In ihrem eindringlichen Essay „Nichts darf jemals digitale Hetzjagden rechtfertigen“ berichtet Kristina Lunz von einer erschütternden Erfahrung: Nach einer Pressekonferenz für Frauenrechte im Oktober 2024 wurde sie zur Zielscheibe massiver digitaler Angriffe. Ein kurzer, aus dem Kontext gerissener Videoausschnitt reichte aus, um eine Welle der Empörung und Verleumdung auszulösen. Lunz schildert, wie sich Falschinformationen rasend schnell verbreiteten und zu einer digitalen Lynchjustiz führten, die nicht nur ihre persönliche Integrität bedrohte, sondern auch die Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaft erschütterte.
Der Artikel beleuchtet nicht nur die persönlichen Auswirkungen solcher digitalen Hetzjagden, sondern wirft auch einen kritischen Blick auf die strukturellen Probleme: die Verantwortungslosigkeit sozialer Medienplattformen, die oft untätig bleiben, wenn es um die Verbreitung von Hass und Desinformation geht, und die juristischen Hürden, die es erschweren, gegen Täter vorzugehen – insbesondere wenn diese im Ausland agieren.
Lunz appelliert eindringlich an die Gesellschaft, digitale Gewalt ernst zu nehmen und sich aktiv gegen die Normalisierung von Online-Hass einzusetzen. Ihr Beitrag ist ein Weckruf, der zeigt, wie dringend notwendig es ist, Mechanismen zum Schutz vor digitaler Gewalt zu stärken und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Ein unverzichtbarer Artikel für alle, die verstehen wollen, wie schnell sich das Netz in ein Instrument der Hetze verwandeln kann – und warum es uns alle betrifft.
Jolanda Spiess-Hegglin ist eine ehemalige Schweizer Politikerin, die durch ihre Auseinandersetzungen mit der Boulevardpresse bekannt wurde. Hier ist ein kurzer Abriss über ihre Geschichte und aktuelle Entwicklungen:
Hintergrund und Verleumdung durch die Boulevardpresse: Jolanda Spiess-Hegglin war eine aufstrebende Politikerin in der Schweiz. Ihre Karriere nahm eine dramatische Wendung, als sie nach einer Feier am 20. Dezember 2014 unter Verdacht geriet, Opfer eines Sexualdelikts geworden zu sein. Die Boulevardpresse, insbesondere die Zeitung „Blick“, nutzte diesen Vorfall für eine reißerische Berichterstattung, die Spekulationen, Falschaussagen und Verleumdungen enthielt. Diese Kampagne zerstörte ihren Ruf und führte zu ihrem Rückzug aus der Politik12.
Juristische Schritte und Erfolge: Spiess-Hegglin hat sich juristisch gegen die Verleumdungen gewehrt. Ein bedeutender Erfolg war ein Urteil des Kantonsgerichts Zug, das die Boulevardzeitung „Blick“ dazu verpflichtete, die durch die Artikel erzielten Gewinne an Spiess-Hegglin abzutreten. Dieses Urteil hat eine hohe Signalwirkung, da es zeigt, dass Persönlichkeitsrechtsverletzungen und Verleumdungen nicht ohne Konsequenzen bleiben34.
Aktuelle Projekte und Bühnenshow: Jolanda Spiess-Hegglin hat beschlossen, nach der juristischen Auseinandersetzung weiterzumachen und die Machenschaften des Boulevard in die Öffentlichkeit zu tragen. Dazu hat sie ihre Geschichte in dem Buch „Meistgeklickt“ verarbeitet (erschienen im Limmat-Verlag) und geht außerdem mit einer Bühnenshow auf Tournee, die sie zusammen mit dem Journalisten Hansi Voigt gestaltet. Um diese Show und ihr Buch zu bewerben, hat sie nun auch einen eigenen YouTube-Kanal eingerichtet.
Die nachwirkende, infame Macht des Boulevard: Der Kanal hat noch nicht sehr viele Abonnenten, obwohl er eigentlich mehr verdient hat. Wenn man den Namen des Kanals („Jolanda Spiess“) bei YouTube in der Suche eingibt, erhält man zuerst unzählige andere Videos, teilweise von den betroffenen Unternehmen oder Einzelpersonen, auch Politikern, die die Boulevard-Lügen über Frau Spiess-Hegglin weitertragen und behaupten, sie würde die Unwahrheit sagen. Der Kanal von Frau Spiess-Hegglin verdient aber wesentlich mehr Aufmerksamkeit! Deswegen wäre es doch gut, wenn möglichst viele Leute den Kanal abonnieren und so zeigen, dass es mit dem Boulevard so nicht weitergehen kann. Seit Jahren und Jahrzehnten werden Menschen verleumdet und – wie auch im Fall von Jolanda Spiess-Hegglin – Karrieren vernichtet. Der Kampf gegen den Boulevard ist kein Sprint, er ist ein Marathon. Den Berg hoch. Während man einen Fels vor sich herschiebt. An dem Kette hängt, an deren Ende wütende Boulevard-Journalisten und Redakteure mit vereinten Kräften ziehen, um zu verhindern, dass der Stein den Berg hochkommt, während die reichen Besitzer der Medienhäuser weiter Geld in die Menge werfen, um noch mehr Unterstützung beim „An-der-Kette-ziehen“ zu kriegen.
Conclusio: Also, wer Jolanda Spiess-Hegglin in ihrem Kampf gegen den Boulevard unterstützen will, kann das auf verschiedene Arten tun. Zum Beispiel ihr Buch kaufen, ihre Show besuchen (im Moment leider nur in der Schweiz möglich) oder den YouTube-Kanal abonnieren, um wenigstens ein Zeichen zu setzen. Und hier ist er:
Öffentlich-Rechtliche Formate im Niedergang? Ein Blick auf eine besorgniserregende Entwicklung
Kurz vor der Bundestagswahl 2025 noch ein Podcast mit einem Thema, das sich seit über zehn Jahren vor allem durch die öffentlich-rechtlichen Medien zieht: Formate, die informieren sollen, aber in ihrer Machart dafür ungeeignet sind. Wir blicken zurück auf einen alten Artikel und stellen dabei fest, dass die Themen sich nicht geändert haben und die Medien eher noch schlechter geworden sind als damals. Diese Episode ist eine Rückschau, ein Ausblick, ein Rant – alles zusammen, überall und auf einmal.
Die Bundestagswahl steht vor der Tür und ich habe da „ein verdammt mieses Gefühl“. Das Gefühl dreht sich darum, dass wir uns im Kreis drehen, auf der Stelle treten, nicht vorwärts kommen, obwohl wir das eigentlich müssten. Leider haben da die Medien, insbesondere der bisher von mir immer sehr stark in Schutz genommene öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) eine sehr unrühmliche Rolle gespielt. Eigentlich wollte ich mich des Themas nicht annehmen, aber angesichts des Unsinns, der da verbreitet wird, sehe ich, dass ich wohl keine andere Wahl habe. Außerdem wollte ich diese Seite wiederbeleben anlässlich des diesjährigen Jubiläums des Projekts, warum dann nicht mit gesellschaftlich relevanten Themen?
Mein Frust über die Situation hat sich über die letzten Tage und Wochen angestaut. Mir wurden die Unzulänglichkeiten der Medien immer wieder vor Augen geführt und ich fühlte mich an einen Artikel erinnert, den ich vor einiger Zeit geschrieben hatte, genau zu diesem Thema: die Unzulänglichkeiten der Medien. Als mein Frust stieg, weil wir uns wegen bestimmter Ereignisse der letzten Zeit in einer Abwärtsspiral zu befinden scheinen, fasste ich den Entschluss, das ganze nochmal für den Podcast aufzuarbeiten. Dazu zog ich meinen alten Artikel heran – und ich war entsetzt: Das Original wurde publiziert am 4. März 2013 – und jetzt, fast zwölf Jahre später diskutieren wir immer noch über die gleichen Dinge und die Diffamierungen sind sogar die gleichen. Um einen Einstieg zu bieten, möchte ich den Artikel zusammen mit ein paar Reaktionen hier veröffentlichen. Dazu überarbeite ich ihn ein bisschen, im großen und ganzen bleibt er aber in der Originalfassung. Änderungen habe ich transparent gemacht. In den nächsten Tagen gibt es dann die Fortsetzung dazu.
Es passiert so viel in der Welt – wie will man da noch auf dem Laufenden bleiben? Die verschiedenen Fernseh- und Radiosender bieten dazu die unterschiedlichsten Formate an, Nachrichten und Sondersendungen. Eins dieser Formate ist das „SWR3 Topthema“. Vom Radiosender SWR3 wird es beworben als „der tägliche Info-Schwerpunkt in der SWR3-Nachmittagsshow“. Ein aktuelles Thema wird ausgesucht, zu dem ein Reporter gegen 17.40 Uhr ausführlicher berichtet, als das innerhalb der stündlichen Nachrichten möglich ist. Eine gute Möglichkeit, sich einen tieferen Einblick in ein tagesaktuelles Geschehen zu verschaffen – wenn denn die Qualität stimmt. Und das tut sie schon lang nicht mehr: „SWR3 Flopthema“ – ein persönliches Topthema von Thorsten Reimnitz.
Der Südwestrundfunk, kurz SWR, ist 1998 aus den Sendern „Südwestfunk“ und „Süddeutscher Rundfunk“ entstanden, weil man einen Sonderfall beenden wollte: Baden-Württemberg war bis dahin das einzige Bundesland, in dessen Grenzen es zwei öffentlich-rechtliche Landesanstalten gab. Er unterhält drei Fernseh- und acht Hörfunkprogramme. Eins dieser Hörfunkprogramme ist SWR3, ein Sender, der aktuelle und 80er-Jahre-Hits spielt. Neben der Musik gibt es verschiedene Informationsformate, zum Beispiel das wochentägliche „SWR3 Topthema“. Das Format fand ich ansprechend, in einem etwa vier Minuten langen Beitrag wird auf den Hintergrund eines aktuellen Themas eingegangen. Auch praktisch: Der Sender bietet das Format als Podcast an, für den Fall, dass man zur Sendezeit um 17.40 Uhr gerade nicht vor dem Radio sitzt.
Doch vor einiger Zeit beschlich mich ein unangenehmes Gefühl, weil mir beim „Topthema“ immer mehr Merkwürdigkeiten auffielen. Am Anfang war es ein einzelner Satz. In einem Beitrag über Politikverdrossenheit in Deutschland kam er völlig unvermittelt, als der berichtende Journalist über das Programm der so genannten „Alternativparteien“ berichtete. Der Satz, respektive, der Satzteil lautete (aus dem Gedächtnis):
„…die Piraten, die einer Sozialromantik nachhängen, die schon Griechenland ins Unglück gestürzt hat…“
So schnell wie er kam, war er auch schon vorbei und ließ mich ratlos zurück. Wovon zum Teufel sprach der Mann da? Und was sollte das? Zunächst einmal ist das Wort „Sozialromantik“ ein negativ konnotierter Kampfbegriff, den (meistens Politiker) immer dann verwenden, wenn sie die Sozialsysteme in Deutschland diffamieren wollen: Sie sind zu teuer, und außerdem laden sie zum Schmarotzertum ein. Wer beispielsweise den berechtigten Einwand bringt, dass man die Gelder, die man nun der privaten Versicherungsindustrie in den Hals stopft, auch dazu verwenden könnte, etwa die gesetzliche Rente zu stärken, wird als „Sozialromantiker“ verunglimpft. Die Rente, so heißt es dann gebetsmühlenartig, müsse durch Privatvorsorge unterstützt werden. Und was hat das mit der Piratenpartei und mit Griechenland zu tun? Ich weiß, dass die Piraten einige sehr weitgehende Forderungen haben, zum Beispiel das „bedingungslose Grundeinkommen“, also dass jeder Bürger Deutschlands vom Staat monatlich einen bestimmten Betrag bekommen soll, egal ob er arbeitet oder nicht. Nur: In Griechenland gab es dieses Grundeinkommen nie. Überhaupt, die Krise in Griechenland hat so vielschichtige Ursachen, dass es geradezu fahrlässig ist, sie auf eine wie auch immer geartete „Sozialromantik“ zu reduzieren.
Und da kam es mir: Reine Stimmungsmache. Der Satz soll beim Hörer hängenbleiben als „die Piratenpartei darf man nicht wählen, sonst geht’s bei uns bergab, so wie in Griechenland“. Ähnliches machten Journalisten auch mit den Grünen in ihrer Gründungszeit und danach. Nun bieten die Piraten sicherlich viele Gründe, sich kritisch mit ihnen auseinanderzusetzen, aber dann soll man das bitte Konkret machen – welche Forderung genau meint der Journalist und warum ist sie seiner Meinung nach schlecht für Deutschland? Was der Journalist hier gemacht hat, ist die Schlussfolgerung vorweg zu nehmen ohne Argumente zu liefern: die Piraten sind schlecht für Deutschland. Punkt. Eigene Schlüsse kann der Hörer nicht ziehen, denn er bekommt ja keine Fakten. Und „en passant“, wie es im Schach heißt, wird auch noch auf Griechenland eingedroschen, die „Sozialromantik“ ist schuld an dessen Situation.
Okay, aber ein blindes Korn unter vielen guten verdirbt ja nicht unbedingt ein gutes Format, oder? Richtig. Nur: es ging weiter. Und zwar gleich so drastisch, dass es mich aufhorchen ließ. Am 18. September 2012 strahlte SWR3 das Topthema „Armes Deutschland – reiches Deutschland*“ aus, in dem die Ergebnisse des so genannten „Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung“ vorweg genommen wurden. Nennen wir den Journalist, der die Reportage gemacht hat, der Einfachheit halber „W.“
Schon die Anmoderation ließ mich stutzen: „Wir Deutschen werden immer reicher. Das ist schön“, liest der Moderator vor und in seiner Stimme ist deutlich zu merken, dass er nicht weiß, ob er diese Worte mit Ernst in der Stimme oder voller Ironie vortragen soll. Doch dann kommt ein Journalist aus Berlin zu Wort, der klipp und klar sagt, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden weil „den reichsten zehn Prozent der Deutschen […] mehr als die Hälfte des kompletten Privatvermögens [gehören]“. Aber gleich darauf haut mir der Journalist W. meine Hoffnung auf eine ausgewogene Berichterstattung um die Ohren: „Bevor die nächste Neiddebatte losbricht“, meint er und lässt damit gleich den nächsten Kampfbegriff raus, müsse man bedenken, dass die reichsten zehn Prozent auch 55 Prozent der Lohn- und Einkommenssteuern zahlen. Auch der Umstand, dass die Einkommenssteigerung bei den Reichen viel höher war und bei den unteren 40 Prozent der Einkommensskala diese Steigerungen sogar von der Inflation mehr als aufgefressen wurden, lässt den Reporter kalt:
„Dieses typisch deutsche Ungerechtigkeitsempfinden ist schön und gut, aber die Lohnentwicklung sollte eigentlich ökonomisch begründet sein. Ansonsten gibt’s ganz schnell griechische Verhältnisse.“
Ah ja, das hat jetzt natürlich wieder sein müssen: das „Schreckgespenst Griechenland“ wird an die Wand gemalt. Die Frage nach der Gerechtigkeit der Verteilung ist per se eine „Neiddebatte“ und es ist völlig okay, dass bei den unteren 40 Prozent der Einkommensspanne in den letzten Jahren wegen der Inflation keine Lohnsteigerung stattgefunden hat.
Man denkt hier, zynischer geht’s nicht mehr, doch die Regierung selbst stellte sich als noch zynischer heraus: Als einige Wochen nach diesem unseligen „Topthema“ der „Armuts- und Reichtumsbericht“ wirklich herauskam, war er „modifiziert“ worden – man hatte Passagen, die auf ein Versagen der deutschen Sozialpolitik hinwiesen, einfach entfernt.
Am 19. Oktober 2012 berichtet das SWR3 Topthema – ebenfalls von W. erarbeitet – unter der Überschrift „Das dicke Ende kommt noch*“ über die angekündigte Strompreiserhöhung, die angeblich allein wegen der so genannten „Energiewende“ kommt. Gegenargumente werden geradezu unverschämt abgekanzelt:
„Natürlich gibt es jetzt Märchenonkel und Lügenbarone wie Jürgen von Trittin (sic!). Der behauptet allen Ernstes, dass der Verbraucher nur deshalb so viel bezahlen muss, weil ein Teil der Industrie von der Ökostromumlage befreit ist.“
Nun finde ich die Bezeichnung „Märchenonkel“ und „Lügenbaron“ aus dem Mund eines investigativen Journalisten nicht unbedingt professionell, mal ganz davon abgesehen, dass gerade das Prädikat „Lügenbaron“ von nicht ganz so humorvollen Zeitgenossen durchaus als Beleidigung aufgefasst werden kann. Auch in der Argumentation ist der Journalist schwach und schiebt gleich hinterher:
„Das ist natürlich – erstens – blühender Blödsinn…“
Warum es „blühender Blödsinn“ sein soll, erklärt der Journalist nicht. Er behauptet es einfach. Die „Blätter für deutsche und internationale Politik“ stellen in dem Artikel „Das sabotierte Jahrhundertprojekt“ fest, die Verbraucher würden für großzügige Geschenke an die Industrie zahlen und weisen das auch nach. Des weiteren heißt es:
„Dabei bedienen [die Regierungsparteien] sich einer perfiden Strategie: Sie bürden den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch großen Teilen des Mittelstandes, höhere Lasten auf als notwendig und entlasten im Gegenzug die großen Industrien. Dieser Tatsache wird in der seit Monaten heiß laufenden Debatte über steigende Strompreise viel zu wenig Beachtung geschenkt. Stattdessen liegt der Fokus auf einer wegen der Ökostromförderung angeblich „unkontrollierten Entwicklung“ der Stromkosten.“
Das allein ficht W. nicht an – und wer „erstens“ sagt, der muss auch „zweitens“ sagen. Und so heißt es im SWR3 Topthema weiter:
„…zweitens kann Jürgen von Trittin (sic!) gerne mal nach Griechenland fahren und sehen, wie gut es in einem Land ohne wettbewerbsfähige Industrie und Wirtschaft geht…“
Das musste ja kommen! Ohne Griechenland kann man den Hörern ja gar nicht so richtig Angst machen vor der bösen Energiewende, die einer der apokalyptischen Reiter ist, bevor dann der Weltuntergang kommt. Wahrlich, ich sage Euch, der Weltuntergang ist grün! Wann er kommt? Keine Ahnung. Aber irgendwann wird die Welt schon untergehen, und dann ist die Energiewende mit Sicherheit einer der apokalyptischen Reiter. Auch bin ich mir gar nicht sicher, ob der Umstand, dass W. den Politiker Jürgen Trittin konsequent falsch „von Trittin“ nennt, wirklich ironisch gemeint, sondern nur dem Umstand geschuldet ist, dass der Journalist von seiner „Lügenbaron“-Analogie so selbstbeschwippst war, dass er Trittin mit dem Freiherrn von Münchhausen durcheinander geworfen hat. Ich weiß es nicht, und wie ich jetzt gelernt habe, recherchiert man in so einem Fall nicht, sondern geht einfach von einem Umstand aus, der einem genehm ist. Mal ganz davon abgesehen – was hat Griechenland hier verloren? Nichts! Es ist eine billige Pointe auf dem Niveau der BILD, mehr nicht. In diesem Topthema geht es doch angeblich um den deutschen Strommarkt.
Doch gemach! Noch sind die Ausführungen des W. nicht beendet, er hat noch zwei Punkte abzuarbeiten. So sagt er:
„…drittens hat er [Trittin] mit seiner ersten Energiewende die Ökostromumlage selbst eingeführt…“
Ein absolutes Nullargument: die Umlage wird jedes Jahr neu berechnet und die jeweils aktuelle Bundesregierung hätte es in der Hand, einzugreifen. Genau genomment wurde das ja gemacht, nur halt im Sinne der Industrie, nicht im Sinne des Verbrauchers.
Als letzter Punkt wird dann noch gesagt:
„…und das viertens in einer Art und Weise, die einer unkontrollierbaren Luxussubvention von Solar und Wind gleichkommt, entgegen dem Rat aller Fachleute, die rechnen können.“
Da wird es ganz besonders flach: „Fachleute, die rechnen können.“ Und alle Fachleute, die anderer Meinung sind, können einfach nicht rechnen, oder wie? Immerhin, im Rest des Berichts bekommt auch die Bundeskanzlerin ihr Fett ab, weil sie mal behauptet haben soll, die (zweite) Energiewende sei zum Nulltarif zu haben und zum Schluss hin bemüht sich der Journalist um einen Witz. Da der Offshore-Windpark in der Nordsee bislang noch nicht ans Stromnetz angeschlossen aber bald schon fertig gestellt sei, würde man sich überlegen, den dort produzierten Strom dazu zu verwenden, das Meer rund um Helgoland aufzuheizen. Das sei zwar eine kleine Ökosauerei, aber für die erste deutsche Tropeninsel werde es schon reichen. [Anmerkung aus dem Jahr 2025: Angesichts des an Fahrt gewinnenden Klimawandels sollte W. sein „Witz“ im Hals steckenbleiben. Es erinnert mich an folgende Konversation aus „Star Trek“: Checkov: I made a little joke, Mr. Spock. Spock: Extremely little, Ensign!]
Ja, ich weiß, das ist nicht lustig, nicht mal ansatzweise – ich sagte aber auch, W. „bemühe“ sich um einen Witz, nicht dass er wirklich einen mache. Dieser „Witz“ ist so peinlich, den würde nicht mal Mario Barth erzählen.
Schlagen wir die Brücke in die Gegenwart, denn heute habe ich beschlossen, mein Podcast-Abonnement für das SWR3 Topthema zu beenden. Der Grund: das SWR3 Topthema vom Freitag, 1. März 2013, das ich heute gehört habe. Das Thema: das vom Bundestag verbrochene Leistungsschutzrecht (LSR). Journalist: W.
Die Überschrift „Neues von den Schildbürgern in Berlin“ würde ich ja noch so mittragen, aber der Rest hat mich fassungslos den „Podcast-Abonnement beenden“-Knopf klicken lassen. Eigentlich fängt es vielversprechend an, W. spricht davon, dass diese vom Bundestag verabschiedete Fassung des Leistungsschutzrechts hauptsächlich eine Geld- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Anwälte ist und den Steuerzahler Geld kosten wird. Doch nicht etwa, weil ein solches Gesetz von vornherein Unsinn wäre, nein.
W. behauptet, Google würde „aus Zeitungen (sic!) Überschriften und kurze Texte kopieren und sie ins Netz stellen, ohne dafür zu bezahlen…“ Das ist schon mal falsch, denn die Texte stellen die Zeitungen selber ins Netz. W. redet der Verlegerlobby das Wort, die Google als „digitale Wegelagerer“ bezeichnet. Dass man es auch anders sehen kann – geschenkt. Argumente? Fehlanzeige. [Anmerkung aus dem Jahr 2025: Interessant, wie sich die Situation hier gedreht hat. Damals nahm Google die Textschnippsel und leitete den interessierten Besucher auf die entsprechende Webseite weiter, was ja der Sinn einer Suchmaschine ist. Dieser Sinn sollte durch das LSR sabotiert werden und in dessen Zug die Struktur des Internets. Heute ist es tatsächlich so, dass Google die Inhalte von Webseiten aufbereitet und auf der eigenen Seite parat stellt.]
Auf dünnes Eis begibt er sich, als er behauptet, die kurzen Textschnippsel oder „Snippets“ würden nun ausdrücklich von dem neuen Gesetz erlaubt: Der Medienjournalist Stefan Niggemeier hat bei den Verlagen nachgefragt und laut deren Meinung gingen die Suchergebnisse von Google über die vom Gesetz definierten „kleinsten Textteile“ hinaus (siehe hier), das LSR würde bei Google also greifen. Selbst W.s Kollegin Sarah Renner vom ARD-Hauptstadtstudio, die in dem Podcast von einer Pressekonferenz in Berlin berichtet, kann nur sagen, dass die Vertreter der Regierung auch auf Nachfragen keine genaue Antwort gegeben hätten.
Warum das Leistungsschutzrecht nun so aussieht wie es aussieht, das weiß W. auch sehr genau: Viele Internetbenutzer hätten „wütend“ auf die erste Fassung des Gesetzes reagiert, „befeuert von einer monatelangen, extrem teuren Anzeigenkampagne von Google“. Dass diese ominösen Internetbenutzer sich vielleicht auch eigene Gedanken gemacht haben, kommt W. offenbar nicht in den Sinn. Den Leuten sei „eingeredet worden, die Regierung würde die Freiheit im Internet bedrohen“. Dann versteigt sich W. zu etwas, das ich schon mal gehört habe:
„Das ist natürlich blühender Blödsinn…“
Ach tatsächlich? Na ja, vielleicht hat ja auch der Lügenbaron Hieronymus von Google seine Finger im Spiel? Aber es ist interessant, wie völlig ohne jedes Argument hier einfach etwas behauptet wird. Es ist nicht einfach „nur“ blühender Blödsinn, es ist „natürlich“ blühender Blödsinn! Jedem muss das klar sein. Argument überflüssig. Und wenn das Leistungsschutzrecht nicht kommt, dann haben wir bald griechische Verhältnisse. Da soll Jürgen von Trittin ruhig mal nach Griechenland fahren und nachschauen, wie es in einem Land ohne Leistungsschutzrecht aussieht! Aber echt, he!
Und Google ist böse, das merken wir gleich daran, dass die nicht einfach eine Anzeigenkampagne gefahren haben, o nein! Sie haben eine „extrem teure“ Anzeigenkampagne gefahren! Oh mein Gott, ich muss mir an den Kopf fassen! Schnell, rennt alle zu den Fenstern und gebt mir Bescheid: Ist das Abendland schon untergegangen?
Kein Wort von der Kampagne der Presseverlage, die es mit der Wahrheit nicht so genau nahmen, um es mal freundlich zu formulieren. Stefan Niggemeier war nicht so freundlich, „Lügen für das Leistungsschutzrecht“ nannte er es. Interessanterweise kommt Niggemeier in dem Podcast selber zu Wort. Nach einer Einschätzung über Sinn und Unsinn des Leistungsschutzrechts wurde er offenbar nicht gefragt. Die Kampagne der Verlage kann man bei ihm hier nachlesen:
W. verschweigt so viel: Dass es Verlage gibt, die das LSR kritisch sehen – geschenkt. Dass es Journalisten gibt, die das LSR kritisch sehen – geschenkt. Das existiert alles nicht in der Welt des SWR3 Topthemas. Die Initiative IGEL – geschenkt. Dass nicht jeder – vermutlich die wenigsten – Kritiker des LSR von Google gekauft wurden – geschenkt. Dass die Verlage das Gesetz der Regierung quasi diktiert haben – geschenkt. Der ganze Podcast ist eine einzige Kampagne, auf die Christoph Keese vermutlich stolz wäre.
All das hat letztlich dazu geführt, dass ich den Podcast abbestellt habe. Ich will keine Phrasen („blühender Blödsinn“, „Neiddebatte“) oder gar Beleidigungen („Lügenbaron“) hören, ich will Argumente. Und eine Meinung will ich mir selber bilden, ansonsten kann ich auch eine Boulevardzeitung lesen. Ich will ausgewogene Berichterstattung und Information. Aber offenbar ist das ja zu viel verlangt. Oder ich bin hier einfach an der falschen Stelle. Na ja, jetzt nicht mehr.
[Anmerkung aus dem Jahr 2025: Der Artikel erschien vor der Einführung des LSR. Was in Folge passiert ist, berichtet die Seite zum Leistungsschutzrecht auf der Wikipedia:
Die mediale Berichterstattung zum Leistungsschutzrecht wurde vielfach kritisiert. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier veröffentlichte hierzu etwa mehrere Episoden mit dem Titel Lügen fürs Leistungsschutzrecht, in denen er scharfe Kritik an den Medien übte, vor allem in Bezug auf Zensur und Fehlinformation. So blieb etwa das kritische, von 18 Professoren unterzeichnete Gutachten zum Leistungsschutzrecht des Max-Planck-Instituts trotz mehrerer dpa-Meldungen weitgehend unbeachtet, während über andere unbedeutendere Befürworter berichtet wurde.
Auch wurde oftmals behauptet, Google würde Inhalte der Verlage widerrechtlich übernehmen. Ein in der Main-Post und der Augsburger Allgemeinen erschienener Artikel behauptet etwa:
„Der amerikanische Internetriese sammelt Texte ohne Rücksicht auf Urheber und Verlagsrechte in speziellen Nachrichtenportalen.“
Jedoch können Verlage Google jederzeit mit Hilfe der robots.txt den Zugriff verweigern. Des Weiteren wird durch Snippets das Urheberrecht nicht verletzt. Zudem ist es möglich, die Snippets abzustellen, aber trotzdem in den Suchergebnissen angezeigt zu werden. Für Google News ist außerdem eine gesonderte Registrierung mittels eines Formulars bei Google nötig.
Vom Handelsblatt wurde des Weiteren die Behauptung verbreitet, dass Google Suchergebnisse „über Stunden“ zu seinen Gunsten zensiert und Google-kritische Beiträge sowie Berichte über die Debatte zum Leistungsschutzrecht entfernt habe.
Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger behauptete zudem, dass die Anzahl der Befürworter des Gesetzes die Zahl der Kritiker übersteige. Doch während außer den Verlegern keine weiteren Unterstützer des Gesetzes bekannt sind, wurde es von vielen Industrieverbänden und Organisationen abgelehnt.
Bevor das Leistungsschutzrecht am 1. August 2013 in Kraft getreten ist, hatte sich Google Deutschland im Juni 2013 an die Presseverleger gewandt. Diese sollten Google mitteilen, ob sie auf die Ansprüche aus dem Gesetz bezüglich Google News verzichten und diesem eine kostenlose Lizenz gewähren. Andernfalls würden ihre Inhalte ab dem 1. August nicht mehr in Google News gelistet; in der normalen Suche blieben sie jedoch weiterhin. Zur Begründung führte Google an, dass von Google News weltweit jeden Monat sechs Milliarden Nutzer weiter auf die Seiten von Medien klicken und Google daher einen echten Mehrwert für die Verleger bedeute.
Kurz vor Inkrafttreten des Leistungsschutzrechts wurde am 30. Juli 2013 bekannt, dass viele der stärksten Befürworter des Gesetzes, darunter die Verlage Axel Springer, Burda und FAZ, durch Annahme des von Google geforderten „Opt-in“ einer weiteren unentgeltlichen Listung in Google News zugestimmt haben.
Nicht nur Google setzte Maßnahmen gegen das Leistungsschutzrecht um. Seit Anfang August 2014 zeigen die Webportale GMX, Web.de und T-Online keine Suchresultate mehr für Inhalte von Axel Springer und anderen Verlagshäusern an, die ihre Leistungsschutzrechte durch VG Media vertreten lassen. Auch weniger bekannte Suchmaschinen schränken ihre Dienste vorsorglich ein oder wurden inzwischen wegen des Leistungsschutzrechts gänzlich eingestellt. Indes besitzt Google als einzige Suchmaschine eine unentgeltliche Lizenz der VG Media. Dies wird regelmäßig als Wettbewerbsverzerrung und Stärkung der monopolähnlichen Situation des deutschen Suchmaschinenmarktes beurteilt.
Quelle: Wikipedia-Artikel „Leistungsschutzrecht für Presseverleger“ – Der Text ist unter der Lizenz „Creative-Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ verfügbar; Informationen zu den Urhebern und zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können im Regelfall durch Anklicken dieser abgerufen werden.]
Für diesen Artikel greift das LSR nicht, da diese Art der Bearbeitung in Deutschland (noch) durch das Zitatrecht geschützt (UrhG § 51 Zitate) ist. Mal sehen, wie lange noch.
* Diese Reportagen sind online, soweit ich das gesehen habe, leider nicht mehr verfügbar. Die Podcasts lagen mir aber vor.
Ergänzung vom 5. März 2013 zum Artikel von mir:
Und noch eine interessante Tatsache: In dem letzten „Topthema“ kommt ja Stefan Niggemeier zu Wort (wenn auch nur kurz). Der hat aber gar nicht mit SWR3 gesprochen, sondern mit dem Deutschlandfunk, und über diese Art der Zweitverwertung ist er gar nicht begeistert:
Er nennt das „Topthema“ eine (Zitat) „missglückte Kritischer-Journalismus-Simulation“. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Weitere Ergänzung vom 6. März 2013 zum Artikel von mir:
Noch eine Ergänzung zum LSR-Podcast und den zeitlichen Abläufen: W. dreht die zeitlichen Abläufe durch den Wolf, weil es ihm in seiner Argumentation in den Kram passt. Google hat seine Initiative „Verteidige Dein Netz“ erst im November 2012 – also relativ spät – gestartet. Die Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht IGEL beispielsweise startete schon Dezember 2010. Und auch andere Gegenstimmen waren schon lange vor der Google-Initiative zu hören. „Verteidige Dein Netz“ war nur die Reaktion von Google auf die verheerend falsche Berichterstattung der Pressemedien.
Kommentar eines vorgeblichen Redakteurs, der nach eigener Auskunft selbst einmal am „Topthema“ gearbeitet haben will, geschrieben unter den Originalartikel am 7. März 2013:
Als jemand, der selber mal vor 15 Jahren das Topthema bei SWR3 gemacht hat: bei aller Kritik an Themensetzung und -behandlung nicht vergessen, dass es nicht um einen Post mit unbegrenzt Platz geht, sondern um Radio. Das zielt erstens eher auf den Bauch als auf den Kopf – das muss eine Popwelle wie SWR3 tun, sonst wird sie nicht gehört.
Zweitens: Selbst die fünf Minuten, die das Topthema so etwa bekommt, sind verdammt wenig Zeit – hättest Du, Thorsten, Deinen Blogpost ins Topthema gepackt, wäre in etwa nach dem Wort „Sozialromantik“ Schluss gewesen. Und was da alles hinten runter gefallen wäre…
(Das als kleiner Blick auf die andere Seite – also bitte nicht zu laut wundern, dass SWR3 irgendwie nicht der Deutschlandfunk ist.)
Meine Antwort darauf vom selben Tag:
Also, Entschuldigung: DAS kann ich nicht gelten lassen, denn das zeigt, das an dem Format generell was faul ist. Wie soll man denn das Publikum anständig informieren, wenn von vornherein keine Zeit dafür da ist? Desinformation und Manipulation werden quasi billigend in Kauf genommen?
Dann soll man es doch lieber gleich bleiben lassen. Das Problem ist doch, dass unzählige Hörer – sei es aus Bequemlichkeit oder simplem Zeitmangel – sich nicht aus mehreren Quellen informieren. Und die denken, sie werden vom „Topthema“ einigermaßen „neutral“ informiert. Auch weil SWR3 ein öffentlich-rechtlicher Sender ist und das bei vielen noch immer den Anschein einer gewissen Neutralität hat, zumindest aber den Anspruch einer besseren Qualität als beispielsweise RTL und Konsorten.
Was den Spruch „das muss eine Popwelle wie SWR3 tun, sonst wird sie nicht gehört“ betrifft: Ich glaube, hier wird der Hörer unterschätzt, und das zeigt ein grundsätzliches Problem des „Radiomachens“, nämlich der Eindruck, dass man einem – wie auch immer gearteten – Durchschnittsmenschen zu viel Niveau nicht zumuten kann. Da bleibt man doch lieber „seicht“.
Ich bekam auch ein paar eMails zu dem Artikel, die ich aber leider nicht mehr wörtlich habe. Ein Schreiber verteidigte das Vorgehen des SWR und die Kürze der Beiträge, darauf entgegnete ich ihm, dass man dem Hörer doch was zutrauen müsse und ihm gut ausgearbeitete und auch längere Reportagen zu hören geben. Seine Antwort darauf (an die erinnere ich mich noch sehr gut): „Wer sowas sagt, der fragt sich auch, warum auf RTL keine Opern laufen.“
Außerdem hatte ich im Anschluss an den Artikel ein paar interessante Telefonate mit einer Person, die selbst über Vorkommnisse im Funkhaus recherchierte. Über die Person und den genauen Inhalt der Telefonate möchte ich nichts sagen, um mich nicht juristisch angreifbar zu machen. Eine eMail meinerseits an den Sender direkt mit den wesentlichsten Kritiken blieb unbeantwortet.
Eigentlich habe ich nur zufällig von dieser Aktion mitbekommen, die vom Blog „Jansens Pott“ da veranstaltet wird. Es ist etwas, an dem ich schon sehr lange nicht mehr teilgenommen habe, aber vielleicht ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt dafür: eine Blogparade. Denn mit dem Niedergang von manchen Social Media Plattformen wird Bloggen vielleicht wieder eine wichtigere Form der Mitteilung werden. Außerdem feiert mein kleines Projekt dieses Jahr ein wesentliches Jubiläum (wobei das Projekt schon älter ist, als das Blog). Und ich wollte sowieso schon länger wieder mal etwas machen.
Worum aber geht’s bei der Parade? Herr Tommi hat ein paar Fragen formuliert, die vielleicht die Besucher des Blogs interessieren und die man beantworten kann. Und das möchte ich hiermit tun. Wer sich für noch mehr beantwortete Fragen und neue Blogs interessiert, kann dem obigen Link zu „Jansens Pott“ folgen, da gibt es alle Informationen und Links zu den Blogs, die an der Aktion teilnehmen.
Hier sind meine Antworten:
Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?
Zwei Gründe: Zum einen schien es mir eine „natürliche“ Fortsetzung meiner Zeit bei der Schülerzeitung zu sein, wo ich extrem produktiv war, was Artikel betraf (es gab eine Ausgabe, die fast ausschließlich aus Artikeln von mir bestand), zum anderen wollte ich über meine Buch- und sonstigen Projekte schreiben, informieren und einen Blick hinter die Kulissen bieten. Und damit ging es los. Mittlerweile sind es mehr als ein Blog.
Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?
Ich benutze ein selbstgehostetes WordPress. Der Grund ist, dass ich damit sehr viel selbst machen kann. Ich wollte nicht davon abhängig sein, dass andere Leute in irgendwelche Probleme schauen, die ich habe oder von irgendwelchen Plattformeinschränkungen betroffen sein.
Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?
Angefangen habe ich das Bloggen auf Blogspot, noch bevor sie von Google gekauft wurden. Das war für den Anfang ziemlich gut, reichte mir aber irgendwann nicht mehr. Dann kam der Umstieg mit eigener Webseite zu WordPress.
Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?
Ich nutze sowohl – als auch. Da ich oft auch Geschichten bzw. Kapitel davon veröffentliche, schreibe ich diese in einem Textverarbeitungsprogramm, bevor ich sie im Blog veröffentliche. Artikel wie diesen hier schreibe ich direkt in WordPress.
Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?
Das ist sehr unterschiedlich. Eigentlich trage ich immer irgendwelche Ideen mit mir herum, aber ich muss halt auch mal irgendwann anfangen, sie aufzuschreiben. Bzw. bei manchen Ideen muss ich vorher noch recherchieren, dazu muss ich mich dann aufraffen. Es gibt einen Grund, warum dieser Beitrag relativ spät kommt – aber nun ist er ja da.
Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?
Beides. Wenn ich einen Text geschrieben habe und entweder nicht ganz zufrieden bin oder das Gefühl habe, etwas fehlt, lasse ich ihn liegen, bis mir die richtige Inspiration kommt. Aber wenn ich das Gefühl habe, der Text ist fertig, wird er veröffentlicht.
Über welche Themen schreibst Du generell?
Hauptsächlich Science Fiction, aber damit kommen gesellschaftliche Themen gleich mit. Ich bin ja der Meinung, dass man gerade die Gattung der Science Fiction nicht ohne gesellschaftlichen Kontext sehen kann. Und dann ist da noch meine eigene Schreib-/ Videoarbeit.
Für wen schreibst Du?
Für jeden, der es lesen will.
Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?
Ein Beitrag, von dem ich in sehr naher Zukunft eine Fortsetzung geplant habe, der noch auf meinem „alten“ Blog gepostet wurde: es ging um die Rubrik „Topthema“ beim Radiosender SWR 3. Ich habe das Format kritisiert, da es das so genannte „Topthema“ eines jeden Tages in viel zu kurzer Zeit aufzubereiten versucht, was regelmäßig schiefging. Hinzu kam noch ein heftiger Bias eines SWR3-Reporters in eine bestimmte politische Richtung, der Beiträge von das Topthema verfasste. Das ist mein Lieblingsbeitrag, weil das zum einen der erste Beitrag war, wo ich mich in eine – für mich fachfremde – Recherche so richtig reingehängt habe und gleich mit einem Link vom Bildblog dafür belohnt wurde. Daraus entstanden ein paar gute Konversationen. Ich denke, ich werde diesen Beitrag hier noch mal neu veröffentlichen, damit die Fortsetzung auch einen Sinn ergibt.
Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?
Ganz aufgeben: Nie. Die Pausen sind mehr oder weniger unfreiwillig, weil ich kaum Zeit habe oder keine Inspiration finde. Da ich (hoffentlich) demnächst mit meiner Bachelorarbeit anfangen darf, wird es wohl nochmal zu einer Pause kommen.
Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?
Legt los und macht es einfach. Und versucht immer, Euren Stil zu verbessern.
Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?
Das nicht, aber wie bereits erwähnt hat das ganze Projekt dieses Jahr ein rundes Jubiläum (40 Jahre, yay!) und da möchte ich natürlich ein bisschen was dazu machen. Das kommt dann, wenn die Zeit dazu ist, denn wie Gandalf so richtig sagte: „Ein Blogpost kommt niemals zu spät, noch kommt er zu früh. Ein Blogpost kommt genau dann, wenn er zu kommen gedenkt!“
Vielen Dank nochmal für die Idee dieser Blogparade! Und wenn Ihr den Weg aufgrund der Blogparade hierher gefunden habt: Danke fürs Lesen! Und vielleicht mögt Ihr den Newsletter abonnieren…?
Den Körper bis zur Selbstaufgabe trainieren, bewusst auf Essen verzichten oder Hormonpräparate konsumieren? Geht es um die seelische und körperliche Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, zeigen sich die sozialen Netzwerke als wahrer Dschungel. Neben offenkundigem Hass gegenüber Fremden, Frauen oder Homosexuellen gibt es auch Angriffe wegen des Aussehens. Das trifft vor allem junge Menschen.
Bild: Storyblocks
Ein verzerrtes Körperbild führt zu Hass
Laut JIM-Studie 2021 nutzen mehr als zwei Drittel der 12- bis 19-Jährigen mindestens eines der gängigen sozialen Netzwerke, um sich inspirieren zu lassen und die aktuellen Trends zu verfolgen. Dabei begegnet ihnen häufig ein verzerrtes Körperbild: schlank und mit ebener, fehlerfreier Haut. Wer diesem Ideal nicht entspricht, gilt als unsportlich und ungesund – und läuft Gefahr, aufgrund seiner äußeren Merkmale beleidigt und abgewertet zu werden. Das sogenannte Body Shaming führt dazu, dass sich Kinder und Jugendliche nicht in ihrem Körper wohlfühlen, sich für zu dick halten und bereits in jungen Jahren versuchen, sich durch das Auslassen von Mahlzeiten oder regelmäßigem Erbrechen selbst zu optimieren. Besonders perfide ist es, wenn Body Shaming als gut gemeinte Botschaft verpackt wird. Das kann ein Kommentar unter dem Bild einer jungen Frau im Bikini sein, der ihr nahelegt, sich doch lieber nicht so freizügig zu zeigen – oder der darauf hinweist, dass sie selbst schuld sei am Body Shaming, wenn sie sich so zeige. Ein typisches Beispiel von Victim Blaming. Hier wird den Betroffenen selbst die Schuld zugewiesen, Täter und Opfer werden umgekehrt.
Auf dem Weg der Besserung
Um Kinder und Jugendliche vor den Folgen von Body Shaming und Victim Blaming zu schützen, ist zunächst wichtig, dass sie diese kennen. Initiativen wie Teachtoday von der Deutschen Telekom klären über die Gefahren im Netz auf und zeigen, wie man soziale Netzwerke sicher und kompetent nutzt. Hilfreiche Informationen und Tipps rund um Manipulation und Hass im Netz gibt es zum Beispiel unter www.teachtoday.de. Hinzu kommt: Immer mehr Menschen verurteilen das verzerrte Körperbild und dazugehörige Reaktionen zunehmend. So präsentieren sich in den sozialen Netzwerken dank der Body-Positivity-Bewegung zunehmend Personen, die nicht der angeblichen Norm entsprechen. Body Positivity steht dabei für Selbstliebe mit dem Ziel, zum eigenen Körper zu stehen und sich wohlzufühlen, so wie man ist. Ebenso hilfreich kann Body Neutrality sein. Ziel dieses Modell ist es, ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper zu bekommen. Letztendlich soll Selbstwert nicht über den Körper, sondern über den Charakter und Werte definiert werden.
Quelle: Helliwood media & education im Förderverein für Jugend- und Sozialarbeit e.V., Berlin
Es begann mit dem Schmieden der großen Kritiken. Die Kritiker hofften, eine Kultur des Austauschs, des Abgleichens von Ideen und des Anhörens von Standpunkten zu finden. Doch sie wurden alle betrogen. Denn es wurde noch eine Art der Kritik laut. So, wie Morgoth Missklänge in die Schöpfungsmusik der Valar brachte, brachten ihre Stimmen den Diskurs nicht voran. Es ging nur darum, möglichst laut und auf übertriebene Weise das Internet vollzurotzen. Und so wie Sauron nach seiner Niederlage in der Schlacht des letzten Bündnisses hatten auch diese Kritiken keine körperliche Substanz. Denn Kritik war auch gar nicht das Ziel. Das Ziel war Angriff. Bei manchen vielleicht auch Vernichtung. Eine unheilvolle Entwicklung, die ihren Anfang in den frühen Tagen des 21. Jahrhunderts fand und die seither immer schlimmer geworden ist. Denn was nicht hätte vergessen werden dürfen, geriet in Vergessenheit.
Für diesen Artikel gibt es zwei Auslöser. Der eine ist blankes Entsetzung meinerseits darüber, wie die dunkle Seite von YouTube mittlerweile aussieht. Ich war ja einiges gewohnt, ich habe den Aufstieg der so genannten „angry critics“ miterlebt und festgestellt, dass es sich hierbei um eine sehr ungesunde Spielart handelt. Vielleicht war die Idee des „angry critics“ auch einmal, Kritikern, die über die Stränge schlagen, selbst den Spiegel vorzuhalten. Doch falls das der Plan war, ist davon nichts mehr übrig geblieben. Der Spiegel, der den Hass vorführen sollte, ist nicht mehr da. Vielleicht war er nie da. Nur der Hass ist noch vorhanden. Und der ist schlimmer als je zuvor.
Als ich mich nach dem Finale der ersten Staffel von „Die Ringe der Macht“ hinsetzte, um mich über die Kritikerlandschaft zu informieren und vor allen Dingen ein paar Kanäle abzugleichen, die sehr viel besser als ich die direkten Anspielungen in den Episoden erkennen würden, da führt mich der unheilvolle Algorithmus von YouTube leider auf direktem Weg in die dunkle Seite. Beispielhaft kann man hier einen Kanal nehmen, der die Besessenheit, mit der die Negativität weitergegeben wird, sehr gut illustriert. Zum Vergleich: Von „Die Ringe der Macht“ kam pro Woche eine Episode heraus. Das sind also rechnerisch vier Episoden für einen Monat. In diesem Kanal kamen im gleichen Zeitraum vierundzwanzig (!!) Videos heraus, die sich an der Serie abarbeiteten, im Schnitt also sechs Videos pro einzelne Folge (Notabene: im Schnitt!). Die Thumbnails der Videos sprechen für sich, wir sehen einzelne Darsteller der Serie, wobei hier entweder Video-Standbilder genommen wurden, die unvorteilhaft aussehen oder es wurden Bilder verfremdet, dass sie einen besonders widerwärtigen Eindruck machen (in einem Bild wurde beispielsweise eine Hand ins Bild montiert, so dass es aussieht, als würde sich Galadriel mit wütendem Gesichtsausdruck in der Nase bohren). Die Titel der Videos sind ähnlich reißerisch, AMAZON sei „in Panik“, die Serie „ein epischer Reinfall“, „hässlich und dumm“, „Müll“, eine „Missgeburt“ – und so weiter. Und der Inhalt der Episoden ist genau das, was das Thumbnail verspricht. Wenn wir den menschlichen Verstand mit einer Amphore vergleichen, aus der man Kreativität abschöpfen kann, so haben die Macher hier nicht nur den Bodensatz der Kreativität erreicht, sie haben den Boden der Amphore durchschlagen und kratzen gerade den Dreck aus dem Erdreich, das noch dazu radioaktiv verstrahlt ist, um daraus Content für YouTube zu produzieren.
Bild: YouTube
Ja, ich weiß. Irgendjemand wird ums Eck kommen und sagen: „Ja, darf man denn diese Serie gar nicht mehr kritisieren?“ Doch, das darf man. Aber dieses substanzlose Gekreische ist keine Kritik. Ein Kind, das sich auf den Boden wirft, mit Händen und Füßen trommelt und schreit, weil das Spielzeug, mit dem es gerade spielen wollte, halt nun gerade vom Geschwisterkind in Beschlag genommen wird, verhält sich ähnlich. Doch bei dem Kind gehört das zum Prozess der geistigen Reife dazu. Bei dem Kind können wir die Hoffnung haben, dass es lernen wird, dass nicht alles nach seinem Willen geht und dass man andere respektieren muss. Bei den Produzenten solcher Videos ist Hopfen und Malz verloren. Viel schlimmer ist: Sie werden belohnt. Nicht nur von Menschen, die sie in ihrem destruktiven Verhalten bestärken, sondern auch vom YouTube Algorithmus.
Der zweite Auslöser für diesen Artikel war wiederum ein Artikel, den ich durch Zufall über Facebook gefunden habe. Dieser gibt sehr gut meine Gefühle im Bezug auf die Serie wieder. In Details, was ich gut fand und was ich nicht so gut fand, stimme ich nicht immer mit dem Autor überein, aber das „große Ganze“ passt sehr gut. Deswegen, bevor Ihr diesen Artikel weiterlest, schaut Euch vielleicht erstmal das an:
Mir geht es genauso wie Sebastian Richartz. Ist „Ringe der Macht“ die beste Serie oder die beste Tolkienadaption oder das beste Stück Filmgeschichte, die / das je produziert wurde? Nach dem momentanen Stand meiner Meinung nach eher nicht. Ist sie deswegen „ein epischer Reinfall“, „hässlich und dumm“ oder eine „Missgeburt“? Ebenfalls nein. Und damit kommen wir in eine Problemzone. Solche Kritiken werden nämlich immer weniger wahrgenommen. Die lauten, die kreischenden Kritiken sind jene, die so tun, als sei „Ringe der Macht“ direkt aus dem Schlund eines Balrog gekommen, die sind es, die man sieht. Sofort, wenn man auch nur eine Sache an der Serie gut findet, wird man von diesen so genannten „Kritikern“ an den Pranger gestellt, wobei sie sehr einfallsreich darstellen, dass man entweder dumm sei und daher sowieso alles gut findet, was einem von „der“ Filmindustrie vorgesetzt wird oder verblendet, ein „social justice warrior“ – auch „linksgrünversiffter Systemling“ oder früher „Gutmensch“ genannt -, der Freude an der „Wokeness“ hat, die den totaaaaal unpolitischen Inhalt, den das Werk ja schon immer hatte, verseucht. Entweder man ist mit den Kritikern oder gegen sie. Das „Dazwischen“, die Grautöne, das existiert für diese Art von Kritiker nicht.
Damit werden allerdings zwei Probleme immer größer. Zum einen muss man sagen, dass Menschen, die diese extremen Ansichten vertreten, nicht in der Mehrheit sind – die Zuschauerzahlen sprechen da für sich, egal ob irgendein YouTuber behauptet, die Serie sei ein Flop und AMAZON in Panik -, sie benehmen sich aber so. Es ist fast schon ironisch, aber genauso wie es beim „Herrn der Ringe“ um Macht geht – schließlich ist der „Eine Ring“ ja das ultimative Instrument der Macht – geht es auch hier um Macht. Es geht darum, den Diskurs zu bestimmen. Und hier frage ich mich selbst: Hoffen solche YouTuber tatsächlich, sie würden es schaffen, ein Projekt wie „Die Ringe der Macht“ so nachhaltig zu sabotieren, dass es eingestellt wird? Und ist es nicht ein Widerspruch, dass es notwendig ist, lauthals und marktschreierisch zu betonen, wie schlecht doch die Serie sei? Denn wenn die Serie keinen Anklang findet, dann wird AMAZON auch keine weiteren Staffeln produzieren, ganz egal, was irgendein YouTuber sagt. Das Problem erledigt sich dann von selbst. Nein, man möchte auf Nummer Sicher gehen. Die Zuschauer sollen schon vor dem Beginn der eigentlichen Serie wissen, dass sie sie schlecht zu finden haben (ja, das Niedermachen von „Die Ringe der Macht“ fing schon mit den Trailern an).
Wenn sich nun ein Studio von den lautstarken „angry critics“ beeinflussen lässt, dann kommt Chaos heraus. Zuletzt durften wir das als Liveperformance bei der Sequel-Trilogie von „Star Wars“ erleben. Die laut gekreischte Kritik, die rassistischen Anwürfe an Schauspielerinnen und Schauspieler führte zu dem Durcheinander, das nun als Episode 9 die Skywalker-Saga abschließt. Schleicht sich sowas ein, werden wir das leider noch häufiger erleben. Vielversprechende Anfänge werden abgewürgt und dann doch wieder das produziert, was man schon kennt. Nummer Sicher.
Zum anderen führt diese Art der Kritik zur Zerstörung des Diskurses. Wenn die eine Seite laut wird, muss der Rest eigentlich genauso laut werden. Genauso kreischen. Genauso übertreiben. Solche Kritiker mag es geben, aber sie sind nicht so laut wie die anderen und ihre Zahl noch kleiner. Die breite Masse moderater Kritik bleibt eher leise und überlegend. Unaufgeregt, so wie der Beitrag von Sebastian Richartz. Damit behalten die Lauten die Diskurshoheit. Und würde man versuchen, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, würde der Diskurs ebenfalls zerstört, da nun nur noch Geschrei und Gekreische herrscht. Oder die Situation eskaliert noch weiter. Ich darf nur daran erinnern, dass Jake Lloyd, der Darsteller des jungen Anakin Skywalker in „Star Wars Episode 1“ so bedrängt wurde, dass er seine Schauspielkarriere beendete. Hayden Christensen, sein „Nachfolger“ in Episode 2 und 3 ging es ähnlich. Erst jetzt, Jahrzehnte später, da die Emotionen abgekühlt sind, wird erkannt, dass es auch Leute gab, die ihn in seiner Rolle gut fanden. Die ihm auf der offiziellen Star Wars Con applaudierten und begeistert jubelten, als er erzählte, dass er für die Serie „Obi-Wan Kenobi“ nochmal Darth Vader spielen wird.
Wenn nur noch geschrien und gekrischen wird, geht erleben wir genau das, was „Die Ringe der Macht“ sehr gut in der Zerstörung der Südlande dargestellt hat: Ein Vulkan bricht aus, es regnet Asche und Feuer und das ganze Land wird in eine ewige Dunkelheit gehüllt. Ja, ich weiß, das Bild habe ich schon mal bemüht und ich habe vieles von diesem Artikel in dem Zusammenhang schon erwähnt. Ich hatte nur noch nicht das volle Ausmaß der Macht Saurons erkannt. Vielleicht wollte ich es auch nicht wahrhaben. Ich hatte gehofft, aber… worauf habe ich diese Hoffnung eigentlich gegründet? Ich weiß es nicht.
Was mich vor allem überrascht, ist dieser blanke Hass auf sowas banales wie eine Serie. Und ja, es ist banal! Die Welt hat echte Probleme, nicht nur in fernen Landen, auch hier bei uns (oder in Amerika oder wo auch immer die Serie läuft). Aber stattdessen arbeitet man sich an fiktiven Figuren und den Leuten, die sie darstellen, ab. Vielleicht ist hier ein Teil der Erklärung zu sehen, fiktive Probleme, die noch dazu überzogen dargestellt werden, an den Pranger zu stellen, ist wohlfeil. Jeder dieser Kritiker kann sich selbst als der große Held sehen, der sich gegen „das System“ – was auch immer das sein mag, da kann man so viel projizieren – stellt. Ein echtes Risiko geht er damit keins ein. YouTube findet, dass diese Videos mit seinen AGBs übereinstimmen und auch den Monetarisierungsregeln entsprechen. Damit bringt dieser Inhalt den Kritikern vor allem auch eins: Geld. Und eine ähnlich laute Gegenreaktion haben sie eh nicht zu befürchten.
Irgendwo sitzt Sauron und lacht sich ins Fäustchen. Daher darf ich Euch bitten, solche differenzierten Ansichten wie die von Sebastian Richartz weiterzuverbreiten. Und sei es nur, damit noch mehr Leute erfahren: Okay, die Welt ist noch nicht komplette durchgedreht. Ich glaube, das würde schon helfen.
In der letzten Folge vom PHANTUM-Podcast ging es passend zum Datum um Online-Dating und die nicht so freundlichen Erfahrungen, die man da haben kann. Dabei ging es hauptsächlich um Probleme, die man da mit dem „Drumherum“ hat, mit den Bedingungen und den Fake-Profilen. Wenig eingegangen bin ich auf echte Teilnehmer am Online-Dating, die Probleme machen können, aber die gibt es natürlich auch. Aber wie’s halt so ist, hat Rezo passend dazu ein Video produziert, in dem er und Kayla auf Tinder-Profile reagieren, die… sagen wir mal… seltsame Beschreibungen haben. Falls das jemand für gefälscht hält: Nein, solche Profile gibt es – und es gibt nicht wenige davon. Hier ist das Video:
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