Der Phantastische Adventskalender kehrt zum 10jährigen Jubiläum zurück und diesmal geht es ganz um das Playmobil-Set von Asterix und den Piraten. Jeden Tag wird das Piratenschiff ein Stück vollständiger und jeden Tag kommt passend zum Inhalt des Adventskalenders ein neues bisschen Trivia. Heute: Tag 1.
Die Adventszeit kommt. Vor zehn Jahren begann der Videokanal vom Phantastischen Projekt mit einem Phantastischen Adventskalender, also ist es Zeit, das Jubiläum zu begehen. In dieser Reihe schauen wir uns den Asterix Playmobil Adventskalender an und an diesem Vorabend geht es darum, den Kalender auszupacken und eine Vorschau zu bekommen, was uns an den nächsten 24 Tagen erwartet. Spoiler: Playmobil und Hintergrundinfo zu Asterix!
Ab sofort sind Bewerbungen um den Deutschen Kinder- und Jugendpreis des Deutschen Kinderhilfswerkes möglich. Mit der Auszeichnung werden Projekte gewürdigt, bei denen Kinder und Jugendliche beispielhaft an der Gestaltung ihrer Lebenswelt mitwirken. Der Deutsche Kinder- und Jugendpreis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert und damit der höchstdotierte bundesweite Preis für Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland. Langjähriger Partner ist der Europa-Park in Rust. Die Bewerbungsfrist endet am 15. Januar 2023. Die Preisverleihung findet im Sommer im Europa-Park statt. Neben der Bekanntgabe der Gewinnerprojekte erwartet die Teilnehmenden dort ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Musik-Acts und Prominenten, die das Engagement der Kinder und Jugendlichen wertschätzen. Bei unseren Kollegen von der EXPEDITION R findet man Berichte über die Preisträger vergangener Jahre genau hier.
„Die Beteiligung von Kindern ist ein zentraler Wert einer demokratischen Gesellschaft. Mit dem Deutschen Kinder- und Jugendpreis zeichnen wir das Engagement von Kindern und Jugendlichen für ihre eigenen Rechte oder die Rechte anderer aus. Gleichzeitig weisen wir darauf hin, wie wichtig der Beitrag von Kindern und Jugendlichen für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft ist. Kinder und Jugendliche, die sich aktiv bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten einbringen, engagieren sich auch als Erwachsene eher an der Gestaltung des Gemeinwesens. Mit der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen wird somit ein wesentlicher Grundpfeiler unserer Demokratie gestärkt. Wir sind dieses Jahr wieder auf die Einsendung von einfallsreichen Angeboten, die mit viel Kreativität der Kinder und Jugendlichen umgesetzt werden, sehr gespannt“, sagt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, zum Start der Bewerbungsphase.
Mit dem Deutschen Kinder- und Jugendpreis wirbt das Deutsche Kinderhilfswerk im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention für eine stärkere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Fragen und Belangen. Um ihre aktive Teilnahme zu sichern, stellt das Deutsche Kinderhilfswerk Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses. Nur so fühlen sie sich wertgeschätzt und lernen Demokratie. Zudem werden die Projekte der Kinder und Jugendlichen im Rahmen der Preisverleihung in besonderer Weise öffentlich gewürdigt.
Vergeben wird der Preis in den Kategorien Solidarisches Miteinander, Politisches Engagement und Kinder- und Jugendkultur. Die Gewinner des 1. Platzes jeder Kategorie erhalten ein Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro. Außerdem wird es in jeder Kategorie eine lobende Erwähnung geben, die mit 3.000 Euro dotiert ist. Zusätzlich wird ein Projekt mit dem Europa-Park JUNIOR CLUB Award ausgezeichnet, der mit einem Preisgeld von 3.000 Euro gewürdigt wird.
Die Bewerbung erfolgt online unter www.dkhw.de/dkjp. Dort sind weitere Informationen sowie Hinweise zum Ausfüllen der Bewerbung aufgeführt. Die Vorhaben sollen bereits begonnen haben oder im letzten halben Jahr abgeschlossen worden sein. Für die Endauswahl werden je Kategorie sechs Projekte durch eine Fachjury nominiert. Danach wird der Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes als Kinderjury die Preisträgerinnen und Preisträger ermitteln. Kinder und Jugendliche der Gewinnerprojekte für den Deutschen Kinder- und Jugendpreis werden zur Preisverleihung in den Europa-Park in Rust eingeladen und erhalten während der Veranstaltung die Möglichkeit, ihr Projekt direkt auf der Bühne vorzustellen. Zusätzlich wird von jedem Gewinnerprojekt sowie von den lobenden Erwähnungen ein Kurzfilm gedreht, der zur Vorstellung des Engagements dient.
Es begann mit dem Schmieden der großen Kritiken. Die Kritiker hofften, eine Kultur des Austauschs, des Abgleichens von Ideen und des Anhörens von Standpunkten zu finden. Doch sie wurden alle betrogen. Denn es wurde noch eine Art der Kritik laut. So, wie Morgoth Missklänge in die Schöpfungsmusik der Valar brachte, brachten ihre Stimmen den Diskurs nicht voran. Es ging nur darum, möglichst laut und auf übertriebene Weise das Internet vollzurotzen. Und so wie Sauron nach seiner Niederlage in der Schlacht des letzten Bündnisses hatten auch diese Kritiken keine körperliche Substanz. Denn Kritik war auch gar nicht das Ziel. Das Ziel war Angriff. Bei manchen vielleicht auch Vernichtung. Eine unheilvolle Entwicklung, die ihren Anfang in den frühen Tagen des 21. Jahrhunderts fand und die seither immer schlimmer geworden ist. Denn was nicht hätte vergessen werden dürfen, geriet in Vergessenheit.
Für diesen Artikel gibt es zwei Auslöser. Der eine ist blankes Entsetzung meinerseits darüber, wie die dunkle Seite von YouTube mittlerweile aussieht. Ich war ja einiges gewohnt, ich habe den Aufstieg der so genannten „angry critics“ miterlebt und festgestellt, dass es sich hierbei um eine sehr ungesunde Spielart handelt. Vielleicht war die Idee des „angry critics“ auch einmal, Kritikern, die über die Stränge schlagen, selbst den Spiegel vorzuhalten. Doch falls das der Plan war, ist davon nichts mehr übrig geblieben. Der Spiegel, der den Hass vorführen sollte, ist nicht mehr da. Vielleicht war er nie da. Nur der Hass ist noch vorhanden. Und der ist schlimmer als je zuvor.
Als ich mich nach dem Finale der ersten Staffel von „Die Ringe der Macht“ hinsetzte, um mich über die Kritikerlandschaft zu informieren und vor allen Dingen ein paar Kanäle abzugleichen, die sehr viel besser als ich die direkten Anspielungen in den Episoden erkennen würden, da führt mich der unheilvolle Algorithmus von YouTube leider auf direktem Weg in die dunkle Seite. Beispielhaft kann man hier einen Kanal nehmen, der die Besessenheit, mit der die Negativität weitergegeben wird, sehr gut illustriert. Zum Vergleich: Von „Die Ringe der Macht“ kam pro Woche eine Episode heraus. Das sind also rechnerisch vier Episoden für einen Monat. In diesem Kanal kamen im gleichen Zeitraum vierundzwanzig (!!) Videos heraus, die sich an der Serie abarbeiteten, im Schnitt also sechs Videos pro einzelne Folge (Notabene: im Schnitt!). Die Thumbnails der Videos sprechen für sich, wir sehen einzelne Darsteller der Serie, wobei hier entweder Video-Standbilder genommen wurden, die unvorteilhaft aussehen oder es wurden Bilder verfremdet, dass sie einen besonders widerwärtigen Eindruck machen (in einem Bild wurde beispielsweise eine Hand ins Bild montiert, so dass es aussieht, als würde sich Galadriel mit wütendem Gesichtsausdruck in der Nase bohren). Die Titel der Videos sind ähnlich reißerisch, AMAZON sei „in Panik“, die Serie „ein epischer Reinfall“, „hässlich und dumm“, „Müll“, eine „Missgeburt“ – und so weiter. Und der Inhalt der Episoden ist genau das, was das Thumbnail verspricht. Wenn wir den menschlichen Verstand mit einer Amphore vergleichen, aus der man Kreativität abschöpfen kann, so haben die Macher hier nicht nur den Bodensatz der Kreativität erreicht, sie haben den Boden der Amphore durchschlagen und kratzen gerade den Dreck aus dem Erdreich, das noch dazu radioaktiv verstrahlt ist, um daraus Content für YouTube zu produzieren.
Ja, ich weiß. Irgendjemand wird ums Eck kommen und sagen: „Ja, darf man denn diese Serie gar nicht mehr kritisieren?“ Doch, das darf man. Aber dieses substanzlose Gekreische ist keine Kritik. Ein Kind, das sich auf den Boden wirft, mit Händen und Füßen trommelt und schreit, weil das Spielzeug, mit dem es gerade spielen wollte, halt nun gerade vom Geschwisterkind in Beschlag genommen wird, verhält sich ähnlich. Doch bei dem Kind gehört das zum Prozess der geistigen Reife dazu. Bei dem Kind können wir die Hoffnung haben, dass es lernen wird, dass nicht alles nach seinem Willen geht und dass man andere respektieren muss. Bei den Produzenten solcher Videos ist Hopfen und Malz verloren. Viel schlimmer ist: Sie werden belohnt. Nicht nur von Menschen, die sie in ihrem destruktiven Verhalten bestärken, sondern auch vom YouTube Algorithmus.
Der zweite Auslöser für diesen Artikel war wiederum ein Artikel, den ich durch Zufall über Facebook gefunden habe. Dieser gibt sehr gut meine Gefühle im Bezug auf die Serie wieder. In Details, was ich gut fand und was ich nicht so gut fand, stimme ich nicht immer mit dem Autor überein, aber das „große Ganze“ passt sehr gut. Deswegen, bevor Ihr diesen Artikel weiterlest, schaut Euch vielleicht erstmal das an:
Mir geht es genauso wie Sebastian Richartz. Ist „Ringe der Macht“ die beste Serie oder die beste Tolkienadaption oder das beste Stück Filmgeschichte, die / das je produziert wurde? Nach dem momentanen Stand meiner Meinung nach eher nicht. Ist sie deswegen „ein epischer Reinfall“, „hässlich und dumm“ oder eine „Missgeburt“? Ebenfalls nein. Und damit kommen wir in eine Problemzone. Solche Kritiken werden nämlich immer weniger wahrgenommen. Die lauten, die kreischenden Kritiken sind jene, die so tun, als sei „Ringe der Macht“ direkt aus dem Schlund eines Balrog gekommen, die sind es, die man sieht. Sofort, wenn man auch nur eine Sache an der Serie gut findet, wird man von diesen so genannten „Kritikern“ an den Pranger gestellt, wobei sie sehr einfallsreich darstellen, dass man entweder dumm sei und daher sowieso alles gut findet, was einem von „der“ Filmindustrie vorgesetzt wird oder verblendet, ein „social justice warrior“ – auch „linksgrünversiffter Systemling“ oder früher „Gutmensch“ genannt -, der Freude an der „Wokeness“ hat, die den totaaaaal unpolitischen Inhalt, den das Werk ja schon immer hatte, verseucht. Entweder man ist mit den Kritikern oder gegen sie. Das „Dazwischen“, die Grautöne, das existiert für diese Art von Kritiker nicht.
Damit werden allerdings zwei Probleme immer größer. Zum einen muss man sagen, dass Menschen, die diese extremen Ansichten vertreten, nicht in der Mehrheit sind – die Zuschauerzahlen sprechen da für sich, egal ob irgendein YouTuber behauptet, die Serie sei ein Flop und AMAZON in Panik -, sie benehmen sich aber so. Es ist fast schon ironisch, aber genauso wie es beim „Herrn der Ringe“ um Macht geht – schließlich ist der „Eine Ring“ ja das ultimative Instrument der Macht – geht es auch hier um Macht. Es geht darum, den Diskurs zu bestimmen. Und hier frage ich mich selbst: Hoffen solche YouTuber tatsächlich, sie würden es schaffen, ein Projekt wie „Die Ringe der Macht“ so nachhaltig zu sabotieren, dass es eingestellt wird? Und ist es nicht ein Widerspruch, dass es notwendig ist, lauthals und marktschreierisch zu betonen, wie schlecht doch die Serie sei? Denn wenn die Serie keinen Anklang findet, dann wird AMAZON auch keine weiteren Staffeln produzieren, ganz egal, was irgendein YouTuber sagt. Das Problem erledigt sich dann von selbst. Nein, man möchte auf Nummer Sicher gehen. Die Zuschauer sollen schon vor dem Beginn der eigentlichen Serie wissen, dass sie sie schlecht zu finden haben (ja, das Niedermachen von „Die Ringe der Macht“ fing schon mit den Trailern an).
Wenn sich nun ein Studio von den lautstarken „angry critics“ beeinflussen lässt, dann kommt Chaos heraus. Zuletzt durften wir das als Liveperformance bei der Sequel-Trilogie von „Star Wars“ erleben. Die laut gekreischte Kritik, die rassistischen Anwürfe an Schauspielerinnen und Schauspieler führte zu dem Durcheinander, das nun als Episode 9 die Skywalker-Saga abschließt. Schleicht sich sowas ein, werden wir das leider noch häufiger erleben. Vielversprechende Anfänge werden abgewürgt und dann doch wieder das produziert, was man schon kennt. Nummer Sicher.
Zum anderen führt diese Art der Kritik zur Zerstörung des Diskurses. Wenn die eine Seite laut wird, muss der Rest eigentlich genauso laut werden. Genauso kreischen. Genauso übertreiben. Solche Kritiker mag es geben, aber sie sind nicht so laut wie die anderen und ihre Zahl noch kleiner. Die breite Masse moderater Kritik bleibt eher leise und überlegend. Unaufgeregt, so wie der Beitrag von Sebastian Richartz. Damit behalten die Lauten die Diskurshoheit. Und würde man versuchen, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, würde der Diskurs ebenfalls zerstört, da nun nur noch Geschrei und Gekreische herrscht. Oder die Situation eskaliert noch weiter. Ich darf nur daran erinnern, dass Jake Lloyd, der Darsteller des jungen Anakin Skywalker in „Star Wars Episode 1“ so bedrängt wurde, dass er seine Schauspielkarriere beendete. Hayden Christensen, sein „Nachfolger“ in Episode 2 und 3 ging es ähnlich. Erst jetzt, Jahrzehnte später, da die Emotionen abgekühlt sind, wird erkannt, dass es auch Leute gab, die ihn in seiner Rolle gut fanden. Die ihm auf der offiziellen Star Wars Con applaudierten und begeistert jubelten, als er erzählte, dass er für die Serie „Obi-Wan Kenobi“ nochmal Darth Vader spielen wird.
Wenn nur noch geschrien und gekrischen wird, geht erleben wir genau das, was „Die Ringe der Macht“ sehr gut in der Zerstörung der Südlande dargestellt hat: Ein Vulkan bricht aus, es regnet Asche und Feuer und das ganze Land wird in eine ewige Dunkelheit gehüllt. Ja, ich weiß, das Bild habe ich schon mal bemüht und ich habe vieles von diesem Artikel in dem Zusammenhang schon erwähnt. Ich hatte nur noch nicht das volle Ausmaß der Macht Saurons erkannt. Vielleicht wollte ich es auch nicht wahrhaben. Ich hatte gehofft, aber… worauf habe ich diese Hoffnung eigentlich gegründet? Ich weiß es nicht.
Was mich vor allem überrascht, ist dieser blanke Hass auf sowas banales wie eine Serie. Und ja, es ist banal! Die Welt hat echte Probleme, nicht nur in fernen Landen, auch hier bei uns (oder in Amerika oder wo auch immer die Serie läuft). Aber stattdessen arbeitet man sich an fiktiven Figuren und den Leuten, die sie darstellen, ab. Vielleicht ist hier ein Teil der Erklärung zu sehen, fiktive Probleme, die noch dazu überzogen dargestellt werden, an den Pranger zu stellen, ist wohlfeil. Jeder dieser Kritiker kann sich selbst als der große Held sehen, der sich gegen „das System“ – was auch immer das sein mag, da kann man so viel projizieren – stellt. Ein echtes Risiko geht er damit keins ein. YouTube findet, dass diese Videos mit seinen AGBs übereinstimmen und auch den Monetarisierungsregeln entsprechen. Damit bringt dieser Inhalt den Kritikern vor allem auch eins: Geld. Und eine ähnlich laute Gegenreaktion haben sie eh nicht zu befürchten.
Irgendwo sitzt Sauron und lacht sich ins Fäustchen. Daher darf ich Euch bitten, solche differenzierten Ansichten wie die von Sebastian Richartz weiterzuverbreiten. Und sei es nur, damit noch mehr Leute erfahren: Okay, die Welt ist noch nicht komplette durchgedreht. Ich glaube, das würde schon helfen.
Ja, ich weiß, ich habe das für den Videokanal angekündigt, aber irgendwie wollen die Worte für ein Videoskript nicht so richtig zusammenkommen, dass es sich lohnen würde, für ein einzelnes Thema ein Video zu produzieren. Deswegen wurde es nun also am Ende ein Beitrag fürs Blog. Ist auch mal wieder was schönes. Es ist halt einfach zu viel unterschiedliches. Und der Algorithmus sagt, so ein Mix wird nicht goutiert. Dann eben nicht. Dann eben so.
Um gleich die Frage zu beantworten, die wahrscheinlich vielen Lesern gerade im Kopf herumschwirrt: Was ist das für ein Titel für den Beitrag? Was soll das sein mit „klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“. Die Geschichte ist lang, sie ist ein Ergebnis des Twitch-Formats Ferngesprächs mit dem Titel „Museen“. Tommy Krappweis musste hier erfahren, dass es in naturkundlichen Museen Schubladen gibt, in denen Vögel liegen, allerdings nicht lebendig und auch nicht so ausgestopft, dass man sie ausstellen könnte. Sondern nur der Bald, also sprich, die Haut und die Federn. So dass man erkennen kann, wie der Vogel grundsätzlich gebaut ist. Eben für naturkundliche Studien. Tommy meinte daraufhin irgendwas wie, das entspräche nicht dem Bild, das er so hätte, dem „klassischen Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“.
Ein paar Tage zuvor nun hatte Tommy versucht, eine künstliche Intelligenz dazu zu bringen, ein Bild von Bernd dem Brot zu zeichnen (dessen Mit-Erfinder Tommy ist). Das Ergebnis war mehr in der Art „Angriff der außerirdischen Mutanten-Brote“ als alles andere. Aber in dem Moment, wo Tommy das bei dem Ferngespräch sagte, kam mir eine Idee und ich gab den Satz „klassisches Bild von Schubladen, in denen Vögel liegen“ in eine AI ein. Das Ergebnis war folgendes:
Faszinierend, nicht wahr? Ein kurzer Moment, ein Gag, eine heitere Lustbarkeit. Doch am selben Abend wurde die Meldung herumgeschickt, dass Elon Musk Twitter nun doch kaufen wollte. Verdammt, gerade wenn man denkt, es ist schon genug los auf dem Planeten, passiert sowas auch noch! Musk hat sich in den letzten Tagen ja alle Mühe gegeben zu beweisen, dass seine Ahnungslosigkeit keine Grenzen kennt. Musks Ahnungslosigkeit sprang durch die Gegend, um sich mit Musks Dunning-Kruger-Effekt zu paaren, und das Ergebnis dieser zweifelhaften Vereinigung soll nun also Twitter werden. Trump soll zurückkehren und das ganze in ein Höllenloch von Fakenews verwandelt werden (nicht dass wir damit nicht schon genug Probleme hätten, der Herr Milliardär hätt’s nur gern um das Hundertfache potenziert).
Und von Jan Böhmermann kann man halten, was man will, aber er weiß einfach, wann ein guter Moment ist. Als die Nachricht kam (die Engländer sagen hier „the message broke“, also wörtlich „die Nachricht bricht“, was ich ein viel passenderes Bild zur Situation finde), veröffentlichte er einen Tweet, in dem er verkündete, sein öffentlich-rechtliches Magazin würde schon länger eine Instanz auf der Twitter-Alternative „Mastodon“ unterhalten, und zwar „det.social„. Das hatte ich mir schon überlegt, als Musk Twitter das erste Mal kaufen wollte. Nun sollte es also soweit sein. An diesem Abend richtete ich ein Konto auf Mastodon bzw. det.social ein und exakt um 22.58 Uhr am 4. Oktober 2022 wurde der erste Tröt abgesetzt:
Tröt Nummer 1: Ich würde jetzt gerne was Kluges schreiben. Leider fällt mir nichts ein. Aber wird schon.
Und wer mir und dem Projekt dort folgen will, findet beides kombiniert gleich hier!
Was hat das alles aber mit der ursprünglichen Idee zu tun, nämlich eine Betrachtung von „Herr der Ringe: Ringe der Macht“ im Videokanal herauszubringen. Sehr viel. Ich dachte nämlich darüber nach, was alles passiert war, auch in der Gesellschaft. Ich hatte natürlich schon andere Videos über „Ringe der Macht“ gesehen, dabei allerdings etwas festgestellt, das… hm.
Und schon geht es los. Hat es sich in die Gesellschaft und die gesellschaftliche Kommunikation eingeschlichen? Oder brach es plötzlich heraus? Wo war es vorher, wo kam es her? Und genau da kommen wir in eine Problemspirale. Fangen wir also erstmal an: Wovon rede ich überhaupt? Von Kontroversen. Von denen haben wir ja in den letzten zweieinhalb Jahren genug gesehen. Corona schien ein Katalysator dafür gewesen zu sein, dass manche Teile der Bevölkerung sich endlich von „Joch“ des gesellschaftlichen Miteinander befreien und ihrer Egomanie freien Lauf lassen konnten. Die Teile scheinen den verständnisvollen, respektvollen Diskurs völlig zerstören zu wollen. Es geht nur noch um Kontroversen. Weil die so schön einfach sind. Es gibt nur zwei Möglichkeiten und fertig. Mit allem anderen scheinen einige Teile der Bevölkerung – nicht nur in Deutschland – überfordert zu sein.
Da passen auch die Ferngespräche wieder rein, denn was Tommy hin und wieder mal bemerkt, sind die (Zitat) „verdammten Graustufen“. Die Experten, die dort auftreten, machen uns aufmerksam darauf, dass das Leben in vielen Fällen halt eben nicht „so oder so“ ist. Sondern dass es da – glücklicherweise – ganz viel gibt.
Wenn wir gerade die Demonstrationen von rechtsgerichteten Kreisen von heute sehen, da ist dann das genaue Gegenteil zu sehen: Person X ist nicht einverstanden mit „der“ Politik – also müssen wir in einer Diktatur leben! Dass „nicht einverstanden sein mit der Regierungspolitik“ – sei die Kritik nun berechtigt oder auch nicht – elementarer Bestandteil einer Demokratie ist, wird ausgeblendet. Ich hab „die da oben“ nicht gewählt, und wenn jemand an der Macht ist, den ich nicht gewählt habe, dann ist das Diktatur!
Das blendet mittlerweile in viele Bereiche des Lebens rein. Eben auch in Filmkritik. Ich versuche – jetzt, nach sechs Folgen – immer noch genau zu eruieren, was meine Gefühle für „Ringe der Macht“ sind. Ich weiß es nicht genau. Damit verstoße ich aber schon mal gegen die Regel Nummer 1 des Aufmerksamkeitszyklus. Denn um überhaupt wahrgenommen zu werden, hätte ich meine Meinung spätestens ein paar Minuten nach der Veröffentlichung der ersten Folge der Serie auf AMAZON Prime raushauen müssen. Und als zweites ist meine Meinung im Moment immer noch… jo. Genau, das trifft es vielleicht: Jo. Oder besser: JoTM. Was meine ich damit? Die Serie hat mich nicht umgehauen, als Gesamtpaket. Ich bin davon begeistert, wie sie aussieht und ausgestattet ist, die Handlung hat mich noch nicht völlig weggerissen. Ich finde sie nicht schlecht, versteht mich nicht falsch, aber ich finde sie – im Moment noch – eben noch nicht grandios. Wobei ich sagen muss, dass ich vom Hauptereignis der Folge 6 (und den Auswirkungen in Folge 7) überrascht wurde und ebenfalls begeistert war. Die Dinge können sich langsam entwickeln und davon macht die Serie reichlich Gebrauch.
In Kontrast dazu sehe ich, dass die meisten schlechten Kritiken auf AMZON über die Serie nach einer oder zwei Folgen geschrieben wurde, und auch hier sehen wir Extreme: ein Flop, das schlechteste was es gibt, kann weg und so weiter. Machen die das mit Büchern auch? Lesen das erste Kapitel, und wenn ihnen das nicht gefällt, fliegt das Buch ins Eck? Dann brauchen diese Leute keines von meinen Büchern zu lesen, die ich gerade am Erarbeiten bin, denn Spoiler: Auch ich werde da nicht gleich im ersten Kapitel alles enthüllen, auch diese Geschichte wird Zeit brauchen, bis sie sich entwickelt.
Ich persönlich bin wirklich gespannt auf das Finale der ersten Staffel. Wie ich heute gehört habe, haben die Dreharbeiten für die zweite Staffel gerade begonnen. Also scheint „Ringe der Macht“ zumindest kein totaler Flop zu sein, allen Unkenrufen zum Trotz. Vielleicht komme ich nochmal auf das Thema zurück, wenn die erste Staffel beendet ist.
Und worum ging’s jetzt in den Artikel eigentlich? Folgt dem Phantastischen Projekt bei Mastodon! Und lasst Graustufen zu! Und vor allen Dingen: Macht Euch nicht lächerlich, so wie dieser eine Typ, dessen YouTube-Kanal ich hier nicht verlinke, der mit einer Atemschutzmaske vor der Kamera steht, mit elektronisch verstellter Stimme spricht und Video um Video darüber produziert, warum dies zu „woke“ ist, warum jenes ein Flop werden wird und vor allem ständig verkündet, dass Disney quasi jede Sekunde die Meldung bringen wird, dass sie Kathleen Kennedy, die Chefin von Lucasfilm, gefeuert haben. Erinnert ein bisschen an die Prospekte von den Teppichläden, die ich in den 1990er Jahren immer im Briefkasten gefunden habe, die ständig verkündeten, dass der Laden geschlossen wird und es deswegen „nur jetzt“ diese tollen Angebote gäbe. Ich glaube, es war sogar „RTL Samstag Nacht“, die darüber einen Gag machten, der mit der Zeile endet: „In Geschäftsauflösung seit 1990!“
Ich sollte aufhören, an diesem Beitrag zu schreiben. Aber wie bringe ich ihn zu einem Ende? Vielleicht wäre der Gag von „RTL Samstag Nacht“ der richtige Zeitpunkt gewesen? Oder soll ich jetzt aufhören?
Oder hätte ich aufhören sollen? Ich weiß es nicht. Es ist so viel los, meine Gedanken fahren Achterbahn und Ihr sollt gefälligst daran teilhaben. Vielen Dank, damit Schluss, ich räume jetzt die Wäsche aus der Waschmaschine!
SPOILER!
PS: Doch noch was. Der Finger schwebte schon über der Maustaste, um den Artikel endlich zu publizieren, da fiel mir etwas auf – was für eine Allegorie! Deswegen die Spoilerwarnung, denn nun muss ich doch das Ereignis benennen, das ich oben nur umschrieben habe: In Folge 6 wird der Vulkan aktiviert, den wir aus „Herr der Ringe“ als Schicksalsberg kennen. Der Vulkan stößt Aschewolken aus, damit werden die Südlande in ewige Dunkelheit gehüllt, was den Orks erlaubt, auch am Tag herumzulaufen (ansonsten verbrennen sie im Sonnenlicht). Und genau das Bild, wie Waldreg den Schlüssel einsetzt, was die Wasser des Flusses freisetzt, damit sie den Vulkan zum Ausbruch bringen, der Ausbruch des Vulkans selbst und die Aschewolken, ist das, was vor meinen Augen entsteht, wenn Twitter wirklich von Musk übernommen wird. Natürlich wurde die Szene nicht als Allegorie auf diese Übernahme geschrieben, aber dafür ist es eben Mythologie – wenn man das Gefühl im Bezug auf reale Ereignisse durch eine Geschichte beschrieben bekommt und erkennt, warum man eben dieses Gefühl hat.
Für viele überraschend wurde im August 2022 auf der offiziellen Facebook-Seite des YPS-Magazins angekündigt, dass es nach einer lange Pause nun endlich eine neue Ausgabe geben sollte: Nr. 1283. Diese erschien offiziell am 31. August und wir schauen sie uns mal an.
Für manche überraschend wurde im August 2022 auf der offiziellen Facebook-Seite des YPS-Magazins angekündigt, dass am 31. August eine neue Ausgabe herauskommen sollte. Nun ist sie da und wir schauen sie uns mal an.
Hatte ich nicht gesagt, die Geschichte „Der Name der Rose“ ist vorbei, basta, aus, Amen und so weiter? Ja, richtig, das hatte ich. Seither ist ein bisschen Zeit vergangen und während ich Planungen für die Zukunft vom Phantastischen Projekt machte, kamen mir gleichzeitig noch ein paar Gedanken, die ich nachverfolgte und mir Notizen machte. Irgendwann nahmen die Notizen ein paar Seiten ein und da mir die Situation in den USA – um es mal vorsichtig auszudrücken – nicht geheuer ist, vor allem, da der religiöse Radikalismus auch schon zu uns rübergeschwappt ist, gerade rüberschwappt und auch weiterhin rüberschwappen wird – man danke nur daran, dass der Vorsitzende der CDU, Friedrich Merz, sich mit einem evangelikalen Radikalen treffen wollte oder dass Armin Laschet einen Berater hat, der durch extrem-religiöse Einstellungen aufgefallen ist -, wollte ich auch diese Gedanken noch niederschreiben. Und bevor der Kritikpunkt kommt: Ja, es ist mir klar, dass ich mit den Einlassungen hier keinen einzigen religiös-radikal veranlagten Menschen überzeugen werde. Ich möchte für diejenigen, die sich ehrlich informieren wollen, ein paar Denkansätze liefern, die vielleicht zu weiterem Nachdenken führen. Vor allem darüber, was gerade passiert im Hinblick auf Religion, beziehungsweise, was eigentlich schon immer passiert ist. Dazu schlagen wir jetzt die Brücke zurück zu Umberto Ecos „Der Name der Rose“.
Einer der Handlungsstränge von „Der Name der Rose“ ist die Debatte, die die päpstliche Delegation mit den Vertretern des Franziskaner-Ordens führen will über die Armut von Jesus Christus. Die Debatte wird dabei heruntergebrochen auf die Frage, ob die Kleider, die Jesus trug, sein Eigentum waren. Interessant ist dabei, dass Vertreter der Kirche eigentlich schon immer anfingen, solche Debatten zu führen, wie man die Bibel und das Wort von Jesus auszulegen habe, wenn sie opportun waren und ihnen in den Kram passte. Für den ganzen Rest hieß es nämlich, man habe die Bibel gefälligst wörtlich zu nehmen. Im Lauf der Jahrtausende sind dabei dann ein paar Interpretationen herausgekommen, die – wenn man es genau nimmt – das genaue Gegenteil von dem aussagen, was eigentlich in den Texten steht. Und mit diesen Interpretationen kämpfen wir heute.
Zweitens ist interessant, dass hier eine Debatte darüber geführt wird, ob Jesus eigene Kleider oder – Gott (haha) bewahre! – gar einen Geldbeutel besaß, während das Thema, um das es eigentlich geht, dadurch geschickt maskiert wird: Soll die Kirche arm sein? Ist diese Institution ein gutes, christliches Vorbild, wenn sie Ländereien und andere Reichtümer anhäuft, Kirchengebäude und Altäre mit Gold verziert und ihre hohen Vertreter in die besten Stoffe kleidet? Wenn man den historischen Kontext der Debatte verfolgt, die es im 14. Jahrhundert wirklich gegeben hat, stellt man fest, dass die „offizielle“ Kirche die Ideen von der Armut der Kirche, die etwa die Franziskaner verfolgten, als geradezu blasphemisch ansah. Was ist da schiefgegangen? Eigentlich muss man fatalerweise sagen, fügt sich diese Diskussion und Interpretation nahtlos ein in eine Reihe von – sagen wir mal – kreativen Interpretationen der Botschaft von Jesus. Die Debatte um die Armut Christi war nicht die erste und nicht die letzte, die geführt wurde. Wir im 21. Jahrhundert stehen nur am bedauerlichen und vorläufigen kumulativen Endpunkt dieser ganzen Debatten. Fast jedes Mal gilt dabei das, was William von Baskerville in Ecos Geschichte ausdrückt: Zwischen religiöser Ekstase und Wahn ist oft nur ein kleiner Schritt.
Beginnen wir mal mit der Entstehung der christlichen Kirche. Dazu muss ich ein Bild hervorholen, dass manchen vielleicht überraschen wird, nämlich die Sequenz aus dem Film „Das Leben des Brian“ der britischen Komikertruppe Monty Python, in der Brian sich auf der Flucht vor den Römern auf einem baufälligen Balkon versteckt. Der Balkon bricht herunter und Brian landet mitten in einer Versammlung von „Messiassen“, die alle ihre – mehr oder weniger – frohe Botschaft verkünden. Das Bild ist tatsächlich korrekt, zu der Zeit wurde die Region des heutigen Israel vom Römischen Imperium beherrscht und viele Menschen dort, die jüdischen Glaubens waren, hielten das für die Endzeit. Doch mit der Endzeit sollte auch der Messias erscheinen. Deswegen kam es zu einer wahren „Messias-Schwemme“ in der Region, viele versuchten sich als religiöse Führer, die das baldige Kommen des Königreichs Gottes verkündeten. In dieser Runde landet also der arme Brian, der Sohn einer einfachen Frau aus Jerusalem und eines Offiziers der römischen Garnison. Alle sehen ihn erwartungsvoll an. Als er zunächst schweigt, weil er nicht weiß, was er tun soll, werden die römischen Wachen misstrauisch. Brian muss also so tun, als sei er einer der Messiasse, der ebenfalls irgendeine Botschaft zu verkünden hat, um nicht aufzufallen.
Zu seinem Glück war er kurz zuvor bei der Bergpredigt von diesem gewissen Jesus anwesend und fängt an, einzelne Teile, die er dort aufgeschnappt hat, wiederzugeben. Doch statt ihm einfach zuzuhören, fangen die anwesenden Bürger an, mit ihm zu diskutieren: Wie war denn dies gemeint, wie war das gemeint? Behauptest Du etwa, die Vögel seien Bettler? Und so weiter. Als sich dann die römische Patrouille nähert, die gezielt auf der Suche nach Brian ist, fängt dieser an, ein Konglomerat an Zitaten, die er irgendwie aufgeschnappt hat, wiederzugeben.
…selig sind die… die ihres Nächsten Rind bekehren… denn sie werden schwerreich und sie sitzen… und sie allein werden dereinst… und nur sie… empfangen… dereinst… wird ihnen… gegeben werden.
Monty Python: „Das Leben Brians“ – Drehbuch – deutsche Übersetzung, erschienen 1992 im Haffmanns Verlag Zürich
Als er erkennt, dass die Römer ihn nicht bemerkt haben und weitermarschieren, beendet er seine Predigt erleichtert ohne zu erkennen, dass er ausgerechnet mit diesen Sätzen nun endlich die Aufmerksamkeit seines Publikums erregt hat. Als er von der Mauer, auf der er gestanden ist, heruntersteigt, wird er gefragt, was denn den Menschen gegeben werden wird, von denen er gerade gesprochen hat. Als Brian abwinkt, wird die Menge zudringlich und verlangt zu wissen, worum es geht. Ein Geheimnis? Etwa das Geheimnis des ewigen Lebens? Die Aufmerksamkeit, die er damit auf sich zieht, ist das Letzte, was er gerade braucht, also flüchtet er. Auf dem Weg aus der Stadt heraus stolpert er und verliert eine Sandale. Er hält sich allerdings nicht damit auf, diese aufzuheben, sondern rennt weiter.
Als seine Verfolger bei der Sandale ankommen, erleben wir, wie es ein Historiker formulierte, „die Geschichte aller Religionen in zwei Minuten“. Erstens kommt eine Figur dazu, die im Drehbuch „Dennis“ genannt wird. Dennis saß neben Brian auf der Mauer, als jener seine Predigt hielt. Brian hatte eine Kürbisflasche bei sich, deren Eigentümer er auf abenteuerliche und umständliche Weise geworden war, obwohl er sie eigentlich nicht wollte. Da Dennis die Kürbisflasche gefiel, schenkte Brian ihm diese. Dennis war misstrauisch – was stimmt nicht mit der Flasche, wenn sie einfach hergeschenkt wird? Eine Frau aus der Menge nimmt die Flasche nun in Empfang und verkündet verzückt, die Menschen werden von nun an die Flasche des Meisters tragen.
Zweitens stürzen sich die Menschen auf Brians Sandale und verkünden, dies sei ein Zeichen! Sofort bricht allerdings ein Streit aus, ob es sich dabei um einen Schuh oder eine Sandale handele und was dieses Zeichen bedeute, sollen alle die Schuhe ausziehen, oder sie sammeln… oder was? Es bilden sich drei Fraktionen heraus: die Gläubigen der Kürbisflasche, die Gläubigen des Schuhs und die Gläubigen der Sandale.
Damit ist das ganze aber noch nicht beendet. Brian flüchtet weiter und kommt auf einer Anhöhe an, wo ein Eremit in einem Loch sitzt. Der Eremit hat ein Schweigegelübde abgelegt, doch als Brian ihm aus Versehen auf den Fuß tritt, schreit er auf vor Schmerzen. Sein Schweigegelübde ist hinfällig und die Menge wird auf die beiden aufmerksam. Es passieren nun eine Reihe von Ereignissen, die Brians Verfolger als Wunder missinterpretieren und die ihre Verehrung für den angeblichen Messias nur steigert. Als dann der Eremit Brian wütend angreift – wegen des Schweigegelübdes und ein paar anderen Dingen -, wird er als Ketzer bezeichnet und von der aufgebrachten Menge davongetragen. Was mit ihm passiert, sehen wir nicht, aber da alle laut rufen, dass der Ketzer getötet werden muss, können wir uns das vorstellen.
Wir sehen in dieser Sequenz also ein paar Merkmale, die wir auch bei der christlichen Religion erkennen können, zusammengerafft auf ein paar Minuten:
Die simplen Botschaften am Anfang werden von der Menge auseinandergenommen und diskutiert.
Die eher vagen bis chaotischen Botschaften am Ende erhalten besondere Aufmerksamkeit, da hier jeder reinprojizieren kann, was er oder sie will.
Die kryptischen Botschaften führen zu einer Verklärung des Meisters.
Alltägliche Handlungen und Gegenstände (Flasche, Schuh) werden mit symbolischer Bedeutung aufgeladen.
Sektenbildung, da sich nicht alle Anhänger auf eine Interpretation einigen können.
Der Sektenbildung zum Trotz: Wer den – vermeintlich – wahren Messias nicht anerkennt, ist ein Ketzer und wird getötet.
Das entstehende Christentum hatte eigentlich von Anfang an den Bedarf, die Überlieferungen neu zu interpretieren. Im Kern handelt es sich dabei eigentlich um eine jüdische Endzeitsekte, die die Wiederkehr Jesu nach seiner Kreuzigung und damit das Kommen des Gottesreiches innerhalb der Lebenszeit der direkten Anhänger oder weniger Generationen danach erwartete. An dieser Stelle muss ich an eine alte Religionslehrerin von mir denken, die uns Kindern damals das Judentum erklären wollte, indem sie auf die Erweiterung des Liedes „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“ einging. In dem Lied geht es ja eigentlich darum, dass „erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier“ Lichter auf dem Adventskranz brennen, bevor „das Christkind vor der Tür“ steht. Ergänzt wurde das von Kindern gern um dem Nachsatz: „Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast Du Weihnachten verpennt.“ Meine damalige Religionslehrerin erzählte, genau das seien die Juden, die hätten „Weihnachten verpennt“ und die Ankunft des Messias nicht mitbekommen, deswegen würden sie immer noch auf ihn warten.
Die Aussage meiner damaligen Religionslehrerin sollte also die jüdischen Mitmenschen beschämen. Mit der Kenntnis, die ich heute habe, muss ich allerdings fragen: Ist es nicht genauso peinlich – oder noch peinlicher – dass die Endzeitsekte der Christen das Datum des Weltuntergangs immer weiter nach hinten verschieben musste und seit quasi 2.000 Jahren darauf wartet, dass es endlich passiert? Tatsächlich ist das der Grund, warum die „Offenbarung des Johannes“, die so genannte „Apokalypse“, die ja das Ende der Welt und das Kommen des Königreiches Gottes vorwegnimmt, so viele Anspielungen auf damalige historische Ereignisse und Persönlichkeiten enthält. Es gab einen Grund, warum man in der Bestie, deren Nummer 666 sei, die römischen Kaiser reflektiert sah, die die ersten Christen verfolgten oder warum Rom mit Babylon gleichgesetzt wurde. Das Werk entstand vermutlich irgendwann zwischen dem Jahr 60 und 70 nach der Zeitrechnung und gibt ein Bild vom Zustand der damaligen Welt und der ersten christlichen Gemeinden wieder. Über die Interpretation für die Moderne sagt beispielsweise Friedrich Engels, die Prophezeiungen der Offenbarung hätten
jetzt jegliche Bedeutung verloren, ausgenommen für einfältige Personen, die noch immer versuchen mögen, den Tag des letzten Gerichts auszurechnen. Jedoch als authentisches Bild eines beinah primitiven Christentums, von einem der ihren gezeichnet, ist das Buch mehr wert als alle übrigen Bücher des Neuen Testaments zusammengenommen.
Friedrich Engels: Das Buch der Offenbarung. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin: Karl Dietz Verlag, 51975; Bd. 21, S. 9–15.
Wenn wir uns erinnern, geht auch Umberto Eco auf dieses Problem in „Der Name der Rose“ ein. Nachdem also zu den Lebzeiten der ersten Christengenerationen kein „Weltengericht“ eintrat, kam auf einmal die Zahl „tausend“ auf, abgeleitet vom „tausendjährigen Reich Gottes“, das in der Apokalypse erwähnt wird. Nur wurden nun die tausend Jahre herumgeschoben auf eine Zeit vor dem Gericht. Wahlweise sollte die Endzeit also tausend Jahre nach der Geburt Jesu, tausend Jahre nach seiner Auferstehung (also ungefähr im Jahr 1033) oder – wie Jorge von Burgos meint – tausend Jahre nach dem ersten kirchlichen Konzil von Nicäa (abgehalten im Jahr 325, was die Ereignisse von „Der Name der Rose“ wirklich in die Nähe eines „apokalyptischen Datums“ rücken würde) stattfinden. Als das Jahr 2000 nach der Zeitrechnung sich näherte, kamen solche Gedanken nochmal besonders in fundamentalistischen Kirchen auf, aber wie wir festgestellt haben, wurde das Ende wieder einmal vertagt.
Handelte es sich bei der Apokalypse „nur“ um die Interpretation der Worte eines Propheten, so wurde es für die Kirche richtig schwierig, wenn es um die überlieferten Worte Jesu direkt ging. Während der ersten tausend Jahre verbreitete sich der christliche Glaube in Europa, stieß dort aber bisweilen auf ziemlich kriegerische Kulturen, die mit dem Gebot der Friedfertigkeit, dass man nicht töten solle und vor allem, wenn man auf die eine Wange geschlagen werde, auch noch die andere hinhalten sollte, so ihre Schwierigkeiten hatten. Jesus hatte in der Bergpredigt sehr eindeutig klar gemacht, dass das simple Gebot „Du sollst nicht töten“ nicht weit genug ging. Auch wenn man Zorn gegen jemand oder mordlüsterne Gedanken hegte, hatte man bereits gesündigt. Prekär wurde es, als Papst Urban II. im Jahr 1095 ein Hilfeersuchen des Kaisers von Konstantinopel, Alexios I. erhielt. Alexios wollte militärische Unterstützung gegen die Seldschuken haben, die in sein Gebiet eindrangen. Urban sah das als Chance, das im Jahr 637 von den Arabern eingenommene Jerusalem zurückzuerobern. Doch ein Kriegszug von Christen, wie sollte sich das mit der von Jesus propagierten Gewaltlosigkeit in Übereinstimmung bringen lassen?
Kirchliche Gelehrte hatten die Lösung: Jesus, so verkündeten sie, sei missverstanden worden. Jemanden zu töten sei eine Sünde, das ist richtig, aber nur, wenn ein Christ einen anderen Christen tötete. Da es sich beim Feind aber um „gottlose Heiden“ handelte, war das Töten nicht nur keine Sünde, sondern sogar Pflicht, mit der man sich den eigenen Fensterplatz im Himmel sicherte. Diese Auslegung, man sollte besser sagen, diese Verdrehung der Bergpredigt, schuf einen gefährlichen Präzedenzfall, dem mehrere so genannte „Kreuzzüge“ folgten. Und als beispielsweise 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, in dem ja katholische Christen gegen protestantische Christen kämpften, wurde in der Kirche nicht darüber philosophiert, ob Jesus das gutheißen würde. Es wurde gekämpft, es war einfach so und es blieb so. Bis heute, wo es ja sogar Ikonographien von Jesus gibt, der eine Maschinenpistole in der Hand hält.
Die Wurzeln des Dreißigjährigen Kriegs sind vielfältig, ein Faktor war aber eben die Konfrontation zwischen den Katholiken und den Anhängern der so genannten „reformierten Kirche“. Der Grund für die Reformation waren mal wieder eine eigenwillige Auslegungen der biblischen Schriften, teilweise über Jahrhunderte. Es steht geschrieben, so sagten die Gelehrten der katholischen Kirche, dass man sich kein Bild von Gott machen sollte. Aber dass man sich kein Bild von Heiligen, den Aposteln oder Jesus machen sollte, das stand da nicht; auch war die Verehrung von Überresten der Heiligen, also Reliquien, nicht verboten worden. Das hatte groteske Züge angenommen, große Geldbeträge, die man nach Ansicht der Reformatoren auch für die Armen hätte verwenden können, wurden dafür ausgegeben, um teure Gemälde und Statuen anfertigen zu lassen oder das Stück eines Knochens irgendeines Heiligen zu erwerben, vor dem dann die Armen in Demut knien und es anbeten durften im frommen Wunsch, Gott möge sie aus der Armut befreien. Martin Luthers Mitstreiter Andreas Bodenstein und die Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin lehnten die Bilderverehrung als Götzenkult ab und riefen teilweise dazu auf, die Kirchen zu stürmen und die Bilder zu zerstören.
Adson äußert sich in „Der Name der Rose“ recht begeistert über die Kunstwerke und die Reliquien, die das ungenannte Kloster im Norden Italiens dort sein Eigen nennt. William hingegen ist – wie immer – skeptisch und nimmt gerade auch den Reliquienkult auf den Arm: Wenn jeder Splitter vom Kreuz Jesu, der sich in Umlauf befindet, echt wäre, dann wäre Christus nicht auf zwei Holzbalken, sondern auf einem ganzen Wald gekreuzigt worden.
Martin Luther, der die Reformation letztlich auslöste, stand den Bildern und Statuen, die es bereits gab, nicht so ablehnend gegenüber und hielt auch nichts davon, sie zu zerstören. Worum es ihm eher ging, war die „Sündenfreiheit als Geschäft“. Der Auslöser für seinen Brandbrief mit den 95 Thesen, der ihn berühmt machte, war der Dominikanermönch und Ablassprediger Johann Tetzel, der Geld für die Kirche sammeln wollte, indem er Ablassbriefe verkaufte. Diese Ablassbriefe sollten den Menschen die Sünden vergeben, aber nicht nur den lebenden, sondern auch den bereits gestorbenen. Aus diesem Grund wurde erneut etwas interpretiert, das so nicht in der Bibel steht, sondern aus einer Vermischung heidnischer Religionen, Volksglauben und aus dem Zusammenhang gerissenen Bibelzitaten entstand.
Über den Tod der Sterblichen sagt die Bibel nämlich (grob zusammengefasst) folgendes: Wenn ein Mensch stirbt, geht er in einen langen Schlaf. Erst am Ende aller Zeiten, wenn das Weltengericht kommt, werden die Gestorbenen wieder auferstehen und gerichtet werden. Alle Unrechten werden dann zusammen mit dem Antichristen in einen Schwefelsee geworfen und vernichtet. Das wird als „zweiter Tod“ oder „endgültiger Tod“ bezeichnet. Jesus selbst spricht hier nur von einem „Ort der Verdammnis“ nach dem Gericht. Alle anderen Darstellungen sind Interpretationen oder – wie es jemand mal so richtig ausdrückte – „christliche Fanfiction“.
Die Darstellungen der Hölle mit den Feuern, in denen die Seelen der Sünder nach dem Tod gequält werden, sind allesamt Erfindungen von kirchlichen Predigern wie Tetzel, um den Menschen Angst einzujagen, sie gefügig zu machen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das ist ja der Grund, warum Jorge von Burgos in „Der Name der Rose“ so gegen ein Buch ist, welches das Lachen propagiert: Lachen tötet die Furcht, und wer keine Angst vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr. Überhaupt, der Teufel: Ja, es gibt in der Bibel verschiedene Gestalten, die teils üble Taten vollbringen, aber wenn man genau hinschaut, gibt es nicht „den“ Widersacher Gottes. Die Schlange im Paradies, der Satan, der Engel Lucifer und die Bestie mit der Nummer 666 sind ursprünglich vier verschiedene Figuren mit unterschiedlichen Aufgaben und Geschichten, die zu einem Widersacher – oder „Antichristen“ – verschmolzen wurden.
Die Schlange im Paradies, die Eva dazu verführte, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen (die übrigens kein Apfel war), war einfach eine Schlange. Das entsprach dem Glauben der Zeit, in der das Alte Testament entstand, dass man verschiedenen Tieren aufgrund ihres animalisch-instinktiven Verhaltens, ihres Aussehens oder ihres Lebensraums verschiedene menschliche Eigenschaften zuordnete. Die Schlange hatte keine Beine, sondern musste auf ihrem Bauch auf dem Boden kriechen, also stellten sich die Menschen vor, dass das eine Strafe von Gott sein musste.
„Satan“ ist eigentlich überhaupt keine Figur, sondern ein Titel, der verschiedenen Engeln gegeben wurde und soviel bedeutet wie „Ankläger“, zum Beispiel der Menschheit wegen dem vielen Übel in der Welt. Der „Ha-Satan“, wie der Titel richtig lautet, prüfte auch den Glauben der Menschen, ob diese nicht aus reinem „Geschäftssinn“ gläubig seien und sich von Gott abwandten, sobald es ihnen schlecht erging (deutlich zu sehen in der Geschichte von Hiob, der trotz aller Unglücke, die ihm widerfahren, an seinem Glauben festhält).
Lucifer ist eine Interpretation, die sich aus dem Alten Testament ableitet, vermischt mit einem römischen Mythos. Eigentlich handelt es sich um ein Spottlied über den König von Babylon, das zum Ausgangspunkt über die Geschichte eines Engels wurde, der wie Gott sein wollte und fiel. Interessant ist auch, dass der Name „Luzifer“, der heute mit dem absolut Bösen in Verbindung gebracht wird, eigentlich „Lichtbringer“ bedeutet, etwas absolut Positives.
Und zuletzt die Bestie mit der Nummer 666, die für die römischen Kaiser steht, die die Christen im ersten Jahrhundert verfolgten. Anhand von Zahlenumrechnungsspielen kann man darin auch konkret die Namen von einzelnen Imperatoren erkennen, wie etwa Nero. Interessant ist, dass die Zahl 666 in den Anfängen nicht einmal einheitlich war, manche Schriften sprechen von 616.
Zurück zu Tetzel und dem Höllenglauben des Mittelalters: Die Bilder, mit denen Tetzel und die Kirche den Menschen Angst machte, stammen zu einem großen Teil aus einem apokryphen Buch, das heißt, es wurde nicht einmal in den offiziellen Kanon der Bibel aufgenommen. Auch hier sieht man wieder: Wenn es opportun ist und dem eigenen Zweck dient, dann verwendet man es halt. Das Buch ist die so genannte „Offenbarung des Petrus“, eine Fälschung von der behauptet wurde, der Apostel Petrus habe sie verfasst. Tatsächlich entstand das Buch, das eher ein „Büchlein“ ist, wohl um das Jahr 100 nach der Zeitrechnung. Hier werden die Höllenqualen beschrieben, die der Herr des Todes, Azrael, den Sündern zukommen lässt. Das widerspricht allerdings völlig der Aussage in der Apokalypse, denn dort heißt es, dass auch der Tod und das Totenreich im Schwefelsee vernichtet werden. Deswegen sind die Menschen nach dem Endgericht unsterblich. Dantes „Göttliche Komödie“ soll von der „Offenbarung des Petrus“ inspiriert worden sein und von ihr stammt auch die Idee des „Purgatoriums“, der „Zwischenhölle“, dem „Fegefeuer“, eine Strafe, die Sünder, die nicht so sehr gesündigt haben wie die echten Sünder, für eine Zeitlang ertragen sollten, um dann doch in den Himmel zu kommen. Und genau hier setzte Tetzel an. Er malte den Leuten, denen er predigte, aus, wie sich ihre verstorbenen Verwandten im Fegefeuer quälen für die „kleinen Sünden“, die sie in ihrem Leben begangen haben. Doch was für ein Glück, Tetzel und die Kirche bieten hier Hilfe an, in Form eines Ablasses. Denn, so wird es formuliert:
Wenn die Münze im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!
Volkstümliche Überlieferung, in unterschiedlichen Varianten vorhanden
Das Zitat ist nicht ganz korrekt, mal ganz davon abgesehen, dass Tetzel noch eine altertümliche Form des Deutschen sprach. In der Form hat es sich am häufigsten überliefert, richtig ist aber vermutlich, dass der zweite Teil des Zitats „…die Seele in den Himmel springt!“ lautet. Egal wie, es ging darum, der Kirche neben den sowieso fälligen Abgaben zusätzlich noch Geld zu geben, um der eigenen Seele Willen und um der von verstorbenen Verwandten.
Kein Wunder, dass das Luther sauer aufstieß, vor allem wenn wir uns zurückerinnern an die Rolle des Ha-Satan in der Bibel. Da wurde ja eindeutig festgestellt, dass der Glaube an Gott eben kein Tauschgeschäft ist, nach dem Motto „Glaube gegen Schutz“. Tetzel und die Kirche hatten nun eins daraus gemacht. Aus diesem Widerspruch entstand die Reformation, doch wenn wir die Uhr nach heute drehen, sehen wir genau die Situation mit dem Tauschgeschäft wieder. Ich möchte nur an das Bild von Donald Trump erinnern, der einen Fototermin vor einer Kirche hatte und dazu die Bibel halten sollte. Er hielt sie dabei hoch in die Kamera, als hätte er sie selbst geschrieben. Es war deutlich zu merken, dass dieser Mann, den nicht wenige seiner Anhänger als „von Gott gesandt“ sehen, mit der Kirche und dem christlichen Glauben eigentlich nichts am Hut hatte. Für ihn ist alles ein Geschäft, dann eben auch der Glaube. Vor einer Kirche zu stehen und die Bibel in die Kamera zu halten bringt Wähler. So einfach ist das für manche Menschen.
Luther wollte die christliche Kirche reformieren, doch er wirkte bei der Spaltung in Protestanten und Katholiken mit. Luther sah eben die Sandale, der Papst den Schuh. Und es gab noch radikalere Reformatoren, die von Sandale und Schuh nichts wissen wollten, sondern der Kürbisflasche folgten. Wobei Luther selbst ein Radikaler war, zum Beispiel in seiner Verachtung anderer Religionen, wie der der Juden. Interessanterweise, während er in jüngeren Jahren die Apokalypse noch als ein problematisches Werk betrachtete, beschäftigte er sich in seinen letzten Lebensjahren immer mehr damit und glaubt schließlich sogar, dass das Endgericht nahe sei.
Martin Luther starb 1546 und das Endgericht kam nicht, aber ich bin mir sicher, es hätte jemanden gegeben, der anhand ein paar vager Daten aus der Bibel ausgerechnet hätte, warum es jetzt aber wirklich hätte kommen sollen!
Die Reformation führte wiederum zu ein paar Verschiebungen. Das Problem, das die Bibel hat, ist das Problem jeden großen Werkes, an dem verschiedene Autoren mitwirken, noch dazu über einen Zeitraum, der sich über Jahrhunderte hinstreckt: Sie ist nicht einheitlich. Es gibt unzählige Widersprüche und die jeweiligen Strömungen lösen sie auf ihre Weise. So sagt Jesus zum Beispiel, man solle sich keine Sorgen machen, die Vögel säen und ernten nicht, und der „himmlische Vater“ ernährt sie doch, die Protestanten aber beriefen sich auf den zweiten Thessalonikerbrief des Apostels Paulus, wo es heißt, wer keinen Willen zum Arbeiten habe, solle auch nicht essen. Das wurde verkürzt zu „wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ und wird heute noch als Argument gegen den so genannten „Wohlfahrtstaat“ und die Sozialhilfe verwendet. Die Strömungen, die lieber der Kürbisflasche folgten, wollten besonders rein sein und trugen diesen Geist dann in die so genannte „Neue Welt“, nach Amerika. In der Folge gingen die „protestantische Ethik“ und der Geist des Kapitalismus eine Verbindung ein, und damit sind wir wieder bei einem Kernelement von „Der Name der Rose“, gleichzeitig auch bei einem Widerspruch und einem Problem, das die Menschen bis heute belastet.
Das Thema in der Konferenz in „Der Name der Rose“ ist die Armut. Nun wurde ja schon der besondere Wert in der neuen Ethik darauf gelegt, dass wer nicht arbeite, auch nicht essen solle und keinen Anspruch darauf habe, dass andere ihm helfen. Es wurde allerdings noch ein Umkehrschluss getätigt, der im völligen Widerspruch zu den Lehren Jesu steht. Aber wie immer, sagten die Interpretierer, man habe Jesus da missverstanden mit den Sachen über den Reichtum. Jesus wollte nicht sagen, dass Reichtum anzuhäufen per se schlecht sei. Reichtum anzuhäufen sei nur dann schlecht, wenn man sich auf dem Reichtum ausruhe und nichts mehr mache. Bei manchen Millionären und Milliardären, bei denen man sich denkt: „Jetzt genieß doch Deinen Reichtum und hör auf, mit Deinen Abstrusen Ideen, die Du nur deswegen umsetzen kannst, weil Du stinkend reich bist, die Gesellschaft in Aufruhr zu versetzen oder sogar zu schädigen!“, ist diese Einstellung sicherlich der Grund, warum sie sich wieder und wieder gesellschaftlich nach vorne spielen. Manche sind aber einfach nur trunken von der Macht, die ihnen das Geld gibt. Wer ist wer? Wer kann das schon beurteilen?
Hält man nun den Menschen, die das Dogma des von Gott gesegneten Reichtums propagieren, das entsprechende Zitat von Jesus entgegen, das da lautet: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.“, so antworten mache von denen mit einer Fälschung, die auf eine Zeit zurückgeht, die schon vor dem Zeitpunkt liegt, an dem der Roman „Der Name der Rose“ spielt.
Die geneigte Leserin, der geneigte Leser hat es vielleicht schon erraten, das Argument lautet „Missverständnis“. Jesus sprach nämlich gar nicht von Kamelen und wirklichen Nadelöhren. Das „Nadelöhr“ sei der Spitzname für ein besonders kleines, enges Stadttor in der Stadtmauer von Jerusalem gewesen. Wenn hier Kamele voll beladen ankamen, passten sie nicht durch. Wer die Stadt also hier betreten wollte, musste die Last von seinem Kamel nehmen, noch dazu musste das Kamel beim Passieren des Tores in die Knie gehen. So hatte Jesus das gemeint, wird behauptet, nicht jeder Reichtum ist schlecht, sondern man soll die Last des Reichtums – zeitenweise – ablegen und in die Knie gehen – also ehrfürchtig sein -, dann komme man in den Himmel.
Ja, für christliche Reiche und Superreiche ist das sicherlich eine schöne Geschichte und beruhigend für das eigene Gewissen. Puh, da haben die Elon Musks und Bill Gates dieser Welt aber nochmal Glück gehabt. Also, alles in Ordnung, oder was?
Nein, nicht ganz. Ja, es wäre eine schöne Geschichte… wenn sie denn stimmen würde. Tatsächlich stammt die Behauptung, das „Nadelöhr“ sei ein historisches Stadttor in Jerusalem gewesen, aus dem 10. Jahrhundert. Davor gibt es keine einzige Quelle, die belegt, dass irgendjemand vor allem auch zu Lebzeiten Jesu an ein solches Tor hätte denken können, wenn das Wort „Nadelöhr“ gebraucht wurde. Und so, wie der Satz in der Bibel steht, hätte Jesus davon ausgehen müssen, dass jeder seiner Zuhörer die Anspielung versteht ohne weitere Erklärung. Ansonsten hätte er eher ein Gleichnis benutzt. Es geht also wortwörtlich darum, was da steht: Ein Kamel passt nicht durch ein Nadelöhr, genauso wenig wie ein Reicher in den Himmel kommt.
Alles sehr chaotisch und widersprüchlich. Aber das Leben ist chaotisch und widersprüchlich. Man muss auch bedenken, dass zu den Zeiten, da diese Werke formuliert wurden, das Leben sehr viel einfacher war. Das ist es nicht mehr. Um die Zeitenwende wusste niemand etwas davon, dass es über dem großen Meer noch einen Kontinent gab, wo ebenfalls Menschen wohnten. Heute gibt es auf diesem Kontinent ein Land, das direkt oder indirekt Einfluss auf die ganze Welt ausübt. So ändern sich die Zeiten und die einfachen Regeln, die damals möglich waren, müssen durch Regeln abgelöst werden, die der Komplexität des Lebens auf der Erde im 21. Jahrhundert gerecht werden. Und das nicht, indem man Autorität beansprucht, weil man sich auf ein altes Buch beruft. Sondern mit demokratischen Mitteln.
Religion möchte immer Sicherheit geben. Mach dies und Du kommst in den Himmel. Mach dies nicht, sonst kommst Du in die Hölle. Aber Leben in einer demokratischen Gesellschaft heißt, Unsicherheit auch mal aushalten zu können. Deutlich sieht man das an den Republikanern in den USA, die immer noch nicht akzeptieren, dass Trump die Wahl verloren hat. Schon jetzt arbeiten Sie an dem Mythos, dass die nächste Wahl – Gesetz den Fall, Trump nimmt Teil und verliert erneut – manipuliert sein wird. Wie im Mittelalter wird auf die Anwesenheit einer bösen Macht hingewiesen, die die „guten“ Republikaner bekämpfen will. Übrigens, eine ähnliche Argumentation benutzt auch der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill I., um den Angriffskrieg auf die Ukraine zu rechtfertigen, ein Angriffskrieg, der so gar nicht zur von Jesus gepredigten Friedfertigkeit passt. Wieder geht es gegen „die Mächte des Bösen“, was alles rechtfertigt. Doch wie sagt William von Baskerville so richtig?
Der einzige Beleg, der für die Anwesenheit des Teufels spricht, ist jedermanns dringender Wunsch, ihn am Werk zu sehen.
Andrew Birkin et al., nach Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Constantin Film 1986
Der französische Historiker Alexis de Tocqueville äußerte sich nach einer Reise in die USA begeistert davon, wie dort die Demokratie und die persönliche Freiheit, der Individualismus ermöglicht wird. Doch auch er grenzte den Individualismus vom Egoismus ab und letzteres ist es, das wir in den USA gerade vermehrt sehen. Das Argument, das alle anderen Argumente niedermacht, lautet mal wieder: Ich habe die richtige Religion, Du nicht. Insofern haben wir wirklich eine Situation wie in „Der Name der Rose“, die man geradezu sinnbildlich sehen kann: die Franziskaner und die Benediktiner stehen sich unversöhnlich gegenüber und diskutieren. Von dem Ausgang des Disputs hängt sehr viel ab, obwohl die meisten Menschen, die davon beeinträchtigt sein werden, weder daran beteiligt sind, noch eventuell überhaupt davon wissen. Und letzten Endes geht es nicht darum, eine wirkliche Diskussion zu führen, sondern um Dogmen zu verteidigen. Einen Inquisitor gibt es auch in Form des Supreme Courts, der ebenfalls einem Dogma folgt, das dem der einen Seite entspricht. Es gibt komplexe Probleme (in der Abtei die Mordserie), auf die einfache Lösungen gesucht und vermeintlich „gefunden“ werden.
Und wenn wir nicht aufpassen, dann wird dieser Dogmatismus wie in „Der Name der Rose“ dafür sorgen, dass am Ende die Welt in Flammen steht.
Interessant. So viele Gedanken. Und das alles wegen eines Buches, im wirklichen Sinne und im übertragenen.
Werbung: „Der Name der Rose“ bei AMAZON.de
Folgende Versionen der Geschichte „Der Name der Rose“ können bei AMAZON.de bestellt werden:
Die Geschichte ist vorbei. Das war’s. Aus. Ende. Basta. Amen. Ja, Amen im wahrsten Sinne des Wortes, ist man versucht zu sagen. Doch halt, so ganz endgültig ist es nicht vorbei. Zwar wurden die Rätsel gelöst und das Objekt der Begierde, das McGuffin des Romans gefunden, aber Eco wollte seine Leser nicht einfach so entlassen, ohne noch ein Nachwort zu verfassen. Schauen wir uns dieses mal an und schließen wir dann die Serie ab.
Der Epilog ist kein direkter Bestandteil der Handlung mehr. Adson gibt nur noch in kurzen Abhandlungen wieder, was nach dem Brand der Abtei geschah. Es gibt auch keine wörtliche Rede mehr, aber philosophische Gedanken. Wir erfahren, dass die Bibliothek drei Tage und Nächte brannte, bevor die Flammen nichts mehr zum Fressen fanden und verlöschten. William und Adson machen sich auf den Weg in Richtung Norden, aufgrund weiterer politischer Ereignisse gehen Sie nach München, wo sie sich trennen müssen. William gibt Adson die Augengläser, die Nicolas ihm geschliffen hat und die beiden gehen ihrer Wege. Adson weiß nicht, was aus William geworden ist. Er berichtet, dass er Jahre später nochmal am Ort der Abtei war und ihre Ruinen besichtigt habe, wo er tatsächlich noch Überreste von Pergamenten aus der Bibliothek fand. Er habe sie mitgenommen, bei genauerer Betrachtung jedoch festgestellt, dass es nur Fragmente sind, die ohne ihren Zusammenhang keinen Sinn ergeben. Damit, schreibt Adson, möchte er das Papier, das er vollgeschrieben hat, hinterlassen:
Ich gehe und hinterlasse dies Schreiben, ich weiß nicht, für wen, ich weiß auch nicht mehr, worüber.
Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Carl Hanser Verlag 2022, Seite 760
Damit ist die Geschichte wirklich beendet. Aber in der Neuauflage anlässlich des Jubiläums findet sich nun noch ein Nachwort mit dem Titel „Über die Lächerlichkeit und ihre Grenzen – Einige Gedanken zur Angst des Jorge von Burgos“ von Philipp Blom. Er teilt ein paar kluge Gedanken mit, dass einige Sachen sich nicht geändert haben, während andere das sehr wohl taten. Ein zweites Nachwort zeigt verschiedene Skizzen, die Eco angefertigt hat, vom Aussehen der Mönche angefangen bis zur Planung des Labyrinths der Bibliothek, wobei man die Stufen sehen kann, die der Autor genommen hat, bis er bei dem angekommen war, das wir nun auch im Roman finden.
In beiden Adaptionen ist das Nachwort in das Ende mit eingearbeitet. Im Film reiten William und Adson von der Abtei los, dabei begegnet ihnen nach ein paar Metern ein letztes Mal die Rose. Es wird kein Wort gesprochen, aber die Taten sprechen für sich: William reitet weiter, während die Rose Adsons Hand an ihre Wange hält. Doch er folgt schließlich seinem Meister und lässt das Mädchen zurück. Dann hören wir zum letzten Mal Adsons Stimme als alter Mann, der davon berichtet, dass er seine Entscheidung nie bereut habe. Auch hier erwähnt er, dass er in dem Moment, als er und William getrennte Wege gehen von jenem die Augengläser bekam. Dann gibt er aber doch noch zu, dass er nie aufgehört habe, an das Mädchen zu denken, doch:
Nie erfuhr ich, wer sie war, noch erfuhr ich je ihren Namen.
Andrew Birkin et al., nach Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Constantin Film 1986
Interessanterweise wird dann das letzte lateinische Zitat aus dem Roman eingeblendet, das allerdings unübersetzt bleibt:
Stat rosa pristinia nomine, nomina nuda tenemus.
Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Carl Hanser Verlag 2022, Seite 760
Übersetzt heißt das: „Von der einstigen Rose steht nur noch der Name, uns allen bleiben nur nackte Namen.“ Der Film endet dann mit der Musik von James Horner, die den Zuschauer und die Zuschauerin passend in den Alltag zurück entlässt.
In der Serie hat Adson von Anna erfahren, dass die Rose noch lebt. Natürlich sucht er sofort ihren Unterschlupf im Wald auf, doch dort ist sie nicht mehr. Sie hat auch das Gedichtbuch, das er ihr bei einer Gelegenheit mitgebracht hat, zurückgelassen. Dann kehrt Adson zur Abtei zurück und sammelt Überreste aus der Bibliothek zusammen, quasi wird also die Szene, die im Roman auch beschrieben ist, um ein paar Jahre nach vorne gezogen. Es kommt dann zu einer freundlichen Wiederholung der Szene vom Anfang der Serie, da William erneut fragt: „Warum folgst Du mir?“ Die beiden rekapitulieren die Ereignisse und William bringt das Zitat über die Rose. Adson erklärt, er werde nach Melk zurückkehren und in der dortigen Abtei sein Gelübde ablegen. Die beiden trennen sich an dieser Stelle, allerdings gibt William Adson nicht die Augengläser mit.
Okay, letzte Gedanken und Zusammenfassung: Dadurch, dass ich mich erneut sehr intensiv mit Ecos Werk auseinandersetzen durfte, wurde mir erneut vor Augen geführt, welche Arbeit darin steckt und welcher Detailreichtum. Von solchen scheinbaren Kleinigkeiten angefangen wie Salvatores falsches Latein, das aus dem „dritten Pferd“ den „dritten von Pferd“ macht und William so auf die richtige Spur bringt, bis hin zu der Ausarbeitung des Labyrinths der Bibliothek mit all ihren Sinnsprüchen und Buchstaben. Nicht zu vergessen die ganzen Anspielungen auf Namen, die ich hier nur gestreift habe. Nehmen wir als ein Beispiel, das ich gar nicht erwähnt habe, den Urheber all der Ereignisse: Der Name „Jorge von Burgos“ ist eine kaum versteckte Anspielung auf den argentinischen Schriftsteller und Bibliothekar Jorge Luis Borges, der einerseits als literarisches Genie galt, andererseits aber auch den Militärputsch in Argentinien von 1976 und die anschließende blutige Militärdiktatur unterstützte, was ihm – wohl nicht zu Unrecht – den Vorwurf einbrachte, ein Reaktionärer zu sein.
Auch die Idee, das zweite Buch der Poetik des Aristoteles in den Mittelpunkt zu stellen, fügt sich wunderbar in die philosophischen Gedanken ein. Eco hat zwar immer gesagt, der Ausgangspunkt um „Der Name der Rose“ zu schreiben sei sein Wunsch gewesen, einen Mönch zu vergiften, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Idee, genau dieses Buch zu nehmen, diesen Plan erst wirklich durchführbar machte. Eco hat Literaturwissenschaft studiert und daher ein profundes Wissen über literarische Werke. Dabei hat er sich im Roman auf eine wahre Begebenheit gestützt:
Sicher ist, dass Aristoteles vorgehabt hatte, in seiner Poetik nach der Tragödie und dem Epos – dem Inhalt des erhaltenen Textes – auch die Komödie zu behandeln, wie aus der Einleitung hervorgeht. Aber der Teil über die Komödie fehlt. Im allgemeinen wird angenommen, u. a. aufgrund der von Diogenes Laertius aufgestellten Liste der Werke von Aristoteles, in der zwei Bücher der Poetik erwähnt werden, dass Aristoteles dieses zweite Buch wirklich geschrieben hat, aber dass es im Lauf der Jahrhundert verlorengegangen ist.
Theo van Velthoven: „Zeichen, Wahrheit, Macht“ in Burkhart Kroeber (Hrsg.): „Zeichen in Umberto Ecos Roman ‚Der Name der Rose’“, dtv 1989, Seite 280 – 281
Gleichzeitig ist der Roman hochphilosophisch und berührt sehr viele Facetten von verschiedenen Themen. Da ist also diese Abtei, in der ein Konvent über die Armut Christi und die Armut der Kirche abgehalten werden soll, während es direkt unter besagter Abtei ein Dorf gibt, in der echte Menschen in echter Armut leben. Es geht um die Liebe, nicht nur im Bezug auf Adson und die Rose, sondern darüber hinaus, gerade was die Verhältnisse zwischen einigen der Brüder betrifft. Und es geht um Wahrheiten, Sicherheiten und Humor. Jorge von Burgos, der sich als göttliches Werkzeug sieht und selbst nicht einmal merkt, wie widersprüchlich seine „Wahrheit“ ist. Einerseits verteufelt er Adelmus, als ihm jener seine fleischlichen Verfehlungen beichtet, auf der anderen Seite schürt er aber Malachias‘ Eifersucht, damit dieser Severin erschlägt. Die Sicherheit, die diese Wahrheit geben soll, braucht aber auch die Furcht, die Furcht vor dem Teufel. Denn nur so hat man – in Jorges Augen – Sicherheit, wenn man genau weiß, wann man in den Himmel kommt oder in die Hölle. Das Lachen aber zerstört die Furcht und damit das, was Jorge die Sicherheit gibt. Erschreckenderweise ist folgender Absatz aus Kroebers Buch über die Hintergründe des Romans, obwohl er 1985 geschrieben und veröffentlicht wurde, ziemlich aktuell, sogar was das genannte Land – aber natürlich nicht nur dieses – betrifft:
Umberto Eco zeigt, wozu die Systeme der Sicherheit führen, seien sie national, kulturell oder kirchlich: Sie führen zum Tod, zum Mord im Namen der Wahrheit, die die Sicherheit des Systems bedroht, zur Zerstörung des ganzen Lebens. Unsere Zeit – gerade hier in Brasilien und in der brasilianischen Kirche – bestätigt zum Teil den sinisteren Charakter dieses Sicherheitsdenkens: Es legitimiert in fataler Weise die Unterdrückung und ist zwangsläufig intolerant; die Folgen sind das Leiden der Unterdrücker und das von ihnen erzeugte Leiden der anderen, das Reich der Freudlosigkeit und die Herrschaft der Ritter der schlimmen Nachricht.
Leonard Boff: „Die beiden Sackgassen des Bewahrens und des Erschaffens“ in Burkhart Kroeber (Hrsg.): „Zeichen in Umberto Ecos Roman ‚Der Name der Rose’“, dtv 1989, Seite 357
Wenn wir uns beispielsweise die Situation anschauen, die gerade in den USA herrscht, da hätte ein Jorge von Burgos seine wahre Freude dran. Vielleicht würde er sogar vor Freude lachen – was für ein Gedanke, was für eine Posse!
Was natürlich auch nochmal erwähnt werden muss, ist die Einbettung der Geschichte in einen historischen Kontext, den Eco sehr gut wiedergibt. Und wie wir schon gesehen haben, lässt er auch einige historisch verbürgte Figuren auftauchen, so den Mystiker Ubertin von Casale, der heftige Kritik an den Päpsten übte, Michael von Cesena, einem Ordensgeneral der Franziskaner, Bertrand del Poggetto, einem Kardinal, der in der fraglichen Zeit päpstlicher Legat für Norditalien war und last but not least Bernard Gui. Die Darstellung der Figuren mag historisch nicht immer ganz akkurat sein, aber darauf muss man sich als Leserin und Leser eines Romans einstellen. Schließlich will die Geschichte ja auch eine Botschaft rüberbringen. Wer es genau wissen will, sollte sich dann einem wissenschaftlichen Werk zuwenden.
Der Film beschränkt sich in seiner Umsetzung auf die Kernelemente des Romans und verschiebt die Ereignisse ein bisschen, um einen holliwoodesken Höhepunkt zu erklimmen. Immerhin, die Fragen der Armut werden beleuchtet und die merkwürdig zweifelhafte Rolle der Kirche, allerdings bleibt es bei ein paar plakativen Momenten. Zum Beispiel sehen wir, wie die Bauern den Zehnten abgeben und dafür von einem sichtlich genervten Mönch einen kurz dahingenölten Segensspruch erhalten. Oder wie die Dorfbevölkerung hilft, den Wagen der päpstlichen Delegation den Weg zur Abtei hochzuschieben, während die Angehörigen der päpstlichen Delegation in feine Kleider gehüllt gelangweilt aus dem Fenster schauen. Was die Tode betrifft, bleibt immerhin das Motiv, aber viel von Williams geistiger Arbeit geht verloren und der Umstand, dass er gleich zweimal durch Zufall etwas herausfindet, ist eigentlich genau das, was der Sherlock-Holmes-Autor Sir Arthur Conan Doyle in seinen Geschichten auf jeden Fall vermeiden wollte. Da William eine Pastiche auf Holmes ist, hätte hier etwas mehr Ehrgeiz seitens der Drehbuchautoren gut getan. Viele kleine Spuren und Hinweise gehen im Filmdrehbuch verloren, was sehr schade ist, aber wohl zeitlich nicht machbar. Dass aber bei Severins und Malachias‘ Tod nicht mal mehr von den Posaunen der Apokalypse die Rede ist, ist meiner Meinung nach ein Fehler im Skript. Für den Zuschauer, der den Roman nicht kennt, muss es sich so darstellen, dass die Mord nun völlig ausufern und keinen Schema mehr folgen. Aber genau das ist ja der Punkt: Sie haben nie einem Schema gefolgt – außer dass alle Vergifteten das gleiche Buch gelesen haben -, nur William glaubte, eins erkannt zu haben.
Trotzdem findet sich auch sehr viel gut umgesetztes in dem Film, die realistische Darstellung des Mittelalters zum Beispiel, oder Szenen, die zwar nicht wörtlich aus dem Buch stammen, aber etwas von dort auf andere Weise umsetzen. Insofern, das kann ich jetzt schon sagen, ist der Film in meinen Augen die stärkere Adaption von Ecos Werk. Es ist eben, wie es im Vorspann ja heißt, ein Palimpsest, eine Umarbeitung, bei der man das Original noch sehen kann.
Allerdings ist mir da noch etwas aufgefallen, das ich nicht ganz klären konnte. Ich habe erwähnt, dass ich den Film nicht in den Streamingdiensten fand, auf die ich Zugriff habe. Für diese Reihe habe ich daher eine DVD gekauft (übrigens hoffe ich, dass es eine Jubiläums-Blu-Ray des Films gibt, mit tonnenweise Zusatzmaterial und in neuer Abtastung), meine einzige Quelle. Die ist allerdings sehr eingeschränkt, denn komischerweise hat der Film nur eine deutsche, aber keine originale Tonspur und ich habe den Eindruck, dass mindestens eine Szene fehlt. Gleichzeitig kommen Szenen vor, von denen ich mir nicht sicher bin, ob diese in allen Versionen enthalten sind.
Welche Szene fehlt? Die Stelle, an der Gui den Scheiterhaufen von Remigius anzündet. Wir sehen, wie Salvatores Scheiterhaufen brennt, dann kommt es zur Störung durch den Klosterbrand. Anschließend wird gezeigt, was in der Bibliothek passiert und als zurück zu den Scheiterhaufen geschnitten wird, brennt der von Remigius schon lichterloh. Ich weiß, dass es hier eine Stelle gibt, an der Remigius zu lachen anfängt, da er sich Hoffnung macht, nun doch nicht verbrannt zu werden, worauf Bernard Gui persönlich sich eine Fackel schnappt und den Scheiterhaufen anzündet.
Was ist mit den Szenen, die mir unbekannt vorkommen? Zum einen ist das Adsons Besuch im Dorf, wo er sieht, unter welch katastrophalen Umständen die Rose lebt und zum anderen die Flucht von Ubertin, bei der dieser sich in einem Fass versteckt. Es ist gut möglich, dass diese Szenen in der Originalfassung drin waren, denn die Fassung, die ich immer wieder und wieder gesehen habe, war eine Aufnahme im Zweikanalton vom ZDF auf Videocassette. Vielleicht waren diese Szenen aus Zeitgründen da rausgeschnitten. Ja, ich habe den Film auch im Kino gesehen, aber ich kann mich nicht an jede Kleinigkeit erinnern.
Im Internet kursieren auch ein paar Schnittberichte, also scheint es nicht unüblich gewesen zu sein, den Film etwas zu kürzen. Warum in der DVD-Version aber die Stelle mit Remigius‘ Scheiterhaufen fehlt, ist mir nicht klar, vor allem, nachdem wir kurz zuvor gesehen haben, wie Salvatore schreiend verbrennt. Und ach ja, da ist noch was: Kann es sein, dass die Szene, in der Adson und die Rose Sex haben, in der Fernsehversion eingekürzt war?
Nun noch ein paar Worte zur Serie. Ich habe es schon gesagt, ich halte die Verfilmung für die stärkere Adaption und das hat sehr viel mit den Änderungen zu tun. Die Serie kreist da um zwei diametrale Gegensätze, einerseits sind ganze Passagen wortwörtlich aus dem Buch übernommen, andererseits wurde extrem weit von der Vorlage abgewichen. Die Hinzufügungen sind dabei leider nicht immer so geschickt, wie bei der Filmadaption. Teilweise zieht sich die Serie wirklich hin und dass Adson und die Rose sich regelmäßig sehen, passt irgendwie nicht zusammen. Noch dazu fällt dadurch, dass es kein Dorf am Fuß der Abtei gibt, der Gegensatz zwischen Arm und Reich weg, der im Film so gut herausgearbeitet wird und den Disput widerspiegelt, um den es geht. Man hat der Rose einen anderen Hintergrund gegeben, um eine Botschaft der heutigen Zeit unterbringen. Sie ist nun kein armes Mädchen aus dem Dorf mehr, sondern eine Kriegsflüchtige. Das passt natürlich ebenfalls gut rein, denn die normale Bevölkerung bekam auch damals ja immer nur die Auswirkungen der großen Politik zu spüren, ohne wirklich mitbestimmen zu können, was geschah. Aber die Rose als armes Mädchen in einem Dorf unterhalb der Abtei, während ganz bildlich gesprochen „die da oben“ in der Abtei über die Armut der Kirche diskutieren, sollte eben genau diesen Kontrast darstellen. Das führt dazu, dass sich die Handlung der Serie in meinen Augen zerfleddert, wo sie etwas mehr Fokus auf eine Sache gebraucht hätte.
Ein Gleichnis fiel mir ein, was die komplett hinzugefügten Handlungsstränge in der Serie betrifft: Nehmen wir mal den umgekehrten Fall an, ein Autor wird beauftragt, einen Roman zu einem dreistündigen Film zu schreiben. Da der Film aber so lang ist, will der Verlag, dass der Roman mindestens 700 Seiten lang ist. Also schreibt der Autor den Roman, macht gewisse Hinzufügungen, wie das bei Romanadaptionen von Filmen so üblich ist, stellt dann allerdings fest, dass er trotzdem nur auf 650 Seiten kommt. Also was tun? 50 Seiten sind nicht wenig. Als sucht der Autor eine Stelle im Skript auf und fügt einen Nebenplot dazu, der sich über 50 Seiten hinzieht. Das Problem ist nur: Egal, was der Autor schreibt, er muss am Ende des Nebenplots wieder den Ausgangspunkt erreicht haben, damit der Rest der Geschichte nicht gestört wird. Ich habe den Eindruck, dass etwas ähnliches bei der Serie getan wurde. Insofern wird bei mir immer noch die Filmadaption laufen, wenn mir der Sinn danach steht und nicht die Serienadaption.
Ich habe zwar gesagt, ich möchte selber keine Adaption schreiben, die sowieso nie umgesetzt wird, aber wie es so ist, ich kann meinem Gehirn nicht befehlen, sich keine Gedanken zu machen – und das hat es schon getan. Immerhin nur grob, aber wie könnte man eine Adaption mit dem Vorsatz angehen, den die Produzenten der Serie hatten? Denn es ging ihnen ja auch darum, die Rolle der Rose zu stärken und eine starke Frauenfigur (in Form von Fra Dolcinos Tochter Anna) einzuführen. Nun, da hätte man vielleicht einen Kontrast mit Rückblenden herausarbeiten können. Wir lassen das Kloster, wie es ist – eine Männergemeinschaft und keine Anna, die einen Bernard Gui mit dem Schwert bedroht. Aber immer, wenn Remigius zurückdenkt an seine Zeit bei Fra Dolcino kann man den Kontrast herausarbeiten: hier das strenge, geregelte Leben im Kloster unter Männern, dort eine gemischte Gemeinschaft aus Männern und Frauen, die sich diesen Regeln nicht unterwerfen wollen. Besonders gut könnte sowas funktionieren, wenn in der Gegenwart von den Mönchen von der Verderbtheit der Frauen gesprochen wird und Remigius sich an sein Leben bei den Dolcinianern erinnert, wo von Verderbtheit nichts zu sehen ist. Damit hätte man auch eine Motivation, warum Remigius heimlich Nachts Frauen in die Abtei schmuggeln lässt. Aber das ist nur ein Grundgedanke, denn müsste man ausführlich ausarbeiten, und das möchte ich nicht.
Übrigens hat sich auch die Serie noch eine künstlerische Freiheit mit Bernard Gui in diesem Zusammenhang herausgenommen. Es wird gezeigt, dass er der Inquisitor bei Fra Dolcino war, das stimmt allerdings nicht. Gui hat viele Urteile gesprochen, aber das Urteil gegen Dolcino war nicht von ihm.
Was ist aber nun mit meinem komischen Gefühl in Bezug auf das Ende mit den Scheiterhaufen? Das ist immer noch da. Das Problem ist, dass ich weder genau sagen kann, ob das Ende des Romans ohne Scheiterhaufen besser gewesen wäre, noch habe ich eine Alternative anzubieten, die einen ganz anderen Weg gegangen wäre. Diesmal aber wirklich. Ich akzeptiere es daher einfach mal als gegeben, auch weil mir vor allem bei der Filmadaption Remigius‘ dahingespucktes „Der Teufel, dem ich abschwöre, das seid Ihr, Bernardo Gui!“, hervorragend gesprochen von Helmut Qualtinger, so gut gefällt.
Das war es nun. Das waren meine Betrachtungen des Romans „Der Name der Rose“ und seiner Umsetzungen. Wie ging es aber denn nun aus, damals, als ich mich zum ersten Mal mit dem Werk beschäftigte? Ich schrieb den Artikel für die Schülerzeitung, er wurde veröffentlicht und das war’s. Keine Resonanz. Außerdem hatte ich mir den Roman nochmal erarbeitet, für den Fall, dass ich in die mündliche Deutschprüfung gehen müsste. Da musste man sich nämlich ein Thema heraussuchen und vorbereiten, so für den Fall der Fälle. Dazu kam es aber nicht, meine Note stand nicht so zweifelhaft, dass es nötig gewesen wäre, die mündliche Prüfung abzulegen. Also verschwand diese Ausarbeitung irgendwann, wie weiland das zweite Buch der Poetik des Aristoteles. Jetzt brauche ich eigentlich nur noch, so als letzte Verbeugung vor dem Roman, ein gutes Zitat zum Schluss. Und ich glaube, ich habe da eines, das passt:
Der Name der Rose wäre Rose, wenn es die Rose gäbe.
Augusto Abelaira: „Der Name der Rose wäre Rose, wenn es die Rose gäbe“ in Burkhart Kroeber (Hrsg.): „Zeichen in Umberto Ecos Roman ‚Der Name der Rose’“, dtv 1989, Seite 193
Quellenangaben
Giacomo Battiato et al., nach Umberto Eco: „Der Name der Rose“, 11 Marzo Film
Andrew Birkin et al., nach Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Constantin Film 1986
Sir Arthur Conan Doyle: „Sherlock Holmes – Eine Studie in Scharlachrot“, Lizenzausgabe des Kein & Aber Verlags 2005
Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Carl Hanser Verlag 2022
Burkhart Kroeber (Hrsg.): „Zeichen in Umberto Ecos Roman ‚Der Name der Rose’“, dtv 1989
diverse Autoren: „Die Bibel – Neues Testament“
diverse Autoren: „Der Name der Rose – Pressebuch mit Informationen zum Film“, Constantin Film Presseabteilung 1986
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Bei AMAZON können folgende Versionen von „Der Name der Rose“ direkt bestellt werden:
Die Serie „Der Name der Rose“ bemüht sich stark, jede Folge mit einem Cliffhanger abzuschließen und zieht deshalb an manchen Stellen die Handlung etwas arg in die Länge. Wenn man sich das ganze genau betrachtet, hat aber Eco selbst schon Cliffhanger in die Handlung installiert, besonders an den letzten Tagen. So auch hier: Der sechste Tag endet direkt dann, als William und Adson endlich ins Finis Africae eindringen. Und genau hier nimmt der siebte Tag die Handlung wieder auf.
Adson beschreibt uns kurz den Raum, nur um sogleich darauf zu kommen, dass da im Dunkeln jemand sitzt, der ihn und William zu erwarten scheint. Der scharfsinnige William enttäuscht indessen auch jetzt nicht, noch bevor das Licht der Lampe, die Adson hält, den Unbekannten anstrahlen kann, spricht ihn der alte Franziskaner an:
„Guten Abend, ehrwürdiger Jorge. Hast Du uns schon erwartet?“
Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Carl Hanser Verlag 2022, Seite 705
Tatsächlich ist es Jorge von Burgos, der schon den ganzen Tag darauf wartet, dass William herkommt. Jener deduziert, dass die Geräusche, die er und Adson beim Betreten des Aedificiums gehört haben, vom Abt stammen müssen. Jorge gibt zu, dass er den Abt in einen Geheimgang gelockt hat, mit dem man schneller ins Finis Africae gelangen kann. Die Mechanismen, um die geheimen Türen zu bewegen, befinden sich hier und nachdem der blinde Mönch hörte, dass jemand den Geheimgang betreten hat, zog er an den Seilen dieser Mechaniken. Die Seile rissen und verschlossen die Geheimtüren, so dass der Abt nun eingesperrt zwischen zweien in der Falle sitzt. Nicht mehr lange und er wird erstickt sein. Der Abt war nicht mehr nützlich, da er durch die Nachforschungen von William daraufgekommen war, was wirklich in der Abtei los ist: Jorge ist der geheimnisvolle Bibliothekar, der statt Alinardus den Posten bekommen hatte. Doch seine zunehmende Erblindung verhinderten seine weitere Tätigkeit (wie Alinardus kichernd meinte, sein Gegner sei von Gott „ins Reich der Dunkelheit“ abberufen worden), also sorgte er dafür, dass er Kontrolle über die Abtei und die Bibliothek erlangte, indem er Leute, die ihm gehorchten an die richtigen Stellen setzen ließ. Er sorgte dafür, dass Abbo entgegen den Gepflogenheiten zum Abt gewählt wurde und auch dafür, dass der einfältige Malachias Bibliothekar wurde, obwohl er keine Fremdsprachen beherrschte. Und so fällt alles an seinen Platz: Das geheimnisvolle Buch, von dem gleich noch mehr die Rede sein wird, betrachtet Jorge als bedrohlich. Aber dann prahlte Berengar damit, dass er dem wissbegierigen Adelmus dieses Buch besorgen kann. Dafür verlangte Berengar von Adelmus die Erfüllung der fleischlichen Lust. Von seinem Gewissen geplagt stürzte sich Adelmus von der Mauer, nachdem er die Anweisung, wie man an das Buch kommt, an Venatius weitergegeben hatte. Venantius wurde wegen des Buches vergiftet und von Berengar in den Schweineblutbottich gesteckt, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Dann starb Berengar selbst, ebenfalls vergiftet.
Als Jorge mitbekam, dass Severin das Buch gefunden hatte, sprach er mit seinem Handlanger Malachias, der ebenfalls ein Verhältnis mit Berengar hatte. Er erzählte ihm, dass Severin das Buch hatte, weil Berengar es ihm für gewisse Dienste versprochen hatte. Rasend vor Eifersucht ging Malachias zu Severin und erschlug ihn. Doch entgegen der Anweisung, das Buch sofort ins Finis Africae zu bringen, behielt Malachias es erstmal für sich – deswegen musste auch er sterben. Nachdem William Jorge auch noch beschreibt, um welches Buch es sich handelt und dass es aus einem speziellen Leinenpapier hergestellt sei (das aus Spanien stammt, genauer gesagt, aus der Nähe von Jorges Herkunftsort Burgos, was ein weiterer Hinweis auf den Blinden als Urheber der ganzen Geschichten war), ist Jorge so beeindruckt, dass er William das Buch zum Lesen überlässt. Es handelt sich um das vermutlich letzte Exemplar des zweiten Buches der Poetik des Aristoteles, von dem Jorge behauptet hatte, es sei nie geschrieben worden. William beginnt zu lesen:
Im ersten Buch haben wir die Tragödie behandelt und dargelegt, wie sie durch Erweckung von Mitleid und Furcht eine Reinigung von ebendiesen Gefühlen bewirkt. Hier wollen wir nun, wie versprochen, die Komödie behandeln (nebst der Satire und dem Mimus) und darlegen, wie sie durch Erweckung von Vergnügen am Lächerlichen zu einer Reinigung von ebendieser Leidenschaft führt. Inwiefern diese Leidenschaft der Beachtung wert ist, haben wir schon im Buch über die Seele gezeigt, insofern nämlich der Mensch als Einziges aller Lebewesen zum Lachen fähig ist.
Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Carl Hanser Verlag 2022, Seite 712
Doch William kommt beim Lesen nicht sehr weit, denn die Seiten des Buches kleben oben und am Beschnitt zusammen, so als ob jemand eine feuchte Masse darauf verteilt hätte. William weiß auch was: Das Gift, das aus Severins Labor gestohlen wurde. Jeder, der das Buch liest und sich beim Lesen unwillkürlich den Finger anfeuchtet, um die Seiten blättern zu können, würde langsam aber sicher Gift aufnehmen, bis er genug geschluckt hat, um daran zu sterben. Nun trägt William auch zusammen, dass es gar keinen Plan gab, die Morde entsprechend der Apokalypse zu begehen, die Umstände der Tode waren allesamt Zufall. Lediglich bei Malachias stimmt das nicht ganz, nachdem Jorge gehört hatte, dass es selbst William logisch erschien, dass der Mörder die Toten nach den Posaunen der Offenbarung drapierte, sagte der Blinde zu seinem Bibliothekar, er dürfe das Buch auf keinen Fall lesen, denn es habe die Kraft von tausend Skorpionen. Mittlerweile war er selbst überzeugt, dass eine göttliche Fügung im Spiel war.
Aber warum dieses Buch? Weil es von Aristoteles, dem Philosophen ist, das Lachen zu etwas Hohem erhebt und die Weltordnung nach Jorges Meinung in Gefahr bringt. Wer lacht und deswegen keine Angst mehr vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr. Das Lachen müsse ausgemerzt werden, wenn es sein muss, auch zusammen mit dem Menschen, der lacht. William nennt Jorge darauf einen Teufel:
„Man hat Dich belogen, der Teufel ist nicht der Fürst der Materie, der Teufel ist die Anmaßung eines Geistes, der Glaube ohne ein Lächeln, die Wahrheit, die niemals vom Zweifel erfasst wird.“
Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Carl Hanser Verlag 2022, Seite 727
Es kommt zu einem intellektuellen Kräftemessen zwischen den beiden, doch jede Einlassung von Jorge wird von William klug beantwortet. Jorge nimmt dann das Buch an sich, fängt an, die Seiten zu zerreißen und sich in den Mund zu stecken, womit er wiederum der Apokalypse folgt:
Und ich ging zu dem Engel und bat ihn, mir das kleine Buch zu geben. Er sagte zu mir: Nimm und iss es! In deinem Magen wird es bitter sein, in deinem Mund aber süß wie Honig. Da nahm ich das kleine Buch aus der Hand des Engels und aß es. In meinem Mund war es süß wie Honig. Als ich es aber gegessen hatte, wurde mein Magen bitter.
Die Bibel – Das neue Testament: Die Offenbarung des Johannes, Kapitel 10, Vers 9 und 10
William versucht, ihn daran zu hindern, doch da löscht Jorge die Lampe und will die beiden Mönche im Finis Africae einsperren. Sie finden jedoch auch im Dunkeln die Tür zum Spiegel und schaffen es, diese offen zu halten. Adson entzündet seine Lampe von neuen und beide verfolgen Jorge. Als sie ihn stellen, schlägt er Adson die Lampe aus der Hand, die in einen Bücherstapel fällt und diesen entzündet. Der Brand greift schnell um sich. Jorge wirft die Überreste des Buches in die Flammen, um kurz darauf selbst hinein zu stürzen. Die Flammen eilen von Raum zu Raum. William und Adson alarmieren die anderen Mönche mit der Glocke der Kirche, doch es kommt zur Katastrophe. Nicht nur brennt die Bibliothek nieder, es kommt auch noch zum Funkenflug, der sehr schnell die ganze Abtei erfasst. Als klar ist, dass sich nichts mehr retten lässt, philosophiert William über den Antichrist:
„Der Antichrist entspringt eher aus der Frömmigkeit selbst, aus der fanatischen Liebe zu Gott oder zur Wahrheit, so, wie der Häretiker aus dem Heiligen und der Besessene aus dem Seher entspringen. Fürchte die Wahrheitspropheten, Adson, und fürchte vor allem jene, die bereit sind, für die Wahrheit zu sterben: Gewöhnlich lassen sie viele andere mit sich sterben, oft bereits vor sich, manchmal für sich.“
Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Carl Hanser Verlag 2022, Seite 748
Dann versucht Adson, seinen Meister aufzumuntern, denn immerhin ist er ja Jorge auf die Schliche gekommen, während ein Gebäude der Abtei nach dem anderen in sich zusammenstürzt. Dann beschließen die beiden, dass es Zeit wird zu gehen. Damit endet der erzählerische Teil des Romans.
Kommen wir zuerst zu den Dingen, die in die Adaptionen übernommen wurden: Der Täter natürlich und das Motiv. Im Film ist die Szene im Finis Africae etwas kürzer gehalten, zum Beispiel fehlt ein ganzer Absatz, in dem William seinem Ärger über Jorges Arroganz Luft macht, indem er sich laut ausmalt, den Blinden nackt auszuziehen und mit Hahnenfedern im Hintern über den Klosterhof zu jagen, damit keiner mehr Angst vor ihm hat, sondern über ihn lacht. Viele kleine Details fehlen, der Hinweis auf das Papier beispielsweise oder dass das Buch eine Zusammenfügung mehrerer Bücher ist (und was ich bisher nicht erwähnt habe: der Geheimraum wird auch nicht „Finis Africae“ genannt). Es werden sogar die Tode von Severin und Malachias gar nicht mehr mit der Apokalypse in Verbindung gebracht. Zwar wird auch im Film Severin mit einer Amillarsphäre erschlagen, aber auf die Tatwaffe wird weiter nicht eingegangen; warum Malachias im Sterben von tausend Skorpionen spricht, wird auch nicht erklärt. Auch ist der Abt nicht in die Szene einbezogen, er verschwindet irgendwie aus der Geschichte. Jorge erwähnt zwar, dass es Geheimgänge gibt, aber dort hat er niemanden eingesperrt. Die Bibliothek gerät auf die gleiche Weise wie im Roman in Brand, allerdings bleibt William zunächst zurück, um stapelweise Bücher herauszuschleppen.
In der Serie hat man sehr viel aus dem Roman übernommen, auch Williams schon erwähnte Rede, wie er Jorge gerne lächerlich machen würde. Jorge hat auch hier die Mechanik der Geheimtüren für den Gang versperrt, durch den der Abt ins Finis Africae kommen wollte. Wir sehen in einer Szene, wie die Lampe des Abtes langsam ausgeht, vermutlich aus Sauerstoffmangel. Wieder gerät die Bibliothek aus dem gleichen Grund wie im Roman in Brand.
Und damit zu den Ergänzungen in beiden Adaptionen: dem Countdown. Im Film befiehlt Bernard Gui, die Scheiterhaufen zu errichten und während Adson und William in der Bibliothek zugange sind, werden die Gefangenen herausgeführt, wobei sich gleichzeitig die Bevölkerung des Dorfes versammelt. Die Delinquenten werden an Pfähle auf den Scheiterhaufen gefesselt und jeder gefragt, ob er oder sie dem Teufel abschwört und Jesus Christus als den Herrn und Heiland anerkennt, worauf Remigius meint:
Der Teufel, dem ich abschwöre, das seid Ihr, Bernardo Gui!
Andrew Birkin et al., nach Umberto Eco: „Der Name der Rose“, Constantin Film 1986
Salvatore selbst ist durch die Folter so gebrochen, dass er ein Kinderlied vor sich hersingt, während die Rose schon bewusstlos ist. Dann wird der Scheiterhaufen von Salvatore entzündet, der schreiend verbrennt. Als Remigius an der Reihe ist, platzen die Fenster des Aedificiums durch das Feuer, das die Bibliothek erfasst hat. Die Mönche rennen davon, um zu löschen und die Dorfbevölkerung kommt bedrohlich nahe. Remigius fühlt sich schon sicher, doch Bernard Gui sorgt höchstpersönlich dafür, dass auch sein Scheiterhaufen brennt. Bevor er den von der Rose anzünden kann, dringen die Dorfbewohner auf ihn ein und er bringt sich in Sicherheit.
Gleichzeitig kommt ein wütender Adson aus der Bibliothek, der sieht, wie Gui zu flüchten versucht. Er versucht, ihn aufzuhalten (dabei redet er unaufhörlich auf Gui ein, dass William den wahren Mörder gefunden habe und Gui vor den Papst und auf den Scheiterhaufen kommen würde), doch als er das Fallgitter der Hauptpforte schließen will, klemmt dieses gerade lang genug, dass der Wagen von Gui noch durchkommt. Dann fällt es herunter und Adson kann Gui nicht mehr folgen. Auf dem Weg wird der Inquisitor aber schon von den Dorfbewohnern erwartet, die Guis Wagen umstürzen, so dass die Karosse einen Abhang herunterstürzt. Dabei zerbricht der Rahmen, Gui fällt heraus, wird von einem seiner eigenen Foltergeräte aufgespießt und stirbt. Adson kehrt zum Aedificium zurück, wo William gerade zur Tür herausgestolpert kommt. Erleichtert und hocherfreut fällt der Novize seinem Meister in die Arme.
In der Serie lässt Gui die Scheiterhaufen heimlich vorbereiten, während er alle in der Kirche wähnt. Parallel zu den Ereignissen im Finis Africae werden die Gefangenen herausgeführt, doch da greift Anna ein. Sie hält Gui ein Schwert an die Kehle und gibt sich als Tochter von Fra Dolcino zu erkennen. Sie schafft es, die Rose freizupressen, ist jedoch abgelenkt, als bemerkt wird, dass die Bibliothek in Flammen steht. Eine Wache spießt Anna auf. Die verbliebenen Gefangenen werden ihrer Fesseln entledigt, um beim Löschen helfen zu können. Gui nutzt das Chaos, um mit seiner Eskorte wegzufahren und die Abtei sich selbst zu überlassen. Remigius geht in das Feuer, obwohl Salvatore versucht, ihn davon abzuhalten. Er bleibt jedoch mit Absicht im Gebäude und wird schließlich unter brennenden Balken begraben. Adson kann mit der sterbenden Anna sprechen, die ihm sagt, dass die Rose entkommen konnte. Auch hier philosophiert William über den Antichrist und die Frömmigkeit.
Zum Film muss man sagen, dass das Ende natürlich sehr holliwoodesk ist. Der Bösewicht – Bernard Gui – bekommt seine „gerechte“ Strafe, in dem er ironischerweise von einem eigenen Folterinstrument getötet wird. Da dieser Gui sowieso nur ein verzerrtes Bild des Originals ist, passt dieses Ende zwar, aber es ist absolut nicht korrekt. 930 Urteile gegen Ketzer hat der echte Gui in seiner gesamten Amtszeit ausgesprochen, bevor er im Jahr 1331, also vier Jahre nach den Ereignissen des Romans, in seiner bischöflichen Residenz starb.
Die Serie bleibt da näher an der Realität, da auch hier Gui verschwindet. Beide Adaptionen haben gemein, dass die Rose entkommen kann. Warum Remigius in die brennende Bibliothek rennt, ist nicht ganz klar, möglicherweise möchte er doch, dass das Urteil an ihm vollstreckt wird. Salvatore bleibt vor der Tür stehen, was aus ihm wird, erfahren wir in der Serie nicht. Aber ich glaube, dass die Serienautoren noch ein kleines Osterei in die letzten Szenen eingefügt haben. Ich kann es aber nicht mit Sicherheit sagen, da das, was ich vermute, nicht explizit ausgesprochen wird. Worum geht es? Alinardus kommt in der Serie ebenfalls herbeigeeilt, als die Bibliothek brennt. Zu diesem Zeitpunkt hat das Feuer allerdings schon auf die ganze Abtei übergegriffen und ein brennendes Pferd kommt angerannt und überrennt ihn. Da bei der sechsten Posaune von Pferden, die Feuer speien, die Rede ist und außerdem William es für möglich hielt, dass der nächste Tote bei oder in den Pferdeställen gefunden wird, habe ich den Verdacht, dass dieses Ende für Alinardus, von dem ja der Hinweis auf die Apokalypse von Anfang an kam, von den Autoren mit Absicht gewählt wurde. Aber das ist eben nur meine Vermutung. Außerdem muss ich bei den Autoren Abbitte leisten, da ich nicht mehr im Kopf hatte, dass tatsächlich auch Malachias und Berengar ein Verhältnis miteinander hatten und ich innerhalb dieser Reihe zuerst vermutete, das sei für die Serie hinzugefügt worden. Dem ist nicht so, tatsächlich spielt Malachias‘ Eifersucht für den Tod von Severin ja auch im Roman eine wesentliche Rolle. Lediglich die Szenen in der Serie, in der das Verhältnis von Malachias und Berengar deutlich zum Ausdruck kommt, wurden hinzugefügt, im Roman wird lediglich erwähnt, dass es ein Verhältnis gab. Ich muss hier allerdings sagen, dass diese neuen Szenen in den Kontext der Geschichte passen, sehr viel besser als andere Einfügungen.
Was allerdings bleibt, ist das Problem, dass die Handlung der Ereignisse des letzten Kapitels in der Serie sehr gestreckt wirkt. Der Film muss sein Finale voranbringen, deswegen ist alles sehr dynamisch, die Serie lässt sich wieder Zeit. Ich bin auch noch immer zu keinem Urteil über den Countdown mit dem Verbrennen der drei Delinquenten gekommen. Ich habe immer noch ein merkwürdiges Gefühl dabei. Hätte eine Adaption wirklich so viel verloren, wenn man da näher am Original geblieben wäre? Was den Film betrifft, kommt es in dem Teil, den ich dem Epilog zuordnen würde, noch zu einer Szene, die nicht möglich gewesen wäre, hätte Gui seine Gefangenen mit nach Avignon genommen. Aber das schauen wir uns im Epilog selber an, wo ich die ganze Geschichte nochmal durchleuchte und letzte Zusammenhänge zu klären versuche.
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