meerjungfrau“ wird man danach mit anderen Augen sehen…

Da findet man es: http://lfgcomic.com/page/1


5. Die kleine Gruftschlampe

Darum geht es: Äh, um die kleine Gruftschlampe?

Das gibt es dazu zu sagen: Wieder ein kleiner deutscher Hit, der Internet-sei-Dank populär geworden ist. Der Humor sitzt anfangs nicht immer, doch es wird. Wahre Grufties hassen die Gruftschlampe natürlich, weil sie nicht gerne als nette Leute enttarnt werden. Daher mögen sie oft auch Navy CIS nicht…

Da findet man es: http://www.drive-in-cartoons.de/modules.php?name=dic&galid=5&gid=1

6. Calvin and Hobbes

Darum geht es: Calvin und sein bester Freund, der ausgestopfte Tiger Hobbes, durchleben die großen und kleinen Tücken des Alltags. Dank Calvins unerschöpflicher Fantasie wird es dabei nie langweilig.

Das gibt es dazu zu sagen: Calvin und Hobbes ist das beste klassische 3-Panel-Comic der Welt. Punkt!

Da findet man es: Kaufen! Aber hier eine Sammlung aller C&H-Schneemann-Comics: http://www.simplych.com/snowmen.htm

7. PS238

Darum geht es: Sie sind Superhelden-Eltern und wissen nicht, wohin mit Ihren Kindern? Die Excelsior Public School kümmert sich um die kleinen Racker mit den Superkräften. Was soll schon groß passieren?

Das gibt es dazu zu sagen: Was Sie schon immer über die Schule von Professor Xavier wissen wollten, aber nie zu fragen gewagt haben. Ich hab ja schon gesagt, was ich von S/W-Comics auf Dauer halte. Dennoch lesenswert.

Da findet man es: http://nodwick.humor.gamespy.com/ps238/comics/index.php?date=2001-11-29

8. Dilbert

Darum geht es: Dilbert! Das Büro! Das Leben! Den Mensch!

Das gibt es dazu zu sagen: Dilbert muss man mögen. Im Büro zu arbeiten soll dabei ungemein helfen. Ich bin kein ausgesprochener Fan, aber für viele ist es einfach Kult. Das respektiere ich und zolle dem hiermit Tribut.

Da findet man es: Der G.I. hat es in seiner unermesslichen Güte auf der Startseite verlinkt. Ansonsten: http://www.dilbert.com/

10 Comics, die man gelesen haben sollte (Teil 6)

Ich weiß ja nicht, wie es andere empfinden, aber ich vermisse die Mantel-und-Degen-Filme der alten Schule. Klassiker wie „Im Zeichen des Zorro“ mit Tyrone Power, „Fanfan der Husar“ mit Alain Delon oder „Cyrano de Bergerac“ mit dem großartigen José Ferrer sind unauslöschlicher Bestandteil meiner Kindheit. Und dann gab es natürlich die drei Musketiere. Schon der Zweiteiler von 1948 mit Gene Kelly als D’Artagnan war toll. Und dann gibt es noch die großartigste Verfilmung aller Zeiten von Richard Lester: Michael York, Oliver Reed und Richard Chamberlain als Musketiere, nicht zu vergessen Charlton Heston als fieser Kardinal und Christopher Lee als köstlich skrupelloser Rochefort. Die Reihe schwächelt zwar in den Fortsetzungen zunehmend, aber das ändert nichts an der Brillianz des ersten Teils. Spätere Versionen wie der kommerziell erfolgreiche Disney-Film mit Kiefer Sutherland und Charlie Sheen können da einfach nicht mithalten.

Doch was ist heute? Wenn ich überlege, was der letzte interessante Mantel-und-Degenfilm war, muss ich wirklich in mich gehen. „Der Mann mit der eisernen Maske“ mit DiCaprio war nicht übel, jedenfalls gefiel er mir beim zweiten Mal ansehen bedeutend besser als damals im Kino. Doch auch der Film ist schon wieder 10 Jahre her. Seitdem? Es gab einen Film namens „The Musketeer“. Bitte nicht ansehen, es sei denn, Sie haben Sinn für Trash und schon einige Bierchen intus. Gut, der erste Zorro-Film mit Banderas war auch schön gemacht,  der zweite beinahe schon zu routiniert. Aber da endet die Liste.

Das war ein langes Vorwort. Aber es war mir wichtig, auf das vorliegende Comic einzustimmen. Wenn der werte Leser oder die Leserin ebenso wie ich den guten alten Degenduellen mit starken Helden und gar schurkischen Bösewichtern nachtrauert, dem sei die folgende Heftserie ans Herz gelegt.

Stéphen Desberg/Enrico Marini: Der Skorpion.

– Vorbemerkung:

Auch diese Bilder stammen wie so häufig von unseren talentierten Nachbarn aus Frankreich. Streng genommen ist Enrico Marini allerdings kein Franzose, sondern Schweizer. Ob das auch ein Grund ist für eine Erzählung, die auch indirekt mit der Schweizer Garde zu tun hat, sei mal dahingestellt. Auch hier merkt man, dass die Macher wissen, wovon sie erzählen: Sowohl Degenform als auch Fechtschritte, sowohl die Kostüme als auch die Architektur des 18. Jahrhunderts sind wohl recherchiert und tragen zur abenteuerlich-nostalgischen Atmosphäre bei. Die Geschichte gerät dabei aber (gottseidank) nicht zur Nebensache.

– Handlung:

Rom im Jahre 1750: Der wagemutige Abenteurer und Glücksritter, den alle nur als den „Skorpion“ kennen, verdient sein Geld durch den Verkauf religiöser Reliquien. Seinen Spitznamen verdankt er einem Muttermal auf seinem Rücken. Der finstere Kardinal Trebaldi setzt die geheimnisvolle Zigeunerin Mejai auf ihn an. Und bald sieht sich der Skorpion von Feinden umgeben und muss zusammen mit seinem treuen Freund, dem Husaren, zusehen, dass er lebend aus der Sache rauskommt, und ganz nebenbei eine Jahrhunderte alte Verschwörung aufdecken, die auch seine Vergangenheit und den Tod seiner Mutter auf dem Scheiterhaufen betrifft…

– Kritik

Ein Mann gegen das System, fiese Schurken, Degenduelle, schöne Frauen, Verfolgungsjagden, verborgene Schätze und exotische Plätze – hier wird alles Erdenkliche aufgefahren. Dabei ist die Geschichte längst nicht so austauschbar wie in manch anderer Comicreihe, sondern unterhaltsam, wendungsreich und intelligent. Der Zeichenstil ist eine Besonderheit. Die klassische Zeichenart im Ligne-Claire-Stil (schwarze Konturen, die mit Farbe gefüllt werden) wird mit eleganten Farbverläufen und aufwändigen Hintergrundgrafiken angereichert. Durch den Kontrast zwischen Figuren und Hintergrund werden die Figuren so plastisch, dass man zeitweise das Gefühl hat, die Bilder wären Fotografien eines wundervollen Zeichentrick-Films. Trotz des Detailreichtums wirken die Bilder dabei nie zu statisch, was einzig und allein durch die präzise gezeichneten Bewegungsaufnahmen der Figuren erreicht wird. Anders gesagt: Dramatische Posen kann man hier hervorragend abschauen!

Fazit: Köstliche Unterhaltung in bisher sieben Bänden, die das hohe Niveau halten konnten. Der achte Band könnte auch der letzte sein und die Geschichte zum hoffentlich guten Ende bringen. En Garde!

10 Comics, die man gelesen haben sollte (Teil 5)

Wir nähern uns der Halbzeit meiner kleinen Reihe. Daher präsentiere ich ein weiteres Kleinod, das vielleicht nicht jedem bekannt sein dürfte. Dem Comic-Kenner ist der Name Ledroit nicht fremd. Als Zeichner wurde er vor allem durch die Comic-Reihe „Die Chroniken des Schwarzen Mondes“ bekannt, welche seit 1990 erscheint und mittlerweile auf 13 Bände kommt. Allerdings schied Ledroit bereits nach fünf Bänden aus. Das merkt man aber auch. Eine kürzere, aber dafür umso bemerkenswertere Reihe ist die folgende:

Ledroit/Mosdi: Xoco

– Vorbemerkung

Zwei Bände mit den Titeln „1: Der Obsidian-Schmetterling“ und „2: Der Herr des Schattens“ umfasst die Geschichte von Mosdi mit den Zeichnungen von Ledroit aus dem Jahr 1996. Sechs Jahre später erschien eine Nachfolgegeschichte, wiederum in zwei Bänden. Und auch hier schied Ledroit als Zeichner aus und wurde durch Christophe Palma ersetzt. Ich selbst kenne die Fortsetzung nicht, habe aber mir sagen lassen, dass zwar die Bilder prächtig sind, die Geschichte aber nicht mehr das hohe Niveau des Erstlings halten kann.

– Inhalt

New York 1931: Brooklyn steht unter dem Schock einer brutalen Mordserie. Bereits auf der ersten Doppelseite zeigt uns der Autopsie-Bericht eines schrecklich zugerichteten Körpers, womit wir hier zu rechnen haben. Mona Griffth, Tochter eines Antiquitätenhändlers, glaubt an einen Zusammenhang mit einem antiken Dolch, der sich im Besitz ihres vor zehn Jahren ermordeten Vaters befand. Bei ihren Nachforschungen trifft sie auf Xoco, einen Schamanen, der das Geheimnis des Dolches kennt. Bald merken sie, dass sie sich einem sehr mächtigen und uralten Feind aus der Vergangenheit stellen müssen…

-Kritik

Wer Krimis, Film Noir und die Geschichten von H.P. Lovecraft mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Unglaublich, was hier an grafischer Opulenz geboten wird. Im Gegensatz zu anderen Comics sind hier die Panels meistens auf schwarzem Hintergrund, was die Wucht der Bilder noch verstärkt und den düsteren Gesamteindruck unterstützt. Die Geschichte ist verwirrend und nichts für den schwachen Magen. Im Film Noir trifft der abgehalfterte Detektiv zumeist auf eine mysteriöse Dame, die ihn tiefer in den Strudel der Ereignisse reißt. Hier ist es interessanterweise genau andersrum: Mona Griffith wird aus ihrem normalen Leben gerissen und muss sehen, dass sie lebend davonkommt.

Man muss sich schon etwas Zeit nehmen, Xoco liest sich nicht mal eben auf dem Klo. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einer interessanten Gruselmär belohnt, die durch einen einzigartigen visuellen Stil mit irrwitzigen Perspektiven, teilweise annähernd fotorealistischen Zeichnungen, tollem Licht-und-Schattenspiel und angemessen bleichen Farben besticht.

Fazit: Düstere, spannende Erwachsenen-Unterhaltung!