ASTERIX – ein Phänomen

„Wir schreiben das Jahr 50 vor Christus. Ganz Gallien ist von den Römern erobert… Ganz Gallien?“

Nein, natürlich nicht. Und wenn der Spruch „Perlen vor die Säue werfen“ [oder wahlweise „Eulen nach Athen tragen“] auf etwas zutrifft, dann darauf, dass man noch erklären müsse, woher dieser Spruch stammt. Ob man ihn mag oder nicht, die Abenteuer von Asterix, dem Gallier, sind inzwischen schon so etwas wie ein Teil der europäischen Kultur geworden. Es dürfte kaum jemanden geben, der nicht zumindest schon mal von ihm gehört hat.

Die Geschichte von Asterix begann 1959, als der erste Teil von „Asterix der Gallier“ in der französischen Jugendzeitschrift „Pilote“ veröffentlicht wurde. Erfunden hatten den gallischen Krieger der Texter René Goscinny und der Zeichner Albert Uderzo (in den Alben kurz „Goscinny & Uderzo“ genannt). Die ersten Abenteuer wurden zuerst in „Pilote“ als Fortsetzungsgeschichte geschrieben, und dann als Album komplett nochmals veröffentlicht. Und im Verlauf der Zeit wurde Asterix ein großer Erfolg, auch international. Bereits 1965/66 erschienen die Abenteuer in Deutsch, allerdings noch als Bestandteil des vom Kauka-Verlag (von Verleger Rolf Kauka, dem Erfinder von Fix und Foxi) herausgebrachten Heftes „Lupo Modern“. Kauka jedoch drückte jedem vom Ausland gekauften Comic seinen persönlichen Stempel auf. So wurde Franquins Serie „Gaston“ zu „Jo-Jo“ [in der „Jo-Jo“-Gaston furchtbar stotterte] oder „Spirou und Fantasio“ zu „Pit und Pikkolo“ [und das ebenfalls in der Reihe auftauchende Marsupilami zu Kokomiko]. Die Gallier Asterix und Obelix wurden in der Bearbeitung zu den Germanen „Siggi und Babarras“, die sich in dem Dorf „Bonnhalla“ rechts des Rheins amerikanischen Besatzern entgegenstellen. Da die Handlung der Geschichten ähnliche Wandlungen erfuhren, so dass aus dem Kampf der Gallier gegen die Römer ein Abbild von „Stammtischmeinungen“ der konservativen Szene über die aktuelle Politik der 1960er Jahre wurde, und die Autoren ihr Werk so verfremdet sahen, entzogen sie dem Kauka-Verlag das Recht zum Abdruck.

Ab 1967 übernahm der Ehapa Verlag die Rechte, die er bis heute immer noch hat. Allerdings kam es bei der Veröffentlichung der bisher erschienenen Abenteuer zu einem Bruch in der Reihenfolge. Als 1968 die beiden ersten Alben erschienen, kam gerade der Zeichentrickfilm „Asterix und Kleopatra“ ins Kino. Und obwohl der dazugehörige Band eigentlich Nummer 6 der Reihe ist, wurde er als Nummer 2 veröffentlicht, als „Comic zum Film“. Damit nahm dummerweise auch die Handlung ein paar Logikbrüche hin, zum Beispiel, dass Idefix, Obelix‘ Hund bereits dabei ist, obwohl der erst in „Tour der France“ (Nr. 5, also genau ein Album vor „Kleopatra“) zum ersten Mal auftaucht, oder die Piraten, die beim Anblick der Gallier ihr Schiff aus Angst selbst versenken, obwohl die erste Begegnung mit ihnen in „Asterix als Gladiator“ (Nr. 4) stattfindet und sich mit „Tour de France“ erst zum Running Gang entwickelt.

In 32 Alben und einer Sonderausgabe erlebten die Gallier seither ihre Abenteuer. Seit dem Tod von Goscinny 1977 entwickelt Uderzo allein die Geschichten, die zwar zur Zeit des römischen Imperiums spielen und diese Epoche auch sehr getreu wiedergeben, aber immer auch Bezüge zur Gegenwart haben, etwa bei den Eigenarten der verschiedenen Völkern, die Asterix auf seinen Reisen kennenlernt. Manche Zitate aus der Serie [„Wir schreiben das Jahr 50 vor…“, „Die spinnen, die Römer!“, „Passierschein A 38“] haben sogar Eingang in den modernen Sprachgebrauch gefunden.

Um die Reihe entsprechend zu würdigen, wurde vom Ehapa Verlag im Jahr 2000 die „Gesamtausgabe“ herausgebracht. In einem großformatigen Buch mit Hardcover in blauer Lederoptik sind immer drei Alben abgedruckt. Vor den einzelnen Alben gibt es Seiten mit Informationen, wie das jeweilige Album entstand. Außerdem sind auch Kurzgeschichten rund um Asterix, die Goscinny und Uderzo erfunden haben, abgedruckt, etwa „Obelisc’h“, in der die beiden einen leibhaftigen Nachfahren von Obelix treffen und mit nach Paris in die Redaktion ihres Magazins nehmen.

Wohin die Reihe noch gehen wird, bleibt abzuwarten. Der bisher letzte Band, „Gallien in Gefahr“, der 2005 erschien, wurde etwas kontrovers betrachtet, zum einen, weil dort mit dem Auftauchen zweier außerirdischer Kulturen Science-Fiction-Elemente in die Serie eingebracht wurden, zum anderen, weil die in dem Abenteuer verarbeitete Allegorie einer Warnung vor der schleichenden Ersetzung Comics klassischer Machart durch japanische Mangas so nicht von jedem geteilt wurde. Weiters wurde bemängelt, dass die Handlung durch die Verwendung von einzelnen Bildern, die teilweise eine halbe bis eine ganze Seite einnahmen, gestreckt wurde. Auch dass sich Uderzo im Nachwort ausgerechnet vor Walt Disney, den er als „berühmten, wundervollen Druiden“ bezeichnet, der es ihm (Uderzo) ermöglichte, „in einen Kessel voll Zaubertrank“ zu fallen, verbeugt, wurde mit Befremden aufgenommen. Disney hatte das Zeichnen selbst bereits 1926 aufgegeben, überließ die Konzeption der Figuren anderen Künstlern und fungierte nur noch als Produzent und „Ideengeber“.

Uderzo selbst meinte, auf die Zukunft von Asterix angesprochen, dass er noch nicht am Ende sei und trotz seines Alters (er wurde am 25. April 2007 80 Jahre) gern noch ein Abenteuer zeichnen würde. Wir werden also sehen müssen, was die Zukunft dem Gallier aus der Vergangenheit bringen wird.

Die Wartezeit bis dahin kann die ASTERIX Gesamtausgabe verkürzen. Die ersten sechs Bände der Reihe (umfassend die Alben 1 bis 18) gibt es in einer Auktion, die noch bis zum 28. Oktober 2007 läuft:


eBay Partnerprogramm

Ein weiterer Schritt

Schon wieder etwas Selbstreferenzielles, aber davon haben wir hier ja eigentlich nie abgeschworen: die Internetpräsenz des „Phantastischen Projekts“ hat heute ihre Fertigstellung erlebt. Die Seiten sind erstellt, mit der Geschichte des Projekts, Personen, dem Magazin, Shops, Forum und Informationen über die ASTROCOHORS-Seite. Gleichzeitig bedeutet das, dass wir explizite Themeninhalte ab sofort unseren Partnerseiten (EP-Blog, CPARCS) überlassen. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, hin und wieder darauf zurück zu kommen oder auch auf bestimmte, einzelne Beiträge zu verweisen.

Mondpreise bei Medikamenten, Untätige bei Gewerkschaften, Missbrauch bei Studiengebühren, übereifrige Staatsanwälte, Autobahnen und Nobelpreise

Im Rahmen der Blogger-Aktion für Burma sind einige Stimmen laut geworden, man solle doch die Probleme in Deutschland nicht aus den Augen verlieren. Manches mal wurden diese Forderungen auch in einem etwas härteren Ton gebracht. Es war gerade so, als würde man das eigene Land beim Blick auf Myanmar aus den Augen verlieren. Damit das nicht passiert – falls die Gefahr je bestand -, gibt es unter anderem verschiedene Magazine im Fernsehen. Beim ZDF ist das „Frontal 21„, das diese Woche einen guten Querschnitt durch die Republik brachte. Und um auch zu zeigen, dass wir die eigene Umgebung trotz der Probleme der Welt nicht vergessen, hier die Themen der aktuellen Sendung von gestern:

Über Dinge, die im Gesundheitswesen nicht so laufen, wie sie sollten, hatten wir schon zu verschiedenen Gelegenheiten kritische Bemerkungen gemacht (zum Beispiel „Krankenkassen und Überwachung: 2057 kommt schneller als gedacht…“ oder „2057 – unser Leben in der Zukunft„). Dieser Bericht zeigt, dass Sparmaßnahmen nicht nur auf Kosten des Personals erfolgen sollten, sondern dass man auch bei Pharma-Firmen ansetzen kann. Ausgerechnet bei Medikamenten gegen Krebs schnellen Preise plötzlich und übermäßig in die Höhe.

Das Geschäft mit dem Krebs – ZDF-Mediathek

Auch über die Bahn und die ins Gerede gekommenen Privatisierungspläne haben wir geschrieben („Die Bahn… kommt? oder Es fährt ein Zug nach Nirgendwo…„). Zurzeit macht die Bahn eher wegen der Lokführerstreiks von sich reden. Die Kollegen der Lokführer mögen fassungslos sein, denn ihr Tarifvertrag sah ganz anders aus als das, was die Bahn jetzt anbietet. Das Problem: Sie sind in einer anderen Gewerkschaft und die geht nicht so auf Konfrontation wie die Lokführer.

Transnet: Gewerkschaft am Gängelband – ZDF-Mediathek

Um die Bildung an deutschen Hochschulen zu verbessern, waren Politiker der Ansicht, Studiengebühren erheben zu müssen. Für die Bildung, wohlgemerkt. Doch viele Hochschulen brauchen die Gebühren für andere Dinge, zum Beispiel Heizkosten.

Missbrauchte Studiengebühren – ZDF-Mediathek

Es ist ein durchaus gängiges Szenario in den unzähligen Gerichtsshows, die im Moment noch auf den Privatsendern laufen: der Staatsanwalt hat sich auf einen Angeklagten eingeschossen und hält diesen für schuldig, bis ein findiger Rechtsanwalt – hin und wieder auch in Form von Ingo Lenßen – die Unschuld seines Mandanten beweist. Eine Räuberpistole? In Sachsen-Anhalt gab es einen ähnlichen Fall. Ein Staatsanwalt erhielt eine anonyme Anzeige. Doch statt den dort erhobenen Vorwürfen genauer nachzugehen, wollte der lieber ermitteln, wer diese Anzeige erstattet hatte und gegen den vorgehen. Es wurde auch jemand ausgemacht. Aber war das auch der „Täter“?

Sachsen-Anhalt: Seltsame Ermittlungen – ZDF-Mediathek

Es gibt kaum jemand, der nicht den Eklat bei J. B. Kerner mitbekommen hat: Eva Herman wurde im Verlauf der Sendung ausgeschlossen (eine genaue Betrachtung liefert Stefan Niggemeier hier). In der Sendung fiel auch mal wieder das Klischee von den Autobahnen, die die Nazis gebaut hätten und die wir heute ja auch noch benutzen. Nachdem selbst schon die Bild-Zeitung (wie das „Bildblog“ hier überrascht berichtet) über solche Irrtümer in Kurzform aufklärt, widmet sich das Magazin in längerer Form nochmal dem „Es war ja nicht alles schlimm“-Mythos der freien Fahrt für deutsche Bürger.

Mythos Autobahn – ZDF-Mediathek

Damit die Worte „Wir bleiben an dem Thema dran“ keine leere Phrase sind, bietet „Frontal 21“ die Rubrik „Nachgehakt“, in der über die Folgen vergangener Reportagen berichtet wird. In dieser Woche ging es um die Strompreiserhöhung, die Verwertung von DNS-Spuren an Tatorten und den Brückenwahn in Sachsen.
Die satirische Nachlese „Toll!“ widmet sich dem Nobelpreis – und ein klein wenig Eva Herman und der JBK-Show. Aber nur am Rande…

Toll! Nobelpreis – ZDF-Mediathek

Myanmar – was seither geschah…

Die Aktion „Free Burma“ ist nun 12 Tage her. Da der Blick nach Myanmar aber nicht vergessen werden sollte, hier ein kleiner Überblick, was seither passiert ist.

Am 8. Oktober machten Berichte die Runde, dass die Verhaftungen von Kritikern weitergehen. Genaue Zahlen seien allerdings nicht bekannt, da viele Reporter inzwischen abgehört werden und sich nicht mehr trauen, Informationen per Telefon ins Ausland weiterzugeben (Bericht: „Weitere Verhaftungen in Myanmar„). Den verhafteten Mönchen wurde von der Regierung die Amnestie verweigert; gleichzeitig drohen im Exil lebende Mönche mit einem Boykott-Aufruf für die Olympischen Spiele in Peking, sollte China sich weiterhin gegen eine UN-Erklärung sperren (Bericht: „Myanmar: Militärjunta verweigert Mönchen Amnestie„). An der Haltung Chinas änderte das jedoch zunächst nichts, die Regierung in Peking drängte darauf, zwischen der Regierung Myanmars und der Opposition zu vermitteln (Bericht: „Westen dringt auf Verurteilung von Gewalt in Myanmar„). Am 10. Oktober wird bekannt, dass offenbar ein verhafteter Aktivist während seines Verhörs durch die Militärs gestorben sei (Bericht: „Myanmar: Aktivist angeblich während Verhör gestorben„).

Am 12. Oktober vermeldete die Agentur REUTERS, dass sich China erstmals nicht mehr sperrte, eine UN-Resolution mitzutragen, die Kritik an der Gewaltaktion gegen Demonstranten in Myanmar übte. Zwar ging vielen Menschenrechtlern die Erklärung nicht weit genug, aber grundsätzlich wurde sie begrüßt (Bericht: „Auch China kritisiert Myanmar„). Am 15. Oktober wurde bekanntgegeben, dass die EU über Sanktionen gegen Myanmar entscheiden möchte (Bericht: „Myanmar aktuell: Sanktionen aus Brüssel„). Und gerade heute erging die Nachricht, dass Japan Sanktionen beschlossen hat und Hilfsgelder einfriert, aber weiterhin humanitäre Hilfe leisten möchte (Bericht: „Japan friert Hilfsgelder für Myanmar ein„).

Zum Schluss dieser ganzen Meldungen noch ein Hinweis auf eine sehr gut geschriebene Zusammenfassung über die Geschichte und den Hintergrund des Landes Myanmar und zu dem, was letztlich zu den Ereignissen dort geführt hat: das ZDF zum Thema „Myanmar – Warum die Mönche rebellieren„.

„AMORE XL“ – der neueste Wurf der Ersten Allgemeinen Verunsicherung

In diesem Blog wurden schon des öfteren Texte von Lieder der Ersten Allgemeinen Verunsicherung zitiert (zum Beispiel hier und hier), was damit zu tun hat, dass diese Texte trotz der Tatsache, dass sie schon ein paar Jahre alt sind, etwas beschreiben, das einem verdammt bekant vorkommt. Am heutigen 12. Oktober hat die Band nun tatsächlich ihr neues Album herausgebracht, das den Titel „AMORE XL“ trägt. Und das ist für uns eine Gelegenheit, uns diese „Verunsicherung“ mal anzuschauen, von damals bis heute.

Die Geschichte beginnt eigentlich 1974 mit Eik Breit und Günter Heineman, die die Band „Antipasti“ gründen. Bis 1977 gibt die Band in verschiedenen Konstellationen Konzerte. Um nicht einfach Lied an Lied zu spielen, erzählt Eik Breit in den Pausen dazwischen komische Geschichten. Als man 1977 einen neuen Gitarristen sucht, kommt Thomas Spitzer hinzu, der verlangt, dass eine klare Idee hinter dem Konzept stecken müsse. Ihm schwebt eine „Rock-Comix-Gruppe“ vor, etwas, das er auch schon mit Nino Holm, der 1974 zu der Band kam, besprochen hat. Daraufhin wird „Antipasti“ aufgelöst und das Konzept für die neue Band erarbeitet. Schließlich fehlt nur noch ein passender Name. Doch da kommt den aufstrebenden Musikern der Zufall zur Hilfe: Sie fahren an einem Gebäude der österreichischen „Ersten Allgemeinen Versicherung“ vorbei. Thomas Spitzer hat eine Idee. Wenn man sich „Erste Allgemeine Verunsicherung“ nennt, regen sich die Leute von der Versicherung auf – und wie sollte es Jahre später zu diesem Thema in Webbers Musical „Das Phantom der Oper“ heißen? „Die Publicity ist doch wunderbar – und umsonst sogar!“

Im Winter 1977 schreibt Thomas Spitzer die erste Bühnenshow für die Band. Ein Freund von ihm, Klaus Eberhartinger, rät ihm, das Buch nochmal zu überarbeiten, da er findet, er könne das besser. Doch der will das zuerst nicht zur Kenntnis nehmen, schließlich jedoch erarbeitet er innerhalb von fünf Tagen ein neues Programm, das 1978 erstmals zur Aufführung kommt, allerdings erst, nachdem der Austrorock-Star Wilfried Scheutz zu der Gruppe stößt und die anderen Bandmitglieder für ihre Auftritte schult. Tatsächlich gibt es auch den von Spitzer angedachten Wirbel seitens der Versicherung wegen des Bandnamens.

Trotzdem kommt das ganze nicht so richtig in Schwung. Die „Verunsicherung“ tritt hauptsächlich in Landeshauptstädten Österreichs auf, im Rest der Alpenrepublik ist man nahezu unbekannt. Anfang der 1980er Jahre kommt man langsam nach Deutschland. Das Programm damals heißt „Café passe“. Der Selbstmord des Sängers Walter Hammerl überschattet das Jahr 1981, worauf Klaus Eberhartinger hinzu kommt, allerdings nur „bis jemand besseres gefunden worden ist“. „Café passe“ erscheint noch im selben Jahr als Schallplatte [Anmerkung: Das war der Vorgänger der CD.]

1983 ist das nächste Konzept, „Spitalo Fatalo“, fertig. Der erste Plattenvertrag mit der EMI kommt zustande und die Single „Alpenrap“ kommt in Österreich und Deutschland in die Charts, so dass sie schließlich in der Hitparade (mit Dieter Thomas Heck) auftreten. Eine zweite Single, „Afrika“, ist in Österreich erfolgreich, wird in Deutschland aber boykottiert – wegen des kritischen Inhalts. Schon 1984 folgt „Á la carte“, das nächste Album. 1985 folgt „Geld oder Leben“, womit der kometenhafte Aufstieg der Gruppe beginnt. Die Lieder „Märchenprinz“, „Fata Morgana“ und „Ba-Ba-Banküberfall“ werden Hits (letzteres unter dem Titel „Ba-Ba-Bankrobbery“ sogar in England). 1986 darf die Band nicht beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ (heute „Eurovision Song Contest“)für Österreich antreten, da sie zuvor schon mal in der DDR aufgetreten ist. 1987 kommt „Liebe, Tod und Teufel“ heraus, hier werden „Küss die Hand, schöne Frau“ und „An der Copacabana“ Hits. Das Lied „Burli“ wird von dem Radiosender „Bayern 3“ boykottiert, wo man den Text absolut missverstanden hat. Die Anklage gegen Atomkraftwerke und deren unabsehbare Folgen für Mensch, Natur und Umwelt wird von einigen steifen Musikredakteuren fehlinterpretiert als Beleidigung der Gefühle Behinderter. Die Folgen sind massiv, in Deutschland traut sich kaum ein Sender, das Lied zu spielen, außerdem wird die „EAV“, wie sie sich inzwischen kurz nennt, aus verschiedenen Fernsehsendungen wieder ausgeladen. Dem Erfolg tut das keinen großen Abbruch, das Jubiläumsalbum „Kann denn Schwachsinn Sünde sein?“, das 1988 auf dem Markt kommt, ist wiederum ein Hit.

Waren bei den vorigen Alben Pinguine so etwas wie das „Maskottchen“ – selbst die Tour der Band, die sinnigerweise von der „Ersten Allgemeinen Versicherung“ gesponsert wurde, hieß „Pinguin-Tour“ -, so wird es nun der Nasenbär, genauer gesagt, Neppomuk, der Nasenbär, mit dem Album von 1990: „Neppomuks Rache“. Von diesem Album erscheinen die Singles „Ding Dong“, „Samurai“, „s’Muaterl“ (das Klaus Eberhartinger später zu einem seiner Lieblingslieder erklärt) und „Einer geht um die Welt“. 1991 erhält die Band den „World Music Award“ und singt das Album „Watumba!“ ein.

1994 erscheint „Nie wieder Kunst“, dem in Deutschland leider nur ein bescheidener Erfolg zuteil wird. Man ist sich einig, dass man zwischen Tour und Alben nun längere Pausen einlegen möchte. 1996 kriselt es bei der EAV und trotz eines „Best of“-Albums ist nicht klar, ob die Gruppe nach dem Weggang von zwei Mitgliedern überhaupt weitermachen wird. Doch 1997 erscheint „Im Himmel ist die Hölle los“. Der kirchenkritische Ton stößt vor allem in Bayern (mal wieder…) sauer auf und es gibt Menschen, die versuchen, einige Konzerte im Freistaat zu verhindern. Das Nachfolge-Album kommt 1998 (in Österreich) beziehungsweise 1999 (in Deutschland) heraus, es trägt den Titel „Himbeerland“ und dreht sich um die Schlagerbranche. Völlig unerwartet jedoch wird das Lied „Drei weiße Tauben“ zu einem Ballermann-Hit, was (ausgerechnet) dem Münchner Sender „Radio Gong“ zu verdanken ist.

„Austropop in Tot-Weiß-Tot (2000 Jahre sind genug)“ folgt 2000, muss aufgrund von rechtlichen Schwierigkeiten aber unter dem Namen „Klaus Eberhartinger und die Gruftgranaten“ veröffentlicht werden. Dann kommt eine Pause, die verschiedenen Erkrankungen unter anderem von Klaus Eberhartinger und Produzent Kurt Keinrath geschuldet ist und bis 2003 dauert. Das Album „Frauenluder“ wird ein Erfolg in Österreich, floppt aber in Deutschland mangels Promotion seitens der Plattenfirma. Daraufhin führt die Band neue Verhandlungen und unterschreibt letztlich einen Vertrag mit Sony BMG. Um die EAV wieder ins Gespräch zu bringen, wird der 2005 Sampler „100 Jahre EAV – Ihr habt es so gewollt!“ produziert. Zwischen 2005 und 2007 folgen die Tour „100 Jahre EAV“, diverse Auftritte im TV und Preise. Für zwei Wochen nach dem letzten Konzert der Tour (29. September 2007 in Bad Füssing) wird das neue Album angekündigt.

Und da ist es nun: „AMORE XL“. Das Thema ist – wie sollte es anders sein – die Liebe. Seit der Gründung vor 30 Jahren hat sich die Band stark verändert, entwickelt. Von Anfang an waren kritische Lieder das Metier der Gruppe, was in den ersten Alben noch sehr stark herauskam. In den 1980er Jahren haben sie es geschafft, ihre Kritik für ein größeres Publikum zu präsentieren, wobei einige Alben eine Mischung darstellten aus „leichteren“ Lieder („An der Copacabana“, „Küss die Hand, schöne Frau“) und harter Kritik („s’Muaterl“, „Burli“). Ob es der EAV gelingt, nach dem Einbruch in den 1990er Jahren wieder an die Erfolge früherer Jahre anzuknüpfen, wird sich zeigen. Aber eines ist sicher: Einige Lieder („Würschtlstand“, „Sofa“, „Spitalo Finalo“, „Samurai“) haben an ihrer Aktualität nichts eingebüßt.

Mehr über die EAV, ihre Platten, die Leute, die Geschichte und dem offiziellen Fanclub gibt es im Internet unter www.eav.at.

Vorratsdatenspeicherung: Maßnahmen für Blogs und Foren

Laut einem Urteil des Amtsgericht Berlin-Mitte darf die IP-Adresse eines Webseitenbesuchers nicht länger gespeichert werden als er sich auf der Seite aufhält. Soll heißen: Laut diesem Urteil muss die IP-Adresse wieder gelöscht werden, sobald ein Besucher eine Webseite wieder verlässt. Was das genau bedeutet, wird auf Advisign sehr schön und fachkompetent erläutert. Dort werden auch ein paar praktische Tipps gegeben, so zum Beispiel, dass man IPs nicht unnötig speichern sollte. Das ergibt bei manchen Programmen, die heute vielfach im Internet im Einsatz sind, ein kleines Problem. Nehmen wir nur WordPress, mit dem auch dieses Blog betrieben wird: die IP-Erfassung vom Kommentatoren ist dort standardmäßig implementiert. Oder phbBB, die Foren-Software, bei der die IP jedes Beitragsschreibers erfasst wird.

Zum Glück kann man da Abhilfe schaffen: Auf daten-speicherung.de gibt es einen Beitrag darüber, wie man diese Funktionen bei MediaWiki (noch so ein Kandidat, bei dem die IPs von Beitragsschreibern erfasst wird) und WordPress deaktivieren kann. Im Fall von WordPress ist das sogar recht einfach, wie wir selbst feststellen durften, einfach das im Beitrag beschriebene Plugin herunterladen, in den Plugin-Ordner von WordPress auf dem Server übertragen, dann im Admin-Menü das Plugin aktivieren – fertig! Schon werden keine IPs mehr abgespeichert.

Für phpBB wird auf einen Beitrag im Wiki von vorratsdatenspeicherung.de hingewiesen. Bei dieser Software ist es nicht ganz so einfach, hier muss eine php-Datei durch eine modifizierte ersetzt werden. Aber auch das ist im Prinzip kein Hexenwerk. Zur Sicherheit ein Backup anlegen, die modifizierte Datei („common.php“) auf den Server hochladen, so dass sie die vorhandene ersetzt und dann überprüfen, ob das Forum noch korrekt arbeitet – et voilà, das war’s. Der entsprechende Beitrag findet sich hier, leider ist der Hinweis auf die Datei, die man sich für die Version phpBB 2.0.22 herunterladen soll, etwas verwirrend, da der Dateiname selbst ohne Link ist. Einen Absatz später wird auf ein zip-Verzeichnis verwiesen, das die Datei für die Version 3.0Beta5 enthält, dieses Verzeichnis enthält auch die Version 2.0.22!

Wir haben uns gleich daran gemacht, die Software von Blog und Forum zu modifizieren, so dass nun keine Speicherung mehr stattfindet. Leider bedeutet das auch das vorläufige „Aus“ für Google Analytics, mit dem wir eigentlich die Zugriffe auf unsere Web-Romane auswerten wollten, denn wie es auf der oben bereits erwähnten Seite von Advisign heißt, ist es laut dem Gericht nicht ausreichend, wenn IPs auf einem gesicherten Server gespeichert werden. Bleibt eigentlich nur übrig, den Ratschlägen am Ende des Beitrags zu folgen, überflüssige IP-Speicherungen abzustellen und ansonsten erst einmal abzuwarten, was sich weiter ergibt.

Die Zukunft des ASTROCOHORS-Blog

In diesem Jubiläumsjahr des „Phantastischen Projekts“ gehen große Umwälzungen vor sich. Eine Sache betrifft das ASTROCOHORS Blog. Eine Idee dahinter war, für die „Abteilungen“ des Projekts spezifische Mitteilungen herausbringen zu können. Doch langsam wird klar, dass diese strikte „Auffaserung“ des Projekts zu Lasten des gemeinsamen Nenners geht. Die ASTROCOHORS-Seite wird nicht beeinträchtigt, aber wir haben begonnen, uns Gedanken um die Zukunft des Blogs zu machen. Wahrscheinlich wird es in der Form wie bisher nicht weiterbestehen. Aber wir halten die Leser auf dem Laufenden, wie es weitergehen wird.

„Deutscher wird Papst – Teufel tritt zurück“ – oder: Bastian Sick ist gar nicht so

Deppen-Apostroph

Wer ist mehr zu bedauern – die deutsche Sprache oder Bastian Sick? Der Autor der Buchreihe „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ sowie der „Zwiebelfisch„-Kolumne im Spiegel hat schon einiges einstecken müssen. Ein „Reinheitsfanatiker“ sei er, sagen die Kritiker. Ein „Sprachfetischist“. Und noch ein paar andere kreative Worte, die seinen Hang, auf Fehler aufmerksam zu werden, ziemlich blumig umschreiben. Dabei wird das Bild eines penetrant peniblen Menschen gezeichnet, mit dem man eigentlich nichts zu tun haben möchte, denn dass man Fehler macht, sei ja schließlich nur menschlich.

Auf der anderen Seite: die deutsche Sprache. Sie leidet stumm. Sie lässt jedweden Anglizismus in sich hineinpressen (egal, ob dieser „Sinn macht“ oder nicht), die altbekannte Regel „Subjekt – Prädikat – Objekt“ wird gerne mal durcheinander gewürfelt und was die Schreibung von Worten betrifft, da ist man sowieso sehr kreativ [zum Thema „Anglizismen“ gibt es hier einen Beitrag im STAR COMMAND Blog, zum Umgang mit der deutschen Sprache hier]. Aber he, heißt es da immer wieder, macht ja nichts – Sprache lebt! Ach ja – und Bastian Sick nicht?

Vor ein paar Tagen nun übertrug der SWR die Aufzeichnung einer Lesung von Bastian Sick, die dieser in Stuttgart gehalten hatte. Ich habe sie mir angesehen, denn erstens (wie man aus den zwei anderen Beiträgen in diesem Blog herauslesen kann) finde ich seine Kolumnen sehr gut, und zweitens wollte ich mir ein Bild machen von dem Mensch hinter den Zeilen. Wie gesagt, folgt man dem Tenor der Kritiker, scheint es sich bei diesem Bastian Sick um einen sehr unangenehmen Menschen zu handeln. Bevormunden will er uns, heißt es. Uns Vorschriften machen. Will er das?

Nein, will er nicht. Sick nutzt in seinen Werken und auch auf der Bühne die Kunst des „Überziehens“. Natürlich wird er auf kleinste Fehler aufmerksam, aber das tut er nicht, weil er uns Vorschriften machen will. Er möchte uns nur ein wenig aufmerksamer machen. Und mit der witzigen Art, in der er das rüber bringt, schafft er das auch. Bastian Sick ist kein Oberlehrer, der sich als Retter in der Not versteht (obwohl ihm diese Rolle sehr gut stehen würde), er ist mehr der Hofnarr, dem es erlaubt ist, jedem am Hof die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Und wer ihm zuhört, der erfährt eine Menge über die Sprache, die wir doch alle glauben so gut zu kennen. Mich eingeschlossen. Er klärt uns endlich darüber auf, wie man die Mehrzahl bei italienischen Modegetränken bildet: ein Cappuccino, zwei… Cappuccini? So ist die Mehrzahl in Italienisch. Bei uns auch? Nein, erklärt Sick, im Deutschen darf man „Cappuccinos“ sagen, denn: „Seit wann gilt in Deutschland die italienische Grammatik? Es gilt ja kaum die eigene!“ Er referiert über merkwürdige Sprachgebräuche, nämlich dass man in Deutschland sowohl „Ich gehe zu Aldi.“ als auch „bei Aldi“, „zum Aldi“ oder „auf Aldi“ sagt oder über Menschen, die deutsche Redewendungen durcheinander würfeln, also quasi „viere gerade sein lassen“. Auch über den oben schon beschriebenen kreativen Umgang mit der deutschen Rechtschreibung erfährt man einiges, so zum Beispiel über den „Deppen-Apostroph“ (ein Beispiel dafür sieht man auf dem Bild ganz oben, das Fundstück ist von mir selbst). Und man bekommt gleich noch erklärt, dass es nicht „das Apostroph“ heißt, sondern „der Apostroph“. Übrigens, der Punkt am Ende eines Satzes hieß ursprünglich nicht „Punkt“, sondern „Tupf“ und das Komma „Beistrich“. Beides hat sich aber als Bezeichnung nicht durchgesetzt.

Eine andere Rubrik beschäftigt sich mit Aussagen, die für sich getrennt nichts besonderes sind, jedoch wenn man sie durch irgendwas zusammenbringt, auch wieder lustig sind. Mit einem solchen Beispiel ist dieser Beitrag überschrieben. „Deutscher wird Papst“ und „Teufel tritt zurück“ waren zwei Schlagzeilen, die auf der Titelseite einer Zeitung nebeneinander standen. Nun ging es in dem einen Bericht natürlich um die Wahl von Papst Benedikt, in dem anderen um den fast zeitgleich stattfindenden Rücktritt des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Erwin Teufel. Für sich genommen sind das beides keine Ereignisse, die dazu geeignet sind, sonderliche Erheiterung hervor zu rufen. Die beiden Schlagzeilen nebeneinander hingegen schon.

Als Fazit des Abends bleibt für mich: Bastian Sick ist gar nicht so. Also, zumindest nicht so, wie seine Kritiker sagen. Und wenn man sich den modernen eMail-Schriftverkehr ansieht, in dem die Großschreibung von Substantiven offenbar gänzlich abgeschafft wurde oder sich in Foren umsieht, in der weder Grammatik noch Orthografie irgendwas zu sagen haben, sind seine Beiträge sicherlich notwendig. Und wenn er dabei manchmal etwas „oberlehrerhaft“ rüberkommt: man darf nicht alles so eng sehen. Ich persönlich versuche lieber, daraus zu lernen. Das gelingt mir nicht immer. Leider. Aber das ist ja kein Grund, gleich die Flinte mit dem Bad auszuschütten.

Bücher von Bastian Sick:

Happy Aua. Ein Bilderbuch aus dem Irrgarten der deutschen Sprache
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Folge 2: Neues aus dem Irrgarten der deutschen Sprache
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Folge 3. Noch mehr aus dem Irrgarten der deutschen Sprache

STAR COMMAND Forum

Hier ein kurzer, selbstreferenzieller Beitrag: Bei der kompletten Umgestaltung des Web-Auftritts des „Phantastischen Projekts“ haben wir heute die Forum-Seite freigegeben. Sie ist noch nicht komplett und wird in den folgenden Tagen und Wochen noch vervollständigt werden. Wir sind für Vorschläge und Gedanken grundsätzlich offen.

Wenn das Forum in einer einigermaßen fertigen Form steht, wird es in der linken Spalte auch einen eigenen Link bekommen.

Krankenkassen und Überwachung: 2057 kommt schneller als gedacht…

Im März diesen Jahres wurden die Folgen der Reihe „2057 – Unser Leben in der Zukunft“ ausgestrahlt. Gleich in der ersten Folge ging es unter anderem um das Gesundheitssystem der Zukunft (ein kritischer Bericht aus diesem Blog findet sich hier). Es wurde ein System der totalen Überwachung gezeigt, bei der die Krankenkassen von einem intelligenten Haussystem den Urin in der Toilette analysieren lassen, um festzustellen, ob ein Versicherter nicht vielleicht einen riskanten Lebensstil hat und sie entsprechend die Beiträge erhöhen müssen. Als die Figur, die beispielhaft in dem Film präsentiert wurde, diese Analyse manipuliert und das herauskommt, werden ihr sofort sämtliche Leistungen gestrichen und sie auf die unterste Stufe des Systems verfrachtet.

„Was heute noch wie ein Märchen klingt…“
Nun sieht es so aus, als würde 2057 noch im Jahr 2007 kommen. Deswegen möchte ich an dieser Stelle auf einen lesenswerten Artikel der „Zeit online“ hinweisen, der sich mit einem Gesetzentwurf beschäftigt, der Ärzte zu Spionen der Krankenkassen machen soll. Laut diesem Gesetzentwurf sollen Ärzte unter Aufhebung der Schweigepflicht dazu verdonnert werden, Krankheiten, die ein Patient selbst verursacht hat, den Krankenkassen anzuzeigen. Zum Beispiel gesundheitliche Folgen von Tätowierungen, Piercings oder Schönheitsoperationen. Doch das sind eben nur ein paar Beispiele, denn laut dem Entwurf sollen „generell“ Erkrankungen gemeldet werden, die sich ein Patient „vorsätzlich“ zugezogen hat. Der Artikel „Vom Sozialstaat zum Kontrollsystem“ findet sich auf ZEIT online.