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Noch immer hat William von Baskerville das Geheimnis der Morde in dem Kloster im Norden Italiens nicht klären können. Klar ist nur eins: Die Konferenz ist gescheitert – auch durch das Zutun von Bernard Gui – und Remigius von Varagine, sein Gehilfe Salvatore und die Rose werden von der Inquisition weggebracht und werden sterben. Adson ist zutiefst unglücklich über das Schicksal der Rose, für das sie so gar nichts kann. Doch am vorletzten Tag seines Berichts nehmen die Ereignisse nochmal Fahrt auf. Schauen wir uns wie immer erst den Roman an.
Zur Frühmesse fehlt schon wieder ein Mönch, diesmal ist es Malachias. Abgelenkt von den Gesängen, die durch die Kirche klingen, bemerkt Adson gar nicht, wie dieser plötzlich auf seinem Platz erscheint. Zunächst erleichtert, da er doch derjenige war, der das unselige Buch zuletzt in Händen gehalten hatte, muss er dann doch feststellen, dass Malachias wankt und schließlich nach vorne stürzt. Während er vor den Augen aller Anwesenden stirbt, gibt er seine letzten Worte von sich, dass er gewarnt worden sei, “es” habe wirklich die Kraft von tausend Skorpionen. William kann es sich nicht nehmen lassen, bei Bernard Gui etwas zu sticheln, wie denn dieser Mord geschehen sein kann, wenn der Mörder doch hinter Gittern sitzt. Bernard antwortet darauf nur, dass er nie gesagt habe, er habe alle Übeltäter gefasst. Doch denjenigen, der dies hier getan habe, würde er nun der Strenge – oder der übertriebenen Nachsicht – des Abtes überlassen. Damit verabschiedet er sich.
Der Tod des Bibliothekars wirft natürlich in so einer Abtei einiges durcheinander. Es wird munter spekuliert, wer nun wohl der Nachfolger von Malachias werden wird, während Adson darauf hinweist, dass die “tausend Skorpione” schon wieder mit der Apokalypse übereinstimmen und zitiert den Text, der von der nächsten, der sechsten Posaune erzählt:
Der sechste Engel blies seine Posaune: Da hörte ich eine Stimme, die von den vier Hörnern des goldenen Altars her kam, der vor Gott steht.
Die Bibel – Das neue Testament: Die Offenbarung des Johannes, Kapitel 9, Vers 13 – 17
Die Stimme sagte zu dem sechsten Engel, der die Posaune hält: Binde die vier Engel los, die am großen Strom, am Eufrat, gefesselt sind.
Da wurden die vier Engel losgebunden, die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der Menschheit zu töten.
Und die Zahl der Reiter dieses Heeres war vieltausendmal tausend; diese Zahl hörte ich.
Und so sahen die Pferde und die Reiter in der Vision aus: Sie trugen feuerrote, rauchblaue und schwefelgelbe Panzer. Die Köpfe der Pferde glichen Löwenköpfen und aus ihren Mäulern schlug Feuer, Rauch und Schwefel.
Für William sind das zu viele Bedeutungen, er denkt jedoch, dass es durchaus möglich ist, dass der nächste Mord bei oder in den Pferdeställen geschieht. Er und Adson reden erneut mit dem Glasermeister Nicolas von Morimond, der ihnen erzählt, dass die Reihenfolge der Ämter eigentlich sehr deutlich festgelegt ist, erst wird man Gehilfe des Bibliothekars, dann Bibliothekar, dann Abt. Und Bibliothekar konnte man nur werden, wenn man mehrere Sprachen beherrschte. Doch die letzten Jahrzehnte waren die Ämter auf anderen Wegen besetzt worden, Malachias konnte angeblich keine Fremdsprachen und Abbo wurde nur Abt, weil sein Vorgänger eines plötzlichen und unerwarteten Todes gestorben war. Zudem war irgendjemand bei der Ernennung eines neuen Bibliothekars ausgebootet worden. Während Nicolas dann den Klosterschatz zeigt – der aus allerhand angeblichen Knochen von Heiligen besteht und aus Teilen von Gegenständen, die angeblich mal mit Jesus zu tun hatten – kommt William eine Idee und er verabschiedet sich ins Skriptorium. Adson geht in die Kirche, wo er einschläft und einen sehr eindrucksvollen Traum hat, der sich über mehrere Seiten erstreckt. Als er später William wieder trifft, kann ihm dieser den Traum auch deuten, der eine Abwandlung einer alten Possenfabel ist, mit der Adson die Ereignisse der letzten Tage verarbeitete. Und er gibt William eine wichtige Inspiration.
Zurück im Skriptorium sieht William erneut den Kodex durch. Malachias hatte ihm erzählt, dass die Bücher in der Reihenfolge ihres Erwerbs eingetragen werden und Anhand der unterschiedlichen Schriften lässt sich nachvollziehen, wann welcher Bibliothekar die Aufsicht hatte. Zu Hilfe nimmt William hierbei noch das, was Nicolas ihm erzählt hat und Adsons Traum. Dabei kann er eingrenzen, wann dieser geheimnisvolle Bibliothekar im Amt war, von dem Alinardus erzählt hat. Sogar Benno hat nun etwas mehr zu erzählen, er hat Angst um sein Leben, nachdem Malachias ermordet wurde. Benno vermutet, dass man keine Ausländer mehr als Bibliothekar haben wollte. Außerdem redeten viele von Malachias wie von einem Strohmann, der eingesetzt worden war, um von jemand anderem gelenkt zu werden. William erfährt nun, dass Benno das geheimnisvolle Buch nur kurz aufgeschlagen, aber nicht gelesen hatte. Also stirbt man nicht durch die Berührung allein, es braucht noch etwas mehr.
Um den Sachverhalt endgültig zu klären, spricht William mit dem Abt, der seinerseits lieber über Edelsteine redet und will, dass die Untersuchungen sofort enden. William und Adson sollen am nächsten Tag abreisen. Williams Fragen nach dem bewussten Buch weicht er zunächst aus, nur um dann zu erklären, er kümmere sich selbst darum und hätte nie jemanden von “außerhalb” in die Geschichte mit reinziehen sollen. Während sich Unruhe im Kloster breit macht, zieht sich William zurück zum Meditieren. Schließlich stellt man beim Abendgottesdienst und dem anschließenden Abendessen fest, dass Jorge unauffindbar ist, ebenso Alinardus.
Der Abt begibt sich nun selbst in die Bibliothek, um sie zu verriegeln. William und Adson beobachten den Zugang zum Ossarium, da William wissen möchte, was der Abt nach der Schließung macht, doch dieser kommt nicht heraus. Da immer noch die Möglichkeit besteht, dass der nächste Mord bei den Pferdeställen geschieht, bewegen sich die beiden Mönche dorthin. Adson fällt eine Bemerkung von Salvatore wieder ein, er kenne einen Zauber, mit dem man das dritte Pferd so schnell machen könne wie das Pferd des Abtes. Da Salvatore aber mehr Küchenlatein sprach, sagte er “tertius equi”, was nicht “das dritte Pferd” bedeutet, sondern “der dritte von Pferd”, und der dritte Buchstabe von “equi” wäre das “u”. Nun geht William ein Licht auf, was die verschlüsselte Botschaft bedeutet:
SECRETUM FINIS AFRICAE
Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Carl Hanser Verlag 2022, Seite 319
MANUS SUPRA IDOLUM
AGE PRIMUM ET SEPTIMUM DE QUATUOR.
“Die Hand über dem Idol wirke ein auf den ersten und siebenten der Vier” – über dem Spiegel, der offensichtlich den Zugang zum Finis Africae bildet, steht ein Spruch aus der Apokalypse: “Super Thronos Viginti Quatuor”. Dabei handelt es sich um einen Ausriss aus einem Satz, der im Zusammenhang lautet:
Et in circuitu sedis sedilia viginti quatuor et super thronos viginti quatuor seniores sedentes circumamictos vestimentis albis et in capitibus eorum coronas aurea.
Die Bibel – Das neue Testament: Die Offenbarung des Johannes, Kapitel 4 Vers 4
Das bedeutet übersetzt:
Und um den Stuhl waren vierundzwanzig Stühle, und auf den Stühlen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen.
Die Bibel – Das neue Testament: Die Offenbarung des Johannes, Kapitel 4 Vers 4
Um die Tür zu öffnen, muss man den ersten und siebenten Buchstaben des Wortes “quatuor”, Lateinisch für “vier”, drücken, also “Q” und “R”. William und Adson dringen erneut in die Bibliothek ein. Dabei hören sie Klopfgeräusche aus der Wand, was William vermuten lässt, dass jemand in einem Geheimgang – von denen es in diesen Mauern einige geben muss – gefangen ist. Dann erreichen sie den Spiegelraum. William betätigt den Mechanismus und stellt fest, dass er Recht gehabt hat, der Spiegel springt ein Stück nach vorne. Und mit dem Öffnen des Zugangs zum Finis Africae endet der Bericht Adsons über den sechsten Tag.
Was die Adaptionen betrifft, wird es hier schwierig. Vom Originalmaterial wurde in beiden Fällen nicht viel übernommen. Die ganzen Umstände um den geheimnisvollen Bibliothekar und wie William diesem auf die Schliche kommt, fehlen. Leider fehlen damit ein paar Details, die noch mehr von Williams scharfen Verstand zeugen. Außerdem ist der Umstand verloren gegangen, warum die beiden Mönche nicht früher darauf gekommen sind, der geheimnisvolle Spruch, um das Finis Africae zu öffnen, könnte etwas mit dem Wort “quatuor” auf der Schrifttafel über dem Spiegel zu tun haben. In dem Spruch steht nämlich nicht nur “quatuor”, sondern “viginti quatuor”, also “vierundzwanzig”. Da die beiden Mönche es gewohnt waren, Latein zu sprechen, haben sie die beiden Worte als eine Zahl gelesen. Wie man immer wieder sagt, am besten ist etwas versteckt, wenn es sich unmittelbar im Blickfeld des Betrachters befindet.
Schauen wir uns explizit den Film an: Da hier William unter der Aufsicht der Inquisition steht, befinden sich bei dem Gottesdienst Bernard Guis Wachen in der Kirche. Als Malachias stirbt, nutzen William und Adson die Chance, den Wachen zu entkommen, indem sie im Tumult verschwinden und sich durch das Ossarium in die Bibliothek flüchten. Währenddessen stellt einer der Mönche fest, dass Malachias eine schwarze Zunge hat, so wie William gesagt hat. Darauf antwortet Gui:
Ja, er wusste es! So wie auch ich es gewusst hätte, wenn ich der Mörder gewesen wäre!
Andrew Birkin et al., nach Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Constantin Film 1986
Diese Anschuldigung von Gui ist völlig überzogen, was die Geschichte betrifft. Etwas später (darauf werden wir bei der Abhandlung des nächsten Tages kommen) wird Adson etwas naiv glauben, Gui könnte mit Fakten überzeugt werden, indem sein Meister ihm den wahren Mörder präsentiert oder sogar selbst vor dem Papst angeklagt werden. Diese Figur wird sich jedoch von nichts überzeugen lassen.
Auf dem Weg durch die Bibliothek bemerkt Adson, dass die beiden noch immer nicht wissen, wie man den geheimen Zugang öffnet, wobei William zum zweiten Mal das tut, was ich beim Zugang zum Ossarium schon kritisch angemerkt habe – er hat plötzlich eine Eingebung aus dem Nichts:
William: Vielleicht indem man auf den ersten und siebenten Buchstaben des Wortes “vier” drückt.
Andrew Birkin et al., nach Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Constantin Film 1986
Adson: Aber “vier” hat nur vier Buchstaben!
William erklärt, wie es gemeint ist und behält natürlich recht. Gleichzeitig passiert etwas, das nicht im Roman steht, Bernard Gui lässt draußen, vor der Abtei die Scheiterhaufen für Remigius, Salvatore und die Rose errichten. Das ist der Countdown, den ich schon erwähnt habe, der die Spannung steigern soll. Doch wie genau das abläuft, wird in der nächsten Folge erzählt, denn der Spannungsbogen läuft parallel zu den Ereignissen im Finis Africae.
Etwas mehr dazu erfunden wurde in der Serie. Nach Malachias’ Tod in der Kirche sagt Bernard Gui fast das gleiche wie im Roman. Was hier allerdings neu dazukommt: Er will nicht abreisen, sondern die Scheiterhaufen für die Ketzer in der Abtei errichten lassen. Adson hat darauf das Gespräch mit William, in dem er klagt, dass die “kleinen Leute” für die Verbrechen der großen zahlen müssen. Das veranlasst William dazu, nochmal mit Gui zu reden. Gui ist siegessicher und wähnt die Franziskaner am Ende. William kommt auf das Mädchen zu sprechen und konfrontiert Gui mit der Tatsache, dass selbiger den Scheiterhaufen von Fra Dolcino und seiner Gefährtin persönlich angezündet habe. Ein Inquisitor muss Recht sprechen, er darf nicht zur ausführenden Hand werden. William will so die Rose freikriegen. Gui steigt darauf in den Kerker und redet mit ihr auf Occitanisch. Von der Handlung her ändert das Gespräch allerdings nichts, außer dass noch ein – meiner Ansicht nach – unnötiger Spannungsbogen eingebaut wird, ob Gui es sich anders überlegt. Das tut er nicht, er befiehlt lediglich, man solle die Scheiterhaufen errichten und anzünden, wenn alle am Abend in der Kirche sind.
In Teilen kommt das Gespräch mit Benno in der Serie vor, auch die Unterhaltung mit dem Abt, in dem William darlegt, was er alles herausgefunden hat. Auch hier verlangt der Abt, seine Gäste müssten am nächsten Tag abreisen. Als William und Adson den Hof der Abtei überqueren und William verzweifelt ist über den Gedanken, das Rätsel nicht lösen zu können, hört man ein Pferd wiehern, was Adson an Salvatores Spruch erinnert über das “tertius equi”. Auch hier ist es dieser Tipp, der die richtige Eingebung ist. Wie im Roman dringen die beiden in die Bibliothek ein und hören jemanden in der Mauer klopfen, wobei wir als Zuschauer vorher schon gesehen haben, dass es der Abt ist, der zwischen zwei Geheimtüren feststeckt.
Während die beiden zum Finis Africae vordringen und die Geheimtür öffnen, werden draußen die Scheiterhaufen errichtet. Auch hier gibt es also einen Countdown, sogar den gleichen wie im Film.
Im Vorwort des Buches “Zeichen in Umberto Ecos Roman ‘Der Name der Rose'” schreibt Burkart Kroeber etwas, das sehr gut auch zu den Adaptionen passt, auch wenn es ihm eigentlich um Kritiker geht:
Die kritische Auseinandersetzung mit dem Namen der Rose ist, wie schon Renato Giovannoli in seiner Einleitung schrieb, ein endloses (sic!) work in progress, worin jeder Beitrag, quer durch alle Länder und Disziplinen, an die vorausgegangenen anknüpft und die folgenden inspiriert. Man könnte auch sagen, sie ist eine kollektive Erkundung des Labyrinths, das der Roman beschreibt und zugleich selber darstellt (und in dem sich mancher auch, wie es bei Labyrinthen vorkommt, verirrt).
Burkart Kroeber: “Einleitung” in Burkhart Kroeber (Hrsg.): „Zeichen in Umberto Ecos Roman ‚Der Name der Rose’“, dtv 1989, Seite 8 – 9
Das gleiche kann man auch über die Adaptionen sagen, denn letztlich ist eine Adaption nichts weiter als eine Auseinandersetzung mit dem Quellenmaterial. Manchmal stößt man dabei auf etwas, das schon im Roman nicht wirklich funktioniert hat und lässt es weg oder ändert es. Manches liest sich auf Papier sehr gut, wirkt allerdings visuell nicht so gut. Das sehen wir in den Adaptionen an dem Bibliothekslabyrinth selbst, im Film wurde es dreidimensional gemacht, damit der Zuschauer sich verloren fühlt, in der Serie blieb es eine Ansammlung von Räumen auf einer Ebene. Auch die Anknüpfung und Inspiration, die Kroeber beschreibt, finden wir, denn dass am Ende der Handlung ein Zeitdruck aufgebaut wird, indem die Scheiterhaufen für die Ketzer und die Rose gerichtet werden, haben Film und Serie gemeinsam, obwohl es nicht im Buch vorkommt. Und seit ich diese Serie angefangen habe zu schreiben, bin ich am Überlegen, ob ich diese Hinzufügung für eine gute Idee halte. Ich weiß es tatsächlich nicht, vielleicht kommt mir noch ein Gedanke, warum das Grübeln über die Szene mit den Scheiterhaufen im Allgemeinen bei mir ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube hinterlässt, noch dazu da ich nicht sicher bin, ob das im Buch beschriebene Ende (Gui reist mit den Gefangenen ab und wir erfahren nie, was genau passiert ist) dem Kinopublikum so gefallen hätte. Was die Serie betrifft, ist die Szene mit den Scheiterhaufen aber noch eingebettet in allerlei andere Dinge, die nicht aus dem Roman stammen. Das Gespräch zwischen William und Gui zum Beispiel, das zwar sehr gut geschrieben ist und wieder einmal ein gutes Beispiel ist für den scharfen Verstand des Franziskaners, aber sich im weiteren Kontext des “Füllmaterials” verliert. Die Konfrontation ist von Seiten Williams sehr gut geführt, als er Gui vorhält, er als Inquisitor dürfe Urteile nicht selbst vollstrecken. Dann kommt die Szene, in der Gui im Kerker mit der Rose redet. Rupert Everett spielt das sehr gut, man weiß nie genau, ob Gui das Verständnis, das er der Rose entgegenbringt, nur heuchelt (wie er es zuvor bei Salvatore schon getan hat) oder ob er wirklich überlegt, sie laufen zu lassen (allerdings nicht aus Mitleid, sondern nur wegen Williams Einlassungen, dass er sich schon einmal schuldig gemacht hat, die Vorschriften zu übertreten). Das Problem ist meinem Eindruck nach aber das beschriebene, die Szene führt nirgendwo hin. Wir haben erneut das Problem, die Handlung muss zu einem bestimmten Punkt kommen, und die Ereignisse dürfen dem nicht im Weg stehen.
Und dann ist da ja auch noch Anna. Auch hier ist es ein geradezu bipolares Gefühl, die Szenen, in denen sie sich im Kerker versteckt, alles beobachtet und ja sogar einen Befreiungsversuch wagt, sind gut geschrieben und inszeniert (in einer Szene drückt sich Anna durch eine Maueröffnung, die kaum breit genug ist und verschwindet gerade rechtzeitig im Schatten, bevor die Wachen hereinkommen), aber alles das passt irgendwie nicht rein. Was ich dabei noch gar nicht erwähnt habe: Wie der Roman wird ja auch die Serie rückblickend aus der Ich-Perspektive von Adson als alter Mann erzählt (im deutschen übrigens sehr gut gesprochen von Lutz Riedel) und während wir im Film schon mehr sehen, als Adson gesehen haben kann, läuft das in der Serie völlig aus dem Ruder. Adson hätte beispielsweise nicht wissen können, was genau Bernard Gui auf der Reise von Avignon in die Abtei alles widerfahren ist. Während das im Film immer mal vorkommt und sich auf einzelne Szenen beschränkt, ist ein großer Teil der Handlung, der in der Serie wiedergegeben wird, etwas, das Adson weder miterlebt hat noch von irgendjemanden hätte berichtet bekommen können. Aber hier ist es wie so oft: Wenn der Rest stimmig ist, kann man einfacher darüber hinwegsehen, und das gelingt mir eben nicht ganz. Vielleicht bin es aber auch nur ich.
Da mir bei anderen Gelegenheiten schon angetragen wurde, ich solle doch erzählen, wie ich eine Handlung verfasst hätte (zum Beispiel im Falle “Star Wars”), möchte ich dem hier vorbeugen. Falls jemand also nachhaken möchte, wie ich eine Serienadaption von “Der Name der Rose” umgesetzt hätte: Vergesst es! So etwas zu schreiben würde bedeuten, ich müsste Zeit (die ich nicht habe) und Energie (die ich nicht einsetzen möchte) aufwenden, um zumindest ein grobes Skript von einem Projekt zu verfassen, von dem ich genau weiß, dass es nie verwirklicht werden wird. Diese Serie hier habe ich mir gegönnt, da es sich bei Buch und Film wirklich um prägende Erlebnisse in meinem Leben handelt, aus denen ich auch viel gezogen habe. Weiter möchte ich allerdings nicht gehen, ich möchte stattdessen die Energie für meine eigenen Projekt aufwenden, denn immerhin schwirrt mir schon einige Zeit etwas im Kopf herum, das mal zu Papier gebracht gehört. Bis dahin erwarten uns noch die Ereignisse von einem Tag und ein Nachwort von “Der Name der Rose”.